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Als deutscher Panzersoldat 1941-1945 in Afrika, in der Normandie und in den Ardennen - Zwei Rezensionen

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Sagt mir, wo die Soldaten sind, wo sind sie geblieben? Reviewed in Germany on 5 December 2008 Wie sah der Kriegsalltag einer Panzerspäheinheit des Afrikakorps Das Afrikakorps in Original-Farbfotografien: In Original-Farbfotografien aus? Bisher kannte ich das nur aus den Erzählungen des Großvaters (soweit er sich eben an die Schilderungen meines 1945 gefallenen Vaters erinnerte). Aber jetzt dieses Buch! Diese Rezension könnte nicht geschrieben werden, wenn nicht in der Abenddämmerung des 3. März 1943 in einem Gebirgstal Tunesiens zwei Soldaten der Panzer-Späh-Kompanie 220 (164. Leichte Afrika-Division) des Afrikakorps ihren schwerverwundeten 22-jährigen Leutnant (meinen Vater) bei einem Einsatz im gegnerischen Hinterland aus dem brennenden Panzerspähwagen herausgeholt und ihn versteckt und nachts weitergeschleppt hätten, ungeachtet seiner Aufforderung, ihn doch liegen und sterben zu lassen, was auch für die zwei viel einfacher und ohne Zeugen gewesen wäre. Soldaten der Sondereinheit "Brandenburger", siehe Deutsche Kommandotrupps 1939-1945: 'Brandenburger' und Abwehr im weltweiten Einsatz , forderten dann einen Senkrechtstarter [Hubschrauber-Vorläufer] an, mit der mein Vater über die Hauptkampflinie hinweg nach Tunis gebracht wurde (später dann weiter mit einem der letzten Flugzeuge, die noch Neapel erreichten). Nebenbei: Die oben genannten Soldaten haben, als die Reste des Afrikakorps bei Tunis kapitulierten, siehe Mit Rommel in der Wüste. Kampf und Untergang des Deutschen Afrika-Korps 1941-1943 , sich nicht gefangen nehmen lassen, sondern Telegrafenstangen abgesägt und zusammengebunden, sich dem Mittelmeer anvertraut und mit diesem Floß tatsächlich die italienische Insel Lampedusa erreicht. Sie, die Panzerspähkompanie 220, hatte sich in voller Kompaniestärke fotografieren lassen, ehe sie nach Tunesien geflogen worden sind. Alles blutjunge Männer und Offiziere.-Als ich (geboren im Mai 1944) versuchte, nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 die Namen der Männer herauszufinden, die meinem Vater das Leben gerettet hatten, wandte ich mich hilfesuchend an den Traditionsverband des Deutschen Afrika-Korps. Es stellte sich heraus, daß von der gesamten Panzerspähkompanie 220 nur ein einziger Mann den gesamten Krieg überlebt hatte, der Meldefahrer zum übergeordneten Stab,
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Als deutscher Panzersoldat 1941-1945 in Afrika, in
der Normandie und in den Ardennen
Zwei Rezensionen der Bücher von Otto Henning
Volkmar Weiss
Otto Henning: Als Panzerschütze beim Deutschen Afrikakorps 1941-
1943: Ein 17-jähriger Kriegsfreiwilliger in der Aufklärungs-Kompanie
(mot.) 580. Flechsig 2008, 254 Seiten
Sagt mir, wo die Soldaten sind, wo sind sie geblieben?
Reviewed in Germany on 5 December 2008
Wie sah der Kriegsalltag einer Panzerspäheinheit des Afrikakorps Das Afrikakorps in
Original-Farbfotografien: In Original-Farbfotografien aus? Bisher kannte ich das nur
aus den Erzählungen des Großvaters (soweit er sich eben an die Schilderungen
meines 1945 gefallenen Vaters erinnerte). Aber jetzt dieses Buch!
Diese Rezension könnte nicht geschrieben werden, wenn nicht in der
Abenddämmerung des 3. März 1943 in einem Gebirgstal Tunesiens zwei Soldaten der
Panzer-Späh-Kompanie 220 (164. Leichte Afrika-Division) des Afrikakorps ihren
schwerverwundeten 22-jährigen Leutnant (meinen Vater) bei einem Einsatz im
gegnerischen Hinterland aus dem brennenden Panzerspähwagen herausgeholt und ihn
versteckt und nachts weitergeschleppt hätten, ungeachtet seiner Aufforderung, ihn
doch liegen und sterben zu lassen, was auch für die zwei viel einfacher und ohne
Zeugen gewesen wäre. Soldaten der Sondereinheit "Brandenburger", siehe Deutsche
Kommandotrupps 1939 -1945: 'Brandenburger' und Abwehr im weltweiten Einsatz ,
forderten dann einen Senkrechtstarter [Hubschrauber Vorläufer] an, mit der mein
Vater über die Hauptkampflinie hinweg nach Tunis gebracht wurde (später dann weiter
mit einem der letzten Flugzeuge, die noch Neapel erreichten).
Nebenbei: Die oben genannten Soldaten haben, als die Reste des Afrikakorps bei
Tunis kapitulierten, siehe Mit Rommel in der Wüste. Kampf und Untergang des
Deutschen Afrika-Korps 1941-1943 , sich nicht gefangen nehmen lassen, sondern
Telegrafenstangen abgesägt und zusammengebunden, sich dem Mittelmeer anvertraut
und mit diesem Floß tatsächlich die italienische Insel Lampedusa erreicht.
