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Den Wert der Lebensmittel entdecken. Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Projekt CookUOS)

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Abstract

Der Wert des Essens Noch nie in der Geschichte der Menschheit gab es für uns eine größere Vielfalt und Verfügbarkeit an Lebensmitteln (Mittel zum Leben!) als heute. Gleichzeitig stehen dem Überangebot und der Verschwendung von Nahrungsmitteln in den hochentwickelten Staaten der Erde Hunger in den Schwellenländern und Entwicklungsländern gegenüber. Während alleine in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt ca. 18,4 Mio. Tonnen in den Abfall gelangen und davon schätzungsweise 10 bis 11 Mio. Tonnen Lebensmittel pro Jahr durch neue Technologien vermeidbar wären, hungert eine Milliarde Menschen, etwa ein Siebtel der Weltbevölkerung, tagtäglich (WWF Deutschland, 2015). Die o.g. Verteilungsungerechtigkeit ist die Ursache dafür, dass die globale Nahrungsmittelproduktion nicht ausreicht um die gesamte Menschheit zu ernähren, obwohl diese für annähernd 12 Milliarden Menschen ausreichen könnte. (FAO, 2013) Von einer wirklichen Wertschätzung der Lebensmittel kann bei diesen Tatsachen nicht mehr gesprochen werden. Neben der Verschwendung von Lebensmitteln sieht man Einschränkungen auf ein "übliches" Repertoire bei der Verwendung lediglich weniger Produkte die man noch kennt. Der Prozess der Entkoppelung der Lebensmittelherkunft und -produktion bis hin zum bedachten Konsum scheint unaufhaltsam fortzuschreiten. Hochpreisige Küchen in exklusiven Ausstattungsvarianten werden, ihren ureigenen Zweck und Wert verlierend, zu einem perfekt inszenierten Dekorationsobjekt. Die eigentliche Wertschätzung der Mittel zum Leben weicht einer götzenartigen Unterwerfung von Modeerscheinungen. Täglich werden wir mit neuen Ernährungsstilen wie Vegan, Low-Carb, Clean-Eating, Paleo, Pegan (Paleo-Vegan), Gen-frei oder frei von irgendetwas konfrontiert. Das Geschäft mit der Ernährung ist ein Milliardengeschäft, häufig fernab jeglicher Vernunft und der Wert der Empfehlungen wissenschaftlich kaum reproduzierbar. Das Thema Ernährung und Kochen ist heute allgegenwärtig und es gibt keinen Tag im Fernsehprogramm ohne Koch-Show oder Ernährungstipps. Die Kochhäufigkeit verändert sich durch das alleinige Anschauen allerdings nicht. Ernährung wird zu einer Art Ersatzreligion und zum Instrument der Selbstinszenierung in allen sozialen Medien. Gefühlte Unverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien lassen allemal einen sekundären Krankheitsgewinn vermuten, ohne jeglichen medizinischen Nachweis. Essen und Kochen müssen heute vor allem schnell, gesund, und effizient sein. Vor allem aber billig und überall verfügbar. Da ist es nicht unverständlich, dass man den Preis kennt, die Wertschätzung der Lebensmittel aber abhandengekommen zu sein scheint. Wie kann es gelingen, dieser „to go“ und „Fast Food“ Mentalität entgegen zu steuern? Wie kann man also von einem auf Effizienz und Wachstum ausgelegten Denken hin zu einer ethischen Wertebildung der Ernährung und einer neuen Tischkultur gelangen und dabei nachhaltiges Handeln vermitteln? So wie es unser kulturelles Erbe zeigt! Den Wert der Lebensmittel durch den wertschätzenden Umgang mit ihnen kann man am besten über das Kochen und Essen und dem gemeinsamen Mahl erfahren und kommunizieren. Das Kochen als einer der größten kulturellen Errungenschaften der Menschheit bestimmt seit der Entdeckung und Beherrschbarkeit des Feuers (Wrangham & Rennert, 2009) die Werthaftigkeit der verwendeten Lebensmitteln hin zu den zubereiteten Mahlzeiten. Gleichwohl liegt im Kochen die Chance, die aus tradierten Verhaltensweisen entstandene Geringschätzung des Essens, einer neuen Ethik der Ernährung näher zu bringen. (Hirschfelder, Ploeger, Rückert-John & Schönberger, 2015)
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Thema
Brot und Wein
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CookUOS
Den Wert der Lebensmittel entdecken
Bildung r Nachhaltige Entwicklung als Gegenstand des Lehrerbildung
Cecil Graham: Was ist ein Zyniker?
Lord Darlington: Ein Mann, der den Preis von allem und den Wert von nichts kennt.
Oscar Wilde (1892) Dialog in: Der Fächer der Lady Windermere
Ein Schauspiel über eine gute Frau
„Wertschätzung der verwendeten
Lebensmittel [Mittel zum Leben],
unabhängig von ihrem Preis, und die
Zubereitung mit Liebe sind die
Grundvoraussetzungen für ein gelungenes
Essen, welches man am besten als
gemeinsame Mahlzeit genießt.
Thomas Bühner (2012)
Schirmherr CookUOS
Uwe Neumann1
Nachhaltigkeitspädagoge
Bildungsreferent für Nachhaltige Entwicklung
Oliver M. Gillen1
B. Sc. Lbs,
Sinja Behrens2
M. Ed. LbS Gesundheit und Sport
Anschrift der Verfasser:
1) Projekt CookUOS der Universität Osnabrück
Fachbereich 8 Humanwissenschaften
Institut für Gesundheitsforschung und Bildung
Barbarastraße 22c
49076 Osnabrück
2) CookUOS e.V.
Verein zur Förderung von Forschung und Bildungsangeboten
in den Bereichen Gesundheits-, Ernährungs-, Verbraucher- und Umweltbildung.
Geschäftsstelle
Bahnhofstraße 62
49504 Lotte
- 2 -
Inhalt
Der Wert des Essens .............................................................................................................. - 3 -
CookUOS .............................................................................................................................. - 4 -
Motivation ......................................................................................................................... - 4 -
Innovation .......................................................................................................................... - 5 -
Konzeption und Zielsetzung .............................................................................................. - 5 -
Lebensmittel und Einkauf .................................................................................................. - 6 -
Das Kochen ........................................................................................................................ - 7 -
Mahlzeit und Tischkultur ................................................................................................... - 8 -
Kochen und Bildung .......................................................................................................... - 9 -
Essenz .................................................................................................................................. - 10 -
Literaturverzeichnis ............................................................................................................. - 11 -
- 3 -
Der Wert des Essens
Noch nie in der Geschichte der Menschheit gab es für uns eine größere Vielfalt und
Verfügbarkeit an Lebensmitteln (Mittel zum Leben!) als heute.
