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Weaning in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation – Ergebnisse der „WennFrüh“-Studie der Deutschen Gesellschaft für NeurorehabilitationWeaning in neurological and neurosurgical early rehabilitation—Results from the “WennFrüh” study of the German Society for Neurorehabilitation

Authors:
  • Deutsche Interdisziplinäe Gesellschaft für Außerklinische Beatmung

Abstract

Zusammenfassung Neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitanden sind klinisch oft so schwer betroffen, dass sie neben der frührehabilitativen Behandlung auch von der mechanischen Beatmung entwöhnt werden müssen. In einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation (DGNR) wurden neurologische Weaningzentren gebeten, Informationen zu Strukturmerkmalen ihrer Einrichtung, ihrer personellen und apparativen Ausstattung sowie basierend auf anonymen Daten zu Fallzahl und Behandlungsergebnis zur Verfügung zu stellen. Es nahmen 36 Weaningeinheiten aus 11 Bundesländern mit insgesamt 496 Betten teil. Von 2516 erfassten Weaningfällen im Jahr 2019 wurden 2097 (83,3 %) primär erfolgreich entwöhnt und nur 120 (4,8 %) mussten mit Heimbeatmung entlassen werden. Die Mortalität in dieser Stichprobe lag bei 11,0 % ( n = 276). Die Erhebung zeigt, dass das prolongierte Weaning in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation ein wichtiger und erfolgreicher Bestandteil der Versorgung schwerstkranker Patienten darstellt.
Der Nervenarzt
Originalien
Nervenarzt
https://doi.org/10.1007/s00115-020-00976-z
© Der/die Autor(en) 2020
Jens D. Rollnik1·JanBrocke
2· Anna Gorsler3·MartinGroß
4· Michael Hartwich5·
Marcus Pohl6· Tobias Schmidt-Wilcke7,8 · Thomas Platz9,10
1Institut für neurorehabilitat ive Forschung (InFo), Assoziiertes Institut der Medizi nischen Hochschule
Hannover (MHH), BDH-Klinik Hessisch Oldendorf gGmbH, Hessisch Oldendorf, Deutschland
2Frührehabilitation& Neurointensivmedizin,Neurologisches Zentrum, Segeberger Kliniken GmbH, Bad
Segeberg, Deutschland
3Fachkrankenhaus für Neurologische Frührehabilitation, Kliniken Beelitz GmbH, Beelitz, Deutschland
4Klinik für Neurologische Intensivmedizin und Frührehabilitation, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg,
Medizinischer Campus Universität Oldenburg, Oldenburg, Deutschland
5Akutklinik für Neurologische Frührehabilit ation,Asklepios Schlossberg Klinik Bad König, Bad König,
Deutschland
6Fachklinik für Neurologisch-NeurochirurgischeRehabilitation, VAMED Klinik Schloss Pulsnitz GmbH,
Pulsnitz, Deutschland
7St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch, Deutschland
8Institut für Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum
Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
9Institut für Neurorehabilitation und Evidenzbasierung, An-Institut der Universität Greifswald, BDH-Klinik
Greifswald gGmbH, Greifswald, Deutschland
10 AG Neurorehabilitation, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
Weaning in der neurologisch-
neurochirurgischen
Frührehabilitation – Ergebnisse
der „WennFrüh“-Studie der
Deutschen Gesellschaft für
Neurorehabilitation
Hintergrund
Das Weaning von der mechanischen
Beatmung stellt neben der Entwöhnung
von der Trachealkanüle und dem damit
verbundenen Dysphagiemanagement ei-
ne wichtige Aufgabe in der neurologisch-
neurochirurgischen Frührehabilitation
(NNFR) dar. Dabei gibt es durch die
zugrunde liegenden Schädigungen des
zentralen bzw. peripheren Nervensys-
tems erhebliche Besonderheiten im pro-
longierten Weaning [1,2], wenn man es
mit dem Weaning bei pneumologischen
Patienten [2] vergleicht. Die Patien-
tenderNNFRleidenoanmultiplen
und schwerwiegenden neurologischen
Symptomen wie Bewusstseinsstörungen,
Paresen, Dysphagie und reduzierten
Schutzreflexen, sodass häufig noch nach
Abschluss der Entwöhnung vom Respi-
rator eine aufwendige Entwöhnung von
der Trachealkanüle stattfinden muss.
Des Weiteren besteht bei diesen Patien-
ten das Risiko schwerer Komplikationen
wie Hydrozephalus, ZNS-Infektion oder
Status epilepticus. Der nichtinvasiven
Beatmung (NIV) kommt bei diesem
Patientengut – im Vergleich zu einer
pneumologischen Klientel – wegen der
regelha anzutreffenden Dysphagie ein
deutlich niedrigerer Stellenwert zu [2,
3].
EsstehtaußerFrage,dass schwerkran-
ke Patienten nach einer neurologischen
oder neurochirurgischen Behandlung
im Akutkrankenhaus einer nahtlos sich
anschließenden und indikationsspezifi-
schen Rehabilitation in der NNFR be-
dürfen. In einer Untersuchung mit 1716
Schlaganfallpatienten wurde beispiels-
weise gezeigt, dass ein früher Beginn
der Rehabilitation innerhalb der ersten
Woche nach dem Ereignis zu einem
signifikant besseren Outcome führte als
ein Beginn zwischen 2 und 4 Wochen
[4]. Dieser und andere Befunde haben
in der bereits zitierten S2k-Leitlinie zu
folgender Empfehlung geführt: „Beat-
mete Patienten mit Erkrankungen des
zentralen und/oder peripheren Nerven-
systems und/oder (neuro-)muskulären
Erkrankungen sollten so früh wie mög-
lich in eine neurologisch-neurochirurgi-
sche Frührehabilitationseinrichtung mit
intensivmedizinischer und Weaning-
kompetenz verlegt werden.“ [2].
Der Nervenarzt
Originalien
Die NNFR ist als „Phase B“ integra-
ler Bestandteil des Phasenmodells der
Bundesarbeitsgemeinscha für Rehabi-
litation (BAR), das die Versorgung von
Patienten mit schweren und schwers-
ten Hirnschädigungen in Deutschland
sicherstellt [5]. Dabei folgt die NNFR –
leistungsrechtlich zumeist als Kranken-
hausbehandlung gemäß § 39 SGB V – auf
die primäre Akutbehandlung (Phase A).
Mit zunehmenderS elbständigkeit schlie-
ßen sich die Phasen C und D (An-
schlussrehabilitation) als medizinische
Rehabilitation (§ 40 SGB V) an [5].
Unter der Phase E versteht man nachge-
hende Rehabilitationsmaßnahmen, z.B.
der medizinisch-beruflichen Rehabilita-
tion [5,6]. Die Phase F bezeichnet die
„funktionserhaltende Dauerpflege“ in
spezialisierten Pflegeeinrichtungen, die
u.a. über Expertise im Trachealkanülen-
und Dysphagiemanagement verfügen
[5]. Dieses Phasenmodell hat sich em-
pirisch in Deutschland sehr bewährt.
Die Versorgungsrealität in der Bun-
desrepublik Deutschland stellt sich so
dar, dass die NNFR als spezialisierte
Leistung ganz überwiegend in neuro-
logischen Facheinrichtungen, leistungs-
rechtlich als Krankenhausbehandlung,
erbracht wird [79], dies allerdings
o ohne explizite Erwähnung in den
Krankenhausplänen der Länder [9]. Als
spezialisierte Krankenhausleistung kann
die NNFR entweder unter Bedingungen
des DRG-Systems (mit einer eigenen
Prozedur: Operationen- und Prozedu-
renschlüssel [OPS] 8-552 „neurologisch-
neurochirurgische Frührehabilitation“;
[10]) oder in einer „besonderen Ein-
richtung“ erbracht werden. Diese „be-
sonderen Einrichtungen“ werden gemäß
§17bAbs.1Satz15KHGausdemDRG-
Vergütungssystem herausgenommen.
Eine kurze, repräsentative Umfrage
der DGNR in diesem Jahr erfasste be-
reits 68 Weaningeinheiten in der NNFR,
mit einer Gesamtsumme von 1094 Bet-
ten in Deutschland (Spannbreite 2 bis 68,
Mittelwert 16,1 B etten pro Einheit; [11]).
Um di e Stru ktur en der B eat mungs ent-
wöhnung in der NNFR besser erfassen
zu können, hat die Deutsche Gesellscha
für Neurore habilitation (D GNR) eine d e-
tailliertere Umfrage durchgeführt, deren
Ergebnisse in dieser Publikation darge-
stellt werden sollen.
Methodik
Von der DGNR wurden im Februar 2020
insgesamt 381 (ärztliche) Mitglieder der
Fachgesellscha per E-Mail angeschrie-
ben mit der Bitte, dass die Einrichtun-
gen, in denen sie tätig sind, soweit sie
neurologische Weaningbetten vorhalten,
sich an der Umfrage beteiligen. Die Teil-
nahme war für die Mitglieder bzw. Ein-
richtungen freiwillig. Von den über die
Mitglieder kontaktierten Einrichtungen
nahmen 36 an der Umfrage teil; in Be-
zug auf eine deutlich weniger umfang-
reiche und damit für die Befragten we-
niger aufwendige Umfrage [11], die bei
gleichem Verteiler 68 Weaningeinheiten
dokumentierte,entsprichtdies einerTeil-
nahmequote von 53 %. Die erfassten Da-
tenwurdenmitdemProgrammSPSS
®,
Version 26.0 (SPSS Inc., Chicago, USA)
ausgewertet.
Die WennFrüh-Studie erhob Daten
zu Strukturmerkmalen der Einrichtun-
gen, u. a. die ärztliche Leitung, apparative
und therapeutische Ausstattung betref-
fend, ferner für den Jahresberichtszeit-
raum 2019 aggregierte anonyme Daten
zu Fallzahl, Behandlungsergebnis und
Diagnosespektrum; schließlich wurden
Angaben über die Auswirkungen der
Pflegepersonaluntergrenzenverordnung,
zudemWunschnachZertizierung
und der poststationären Versorgung
beatmeter/trachealkanülierter Frühre-
habilitanden erfasst.
