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Spiritualität der Pflege

Authors:
Kohlhammer
Verlag W. Kohlhammer · D-70549 Stuttgart
ISSN 2193-3804
www.spiritual-care-online.de
· 2013
3
Spiritualität der Pflege
Christoph von Dach und Jürgen Osterbrink
Seiten:
21-30
Die vorliegende Studie beinhaltet eine Online-Befragung von 533 Pflegefachleuten (n = 533) der deutschen Schweiz.
Spiritualität hat für die Mehrheit der Befragten eine hohe Relevanz, sowohl in Bezug auf die eigene Person als auch im
Umgang mit Patienten. Obwohl die Konfrontation mit der eigenen Spiritualität oft geschieht, wird nur wenig darüber
gesprochen. Die steigende Inanspruchnahme von Patienten anderer Religionen und Kulturen wird als Belastung erlebt.
Die Weiterbildung bietet wenig Grundlagen, um mit diesen Aufgaben im Berufsalltag angemessen umgehen zu können.
Man möchte gerne vermehrt auf spirituelle Bedürfnisse der Patienten eingehen, aber es fehlen Zeit und Räumlichkeiten.
Das Phänomen 'Wahrnehmung trotz örtlicher Distanz' konnte als mögliches berufsspezifisches Phänomen von
Spiritualität identifiziert werden.
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Originalia
Christoph von Dach, Jürgen Osterbrink
Spiritualität der Pflege
Einleitung
Verschiedene Autoren verweisen auf
die Schwierigkeit, Spiritualität klar zu
definieren (Mc Sherry & Cash 2004,
S. 154; Tayler 2008). Tanyi fasst den
Begriff sehr weit und grenzt ihn vom
Begriff der Religion ab. Dabei wird
aufgezeigt, dass die Beschäftigung mit
der eigenen Spiritualität das persönli-
Die vorliegende Studie beinhaltet eine Online-Befragung von 533 Pflege-
fachleuten (n = 533) der deutschen Schweiz. Spiritualität hat für die Mehr-
heit der Befragten eine hohe Relevanz, sowohl in Bezug auf die eigene Person
als auch im Umgang mit Patienten. Obwohl die Konfrontation mit der eige-
nen Spiritualität oft geschieht, wird nur wenig darüber gesprochen. Die
steigende Inanspruchnahme von Patienten anderer Religionen und Kulturen
wird als Belastung erlebt. Die Weiterbildung bietet wenig Grundlagen, um
mit diesen Aufgaben im Berufsalltag angemessen umgehen zu können. Man
möchte gerne vermehrt auf spirituelle Bedürfnisse der Patienten eingehen,
aber es fehlen Zeit und Räumlichkeiten. Das Phänomen „Wahrnehmung trotz
örtlicher Distanz“ konnte als mögliches berufsspezifisches Phänomen von
Spiritualität identifiziert werden.
Spiritualität, Religion, Sterbebegleitung, Rituale
Approaching the Spirituality of Care
This study includes an online questionnaire involving 533 registered nurses. The
results show that spirituality is of high relevance to both nurse and patient. Although
confrontation with one’s own spirituality in daily work is frequent, it is infrequently
discussed among registered nurses. The increasing requests of patients from different
religions and cultures are burdensome in daily work. Programs of continued education
to date offer little assistance regarding the demands at work. Registered nurses would
like to show more interest in the spiritual needs and demands of their patients.
However, they lack time and suitable locations to do this. The phenomenon of
perception in spite of physical distance was identified as a phenomenon of spirituality
that possibly is specific to nursing professionals.
Spirituality, Religion, Terminal Care, Rituals
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Originalia
che Befinden und die Fähigkeit, mit
Widrigkeiten des Lebens umzugehen,
verbessert (Tanyi 2002, S. 506).
Walach definiert sie als erfahrungsmä-
ßige Hinwendung zu einem Bereich,
der über das individuelle, kontingente
Sein hinausreichend erlebt wird
(Walach 2005, S. 29). Baldacchino
zeigt, dass Pflegefachpersonen wenig
über ihre spirituellen Erlebnisse und
Bedürfnisse sprechen und spirituelle
Bedürfnisse von Patienten rasch an
andere Berufsgruppen abdelegieren
(Baldacchino 2006, S. 889). Demge-
genüber veranschaulichen mehrere
Arbeiten, dass Patienten ihre spirituel-
len Anliegen und Fragen mit ihren
behandelnden Ärzten und Pflegenden
und nicht mit Seelsorgern besprechen
möchten (Daalemann & Nease 1994;
Ehman et al. 1999; King & Bushwick
1994, Reed 1991). 45 % der nicht reli-
giösen Patienten sind der Meinung, sie
müssten aktiv nach ihren spirituellen
Bedürfnissen gefragt werden (Moadel
et al. 1999).