Gleichzeitig stehen dem Überangebot und der Verschwendung von Nahrungsmitteln in den
hochentwickelten Staaten der Erde Hunger in den Schwellenländern und Entwicklungsländern
gegenüber.
Während alleine in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt ca. 18,4 Mio. Tonnen in den
Abfall gelangen und davon schätzungsweise 10 bis 11 Mio. Tonnen Lebensmittel pro Jahr
ohne neue Technologien vermeidbar wären, hungert eine Milliarde Menschen, etwa ein
Siebtel der Weltbevölkerung, tagtäglich (WWF Deutschland, 2015). Dieses Missverhältnis ist
die Ursache dafür, dass die globale Nahrungsmittelproduktion nicht ausreicht um die gesamte
Menschheit zu ernähren, obwohl diese für annähernd 12 Milliarden Menschen ausreichen
könnte. (FAO, 2013)
Von einer wirklichen
Wertschätzung der Lebensmittel
kann bei diesen Tatsachen nicht
mehr gesprochen werden. Neben
der Verschwendung von
Lebensmitteln sieht man
Einschränkungen auf ein
"übliches" Repertoire bei der
Verwendung lediglich weniger
Produkte die man noch kennt.
Der Prozess der Entkoppelung
der Lebensmittelherkunft und -
produktion bis hin zum
bedachten Konsum scheint
unaufhaltsam fortzuschreiten.
Hochpreisige Küchen in
exklusiven Ausstattungsvarianten werden, ihren ureigenen Zweck und Wert verlierend, zu
einem perfekt inszenierten Dekorationsobjekt.
Die eigentliche Wertschätzung der Mittel zum Leben weicht einer götzenartigen
Unterwerfung von Modeerscheinungen. Täglich werden wir mit neuen Ernährungsstilen wie
Vegan, Paleo, Pegan (Paleo-Vegan), Gen frei oder frei von irgendetwas konfrontiert. Das
Geschäft mit der Ernährung und der Gesundheit ist ein Milliardengeschäft, häufig fernab
jeglicher Vernunft und der Wert der Empfehlungen wissenschaftlich kaum reproduzierbar.
Das Thema Ernährung und Kochen ist heute allgegenwärtig und es gibt keinen Tag im
Fernsehprogramm ohne Koch-Show oder Ernährungstipps. Ernährung wird zu einer Art
Ersatzreligion und zum Instrument der Selbstinszenierung in allen sozialen Medien. Gefühlte
Unverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien lassen allemal einen sekundären
Krankheitsgewinn vermuten, ohne jeglichen medizinischen Nachweis.
Essen und Kochen müssen heute vor allem schnell, gesund, und effizient sein. Vor allem aber
billig und überall verfügbar. Da ist es nicht unverständlich, dass man den Preis kennt, die
Wertschätzung der Lebensmittel aber abhandengekommen zu scheint.
Abbildung 1 Aufschlüsselung der Lebensmittelabfälle in Deutschland
Stand 2013 Quelle: Universität Stuttgart / dpa
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Wie schafft man es aber, dieser „to go“ und „fast food“ Mentalität entgegen zu steuern?
Wie kann man also von einem auf Effizienz und Wachstum ausgelegten Denken hin zu einer
ethischen Wertebildung der Ernährung und einer neuen Tischkultur gelangen und dabei
nachhaltiges Handeln vermitteln?
So wie es unsere kulturelles Erbe zeigt!
Den Wert der Lebensmittel durch den wertschätzenden Umgang mit ihnen kann man am
besten über das Kochen und Essen und dem gemeinsamen Mahl erfahren und kommunizieren.
Das Kochen als einer der größten kulturellen Errungenschaften der Menschheit bestimmt seit
der Entdeckung und Beherrschbarkeit des Feuers (Wrangham & Rennert, 2009) die
Werthaftigkeit der verwendeten Lebensmitteln hin zu den zubereiteten Mahlzeiten.
Gleichwohl liegt im Kochen die Chance, die aus tradierten Verhaltensweisen entstandene
Geringschätzung des Essens, einer neuen Ethik der Ernährung näher zu bringen.
(Hirschfelder, Ploeger, Rückert-John & Schönberger, 2015)
CookUOS
Keine andere Aktivität des täglichen Lebens bietet so viele Anknüpfungspunkte in Sachen
Nachhaltigkeit als das Kochen. Ernährung ist ein und komplexer Prozess, der sich in allen
Dimensionen von Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) wiederfindet. und allen
globalen Nachhaltigkeitszielen (engl. Sustainable Dvelopment Goals SDG‘s) (Rockström &
Sukhdev, 2016). Was liegt also näher, diese Themen mittels einer Theorie-Praxis
verknüpfenden Methode (Wissensvermittlung und anschließendem Kochen), durchgängig
beginnend in der Familie, hin über alle Bildungsbereiche, zu vermitteln?
Als „good practice“ Beispiel (WWF Deutschland, 2014) wird im Folgenden das seit 2011
erfolgreich an der Universität Osnabrück praktizierte im Kern studentische Projekt
CookUOS vorgestellt. Es handelt sich um eine interdisziplinäre Ringvorlesung mit einem
anschließenden, seminarbegleitenden Kochkurs. Als Wahlangebot ist der Kurs vorrangig für
Studentinnen und Studenten konzipiert, der theoretische Teil ist jedoch auch für die
Öffentlichkeit zugänglich.
Motivation
Mit dem gesellschaftlichen Wandel geht eine Verwischung oder Verschiebung der Grenzen
zwischen den Sozialisations- und Bildungsstätten Familie und Schule einher. Lehrer sind
heute mehr denn je „bildungs- und wertevermittelnde Erzieher", die sich, neben den rein
fachlichen Anforderungen, mit einer Vielzahl von pädagogischen Aufgaben konfrontiert
sehen. Dieses trifft besonders auf die Schulen zu, die in Bezug auf soziale Herkunft,
Bildungsnähe, Migrationshintergrund, ein sehr heterogenes Klientel mit unterschiedlichsten
persönlichen Biografien ausbilden.
Ressourcen-Management und ökologische Auswirkungen der Nahrungsmittelproduktion und
des Konsums besitzen einen hohen Stellenwert bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele.
Es bedarf Handlungsempfehlungen, welche einfach aber dennoch wirkungsvoll in die
Gesellschaft übertragbar sind und zur Wertevermittlung wie Wertebildung beitragen.