Die gemachten Angaben bezogen
sich alle auf die jeweilige Einrichtung
als Beobachtungseinheit und schlossen
keine spezifischen Personen zuorden-
bare Angaben ein. Es wurden lediglich
anonyme aggregierte Daten erhoben.
Entsprechend bedure es – auch nach
Einschätzung der Geschäsführung der
Ethikkommission der Universitätsme-
dizin Greifswald – keines Votums der
Ethikkommission gemäß § 15 der Be-
rufsordnung, da keine Forschung mit
personenbezogenen Daten betrieben
wurde.
Ergebnisse
Versorgungsstrukturen
Die 36 NNFR-Weaningeinheiten verteil-
ten sich über 11 Bundesländer (.Tab. 1)
und umfassten insgesamt 496 Betten für
die Beatmungsentwöhnung (Spannbrei-
te2 bis44, Mittelwert13,8 BettenproEin-
richtung, Standardabweichung 10,6). Bei
den meisten Anbietern handelte es sich
um Fachkrankenhäuser, die nach DRG
(n= 13; 36,1 %) abrechneten oder über
den Status der „besonderen Einrichtung“
(n= 9;25,0 %)verfügten. ZehnLeistungs-
erbringer (27,8%) waren als Fachabtei-
lung Teil eines Akutkrankenhauses, wo-
bei es sich in 7 Fällen um ein Kran-
kenhaus der Maximal- und in 3 Fällen
um ein Krankenhaus der Regelversor-
gung handelte. In 2 Fällen wurde das
Weaning in Rehabilitationskliniken oh-
ne Krankenhausstatus durchgeführt und
in weiteren 2 Fällen der leistungsrechtli-
che Status nicht genauer differenziert.
Die meisten Weaningbetten (65,8%)
befanden sich erwartungsgemäß auf ei-
ner als „Intensivstation bezeichneten
Einheit, während 29,3% einer „Inter-
medi ate-care“- Station u nd nur 4 ,9 %
dem Normalstationsbereich zugeord-
net wurden. Mehrfachnennungen waren
hier möglich.
Neben der NNFR boten die meisten
Leistungserbringer auch noch die BAR-
Phasen C (75,0%) und D (69,4 %) an,
wobei die eigenständige Akutversorgung
(Phase A), z.B. auf einer Stroke-Unit,
nur von 2 (5,6 %) und die Phas e E von
3 (8,3%) Studienteilnehmern berichtet
wurde. Während der Beatmungsentwöh-
nung wurde die Prozedur „neurologisch-
neurochirurgische Frührehabilitation
(OPS 8-552) in 33 von 36 Einheiten
(91,7%) erbracht.
Fallzahl und Behandlungs-
ergebnisse
Insgesamt 29 der 36 Einrichtungen
teilten ihre Weaningfallzahl für den Jah-
resberichtszeitraum 2019 mit (aus einer
Einrichtung wurden Daten aus 2018
mitgeteilt). Diese betrug kumulativ 3720
(Spannbreite 5 bis 534 Fälle im Erhe-
bungsjahr, Mittelwert 128,3 Fälle pro
Der Nervenarzt
Weaningeinheit, Standardabweichung
116,3).
Aus 20 Einrichtungen lagen vollstän-
dige Angaben zur Zahl der primär er-
folgreich entwöhnten, der mit Heimbeat-
mung entlassenen und der verstorbenen
Patienten des Berichtsjahres vor. Insge-
samt handelte es sich um 2516 Fälle, von
denen 2097 (83,3%) primär erfolgreich
geweantundnur120(4,8%)mitHeimbe-
atmung entlassen werden mussten. Die
Mortalität in dieser Stichprobe lag bei
11,0% (n= 276).
Von 16 Studienteilnehmern wur-
de die Gesamtsumme der erbrachten
Beatmungsstunden eines Jahres an-
gegeben, es ergab sich eine Gesamt-
summe von 1.172.855 Beatmungs-
stunden im Jahr 2019 (Spannbreite
9189 bis 226.236Stunden, Mittelwert
73.303Stunden pro Weaningeinheit,
Standardabweichung 55.704).
Diagnosespektrum
Die von 20 Kliniken zur Verfügung
gestellte Diagnosenverteilung ist der
.Tab. 2zu entnehmen. Führend ist die
Diagnose der „critical illness polyneuro-
pathy/myopathy“ (CIP/CIM), die etwa
ein Viertel aller Fälle ausmachte (23,3%),
gefolgt vom ischämischen Schlaganfall
(21,0%), der intrazerebralen Blutung
(17,7%) und dem hypoxischen Hirn-
schaden (11,6%). Diese vier führenden
Diagnosegruppen machten drei Viertel
aller Weaningfälle aus.
Ärztliche Kompetenz
Was die ärztliche Versorgung der Ein-
heiten anbelangt, so wurden sie in 28
von36FällenvoneinemFacharztfür
Neurologie geführt (77,8 %). In 10 Wea-
ningeinheiten (27,8 %) hatte ein Facharzt
für Anästhesie die Leitung und in 4 Ein-
heiten (11,1%) ein Facharzt für Innere
Medizin. Die Überschneidungen kamen
dadurch zustande, dass es auch kollegia-
le Leitungsmodelle (Neurologe plus An-
ästhesist oder Neurologe plus Internist)
gab.
Von den die Weaningeinheit lei-
tenden Ärzten verfügten 27 (75,0%)
über die Zusatzbezeichnung „Intensiv-
medizin, 20 leitende Ärzte hatten eine
Zusammenfassung · Abstract
Nervenarzt https://doi.org/10.1007/s00115-020-00976-z
© Der/die Autor(en) 2020
J.D.Rollnik·J.Brocke·A.Gorsler·M.Groß·M.Hartwich·M.Pohl·T.Schmidt-Wilcke·T.Platz
Weaning in der neurologisch-neurochirurgischen
Frührehabilitation – Ergebnisse der „WennFrüh“-Studie der
Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation
Zusammenfassung
Neurologisch-neurochirurgische Frührehabili-
tanden sind klinisch oft so schwer betroffen,
dass sie neben der frührehabilitativen
Behandlung auch von der mechanischen
Beatmung entwöhnt werden müssen. In
einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft
für Neurorehabilitation (DGNR) wurden
neurologische Weaningzentren gebeten,
Informationen zu Strukturmerkmalen
ihrer Einrichtung, ihrer personellen und
apparativen Ausstattung sowie basierend
auf anonymen Daten zu Fallzahl und
Behandlungsergebnis zur Verfügung zu
stellen. Es nahmen 36 Weaningeinheiten aus
11 Bundesländern mit insgesamt 496 Betten
teil. Von 2516 erfassten Weaningfälleni m Jahr
2019 wurden 2097 (83,3%) primär erfolgreich
entwöhnt und nur 120 (4,8 %) mussten
mit Heimbeatmung entlassen werden. Die
Mortalität in dieser Stichprobe lag bei 11,0 %
(n= 276). Die Erhebung zeigt, dass das
prolongierte Weaning in der neurologisch-
neurochirurgischen Frührehabilitation ein
wichtiger und erfolgreicher Bestandteil
der Versorgung schwerstkranker Patienten
darstellt.
Schlüsselwörter
Neurologisch-neurochirurgische Früh-
rehabilitation · Neurorehabilitation
Beatmungsentwöhnung · Weaning ·
Rehabilitation · Heimbeatmung
Weaning in neurological and neurosurgical early
rehabilitation—Results from the “WennFrüh” study of the German
Society for Neurorehabilitation
Abstract
Neurological and neurosurgical early
rehabilitation patients are often so criti-
cally ill that they must be weaned from
mechanical ventilationin addition to early
rehabilitative treatment. The German Society
for Neurorehabilitation (DGNR) carried out
a survey and asked neurological weaning
units to provide information on structural
characteristics of the facility, including
personnel and technical resources and the
number of cases and outcome based on
anonymous data. In total 36 weaning units
from 11 federal states with a total of 496
beds participated in the survey. From 2516
weaning cases documented in 2019, 2097
(83.3%) could primarily be successfully
weaned from mechanical ventilation and
only 120 (4.8%) had to be discharged with
home ventilation. The mortality in this
sample was 11.0% (n= 276). The results of the
survey demonstrate that prolonged weaning
during early neurological and neurosurgical
rehabilitation is an important and effective
component of healthcare provision for
critically ill patients in Germany.
Keywords
Early neurological and neurosurgical reha-
bilitation · Neurorehabilitation · Mechanical
ventilation · Weaning · Rehabilitation· Home
ventilation
Weiterbildungsermächtigung für„Inten-
sivmedizin“ (55,5% aller teilnehmenden
Kliniken), 9 davon für die Dauer von
6 Monaten, 3 für 12 Monate, einer
für 18 und 7 Kollegen für die volle
Weiterbildungszeit von 24 Monaten. Die
ärztlichen Leiter ohne Zusatzbezeich-
nung „Intensivmedizin gaben an, dass
sie nach der Facharztweiterbildung im
Mittel 15,9 Jahre (Streubreite 2 bis 28,
Standardabweichung 7,8) praktische Er-
fahrung in der Intensivmedizin bzw. der
Beatmungsentwöhnung neurologisch-
neurochirurgischer Frührehabilitanden
gesammelt hatten.
Pneumologische Kompetenz war in
17 Kliniken (47,2 %) verfügbar, und zwar
in 7 Fällen durch Präsenz auf der Stati-
on, in 4 Fällen durch ein internes und in
6 Fällen durch ein externes Konsil. Die
Nutzung der pneumologischen Kompe-
tenz ist in .Tab. 3wiedergegeben.