Persönliche Auseinandersetzung mit
spirituellen Fragen und Sensibilisie-
rung auf spirituelle Bedürfnisse von
Patienten stehen in engem Zusam-
menhang (Baldacchino 2006; Ross
1994). Verschiedene Autoren weisen
darauf hin, dass spirituelle Bedürfnisse
in der Ausbildung zu wenig berück-
sichtigt werden (Baldacchino 2006;
Mohlzahn & Sheilds 2008). Baldac-
chino hält fest, dass das Berufsbild der
Pflegefachpersonen aufgrund der his-
torischen Entstehung des Berufs nach
wie vor stark geprägt ist von der An-
sicht, dass Pflege letztlich „geistlich“
und damit spirituell sein sollte. Diese
Spannung zwischen „evidence based
medicine“ und Konfrontation mit der
eigenen Spiritualität bildet den Aus-
gangspunkt der Studie.
1 Forschungsfragen
Die Forschungsfragen gliederten sich
in vier Bereiche:
A. Welche Bedeutung hat Spiritualität
für das Berufsverständnis?
B. Welchen Nutzen hat die Bearbei-
tung des Themas Spiritualität für das
persönliche Befinden von Pflegefach-
personen?
C. Wie sehen das berufliche Umfeld
und die Anforderungen der Institutio-
nen an die Pflegefachpersonen aus?
D. Was sind die Anforderungen an die
Aus- und Weiterbildung?
Zusatz 1: Ist das Phänomen „Wahrneh-
mung trotz örtlicher Distanz“ bei Pfle-
gefachpersonen bekannt?
2Methoden
Es wurde ein strukturierter Online-
Fragebogen mit 31 geschlossenen (Li-
kert Scale im 2–5er-Rating) und acht
offenen Fragen entwickelt, welcher auf
Basis der Literatur auf Vollständigkeit
geprüft wurde (Bauer 2005; Belschner
et. al 2003). Die Stichprobe war mög-
lichst breit gefasst (Convenience
Sample). Einschlusskriterien waren:
Grundausbildung in Pflege, deutsch-
sprachig, tätig in Praxis, Lehre oder
Forschung. Angeschrieben wurden
1350 E-Mail-Adressen (79 Einzelper-
sonen, sechs Krankenhäuser, zehn Or-
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ganisationen). Ausgewertet wurden
533 gültige Fragebogen (n = 533,
Rücklaufquote: 39,5%). Die Auswer-
tung erfolgte mittels der Statistik-Soft-
ware SPSS. Im Vorfeld wurde ein Pre-
test in Papierform mit sechs Proban-
den und elektronisch mit fünf Perso-
nen durchgeführt.
3 Ergebnisse
A. Berufsverständnis
Nahezu 80% der Befragten kommen
ab und zu bis oft in Berührung mit den
spirituellen Bedürfnissen der Patien-
ten. Für 78% gehört die spirituelle
Begleitung zum Berufsverständnis.
Knapp ein Viertel würde gerne ver-
mehrt auf diese Bedürfnisse eingehen,
weitere 60% möchten dies mindestens
teilweise.
Fast 80% sehen es in erster Linie als
Aufgabe der Seelsorge, auf spirituelle
Fragen einzugehen. An zweiter Stelle
sehen sie die Zuständigkeit bei der
Pflege. Über 50% sind der Meinung,
die Zuständigkeit sei teilweise bei der
Pflege, 35% sehen sie ganz bei der
Pflege. Die Konfrontation mit Ängsten,
wie z.B. vor dem nahenden Tod, wird
als Grund angegeben für die Delegati-
on an einen anderen Dienst. „Das
braucht Raum, man fragt den Patien-
ten am besten nicht zu viel, wie es ihm
geht, auch wenn man etwas spürt, weil
man ja keine Zeit für die Antwort hat“
(a5).
Die Zusammenarbeit mit der Seelsorge
wird größtenteils als bereichernd be-
schrieben. Sie ist besser in Institutio-
nen, in denen Seelsorger angestellt
sind. Grundsätzlich gelingt der Aus-
tausch über Patienten besser als ganz
allgemein über spirituelle Themen.
„Was Seelsorge machen kann, kann
Pflege auch, es geht aber nicht, weil
das zu teuer wäre … Ich würde das
gerne selbst übernehmen, aber es geht
nicht nebenher“ (a5).
B. Befinden und Nutzen
der Bearbeitung
Der Umgang mit Spiritualität wird
schwierig, wenn sich die eigenen An-
sichten nicht mit jenen der Patienten
decken. Dies tritt vor allem in der
Pflege von Menschen anderer Religio-
nen auf. „Es ist manchmal schwierig,
sich auf Dinge einzulassen, die man
anders sieht als der Patient, man erlebt
auch komische Sachen“ (b9).