- 5 -
Herausforderungen wie z.B. dem hohen Anteil an den Ausgaben im Gesundheitssystem zur
Behandlung von ernährungsbedingten oder -assoziierten Erkrankungen, die ungleiche
Verteilung von Nahrungsmitteln, dem schonenden Umgang mit Ressourcen oder die
Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen (Kohlendioxid, Methan, Überdüngung)
rechtfertigen zudem deutlichere Anstrengungen und Investitionen im Bereich Bildung.
Innovation
CookUOS agiert als „Bus“ und nimmt
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
mit auf eine Reise der Ernährungs-
Gesundheits-, Verbraucher- und
Umweltbildung. Diese Reise verzichtet
auf den erhobenem Zeigefinger oder
Katastrophenszenarien.
Durch die Verknüpfung aktueller
wissenschaftlicher Erkenntnisse und
praxisbezogener Aufgaben werden
Prozesse der Entscheidungsfindung,
Selbstverantwortung angeregt.
Während des Seminars erfolgt ein
vielschichtiger Austausch zwischen
den Teilnehmenden.
Nachhaltigkeit und Wertschätzung sind untrennbar mit der eigenen Haltung und dem eigenen
Handeln verbunden. Will man also Nachhaltigkeit lehren und lernen, geht es deshalb vor
allem darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, eine mit Werten besetze Haltung zu
erlangen.
Genau hierzu setzt CookUOS mit seinen Seminaren und Aktionstagen an. Durch CookUOS
werden Kompetenzen mit einem praktischen und kulturellen Bezug vermittelt und ein
Wertediskurs initiiert. CookUOS soll dazu beitragen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren
zu schulen, die später eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen
einnehmen.
Konzeption und Zielsetzung
Die CookUOS Seminare finden vorzugsweise im Wintersemester jede 2. Woche, samstags
von 08:30-18:30 Uhr an insgesamt neun Tagen statt. Die Kurse beginnen mit Vorträgen und
Präsentationen. Dem theoretischen Teil schließen sich das Einkaufen auf dem Wochenmarkt,
Kochen, Essen und auch das gemeinsame Aufräumen an. Dazu werden Gruppen von drei bis
vier Personen gebildet die über das Seminar ein Team bilden. Der Ablauf weist bewusst
Parallelen zu einem normalen Ablauf eines Arbeitstages auf.
Im Seminarteil werden unter aktiver Einbeziehung der Teilnehmer wissenschaftliche Vorträge
zu Themen der Gesundheitsbildung und förderung, ökologische Nachhaltigkeit und
Ressourcenschonung und philosophisch-ethischen Reflexionen angeboten. Die daran
anschließenden Praxisteile (gemeinsames Einkaufen, Kochen und reflektierende
Tischgespräche) sollen die Bereitschaft fördern, das Erlernte später in die berufliche Tätigkeit
und in die Gestaltung von Lebensweiten zu transportieren.
Abbildung 2 Theorie und Vorlesung als Baustein von CookUOS ©
Foto: CookUOS 2013
- 6 -
Bewusst einkaufen, kochen, gemeinsam speisen heißt aktiv sein und sich mit Ökologie,
Ökonomie und Gesellschaft kritisch und reflektierend auseinanderzusetzen.
Lernen kombiniert mit Freude stärkt persönliche Fähigkeiten und Ressourcen durch einen
erlebnisbegleitenden Ansatz. Es entsteht ein Gefühl der Kohärenz. Das, was man mit
Engagement und Freude gelernt hat, wird man später auch mit Freude und Wertschätzung
weitergeben können.
Lebensmittel und Einkauf
Hauptort der Lebensmittelbeschaffung
ist der Osnabrücker Wochenmarkt mit
seinem reichhaltigen und vielfältigen
Angebot aus dem Umland.
Die Auswahl der im praktischen Teil
zu verwendenden Lebensmittel
orientiert sich in der Regel an der
saisonalen Verfügbarkeit regionaler
Produkte. Auf Grund der Jahreszeiten
im Wintersemester (Herbst und
Winter) ergibt sich dadurch bereits
eine Form der künstlichen
Verknappung die sich bei näherer
Betrachtung allerdings als
willkommene Chance herausstellt. Durch diese vermeintliche Beschränkung rücken zum Teil
in Vergessenheit geratene ältere oder unbekannte Arten und Sorten von Lebensmitteln
unmittelbar in den Fokus. Ebenso fördert dieses scheinbare Unterangebot die Kreativität und
Experimentierfreude bei der Auswahl der Rezepte und auch der Zubereitung der Menüs. Alte
Kochrezepte unserer Eltern und Großeltern erfahren unmittelbar eine wie selbstverständlich
wirkende Wertschätzung.
Das Zusammenspiel zwischen Tradition, Kultur und Moderne [inklusive hochtechnologischer
Verarbeitungsmethoden] wird greifbar und im weiteren Verlauf essbar. Der Preis gelangt in
den Hintergrund des Geschehens. Im Vordergrund stehen die Produkte und das praktische
Handeln. Der Preis ist wie er ist und fällt höchstens beim Aushandeln für Ware vom Vortag
oder Restbeständen ins Gewicht. Das was noch gut verwertbar ist, darf auch etwas günstiger
sein, bevor man es wegschmeißt. Eine gewinnbringende Situation für Anbieter und
Verbraucher.
Im Verlauf der Seminarwochen entsteht ein ganz neues Verständnis von Herkunft, Produktion
und Konsum. Die Handelspartner bekommen Gesichter, sind lebendig und bleiben nicht
anonym. Eine Vertrauensbeziehung von unschätzbarem Wert entwickelt sich.
Der höhere Preis des frischen Marktangebots wird durch einen bewussteren Einkauf und die
sinnvolle Reduktion der Mengen und Portionsgrößen nahezu vollkommen kompensiert. Die
Themen Fleischverzehr und fairer Handel werden ebenso unvoreingenommen wie kritisch
aufgegriffen und bieten bei der späteren Zubereitung und den Tischgesprächen reichlich
Gesprächsstoff. Beim Einkauf und dem anschließenden Kochen ist die Achtsamkeit auf
Qualität, Herkunft und Produktionsbedingungen gerichtet.
Abbildung 3 Der Osnabrücker Wochenmarkt als Ort der
Lebensmittelbeschaffung © Foto: CookUOS 2015
- 7 -
Das Kochen
Dem Kochen, als eine zentrale
Errungenschaft der menschlichen
Kulturentwicklung (Methfessel, 2005),
wird bei CookUOS ein besonderer
Stellenwert beigemessen. Die
Bearbeitung- und Verarbeitung der
Lebensmittel ist nach dem
Marktbesuch die nächste Etappe auf
der Reise durch die Ess- und
Ernährungskultur des Menschen.
