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Ex oriente lux? – Ein Diskussionsbeitrag zur Stellung der frühen Kupfermetallurgie Südosteuropas.

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Im Verlauf der Forschungsgeschichte der letzten 100 Jahre bildete sich zwischen der Vorderasiatischen und Europäischen Prähistorischen Archäologie mehrmals die Hypothese einer zeitlichen Vorrangstellung der Kupfermetallurgie Vorderasiens gegenüber derjenigen Südosteuropas heraus. Ursache hierfür waren nicht der Fundstoff und seine absolute Datierung, sondern die unterschiedlichen Definitionen des Begriffs der Kupferzeit in beiden Fächertraditionen, die irrige Ansprache einiger tatsächlich kaltgehämmerter Schlüsselfunde in Vorderasien als Hinweise auf Kupferguss und die weitgehende Nichtbeachtung neolithischer kaltgehämmerter Kupferartefakte Südosteuropas sowie die unterschiedlich verlaufene Einbeziehung von 14C-Daten und ihrer Kalibration anhand von Baumringkurven in beide Fächer. Aktuelle, Neudatierungen berücksichtigende Kartierungen der Kupferfunde Vorderasiens und Europas zeigen, dass kaltgehämmerte Kleingeräte und Schmuck nicht nur eine Erscheinung der Primären Neolithisierung ab dem 11. Jt. v. Chr. in Vorderasien sind, sondern auch als Bestandteil des „Neolithischen Pakets“ im Zuge der Sekundären Neolithisierung um ca. 6000 v. Chr. bis nach Südosteuropa gelangten. Erste Hinweise auf Kupferschwergeräte und Kupferguss treten demnach ab ca. 5000 v. Chr. in einem archäologisch derzeit nicht feiner aufzugliedernden Horizont zeitgleich in einem von Südosteuropa bis Vorderasien reichenden Gebiet auf, so dass derzeit kein eindeutiges Ursprungsgebiet der frühen Kupfer-Metallurgie identifiziert werden kann. Allerdings legt das ungleich höhere Fundaufkommen in Südosteuropa nahe, dass diese Region eine Rolle als Innovationszentrum innehatte. Im weiteren Verlauf bis in die Mitte des 4. Jt. wird auch Mitteleuropa Teil der Entwicklung, doch anstelle einer kontinuierlichen Ausbreitung zeigt sich bei chronologisch höher aufgelöster Betrachtung eher eine schrittweise Verlagerung von Funddichtezentren, die mit einem Rückgang in der Bedeutung älterer Zentren verbunden ist.
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ISBN 978-3-7001-7534-6
VON BADEN BIS TROIA
RESSOURCENNUTZUNG, METALLURGIE UND
WISSENSTRANSFER
EINE JUBILÄUMSSCHRIFT FÜR ERNST PERNICKA
MARTIN BARTELHEIM
BARBARA HOREJS
RAIKO KRAUSS (HRSG.)
VON BADE N BIS TR OIA
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Martin Bartelheim, Barbara Horejs, Raiko Krauß
MARTIN BARTELHEIM, BARBARA HOREJS UND RAIKO KRAUSS (HRSG.)
OREA 3
OREA 3
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Von Baden bis Troia – Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer
1
Martin Bartelheim – Barbara Horejs – Raiko Krauß (Hrsg.)
VON BADEN BIS TROIA
RESSOURCENNUTZUNG, METALLURGIE
UND WISSENSTRANSFER
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Martin Bartelheim – Barbara Horejs – Raiko Krauß
2
Oriental and eurOpean archaeOlOgy
VOLUME 3
Series Editor: Barbara Horejs
Österreichische Akademie der Wissenschaften
Philosophisch-historische Klasse
VERLAG MARIE LEIDORF GMBH . RAHDEN/WESTF.
2016
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Von Baden bis Troia – Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer
3
Martin Bartelheim – Barbara Horejs – Raiko Krauß (Hrsg.)
VON BADEN BIS TROIA
RESSOURCENNUTZUNG, METALLURGIE
UND WISSENSTRANSFER
Eine Jubiläumsschrift für Ernst Pernicka
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Martin Bartelheim – Barbara Horejs – Raiko Krauß
4
Dieses Buch entstand in einer Kooperation mit dem SFB 1070 RessourcenKulturen
an der Universität Tübingen
Publikationskoordination: Estella Weiss-Krejci
Redaktion: Ulrike Schuh
Coverdesign: Mario Börner, Angela Schwab
Englische Textkorrekturen: Mark Pluciennik (Academic Editing Services)
Grak, Satz, Layout: Angela Schwab
Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen.
Für die Einholung der Urheberrechte in Wort und Bild zeichnen die Autorinnen und Autoren selbst verantwortlich.
Alle Rechte vorbehalten
© 2016
VML Verlag Marie Leidorf GmbH
Geschäftsführer: Dr. Bert Wiegel
Stellerloh 65 . D-32369 Rahden/Westf.
Tel: +49 (0)5771 951074
Fax: +49 (0)5771 951075
Homepage: www.vml.de
ISBN 978-3-86757-010-7
Kein Teil des Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, CD-ROM, DVD, Internet oder einem anderen
Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages Marie Leidorf GmbH reproduziert oder unter Verwendung
elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Elektronische Plattformen ohne kommerzielle
Nutzung sind davon ausgenommen.
Druck und Produktion: DSC Bevermann GmbH, D-49196 Bad Laer
Bibliograsche Information der Deutschen Nationalbibliothek
Bartelheim, Martin / Horejs, Barbara / Krauß, Raiko (Hrsg.):
Von Baden bis Troia ; Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer ;
eine Jubiläumsschrift für Ernst Pernicka / hrsg. von Martin Bartelheim... .
Rahden/Westf.: Leidorf, 2016
(Oriental and European Archaeology; Bd. 3)
ISBN 978-3-86757-010-7
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Von Baden bis Troia – Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer
5
Inhaltsverzeichnis
Martin Bartelheim – Barbara Horejs – Raiko Krauß
Von Baden bis Troia – Ressourcennutzung, Metallurgie und Wissenstransfer ............. 9
Ernst Pernicka – Publikationen ................................................. 15
1. Identikation und Reexion von Ressourcen
Svend Hansen – Barbara Helwing
Die Anfänge der Silbermetallurgie in Eurasien .................................... 41
Eva Rosenstock – Silviane Scharl – Wolfram Schier
Ex oriente lux? – Ein Diskussionsbeitrag zur Stellung der frühen Kupfermetallurgie
Südosteuropas .............................................................. 59
Tobias Kienlin
Some Thoughts on Evolutionist Notions in the Study of Early Metallurgy ............... 123
Martin Bartelheim
Metals as Resources in the Early Bronze Age of Bohemia and Moravia ................. 139
Joseph Maran
The Persistence of Place and Memory: The Case of the Early Helladic Rundbau
and the Mycenaean Palatial Megara of Tiryns ..................................... 153
Reinhard Jung – Marco Pacciarelli – Gerhard Forstenpointner – Gabriele Slepecki –
Gerald E. Weissengruber – Alfred Galik
Funde aus dem Müllhaufen der Geschichte im Befestigungsgraben von
Punta di Zambrone – Angeln am spätbronzezeitlichen Mittelmeer ..................... 175
2. Soziokulturelle Implikationen von Ressourcennutzung
Thomas Stöllner
The Beginnings of Social Inequality: Consumer and Producer Perspectives from
Transcaucasia in the 4th and the 3rd Millennia BC ................................... 209
Christine Neugebauer-Maresch
Medizinische Versorgung für alle? Gedanken zu einigen Individualbefunden aus dem
frühbronzezeitlichen Gräberfeld Franzhausen I .................................... 235
Barbara Horejs
Neue Gewichtssysteme und metallurgischer Aufschwung im
frühen 3. Jahrtausend – ein Zufall? .............................................. 251
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6
Raiko Krauß – Clemens Schmid – Dan Ciobotaru – Vladimir Slavchev
Varna und die Folgen – Überlegungen zu den Ockergräbern zwischen Karpatenbecken
und der nördlichen Ägäis ..................................................... 273
Daniela Kern
Von stäbchenförmigen Anhängern und Knebeln (in Mitteleuropa) ..................... 317
3. Ressourcenkomplexe und Produktionsprozesse
Joachim Lutz
Alpenkupfer – die Ostalpen als Rohstoffquelle in vorgeschichtlicher Zeit ............... 333
Mathias Mehofer
Çukuriçi Höyük – Ein Metallurgiezentrum des frühen 3. Jts. v. Chr. in der Westtürkei. . . . . . 359
Zoa Anna Stos-Gale
Bronze Age Metal Sources and the Movement of Metals between
the Aegean and Anatolia ...................................................... 375
Nikolaus Boroffka – Bianka Nessel – Michael Prange – Horia Ciugudean – Matilda Takács
Neues Licht auf alte Fragen – Einige besondere Metallobjekte aus dem
Depotfund von Aiud, Kreis Alba, Rumänien ...................................... 399
Thomas Hoppe – Roland Schwab
Eine tierische Odyssee oder ein Kessel Buntes – Neue metallurgische Untersuchungen
am Löwenkessel von Hochdorf ................................................ 423
Clemens Eibner
Ost und West, West und Ost, Mobilität und Technologietransfer ....................... 439
4. Troia und Nordwestanatolien
Hermann Born
Das Troja-Gold in Philadelphia – Eine Forschungsreise mit Folgen .................... 455
Stephan W. E. Blum
Die Karawane zieht weiter… Fernkontakte des Hisarlık Tepe/Troia in
der 2. Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. .......................................... 473
Ivan Gatsov – Petranka Nedelcheva
An Important Bronze Age Find from Barcın Höyük, South Marmara Region ............. 507
Magda Pieniążek
A Polity in Transition: Troy in the 2nd Millennium BC ............................... 513
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren ......................................... 535
Inhaltsverzeichnis
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Ex oriente lux? – Ein Diskussionsbeitrag zur Stellung der frühen Kupfermetallurgie Südosteuropas
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Ex oriente lux? – Ein Diskussionsbeitrag zur Stellung der
frühen Kupfermetallurgie Südosteuropas
Eva Rosenstock,1 Silviane Scharl,2 Wolfram Schier3
Zusammenfassung: Im Verlauf der Forschungsgeschichte der letzten 100 Jahre bildete sich zwischen der Vorderasia-
tischen und Europäischen Prähistorischen Archäologie mehrmals die Hypothese einer zeitlichen Vorrangstellung der
Kupfermetallurgie Vorderasiens gegenüber derjenigen Südosteuropas heraus. Ursache hierfür waren nicht der Fund-
stoff und seine absolute Datierung, sondern die unterschiedlichen Denitionen des Begriffs der Kupferzeit in beiden
Fächertraditionen, die irrige Ansprache einiger tatsächlich kaltgehämmerter Schlüsselfunde in Vorderasien als Hinwei-
se auf Kupferguss und die weitgehende Nichtbeachtung neolithischer kaltgehämmerter Kupferartefakte Südosteuropas
sowie die unterschiedlich verlaufene Einbeziehung von 14C-Daten und ihrer Kalibration anhand von Baumringkurven
in beide Fächer. Aktuelle, Neudatierungen berücksichtigende Kartierungen der Kupferfunde Vorderasiens und Europas
zeigen, dass kaltgehämmerte Kleingeräte und Schmuck nicht nur eine Erscheinung der Primären Neolithisierung ab
dem 11. Jt. v. Chr. in Vorderasien sind, sondern auch als Bestandteil des „Neolithischen Pakets“ im Zuge der Sekun-
dären Neolithisierung um ca. 6000 v. Chr. bis nach Südosteuropa gelangten. Erste Hinweise auf Kupferschwergeräte
und Kupferguss treten demnach ab ca. 5000 v. Chr. in einem archäologisch derzeit nicht feiner aufzugliedernden Ho-
rizont zeitgleich in einem von Südosteuropa bis Vorderasien reichenden Gebiet auf, so dass derzeit kein eindeutiges
Ursprungsgebiet der frühen Kupfer-Metallurgie identiziert werden kann. Allerdings legt das ungleich höhere Fund-
aufkommen in Südosteuropa nahe, dass diese Region eine Rolle als Innovationszentrum innehatte. Im weiteren Verlauf
bis in die Mitte des 4. Jt. wird auch Mitteleuropa Teil der Entwicklung, doch anstelle einer kontinuierlichen Ausbreitung
zeigt sich bei chronologisch höher aufgelöster Betrachtung eher eine schrittweise Verlagerung von Funddichtezentren,
die mit einem Rückgang in der Bedeutung älterer Zentren verbunden ist.