Die eigene Auseinandersetzung mit
dem Thema wird als wichtige Voraus-
setzung für den Umgang mit spiritu-
ellen Bedürfnissen und Fragen gese-
hen. „Man beginnt, andere Fragen zu
stellen, nicht mehr warum, sondern
wozu“ (b7). Ein Grund für Schwierig-
keiten, sich mit der eigenen Spiritua-
lität zu befassen, wird darin gesehen,
dass man heute zu „geschult“ sei und
andere Werte im Vordergrund stün-
den. „Bei uns im Krankenhaus kann
Spiritualität nicht aufgefangen wer-
den, es ist alles sehr funktional“ (a5).
Als wesentliche Unterstützung im Be-
rufsalltag werden auch bestimmte Ri-
tuale gesehen, wie das innerliche Ab-
schiednehmen, z.B. im Rahmen einer
Sterbebegleitung. Hierfür werden oft-
mals kurze Rituale durchgeführt, wie
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Ta b e l l e 1 : Soziodemographie schriftliche Befragung (n = 533)
Anzahl Anteil in %
Geschlecht Frauen 475 89.1
Männer 58 10.9
Dienstjahre Bis 1 Jahr 8 1.5
1–5 Jahre 43 8.1
5–10 Jahre 77 14.5
10 –2 0 J ahre 148 27.9
Über 20 Jahre 254 47.9
Ausrichtung Katholisch 36 6.8
Reformiert 97 18.4
Andere rel. Ausrichtung 11 2.1
Anthroposophisch 18 3.4
Ohne sp ez. Au srich tung 366 69.3
Alter Bis 30 54 10 .1
31–50 305 57.2
51 – 6 0 24 4 . 5
Über 60 150 28.1
Fac hric htun g Medizin 97 18.3
Chirurgie 37 7.0
Geriatrie 93 17.5
Palliative Care 30 5.7
Rehabilitation 19 3.6
Neurologie 6 1.1
Ambulatorien/Spitex 31 5.8
Psychiatrie 46 8.7
Betreuung 7 1.3
Pädiatrie 19 3.6
Onkologie 69 13
Andere 76 14.3
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das Öffnen des Fensters, um die Seele
eines Verstorbenen aus dem Zimmer
zu lassen (c13).
Von über 80% wird das Eingehen auf
die spirituellen Bedürfnisse von Pati-
enten als bereichernd erlebt, nur 7%
beschreiben es als sehr belastend.
Über 90% fühlen sich im Umgang mit
der eigenen Spiritualität sicher und
kennen die eigenen Bedürfnisse gut
oder mindestens teilweise gut. Den-
noch äußern nur 25%, gut über die
eigene Spiritualität reden zu können.
Für 70% der Befragten ist Spiritualität
eine Stütze. Proportional zum Alter
nimmt auch der Anteil derjenigen zu,
für die sie eine Stütze im Berufsalltag
darstellt.
C. Umfeld Institution
Gespräche über spirituelle Themen
haben keine Priorität und es besteht
die Forderung, die Institution müsste
Zeit für Gespräche zur Verfügung stel-
len. Dies zeigt sich darin, dass spiritu-
elle Aspekte innerhalb der Pflege-
anamnese nur gestreift werden. Weiter
werden die fehlenden Räumlichkeiten
für ungestörte Gespräche bemängelt.
Als Problemfeld wird die Zusammenar-
beit mit den Ärzten genannt. Sie müs-
sen retten, lindern und heilen. Daher
ist es schwierig, spirituelle Aspekte
anzusprechen. „Der Arzt hat drei Mi-
nuten Zeit, die Pflege übernimmt das
Persönliche“ (a5).
Bei Fragen, mit denen man im Pflege-
alltag konfrontiert wird, steht an erster
Stelle das „Bedürfnis nach Zuhören“
(95% oft), gefolgt von „über Gefühle
reden“ (81,4% oft) und an dritter Stel-
le „Fragen zum Sinn des Lebens“
(73,5% oft).
D. Aus- und Weiterbildung
Für 10% genügen die Inhalte der
Grundausbildung und sind eine aus-
reichende Vorbereitung auf den Um-
gang mit spirituellen Fragen und Be-
dürfnissen von Patienten. 60% sind
der Meinung, sie wären darauf im Rah-
men ihrer Grundausbildung ungenü-
gend vorbereitet worden. 78 % geben
an, guten oder teilweise guten Zugang
Abbildung 1: Wo treffen Sie auf schwierige Situationen, wenn es um die Spiritualität der Patienten
geht?
