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Agriphila alpina Błeszyn´ski, 1957 stat. nov. in den Alpen (Italien, Südtirol) – ein bemerkenswerter Wiederfund nach einem Jahrhundert (Lepidoptera, Crambidae)

Authors:
  • Tiroler Landesmuseen

Abstract

Agriphila alpina Błeszyński, 1957 stat. nov., was rediscovered after more than 100 years in the only known area in the world, the South Tyrolean Dolomites. The species was so far considered as alpine subspecies of the circumpolar Agriphila biarmicus (TengsTröm, 1865), but taking into account molecular data of the DNA barcode region and morphological features it is here recognized as a separate species. In addition, the biology is described, after a successful ex ovo breeding. Zusammenfassung Agriphila alpina Błeszyński, 1957 stat. nov., wurde erstmals nach über 100 Jahren im bisher weltweit einzigen bekannten Areal, den Südtiroler Dolomiten, wiederentdeckt. Die bisher als alpine Subspecies der circumpolar verbreiteten Agriphila biarmicus (TengsTröm, 1865) bewertete Crambidae wird unter Berücksichtigung molekularer Daten der DNA-Barcoderegion sowie morphologischer Merkmale als eigene Art erkannt. Darüber hinaus werden erstmals das Habitat sowie nach einer erfolgreichen ex ovo Zucht die Biologie beschrieben.
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Peter Huemer & Rudolf Bryner
Agriphila alpina Błeszyn´ski, 1957 stat.
nov. in den Alpen (Italien, Südtirol) – ein
bemerkenswerter Wiederfund nach einem
Jahrhundert (Lepidoptera, Crambidae)
Abstract
Agriphila alpina B
łeszy ński
, 1957 stat. no v., was rediscovered after more than 100 years
in the only known area in the world, the South Tyrolean Dolomites. The species was so
far considered as alpine subspecies of the circumpolar Agriphila biarmicus (TengsTröm,
1865), but taking into account molecular data of the DNA barcode region and morpho-
logical features it is here recognized as a separate species. In addition, the biology is
described, after a successful ex ovo breeding.
Zusammenfassung
Agriphila alpina B
łeszyński
, 1957 stat. no v., wurde erstmals nach über 100 Jahren im
bisher weltweit einzigen bekannten Areal, den Südtiroler Dolomiten, wiederentdeckt. Die
bisher als alpine Subspecies der circumpolar verbreiteten Agriphila biarmicus (T
engsTröm
,
1865) bewertete Crambidae wird unter Berücksichtigung molekularer Daten der DNA-
Barcoderegion sowie morphologischer Merkmale als eigene Art erkannt. Darüber hinaus
werden erstmals das Habitat sowie nach einer erfolgreichen ex ovo Zucht die Biologie
beschrieben.
Adresse der Autoren:
Peter Huemer
Tiroler Landesmuseen
Betriebsges.m.b.H.
Sammlungs- und
Forschungszentrum
Naturwissenschaftliche
Sammlungen
Krajnc-Straße 1
A-6060 Hall in Tirol,
Österreich
Rudolf Bryner
Bergluftweg 19
CH-2505 Biel/ Bienne,
Schweiz
Eingereicht: 20.03.2019
Angenommen: 29.07.2019
DOI: 10.5281/
zenodo.3565307
Keywords: Agriphila alpina,
new status, Crambidae,
DNA barcode, alpine ende-
mism, South Tyrol
P. Huemer & r. Bryn er: Agriphi la alpina B łesz yn´ski, 1957 sta t. nov. in den Al pen (Ita lien, Süd tirol)
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Einleitung
Crambus biarmicus wurde erstmals Mitte Juli 1864 im Russischen Teil Kareliens gesam-
melt und nach etwa 20 Exemplaren detailgetreu beschrieben sowie unverkennbar in
Farbe abgebildet (T
engsTröm
1865). Seither wurde die Art in weiteren Gebieten des
nördlichen Europas sowie in Sibirien und in Nordamerika entdeckt und mehrere sub-
spezische bzw. infrasubspezische Taxa benannt: Crambus biarmicus var. pallidus
sTrand, 1900 (Skandinavien), Crambus biarmicus var. illatella Fuchs, 1902 (Skandinavien)
und Crambus biarmicus paganellus mcdunnough, 1925 (Nordamerika). Zuletzt wurde mit
Agriphila biarmicus alpina Błeszyński, 1957, auch aus den Alpen eine separate Unterart
beschrieben. Die wenigen bekannten Tiere stammten alle aus dem Gebiet der Südtiroler
Dolomiten und wurden zwischen 1891 und 1907 gesammelt. reBel (1893) meldete die Art
erstmals aus den Alpen und zwar nach sechs von G. Stange am 21.7.1891 an einer kleinen
Sumpfstelle auf der Alpe Armentara gesammelten Exemplaren. h
arTig
(1958) fasste die
bis dahin bekannt gewordenen wenigen weiteren Funde zusammen, sie stammen aus dem
zweiten Julidrittel 1898 und 1904 aus dem Gebiet des Sellajochs von etwa 2000 m sowie
1907 nochmals von der Heiligkreuzkapelle auf den Armentarawiesen. Eine intensive
Nachsuche an dieser Lokalität, angeblich im Juli 1959 [sic], blieb ergebnislos (harTig,
1958). Eine weitere unbestätigte und undatierte Meldung vom Grödnerjoch (s
lamka
,
2008) konnte nicht überprüft werden, ist allerdings auch nicht auszuschließen. Bis zur
Wiederentdeckung der Art in den Alpen am 13.7.2017 sollten somit 110 Jahre vergehen.