Schlüsselwörter: Neolithikum, Chalkolithikum, Kupfermetallurgie, Innovationstransfer, Vorderasien, Europa
Ernst Pernicka hat sich in den vergangenen drei Dezennien um die Erforschung der Anfänge der
Kupfermetallurgie in Südosteuropa (und darüber hinaus) größte Verdienste erworben. In zahlrei-
chen interdisziplinär angelegten Projekten gelang ihm die chemische Identizierung von Kupfer-
lagerstätten, ebenso wie die Zuweisung von Objekten, die aus deren Kupfer gefertigt wurden.
Während in früheren metallanalytischen Studien das Augenmerk auf der quantitativen Analyse
von Spurenelementen lag, erzielte Pernickas Arbeitsgruppe mit der massenspektrometrischen
Untersuchung der Anteile verschiedener radiogener Bleiisotopen den methodischen Durchbruch
zur Identizierung konkreter Lagerstätten oder zumindest geologischer Areale mutmaßlicher
Provenienz. Dass der nüchterne analytische Zugang des Naturwissenschaftlers nicht immer die
Erwartungen und bevorzugten Hypothesen der beteiligten Archäologen erfüllen und bestätigen
konnte, liegt auf der Hand. Er konnte plausibel machen, dass es vielleicht gerade die quantitativ
unbedeutenderen Lagerstätten sind, deren frühe Abbauspuren eben nicht späterem großmaßstäbi-
gem Bergbau zum Opfer elen und so montanarchäologisch aufndbar wurden.4 Er konnte bei-
spielsweise aber auch zeigen, dass das Versorgungssystem etwa in Bulgarien zur Zeit der spätä-
neolithischen Varna- und KGK VI-Kultur komplexer war als viele vermutet hätten.5
Ernst Pernicka ist, obschon von Hause aus Chemiker, viel zu sehr mit der Archäologie verwo-
ben und von ihren Fragestellungen fasziniert, als dass er sich auf die metallanalytischen Ansätze
1 Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin, Deutschland; rsnstck@zedat.fu-berlin.de.
2 Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität zu Köln, Deutschland; sscharl@uni-koeln.de.
3 Institut für Prähistorische Archäologie, Freie Universität Berlin, Deutschland; wschier@zedat.fu-berlin.de.
4 Pernicka et al. 1993.
5 Pernicka et al. 1997, 145–146.
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beschränkt hätte. Durch sein wissenschaftliches Œuvre zieht sich stets auch der Blick für die
großen Fragen der Kulturgeschichte, die Struktur zivilisatorisch bedeutsamer Innovationen und
die Diffusion und Weitergabe mit ihnen verknüpfter Wissensbestände.
Die Entstehung und Ausbreitung der Metallurgie, die nicht nur Kenntnisse der Vorkommen
und Eigenschaften der Ausgangsstoffe (Erze), sondern die Beherrschung komplexer Hochtem-
peraturprozesse impliziert, gehört zu den meistdiskutierten prähistorischen Innovationen. Schon
frühzeitig wurde ihr Ursprung im Vorderen Orient gesucht.
V. G. Childe verortete nicht nur die Entstehung der panzenbauenden und viehhaltenden Le-
bensweise als „Neolithic Revolution“ im Vorderen Orient, sondern auch die Kupfermetallurgie:
In „Man Makes Himself“6 sind Kupfergegenstände der Obeidzeit und Frühdynastischen Epoche
Mesopotamiens ein Charakteristikum der von Vorderasien ausgehenden „Urban Revolution“.7
Entlang der gängigen relativchronologischen Argumente seiner Zeit, die von einer Synchroni-
zität der spätkupfer- bis frühbronzezeitlichen Kulturen des Vorderen Orients und Troias mit der
Vinča-Kultur8 ausgingen, geriet die von F. von Pulszky 1884 aufgrund des massiven Auftretens
von Kupferschwergeräten in Ungarn als Zwischenstadium zwischen der Stein- und Bronzezeit in
6 Childe 1956 [1981], 117–120.
7 Siehe auch Childe 1958; Hachmann 1991.
8 Milojčić 1949.
Abb. 1 Ausbreitung der Kupfermetallurgie in Europa (nach Matuschik 1997)
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C. J. Thomsens Dreiperiodensystem9 denierte Kupferzeit Südosteuropas10 in Abhängigkeit von
den Entwicklungen Vorderasiens.11
Mit C. Renfrews Aufsätzen „The Autonomy of the South-East European Copper Age“12 und
„The Tree-Ring Calibration of Radiocarbon“,13 die die Kupferzeit Südosteuropas anhand von
14C-Datierungen in die 2. Hälfte des 5. Jts. v. Chr. setzte, wurde dann eine Gleichzeitigkeit zweier
Metallprovinzen um ca. 4500 v. Chr. im Vorderen Orient und Südosteuropa etabliert. Wie prägend
Childe dennoch war, zeigt sich daran, dass Renfrew sich damit begnügte, lediglich eine unabhän-
gige Entstehung der Kupfermetallurgie sowohl im Vorderen Orient als auch in Südosteuropa aus
dieser Datierung zu folgern – vor dem Gedanken einer Ableitung der vorderasiatischen Metallur-
gie von der südosteuropäischen schreckte er offenbar zurück. Auch in neueren Überblickswerken
wird die Metallurgie Südosteuropas weiterhin von der des Vorderen Orients abgeleitet, als hätte
es Renfrews Artikel nie gegeben: auf einer 1997 von I. Matuschik, L. Klassen und Ch. Strahm für
den Katalog „Goldene Jahrhunderte“14 entworfenen Karte zur Ausbreitung der extraktiven Metal-
lurgie verweist ein aus Anatolien nach Südosteuropa zeigender Pfeil auf „Äußere Impulse“ (Abb.
1). Eine ähnliche von J. Müller konzipierte Karte sowie die Chronologietabelle zur Stein- und
Kupferzeit im „Atlas der Vorgeschichte“15 stellen den Beginn der extraktiven Kupfermetallurgie
in Anatolien als bis um 6000 v. Chr. bzw. in die Mitte des 7. Jts. v. Chr. zurückreichend dar und
beanspruchen damit für Kleinasien den Primat in der Alten Welt.
In unserem Beitrag stellen wir dar, wie es zu diesem erstaunlichen Fortbestehen der
Ex-Oriente-Lux-Hypothese kommen konnte, fassen die aktuelle Sachlage zusammen und stellen
zur Diskussion, ob Südosteuropa nicht nur das Ursprungsgebiet der mitteleuropäischen Metallur-
gie war, sondern vielleicht sogar auf den vorderasiatischen Raum zurück gewirkt haben könnte.16
Die „Kupferzeit“ in der europäischen und vorderasiatischen prähistorischen Archäologie
Der Begriff der Kupferzeit bzw. der Kupfersteinzeit, des Chalkolithikums und Äneolithikums
ist seit dem Beginn der Diskussion im 19. Jh., ob eine reine Kupfergegenstände führende zu-
sätzliche Epoche zwischen Stein- und Bronzezeit in das Dreiperiodensystem Thomsens17 einge-
führt werden soll, umstritten oder zumindest schillernd. Bereits in den 1860er Jahren beschrieben
W. R. Wilde für Irland und F. Keller für den circumalpinen Bereich die Existenz reiner Kupfer-
artefakte und ordneten sie einem Zeithorizont vor der Bronzezeit zu.18 J. Lubbock19 bestritt dies,
indem er auf geringe Zinnmengen in manchen der beschriebenen Artefakte hinwies und die Ver-
wendung reinen Kupfers als Reaktion auf zeitweisen Rohstoffmangel an Zinn erklärte.20 Wieder
andere nahmen an, das Schmieden als gemeinsame Hauptbearbeitungstechnik des Kupfers und
des Eisens rechtfertige es, die Kupferzeit als Zwischenstadium zwischen Bronze- und Eisenzeit
9 Thomsen 1836.
10 Von Pulszky 1884; Kienlin 2010, 10.
11 So z. B. Deshayes 1960.
12 Renfrew 1969.
13 Renfrew 1970.
14 Matuschik 1997, 18, Abb. 6.
15 Müller 2009, 86, Abb. 89; 240.
16 Ausgangspunkt unserer Überlegungen war ein populärwissenschaftlicher Beitrag für ein Sonderheft „Archäologie
in Deutschland“ (Schier – Rosenstock 2014). Für diesen Beitrag wurden verschiedene publizierte Verbreitungskar-
ten von Kupferfunden kompiliert, was die Gefahr von Doppelungen beinhaltete und nur eine grobe chronologische
Differenzierung ermöglichte. Doch ließ das entstandene Kartenbild eine umfassendere und zeitlich höher aufgelös-
te Analyse der Raum-/Zeitverteilung früher Kupferfunde lohnend erscheinen.