Hierzu finden sich die Gruppen in der
Lehr- und Mensaküche des
benachbarten Berufskollegs
Ibbenbüren ein. Die eingekauften
Waren werden zusammengetragen und für die einzelnen Menügänge vorsortiert. Jede Gruppe
ist abwechselnd für einen Teil des Menüs verantwortlich. Eine weitere Gruppe kocht nicht,
übernimmt aber als „Supporter“ Hilfstätigkeiten für die anderen Teams Stichwort:
Arbeitsteilung. Vor allem ist sie für die Gestaltung und Dekoration der Tafel zuständig und
für Beschaffungen, für den Fall dass noch etwas vergessen wurde oder nicht als Grundzutat
vorrätig ist. Eine ebenso wichtige wie sinnbehaftete Funktion welche dem Wert des Kochens
in Nichts nachsteht.
Unter Anleitung von erfahrenen Köchen bis hin zum 3*-Koch werden die Rezepte umgesetzt.
Sehr schnell organisieren sich die Teammitglieder untereinander und weisen sich selbst
Einzelaufgaben zu, die zum Gelingen des Ganzen beitragen. Anfängliche Berührungsängste,
Hektik und Unsicherheit weichen mit der Zeit einer entspannten Routine bei stetig besser
funktionierendem Zeit- und Organisationsmanagement. Währenddessen gibt es von den
Köchen Antworten zu allfälligen Fragen rund um das Wissen über Lebensmittel und deren
schonende und handwerklich optimale Zubereitung. Auch hier darf wieder experimentiert
werden was die Zusammenstellung von einzelnen Lebensmitteln oder deren
Zubereitungsarten angeht. Die Vermeidung von Küchenabfällen wird optimiert und
Schnittreste oder nichtverwendete Teile zu Vorspeisen, Beilagen oder Smoothies verarbeitet.
Der Wert der Lebensmittel wird als Ganzes verstanden und Gemüsereste bieten eine gute
Grundlage für eine Brühe und gehören nicht in den Abfall. Fast alles wird verwertet.
Anders als bei den Koch-Shows im Fernsehen haben die Teammitglieder im Kurs die
Möglichkeit auch handwerkliche Fehler zu machen. Die anwesenden Köche bewerten und
tadeln nicht, sondern zeigen Möglichkeiten auf, wie man aus solchen Situationen noch das
Beste herausholen kann. Lebensmittel auf Grund falscher Zubereitung in den Abfall zu geben
ist hierbei die allerletzte Option, die in den gesamten Kursen bisher kein einziges Mal
gezogen wurde. Diese Erfahrung sind wertvolle Bestandteile im Kompetenzerwerb und
führen zu Handlungsoptionen und nicht zur Resignation.
Abbildung 4 Kochen als gemeinsame, sinnstiftende und
wertschaffende Kulturleistung © Foto: CookUOS 2012
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Mahlzeit und Tischkultur
Nachdem die Lebensmittel unter
Zuhilfenahme von Rezepten und
Ratschlägen der betreuenden
Köchen und des Einsatzes
modernster Küchentechnik und
Zubereitungsmethoden ihre
Wertsteigerung durch
Bearbeitung, Würzen und
Produktkombinationen erfahren
haben und zu einer Mahlzeit
zusammengestellt wurden, folgt
der nächste Schritt der
kultivierten „Esskultour“ im
CookUOS-Bus, das gemeinsame
Mahl.
Die Tafel wird von der nicht-
kochenden Gruppe eingedeckt
und dekoriert. Der gedeckte
Tisch dient aber nicht nur der
geordneten Platzierung der
Teilnehmerinnen und
Teilnehmer. Vielmehr wird
durch die, je nach Anlass
mitunter festliche, Gestaltung des Tisches eine stilvolle und wertschätzende Rahmung
geschaffen. Die Mühen der Kochgruppen bei der Zubereitung der gemeinsamen Mahlzeit
werden somit nicht nur durch das Essen selber, sondern auch die hergerichtete Tafel
gewürdigt.
Einheitliches Geschirr und Besteck, verschiedene Gläser für unterschiedliche Getränke und
eine dem Tagesthema entsprechende Dekoration werden selbstverständliche Bestandteile der
Tafelrunde und begleiten den folgenden Genuss. Oft kommt es vor, dass sogar Lebensmittel
oder deren Teile die nicht zum Kochen verendet wurden, als stilgebende Elemente des
Tischschmuckes Verwendung finden und den Gesamtwert der Produkte verdeutlichen.
Servietten werden kreativ bis hin zur täuschend echt wirkenden Nachempfindung eines
Salatkopfes drapiert.
Gang für Gang wird nun serviert und dabei die Zutaten, Zubereitung und Besonderheiten kurz
von den Teams vorgestellt. Selbst wenn es nicht den Geschmack eines jeden trifft, wird
zumindest kurz probiert und führt mitunter zu einem Aha-Erlebnis als Ausdruck einer
Sinneserfahrung. Auf etwaige Nahrungsunverträglichkeiten wird kommentarlos Rücksicht
genommen.
Die Gespräche am Tisch dienen der Reflektion des Tagesthemas und werden in Bezug zu den
Lebensmitteln gesetzt. Es wird über die Schwierigkeiten oder die Einfachheit der Zubereitung
gesprochen, ebenso wie über den die Qualität und weitere Verarbeitungsmöglichkeiten der
Nahrungsmittel.
Abbildung 5 Variationen vom Kohl zeigen die Schönheit und den über das
reine Satt werden hinausgehenden Wert der Lebensmittel bei gleichzeitigem
Genuss © Foto: CookUOS 2013
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Kochen und Bildung
Die Idee, über das Kochen
Bildung und gesellschaftliche
Verantwortung zu transportieren,
ist nicht neu. Seit der
Verwendung und im Folgenden
der Beherrschung des Feuers
ergab sich bereits für die
Vorfahren des homo sapiens
[Der Mensch der weise ist, von
lat. homo = Mensch und sapere
= schmecken, riechen, merken
und daraus abgeleitet: weise] die
zwingende Notwendigkeit,
Wissen und Erfahrungen,
Rezepturen und Wertigkeit der
Lebensmittel weiterzugeben.
Selbst Sprache und Schrift
könnten sich aus diesem Zusammenhang entwickelt haben (Wrangham & Rennert, 2009).