Im Rahmen des durch den Südtiroler Forschungsfonds geförderten Projektes „Genetische
Artabgrenzung ausgewählter arkto-alpiner und boreo-montaner Tiere Südtirols“ wurden
vom Erstautor möglichst viele derartig verbreitete Schmetterlingsarten ohne bislang
bekannte Gensequenzen in Südtirol und angrenzenden Gebieten beprobt. Eine der
Zielarten war die verschollene Agriphila biarmicus. Am 13.7.2017 wurde das potentielle
historische Fundgebiet am Sellajoch weitgehend ächendeckend abgesucht. Nach ers-
ten erfolglosen Begehungen stark degradierter ehemaliger Feuchtwiesen mit massiver
Entwässerung z.B. durch Verrohrung wurde am Ende eines langen Beprobungstages doch
noch eine kleine Fläche mit einer individuenreichen Population entdeckt. Nachfolgende
genetische und morphologische Untersuchungen des alpinen Taxons sowie die durch
den Zweitautor erstmalig erfolgreich durchgeführte ex ovo Zucht und die sich daraus
ergebenden Rückschlüsse werden hier dargestellt und erörtert.
Material und Methoden
Belegexemplare
Materialaufsammlungen erfolgten ausschließlich am Tag mittels Streifnetz bzw. wur-
den durch Zucht erzielt. Belegtiere wurden anschließend entweder klassisch präpariert
oder alternativ die Flügel gebreitet sowie das Material zur Sicherung der DNA-Qualität
umgehend getrocknet.
Die Präparation der Genitalien folgte der bei roB in so n (1976) beschriebenen
Standardtechnik für Kleinschmetterlinge und wurde durch die erstmals in dieser Gruppe
verwendete sogenannte “unrolling technique” (PiTkin, 1986) angepasst.
Material von Agriphila alpina bendet sich in der Sammlung des Tiroler Landesmuseums
Ferdinandeum, Innsbruck (TLMF), wenige gezüchtete Tiere in coll. Rudolf Bryner, Biel
(RCRB). Untersuchte Belege von Agriphila biarmicus stammen aus coll. Marko Mutanen,
Oulu (RCMM).
DNA-A nalysen
Gewebeproben (Bein oder Teil eines Beines) der vorselektierten Exemplare wurden
an das Canadian Center for DNA Barcoding (CCDB, University of Guelph, Ontario,
Kanada) versendet. Die DNA Isolation, PCR Amplikation sowie die anschließende
Sequenzierung erfolgten am CCDB nach den bei deWaard eT al. (2008) beschriebenen
Standardprotokollen. Mit Hilfe dieser Methoden wurde eine 658 Basenpaare umfassende
Region der mitochondrialen Cytochrom C Oxidase I (COI, Barcodefragment 5) isoliert
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und vervielfältigt. Insgesamt wurden vier Proben aus Südtirol mit vollständigem DNA-
Barcode sequenziert, hinzu kommen drei Proben aus Finnland und Kanada in BOLD
(Universität Oulu, Finnland; Biodiversity Institute of Ontario, Guelph, Kanada) mit
658, 576 und 571 Basenpaaren.