Der Nervenarzt
Originalien
Tab. 1 Weaningeinheiten der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation, aufgeteilt nach Bundesländern
Bundesland Anzahl der
Einheiten
Weaning-
betten
Frühreha-
abteilung
Fachklinik
(DRG)
Fachklinik
(Besondere Einrich-
tung)
Rehabilita-
tionsklinik
Andere
Klinik
Baden-Württemberg 539 1 0 4 0 0
Bayern 222 0 1 0 0 1
Berlin 353 1 0 2 0 0
Brandenburg 367 0 1 2 0 0
Hessen 496 0 4 0 0 0
Mecklenburg-Vorpommern 112 0 1 0 0 0
Niedersachsen 882 5 2 0 1 0
Nordrhein-Westfalen 326 0 3 0 0 0
Rheinland-Pfalz 1 6 1 0 0 0 0
Sachsen 444 0 1 1 1 1
Schleswig-Holstein 249 2 0 0 0 0
Summe 36 496 10 13 9 2 2
Tab. 2 Diagnosegruppen
Diagnosegruppe (n)(%)
„Critical illness polyneuropathy“ (CIP) 630 23,3
Hirninfarkt 568 21,0
Intrazerebrale Blutung 477 17,7
Hypoxischer Hirnschaden 312 11,6
Schädel-Hirn-Trauma 246 9,1
Querschnittlähmungen 148 5,5
Entzündliche Neuropathien (CIDP, GBS) und Polyneuropathien anderer
Ursache
75 2,8
Polytrauma 56 2,1
Neuromuskuläre Erkrankungen (ALS; Muskeldystrophien) 41 1,5
Neoplasien 37 1,4
Andere Erkrankungen 110 4,1
Summe 2700 100
ALS Amyotrophe Lateralsklerose
Apparative und therapeutische
Ausstattung
Die apparative und therapeutische Aus-
stattungder NNFR-Weaningeinheitenist
.Tab. 4zu entnehmen. 100 % der Teil-
nehmer verfügten über eine Broncho-
skopie und eine Blutgasanalyse. Der the-
rapeutische Schwerpunkt in der NNFR
zeigt sich in einer hohen Verfügbarkeit
von Physiotherapie, Ergotherapie, Logo-
pädie und differenzierter Dysphagiethe-
rapie. Bemerkenswert ist die Vorhaltung
vonAtmungstherapiein86%derEin-
richtungen.
Auswirkungen der Pflegepersonal-
untergrenzenverordnung
Insgesamt 24 von 36 Teilnehmern gaben
an, die Untergrenzen für die Intensivsta-
tion (Besetzung Tagschicht 1:2,5 bzw. ab
2021 1:2) zugrunde zu legen. 19 davon
(79,2 %) gaben an, das s sie die Grenzen
zu Beginn des Jahres 2020 (vor der SARS-
CoV-2-Pandemie) überwiegend hätten
einhalten können, dazu mussten aller-
dings 18 Kliniken Betten sperren (75 %),
6 waren bereit, Sanktionen in Kauf zu
nehmen (25%) und 13 (54,2 %) muss-
ten auf die Dienstleistungen von Zeit-
arbeitsfirmen zurückgreifen. Hier waren
Mehrfachantworten möglich.
Zertifizierung von Weaning-
einheiten in der NNFR
Die Einführung einer Zertifizierung für
neurologische Weaningeinheiten be-
grüßten 22 Studienteilnehmer (61,1 %),
während 6 (16,7 %) das ablehnten und 8
(22,2%) unentschlossen waren.
Poststationäre Versorgung
Insgesamt 24 Weaningeinheiten (66,7 %)
boten eine ambulante Nachbetreuung
von beatmet oder trachealkanüliert ent-
lassenenFrührehabilitandenan, 2 (5,6%)
eine stationäre Wiederaufnahme und 2
(5,6%) eine pneumologische Nachver-
sorgung. Damit hatten immerhin 77,8%
der Weaningeinheiten ein ambulantes
oder stationäres Versorgungskonzept für
diese Patienten.
Diskussion
In Anbetracht von über 1000 Betten
in 68 deutschen Weaningeinheiten der
NNFR [11] zeigt die Teilnahmequote
der WennFrüh-Studie mit 36 Teilneh-
mern und ca. 500 Betten an, dass sich
vermutlich nur etwa die Häle der
Leistungserbringer an der Umfrage be-
teiligt hat. Dennoch können detaillierte
Strukturdaten aus immerhin 11 Bundes-
ländernindieserPublikationberichtet
werden.
In mehr als der Häle der Fälle wa-
ren die Weaningeinheiten Bestandteil
neurologischer Fachkrankenhäuser, die
Der Nervenarzt
Tab. 3 Nutzungsfrequenz in den Kliniken,
in denen pneumologis che Kompetenz ver-
fügbar war
Nutzungsfrequenz (n)(%)
Tägli ch 529,4
Mehr als 4-mal im Monat 15,9
4-mal im Monat 15,9
2-mal im Monat 423,5
1-mal im Monat 317,6
Nie 317,6
Summe 17 100
ihre Leistungen zumeist im DRG-System
oder als besondere Einrichtung erbrach-
ten. Nur etwa ein Drittel der Einheiten
war Teil einer Fachabteilung für NNFR
in einem Akutkrankenhaus, zumeist in
einem Zentrum der Maximalversorgung.
Nur 2 Leistungsanbieter hatten keinen
Status als Krankenhaus, sondern den
einer Rehabilitationseinrichtung (§ 40
SGB V).
In den meisten Häusern gab es ne-
ben der NNFR (inklusive Weaning) auch
noch anschließende Rehabilitationsan-
gebote in den BAR-Phasen C (75,0 %)
und D (69,4%), sodass ein phasenüber-
greifendes und nahtloses Versorgungs-
angebot vorlag.
Bemerkenswert ist, dass während
der Beatmungsentwöhnung die neu-
rologisch-neurochirurgische Frühreha-
bilitationsprozedur (OPS 8-552) von
über 90 % der teilnehmenden Kliniken
erbracht wurde. Mit der Forderung,
300min erapie pro Tag im Durch-
schnitt der Behandlung zu erbringen,
stellt dies bei beatmeten Patienten nicht
nur eine Herausforderung für die Klinik,
sondern auch für die nicht immer kli-
nisch stabilen Frührehabilitanden dar.
Auch unter ökonomischen Gesichts-
punkten ist dieser Sachverhalt relevant,
denn bei einer Beatmungs-DRG wirkt
die Kodierung des OPS 8-552 nicht er-
höhend auf das Relativgewicht. Trotz
des hieraus resultierenden Fehlanrei-
zes, diese Leistung nicht zu erbringen,
führen die Einrichtungen der NNFR
– dies belegt die WennFrüh-Studie –
diese regelha durch. Somit verdeutlicht
diedurchWennFrühermitteltekonse-
quente Durchführung des OPS 8-552
bei Weaningpatienten durch die Ein-
richtungen der NNFR die medizinische
Tab. 4 Apparative und therapeutischeAusstattung
Gerät/Therapieform (n)(%)
Oszillierende und nichtoszillierenden PEP-Systeme 23 63,9
Mechanische Insufflatoren-Exsufflatoren 29 80,6
Bronchoskopie 36 100
Atmungsfunktionstests, z.B. „peak expiratory flow, „cough peak flow“, Bed-
side-Spirometrie, Rapid Shallow Breathing Index, Cuffl-leak-Test
28 77,8
Dilatative Tracheotomie 21 58,3
Erhebung eines Sedierungsscores (z. B. Richm ond Agitation-Sedation Scale) 27 75,0
Blutgasanalyse (arteriell/kapillär) 36 100
Atmungstherapie (z. B. Deutsche Gesells chaft für Pneumologie oder Deut-
sche Gesellschaft für pflegerische Weiterbildung)
31 86,1
Physiotherapie 35 97,2
Ergotherapie 35 97,2
Logopädie 36 100
Dysphagietherapie 35 97,2
FEES 34 94,4
Musiktherapie 16 44,4
FEES Flexible Endoskopische Evaluation des Schluckens
Notwendigkeit, auch bei dieser Klientel
die intensive interprofessionelle Früh-
rehabilitation als integralen Bestandteil
der Behandlung durchzuführen. Diese
Notwendigkeit der intensiven interpro-
fessionellen Frührehabilitation bestätigt
wiederum die Empfehlung der S2k-Leit-
linie zum prolongierten Weaning in der
NNFR [2], dass beatmete Patienten mit
Erkrankungen des zentralen und/oder
peripheren Nervensystems und/oder
(neuro-)muskulären Erkrankungen so
früh wie möglich in eine neurologisch-
neurochirurgische Frührehabilitations-
einrichtung mit intensivmedizinischer
und Weaningkompetenz verlegt werden
sollen. Denn außerhalb dieser Struktu-
ren können diese regelha notwendigen
Leistungen nicht erbracht und damit
die Betroffenen nicht adäquat behandelt
werden.
Insgesamt wurden die Behandlungs-
ergebnisse von immerhin 2516 Beat-
mungsfällen berichtet, von denen über
80% primär erfolgreich entwöhnt und
weniger als 5% mit Heimbeatmung
entlassen werden mussten. Die Morta-
lität in dieser Stichprobe lag bei 11,0 %.
Vergleicht man diese Ergebnisse mit
Angaben aus der Literatur, so wirken
sie plausibel. Der Anteil primär er-
folgreich entwöhnter Patienten in der
NNFR wurde in verschiedenen Studien
zwischen 68,3 und 92,3 % angegeben
[1,12,13]. Die Mortalität lag zwischen
6,1 und 16,6% [1,12,13]. Auch der
Anteil der mit Heimbeatmung entlas-
senen Patienten (ca. 5%) erscheint vor
dem Hintergrund der Angaben in der
Literatur nachvollziehbar [1,12,13]. Die
Zahlen bestätigten die hohe Leistungs-
fähigkeit und Effektivität der NNFR in
Bezug auf ein erfolgreiches Weaning
und die Vermeidung außerklinischer
Beatmungsnotwendigkeit. Auch diese
Beobachtung legt nahe, dassdas Klientel
mit prolongiertem Weaningbedarf bei
neurologischen Erkrankungen sehr stark
von einer Behandlung in Einrichtungen
der NNFR profitiert.