Kochen ist aber auch die Geburtsstunde der Arbeitsteilung, des sozialen Zusammenlebens und
letztendlich der Familie. Erst durch die Entkoppelung von Nahrungsbeschaffung, Anbau von
Agrarprodukten, Verarbeitung und Lagerung von Nahrung bis hin zur Verteilung oder den
Handel damit, konnte sich der Mensch zu dem entwickeln was er heute ist: ein soziales
Wesen. Daher wundert es nicht, dass dem Wissen um den Wert und Nutzen von
Nahrungsmitteln, aber auch deren achtsamer, sparsamer und vorausschauender Verwendung,
schon seit den Anfängen der Menschheit ein hoher Stellenwert beigemessen wird.
Durch den Umgang Nahrungsmittel wurden vielfältiges Wissen über Natur und Umwelt
sowie Fertigkeiten und Handlungskompetenzen von Generation über Generation bis heute
weitergegeben und in gesellschaftlicher Verantwortung umgesetzt (Dewey, 1990). Diese ist
uns so verinnerlicht, dass es nur weniger Impulse bedarf, scheinbar vergessene Fähigkeiten
und Fertigkeiten zu reaktivieren. Dann werden Zusammenhänge wie
Lebensmittelverschwendung, Klimawandel und Ressourcenschonung greifbar und betreffen
einen zumindest ein kleines Stück ganz persönlich. Man reflektiert über
Produktionsbedingung, Überfluss und ungleiche Verteilung ganz automatisch wenn man sich
intensiv selber mit der Zubereitung der Mittel zu Leben befasst.
Neben dem reinen Nährwert der Lebensmittel erschließen sich bei und durch deren
Verwendung weitere Wertedimensionen wie Mitgefühl, Gerechtigkeit, Gemeinschaft,
Teilhabe, Respekt und Verantwortung aber auch Freude, Genuss, Kreativität und
Innovationskraft.
Für all dieses zusammen wird wahrscheinlicher keiner den Preis nennen können, wohl aber
den Wert, welcher sich aus dem Verborgenen, dem nicht Materiellen, in den Lebensmittel
bemisst.
Abbildung 6 Über das Kochen Bildung und gesellschaftliche Verantwortung
vermitteln Quelle: Das Frauenbuch, Stuttgart 1913
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Essenz
Auch wenn die Verknüpfungen von Alltagsaktivitäten wie Essen und Kochen mit
theoretischen Vorlesungen und Seminaren von "... seinen Kritikern als nicht wissenschaftlich
angesehen werden, so werden sich in Zukunft sicher diejenigen mit abschätziger Haltung
gegenüber der Welt des Essens als eine unwissenschaftliche und unethische Denkweise selbst
ins Abseits stellen." (Lemke, 2016)
CookUOS ist somit zu verstehen als Reise durch die Kulturgeschichte des Menschen. Es
weckt Potenziale bei den Teilnehmenden, sich gestaltend der Natur [über die Lebensmittel] zu
nähern, zu bedienen und über die Institution „Küche“ Dinge und Werte zu schaffen
[Handwerk]. Dieser Prozess beginnt bei Produktion und Verfügbarkeit der Mittel zum Leben
bis hin zum satt werden und dabei genießen. Dabei entstehen wertvolle Räume und Ideen für
Neues und Veränderungen bei gleichzeitiger Wertschätzung unserer kulturellen Identität.
Der Wert der Lebensmittel liegt somit nur auf den ersten Blick im Verborgenen. Setzt man
sich aktiv mit ihnen im Verlauf ihrer Zubereitung, dem Kochen, auseinander, erkennt man
weit mehr als deren Nährwert. Ernährung bedient unsere rein körperlichen Bedürfnisse damit
wir Menschen funktionieren und überleben. Essen hingegen benötigen wir als
kommunikatives, sozialisierendes, bildendes und Innovation förderndes Element und Elixier
innerhalb unseres kulturellen Gefüges. Der Mensch ist was, [und wie], er isst (Feuerbach,
1841).
CookUOS als seminarbegleitender Kochkurs ist eine inter- und transdisziplinäre Methode um
Gesundheits-, Ernährungs-, Verbraucher- und Umweltbildung zu fördern (Neumann, 2014b).
Es wird darüber hinaus ein grundlegendes Verständnis für die Naturwissenschaften Biologie,
Physik und Chemie und deren Zusammenhänge initiiert. Gleichzeitig entsteht mittels der
Lebenswirklichkeit Ernährung ein Raum für eine ideologiefreie Wertediskussion mit
sinnstiftenden, praktischen Bezügen.
Regelmäßig und dauerhaft in der Hochschulbildung verstetigt, können daraus im späteren
Verlauf Angebote für die unterschiedlichsten Zielgruppen wie Schulen und außerschulische
Lernorten implementiert und weiterentwickelt werden. (Schockemöhle & Stein, 2015) Ein
Paradigmenwechsel von einer kurativen (reagierenden) zu einer präventiven (agierenden)
Sichtweise ist notwendig, um Problemen wie Ressourcenverschwendung, vermeidbaren
Lebensmittelabfällen und Klimaschädigungen einerseits und zunehmender Adipositas,
Unterernährung und Hunger und Werteverschiebungen andererseits, mittels geeigneter
Bildungsangebote entgegenzuwirken .
Der Heranführung an inter- und transdisziplinäre Sichtweisen und Lösungsstrategien
innerhalb der Hochschulbildung (z.B. innerhalb des Studiums in den Bereichen
Religionswissenschaften, Medizin oder Lehramt oder eines Studium Generale) kommt hier
ein hoher Stellenwert zu (Neumann, 2014a). Es entsteht zudem ein innovativer Raum für
Lehre und Forschung, in dem vernetztes Denken bei ganz konkreten Praxisbezügen mit
Fragestellungen der gesellschaftlichen Verantwortung im Vordergrund steht.
Sapere aude! (Horatius Flaccus, ca. 20 v.Chr., 1902)
Weitere Informationen: http://cookuos.uni-osnabrueck.de
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Literaturverzeichnis
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FAO. (2013). Food wastage footprint. Impacts on natural resources summary report. Rome: FAO.
Feuerbach, L. (1841). Das Wesen des Christenthums. Leipzig: Wigand.
Hirschfelder, G., Ploeger, A., Rückert-John, J. & Schönberger, G. (Hrsg.). (2015). Was der Mensch essen darf.
Ökonomischer Zwang, ökologisches Gewissen und globale Konflikte. Wiesbaden: Springer VS.
Horatius Flaccus, Q. (1902). Episteln. (Briefe) (Kleine Bibliothek, Bd. 132) [Leipzig]: Bange.