Objektspezische Informationen einschließlich der vollständigen geographischen Daten
der Belege samt Fotos und zugehöriger Sequenzen nden sich öffentlich zugänglich in
der Datenbank BOLD (Barcode of Life Data Systems www.boldsystems.org; raTnasingham
& h
eBerT
2007) im Dataset „DS-LEALAGRI Lepidoptera of the Alps – Agriphila alpina“.
Intra- und interspezische Distanzen wurden mit dem Kimura2-Parameter-Modell
(K2P) mit Hilfe der Analyse Tools von BOLD v.4 berechnet. Der abgebildete Neighbour-
Joining Tree basiert ebenfalls auf dem K2P-Berechnungsmodell und wurde mit dem
Programm Mega 6 (Tamura et al. 2013) graphisch umgesetzt.
Zucht
Die Eier wurden bis zum Schlüpfen der Raupen auf leicht feuchtem Filterpapier in
einer Petrischale gehalten. Als erste Zuchtgefäße dienten drei transparente 180 g
Polystyrolbecher. Diese wurden mit je einem unterschiedlichen Moos und einer Poa
annua-Panze in feuchtem Sand bepanzt (Abb. 1). Die Becher enthielten anfänglich
je 6-7 Raupen.
Nach einem Monat wurden die mit Raupen bewohnten Moospolster in einen Blumentopf
mit einer geschlossenen Moosdecke aus Leptodictyum riparium (früher: Amblystegium ripa-
rium) (det. Norbert Schnyder) umgesiedelt (Abb. 1). Die Zucht inklusive Überwinterung
erfolgte im Freien.
Fotograe
Zur Herstellung der Fotograen kam eine Canon Spiegelreexkamera mit dem Makro-
Objektiv MP-E 65 mm und Ringblitz zum Einsatz. Falterpräparate wurden bei diffusem
Tageslicht aufgenommen. Die Fotos der Eier entstanden in der Technik der manuellen
Schichtfotograe unter dem Mikroskop Leica DME und wurden anschließend mit dem
Programm „Helicon Focus 4.80” zusammengerechnet. Die Nachbearbeitung der Bilder
erfolgte mit dem Programm „Adobe Photoshop Elements 9”.
Genitalfotos wurden mit einem Olympus BH2 Mikroskop in Schichtfotograe aufge-
nommen, mit dem Programm „Helicon Focus 6“ zusammengerechnet und anschließend
mit „Adobe Photoshop CS4“ überarbeitet.
Aufnahmen der Imagines und der Präimaginalstadien stammen vom Zweitautor.
Abb. 1. Zucht gefäße für das erste Raupenstadium (links); Zuchtgefäß der älteren Raupen (rechts).
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Ergebnisse
Agriphila alpina Błeszyński, 1957 stat. nov.
Agriphila biarmicus alpina Błeszyński, 1957
Material
30 Männchen, 7 Weibchen: Italien, Südtirol, Wolkenstein, 1,1 km NW Sellajoch,
46°31´02´´N, 11°45´36´´E, 2080 m, 13.-14.7.2017, leg. Huemer, specimen ID: TLMF Lep
22694 (0 bp), 22695, 22696, 22697, 22698 (jeweils 658 bp); 7 Männchen, ditto, aber
17.7.2017; 2 Weibchen, ditto, aber e.o. 16.-17.5.2018, cult. Bryner; 2 Männchen, ditto,
aber 17.5.2018.
Abb. 2. Agriphila biarmicus (obere zwei Reihen) und Agriphilus alpina (untere Reihe).
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Differentialdiagnose
Agriphila alpina – Agriphila biarmicus
Imago. Insgesamt variable Art. Die Falter von A. alpina ähneln A. biarmicus (Abb.
2), unterscheiden sich aber im Männchen durch die wenig variablen braun-grauen
Vorderügel, ohne deutliche Zeichnung, hrend bei A. biarmicus kontrastierende
Zeichnungselemente wie insbesondere ein großer weißer Zelleck verbreitet sind. Die
Weibchen unterscheiden sich durch eine bei A. alpina meistens schmalere, deutlich
gezackte Mittelbinde.