Im Diagnosespektrum ist die Diagno-
se der „critical illness polyneuropathy/
myopathy“ (CIP/CIM) führend, die etwa
ein Viertel aller Fälle ausmachte (23,3%).
Dieser Anteil ist etwas geringer als in
einer großen multizentrischen Untersu-
chung, in der immerhin jeder 3. Pa-
tient mit dieser Aufnahmediagnose be-
handelt wurde [1]. Nicht selten wird ver-
mutet, dass es sich bei einer CIP um eine
„Feigenblattdiagnose“ handele, die eine
primäre Fehlbelegung in einer neurolo-
gischen Klinik verhindern helfen solle.
Tatsächlich konnte aber in einer Studie
gezeigt werden, dass sie bei 83% der
Patienten klinisch bzw. klinisch-neuro-
physiologisch evident und mit einem er-
heblichen Behandlungsaufwand bei sehr
Der Nervenarzt
Originalien
schwer kranken, multimorbiden Patien-
ten verbunden ist [14].
BesonderesAugenmerkhatdie Wenn-
Früh-Studie auf die ärztliche Kompetenz
gerichtet, da insbesondere die Weiterbil-
dungsmöglichkeiten für Neurologen im
Hinblick auf die Zusatzbezeichnung „In-
tensivmedizin“ begrenzt sind [15]. Aus
diesem Grund wurde die in der pneu-
mologischen Weaningleitlinie geforderte
formale intensivmedizinische Qualifika-
tion des ärztlichen Leiters [3]nicht
indieDGNR-Leitlinieaufgenommen
[2]. In letzterer wird die Qualifikation
des Behandlungsteams mit einem Fo-
kus auf Erfahrung wie folgt definiert:
„Idealerweise sollten geeignete Ein-
richtungen über ein Behandlungsteam
mit langjähriger intensivmedizinischer,
neurologischer und neurochirurgischer
Expertise verfügen und von einer/einem
Fachärztin/Facharzt für Neurologie oder
Neurochirurgie mit intensivmedizini-
scher Erfahrung geleitet werden.“ [2].
Die WennFrüh-Studie zeigte zwar, dass
75% der ärztlichen Leiter über die
Zusatzbezeichnung „Intensivmedizin
verfügten, die Weiterbildungsmöglich-
keiten innerhalb der Einrichtungen, die
bei WennFrüh teilgenommen haben,
waren aber sehr eingeschränkt. Nur in
7 Einrichtungen (19,4%) lag die volle
Weiterbildungsermächtigung für „In-
tensivmedizin“ (24 Monate) vor. Die
ärztlichen Leiter von Weaningbereichen
der NNFR, welche nicht die Zusatzbe-
zeichnung „Intensivmedizin“ besaßen,
verfügten allerdings in hohem Maße
über die von der DGNR-Leitlinie gefor-
derte „intensivmedizinische Erfahrung“:
Ihre Erfahrung in der Intensivmedizin
bzw. der Beatmungsentwöhnung neu-
rologisch-neurochirurgischer Frühreha-
bilitanden erstreckte sich nämlich im
Mittel über etwa 16 Jahre. Dieses unter-
stütztdieinderLeitlinie„Prolongiertes
Weaning“ dokumentierte Position der
DGNR, dass die Forderung nach der
Zusatzbezeichnung „Intensivmedizin
als formales Kriterium für ärztliche Lei-
ter von Weaningbereichen in der NNFR
nicht sinnvoll ist.
Die für pneumologische Weaning-
zentren eingeforderte pneumologische
Kompetenz war nur in weniger als der
Häle der teilnehmenden Einrichtun-
gen verfügbar, wurde dann aber in zwei
Dritteln der Einrichtungen nur bis zu
4-mal im Monat genutzt. Diese geringe
Nutzungsfrequenz bei guten Behand-
lungsergebnissen spricht dafür, dass
angesichts der spezifischen Patienten-
klientel der NNFR und dem daraus
resultierenden frührehabilitativen Be-
handlungsschwerpunkt eine ständige
pneumologische Präsenz verzichtbar ist.
Die Bedeutung der Zusammenarbeit der
medizinischen Fachdisziplinen bei der
Behandlung multimorbider, beatmeter
Patienten war nicht Gegenstand von
WennFrüh, sollte aber in zukünigen
Untersuchungen berücksichtigt werden.
DerbesonderetherapeutischeSchwer-
punkt in der NNFR zeigt sich in einer
hohen Verfügbarkeit von Physiotherapie,
Ergotherapie, Logopädie und differen-
zierter Dysphagietherapie. Obwohl die
Kodierung des OPS 8-552 nicht zu einem
höheren Erlös führt (s. oben), haben über
90% eine neurologisch-neurochirurgi-
sche Frührehabilitation nach den Regeln
derProzedurdurchgeführtunddiesethe-
rapeutischen Ressourcen „an das Bett
gebracht“. Dies tri auch für die relativ
neue Disziplin der „Atmungstherapie“
zu [16], einer Weiterbildung, die primär
für (Intensiv-)Pflegekräe vorgesehen
ist und von 86% der Leistungsanbieter
vorgehalten wurde.
Die WennFrüh-Studie lässt auch
Aussagen über die Auswirkungen der
Pflegepersonaluntergrenzenverordnung
(PpUGV) zu. Die meisten Kliniken
legten die Untergrenzen für eine In-
tensivstation zugrunde. Zwar konnten
die Untergrenzen vor der SARS-CoV-
2-Pandemie weitestgehend eingehal-
ten werden, aber nur zum Preis von
Kapazitätseinbußen. Drei Viertel der
Leistungserbringer waren gezwungen,
Betten zu schließen, um die Untergren-
zen einhalten zu können. Dies ist für die
Versorgung schwerstbetroffener Früh-
rehabilitanden ein besorgniserregender
Befund, zumal bereits heute die Behand-
lungskapazitäten in der NNFR, v. a. auf
Weaningstationen, gar nicht ausreichen.
In einer Studie konnte gezeigt werden,
dass nur 45% der niedersächsischen
Patienten im eigenen Bundesland einen
Frührehabilitationsplatz erhalten, bei
den Beatmeten waren es sogar nur 37%
[8]. Andererseits ist das Anliegen der
PpUGV, so berechtigt es dem Grunde
nach ist, durch die PpUGV für die NNFR
nicht sachgerecht umgesetzt. Denn in
der NNFR wird der Patient von einem
interprofessionellen Team betreut, in
dem auch therapeutische Berufsgrup-
pen in erheblichem Umfang Leistungen
erbringen, die sonst auf einer Inten-
sivstation allein durch Pflegepersonal
erbracht wird, wie z. B. Körperpflege mit
therapeutischem Ansatz, Mobilisation
und Trachealkanülenmangement. Doch
diese Aspekte der Patientenversorgung
finden in der PpUGV keine Berück-
sichtigung. Damit generiert die PpUGV
in der NNFR teilweise indirekt eine
Kapazitätsverknappung (Nichtnutzung
von Bettenkapazitäten), obwohl keine
konkrete Patientenmangelversorgung
besteht. Hier gibt es Anpassungsbe-
darf, um eine ausreichende Versorgung
schwerst Betroffener zu ermöglichen
und damit Lebensqualität zu fördern
und die Vermeidung langfristiger au-
ßerklinischer Beatmung zu garantieren.
Sollte die durch PpUGV herbeigeführte
Kapazitätsverknappung in der NNFR
aufrechterhalten werden, sind nicht ge-
ringe Folgekosten zu befürchten, da
mehr Patienten, die geweant und de-
kanüliert werden könnten, stattdessen
ggf. direkt von Akutintensivstationen in
die außerklinische Intensivpflege ver-
legt werden müssten. Dadurch würde in
der außerklinischen Intensivpflege noch
mehr Pflegepersonalgebunden, wodurch
sich der Pflegepersonalmangel in den
Krankenhäusern weiter verschlechtern
könnte.
Was die in der Pneumologie bereits
durchgeführte Zertifizierung von Wea-
ningzent ren anbelangt, s prachen si ch im-
merhin 61% der Studienteilnehmer da-
für aus, dies auch für Weaningzentren
in der NNFR vorzusehen. In Anbetracht
der Versorgungsrelevanz und des spe-
zifischen Behandlungsansatzes kann die
Etablierung einer Zertifizierung für We a-
ningzentren in der NNFR ein relevantes
ema für die DGNR sein, um Qualitäts-
sicherung in diesem Versorgungsbereich
zu unterstützen.
Der Forderung der Leitlinie zum pro-
longierten Weaning in der NNFR nach
einer poststationären Versorgung [2]ist
Der Nervenarzt
Abkürzungen
ALS Amyotrophe Lateralsklerose
BAR Bundesarbeitsgemeinschaft für
Rehabilitation
CIDP Chronisch-inflammatorische
demyelinisierendePolyneuritis
CIP/CIM Critical illness polyneuropathy/
myopathy
DGNR Deutsche Gesellschaft für
Neurorehabilitation
DGP Deutsche Gesellschaft für
Pneumologie
DGpW Deutsche Gesellschaft für
pflegerische Weiterbildung
DRG Diagnosis related groups
FEES Flexible endoskopischeEvaluation
des Schluckens
GBS Guillain-Barre-Syndrom
NIV Non-invasive ventilation
NNFR Neurologisch-neurochirurgische
Frührehabilitation
OPS Operationen- und Prozeduren-
schlüssel
PEP Positive expiratory pressure
PpUGV Pflegepersonaluntergrenzen-
verordnung
SARS-
CoV-2
Severe acut e respirat ory syndrom e
coronavirus 2
SGB Sozialgesetzbuch
bereitsteilweise erfüllt,da immerhin zwei
Drittel der neurologischen Weaningein-
heiten eine ambulante Nachbetreuung
von beatmet oder trachealkanüliert ent-
lassenen Frührehabilitanden anboten. In
2 Fällen (5,6%) beinhaltete das Nach-
sorgekonzept eine stationäre Wiederauf-
nahme.