17 Thomsen 1836.
18 Wilde 1861, 356; Keller 1863, 141.
19 Lubbock 1865 [1913], 4.
20 Von Pulszky 1884, 4.
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einzuschieben. Das Bekanntwerden der Kupfertechnologie der ansonsten steinzeitlich wirtschaf-
tenden nordamerikanischen Indianer21 räumte diese Bedenken weitgehend aus, und in der Folge
wurde vor allem diskutiert, wie eine Kupferzeit inhaltlich zu denieren sei.22
So waren manche Forscher, darunter J. J. Worsaae und J. Evans der Ansicht, die nordame-
rikanische Kupferzeit sei als steinzeitlich zu betrachten, da alle Gerätschaften dieser Zeit aus
gehämmertem Kupfer, d. h. mit einer steinzeitlichen Technologie hergestellt seien. Erst der Guss
deniere die Metallzeit, so dass eine Kupferzeit bestenfalls als kurze Initialperiode der Bronze-
zeit existiere.23 F. von Pulszky hingegen vertrat in „Die Kupferzeit in Ungarn“ die Ansicht, dass
bereits das Schmieden, worunter er das Erhitzen und dann Hämmern gediegenen Kupfers ver-
stand, für die Denition einer Kupferzeit ausreichend sei.24 Beide Ansichten stehen heute in den
Chronologiesystemen Europas und Vorderasiens nebeneinander, wobei jedoch irreführenderwei-
se dem Kupferzeitbegriff Südosteuropas und der Levante der Kupferguss zugrunde liegt, während
der traditionelle Kupferzeitbegriff Mesopotamiens auf dem breiteren, jegliche Kupfertechnologie
umfassenden Verständnis beruht und erst jetzt allmählich an den europäisch-levantinischen Ge-
brauch angeglichen wird. Dies verursacht noch heute beträchtliche Missverständnisse, für die die
in der Einleitung genannten zwei Beispiele stellvertretend stehen sollen, und ist nur forschungs-
geschichtlich zu verstehen.
Die Geschichte der Übernahme des Dreiperiodensystems – bzw. seiner modizierten Formen
nach Vollzug der Trennung der Steinzeit in ein Paläolithikum, ggf. Mesolithikum und Neolithi-
kum und der Einführung der Kupferzeit – in die Chronologiesysteme Ägyptens und Vorderasi-
ens ist jedoch bisher noch weitgehend unaufgearbeitet, so dass hier nur grobe Eckdaten genannt
werden können. Während europäische Prähistoriker wie O. Montelius25 eine in der gesamten
Alten Welt weitgehend gleichzeitige Ablösung des Hauptwerkstoffs Stein durch Bronze sowie der
Bronze durch Eisen annahmen, wehrten sich insbesondere Ägyptologen, aber auch Altorientalis-
ten, für ihre Arbeitsgebiete oft gegen eine solche in ihren Augen zu vereinfachende Auffassung26
und favorisierten anhand von Herrscherdynastien und eponymen Fundplätzen gegliederte Syste-
me. Entweder allmählich, wie in Ägypten oder Mesopotamien oder qua Verwaltungsakt, wie in
Palästina,27 wurde das Dreiperiodensystem schließlich etabliert, wobei jedoch die durch Schrift-
quellen belegten Perioden der Bronze- und Eisenzeit bis heute seltener gebraucht werden als die
voraufgehenden prähistorischen Epochenbezeichnungen. In Palästina waren zunächst keinerlei
vorbronzezeitliche Metallfunde bekannt, so dass L. H. Vincent noch 1914 davor zurückscheute,
das modizierte Dreiperiodensystem in Palästina zu verwenden.28 In dem dann u. a. von ihm
1922 unter Federführung von J. Garstang unterzeichneten Dokument zur Einführung und De-
nition der Stein-, Bronze- und Eisenzeit in Palästina fehlt demzufolge die Kupferzeit noch.29 In
21 Von Pulszky 1884, 5. Die von von Pulszky in diesem Zusammenhang erwähnte, von Eduard Schmidt aus Essen
herausgebrachte bebilderte Monographie zu in einer Ausstellung in Philadelphia 1876 gezeigten Artefakten konnte
bibliographisch nicht ermittelt werden. Um den erst 1879 geborenen Archäologen dieses Namens kann es sich nicht
handeln, so dass evtl. Eduard Oscar Schmidt, der Verfasser von Schmidt 1841, in Frage kommen könnte. Bei der
Ausstellung dürfte es sich um die Centennial Exhibition 1876 in Philadelphia gehandelt haben, auf der das Indian
Bureau des Interior Department der USA unter C. Row eine „Collection to Illustrate the Ethnology of the United
States“ zeigte, darunter „objects of aked and chipped, and pecked, ground and polished stone, … cutting and sawi-
ng implements, chisels, gouges, axes, hammers, adzes, ceremonial weapons, stone vessels, pipes, tubes, ornaments
and sculptures; objects of copper, bone, shell, pottery and terra cotta ware; carvings on wood; skulls; mummies;
samples of food, and models, drawings and samples of articles of common use“ (McCabe 1876, 565).
22 Lichardus 1991b.
23 Evans 1881, 2; von Pulszky 1884, 6.
24 Von Pulszky 1884, 11–17.
25 Montelius 1883; Montelius 1903; Montelius 1923.
26 Z. B. King – Hall 1906.
27 Weippert 1991.
28 Vincent 1914, 18, Anm. 1.
29 Garstang et al. 1922.
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den 1930er Jahren wird durch die Grabungen Garstangs in Jericho ein keramikloses „Early Neo-
lithic“, das spätere PPN Kathleen Kenyons, als zusätzliche Stufe innerhalb der Steinzeit Paläs-
tinas entdeckt, und Ausgrabungen in Teleilat Ghassul30 erbringen gegossene vorbronzezeitliche
Kupfergegenstände, so dass sich der Begriff Chalkolithikum etabliert.31 Er bezeichnet ähnlich wie
in Südosteuropa die Zeit gegossenen Kupfers und folgt auf eine von Garstang als „Late Neolithic“
bezeichnete Zeit mit bemalter Keramik, dem späteren PN Kenyons.
In Mesopotamien hingegen hatten sämtliche Grabungen in prähistorischen Schichten Kupfer-
funde erbracht,32 die, auch wenn es sich nur um kleine Stücke handelte (s. unten), zunächst durch-
weg als Reste einer blühenden Gussmetallurgie, die den kostbaren Rohstoff dauernd wieder-
einschmolz, gedeutet wurden. Eine solche Sichtweise war umso plausibler, als man entlang der
gängigen relativchronologischen Argumente der ersten Hälfte des 20. Jh. eine Synchronizität der
Urukzeit und Frühdynastischen Epoche mit der bereits bekannten Kupferzeit des Balkans und ih-
rer Gussmetallurgie annahm, die man zudem aus dem Orient ableitete.33 Die den prähistorischen
mesopotamischen Kupferfunden zugehörigen bemaltkeramischen Obeid- und Halafschichten
ordnete man daher wie die Urukzeit einem „Chalkolithikum“ zu.34 Erst Ende der 1930er Jahre
wurde während der Grabungen von J. Garstang in Mersin-Yumuktepe unter den Halafschichten
eine Abfolge von nach unten zunächst einfach rot-auf-weiß bemalter, dann völlig unverzierter
und zuunterst ritz- und eindruckverzierter Keramik gefunden. Da diese unteren Schichten keine
Kupferartefakte erbrachten, wählte M. Burkitt35 für die letzte bemalte Keramik den Terminus
„Proto-Chalcolithic“, das auf ein Upper und ein Lower Neolithic folgte. Es wurde etwas später
im Zuge der Ausgrabungen in Tell Hassuna von S. Lloyd als Hassuna-Stufe und als frühchalko-
lithisch klassiziert.36
Damit wurde eine Assoziation einer einfachen Keramiktechnologie mit dem Neolithikum ei-
nerseits und der bemalten Keramik mit dem Chalkolithikum andererseits in die chronologischen
Vorstellungen eingeführt.37 Die für die Herstellung von Buntkeramik und gegossenen Kupferge-
genständen gleichermaßen nötige Pyrotechnologie konnte sinnvoll als Begründung herangezogen
werden,38 auch wenn bereits in den 1940er Jahren erkannt worden war, dass die frühesten Kupfer-
gegenstände gehämmert waren: Da man die Entwicklung bemalter Keramik in das 4. Jt. v. Chr.
setzte, konnte man die Abfolge von Hassuna-Samarra-Halaf – mit gehämmertem Kupfer als
Frühchalkolithikum deniert – über die ersten gegossenen Stücke in der mittelchalkolithischen
Obeidzeit bis hin zur spätchalkolithischen Urukzeit als lediglich kurze Vorstufe der historischen
Bronzezeit begreifen.39 Das Chalkolithikum in Mesopotamien wurde somit vorübergehend quasi
„versehentlich“ als auch lediglich geschmiedete Objekte umfassend deniert. Die Entdeckung
von kaltgehämmerten Kupferobjekten in präkeramisch-neolithischen Kontexten in Çayönü40 so-
wie die Etablierung der absoluten Chronologie, die die erste bemalte Keramik um 6000 v. Chr.
und damit viel älter als erwartet ansetzte, löste in den 1960er und 1970er Jahren den mesopota-
mischen Chalkolithikumbegriff inhaltlich von der Kupfertechnologie und zeitlich von der Kup-
ferzeit Südosteuropas. Lediglich bemalte Keramikinventare verblieben als Charakteristikum des