Genitalien. Die männlichen Genitalien von A. alpina differieren von A. biarmicus in
mehreren Strukturen (Abb. 3): Uncus etwas breiter; Valva schlanker; Costalarm deut-
lich kürzer und abgerundet; Phallus ventroapical wenig abgerundet. Die weiblichen
Genitalien von A. alpina unterscheiden sich von A. biarmicus (Abb. 4) durch die kürzere
Behaarung der Papillae anales, die schlankeren Apophyses posteriores, das kürzere
VIII. Segment und das wesentlich größere Signum.
Darüber hinaus unterscheiden sich beide Arten mit min. 2,25% signifikant im
DNA-Barcode.
Abb. 3. Männliche Genitalstrukturen Agriphila alpina, PYR 366 (oben), Agr iphila biarmicus, GU 19/1518 (unten).
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Beschreibung
Imago (Abb. 2, unterste Reihe): Männchen (n = 39). Weibchen (n = 9). Geschlechter
dimorph. Kopf mit lang vorstehenden und dicht beschuppten, beim Männchen dun
-
kelbraun und beim Weibchen beige gefärbten Labialpalpen; Antennen des Männchens
einfarbig braun, gezähnt und dicht bewimpert, im weiblichen Geschlecht fadenförmig
mit viel kürzeren Wimpern, unterseits braun, oberseits schwach hell-dunkel geringelt;
Kopf, Thorax und Tegulae graubraun. Flügelspannweite 15-17 mm; Vorderügel drei-
eckig, mit gerader Costa und beim Männchen wenig, beim Weibchen stärker abgerun-
detem Termen; Vorderügelfarbe und Muster ziemlich variabel, beim Männchen grau-
bis rostbraun, entlang der Adern und der höchstens angedeuteten Mittelbinde einige
schwarze Schuppen, zerstreute weiße Schuppen gehäuft proximal der Subterminallinie,
jedoch ohne weißen Zelleck, weißlich-braune Subterminallinie schmal, gezähnelt, von
der Costa zum Termen gebogen, dann fast parallel zum Termen bis zum Innenrand
verlaufend, schwarze Marginalecken, Fransen grau mit schwacher Teilungslinie;
Weibchen rostbraun, mit ausgedehnter weißer Beschuppung, vor allem proximal der
Mittelbinde und beidseitig der Subterminallinie, Mittelbinde markant, schmal, zuerst
von der Costa Richtung Termen, nach einem Drittel nach innen gebogen mit zwei
auffallenden Zähnchen Richtung Termen; Hinterügel beider Geschlechter grau, mit
hellgrauen Fransen und schwacher Teilungslinie.
Männliche Genitalien (Abb. 3, oben). Uncus langezogen, dreieckig, apical zugespitzt;
Abb. 4. Weibliche Genitalstrukturen Agriphila alpina, PYR 367 (links), Agriphila biarmicus, GU 19/1519 (rechts).
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Gnathos etwa gleich lang aber etwas breiter als Uncus; Valva schlank, beinahe paral-
lelrandig, distales Drittel zunehmend verjüngt, Apex abgerundet; Costalarm kurz, breit
abgerundet. Weibliche Genitalien (Abb. 4, links). Papillae anales anteriomedial breit
gerundet, semi-oval, apikal verjüngt und gebogen, Behaarung mäßig lang; Apophyses
posteriores schlank und kurz; VIII. Tergit glatt sklerotisiert, kürzer als Papillae anales,
Apophyses anteriores fehlen; Ostium-Tasche blasenartig, gerunzelt; Ductus bursae
etwa so lang wie Corpus bursae, deutlich von diesem abgesetzt; Signum relativ groß
(ca.0,08 mm Durchmesser), gerundet, stark bedornt.
Molekulare Daten/DNA Barcodes
BIN BOLD:ADI5812 (n=4). Nach den bisherigen Sequenzen weist die Art keine intraspe-
zi sche Divergenz auf. Die p-Distanz zum Nächsten Nachbarn Agriphila biarmicus ist
mit 2,25% hingegen erheblich (Abb. 5).
Präimaginalstadien
Eier: Die 0.6 x 0.4 mm großen Eier mit feiner Längsrippenstruktur sind anfänglich
perlweiß. Sie verfärben sich danach von gelb über orangerot zu karminrot. Vor dem
Schlüpfen der Raupe sind sie bräunlich mit durchscheinendem, schwarzen Raupenkopf
(Abb. 6).