257
356
325
294
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
In der St erbebegleitung
In der Pflege von Mens chen anderer Kul turen
In der Begleitung von Menschen in K risensituat ionen
Bei Sinnf ragen
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zu Fort- und Weiterbildungsangeboten
zu haben. 21% stufen diesen Aspekt als
schlecht gelöst ein, 2,6% sehen keinen
Bedarf. Größter Handlungsbedarf be-
steht in größeren Institutionen, in den
Fachgebieten Medizin und Chirurgie.
In der Palliativmedizin, Rehabilitation
und Psychiatrie ist es gut bis teilweise
gut gelöst. Es wird jedoch auch infrage
gestellt, ob Spiritualität überhaupt
lernbar ist. „Lernen kann man das
nicht, das entwickelt sich, das hat man
in sich drin“ (c10).
E. Begrifflichkeiten
„Es ist eine Oase der Ruhe und der
Stille, wo ich auch neue Lebensfreude
erfahre“ (and1–193). Spiritualität ist
in erster Linie positiv belegt. Fast 95%
der Befragten sind der Meinung, dass
sie sich ganz oder teilweise in einem
positiven Gefühl äußert. Am deutlichs-
ten genannt wird dies in Institutionen
ohne spezielle religiöse Ausrichtung
(Ja-Anteil 55%). Der tiefste Ja-Anteil
wird in anthroposophischen Instituti-
onen angegeben (Ja-Anteil 33%).
Spiritualität wird als unfassbar, nur
schwierig mit Worten zu erklären und
sehr individuell beschrieben. Es wird
nur sehr wenig darüber gesprochen
und wenn, dann außerhalb des Ar-
beitsplatzes. „Die Hemmschwelle, et-
was anzusprechen, ist oft sehr groß, es
braucht Mut“ (b8). Am häufigsten äu-
ßert sich Spiritualität als Gefühl in der
Begegnung mit der Natur und im Erle-
ben von Ganzheit, gefolgt von „Ver-
bundensein mit etwas Höherem“. Der
häufigste Ausdruck von Spiritualität
wird gesehen in der „Achtsamkeit sich
selbst, dem Mitmenschen und der Welt
gegenüber“. 33% geben als Ausdruck
von Spiritualität den „Glauben religiö-
ser Art“ an. 63 % der Befragten erleben
Spiritualität ganz im Fließen von Ener-
gie und Kraft.
Zum Abschließen von belastenden Si-
tuationen spielt die eigene Spirituali-
tät, mit 85% Ja oder teilweise Ja, eine
wichtige Rolle, wobei dies für Frauen
ausgeprägter (50% Ja) gilt als für Män-
ner (35% Ja).
Für die meisten ist Spiritualität und
Religion nicht dasselbe, sie hängt aber
eng mit Glauben zusammen. „Spiritua-
Abbildung 2: Spiritualität äußert sich in Phänomenen wie
142
195
363
195
54
135
279
261
171
243
163
216
127
92
37
109
288
152
17
20
5
18
56
62
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Vorahnung
Wahrnehmung v on höheren Wesen (z. B. Engel, Schut zengel, andere
Wesenheiten / E nergien)
Fliess en von Energie / Kraft
Wahrnehmen trotz örtl icher D istanz (z .B. spüren, dass etwas pas siert bei
einem Pati enten, ohne selbs t im Zimm er anwesend zu s ein)
Geisthei lungen
Plötz liches Erleben von „ausserhalb von Zeit und Raum z u s ein“
teilweise nein weiss nichtja
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lität ist eine religiös geprägte Welt-
und Lebensauffassung“ (b7). „Etwas
neben der Naturwissenschaft, was
nicht so erklärbar ist“ (b6).
Konkret wird von Energien, Kräften
oder Schutzengeln, die begleiten, ge-
sprochen; Spiritualität habe viel mit
Spüren, Fühlen, und Antennenausfah-
ren zu tun. Die Bedeutung der Spiritu-
alität wird nicht in allen Fachdiszipli-
nen als gleich wichtig angesehen. Sie
wird dort als hoch gewichtet, wo es um
Sterben und Tod geht. „Überall, wo es
um den Tod geht, braucht es mehr
Spiritualität“ (b9). Oft manifestiert
sich Spiritualität aus der Frage nach
dem Sinn, aus dem „Weshalb gerade
ich“ heraus.
Wahrnehmung trotz örtlicher
Distanz
Das Phänomen „Wahrnehmung trotz
örtlicher Distanz“ wurde in der Vorstu-
die als ein Phänomen von Spiritualität
genannt. Hier geht es darum, dass
gespürt wird, wenn jemand, der mit
intensiver Beziehung gepflegt wurde,
im Begriff ist zu sterben, und zwar ohne
physisch anwesend zu sein. In der vor-
liegenden Studie wird eine veränderte
Wahrnehmung der „Atmosphäre“ im
Zimmer oder auf der ganzen Station
beschrieben: „Ich spüre, wenn es zu
Ende geht, wenn ich im Zimmer bin, es
ist eine andere Atmosphäre“ (c12).