mesopotamischen Chalkolithikumbegriffs.41
30 Mallon et al. 1934, 75.
31 Z. B. Engberg – Shipton 1934.
32 Schoop 1995.
33 Childe 1956 [1981]; Childe 1958; Milojčić 1949.
34 Mallowan – Rose 1935, 103–104.
35 Burkitt 1939, 55.
36 Lloyd et al. 1945.
37 Merpert – Munchaev 1973, 242; Schoop 2005, 14–17.
38 Coghlan 1939/1940.
39 Moortgat 1950, 212–215.
40 Maddin et al. 1991; Maddin et al. 1999.
41 Mellaart 1975, 110–111; Vertesálji 1984, 14–16; Schoop 2005, 14–17.
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Während die bis in die letzten Jahrzehnte sehr stark regional aufgesplitterten „schwimmenden“
Chronologien des Persischen Hochlandes strikt an Leitfundplätzen orientiert blieben und sich da-
her erst in letzter Zeit ein mit einem Anfangsdatum von ca. 5200 v. Chr. an der Gussmetallurgie
orientiertes überregionales Konzept des Chalkolithikums zu etablieren begann,42 fand die chro-
nologische Gliederung der vorbronzezeitlichen Perioden Anatoliens bereits in den 1950er Jahren
statt und lag mit J. Mellaart weitgehend in der Hand einer Person. Er klassizierte das bei seinem
Survey im Südteil der Türkei aufgesammelte Material in enger Anlehnung an die Stratigraphie
von Mersin-Yumuktepe in ein unbemaltes Neolithikum sowie ein bemaltes Chalkolithikum.43
Diese Übertragung des mesopotamischen Systems, in dem sich zu dieser Zeit der Chalko-
lithikumbegriff inhaltlich noch nicht von der Kupfermetallurgie getrennt hatte, setzte Mellaart
auch während seiner Grabungen in Hacılar in den späten 1950er44 und Çatalhöyük in den 1960er
Jahren45 weiter fort, wobei er die Trennung zwischen Früh- und Spätneolithikum weniger an
der Keramiksequenz selbst, sondern vielmehr an der Besiedlungsspanne von Çatalhöyük Ost als
frühneolithischem und Hacılar IX bis VI als spätneolithischem Platz festmachte. Inwieweit er sich
Gedanken zur Bedeutung der an beiden Plätzen gemachten Kupferfunde machte, können wir nur
vermuten: So verglich Mellaart46 die Steinbeile des frühchalkolithischen Hacılar II mit den von
ihm fälschlicherweise – wohl in Unkenntnis des ihre Datierung klarstellenden Aufsatzes von Saul
Weinberg47 – den Sesklo-Schichten zugeordneten Kupferbeilen aus Sesklo (s. unten) und bezeich-
nete ein nur als Zeichnung publiziertes Artefakt unklarer Funktion aus Hacılar II als „mould“.48
Dies kann als Indiz dafür gewertet werden, dass Mellaart mit der Möglichkeit des Kupfergusses
rechnete, auch wenn er in Hacılar II und I nur Kleinartefakte fand. Möglicherweise zielt auch die
Erwähnung von „green stains on the interiors of pots“ aus den späten keramisch-neolithischen
Schichten VII und VI von Hacılar am Ende des 7. Jt. v. Chr.49 in diese Richtung. Sie dürften,
wenn sie nicht nur Latrinierungsspuren darstellen, bestenfalls Hinweise auf eine Bodenlagerung
der betreffenden Gefäße in der Nähe von Kupfer darstellen, haben aber in der Sekundärliteratur
vielfache Überhöhung zu „remnants of copper slag“50 und damit zu einem Hinweis auf Gusstech-
nik erfahren.51
Ebenso wurde lange Zeit angenommen, es läge beim Keulenkopf aus Can Hasan (s. unten) ein
Gussverfahren vor, da der Ausgräber D. French52 das Stück zunächst als aus Kupfer oder Bron-
ze gefertigt ansprach.53 Es ist durchaus vorstellbar, dass der Terminus „Chalkolithikum“ immer
wieder Erwartungen in Richtung Kupferguss in den Köpfen der Ausgräber und sie zitierenden
Forscher weckte. Dies könnte erklären, warum Mellaart die Kupferfunde und insbesondere den
mutmaßlichen Schlackefund aus dem in seiner eigenen Terminologie „neolithischen“ Çatalhöyük
Ost (s. unten) eher stiefmütterlich behandelte.54
Der Begriff der Kupferzeit machte sich also ab der vorletzten Jahrhundertwende an der
Kupferschwermetallurgie und dem Kupferguss fest – es hatte sich nicht F. von Pulszkys an das
Copper Age der nordamerikanischen Indianer angelehnte Auffassung, sondern jene von J. Evans
42 Helwing 2013, 109–111.
43 Mellaart 1954.
44 Mellaart 1970.
45 Mellaart 1964; Mellaart 1967.
46 Mellaart 1958, 155.
47 Weinberg 1947.
48 Mellaart 1970, 164.
49 Mellaart 1970, 153.
50 Efe – Fidan 2006, 19.
51 So auch z. B. Esin 1976, 215; Parzinger 1993, 344.
52 French 1962, 33.
53 Esin 1976, 215; Matuschik 1997, 17; Hansen 2009, 13. Siehe auch Parzinger 1993, 344, der den Fund zudem,
anders als im Text in seiner Liste S. 385 und Karte Taf. 227, wohl als wörtliche Übernahme der unkalibrierten
14C-Datierung bei Esin 1976, ins anatolische Spätchalkolithikum stellt.
54 Mellaart 1967.
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durchgesetzt. Voreilige Schlussfolgerungen über die Natur der angetroffenen Kupfermetallurgie
führten jedoch bei der Übernahme des modizierten Dreiperiodensystems in die mesopotamische
Chronologie in der 1. Hälfte des 20. Jh. dazu, dass der Beginn des dortigen Chalkolithikums in
eine Zeit gelegt wurde, die noch voll in der Tradition der neolithischen gehämmerten Kupferme-
tallurgie steht. Diese Periode von ca. 6000 bis ca. 5000 v. Chr. ist daher – wie auch Mellaart55
später anerkannte – „as neolithic as the preceding one“.
Auf diese verschiedenen Inhalte wurde zwar verschiedentlich hingewiesen, darunter von J.
Lichardus in seiner Einführung zur „Kupferzeit als historische Epoche“.56 Da aber die Beiträge zu
diesem Sammelband den Vorderen Orient komplett aussparten und auf umfassende Kartierungen
der die Kupferzeit im lichardusschen Sinne denierenden Kulturerscheinungen, und hierunter
insbesondere der Kupferschwergeräte, verzichtet wurde,57 wurde die Diskussion über die Deni-
tion einer Kupferzeit nie aus der europäischen Prähistorischen Archäologie über die Fächergren-
zen hinaus in die Vorderasiatische Archäologie und Ägyptologie getragen.
Datenlage, Fundkontext und Datierbarkeit früher Kupferfunde
Bei der Auseinandersetzung mit den verfügbaren Daten zur frühen Metallurgie sind einige
quellenkritische und methodische Vorüberlegungen angebracht. Zunächst ist zu fragen, welche
Stadien des Produktionskreislaufs in Form welcher Artefakte in welchen Kontexten ihren ar-
chäologischen Niederschlag nden. Frühe Abbauspuren sind selten und liegen meist außerhalb
archäologisch gut erforschter Gebiete. Sie sind also nur durch gezielte montanarchäologische
Prospektion aufzuspüren, wobei das oben beschriebene Phänomen der späteren, weitaus intensi-
veren Nutzung von Lagerstätten Spuren verwischen und tendenziell zu einer bevorzugten Auf-
ndbarkeit kleinerer, bald erschöpfter Abbaustätten führen kann.
Spuren der Verhüttung können, müssen aber keineswegs in der Nähe der Erzvorkommen lie-
gen. Den bisher vorliegenden ältesten Belegen in Südwestasien und Südosteuropa zufolge schei-
nen sie eher im Kontext relativ nahe gelegener Siedlungen zu erwarten sein.
Ebenso wie Spuren der Verhüttung und Verarbeitung (Schlacke, Gusstropfen, Tondüsen, Tie-
gelfragmente etc.) sind auch einfache frühe Fertigprodukte wie Kupferperlen, Ringe, Spiralen,
Ahlen und Stifte kaum formenkundlich differenzierbar und somit auch nur über ihren jeweiligen
Fundkontext datierbar. Einfacher Schmuck und Kupferkleingerät ist außer in Siedlungen auch ge-
legentlich im Grabkontext anzutreffen und dort meist durch Beifunde datierbar – ohne Fundkon-
text als Einzelfund für die chronologische Differenzierung der frühen Kupfermetallurgie jedoch
von geringem Wert.
Anders sieht dies bei den Kupferschwergeräten aus, also vor allem Äxten, Flachbeilen und
Meißeln, die ausreichend morphologische Merkmale besitzen, um sie formenkundlich in Typen
zu differenzieren. Zwar liegt ein großer Teil von Schwergeräten in Form von Einzelfunden vor,
doch erlauben die wenigen aus datierbaren Grab-, Hort- oder Siedlungskontexten zumindest eine
grobe chronologische Einordnung auch der zahlreichen Einzelfunde.
Allerdings ist in quellenkritischer Perspektive ein markanter Unterschied zwischen dem Vor-
deren Orient, aber auch dem nordpontischen Raum einerseits und Südost- und Mitteleuropa an-
dererseits festzuhalten. Während in den erstgenannten Regionen eine staatliche archäologische
Denkmalpege spät etabliert wurde und teilweise noch heute nur rudimentär funktioniert, können
die Länder Mittel- und Südosteuropas auf mehr als ein Jahrhundert musealer Sammlungstradition
und institutioneller Denkmalpege zurückblicken, was sich zweifellos auf die Erfassungsdichte
von Einzel- und Zufallsfunden erheblich auswirkt. Für Südwestasien, aber auch das Nordpontikum
55 Mellaart 1975, 111.
56 Lichardus 1991b; siehe auch Parzinger 1993, 355, Abb. 16.
57 Vgl. dazu Schier 2014, 426–431.
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und den Kaukasusraum wird deshalb von einer wesentlich höheren Dunkelziffer nicht erfasster
Funde auszugehen sein, die außerhalb archäologischer Expeditionen von Laien gemacht wurden.
Die vorliegende Studie zielt darauf ab, eine möglichst große, wenn auch sicher nicht vollstän-
dige Kompilation von Fundbelegen58 zeitlich differenziert in ihrer räumlichen Verteilung darzu-
stellen. Für die frühen Belege (vor 5500 calBC) wurden dabei Zeitintervalle von halben Jahrtau-
senden gewählt, ab 5200 Zeitscheiben von jeweils 200 Jahren. Ungenauer datierbare Zeitangaben
werden dabei rechnerisch aufgeteilt und anteilig den Zeitscheiben zugewiesen.59
Als Grundlage diente eine Datenbank von über 2200 Belegen publizierter Kupferfunde60 aus
25 Ländern Europas und Westasiens. Der chronologische Rahmen der Erfassung reicht vom ersten
Auftreten von Artefakten aus gediegen Kupfer oder Malachit im Natuen bis etwa 3000 calBC.
Im letzten Drittel des 4. Jts. ist nicht nur mit Arsenkupfer, wie es seit der ersten Hälfte des 4. Jt.
v. Chr. aus der sog. Transitional Period Bulgariens, aber auch aus Ilıpınar und Ikiztepe61 sowie
später aus Aslantepe Schicht VI A–B1 bekannt ist, zu rechnen. Zumindest im ägäisch-vorderasia-
tischen Raum treten zudem, wie die Funde aus Tülintepe zeigen, erste Zinnlegierungen auf.62 Da
diese Thematik nicht Gegenstand dieser Studie sein soll, wurde die vergleichende Analyse und
Kartierung auf den Zeitraum bis 3400 calBC beschränkt.
Abb. 2 zeigt die Verteilung der erfassten Belege, differenziert nach Fundgattung, auf die geo-
graphischen Regionen Mittel-, Südost- und Osteuropa sowie Südwestasien.63
In der Darstellung wird nicht nur – mit fast 1000 Belegen die klare Dominanz Südosteu-
ropas bei frühen Kupferfunden deutlich. Der Anteil der einzelnen Fundgattungen zeigt darüber
hinaus deutliche Unterschiede. So weisen Einzelfunde mit 44% den höchsten relativen Anteil
im westlichen Mitteleuropa auf, gefolgt von Ostmitteleuropa (36%) und Südosteuropa (32%).
Für die nordpontische Region sind nur 4% Einzelfunde erfasst, für Südwestasien überhaupt kei-
ne. Darin spiegelt sich zweifellos der unterschiedliche Stand der jeweiligen denkmalpegeri-
58 Die Erfassung der Fundorte mit Kupferartefakten stützt sich für Mittel- und Südosteuropa vor allem auf die ein-
schlägigen Bände des PBF-Projekts. Für Südwestasien liegen solche nicht vor, weshalb die aus verschiedens-
ten Publikationen kompilierte Datenbasis deutlich heterogener ist. Zudem fehlt für Vorderasien ein konsistentes
formenkundliches Klassikationssystem für Kupferartefakte. Im Rahmen der vorliegenden Studie nicht erfasst
werden konnte das Gebiet des Kaukasus und seines nördlichen Vorlandes. Hier setzen Kupferfunde in großer Zahl
(spätestens) mit der Majkop-Kultur um die Mitte des 4. Jt. ein (Govedarica 2002; Hansen 2013, 154–155).