Eiraupen: Die frisch geschlüpften, 1,3 mm langen Räupchen sind orangerot gefärbt
mit fast durchsichtigen letzten Abdominalsegmenten, besitzen einen glänzend braun-
schwarzen Kopf und eine dunkelbraune Rückenplatte auf dem Prothorax sowie spärliche,
gelbliche Haare von der Länge der Körperbreite (Abb. 7).
Abb. 5. Neighbour-Joining Tree von Agriphila alpina und A. biarmicus, basierend auf Sequenzen des mtDNA COI-Gens
(Barcodefragment 5´, 658 bp) (Kimura 2 Parameter, produziert mit MEGA 6; cf.
TAMURA
et al. 2013).
Abb. 6. Eier in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Abb. 7. Raupe schlüpf t aus dem Ei.
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Raupen: Nach einem Monat sind die Raupen 5 mm lang. Kopf und Rückenplatte auf
dem Prothorax sind glänzend braunschwarz. Die Körperfärbung ist schmutzig bräun-
lichgrau. Jedes Segment trägt eine Reihe von dunkelgrauen Warzen, welche mit 1-2
senkrecht aufstehenden Haaren besetzt sind (Abb. 8).
Vor der Überwinterung erreichen die Raupen eine Länge von rund 10 mm. Die
Körperfärbung ist jetzt heller, gelblich bis elfenbeinfarbig, die kräftigen Warzen von
kontrastierend graubrauner Farbe (Abb. 9).
Biologie
Zuchtbericht: Nach einer Entwicklungszeit von rund 12 Tagen schlüpfen die Raupen
aus den Eiern. Unmittelbar danach werden ihnen Poa annua und einige Moosarten
als Nahrung gereicht. Die Räupchen spinnen sich sowohl im Moos als auch im Gras
mit wenigen Spinnfäden ein. Über Nacht beginnt die Nahrungsaufnahme. Winzige
Fraßspuren sind an den Grasblättern und an zwei Moos-Arten erkennbar. Die Räupchen
fertigen sich senkrecht in den Untergrund führende Gespinströhren an. Sie kommen
nur zur Nahrungsaufnahme nach oben und fressen vorzugsweise nachts die älteren,
bereits etwas bräunlichen, seltener auch die noch frischen grünen Moosblättchen.
Die Grasblätter werden jetzt nicht mehr gefressen. Schließlich überleben aber nur die
Raupen im Becher mit Leptodictyum riparium. Dieses Moos kommt normalerweise an
Bachrändern oder in Feuchtwiesen vor.
Vor der Überwinterung werden die Gespinste auf der Moosoberäche ausgedehnter und
Abb. 8. Vier Wochen alte Raupe.
Abb. 10. Erwachsene Raupe in Gespinströhre (links); Exuvie (rechts).
Abb. 9. Erwachsene Raupe vor der Überwinterung.
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auffälliger. Sie erreichen einen Durchmesser von bis zu 3 cm. Gebildet werden waagrecht
zwischen dem Moos verlaufende Gespinstschläuche, in denen sich die Raupen nachts
fortbewegen, um noch nicht abgeweidete Bereiche des Nahrungssubstrates zu erreichen.
Bei Tag halten sie sich in den senkrecht nach unten führenden Gespinströhren auf.
Der Kopf schaut dabei stets nach oben (Abb. 10, linke Seite). Bei Störung ziehen sich
die Raupen ink rückwärts tiefer in die Röhren zurück. Die Überwinterung erfolgt im
Raupenstadium. Danach verpuppen sich die Raupen in den Gespinströhren, die oben
offen bleiben (Abb. 10, rechte Seite). Die Falter schlüpfen im Labor Mitte Mai (Abb. 11-13).
Abb. 11. Frisch geschlüpftes
Weibchen.
Abb. 12. Agriphila alpina,
Männchen.
Abb. 13. Agriphila alpina,
Weibchen.
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Lebensraum
Der einzige aktuell bekannte und extrem kleinräumige Lebensraum (<0,5 ha) ist ein
blütenarmes, ostexponiertes Hangquellmoor auf Dolomituntergrund, ca.1,1 km NW des
Sellajochs (Abb. 14). B
urmann
(1976) beschreibt das Habitat hingegen als mit Legföhren
[Pinus mugo Turro] durchsetzte, etwas sumpge Grasheiden in einer Höhenlage zwischen
1900 und 2100 m. Diese Angabe ist insofern zweifelhaft, als es in der Sammlung Burmann
keine Belegtiere gibt und nach den verfügbaren Unterlagen auch nie welche beobachtet
oder gesammelt wurden. Die Falter wurden zuerst am späten Nachmittag aktiv ie-
gend gefunden, später auch während des Vormittags, jedoch immer im Sonnenschein.