„Wenn jemand verstirbt, bleibt für ei-
nen Moment die Zeit auf der Station
stehen, es tritt eine große Ruhe ein,
welche nichts mit dem Alltag zu tun
hat. Es ist wie ein Raum innerhalb des
Raums. Der Sterbende betritt diesen
Raum, und wir können als Pflegende
ein Stück mitgehen in diesen Raum.
Dort ist die Zeit eine andere … Es ist
ein Moment, der dem Toten geschenkt
wird, in der Pflege können wir ihn
nutzen oder übersehen, beides ist
möglich“ (and2–629). Diese Verände-
rung wird jedoch nur durch die Be-
zugsperson des betroffenen Menschen
wahrgenommen und nicht durch das
gesamte Team. 35 % der Befragten ken-
nen dieses Phänomen, 43% kennen es
teilweise.
Es wird ausschließlich in Bezug auf
den Sterbeprozess genannt und steht
im Verhältnis zur Intensität der Bezie-
hung. „Es kommt sehr auf die Bezie-
hung zum Patienten an, wenn die Be-
ziehung enger oder mehr Sympathie
da ist, dann spüre ich mehr“ (a5).
Pflegefachpersonen, die das Phäno-
men kennen, bezeichnen sich ver-
mehrt als spirituell. Diejenigen, die
sich selber eher als religiös einstufen,
nehmen dieses Phänomen nicht so oft
wahr. Es wird von Frauen häufiger
wahrgenommen (80% der Frauen mit
Ja und teilweise Ja) als von Männern
(61% der Männer mit Ja oder teilweise
Ja).
Diskussion
Pflegefachleute werden in ihren spiri-
tuellen Vorstellungen geprägt vom ex-
plizit formulierten Leitbild und den
implizit angestrebten und gelebten
Werten der jeweiligen Institution. Je
höher das eigene Bewusstsein für Spi-
ritual Care ist, desto mehr wird sie in
den Pflegealltag integriert (Chan,
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2010). Institutionen im Gesundheits-
wesen sind damit aufgefordert, Spiri-
tualität auf normativer Ebene zu the-
matisieren, dies im Leitbild zu formu-
lieren und eine entsprechende Kultur
zu pflegen. Dabei muss darauf geach-
tet werden, dass ein Mix aus Berufsan-
fängern und erfahrenen Pflegenden
angestrebt wird. In Bereichen, die mit
Sterben und Tod konfrontiert sind,
müsste ein höherer Anteil an älterem
Pflegepersonal angestellt werden.
Pflegende fühlen sich sicher im Um-
gang mit der eigenen Spiritualität,
wobei nur 25% gut über die eigene
Spiritualität reden können. Dies fällt
unter Pflegenden einfacher als in an-
deren Berufsgruppen. Von einem Tabu
spricht Walach in Bezug auf die Dis-
kussion um spirituelle Erfahrungen
(Walach 2005, S. 45). Geklärt werden
muss, ob wirklich von einem Tabu ge-
sprochen werden kann oder ob es sich
um ein Fehlen an geeigneten Worten
handelt. Um eine Sprache zu entwi-
ckeln, muss eine „spirituelle Ge-
sprächskultur“ im interdisziplinären
Team entwickelt werden. Hierfür wür-
de sich ein dafür eingerichtetes Zeit-
fenster im Wochenablauf, im Sinne
eines spirituellen Teamgesprächs, eig-
nen. Pflegefachpersonen äußern sich
erstaunlich selbstverständlich über
spirituelle Erfahrungen. Sie werden
häufig beschrieben und sind Bestand-
teil des positiven Erfahrungsschatzes
vieler Befragten. Dies bestätigen auch
andere Arbeiten (Bauer & Betsche
2003). Dadurch entstehen Spannun-
gen im Kontext von evidenzbasiertem
Handeln. Diese Spannung, positiv ge-
nutzt, kann zu Kreativität und Zufrie-
denheit führen. Werden Pflegende da-
rin sich selbst überlassen, führt sie zu
Unsicherheit und über kurz oder lang
zu Frustration. Ein möglicher Ansatz
bietet dazu das bereits bewährte Kon-
zept der Achtsamkeit. Die Integration
des Konzepts in den Alltag gilt es
weiter voranzutreiben. Schmidt beleg-
te die Wirkung dieses Konzepts be-
reits bezogen auf Stressbewältigung
(Schmidt et al. 2004).