Ausblick und Heraus-
forderungen
In der Summe zeigt die WennFrüh-Stu-
die, dass die in Deutschland seit Jahr-
zehnten etablierte NNFR auch ein spezia-
lisiertesBehandlungsangebotfürFrühre-
habilitanden im prolongierten Weaning
anbietet. Weitere Studien mit einer hö-
heren Teilnehmerzahl sind wünschens-
wert, um detailliertere Einblicke in diese
hochspezialisierte Versorgungzuermög-
lichen.
Es ist evident, dass das Weaning in
der NNFR in der Versorgung schwerst-
kranker neurologischer und neurochir-
urgischer Patientenin Deutschlandeinen
wichtigen und sehr effektiven Baustein
darstellt.
In der Definition von neuen OPS-Zif-
fern sollte die DGNR dahereingebunden
werden, um die Besonderheiten des pro-
longierten Weanings in diesem Bereich
zuvertreten unddeutlichzu machen.Un-
ter anderem zeigen die erhobenen Da-
ten deutlich, dass Weaning und intensive
interprofessionelleFrührehabilitation re-
gelha notwendigeintegrale B estandteile
der Behandlungdieser Patientensind, ein
Sachverhalt der derzeit im DRG-System
nicht abgebildet ist. Die Behandlungslei-
tung muss entsprechend der Leitlinie der
DGNR in Händen kompetenter und er-
fahrener Fachärzte liegen, jedoch nicht
formal an der Zusatzbezeichnung Inten-
sivmedizin ausgerichtet sein. Auch sind
Verordnungen, die die intensivmedizini-
sche Versorgung insgesamt betreffen, wie
die PpUGV für die NNFR nicht genü-
gend differenziert und können sich auf
die Versorgung nachteilig auswirken.
Fazit für die Praxis
4Weaning in der NNFR stellt in der
Versorgung schwerstkranker neu-
rologischer und neurochirurgischer
Patienten einen wichtigen und sehr
effektiven Baustein dar.
4Schwerstkranke neurologische und
neurochirurgische Patienten im
prolongierten Weaning bedürfen
regelhaft der intensiven interprofes-
sionellen Frührehabilitation.
4Der Operationen- und Prozeduren-
schlüssel (OPS) bedarf der Weiter-
entwicklung, um das Weaning in der
NNFR adäquat abzubilden.
4Die Pflegepersonaluntergrenzenver-
ordnung (PpUGV) könnte – entgegen
ihrem Anliegen – Versorgung in der
NNFR verknappen und bedarf für die
NNFR einer Anpassung.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med. Thomas Platz
Institut für Neurorehabilitation und
Evidenzbasierung, An-Institut der Universität
Greifswald, BDH-Klinik Greifswald gGmbH
Karl-Liebknecht-Ring 26a, 17491 Greifswald,
Deutschland
t.platz@bdh-klinik-greifswald.de
Danksagung. Das Autorenteam und die DGN R be-
danken sich bei allen, die an der Umfrage teilgenom-
men haben und damit diese für die Einschätzungder
aktuellen Versorgungssituation des Weanings in der
NNFR so wichtige Erhebung ermöglicht haben.
Frau Katharina Rupp (medizinische Dokumentation,
BDH-Klinik Greifswald als An-Institut der Universität
Greifswald) sei für ihre Hilfe bei der Vorbereitung und
Durchführung der Erhebung gedankt. Unser Dank
gilt auch dem Bundesverband für Rehabilitation e.V.
(BDH), der durch eine Finanzierung der An-Institute
in Greifswald und Hessisch-Oldendorf und damit
der Forschungstätigkeit der Autoren TP und JR die
Umfrage unterstützte (ohne auf die Inhalte Einfluss
zu nehmen).
Funding . Open Acc ess funding prov ided by Projekt
DEAL.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. J.D. Rollni k, J. Brocke, A. Gor sler,
M.Gr,M.Hartwich,M.Pohl,T.Schmidt-Wilckeund
T.Platz geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurdenvon den Autoren keine
StudienanMenschenoderTierendurchgeführt.
Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
veröffentlicht,welche die Nutzung, Vervielfältigung,
Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli-
chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
ursprünglichenAutor(en)und die Quelleordnungsge-
mäß nennen, einen Link zur Creative CommonsLizenz
beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom-
men wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
Drittmaterial unterliegen ebenfallsder genannten
Creative Commons Lizenz, sofern sich au s der Abbil-
dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
treffendeMaterial nicht unter der genannten Creative
Commons Lizenz steht und die betreffendeHandlung
nicht nach gesetzlichen Vorschriftenerlaubt ist, ist für
dieobenaufgehrtenWeiterverwendungendesMa-
terials die Einwilligung des jeweiligenRechteinhabers
einzuholen.
WeitereDetails zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
Lizenzinformationauf http://creativecommons.org/
licenses/by/4.0/deed.de.
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Der Nervenarzt
... Mit dem Zugang zu Intensivbetten negativ korreliert ist beispielsweise die fallbezogene Mortalität an COVID-19-Erkrankter (r = -0,57; p < 0,001; [1] [4]. Dass mit kombinierter intensiv-und beatmungsmedizinischer sowie neurologisch frührehabilitativer Versorgung ein hoher Behandlungserfolg sowohl in Bezug auf Beatmungs-und Trachealkanülenentwöhnung als auch die Alltagskompetenz erreicht wird, wurde mehrfach im Rahmen multizentrischer Studien gezeigt [3,5,6]. Weaning in der NNFR ist somit sehr erfolgreich, unterstützt die Lebensqualität und Teilhabe der Versorgten maßgeblich und trägt wesentlich zur Vermeidung eines außerklinischen Intensivpflegebedarfs bei. ...
... Das Diagnosespektrum der zur Beatmungsentwöhnung in der NNFR aufgenommenen Personen umfasst neben dem "post intensive care syndrome" (PICS) mit Critical-illness-Polyneuropathie/-Myopathie verschiedene neurologische Erkrankungen, die mit schweren Körperfunktionsstörungen einhergehen können, darunter häufiger zerebral-ischämische Infarkte ebenso wie nichttraumatische intrazerebrale Blutungen und Subarachnoidalblutungen, hypoxämische Hirnschädigungen und Schädel-Hirn-Traumata. Das Spektrum entspricht dem erwarteten in der NNFR mit Weaning [3,5,6] werden [12] mit resultierend verbesserten Voraussetzungen für einen nochmaligen Ansatz einer prolongierten Beatmungsentwöhnung oder einer Trachealkanülenentwöhnung in einer spezialisierten NNFR-Einrichtung. Hierdurch wiederum kann eine Verbesserung der Lebensqualität Betroffener erzielt werden sowie auch -bei Abwendung eines weiteren außerklinischen Intensivpflegebedarfseine erhebliche Kostensenkung für das Gesundheitssystem. ...
Article
Full-text available
Background: Certification of centers for weaning from a ventilator in neurological neurosurgical early rehabilitation (NNER) by the German Society for Neurorehabilitation (DGNR) is possible since 1 October 2021. Objective: The results of certification of facilities in the first year after starting the procedure are presented. Material and methods: As part of the certification process 28 criteria are assessed including a set of mandatory characteristics of the facility. The criteria are divided into structural criteria (i = 7), diagnostic criteria (i = 6), personnel criteria (i = 3), internal organization criteria (i = 7), and quality management criteria (i = 5). Results: A total of 13 centers were certified in the first year, with a combined total of 283 beds for weaning from a ventilator in the NNER and served 2278 persons to be weaned from a ventilator in the year before certification, with a median of 134 per facility (range 44-414). Only rarely was weaning unsuccessful, requiring conversion to home mechanical ventilation before discharge (invasive home mechanical ventilation median per facility 10 persons, range 2-25; non-invasive home mechanical ventilation median 0 persons, range 0-57). A high level of process and structural quality was documented for the certified centers: across all areas of assessment, the individual certification criteria were met in the vast majority of cases (median degree of complete fulfilment 86%) or met with improvement potentials documented by the auditors (median 11%). Conclusion: Successful weaning in NNER and a high level of process and structural quality can be demonstrated by the certification results of centers that follow this integrative approach to weaning from a ventilator in a NNER setting.
... In a German cohort, 26% of 754 patients were mechanically ventilated at the time of admission to NER; their rate of weaning from mechanical ventilation was 65% during inpatient care in NER [6]. More recently, 36 weaning units in early neurological rehabilitation from 11 federal states in Germany with a total of 496 beds participated in another survey [7]. From 2516 weaning cases documented in 2019, 2097 (83.3%) could primarily be successfully weaned from mechanical ventilation and only 120 (4.8%) had to be discharged with home ventilation support. ...
... Even with highly effective neurological early rehabilitation, a substantial proportion of patients do still need mechanical ventilation and/or airway protection by a (blocked) tracheostomy tube at discharge [6,7]. These patients need continuous (24/7) home-based specialized intensive care nursing after discharge from early rehabilitation with skilled staff being present to deal with any medical problems that might arise and need instantaneous reaction. ...