Bei Bewölkung lassen sich die Tiere aber regelmäßig aufscheuchen. Lichtfang brachte
hingegen bisher keine Erfolge. Am Standort wurde als weitere sehr bemerkenswerte
tyrphophile Art die überwiegend im nördlichen Europa verbreitete Scythris palustris
(zeller 1855) als Erstnachweis für Italien belegt (huemer 2019).
Verbreitung
Agriphila alpina ist nach heutigen Kenntnissen ein kleinräumig verbreiteter Endemit
der Dolomiten Südtirols und wurde mit Sicherheit nur aus dem Gebiet des Sellajochs
sowie den Armentarawiesen belegt.
Bemerkungen
Bereits r
eBel
(1893) verweist auf eine eintönigere und dunklere Färbung männlicher Tiere
aus den Alpen im Vergleich zu nnischen Exemplaren, jedoch ohne daraus taxonomische
Rückschlüsse zu ziehen. Die Abtrennung dieser Populationen von der Nominatunterart
nach den weitgehend zeichnungslosen Vorderügeln des Männchens und den schmaleren
Vorderügel mit verengten Binden des Weibchens erfolgte schließlich durch B
łeszy ński
(1957) unter dem Namen Agriphila biarmica ssp. alpina. Sie basierte auf einem am
13.7.1898 gesammelten Männchen vom Sellajoch sowie zwei weiteren Männchen und
einem Weibchen mit identen Daten. Unterschiede in der Genitalmorphologie wurden
in der Originalbeschreibung der ssp. alpina aber nicht erkannt und B
łeszyński
(1957)
schreibt dazu wie folgt: „I did not nd any important differences in genitalia between
this form [alpina] and the typical one“. Der hier festgelegte Artstatus von Agriphila
alpina basiert hingegen sowohl auf bisher übersehenen, jedoch diagnostisch relevan-
ten Merkmalen der männlichen und weiblichen Genitalien sowie auf einer deutlichen
Divergenz im DNA-Barcode gegenüber Agriphila biarmicus.
Abb. 14. Lebensraum von Agriphila alpina am Sellajoch.
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Agriphila biarmicus (Tengs Tröm, 1865)
Crambus biarmicus TengsTröm, 1865
Crambus biarmicus var. pallidus sTrand, 1900
Crambus biarmicus var. illatella Fuchs, 1902
Crambus biarmicus paganellus mcdunnough, 1925
Material
2 Männchen, 1 Weibchen: Finnland, Kuusamo, Putaanoja, 7.7.2015, leg. M. Mutanen;
1 Weibchen, Finnland, Kuusamo, 12.7.1999, leg. T. Mutanen; 1 Männchen, Finnland,
Muonia, 6.7.2014, leg. M., A. & N. Mutanen; 1 Männchen, Finnland, Pelkosenniemi,
2.7.1995, leg. M. Mutanen.
Differentialdiagnose (siehe oben).
Beschreibung (siehe Błeszyński 1965)
Molekulare Daten/DNA Barcodes
BIN BOLD:AAJ1509 (n=3). Die intraspezische Divergenz der Barcode-Region ist mit
0,6% im Mittel und maximal 0,92% mäßig. Die p-Distanz zum Nächsten Nachbarn
Agriphila alpina ist mit 2,25% hingegen deutlich größer.
Präimaginalstadien
Die Präimaginalstadien der subarktischen Populationen sind unbekannt.
Lebensraum
Der Lebensraum fennoskandischer Populationen entspricht weitgehend den alpinen
Habitaten (m
uTanen
, pers. Mitteilung). Nach s
lamka
(2008) soll die Art jedoch auf offenen,
steinigen und mit Moosen sowie Heidekraut bewachsenen Lebensraum vorkommen.
Verbreitung
Agriphila biarmicus ist eine lokal im nördlichen Europa (Fennoskandien, Baltikum,
Nordwestrussland) verbreitete Art mit weiteren Vorkommen von Nordsibirien bis in
den Fernen Osten sowie in Kanada.