Das Phänomen der Wahrnehmung
trotz örtlicher Distanz wurde als mög-
liches pflegespezifisches Phänomen
identifiziert. Intuitives Handeln meint,
dass eine Pflegende, die den Experten-
status erreicht hat, intuitiv das Richti-
ge tut, auch wenn es nach Schulbuch
falsch ist (Benner 1994, S. 50). Richard
McIntyre, ein ehemaliger Doktorand
von Benner, benutzt dafür den Begriff
„embodied knowledge“, im Sinne von
„verkörperlichter Erkenntnis“ (versus
intellektuellem Denken). Solches Den-
ken wird im Umfeld der modernen
Medizin meist nicht akzeptiert. Pfle-
gende müssen ermutigt werden, diese
Form des Denkens als Ergänzung ihres
„evidence based“ Handelns zu erken-
nen und zu schätzen. Ein anderes
Kernelement dieses Phänomens wird
in der Beziehung zum Patienten gese-
hen. Weiterführende Forschung auf
nicht parapsychologischer Ebene
müsste dabei die Bedeutung der Bezie-
hung in den Mittelpunkt stellen. Eine
Arbeit erklärt ein ähnliches Phänomen
über hirnphysiologische Mechanis-
men (Achterberg et al. 2005). Knapp
ein Viertel der Befragten würde gerne
vermehrt auf spirituelle Bedürfnisse
der Patienten eingehen. Dem steht der
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zunehmende Anspruch an Leistung
der modernen Medizin gegenüber. Bei
immer knapper berechneten Stellen-
plänen wird es immer schwieriger, Zeit
für Gespräche zur Verfügung zu haben.
Auch haben Pflegefachleute selbst
eine Reihe spiritueller Bedürfnisse, für
die im Alltag wenig Raum zur Verfü-
gung steht (Baldacchino 2003, 2005).
Beziehung spielt auch hier eine
Schlüsselrolle, speziell im Bereich Pfle-
ge. Sulmasy belegt diese bereits im
ärztlichen Tun (Sulmasy 2002, S. 30).
Sie wird unter anderem als Vorausset-
zung genannt, über Spiritualität zu
sprechen. Der Aufbau einer Beziehung
zu Patienten braucht Zeit und einen
geschützten Raum. Pflegende sind auf-
gerufen, dies zukünftig einzufordern.
Als Folge der vermehrten Migrations-
ströme wird die Notwendigkeit, Men-
schen aus anderen Kulturen zu pfle-
gen, immer größer. Pflege übernimmt
darin eine durch die Gesellschaft dele-
gierte, zentrale Aufgabe, indem sie die
Einhaltung grundlegender Menschen-
rechte in Krisensituationen und im
Sterben ermöglicht. Institutionen sind
aufgefordert, Unterstützung zu bieten,
denn hier zeigt sich der größte Schu-
lungsbedarf. Fortbildungskonzepte
sind dabei an der jeweils aktuellen
Migrationssituation zu orientieren.
Auch in der Grundausbildung muss
Spiritualität vermehrt ins Zentrum rü-
cken und darin zusätzlich die Ausein-
andersetzung mit den eigenen spiritu-
ellen Fragen und Bedürfnissen thema-
tisiert werden. Zweifellos führt eine
vermehrte Integration des Themas Spi-
ritualität zu einer Erhöhung der Zu-
friedenheit und damit zu einer poli-
tisch nicht unbedeutenden Verlänge-
rung der Verweildauer von Pflegefach-
leuten in ihrem Beruf.
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Walach H (2005) Spiritualität und Wissen-
schaft. In: Büssing A, Glöckler M, Matthies-
sen P, Ostermann T (Hrsg.), Spiritualität,
Krankheit und Heilung – Bedeutung und
Ausdrucksformen der Spiritualität in der
Medizin. Frankfurt am Main: Verlag für
Akademische Schriften.
Christoph von Dach
RN, MSc, DNP(c)
Verein für Krebsforschung, Lukas Klinik,
Arlesheim, Schweiz (Autor)
c.vondach@lukasklinik.ch
Jürgen Osterbrink
Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c
Paracelsus Medizinische Privatuniversität,
Salzburg, Österreich (Projektsupervisor, Draft-
Erstellung, Coautor)
juergen.osterbrink@pmu.ac.at
© 2013 W. Kohlhammer, Stuttgart
Article
Zusammenfassung Der Beitrag untersucht den Diskussionsstand zur pflegespezifischen Spiritual Care in der deutschsprachigen Pflegewissenschaft. Untersucht wurden für den Zeitraum Januar 2010 bis Mai 2017 neben einer Stichwortrecherche in den Datenbanken CINAHL die fünf wissenschaftlichen Zeitschriften Pflege, Pflegewissenschaft , Pflege & Gesellschaft, Klinische Pflegeforschung und Spiritual Care sowie drei Standard-Lehrbücher ( Pflege Heute, Thiemes Pflege, Lehrbuch für psychiatrische Pflege ). Es zeigten sich ein deutlicher Kontrast zur internationalen Entwicklung sowie ein Bedarf an Forschung zur pflegespezifischen Spiritual Care im deutschsprachigen Raum.