Lemke, H. (2016). "Gute Mahlzeiten in guter Gesellschaft". Vom Fast-Food Platonisten zum neuen
Ernährungsdenken. Forschung & Lehre, 23. (7), 574 ff.
Methfessel, B. Fachwissenschaftliche Konzeption: Soziokulturelle Grundlagen der Ernährungsbildung.
Verbraucherbildung im Forschungsprojekt Revis - Grundlagen. In Verbraucherbildung im
Forschungsprojekt Revis - Grundlagen (Bd. 7). Zugriff am 02.09.2016.
Mokrosch, R. & Regenbogen, A. (2009). Werte-Erziehung und Schule. Ein Handbuch für Unterrichtende.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Neumann, U. (2014a). CookUOS - Seminarbegleitender Kochkurs als nachhaltige Multiplikatorenschulung von
Lehramtsstudierenden für Gesundheits-, Ernährungs-, Verbraucher-und Umweltbildung. In C. Schoch
(Hrsg.), Abstractband zum 51. Wissenschaftlichen Kongress. [vom 12. - 14. März 2014 an der Universität
Paderborn] (Proceedings of the German Nutrition Society, Bd. 19, S. 30-31). Bonn.
Neumann, U. (2014b). Einsatz von Lehrküchen in der universitären Lehramtsausbildung im Kontext von
Gesundheits-, Ernährungs-, Verbraucher- und Umweltbildung. In C. Schoch (Hrsg.), Abstractband zum 51.
Wissenschaftlichen Kongress. [vom 12. - 14. März 2014 an der Universität Paderborn] (Proceedings of the
German Nutrition Society, Bd. 19, S. 97-99). Bonn.
Rockström, J. & Sukhdev, P. (Stockholm EAT Food Forum, Hrsg.). (2016). How food connects all the SDGs. A
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http://www.stockholmresilience.org/research/research-news/2016-06-14-how-food-connects-all-the-
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Schockemöhle, J. & Stein, M. (Hrsg.). (2015). Nachhaltige Ernährung lernen in verschiedenen
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Bad Heilbrunn: Klinkhardt. Verfügbar unter https://www.content-
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Wrangham, R. & Rennert, U. (2009). Feuer fangen. Wie uns das Kochen zum Menschen machte - eine neue
Theorie der menschlichen Evolution (1. Aufl.). München: Dt. Verl.-Anst. Verfügbar unter
http://www.gbv.de/dms/faz-rez/FD1201003172616571.pdf
WWF Deutschland. (2014). Weltretten mit Mohrrüben. Tipps & Tricks für eine umweltfreundliche Ernährung,
46.
WWF Deutschland (Hrsg.). (2015) Das Grosse Wegschmeißen [Themenheft]. Berlin.
... While there have been multiple studies analyzing the effects of teaching kitchen interventions on university students, none of these have examined the extent to which teaching kitchen courses can enhance the nutrition-related planetary health literacy of students to act as future multipliers and change agents to pass on nutrition-and sustainability-related knowledge and skills. This is why we developed a teaching kitchen-based PHD curriculum, built upon the methodological groundwork established by Neumann [35], that aims at translating nutrition-and sustainability-related knowledge and skills into the everyday lives of university students to equip them with the necessary competencies to act as change agents for a sustainable future in the professional positions they will occupy after their academic training [36]. ...
Article
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Global dietary habits are one of the main drivers of climate change. At the same time, they contribute to 11 million premature deaths every year. This raises the question of how the urgently needed transformation of food systems can be realized. Regardless of their degree paths, all university students, in their role as potential future experts and leaders in their fields, can serve as important change agents in society. In this paper, we (a) introduce a university curriculum in a teaching kitchen setting that is based on the planetary health diet (PHD) of the EAT-Lancet Commission, (b) investigate its feasibility, and (c) analyze its effects on the planetary health diet literacy of a pilot cohort of university students enrolled in various degree programs. We developed seven flipped classroom teaching kitchen sessions based on social cognitive theory (SCT), each consisting of a one-hour seminar with student presentations on various nutrition- and sustainability-related key topics, followed by corresponding two-hour hands-on cooking classes. To assess feasibility, specific questions from the official teaching evaluation of the University of Göttingen were analyzed. Changes in self-assessed planetary health diet literacy were measured using a pre- and post-survey. During the pilot phase, 26 students successfully completed the course. A total of 25 participants responded to the teaching evaluation and expressed high satisfaction with the course, the learning outcomes, and the level of demand. A total of 26 participants completed the pre- and post-survey. At the post-intervention, the students rated their planetary health diet literacy as 21 to 98% higher than before their course participation. The findings of this pilot study indicate that the curriculum was well-received and feasible with the target group, and they demonstrate that the course participation increased the university students’ self-assessed ability to disseminate strategies for more sustainable and healthy diets. Through replication at other universities worldwide, the teaching kitchen-based planetary health diet curriculum might foster a social shift towards healthier and more climate-friendly food systems.
... A9 (Zamora-Polo and Sánchez-Martín 2019), from a general review of the SDGs in the university, presents a specific proposition to introduce the SDGs in a subject of the Degree of Primary Education. A59 (Neuman, 2018) presents the course entitled 'CookUOS: cooking in the context of literacy in health and education for sustainable development' in the University of Osnabrueck, assuming that cooking and eating is a feasible method to transmit ESD combing the theory with an emotional activity that everyone knows (Neumann et al., 2016). ...
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Currently, in the field of Sustainable Development (SD), one of the most significant debates is the necessary incorporation of the Sustainable Development Goals (SDGs) in education and, specifically, in higher education institutions (HEIs). In the process of truly integrating the SDGs in HEIs, it is necessary to know and identify what is already being done and evaluate the efficacy or deficiency with which universities are carrying out studies and actions to integrate the SDGs. This systematic review aims to respond to this claim by analysing the most recent scientific evidence published in the period of 2015-2020 regarding SDGs in the university context at the international level. The results of this study identify: (1) a general approach on the SDGs from a global dimension in the reviewed studies, with SDG 4 (Education) being the most frequently referenced SDG; (2) the university area from which SDGs are addressed is research, followed by education; (3) the most frequent action gathered in the reviewed studies is the integration of the SDGs in the curricular schedule, in the area of education and learning; (4) with respect to the geographic and university context in which the SDGs are developed, the review showed studies in four geographic areas (Asia and the Pacific, America, Africa and Europe), with most studies being published from European and Latin American universities.