Bemerkungen
Die aktuelle subspezische Einteilung unterscheidet zumindest drei Unterarten:
Agriphila biarmicus biarmicus (Skandinavien, NW-Russland); Agriphila biarmicus illa-
tella (F
uchs
, 1902) (Skandinavien); Agriphila biarmicus paganella (m
c
d
unnough
1925)
(Nordamerika) (s
lamka
2008). Diese Untergliederung ist jedoch dringend revisions-
bedürftig und basiert auf bislang nicht an Serienmaterial geprüften und bekannter-
maßen sehr variablen Merkmalen, wie Größe und Färbung der Imagines. Folgerichtig
vermutete s
lamka
(2008) in der ssp. illatella nur eine dunklere Individualform. Auch die
mit scheinbar deutlich größeren Tiere der nordamerikanischen ssp. paganella fallen in
Wirklichkeit in die Variationsbreite europäischer Pendants. Überdies scheint die in der
Literatur angeführte Faltergröße teilweise inkorrekt. So beträgt die Flügelspannweite
der Nominatunterart nach B
łeszyńsk i
(1965) lediglich 12-13 mm, in seiner früheren
Arbeit wird die Vorderügellänge jedoch mit 7,5-8 mm angeführt (B
łeszyńsk i
1957)
was bei der gegeben Flügelform zu einer Flügelspannweite von etwa 15-16 mm führt,
bestätigt durch das von uns untersuchte Material.
Erste genetische Daten mit weitgehender Übereinstimmung fennnoskandischer und
kanadischer Proben deuten ebenfalls auf eine circumpolar verbreitete Art ohne geneti-
sche Struktur. Sequenzen alpiner Tiere weichen demgegenüber deutlich ab und unter-
stützen den separaten Artstatus alpiner Populationen (Abb. 5).
Das bei slamka (2008) als 1848 angeführte Jahr der Erstbeschreibung ist inkorrekt.
Die durch den ICZN (1999) geregelte Geschlechtsangleichung des Art- an den Gattungsnamen
wird hier in Übereinstimmung mit den weitum akzeptierten Vorschlägen von sommerer
(2002) nicht übernommen und somit die ursprüngliche Schreibweise beibehalten.
P. Huemer & r. Bryn er: Agriphi la alpina B łesz yn´ ski, 1957 sta t. nov. in den A lpen (Ita lien, Süd tirol)
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Dank
Die Forschungsarbeiten wurden dankenswerterweise durch Förderungen der Autonomen
Provinz Bozen – Südtirol, Abteilung Bildungsförderung, Universität und Wissenschaft
im Rahmen des Projektes „Genetische Artabgrenzung ausgewählter arkto-alpiner und
boreo-montaner Tiere Südtirols“ unterstützt. Weiteres wird dem Team des Canadian
Centre of DNA-Barcoding (Guelph, Ontario, Kanada), unter der Leitung von Paul
Hebert sowie dem BOLD Management & Analysis System für Sequenzierungen und
Datenbankanalysen herzlich gedankt. Sequenzanalysen wurden durch Finanzmittel von
Genome Canada über das Ontario Genomics Institute als Unterstützung des International
Barcode of Life Projektes ermöglicht. Schließlich gebührt dem Ontario Ministry of
Research and Innovation für die Unterstützung von BOLD herzlicher Dank.
Marko Mutanen (Universität Oulu, Finnland) danken wir für vielfältige Unterstützung
mit Material und genetischen Sequenzen.
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Literatur
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Article
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We announce the release of an advanced version of the Molecular Evolutionary Genetics Analysis (MEGA) software, which currently contains facilities for building sequence alignments, inferring phylogenetic histories, and conducting molecular evolutionary analysis. In version 6.0, MEGA now enables the inference of timetrees, as it implements our RelTime method for estimating divergence times for all branching points in a phylogeny. A new Timetree Wizard in MEGA6 facilitates this timetree inference by providing a graphical user interface (GUI) to specify the phylogeny and calibration constraints step-by-step. This version also contains enhanced algorithms to search for the optimal trees under evolutionary criteria and implements a more advanced memory management that can double the size of sequence data sets to which MEGA can be applied. Both GUI and command-line versions of MEGA6 can be downloaded from www.megasoftware.net free of charge.