Article
Full-text available
Background Even with high standards of acute care and neurological early rehabilitation (NER) a substantial number of patients with neurological conditions still need mechanical ventilation and/or airway protection by tracheal cannulas when discharged and hence home-based specialised intensive care nursing (HSICN). It may be possible to improve the home care situation with structured specialized long-term neurorehabilitation support and following up patients with neurorehabilitation teams. Consequently, more people might recover over an extended period to a degree that they were no longer dependent on HSICN. Methods This healthcare project and clinical trial implements a new specialised neurorehabilitation outreach service for people being discharged from NER with the need for HSICN. The multicentre, open, parallel-group RCT compares the effects of one year post-discharge specialized outpatient follow-up to usual care in people receiving HSICN. Participants will randomly be assigned to receive the new form of healthcare (intervention) or the standard healthcare (control) on a 2:1 basis. Primary outcome is the rate of weaning from mechanical ventilation and/or decannulation (primary outcome) after one year, secondary outcomes include both clinical and economic measures. 173 participants are required to corroborate a difference of 30 vs. 10% weaning success rate statistically with 80% power at a 5% significance level allowing for 15% attrition. Discussion The OptiNIV-Study will implement a new specialised neurorehabilitation outreach service and will determine its weaning success rates, other clinical outcomes, and cost-effectiveness compared to usual care for people in need for mechanical ventilation and/or tracheal cannula and hence HSICN after discharge from NER. Trial registration The trial OptiNIV has been registered in the German Clinical Trials Register (DRKS) since 18.01.2022 with the ID DRKS00027326 .
... Patients with severe cerebral illnessas defined in the methods section beloware treated on intensive care units, mechanical ventilation weaning and rehabilitation units. Care structures in Germany have been observed and described by Rollnik et al. (2020). However on an international level they are not well studied and known. ...
... Breathing irregularities can be observed in acute life-threatening illness as well as during weaning from the ventilator and early rehabilitation. Although brain illness forms a highly important global burden (Roth et al., 2020) only few case reports and small series on disordered breathing in severe cerebral illness have been published (Rollnik et al., 2020;Sivakumar et al., 2018;Windisch et al., 2018). Due to a lack of comprehensive clinical studies in patients with disordered breathing in severe cerebral illness, the consequences of clinically observed breathing irregularities are unclear. ...
Article
Despite potentially life-threatening symptoms of disordered breathing in severe cerebral illness, there are no clear recommendations on diagnostic and therapeutic strategies for these patients. To identify types of breathing disorders observed in severely neurological comprised patients, to direct further research on classification, pathophysiology, diagnosis and treatment for disordered breathing in cerebral disease. Data including polygraphy, transcutaneous capnometry, blood gas analysis and radiological examinations of patients with severe cerebral illness and disordered breathing admitted to the neurological intensive care were analyzed. Patients (15) presented with acquired central hypoventilation syndrome (ACHS), central bradypnea, central tachypnea, obstructive, mixed and central apneas and hypopneas, Cheyne Stokes respiration, ataxic (Biot's) breathing, cluster breathing and respiration alternans. Severe cerebral illness may result in an ACHS and in a variety of disorders of the respiratory rhythm. Two of these, abrupt switches between breathing patterns and respiration alternans, suggest the existence of a rhythmogenic respiratory network. Polygraphy, transcutaneous capnometry, blood gas analysis and MRI are promising tools for diagnosis and research alike.
... Immobilisierende intensivmedizinpflichtige Schwersterkrankungen führen zu sekundären Nerven-und Muskelschädigungen, die sich als Intensivstationsschwäche manifestieren. a Pathogenetische Kette von Alter und Multimorbidität über Akuterkrankungen bis Schwersterkrankung mit Selbsthilfeeinschränkung und Apparateabhängigkeit[39,41]. b Strategien der Neurofrührehabilitation zu medizinischer und funktioneller Stabilisierung bis zum Wiedererlangen der Selbstständigkeit[11,33] ...
... Immobilisierende intensivmedizinpflichtige Schwersterkrankungen führen zu sekundären Nerven-und Muskelschädigungen, die sich als Intensivstationsschwäche manifestieren. a Pathogenetische Kette von Alter und Multimorbidität über Akuterkrankungen bis Schwersterkrankung mit Selbsthilfeeinschränkung und Apparateabhängigkeit[39,41]. b Strategien der Neurofrührehabilitation zu medizinischer und funktioneller Stabilisierung bis zum Wiedererlangen der Selbstständigkeit[11,33] ...
Article
Full-text available
Zusammenfassung In den nächsten zwei Jahrzehnten werden in Deutschland die Babyboomer aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Erwerbsarbeit muss dann von der zahlenschwachen „Pillenknick“-Generation geleistet werden. Mehr ältere Personen in der Gesellschaft bedeuten trotz und teilweise wegen verbesserter medizinischer Möglichkeiten eine höhere Belastung durch Gesundheits- und Pflegeversorgung, die finanziert und personell getragen werden muss. Um mit weniger Erwerbstätigen mehr Bedürftige zu versorgen, muss das Gesundheitssystem umgebaut werden. Weil allerdings die Entwicklungen schleichend verlaufen, ist das Problembewusstsein vielerorts noch gering. Hier fokussieren wir auf den Bereich in unserem Gesundheitssystem, welcher mit am stärksten wächst und zusätzlich den größten Personalbedarf pro Betroffenem hat: die Versorgung schwerkranker und selbsthilfeeingeschränkter Menschen. Das Nebeneinander von Krankenhaus, Rehabilitationsklinik und Pflegeinstitution ist historisch bedingt und unzureichend koordiniert. Es fördert die Tendenz, selbsthilfeeingeschränkte Patient*innen in Pflegeeinrichtungen ohne Chance auf Wiederbefähigung zu entlassen, statt sie zu rehabilitieren. Mit dem weiteren demografischen Wandel droht sich diese Tendenz zu verstärken. Hier versuchen wir in einem ersten von zwei Teilen eine Beschreibung der aktuellen Situation.
... Dabei ist die manuell-mechanische Sekretmobilisation der rein technisch-mechanischen Behandlung vorzuziehen. Zum einen ist vorstellbar, dass die taktilen Reize eines Gerätes gerade bei nicht ansprechbaren Patient*innen etwaige Angstszenarien unterstützen können, zum anderen ist die mechanisch ausgebrachte Schwingung aus dem Therapeut*innenkörper nach eigenen Erfahrungen effektiver und zugleich hautschonender [18,20]. ...
... Die Mortalitätsrate in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation wurde in einer multizentrischen Untersuchung mit 9,6 % beschrieben, wobei 2 Drittel unter Palliativ-Therapie verstarben [7]. In neurologischen Weaningzentren ist die Mortalität mit 11 % noch höher [8], sodass die aktuelle Leitlinie zur Beatmungsentwöhnung in der Frührehabilitation das Vorhalten einer Palliativversorgung in neurologischen Weaningzentrenempfiehlt [9].DieBefragungderKlinikmitarbeiter in der aktuellen Studie erfolgte in Anlehnung an die multizentrische Untersuchung von KEKs aus dem Jahr 2007 [4] In Anlehnung an den Medizinethiker Gerald Neitzke folgt die klinisch-ethische Fallberatung am ehesten einem Delegationsmodell (das KEK berät sich mit der anfragenden Person) in Verbindung mit einemoffenenModell [10].Fürdieklinisch-ethischeFallberatung aBStR ac t Background Clinical ethics committees (CECs) have been implemented in German clinics since the 1990s. Besides problems with the integration into clinical routines, CECs result in an enrichment and relief for employees and relatives. ...
Article
Background: Clinical ethics committees (CECs) have been implemented in German clinics since the 1990s. Besides problems with the integration into clinical routines, CECs result in an enrichment and relief for employees and relatives. Investigating the current status of CECs in specialized neurological clinics is crucial because changes in therapy goals towards palliative care are often requested and the treatment team is sometimes overwhelmed with clarifying the presumed patient's wishes. So far, however, there have been no studies that have examined the work of the CEC and its importance for clinical staff in specialized neurological clinics. Method: In a single-center, prospective observational study, 161 clinic employees with contact to the patients and 10 members of the CEC were asked about their previous experiences and impressions with and in the CEC. At the same time, 31 patients were retrospectively identified for whom an ethical case consultation was carried out by the CEC in 2019. A qualitative evaluation was carried out for the protocols of the ethical case counseling. Results: 56% of the clinic employees and 90% of the CEC members considered the CEC as enrichment for the clinic. Although more than a third of the clinic employees evaluated the CEC as a relief during difficult ethical decisions, the presence of the CEC in particular for relatives and employees is described as insufficient. In the majority, a reduction in the hierarchy by the CEC was confirmed by the members of the CEC (70%), whereas the majority of the clinic employees increasingly denied this (55%). The CEC recommendation was implemented in 94% of the cases. Conclusion: A central problem in working with and within a CEC is maybe the lack of presence and information for employees. Due to this lack of presence, the CEC is not sufficiently visible in everyday clinical practice.
Article
Patienten, die ein schweres Schädel-Hirn-Trauma oder eine intrakranielle Blutung erleiden, bedürfen meist einer intensivmedizinischen und komplexen pflegerischen Versorgung. Dabei besteht insbesondere bei neurochirurgischen Intensivpatienten auch über die Akutphase ihrer Erkrankung hinaus ein hohes Risiko für Komplikationen. Durch den Einsatz von Advanced Practice Nurses mit einer Spezialisierung auf neurochirurgische Intensivpatienten wird es möglich, diesen vulnerablen Patienten eine erweiterte und vertiefte pflegerische Versorgung zukommen zu lassen.
Article
Deutschlands Rehabilitationseinrichtungen bilden die zweite große Säule der stationären Patientenversorgung. Die für den Rehabilitationserfolg entscheidenden multimodalen Therapien weisen regelhaft einen engen Kontakt der Behandelnden zu Patient*innen auf, was mit vielfältigen Übertragungsmöglichkeiten für Infektionen verbunden ist. Aus diesem Grund sollte zur Infektionsprävention in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation (NNFR) – insbesondere wegen der im Vergleich zu anderen Rehabilitationsformen höheren Infektionsrisiken – ein der Patientenklientel angepasstes Präventionskonzept aufgestellt werden.