59 Hierbei gehen wir der Einfachheit halber von einer gleichverteilten Datierungswahrscheinlichkeit aus: Ein nur zwi-
schen 4200 und 3600 calBC eingrenzbarer Fundbeleg wird rechnerisch also zu je 0,33 auf die Zeitscheiben 4200–
4000, 4000–3800 und 3800–3600 aufgeteilt. Diese Vorgehensweise entspricht im Wesentlichen dem „aoristischen
Ansatz“, wie ihn D. Mischka praktiziert (Mischka 2007, 62–67). Komplexere Lösungsansätze für dieses bekannte
Problem wie ihn O. Nakoinz (Nakoinz 2012) propagiert, wurden von uns nicht verfolgt. Wir sind uns bewusst, dass
die Datierungsunschärfe einiger Typen zusammen mit dem hohen Anteil kontextloser Einzelfunde die chronologi-
sche Auösung und Zuverlässigkeit unserer Analyse beeinträchtigen. Andererseits wurde bislang überhaupt noch
nicht versucht, den umfangreichen Fundstoff großräumig übergreifend und auf aktueller absolutchronologischer
Grundlage quantitativ auszuwerten: Wir glauben, auf Grundlage dieser großen Stichprobe zumindest raum-zeitli-
che Tendenzen zutreffend erfassen zu können.
60 Sie ist Teil der Datenbasis für die in Arbeit bendliche Habilitationsschrift von S. Scharl und wurde für diese Stu-
die extrahiert, sowie den Anfordernissen entsprechend aufbereitet. Die quantitative Analyse erfolgte mit Hilfe von
Microsoft Excel® und SPSS®.
61 Lichter 2007.
62 Yalçın – Yalçın 2009.
63 Kupferfunde vor 3400 calBC aus Deutschland, Schweiz und wenige aus Dänemark wurden dem westlichen Mittel-
europa zugeordnet, solche aus Österreich, Tschechien, Slowakei, und Ungarn dem östlichen Mitteleuropa. Kroati-
en, Serbien, Bosnien/Herzegowina, Montenegro, Makedonien, Bulgarien, Rumänien und Griechenland sind unter
Südosteuropa subsumiert; Moldawien, Ukraine und vereinzelte südrussische Belege unter Nordpontikum. Süd-
westasien umfasst Funde vor allem aus der Türkei, Iran und Irak, ferner aus Syrien, Jordanien, Libanon und Israel.
Die vorderasiatischen Funde wurden für den Zeitraum ab dem Epipaläolithikum bis zur Mitte des 4. Jt. erfasst,
wegen der heterogenen Publikationslage ist die Datenbasis hier sicherlich lückenhafter. Es sei hier auf die von
L. Avilova zusammengetragene Datenbank zu frühen Metallfunden Vorderasiens (Avilova 2008, 76–77) verwiesen,
die uns jedoch nicht zugänglich war.
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schen Institutionalisierung, Tradition und Efzienz wider, aber natürlich auch der Grad der ä-
chigen Aufarbeitung des Fundbestands durch Publikationen. Für Südwestasien, aber auch das
nordpontische Steppen- und Waldsteppengebiet ist sicher von einer Dunkelziffer nicht erfasster
und unpublizierter Einzelfunde auszugehen, die durch Laien gemacht wurden und sich teilweise
auch in deren Besitz benden oder in kleineren Sammlungen aufbewahrt werden.
Der Anteil von kupferführenden Grabfunden liegt in Westmitteleuropa bei nur 13%, im östli-
chen Mittel- und Südosteuropa mit 25% bzw. 26% doppelt so hoch. Im Nordpontikum stammen
frühe Kupferfunde zu 46% aus Bestattungskontexten (18% Grab [allgemein], 28% aus Kurga-
nen). Im Vorderen Orient scheint mit der Ausnahme des Gräberfelds von Susa Kupfer vor der
Mitte des 4. Jt. in Bestattungskontexten weitgehend zu fehlen.
Deponierungen früher Kupferartefakte spielen generell eine untergeordnete Rolle, sie liegen
in Ostmitteleuropa und dem Nordpontikum bei 8%, in Südosteuropa bei 10%, im westlichen
Mitteleuropa bei 3%. Allerdings wäre bei intensiver quellenkritischer Recherche und genauer
Kenntnis der Fundumstände sicher auch ein Teil der zahlreichen Einzelfunde als Deponie-
rungen zu klassizieren (Einstückhorte). S. Hansen hat jüngst die interessante Überlegung
angestellt, dass die großen regionalen Unterschiede in Anzahl und Fundhäugkeit kupferner
Artefakte mit unterschiedlichen sozialen Praktiken im Umgang mit diesem innovativen und
prestigeträchtigen Material begründet sein könnten: So sei in Südosteuropa die rituelle Entäu-
ßerung in Form von Weihungen und Grabbeigaben weit verbreitet, wohingegen in Kleinasien
Kupfer vermutlich zumeist wieder eingeschmolzen und damit dem archäologischen Zugriff
entzogen worden sei.64
Allerdings lässt sich die Dominanz Südosteuropas selbst dann nicht wegdiskutieren, wenn
man den hohen Einzelfundanteil quellenkritisch relativiert und den Mangel an Grabfunden und
Deponierungen in Südwestasien durch unterschiedliche soziale Praktiken zu erklären versucht.
64 Hansen 2013, 147.
Abb. 2 Verteilung der Fundgattungen nach Regionen (Grak: W. Schier, Berlin)
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Auch den im Vorderen Orient mit 85% dominierenden Siedlungsfunden von Kupferartefakten
(n=119) stehen in Südosteuropa mit 209 fast doppelt so viele Siedlungskontexte gegenüber. Der
Kontrast würde sich noch verstärken, würde man die Zahlen auf die geographische Ausdehnung
Südosteuropas und Südwestasiens beziehen.
Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Arten von Belegen früher Kupfermetallurgie im
südwestasiatischen und südosteuropäischen Raum kurz diskutiert werden.
Malachit, gediegen Kupfer und Kleinartefakte aus Kupfer
Die Verwendung von Kupfererzen begann in der Alten Welt mit der Primären Neolithisierung im
Vorderen Orient. Ab dem 11. Jt. v. Chr. treten im Kontext epipaläolithischer bis PPN A-zeitlicher
Fundplätze Kupfererze auf.65 Die ältesten Funde stellen hier ein ins 11. Jt. v. Chr. zu datierendes,
geschliffenes und an zwei Seiten durchlochtes Objekt aus Serpentinbreccie mit Kupfereinschlüs-
sen aus der Höhle Zawi Chemi Shanidar im Zagrosgebirge, eine Malachitperle aus Rosh Horesha
aus dem 10. Jt. v. Chr., sowie die Malachit- und Azuritbrocken aus dem PPN A von Hallan Çemi
dar.66 Malachitperlen, wie sie aus Rosh Horesha, aber auch aus Eynan, Gilgal II und El Wad
in Israel sowie Hallan Çemi und Çayönü in Ostanatolien bekannt sind,67 wurden zuerst zuge-
schliffen, anschließend mit Hilfe von Kratzern geformt und schließlich mit Flintbohrern durch-
bohrt.68 Die Kupfererze, darunter auch Amazonit, Chrysokoll, Apatit und Fluorapatit, werden an
den Oxidationszonen der Kupfersuldvorkommen gebildet. Sie waren somit oberächlich bzw.
oberächennah verfügbar.69 Es ist davon auszugehen, dass sie, ähnlich wie ebenfalls über weite
Strecken hinweg von ihren Vorkommen in die Siedlungen transportierte Halbedelsteine wie der
grüne Türkis und der blaue Lapislazuli, vor allem ihrer Farbe wegen aufgesammelt wurden.70
Allerdings ist Malachit- und Azuritpulver, wie z. B. aus Abu Hureyra und Çatalhöyük Ost, sowie
seine Verwendung als Malpigment, wie in Nahal Hemar, erst im 8. Jt. belegt.71
Gediegenes Kupfer tritt in Nemrik 9 am Übergang vom PPN A zum PPN B auf,72 und im
PPN B nden sich im 9. Jt. v. Chr. in Südostanatolien erste aus Kupfer unter Ausnutzung der rela-
tiv leichten Verformbarkeit des Werkstoffs gearbeitete Stücke. Unter ihnen weist die Perle aus Ne-
vali Çori73 eine ungewöhnliche Kupferzusammensetzung sowie einen Fundkontext in der Nähe
einer frühbronzezeitlichen Grube auf, was Anlass gegeben hat, die Perle später zu datieren.74 Sie
wird jedoch auch mit einem Exemplar aus Çayönü75 sowie mit Stücken aus Stein aus Nevali Çori
selbst76 und weiteren Fundplätzen77 verglichen78. Die anderen Kupferperlen aus Çayönü sind aus
einem hohlen Zylinder von aufgerolltem Kupferblech gefertigt.79
65 Schoop 1995, 152.
66 Schoop 1995, 72; 138; Bar-Yosef Mayer – Porat 2008, 8548–8551; Roberts et al. 2009, 1013; Birch et al. 2013, 307.
67 Bar-Yosef Mayer – Porat 2008, 8549; Roberts et al. 2009, 1013.
68 Özdoğan – Özdoğan 1999, 17; Esin 2007, 215.
69 Schoop 1995, 57; Yalçın 2003, 530–531; Antonović 2014, 3.
70 Schoop 1995, 72.
71 Schoop 1995, 72, 152.
72 Schoop 1995, 119.
73 Schoop 1995, 119.
74 Pernicka 1995, 44; Schoop 1995, 119; Lichter 2007, 321, Abb. 229; Esin 2007, 216.
75 Erim-Özdoğan 2011, 268 Abb. 74.
76 Schmidt 1988, 175, Abb. 15, 6–8.
77 Schmidt 1988, 175; Schoop 1995, 18.
78 Während die Perle aus Çayönü durchaus den genannten steinernen Exemplaren ähnelt, wirkt der Mittelteil des
Stücks aus Nevali Çori jedoch viel schärfer abgesetzt, wie dies bei den Schmetterlingsperlen bzw. „röhrchenförmi-
ge(n) Schieber(n) mit Lappen“ aus Gold aus den frühbronzezeitlichen Schatzfunden von Troia der Fall ist (Tolsti-
kov – Trejster 1996, 80–94).
79 Erim-Özdoğan 2011, 221, 268 Abb. 75.
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Zudem sind weitere kleine stiftförmige Gegenstände bekannt,80 die meist als „Ahlen“, „Na-
deln“ oder „Pfrieme“ gedeutet werden. Da die bipolare Klingenproduktion mittels débitage par
pression zeitgleich mit den ersten solchen Artefakten im PPN B auftritt,81 können stiftförmige Ob-
jekte dieser und folgender Epochen als Spitze von knöchernen Druckstäben angesprochen wer-
den, wobei gelegentliche „Haken“ durch zu starken Druck verformte Stücke darstellen könnten.