Article
Full-text available
Recognizing that many Americans draw on religious or spiritual beliefs when confronted by serious illness, some medical educators have recommended that physicians routinely ask about spirituality or religion when conducting a medical history. The most appropriate wording for such an inquiry remains unknown. To examine patient acceptance of including the following question in the medical history of ambulatory outpatients: "Do you have spiritual or religious beliefs that would influence your medical decisions if you become gravely ill?" Self-administered questionnaires were completed by 177 ambulatory adult patients visiting a pulmonary faculty office practice at a university teaching hospital in 1997 (83% response rate). Fifty-one percent of the study patients described themselves as religious and 90% believe that prayer may sometimes influence recovery from an illness. Forty-five percent reported that religious beliefs would influence their medical decisions if they become gravely ill. Ninety-four percent of individuals with such beliefs agreed or strongly agreed that physicians should ask them whether they have such beliefs if they become gravely ill. Forty-five percent of the respondents who denied having such beliefs also agreed that physicians should ask about them. Altogether, two thirds of the respondents indicated that they would welcome the study question in a medical history, whereas 16% reported that they would not. Only 15% of the study group recalled having been asked whether spiritual or religious beliefs would influence their medical decisions. Many but not all patients surveyed in a pulmonary outpatient practice welcome a carefully worded inquiry about their spiritual or religious beliefs in the event that they become gravely ill.
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The purpose of this study was to determine terminally ill and nonterminally ill hospitalized patients' preferences for spiritually related nursing interventions and to identify differences between the two groups. Additionally, preferences of well adults were examined in comparison to the hospitalized groups. Clinical knowledge in nursing as well as empirical work provided background for the study. Three hundred adults participated in the study by responding to structured and open-ended questions about specific nursing interventions that they thought would help meet their spiritual needs. Significant differences were found across the groups, including a higher preference for more direct, spiritually related nursing interventions and more negativity about the nurse's role in caregiving as expressed by the nonterminally ill group.
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Most physicians do not address spiritual and religious issues with patients, although there are data documenting the relationship between religious variables and disease, health, and well-being. The purpose of this study was twofold: to examine patient attitudes regarding physician-directed inquiry about issues related to spiritual matters and faith; and to identify screening variables that would identify patients who would be receptive to such a discussion. A Spiritual and Religious Inquiry (SRI) questionnaire was administered to patients presenting for care in a family practice center. Patients' frequency of religious service attendance (at least monthly) predicted their acceptance of physician inquiry into their religion and personal faith (P < .01) and acceptance of physician referral to pastoral professionals for spiritual problems (P < .01). This study supports the use of frequency of religious service attendance as a screening variable for patients receptive to physician-directed inquiry into religious and spiritual issues. It also confirms that patients are accepting of physicians' referring patients to pastoral professionals (ie, clergy) for spiritual problems.
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Physicians rarely question patients about their religious beliefs. This lack of inquiry may be contrary to patients' wishes and detrimental to patient care. This study examines whether patients want physicians to discuss religious beliefs with them. Two hundred three family practice adult inpatients at two hospitals were interviewed regarding their views on the relationship between religion and health. Many patients expressed positive attitudes toward physician involvement in spiritual issues. Seventy-seven percent said physicians should consider patients' spiritual needs, 37% wanted their physicians to discuss religious beliefs with them more frequently, and 48% wanted their physicians to pray with them. However, 68% said their physician had never discussed religious beliefs with them. This study supports the hypothesis that although many patients desire more frequent and more in-depth discussions about religious issues with their physicians, physicians generally do not discuss these issues with their patients.
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In this paper the author relates how she initially became interested in spiritual care. A synopsis of a literature review is given in which the spiritual dimension is defined and evidence presented for its influence on health, well-being and quality of life. Spiritual care is also presented as part of the nurse's role. However, it is acknowledged that there is a lack of guidelines for the practice of spiritual care. A conceptual framework for the latter is, therefore, proposed by the author. As little is currently known about how nurses perceive the spiritual dimension and their role in spiritual care, the findings from a doctoral study, which examined these issues, are reported and discussed. The descriptive study was part of the author's PhD thesis (Waugh 1992).