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How Cooking Courses can improve Education for Sustainable Development
Chapter
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Since October 2011, we offer an optional course " CookUOS –Cooking in context of health literacy and education for sustainable development " at University of Osnabrueck assuming, that cooking & eating is a feasible method to convey ESD by combining theory with an emotional activity everybody knows (Neumann, Gillen, & Behrens, 2016). CookUOS works as a " bus " to pitch science to the participants. They develop figurative and decision-making competencies, self-responsibility and self-efficiency by practice-related tasks. During interdisciplinary colloquia, CookUOS initiates by means of an obligate transdisciplinary change of perspectives a multiprofessional and interdisciplinary exchange between the participants. This paper votes for the implementation of more theory-practice based approaches in higher education to recruit multipliers. A cooking course following theoretical lectures in the curricula of higher education fosters knowledge, competencies and skills we need now and in the future to achieve ambitious agenda 2030 aims. An overview of a six-year experience analyses pitfalls and succeeding. It furthermore points out opportunities for research as well as options to promote a transfer of knowledge within this process to society to society and vice versa.
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The reductionist approach has been predominant to date in human nutrition research and has unraveled some of the fundamental mechanisms at the basis of food nutrients (e.g., those that involve deficiency diseases). In Western countries, along with progress in medicine and pharmacology, the reductionist approach helped to increase life expectancy. However, despite 40 y of research in nutrition, epidemics of obesity and diabetes are growing each year worldwide, both in developed and developing countries, leading to a decrease in healthy life years. Yet, interactions between nutrition-health relations cannot be modeled on the basis of a linear cause-effect relation between 1 food compound and 1 physiologic effect but rather from multicausal nonlinear relations. In other words, explaining the whole from the specific by a bottom-up reductionist approach has its limits. A top-down approach becomes necessary to investigate complex issues through a holistic view before addressing any specific question to explain the whole. However, it appears that both approaches are necessary and mutually reinforcing. In this review, Eastern and Western research perspectives are first presented, laying out bases for what could be the consequences of applying a reductionist versus holistic approach to research in nutrition vis-a-vis public health, environmental sustainability, breeding, biodiversity, food science and processing, and physiology for improving nutritional recommendations. Therefore, research that replaces reductionism with a more holistic approach will reveal global and efficient solutions to the problems encountered from the field to the plate. Preventive human nutrition can no longer be considered as “pharmacology” or foods as “drugs.” Adv. Nutr. 5: 430–446, 2014.
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“Educational Landscape of Sustainable Development (ELSD)” is a concept still quite new in Germany and recently being implied in Osnabrueck and in those other German cities that were awarded with the label “City of the UN-Decade Education for Sustainable Development”. The complex subject will be dealt with under selected aspects at International and local level and illustrated by means of the example of Osnabrueck. The general role of towns or cities and regions within the process of Sustainable Development (SD) and Education for Sustainable Development (ESD) is the subject of Sect. 1. Section 2 offers a historic review on previous international concepts of education for a ‘learning society’ which led to the development of more recent concepts, similar to ELSD such as ‘Learning Cities’ and ‘Sustainable Learning Cities and Regions’ (SLCR) in some cities in Germany. Due to a lack of a general standard definition of SD, the author presents his more differentiated, six-dimensional conception, which includes education as one of these dimensions that corresponds in an ideal manner to the objectives of SLCR or ELSD (Sect. 3). On one hand, ELSD is being derived from the debates and practical approaches of ESD in Germany (Sect. 4) previously separated, and from educational landscapes on the other (Sect. 5). The current situation of ELSD under construction in Osnabrück is only comprehensible if it is considered from the background of its previous history of more than 30 years in which the Local Agenda 21 and respective organisations played a major role. Of special importance are also the numerous awards in the context of the Decade (DESD), which gave strong impetus for the further development of LESD in Osnabrück (Sects. 6–9).
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Background Cooking skills are increasingly included in strategies to prevent and reduce chronic diet-related diseases and obesity. While cooking interventions target all age groups (Child, Teen and Adult), the optimal age for learning these skills on: 1) skills retention, 2) cooking practices, 3) cooking attitudes, 4) diet quality and 5) health is unknown. Similarly, although the source of learning cooking skills has been previously studied, the differences in learning from these different sources has not been considered. This research investigated the associations of the age and source of learning with the aforementioned five factors. MethodsA nationally representative (Northern/Republic of Ireland) cross-sectional survey was undertaken with 1049 adults aged between 20–60 years. The survey included both measures developed and tested by the researchers as well as validated measures of cooking (e.g. chopping) and food skills (e.g. budgeting), cooking practices (e.g. food safety), cooking attitudes, diet quality and health. Respondents also stated when they learnt the majority of their skills and their sources of learning. The data was analysed using ANOVAs with post-hoc analysis and Chi2 crosstabs with a significance level of 0.05. ResultsResults showed that child (<12 years) and/or teen (13–18 years) learners had significantly greater numbers of, and confidence in, their cooking and food skills, cooking practices, cooking attitudes, diet quality (with the exception of fibre intake where adult learners were higher) and health. Mother was the primary source of learning and those who learnt only from this source had significantly better outcomes on 12 of the 23 measures. Conclusions This research highlights the importance of learning cooking skills at an early age for skill retention, confidence, cooking practices, cooking attitude and diet quality. Mother remained the primary source of learning, however, as there is a reported deskilling of domestic cooks, mothers may no longer have the ability to teach cooking skills to the next generation. A focus on alternative sources including practical cooking skills education starting at an early age is required. This study also highlights the need for further longitudinal research on the impact of age and source of learning on cooking skills.
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Background There is a need for research both in relation to food education at preschools and in relation to how the individual teacher can handle and relate to the many different scientific facts and paradigms that are prevalent in relation to food, health, and a sustainable lifestyle. Objective The aim of this study was to explore the experiences and meanings that preschool teachers associate with involving food as a tool for learning in planned educational activities. Design An exploratory study was conducted in 14 preschools with 131 teachers. Twenty semi-structured individual or group interviews with 45 preschool staff were conducted, and 10 interviews were selected for analysis. Results According to participants, both children and teachers developed a sensory language; children became more positive towards tasting and teachers discovered new possibilities for interdisciplinary work. However, the results also show that an allowing system, with both an interested and confident teacher who recognises the competent child and a supportive organisation, is needed in order to make food a meaningful tool for learning in preschool. Discussion According to previous studies, food has the potential to play an important part in everyday activities at preschool, both in planned educational activities as well as at meal situations. Our results imply that a holistic understanding of food in preschool is required for long-term work with food as a natural part of the everyday activities. Conclusion The results imply that it is fun and meaningful for both children and teachers, and quite possible, to work with food as a tool for learning in everyday activities at preschool. In order to include food as a way to work with the preschool curriculum for a sustainable lifestyle, an allowing system is needed.