In Zaghe sind aus dem beginnenden 5. Jt. v. Chr. in Knochen geschäftete Kupferstifte gefunden
worden, und Druckstäbe aus Naturkupfer sind als ethnographische Analogie bei nordamerikani-
schen Indianern bekannt.82
Die Herstellung von Artefakten und Pulvern aus Kupfererzen sowie von Kleinartefakten aus
gediegen Kupfer wird unter dem Sammelbegriff „Kaltverarbeitung“ subsumiert.83 Dies schließt
Techniken wie Hämmern, Formgebung durch Abrieb, aber auch Glühen und Hämmern im oder
am Feuer, d. h. Schmieden, mit ein.84
Bereits für die Artefakte von Çayönü ist das Warmschmieden, d. h. das Erwärmen und Häm-
mern des Metalls im und am Feuer belegt,85 eine naheliegende Technik, da auch Flint und Obsi-
dian zur Verbesserung der Schlageigenschaften getempert wurden.86 Weitere Rollperlen sind im
8. Jt. aus dem PPNB von Ali Kosh87 sowie dem Anatolischen Akeramischen Neolithikum von
Aşıklı Höyük in Kappadokien bekannt, von wo auch ein weiterer Nachweis des Warmschmiedens
stammt88 und auch eine Perle aus einem massiven Kupferstück bekannt ist.89 Auch der einzige
frühe Kupferfund der Levante, ein Stift aus Ramad, datiert in das 8. Jt. v. Chr.90 und damit in die
Zeit, in der das Neolithikum eine erste Ausbreitung innerhalb der vorderasiatischen Steppenzone
erlebt.
Am akeramischen bis keramischen neolithischen Fundplatz Çatalhöyük Ost in Zentralanato-
lien berichtet J. Mellaart von Funden von Roll- und anderen, nicht näher beschriebenen Perlen
und weiteren kleinen Kupfergegenständen ab der Schicht IX des späten 8. Jt. bis zur Schicht VI
in der Mitte des 7. Jt. v. Chr. sowie von einem Stück Kupferoxid aus Schicht IV am Ende des
7. Jt. v. Chr., ohne dass diese Funde jemals ausführlich publiziert worden wären.91 Analysen an
drei Neufunden aus den neuen Grabungen, die u. a. aus Gebäude 75 in Schicht V nach Mellaart
bzw. P nach Hodder stammen,92 zeigen gediegenes Kupfer mit Hinweisen auf Temperung und las-
sen daher die von Mellaart93 als „Schlacke“ angesprochenen Funde aus Haus E eher als zufällige
Vitrikationen erscheinen.94
Aus dem folgenden sogenannten Frühchalkolithikum Anatoliens (zur Terminologie s. oben)
des beginnenden 6. Jts. v. Chr. aus Can Hasan I 2B existiert neben einigen kleinen Kupferfrag-
menten sowie einem Kupferring auch ein massiver, durch Schmieden eines länglichen gediege-
nen Kupferstücks hergestellter,95 Kupfertorus von ca. 5 cm und 4 cm Durchmesser und etwas
über 430 g Masse, der steinernen sogenannten Keulenköpfen ähnelt. Es handelt sich mithin um
ein Schwergerät (zum Begriff s. unten), für das nur in Parchineh in Luristan im 5. Jt. v. Chr. eine
80 Schoop 1995, 106–109.
81 Binder 2007.
82 Schoop 1995, 20.
83 Siehe Radivojević et al. 2010, 2776, 2784.
84 Pernicka 1995, 42; Kienlin 2010, 9; Radivojević et al. 2010, 2776.
85 Maddin et al. 1999, 39–40.
86 Helwing 2013, 213.
87 Schoop 1995, 99.
88 Yalçın – Pernicka 1999.
89 Schoop 1995, 100–102; Özbaşaran 2012, 158, Abb. 22.
90 Schoop 1995, 120.
91 Schoop 1995, 103–106; Birch et al. 2013.
92 Farid 2008; Birch et al. 2013, 310.
93 Mellaart 1964; Neuninger et al. 1964.
94 Birch et al. 2013.
95 Yalçın 1998.
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70
Parallele vorliegt.96 Angesichts der Dokumentation von Fundkontexten auf der Grabung97 und des
Umstandes, dass auch in Can Hasan I mit der Schicht 1 eine kurz vor 5000 v. Chr. datierende Be-
siedlung existierte, ist es daher nicht völlig ausgeschlossen, dass das im ersten Grabungsjahr ge-
fundene Exemplar aus Can Hasan intrusiv ist und später datiert. Die frühchalkolithischen Schich-
ten II und I von Hacılar erbrachten am Anfang des 6. Jt. v. Chr. Perlen und Pfrieme aus Kupfer,98
und auch aus Çatalhöyük West ist ein amorphes Kupferstück bekannt.99 Damit ordnen sich diese
anatolischen Fundplätze in die Tradition gehämmerter Kupferartefakte vorangehender Jahrtau-
sende und gleichzeitiger mesopotamischer Fundplätze um 6000 v. Chr. wie Chagar Bazar, Arpa-
chiyah oder Tell es-Sawwan ein, wobei der Kontext der getriebenen Blechschalen aus Samarra
angesichts des Fehlens von Parallelen bis in das 4. Jt. v. Chr. als problematisch zu betrachten ist.100
Andere zentral- und westanatolische Fundplätze des späten 7. und beginnenden 6. Jt. v. Chr.
wie Kuruçay 13-7101 oder Ulucak102 erbrachten jedoch keine Kupferfunde. Gleiches gilt für Fund-
plätze in der Marmararegion wie Ilıpınar,103 Hoca Çeşme oder Fikirtepe.104
Dies überrascht, da aus einem von Griechenland über den Ostbalkan bis an die Donau
reichenden Gebiet von etlichen frühneolithischen Fundplätzen Kupferfunde bekannt sind, die
belegen, dass die Verwendung von Kupfererzen und gediegenem Kupfer mit der sekundären
Neolithisierung im späten 7. und frühen 6. Jt. in diesen Regionen eingeführt wurde. In einer
ersten Phase, die als „prämetallurgische Phase“ bezeichnet werden kann und die von 6300 bis
5400 v. Chr. dauert, wurden u. a. Schmuckgegenstände aus Kupferkarbonaten wie Malachit, sel-
ten auch Azurit, hergestellt.105 Zu nennen sind für den Bereich Griechenlands u. a. das Erz aus
dem Frühneolithikum von Knossos,106 die Kupferfunde aus dem Frühneolithikum von Nea Niko-
medeia107 oder die Perlen aus Dikili Tash.108
Eine Zusammenstellung der bislang bekannten frühen Kupfererz- und Kupferfunde des Bal-
kanraumes ndet sich u. a. bei Antonović,109 darunter ein Anhänger aus Malachit sowie ein Stück
bearbeiteter Azurit aus Divostin I110 (ca. 6000–5800 v. Chr.), Malachitbrocken, Anhänger aus
Malachit sowie Perlen aus Azurit und Malachit aus Lepenski Vir III a und b (endet um 5600/5500
v. Chr.) und Malachitbrocken aus Zmajevac111 (Starčevo-Kultur). Die Herstellungstechnik der
südosteuropäischen Perlen ähnelt jener der vorderasiatischen Exemplare.112 Malachitperlen sind
neben Kupfermineralen auch noch in der nachfolgenden Vinča-Kultur belegt.113 Sie wurden somit
bis in das späte 6. und frühe 5. Jt. v. Chr. genutzt.114 Ihre Zahl nimmt in dieser Zeit sogar noch
einmal zu.115 Kleinere Kupferartefakte aus frühneolithischen Kontexten Südosteuropas bestehen
soweit nachweisbar (z. B. Balomir, Iernut, Gornea) – aus gediegenem Kupfer. Das Formen-
96 Helwing 2013, 115.
97 Schoop 2010.
98 Mellaart 1970, 153.
99 Erdoğu 2008, 107.
100 Schoop 1995; Helwing 2013, 118.
101 Duru 1994.
102 Çilingiroğlu et al. 2012.
103 Roodenberg – Alpaslan Roodenberg 2013.
104 Özdoğan 2013.
105 Antonović 2014, 17.
106 Parzinger 1993, 344; Richardson 1999.
107 Parzinger 1993, 344.
108 Muhly 2006, 156.
109 Antonović 2014, 18; siehe auch Borić 2009, 191 Anm. 1; Chapman – Tylecote 1983, 374–375.
110 Siehe Borić 2009, 216.
111 Siehe auch Borić 2009, 191, Anm. 1.
112 Bailey 2000, 210.
113 U. a. in der ältesten Vinča-Schicht in Belovode, deren Beginn Borić mit 5350 calBC angibt; Borić 2009, 238; zahl-
reich auch am eponymen Fundort Vinča Belo Brdo: Antonović 2002.
114 Radivojević et al. 2010, 2777.
115 Antonović 2014, 18.
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spektrum beschränkt sich auf Perlen, Stifte und umgebogene Stifte, für die ebenso wie für die
vorderasiatischen Exemplare eine Deutung als Druckstabeinsatz statt als „Ahlen“116 oder „An-
gelhaken“ diskutiert werden sollte, zumal auch für den Bereich der Starčevo-Kultur die débitage
par pression bekannt ist.117 Zu diesen frühen Funden gehört ein Kupferstift mit doppelter Spitze
aus Balomir/Siebenbürgen (spätes Criş), ein Kupferbrocken aus Iernut/Siebenbürgen (Criş), ein
kupferner Angelhaken aus Grube 8 von Gornea/Donaudurchbruch, ein Kupferfragment aus Cuina
Turcului III (Criş-Kultur), ein Kupferfragment aus Obre I/Bosnien (frühes/mittleres Starčevo),
ein Kupferfragment aus Ovčarovo I/Ostbulgarien (frühneolithische Schicht), zwei Kupferfrag-
mente aus Szarvas 23/Ungarn (Körös), eine Kupferperle aus Usoe I/Ostbulgarien und ein Stück
Kupferschlacke aus Anzabegovo/Makedonien.118
Im späten 6. und 5. Jt. v. Chr. nimmt, ähnlich wie bei den Perlen aus Malachit/Azurit, auch
die Zahl der frühen Kupferartefakte aus gediegenem Kupfer deutlich zu (Abb. 3), wobei eine
Diversizierung des Typenspektrums fassbar wird. So sind aus Siedlungen und Bestattungen
verschiedener neolithischer Gruppen im nördlichen Zentralbalkan, dem Karpatenbecken (Vinča,
Sopot, Lengyel, Tisza, Herpály, Csöszhalom) und den östlich benachbarten Kulturen Marica,
Präcucuteni und Petreşti Perlen, Stifte und verschiedene Schmuckgegenstände, wie massive Arm-
bänder, Spiralröllchen und vereinzelt auch Meißel belegt.119 Ob die frühen Artefakte im südosteu-
ropäischen Raum getempert wurden, ist bislang nicht untersucht. Neben Schmuckgegenständen
und Kleinartefakten wurden in mehreren Siedlungskontexten große Mengen an Malachitbrocken
dokumentiert, die Antonović zufolge zumindest teilweise als Belege lokaler Kupferverhüttung
angesprochen werden können.120 Sie reektieren eine Phase intensiver Malachitnutzung, die
neben der Herstellung kleiner Kupferartefakte – der Produktion von Kupferschwergeräten durch
Gussverfahren direkt vorausgeht.