Chapter
Neurologische und neurochirurgische Patienten sollten – auch im prolongierten Weaning – rasch einer fachspezifischen Frührehabilitation zugeführt werden. Bereits während der intensivmedizinischen Behandlung im Akutkrankenhaus sollten aber rehabilitative Interventionen Teil des Behandlungskonzeptes sein, etwa die therapeutisch-aktivierende Pflege mit speziellen Lagerungstechniken, die basale Stimulation, Physiotherapie und Atmungstherapie. In Deutschland gilt nach dem Sozialgesetzbuch der Grundsatz „Rehabilitation vor Pflege“! Daher sollte der kritisch kranke Patient nicht primär in die Pflege, sondern zunächst in die neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation verlegt werden, um vorhandenes Rehabilitationspotenzial auszuschöpfen, das Weaning von der Beatmung und/oder Trachealkanüle abzuschließen und Pflegeerleichterungen zu erreichen. Ziel der Rehabilitation ist die Erlangung einer größtmöglichen Teilhabe. In vielen Frührehabilitationseinrichtungen gibt es Beatmungsplätze, aber nur in sehr wenigen auch die Möglichkeit einer anschließenden medizinisch-beruflichen Rehabilitation. Daher ist es auch für Intensivmediziner wichtig, das Behandlungsspektrum kooperierender Rehabilitationseinrichtungen zu kennen. Um keine unberechtigten Hoffnungen zu wecken, sollte den Angehörigen bereits im Akutkrankenhaus eine realistische Prognose vermittelt werden.
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A brief survey among members of the German Neurorehabilitation Society aimed to document the hospital capacities (“beds”) for prolonged weaning from a mechanical ventilator for patients with neuro-disabilities that require simultaneous multi-professional neurorehabilitation treatment. Sixty-eight institutions declared to have capacities with a broad distribution across Germany and its federal states. Overall, 1094 “beds” for prolonged weaning (and neurorehabilitation) were reported, 871 together with further information regarding their identification and hence regional location. These units had on average 16.1 beds for prolonged weaning (95% confidence interval 12.6 to 19.6) with a range from 2 to 68 beds per organization. The data indicate substantial capacities for the combined prolonged weaning and neurorehabilitation treatment in Germany. For most “beds” included in this analysis a basic validation was possible. While a reasonable coverage of these specialized service capacities by the survey is likely, the number reported could still be biased by underreporting by non-response. Both the broad variation of number of “beds” for prolonged weaning per unit and their unequal geographical distribution across federal states (per capita rate) warrant a more refined follow-up survey that will provide insights into reasons for the observed pattern of variation for these specialized hospital capacities.
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Background Critical illness polyneuropathy (CIP) is a complex disease affecting 30–70% of critically ill patients. Methods Clinical (Barthel index, length of stay (LOS), morbidity, duration of mechanical ventilation, routine lab results) and neurophysiological (neurography) data of 191 patients admitted to neurological early rehabilitation and diagnosed with CIP have been analyzed retrospectively. Results CIP diagnosis was correct in 159 cases (83%). In this study, systemic inflammation, sepsis, systemic inflammatory response syndrome (SIRS), multiple organic failure (MOF), chronic renal failure, liver dysfunction, mechanical ventilation, diabetes, dyslipidemia and impaired ion homeostasis (hypocalcaemia, hypokalemia) were associated with CIP. Neurography, in particular of the peroneal, sural, tibial and median nerves, helped to identify CIP patients. Compound muscle action potential amplitude (r = −0.324, p < 0.05), as well as sensory (r = −0.389, p < 0.05) and motor conduction velocity (r = −0.347, p < 0.05) of the median nerve correlated with LOS in neurological early rehabilitation but not with outcome measures. Conclusions In most cases, diagnosis of CIP among neurological early rehabilitation patients seems to be correct. Neurography may help to verify the diagnosis and to learn more about CIP pathophysiology, but it does not allow outcome prediction. Further studies on CIP are strongly encouraged.
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Zusammenfassung Beatmungstherapie stellt einen zentralen und wesentlichen Bestandteil der modernen Intensivmedizin dar. Sie kommt bei Patienten mit schwerer respiratorischer Insuffizienz infolge Versagens der muskulären Atempumpe oder bei direkter oder indirekter Schädigung des Lungenparenchyms mit nachfolgendem Oxygenierungsversagen zum Einsatz, wenn mit anderen nicht-medikamentösen Maßnahmen, Sauerstoffgabe, Sekretmobilisation, kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck – Continuous Positive Airway Pressure (CPAP) oder Nasal-High-Flow-Therapie, keine ausreichende Stabilisierung erreicht werden kann. Die maschinelle Beatmung dient der direkten Behandlung der Atmungsinsuffizienz und schafft Zeit für die Behandlung der zugrundeliegenden Ursache. Der überwiegende Anteil beatmeter Patienten kann nach kurzzeitiger Beatmungstherapie und kausaler Behandlung unproblematisch von der Beatmung entwöhnt werden. Allerdings muss die Beatmung bei ca. 20 % der Patienten auch noch dann fortgesetzt werden, wenn die ursprüngliche Indikation (z. B. eine schwere Pneumonie) längst behoben ist, sodass sich die Phase des Weanings (Entwöhnung von der maschinellen Beatmung) deutlich verlängert. Ungefähr 40 – 50 % der gesamten Beatmungszeit eines Intensivpatienten entfallen aufgrund einer prolongierten Atmungsinsuffizienz auf den Prozess, den Patienten von der Beatmung zu trennen. Neben der respiratorischen Funktionsstörung tragen häufig hohes Alter und Komorbiditäten der Patienten zum prolongierten Weaning-Prozess bei. Nach internationalem Konsens liegt ein prolongiertes Weaning dann vor, wenn es erst nach 3 erfolglosen Spontanatmungsversuchen (spontaneous breathing trial = SBT) oder nach über 7 Tagen Beatmung nach dem ersten erfolglosen SBT gelingt, den Patienten von der Beatmung zu trennen. Das Patientenkollektiv mit prolongiertem Weaning stellt das behandelnde Team vor eine besondere Herausforderung. Ganz wesentlich für den Therapieerfolg ist die eng verzahnte interdisziplinäre Behandlung der Patienten im prolongierten Weaning. Nicht selten sind es der fehlende multidisziplinäre Ansatz und die unzureichende Beachtung der multifaktoriellen Ursachen, die ein erfolgreiches Weaning verhindern. Dieses erfolgreich durchzuführen, setzt eine hohe Expertise in der modernen Intensivmedizin, der Anwendung invasiver und nichtinvasiver Beatmungsverfahren, ein klares Weaning-Konzept, und eine enge, fachübergreifende interdisziplinäre Zusammenarbeit voraus. Im komplexen prolongierten Weaning-Prozess gelingt es in spezialisierten Weaning-Zentren/-Einheiten nach Verlegung der invasiv beatmeten Patienten in ca. 50 % der Fälle doch noch, ein Weaning-Versagen abzuwenden. Bei einem Teil der Patienten schlagen auch wiederholte Weaning-Versuche fehl, sodass gegebenenfalls eine dauerhafte invasive Beatmung in außerklinischer Umgebung erforderlich ist. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des prolongierten Weanings, insbesondere der medizinischen, psychosozialen und ökonomischen Folgen des Weaning-Versagens, wurde erstmals 2014 diese Leitlinie auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) gemeinsam mit anderen wissenschaftlichen Fachgesellschaften, die sich zum Thema prolongiertes Weaning engagieren, publiziert. Aktuelle Forschungs- und Studienergebnisse, Registerdaten und die Erfahrungen in der täglichen Praxis machten die Revision dieser Leitlinie erforderlich. In der revidierten Leitlinie werden Definitionen, Epidemiologie und Weaning-Kategorien, die zugrundeliegende Pathophysiologie, Strategien zur Prävenion von prolongiertem Weaning, das gesamte Spektrum der verfügbaren Therapiestrategien, die Weaning-Einheit, die Überleitung in eine außerklinische Beatmung und schließlich Empfehlungen zu Therapieentscheidungen am Ende des Lebens bei prolongiertem bzw. erfolglosem Weaning abgehandelt. Besondere Schwerpunkte in der Revision der Leitlinie sind folgende Themenfelder: – Eine neue Klassifikation der Untergruppen der Patienten im prolongieren Weaning – Wichtige Aspekte der pneumologischen Rehabilitation und Neurorehabilitation im prolongieren Weaning – Infrastruktur und Prozessorganisation in der Versorgung von Patienten im prolongierten Weaning im Sinne eines kontinuierlichen Behandlungskonzeptes – Therapiezieländerung und Kommunikation mit Angehörigen Die Besonderheiten bei pädiatrischen Patienten werden innerhalb der einzelnen Kapitel jeweils gesondert behandelt. Wichtige Adressaten dieser Leitlinie sind Intensivmediziner, Pneumologen, Anästhesisten, Internisten, Kardiologen, Chirurgen, Neurologen, Pädiater, Geriater, Palliativmediziner, Rehabilitationsmediziner, Pflegekräfte, Logopäden, Physiotherapeuten, Atmungstherapeuten, der medizinische Dienst der Krankenkassen und die Hersteller von Beatmungstechnik. Die wesentlichen Ziele der revidierten Leitlinie sind es, den aktuellen Wissensstand zum Thema „Prolongiertes Weaning“ wissenschaftlich zu bewerten und auf Basis der Evidenz und der Erfahrung von Experten Empfehlungen hinsichtlich des prolongierten Weanings nicht nur für den Bereich der Akutmedizin, sondern auch für den Bereich „Chronic critical care“ zu geben.