Book
This book embarks on a paradigm-shifting trip through the “human brain flavor system,” laying the foundations for a new scientific field: neurogastronomy. Challenging the belief that the sense of smell diminished during human evolution, the book argues that this sense, which constitutes the main component of flavor, is far more powerful and essential than previously believed. The book begins Neurogastronomy with the mechanics of smell, particularly the way it stimulates the nose from the back of the mouth. As we eat, the brain conceptualizes smells as spatial patterns, and from these and the other senses it constructs the perception of flavor. The book then considers the impact of the flavor system on contemporary social, behavioral, and medical issues. It analyzes flavor's engagement with the brain regions that control emotion, food preferences, and cravings, and the text even devotes a section to food's role in drug addiction and, building on Marcel Proust's iconic tale of the madeleine, its ability to evoke deep memories. The book connects his research to trends in nutrition, dieting, and obesity, especially the challenges that many face in eating healthily. The book concludes with human perceptions of smell and flavor and their relationship to the neural basis of consciousness.
Book
Die Fragen, was der Mensch (nicht) essen und wie er Lebensmittel (nicht) produzieren darf, werden angesichts der globalen Auswirkungen unseres Handelns immer wichtiger. Doch trotz einer unüberschaubaren Menge an Empfehlungen und Richtlinien klafft meist eine große Lücke zwischen den Idealvorstellungen und der Realität – also zwischen einer nicht nur gesunden, sondern auch ethisch verantwortungsvollen Ernährung und dem Alltag, in dem ökonomische Zwänge, ökologische Ziele und kulinarische Verlockungen oft nur schwer zu vereinbaren sind. Der Sammelband befasst sich mit Aspekten von Moral, Ethik und Nachhaltigkeit in der Ernährung des 21. Jahrhunderts. Im Fokus steht das Huhn, das als globalster Lieferant fettarmen Fleisches für den weltweiten Wandel von Nahrungsproduktion und Esskultur beispielhaft ist. Neben Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaftlern kommen Journalisten und NGO-Vertreter zu Wort. So eröffnet dieser Band neue Forschungsperspektiven einer Ernährungsethik und stellt Handlungsorientierungen für die beteiligten Akteure zur Diskussion. Der Inhalt • Zur Theorie einer ethischen Ernährung • Ernährungsethische Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven • Das Huhn im Fokus • Vom gesellschaftlichen Umgang mit dem Fleischkonsum • Von der Theorie zur Praxis Die Zielgruppen Natur-, Sozial- und Kulturwissenschaftler; Fachleute und Entscheider aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie alle, d ie sich mit ethischen Fragen der Ernährung und Lebensmittelproduktion auseinandersetzen. Die Herausgeber Prof. Dr. Gunther Hirschfelder, Prof. Dr. Angelika Ploeger, Prof. Dr. Jana Rückert-John und Dr. Gesa Schönberger als Vorstände des Internationalen Arbeitskreises für Kulturforschung des Essens.
Article
Dieser Leitfaden beschreibt sehr anschaulich, wie Eventmanager die zwei Megatrends Nachhaltigkeit und Erlebnisorientierung in ihrer Arbeit vereinen können und dabei Menschen über den Eventanlass hinaus auch für die Idee der Nachhaltigkeit begeistern können. Deutlich wird, dass und wie die Integration von erlebnisorientiertem Event und Nachhaltiger Entwicklung gelingen kann. Ulrich Holzbaur stellt zunächst die Grundlagen von Eventmanagement und Nachhaltiger Entwicklung vor. Darauf aufbauend werden erprobte Strategien und Maßnahmen zur erfolgreichen Integration dieser Konzepte besprochen. Vielfältige Beispiele illustrieren die Vorgehensweise. Zahlreiche Checklisten und Formblätter – übersichtlich dargestellt im Anhang – sowie ein Planspiel erleichtern die Umsetzung. Der Inhalt • Einführung und Grundlagen: Begriffsklärung und Übersicht • Eventmanagement und Nachhaltigkeit: die wichtigsten Zusammenhänge • Wirksame Events: Einführung in das Eventmanagement • Nachhaltige Entwicklung als Rahmen: Hintergrundwissen und Kriterien • Nachhaltige Events: Vorstellung der Konzeption Nachhaltiger Events • Nachhaltigkeit erleben: Nutzen der Events für die Nachhaltigkeit und Bildung • Umsetzung von Nachhaltigen Events: Handreichungen und Leitfaden Der Autor Prof. Dr. Ulrich Holzbaur lehrt und forscht an der Hochschule Aalen zu den Themen Nachhaltige Entwicklung und Eventmanagement. Er ist Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Angewandtes Management und Autor mehrerer Bücher im Bereich Eventmanagement, Nachhaltige Entwicklung, Planspiele und Projektmanagement.
Article
Senior cohousing creates socially, financially, and environmentally sustainable communities for the second half of life. Common facilities include housing for a caregiver whom residents hire as needed. Members provide mutual assistance for each other (co-caring) that encourages wellbeing and aging in place. Like multi-generational cohousing these are intentionally cooperative neighbourhoods where each household owns its small but complete home and spacious common facilities are shared. Well-established in Europe, senior cohousing is new to North America and the UK. This paper focuses on Harbourside Cohousing under development in Sooke, BC, and on the innovative Royal Roads University course that attracts new members to the cohousing and raises awareness of aging options in the larger community. Harbourside will be the second senior cohousing in Canada, the first with a care-giver suite, and the first to require a short course on Aging Well in Community as a prerequisite for membership. Experiential learning in the course helps people to get out of denial about growing older. They explore how cocaring can ensure social connection with their community and help them stay in cohousing and out of institutional care as they age. They become a force for change in the larger society redefining aging and elder housing. Co-caring is a grassroots model of neighbourly mutual support that can help reduce social isolation and promote positive, active aging. It encourages independence through awareness that we are all interdependent. In a senior cohousing community, giving and receiving cocare is entirely voluntary. Members may choose to support each other through such activities as doing errands, driving, cooking, or going for a walk with a neighbour. Being good neighbours helps people age well in community and have fun doing it! The course on aging well in community and the participatory development process at Harbourside are creating community two years before move-in. The paper concludes with lessons learned from this prototype and suggests how to begin scaling up senior cohousing as� a� radical� social� innovation� to� respond� to� the� ‘silver� tsunami’� of� aging� baby� boomers.