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Spiritual beliefs and practices are believed to promote adjustment to cancer through their effect on existential concerns, including one's personal search for the meaning of life and death, and hope. This study sought to identify the nature, prevalence, and correlates of spiritual/existential needs among an ethnically-diverse, urban sample of cancer patients (n=248). Patients indicated wanting help with: overcoming my fears (51%), finding hope (42%), finding meaning in life (40%), finding spiritual resources (39%); or someone to talk to about: finding peace of mind (43%), the meaning of life (28%), and dying and death (25%). Patients (n=71) reporting five or more spiritual/existential needs were more likely to be of Hispanic (61%) or African-American (41%) ethnicity (vs. 25% White; p<0.001), more recently diagnosed (mean=25.6 vs. 43.7 months; p<0.02), and unmarried (49% vs. 34%; p<0.05), compared with those (n=123) reporting two or fewer needs. Treatment status, cancer site, education, gender, age, and religion were not associated with level of needs endorsement. Discriminant analysis found minority status to be the best predictor of high needs endorsement, providing 65% correct classification, p<0.001. Implications for the development and delivery of spiritual/existential interventions in a multi-ethnic oncology setting are discussed.
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Rhetoric about spirituality and nursing has greatly increased, as scientific-based approaches are not fully able to address many human problems, such as persistent pain. Despite the renewed interest and growing literature on spirituality, there is no consensus on a definition of this concept. There is also ambiguity on how this concept is incorporated into nursing practice, research, and education. This paper aims to contribute toward clarification of the meaning of spirituality in relevance to health and nursing today through a conceptual analysis process. Information was obtained through dictionary definitions and electronic database searches of literature on spirituality spanning the past 30 years. The criteria for selection included scholarly articles and books with a definition of spirituality, and research studies that investigated the meaning of spirituality to individuals' health. A total of 76 articles and 19 books were retrieved for this analysis. Spirituality is an inherent component of being human, and is subjective, intangible, and multidimensional. Spirituality and religion are often used interchangeably, but the two concepts are different. Spirituality involves humans' search for meaning in life, while religion involves an organized entity with rituals and practices about a higher power or God. Spirituality may be related to religion for certain individuals, but for others, such as an atheist, it may not be. In order to provide clarity and enhance understanding of this concept, this analysis delineates antecedents, attributes, constructed case examples, empirical referents, and consequences of spirituality. A proposed definition of spirituality emerged from this process, which may be applied broadly. Implications for nursing practice, education, and research are discussed.
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This article presents a model for research and practice that expands on the biopsychosocial model to include the spiritual concerns of patients. Literature review and philosophical inquiry were used. The healing professions should serve the needs of patients as whole persons. Persons can be considered beings-in-relationship, and illness can be considered a disruption in biological relationships that in turn affects all the other relational aspects of a person. Spirituality concerns a person's relationship with transcendence. Therefore, genuinely holistic health care must address the totality of the patient's relational existence-physical, psychological, social, and spiritual. The literature suggests that many patients would like health professionals to attend to their spiritual needs, but health professionals must be morally cautious and eschew proselytizing in any form. Four general domains for measuring various aspects of spirituality are distinguished: religiosity, religious coping and support, spiritual well-being, and spiritual need. A framework for understanding the interactions between these domains is presented. Available instruments are reviewed and critiqued. An agenda for research in the spiritual aspects of illness and care at the end of life is proposed. Spiritual concerns are important to many patients, particularly at the end of life. Much work remains to be done in understanding the spiritual aspects of patient care and how to address spirituality in research and practice.
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This paper explores the relationships that exist between the language used to describe spirituality within nursing and the appropriateness of constructing a universal definition acceptable to all individuals. 'Spirituality' is a term that is increasingly used in nursing but there may be problems about exactly what the term means and how it is interpreted and understood by both nurses and patients. The aim of the paper is to explore some of the commonly cited definitions to establish if the concept of spirituality could be termed 'universal'. This paper presents a discussion, based upon a literature review, of the nursing and health care databases, combined with manual searches. The review demonstrates how the term spirituality is being constructed within nursing suggesting that there are numerous definitions each with several layers of meaning. From the review the authors have developed 'a spiritual taxonomy' that may explain and accommodate the different layers of meaning found within nursing and health care definitions. At the extreme left there is a spirituality based on religious and theist ideals, while at the extreme right there is a spirituality based upon secular, humanistic, existential elements. A middle way is explained containing elements from both the left and right but not as fundamental or radical. The authors argue that because there are so many definitions with different layers of meanings, spirituality can imply different things depending upon an individual's personal interpretation or worldview. The results of the review suggest nursing is constructing a 'blanket' definition of spirituality, which has a broad, almost inexhaustible set of defining characteristics. If this approach continues then there is a danger that the word may become so broad in meaning that it loses any real significance.