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Zusammenfassung Einleitung Die Untersuchung diente der Erhebung der Versorgungssituation in der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation (NNFR) in den Bundesländern Niedersachen (NDS) und Bremen (HB). Methodik Zur Untersuchung wurden alle Anmeldungen aus Akutkliniken zur NNFR in NDS / HB innerhalb einer Periode von zwei Wochen jeweils im November 2015 und 2016 erfasst und über einen weiteren Beobachtungszeitraum von sechs Wochen der Anteil der davon aufgenommenen Patienten ermittelt. Ebenso wurde ermittelt, welche Faktoren eine Aufnahme zur NNFR in NDS oder HB begünstigen bzw. erschweren. Ergebnisse Nur 45 % der angemeldeten Patienten konnten in einer Frührehabilitationseinrichtung in NDS / HB aufgenommen werden. Eine Aufnahme wurde deutlich durch das Vorhandensein isolierungspflichtiger Keime erschwert. Insgesamt nur 21 % der mit Problemkeimen besiedelten Patienten konnten aufgenommen werden, bei MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) waren es sogar nur 13 %. Nachteilig wirkten sich ebenfalls eine Dialysepflicht (20 %), die Hauptdiagnosen Polyneuropathie / Guillain-Barré-Syndrom (GBS) (33 %) und hypoxischer Hirnschaden (37 %) aus, ebenso das Vorhandensein einer Beatmungspflicht (37 %). Eine leicht überdurchschnittliche Aufnahmewahrscheinlichkeit hatten Patienten mit den Hauptdiagnosen Subarachnoidalblutung (52 %) oder Hirninfarkt (51 %). Kaum Einfluss auf die Aufnahmewahrscheinlichkeit hatten die Faktoren Alter, Wert des Frührehabilitations-Barthelindex (FRB), Monitorpflicht, Vorhandensein einer Trachealkanüle, Dysphagie, Orientierungs- oder Verhaltensstörung, alle anderen Hauptdiagnosen und Anzahl der Anmeldungen in einer oder mehreren Frührehabilitationskliniken. Schlussfolgerung Die wohnortnahe NNFR für Patienten aus NDS / HB war in mehr als der Hälfte der Fälle nicht möglich. Die Studie sollte Anlass für eine differenzierte Betrachtung der aktuellen Versorgungsstrukturen im Bereich der NNFR in NDS und HB sein.
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Zusammenfassung Hintergrund In der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation (NNFR) gehen viele Krankheitsbilder mit einem erhöhten Risiko von Pneumonien einher. Vor einigen Jahren wurde die Disziplin der Atmungstherapie etabliert, um respiratorische Komplikationen abzuwenden. Derzeit gibt es allerdings keine Studien, die die Effektivität der Atmungstherapie im Hinblick auf die Inzidenz von Pneumonien in der NNFR belegen könnten. Methode In die Studie wurden 81 Phase-B-Patienten, die während ihres Aufenthaltes eine Atmungstherapie erhalten haben, und 81 Kontrollpatienten eingeschlossen. Routinemäßig erhobene Daten wie Alter, Geschlecht, Diagnosen, Komorbiditäten, Behandlungsdauer sowie Informationen zum Beatmungsstatus und der Entstehung von Pneumonien wurden retrospektiv analysiert. Ergebnisse Die Entstehung einer Pneumonie war mit einer längeren Behandlungsdauer, einer höheren Anzahl an Beatmungsstunden, dem Vorhandensein einer Trachealkanüle und einem tendenziell niedrigerem Frühreha-Barthel-Index bei Aufnahme assoziiert. Die Inzidenzrate nosokomialer Pneumonien lag in beiden Studiengruppen bei 20%. Die Gruppen unterschieden sich signifikant in der Krankheitsschwere bei Aufnahme, der Behandlungsdauer, der Anzahl an Dysphagie-Patienten sowie in den Therapieintensitäten der Physio-und Sprachtherapie. Schlussfolgerung Ein direkter Zusammenhang zwischen der Atmungstherapieintensität und der Pneumonieinzidenz in der NNFR konnte aufgrund der unzureichenden Vergleichbarkeit beider Studiengruppen nicht abschließend nachgewiesen werden. Die Intensität der Dysphagie-Therapie war neben der Beatmungsdauer der stärkste die Pneumonieinzidenz beeinflussende Faktor.
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Background: The situation of neurointensive care in Germany is unclear. Objectives: An inspection of neurointensive wards should help to clarify the situation. Materials and methods: On the occasion of stroke unit certification audits, 320 intensive care units (39 independent neurological and 20 neurosurgical, 6 combined neurological/neurosurgical, 253 interdisciplinary intensive wards) were inspected. Results: On the 39 neurological and the 20 neurosurgical intensive care units, a physician with intensive care specialization was available in 92% and 100% of units, respectively, and a physician with authorization for intensive care training was available in 74% and 80% of units, respectively. A whole day shiftwork existed in 59% and 55% of units, respectively. On the interdisciplinary wards a physician with intensive care specialization was available in 76% and a physician with authorization for intensive care training was available in 52% of units. A whole day shiftwork existed in 64% of units. A full-time neurological/neurosurgical presence during business hours was found only in 18% of units. Conclusions: The neurological/neurosurgical presence and the opportunities for intensive care training on the interdisciplinary wards are not sufficient. There is an urgent need for improvement.
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Prolonged weaning of patients with neurological or neurosurgery disorders is associated with specific characteristics, which are taken into account by the German Society for Neurorehabilitation (DGNR) in its own guideline. The current S2k guideline of the German Society for Pneumology and Respiratory Medicine is referred to explicitly with regard to definitions (e.g., weaning and weaning failure), weaning categories, pathophysiology of weaning failure, and general weaning strategies. In early neurological and neurosurgery rehabilitation, patients with central of respiratory regulation disturbances (e.g., cerebral stem lesions), swallowing disturbances (neurogenic dysphagia), neuromuscular problems (e.g., critical illness polyneuropathy, Guillain-Barre syndrome, paraplegia, Myasthenia gravis) and/or cognitive disturbances (e.g., disturbed consciousness and vigilance disorders, severe communication disorders), whose care during the weaning of ventilation requires, in addition to intensive medical competence, neurological or neurosurgical and neurorehabilitation expertise. In Germany, this competence is present in centers of early neurological and neurosurgery rehabilitation, as a hospital treatment. The guideline is based on a systematic search of guideline databases and MEDLINE. Consensus was established by means of a nominal group process and Delphi procedure moderated by the Association of the Scientific Medical Societies in Germany (AWMF). In the present guideline of the DGNR, the special structural and substantive characteristics of early neurological and neurosurgery rehabilitation and existing studies on weaning in early rehabilitation facilities are examined.Addressees of the guideline are neurologists, neurosurgeons, anesthesiologists, palliative physicians, speech therapists, intensive care staff, ergotherapists, physiotherapists, and neuropsychologists. In addition, this guideline is intended to provide information to specialists for physical medicine and rehabilitation (PMR), pneumologists, internists, respiratory therapists, the German Medical Service of Health Insurance Funds (MDK) and the German Association of Health Insurance Funds (MDS). The main goal of this guideline is to convey the current knowledge on the subject of "Prolonged weaning in early neurological and neurosurgery rehabilitation".
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Background: There is little known about the factors influencing the weaning process of long-term mechanically ventilated patients in the neurological early rehabilitation. Aim: To identify salient clinical and neurophysiological variables with impact upon weaning from mechanical ventilation during neurological and neurosurgical early rehabilitation. Design: Observational, retrospective data analysis. Population: A sample of 65 mechanically ventilated neurological and neurosurgical early rehabilitation patients of the BDH-Clinic Hessisch Oldendorf in Northern Germany. Most patients were suffering from brain disorders (stroke, brain hemorrhage, hypoxic brain damage). Methods: Clinical (ventilation hours, duration of daily therapy, Barthel index) and neurophysiological data (evoked potentials) were analysed retrospectively. The data was collected from the medical records of patients treated in our weaning facility. Results: Weaning was successful in 92.3% (60/65) of all cases after a mean of 341.1 (±423.9) hours of ventilation; 2 patients (3.1%) died during the course of weaning and 3 (4.6%) were discharged on home ventilation. There was no significant correlation between ventilation hours and the amount of daily physio-, occupational or speech therapy, but there was a tendency towards a negative correlation of cognitive therapy with ventilation hours (rs=-0.234, p=0.088). Longer periods of ventilation correlated with poorer outcomes as measured by improvements in the Barthel index (rs=-0.259, p<0.05). The more secondary diagnoses - a surrogateindicator of the total burden of morbidity - the more ventilation hours were necessary to wean the patient (rs=0.268, p<0.05). Patients isolated due to colonization with multi-drug resistant bacteria tended to require longer periods of ventilation than non- isolated persons (413.2 (±463.7) vs. 158.8 (±221.6), p=0.068). Data of evoked potentials did not correlate with ventilation hours. Conclusions: Most patients could be weaned from mechanical ventilation during early rehabilitation within approximately two weeks. Results from this study suggest that patients morbidity (as indicated by the total number of secondary diagnoses) and isolation due to colonization with multi-drug resistant bacteria may be deleterious to the weaning process. Clinical rehabilitation impact: In evaluation of the weaning prognosis of critically ill neurological and neurosurgical early rehabilitation patients, concomitant morbidity and colonization with multi-drug resistant bacteria should be taken into account.
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Die vorliegende Arbeit stellt die medizinisch-berufliche Rehabilitation (mbR) oder Phase II in Deutschland dar. Neben einer Definition von mbR geht die Arbeit auch auf rechtliche und qualitative Aspekte ein. Des Weiteren werden Studien zur Evidenzbasierung der mbR dargestellt. Die mbR bietet vor allem schwer betroffenen neurologischen Rehabilitanden eine Chance auf berufliche Teilhabe.
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Die neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation der Phase B wird in Deutschland überwiegend im Krankenhausbereich nach § 39 SGB V erbracht. Die Autoren dieser Arbeit, die gemeinnützige Frührehabilitationseinrichtungen in 5 Bundesländern leiten, legen vorwiegend medizinische Argumente für eine Zuordnung der Frührehabilitation zum Krankenhausbereich vor. Neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitationspatienten sind oft noch mit einer Trachealkanüle versorgt und müssen beatmet oder intensivmedizinisch überwacht werden. Zudem sind zur Erkennung und Behandlung schwerwiegender Komplikationen wie z. B. Aspirationspneumonien die besonderen Mittel des Krankenhauses erforderlich.