Sie, die Panzerspähkompanie 220, hatte sich in voller Kompaniestärke fotografieren
lassen, ehe sie nach Tunesien geflogen worden sind. Alles blutjunge Männer und
Offiziere. - Als ich (geboren im Mai 1944) versuchte, nach der deutschen
Wiedervereinigung 1990 die Namen der Männer herauszufinden, die meinem Vater das
Leben gerettet hatten, wandte ich mich hilfesuchend an den Traditionsverband des
Deutschen Afrika-Korps. Es stellte sich heraus, daß von der gesamten
Panzerspähkompanie 220 nur ein einziger Mann den gesamten Krieg überlebt hatte,
der Meldefahrer zum übergeordneten Stab, der mir aber, was die gesuchten Namen
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anbetraf, auch nicht weiter helfen konnte. Ich habe mit ihm telefoniert: "Ja, die waren ja
ständig in gefährlichen Einsätze, oft richtige Himmelfahrtkommandos. Früher oder
später hat es da jeden erwischt," erfuhr ich nur. - Es sind diese ständigen gefährlichen
Einsätze, diese sich wiederholenden Himmelfahrtkommandos, die den Kern des hier
besprochenen Buches bilden.
Otto Henning hatte Glück. Kurze Zeit vor dem völligen Zusammenbruch der deutsch-
italienischen Front in Tunesien durfte er ganz regulär zu einem Urlaub nach
Deutschland ausfliegen. 1944/45 waren er und mein Vater dann wieder bei der
gleichen Truppe, aber das ist ein anderes spannendes Buch, siehe Als Panzer- und
Spähtruppführer in der Panzer-Lehr-Division 1943-1945: Bei der Pz.-Aufkl.-Lehr-Abt.
130 in Ungarn, der Normandie und in den Ardennen .
Wenn ich bisher noch niemanden gefunden hatte, der mir schildern konnte, wie der
Alltag und die Einsätze einer Panzerspäheinheit in Nordafrika aussahen, so verschafft
mir und den späteren Generationen dieses Buch von Henning einen lebendigen
Eindruck, für den ich ich dem Verfasser dankbar bin. Das Buch ist aus der Perpektive
eines sehr jungen Soldaten geschrieben, der über die Hintergründe der Ereignisse
wenig Bescheid weiß und sich wenig Gedanken darüber macht. Überleben in diesen
Kämpfen war eben erst einmal alles.
Otto Henning: Als Panzer- und Spähtruppführer in der Panzer-Lehr-
Division 1943-1945: Bei der Pz.-Aufkl.-Lehr-Abt. 130 in Ungarn, der
Normanie und in den Ardennen. Flechsig 2006, 264 Seiten
Kampf bis zum bitteren Ende
Reviewed in Germany on 4 December 2008
Wie der Verfasser, so war mein Vater bei einer Panzerspäheinheit des Afrika-Korps
und - nachdem er von einer schweren Verwundung genesen war - Angehöriger der
Panzer-Lehr-Division. Allerdings nicht bei der Panzeraufklärer-Lehr-Abteilung 130,
sondern bei der Panzerjäger-Lehr-Abteilung 130. Auch nach verlustreichen Kämpfen
wurde diese Einheit ständig mit den neuesten Waffentypen nachgerüstet.
Neugierig war ich vor allem deshalb, weil ich hoffte, von Otto Henning aus diesem Buch
etwas über die Ardennenoffensive und über den letzten Kampfeinsatz meines Vaters
beim Ausbruchsversuch aus dem Ruhrkessel bei Winterberg zu erfahren. Ritgen
schreibt in seinem dokumentarischen Buch Die Geschichte der Panzer- Lehr- Division
im Westen 1944-1945 (auf. S. 296) - auf das sich Henning leider an keiner Stelle
bezieht: "Am 30. März traf eine Kampfgruppe ein, die aus einsatzbereit gewordenen
Teilen der Panzer-Lehr-Divison gebildet worden war. ... Etwas später traf Panzerjäger-
Lehr-Abteilung 130 mit 18 fabrikneuen Panzerjägern IV ein. (Es war mein Vater mit
seinen Männern, der diese neuen Panzer aus der Fabrik abgeholt hatte, wie
Oberleutnant Dilg im Beleidsschreiben an meine Mutter bestätigt hat.) ... Am Abend
erschien die Panzeraufklärungs-Lehr-Abteilung 130 (also die Einheit, bei der Otto
Henning stand)." Am 31. März griff die Division an (laut Heeresbericht der letzte
schulmäßig vorgetragene Angriff einer deutschen Division in Gefechtsstärke). Der
Kessel konnte aber nur kurzzeitig aufgebrochen werden. - Henning reflektiert in seinem
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Buch aus der Sicht des einfachen Soldaten, der er war, auf das Gerücht vom
erfolgreichen Durchbruch, ohne etwas Genaueres zu erfahren.
Mein Vater wurde bei den folgenden Kämpfen in den Wäldern am Kahlen Asten schwer
verwundet und starb an den Folgen dieser Verwundung am 27. April 1945.
Wenn ich bisher noch niemanden gefunden hatte, der mir schildern konnte, wie der
Alltag und die Einsätze einer Panzerspäheinheit aussahen, so verschaffen mir und den
späteren Generationen die Bücher von Henning, insbesondere auch sein erstes über
Afrika Als Panzerschütze beim Deutschen Afrika Korps 1941-1943: Ein 17-jähriger
Kriegsfreiwilliger in der Aufklärungs-Kompanie (mot.) 580, einen lebendigen Eindruck
von dem, wie es gewesen ist, aus der Sicht eines sehr jungen Soldaten, der das große
Glück hatte, unmittelbar an der Seite des erfahrenen Ritterkreuzträgers Oberfeldwebel
Otto Keichel (einem der 18 Ritterkreuzträger dieser Division) zu kämpfen und nie
ernstlich verwundet zu werden.
Die erfolgreiche Flucht aus französischer Gefangenschaft ist noch eine spannende
Zugabe.
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