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Because many animal species are undescribed, and because the identification of known species is often difficult, interim taxonomic nomenclature has often been used in biodiversity analysis. By assigning individuals to presumptive species, called operational taxonomic units (OTUs), these systems speed investigations into the patterning of biodiversity and enable studies that would otherwise be impossible. Although OTUs have conventionally been separated through their morphological divergence, DNA-based delineations are not only feasible, but have important advantages. OTU designation can be automated, data can be readily archived, and results can be easily compared among investigations. This study exploits these attributes to develop a persistent, species-level taxonomic registry for the animal kingdom based on the analysis of patterns of nucleotide variation in the barcode region of the cytochrome c oxidase I (COI) gene. It begins by examining the correspondence between groups of specimens identified to a species through prior taxonomic work and those inferred from the analysis of COI sequence variation using one new (RESL) and four established (ABGD, CROP, GMYC, jMOTU) algorithms. It subsequently describes the implementation, and structural attributes of the Barcode Index Number (BIN) system. Aside from a pragmatic role in biodiversity assessments, BINs will aid revisionary taxonomy by flagging possible cases of synonymy, and by collating geographical information, descriptive metadata, and images for specimens that are likely to belong to the same species, even if it is undescribed. More than 274,000 BIN web pages are now available, creating a biodiversity resource that is positioned for rapid growth.
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The Barcode of Life initiative represents an ambitious effort to develop an identification system for eukaryotic life based on the analysis of sequence diversity in short, standardized gene regions. Work is furthest advanced for members of the animal kingdom. In this case, a target gene region has been selected (cytochrome c oxidase I) and pilot studies have validated its effectiveness in species discovery and identification. Based on these positive results, there is now a growing effort to both gather barcode records on a large-scale for members of this kingdom and to identify target barcode regions for the other kingdoms of eukaryotes. In this chapter, we detail the protocols involved in the assembly of DNA barcode records for members of the animal kingdom, but many of these approaches are of more general application.
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The new (4th) edition of the International Code of Zoological Nomenclature still requires in its Articles 31.2 and 34.2 that an adjectival species-group name be in agreement with the gender of the name of the genus it is at any time associated with. Prominent and influential publications on the taxonomy of Lepidoptera expressly chose to ignore the gender agreement requirements of the (corresponding previous) Code, and to use the specific name as given in the original description. For most lepidopterists of our time it is, by lack of knowledge in Latin and Greek, impossible to ascertain unambiguously the gender of the generic names in Lepidoptera. Since strict application of the gender agreement provisions of the Code in the nomenclature of Lepidoptera would, in the course of progress in systematics, require continuous changes of epithets of specific names, the task of updating the names in electronic databases of large lepidopteran groups is beyond the manpower and financial resources of museums and scientific institutions. It is therefore practically not possible to apply those rules of gender agreement. Regrettably, the International Commission on Zoological Nomenclature did not accept those arguments for the latest version of the Code. The author explains that in lepidopterology there has never been a tradition of 'classic purity' as advocated by the Code. Given the priority of the principles of stability and permanence of zoological names the author proposes that all lepidopterists follow the example of leading authors in taxonomy and disregard the gender agreement requirements of the Code. The leading lepidopterists' societies should encourage their members in this respect. The Societas Europaea Lepidopterologica (SEL) with about 600 members has, on 4 June, 2002, passed an appropriate resolution (which is reproduced in the Appendix).
Studies on the Crambidae (Lepidoptera) Part XIV. Revision of the European species of the Generic Group Crambus F. s. l
  • Błeszyński S
Błeszyński s., 1957: Studies on the Crambidae (Lepidoptera) Part XIV. Revision of the European species of the Generic Group Crambus F. s. l. Acta zoologica cracoviensia, 1: 161-462.
International Code of Zoological Nomenclature. Fourth edition. The International Trust for Zoological Nomenclature
ICZN, 1999: International Code of Zoological Nomenclature. Fourth edition. The International Trust for Zoological Nomenclature, London, UK.
New Canadian Lepidoptera with notes
mcdunnough J., 1925: New Canadian Lepidoptera with notes. The Canadian Entomologist, 57(1): 11-23.
A technique for the preparation of complex male genitalia in Microlepidoptera
  • M Pitkin L
PiTkin l.m., 1986: A technique for the preparation of complex male genitalia in Microlepidoptera. Entomologist´s Gazette, 37: 173-179.
1865: Ein neuer Crambus aus dem nördlichen Russland. Horae societatis entomologicae rossicae
  • J M Tengström
TengsTröm J.m., 1865: Ein neuer Crambus aus dem nördlichen Russland. Horae societatis entomologicae rossicae, 3: 49-52, pl. II.