In Tepe Sialk II im Persischen Hochland nden sich in dieser Zeit etliche Kupferstifte von bis
zu 14 cm Länge und mehr als 1 cm Durchmesser mit Schäftungsdorn. Ob sie geschmiedet oder
gegossen wurden, ist bisher nicht analysiert worden.121
Kupferschwergeräte
Zur Gruppe der Kupferschwergeräte gehören neben einfacheren Formen, wie Meißel und Flach-
beile, v. a. Schaftlochäxte, die typologisch in Hammeräxte, zweischneidige und einschneidige122
Äxte unterteilt werden können.123 Der überwiegende Teil der bislang metallanalytisch untersuch-
ten Schwergeräte besteht aus reinem Kupfer.124 Allerdings wird für einige Stücke auch eine Her-
stellung aus Kupfererzen diskutiert (anhand von As-Gehalten um 2%125). Ihre genaue Herstellung
ist nicht letztgültig geklärt. Metallographische Untersuchungen legen jedoch eine Produktion
im offenen Einschalen- oder bestenfalls Zweischalenguss mit anschließender Warmumformung
nahe.126 Der Keulenkopf aus Can Hasan zeigt jedoch, dass nicht notwendigerweise jedes
116 Zu möglichen Funktionen vgl. Pearce 2000, 67.
117 Niţu – Tulugea 2011.
118 Antonović 2014, 18, Abb. 6; Borić 2009, 191, Anm. 1.
119 Kienlin 2010, 10.
120 Antonović 2014, 18.
121 Thornton 2014, 676.
122 Die einschneidigen Schaftlochäxte mit kantig zulaufendem oder gerundetem Nacken (Typen Baniabic, Fajsz und
verwandte; Vulpe 1970) sind deutlich jünger, nämlich in das späte 4. und frühe 3. Jt. zu datieren (zu Baniabic jüngst
Szeverényi 2013). Verwirrend ist, dass einige Autoren den Begriff „Schaftlochäxte“, abweichend vom Gebrauch
bei Schubert 1965, nur auf die jüngeren einschneidigen Äxte beziehen (Vulpe 1970, 26), die bei anderen (z. B.
Říhovský 1992, 35) als „einarmige Äxte“ bezeichnet werden.
123 Siehe Schubert 1965, 276, Abb. 1.
124 Patay 1984, 10–11; Çukur – Kunç 1989; Yalçın 2000; Kienlin 2014, 451.
125 Pernicka 1995, 51; Schmitt-Strecker – Begemann 2005, 58, 62.
126 Yalçın 2000; Boroffka 2009; Kienlin 2014, 451.
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Abb. 3 Zeitverteilung von Fundbelegen mit Kleinartefakten und Gussbelegen. Die Zahlen der X-Achse
geben jeweils den Beginn einer Zeitscheibe an (Grak: W. Schier, Berlin)
Abb. 4 Zeitverteilung von Fundbelegen mit Kupferartefakten. Die Zahlen der X-Achse geben jeweils
den Beginn einer Zeitscheibe an (Grak: W. Schier, Berlin)
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Schwergerät durch ein Gussverfahren hergestellt sein muss, und auch von den Ureinwohnern im
Gebiet des Lake Superior in Nordamerika sind aus Naturkupfer geschmiedete, manchen der hier
vorgestellten Exemplare täuschend ähnliche Flachbeile von bis zu 26 cm Länge bekannt.127 Schon
F. von Pulszky128 hat reines Warmschmieden als Herstellungsverfahren der einfachen Keile, Mei-
ßel und Flachbeile Südosteuropas vermutet.
Die Kupferschwergeräte werden in Südosteuropa in der 1. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. fassbar
(Abb. 4). Dabei treten nach derzeitigem Forschungsstand die ältesten Exemplare im östlichen
Balkan und an der unteren Donau auf.129 Als älteste bislang bekannte Schwergeräte im südosteu-
ropäischen Raum werden meißelartige schmale Flachbeile und die Hammeräxte vom Typ Pločnik
betrachtet. Bei Grabungen in der eponymen, Vinča C-D-zeitlichen Siedlung von Pločnik wurden
vier sog. Hortfunde geborgen,130 die auch die betreffenden Hammeräxte enthielten. Es handelt
sich um insgesamt vier Fundkonzentrationen von Kupferschwergeräten (darunter Meißel und
Hammeräxte) und Steingeräten. Diese waren lange Zeit als Hortfunde innerhalb des Siedlungszu-
sammenhangs interpretiert worden. Neuere Grabungen, in deren Rahmen weitere Kupferartefakte
dokumentiert werden konnten, legen jedoch den Schluss nahe, dass es sich in allen Fällen um
Funde aus einem Siedlungskontext handelt, die teilweise im Zusammenhang mit Installationen
zur Verarbeitung von Kupfer (Schmelzöfen) gefunden wurden.131 Eine genaue zeitliche Einord-
nung fehlt jedoch. Im Rahmen der im Jahr 2000 durchgeführten Grabungen konnte ein Kupfer-
meißel geborgen werden, für den nun zumindest ein Terminus post quem132 vorliegt. Er gehört in
eine Schicht der Gradac-Phase der Vinča-Kultur, die wiederum unmittelbar auf eine Schicht folgt,
für die ein 14C-Datum mit 5040–4840 cal BC (95,4% Wahrscheinlichkeit) vorliegt.133
Etwa ab der Mitte des 5. Jt. wird eine wachsende Vielfalt von Schwergerätetypen mit unter-
schiedlichen zeitlichen und räumlichen Schwerpunkten im gesamten südosteuropäischen Raum
fassbar. Diese reektieren regionale Traditionen, die Herstellung und Formgebung prägten.134
Ihre Zahl übersteigt die der älter datierten Artefakte bei weitem und ihr massives Auftreten war
F. v. Pulszky Anlass für die Denition einer Kupferzeit.135 So zeigt Abb. 5 einen markanten
Anstieg der Hammeräxte und Meißel um 4600 v. Chr. Während aus den vorangehenden Jahr-
hunderten insgesamt nur 14 Meißel vorliegen, sind es im Zeitraum 4600–4400 v. Chr. 21. Von
Hammeräxten liegen aus den früheren Zeitabschnitten insgesamt sogar nur sechs Exemplare vor,
während sich ihre Zahl kurz vor der Mitte des 5. Jt. v. Chr. dann bereits auf 100 dokumentierte
Exemplare beläuft. Flachbeile treten in nennenswerter Zahl (57, vorher nur einmal belegt) ohne-
hin erst ab 4600 v. Chr. auf.
Auch in Südwestasien zeichnet sich am Beginn des 5. Jt. v. Chr. ein erster Horizont von Mei-
ßeln und schmalen keilförmigen Flachbeilen mit Maßen von ca. 11 cm Länge, 2 cm Breite und
1 cm Stärke ab, wie im Fall des vollständigen Exemplars aus Mersin-Yumuktepe. Mit solchen
frühen Artefakten verschwimmen die Grenzen zwischen den Kategorien „Kleinartefakt“ und
„Schwergerät“, vergleicht man sie mit den Stiften mit Schäftungsdorn aus Sialk II (geschätzte
Masse von bis zu ca. 100 g) oder dem erwähnten Keulenkopf aus Can Hasan.136 Ein als Keil
oder Meißel anzusprechendes Gerät sowie ein Flachbeil aus den Grabungen von Ch. Tsountas
127 Martin 1999, 236, Abb. 51.
128 Von Pulszky 1884, 15–16.
129 Kienlin 2010, 21–22; Hansen 2011, 66.
130 Jovanović 1971.
131 Borić 2009, 211.
132 Bei Borić 2009, 214 unrichtig als terminus ante quem bezeichnet.
133 Borić 2009, 214.
134 Siehe auch Schubert 1965; Kienlin 2010, 13.
135 Kienlin 2010, 10.
136 Leider können hier nur auf der Dichte von Kupfer basierende Schätzwerte angegeben werden, da – anders als die
Bezeichnung vermuten lässt – die sogenannten Schwergeräte häug ohne Angaben zu ihrer Masse publiziert wer-
den.
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in Sesklo stammen keineswegs aus den mittelneolithischen Schichten des 6. Jt. v. Chr.,137 son-
dern aus einer Fundtiefe von nur ca. 1,6 m138 und sind daher in das Spät- oder Endneolithikum
griechischer Terminologie zu datieren.139 Das Beil ähnelt mit seinem schmalen Nacken, den ge-
wölbten Seiten und der ausschwingenden Schneide den drei Exemplaren aus dem obeidzeitlichen
Mersin-Yumuktepe XVI,140 die an den Beginn des 5. Jt. v. Chr. datiert werden,141 was eher einer
spätneolithisch-diminizeitlichen als endneolithisch-rachmanizeitlichen Datierung entspräche.142
Mit diesem zeitlichen Ansatz im Einklang sind auch die zwei ähnlichen Exemplare aus Büyük
Güllücek.143 Das nur teilweise erhaltene Flachbeil mit gewölbten Seiten und ausschwingender
Schneide aus „gestörten obeidzeitlichen Oberächenbereichen“ von Arpachiyah könnte auch die-
sem Horizont zugeordnet werden.144
Ein in die 2. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. datierender Grabfund aus Ovçular Tepesi im NW des
Persischen Hochlandes enthält neben zwei achen Keilen bzw. Meißeln ebenfalls eine Ham-
meraxt mit relativ langem Nacken.145 Die Ausgräberin C. Marro146 sieht Parallelen zu zwei aus
Ton hergestellten und bemalten Hammeräxten aus den späten Obeidschichten von Uqair:147
in den rohstoffarmen Schwemmebenen Mesopotamiens sind tönerne Imitate von Sicheln
137 Mellaart 1970, 153.
138 Tsountas 1908, 352.
139 Weinberg 1947, 173; Phelps et al. 1979, 175.
140 Garstang 1953, 108; 132; Parzinger 1993, 344.
141 Schoop 2005, 145.
142 Wie bei Parzinger 1993, 344.
143 Parzinger 1993, 344; Schoop 2005, 331.
144 Schoop 1995, 100.
145 Marro et al. 2011, 70.
146 Marro 2012, 28, 32.
147 Lloyd – Safar 1943, Tafel XVIII.2.5.
Abb. 5 Zeitverteilung von Fundbelegen mit Kupferschwergeräten. Die Zahlen der X-Achse geben je-
weils den Beginn einer Zeitscheibe an (Grak: W. Schier, Berlin)
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und Äxten auch in späteren Epochen (s. unten) häug anzutreffen. Während für die Sicheln
Gebrauchsspurenanalysen tatsächlich Hinweise auf den Schnitt von Panzenmaterial ergaben,
ist die Funktion der Tonäxte noch ungeklärt, und es werden Deutungen als rituelle Objekte bzw.
als Modelle zur Herstellung von Gussformen diskutiert.148 B. Helwing149 reißt die Möglichkeit
einer Verbindung der Hammeraxt aus Ovçular nach Südosteuropa und auch in das Persische
Hochland an, wobei sie nicht direkt mit Hammeräxten argumentiert, sondern Vergleiche mit den
deutlich späteren (s. unten) Doppeläxten von Se Girdan und den – wie Chernykh150 bereits fest-
stellte – durchaus südosteuropäischen Typen ähnelnden151 Hackenäxten des Persischen Hochlan-
des (s. unten) anstellt.152
Die kupfernen Grabbeigaben aus dem wohl an das Ende des 5. und den Beginn des 4. Jt. zu
datierenden Gräberfeldes von Susa I sind in den jüngeren Phasen 27 bis 25 nur Flachbeile mit
einem relativ breiten Nacken153 und einem Gewicht von ca. 80 g bis 1,7 kg sowie als Spiegel zu
deutende Scheiben. Aus den jüngeren Schichten 24 bis 23 stammt eine Doppelaxt, d. h. ein in
Anatolien und Südosteuropa unbekannter Gerätetyp, der grob zeitgleiche Parallelen in den per-
sischen Fundorten Arisman und Tape Ghabrestan besitzt.154 Aus Tello ist zudem aus obeid- oder
urukzeitlichem Kontext nicht nur ein tönernes Beil bzw. eine Hacke, sondern auch eine töner-
ne Doppelaxt bekannt.155 N. Boroffka156 erwähnt zudem eine obeidzeitliche Hackenaxt aus Ton.
Zwei aus Tepe Ghabristan an den Beginn des 4. Jt. v. Chr. datierende keramische Gussformen für
Hackenäxte zeigen, dass Hackenäxte auch im Vorderen Orient eine gängige Geräteform gewesen
sein dürften.157 Neben verschiedenen Hacken, wie sie auch in Sialk III auftreten, ist aus Susa I
24–23 auch eine Schaftlochaxt bekannt.158
Nachweise für Verhüttung und Guss von Kupfer
Ab der Wende vom 6. zum 5. Jt. v. Chr. ist das Verhütten und Schmelzen von Kupfer in Siedlungen
der Vinča-Kultur belegt. So konnten in der Siedlung von Belovode/Serbien,159 in einer Schicht, die
in die frühe Gradac-Phase der Vinča-Kultur160 datiert wird, mehrere Schlackebrocken dokumen-
tiert werden. Das bislang älteste Stück Schlacke und damit das älteste Verhüttungsereignis datiert
148 Kayani 1996.
149 Helwing 2013, 120.
150 Chernykh 1992.
151 Todorova 1981.
152 Die Hammeraxt aus Ovçular weist zwar einige Merkmale früher balkanischer Hammeräxte auf (kantige Prolie-
rung des Nackens, mit den Ober- und Unterseiten bündiger Abschluss des Schaftloches), lässt sich aber keinem
der für Südosteuropa denierten Typen zuordnen. Die schmale Form, das stark ausladend verdickte Mittelteil, die
gleichmäßig gekrümmte Seitenansicht und gerade Schneide sind dort nicht bekannt.
153 Hole 1992, 27 Abb. 24.
154 Weeks 2008; Helwing 2013, 120.
155 Kayani 1996; Stone – Zimansky 2004, 103.
156 Boroffka 2009, 250.
157 Boroffka 2009.
158 Weeks 2008; Helwing 2013, 119; Ivanova 2013, 98.
159 Siehe Radivojević et al. 2010.
160 Entgegen der in der serbischen Forschung noch immer verbreiteten Gleichsetzung mit der Stufe Vinča B2 (so
zuletzt Radivojević – Rehren 2015) entspricht die Gradac-Phase im Sinne M. Garašanins, die in Vinča Belo Brdo
in 6,5–6,0 m Tiefe angetroffen wurde, dem Beginn von Vinča C nach V. Milojčić (zur Fehlinterpretation Milojčićs
durch Garašanin siehe Schier 1996, 148) respektive der Phase Vinča C1 nach Schier 1996, die in das 50.–49. Jh. v.
Chr. datiert werden kann (so bereits Schier 1996, 157; ein neuer Datierungsansatz im Rahmen des ERC-Projekts
„Times of their Lives“ auf der Basis eines komplexen bayesschen Modells bestätigt und präzisiert diesen Zeitan-
satz, freundl. Mitt. A. Whittle, Cardiff).
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um 5000 v. Chr.161 Weitere Verhüttungs-Belege (Schlacke, Erzbrocken, aber auch eine gegossene
Perle) stammen aus den zeitlich nachfolgenden Fundschichten.162
Ebenfalls um 5000 v. Chr. datieren Schlackefunde aus Değirmentepe als die ersten Hinweise
auf Kupferschmelze in Vorderasien,163 und im Persischen Hochland sind mit Tal-i Iblis II in der
1. Hälfte des 5. Jt. erste Gusstiegel bekannt. In der Levante könnte der Fund eines wohl gegosse-
nen Stifts aus Tel Tsaf, der zwischen 5100 und 4600 v. Chr. datiert, den Beginn der thermischen
Metallurgie ebenfalls in diesen Zeithorizont stellen, wenn er nicht, wie die Metallanalysen sug-
gerieren, ein Importstück darstellt.164 Für die 2. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. weisen Analysen an den
Gussformresten aus den Stücken des Horts von Nahal Mishmar auf eine in der südlichen Levan-
te lokalisierte und hochentwickelte Metallurgie mit Kenntnis des Wachsausschmelzverfahrens
hin.165 Ähnliche Stücke wurden auch an anderen Fundorten der Ghassul-Beersheva-Kultur der
südlichen Levante, wie z. B. Shiqmim, gefunden, die Zweifel an der Geschlossenheit des Fundes
von Nahal Mishmar166 zerstreuen.167 Wie die Funde von Schlacken, Tiegeln und Gussformen aus
Tall Hujayrāt al-Ghuzlān illustrieren, scheint sich in der 1. Hälfte des 4. Jt. v. Chr. die Intensität
der Kupferverarbeitung in der südlichen Levante zu intensivieren.168
Die genaue Herstellungstechnik sämtlicher anderer gegossener Kupfergegenstände in Vorder-
asien und Anatolien ist nicht abschließend geklärt: Während Kienlin für größere Objekte eine
Produktion im Zweischalenguss mit anschließender Kaltverformung vermutet,169 scheint bis zur
Mitte des 4. Jt. v. Chr. noch Einschalenguss vorzukommen, wie die offenen einschaligen Formen
von Hackenäxten mit einem Pock zum Gießen des Schaftloches aus Tepe Ghabristan und die
Gussform einer Schaftlochaxt aus Büyük Kesik im Kuragebiet illustrieren.170
Früher Bergbau auf Kupfer
Die beiden einzigen Belege für den Abbau von Kupfererzen in Südosteuropa während des 5. Jt.,
nämlich Ai Bunar in der bulgarischen Stara Planina und Rudna Glava im ostserbischen Bergland,
wurden beide bereits in den 1970er Jahren entdeckt. Erstaunlicherweise ist seither kein weiterer
eindeutig in die frühe Kupferzeit datierbarer Abbau bekannt geworden, wohl aber indirekte Hin-
weise auf die Ausbeutung weiterer Erzlagerstätten in Serbien, Bulgarien und der Slowakei.
Die großformatigen Pingen in Ai Bunar, in Tagesmarschentfernung von kupferzeitlichen
Tellsiedlungen in der thrakischen Ebene wie Karanovo, Tell Azmak und Stara Zagora entfernt,
wurden bei einer sowjetisch-bulgarischen Expedition unter der Leitung von E. Chernykh 1971
entdeckt und bis 1974 untersucht. Die 11 länglichen, den Erzadern folgenden Abteufungen wie-
sen 10–80 m Länge, 2–10 m Breite und bis zu 20 m Tiefe auf, wobei die Sohle bei den Ausgra-
161 Radivojević et al. 2010, 2779.
162 Bemerkenswert ist, dass die Aktivitäten in der Kupfermine von Rudna Glava/Ostserbien, die bereits einige Jahr-
hunderte früher beginnen, um 5000 v. Chr. deutlich intensiviert werden (Borić 2009, 206; Radivojević et al. 2010,
2784). Die Mine lag ca. 50 km von Belovode entfernt. Auch dies spricht – trotz fehlender Belege für die Nutzung
speziell dieses Kupfers in Belovode – für verstärkte Aktivitäten in Bezug auf Kupferverhüttung in dieser Region.
163 Yalçın 2000, 117; Yalçın 2003, 531.
164 Garnkel et al. 2014.
165 Goren 2008.
166 Z. B. Avilova 2008, 78–80.
167 Klimscha 2013. Da das Wachsausschmelzverfahren beträchtliche Mengen an Bienenwachs erfordert, ist von Inter-
esse, dass Analysen an einer speziellen keramischen Gefäßform in der Tat Bienenwachs bereits regelmäßig für das
Ghassulien der Levante, d. h. die 2. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. nachweisen (Namdar et al. 2009), während die älteste
bekannte Klotzbeute Mitteleuropas aus Arbon-Bleiche in die 2. Hälfte des 4. Jt. v. Chr. (De Capitani et al. 2002)
und damit zeitgleich mit dem Auftreten des Wachsausschmelzverfahrens in Europa (Weeks 2008, 336) datiert.
168 Klimscha 2013.
169 Kienlin 2014, 451.
170 Boroffka 2009; Ivanova 2013, 98.
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bungen nicht immer erreicht wurde.171 In den Verfüllungen der Tagebaue fand sich Keramik der
Karanovo VI-Kultur, die ca. 4600–4350 v. Chr. zu datieren ist. Aus einer Pinge stammt der Fund
einer kupfernen Hammeraxt vom Typ Pločnik Variante B mit stark durch Gebrauch deformiertem
Nacken und abgestumpfter Schneide.172 In der Umgebung wurde ferner eine kreuzschneidige
Axthacke vom Typ Tîrgu Ocna gefunden.173 Obgleich leider keine 14C-Daten vorliegen, die die
Abbauaktivitäten direkt datieren, lässt sich über die archäologischen Funde der Abbau mit hoher
Wahrscheinlichkeit um die Mitte des 5. Jt. ansetzen (Zeitscheibe 4600–4400). Die Axthacke, die
deutlich später, nämlich in die erste Hälfte des 4. Jt. datiert, hat mangels eines eindeutigen Fund-
kontexts keinen datierenden Wert für die Bergbauaktivitäten.
Im ostserbischen Bergland, etwa 20 km vom Durchbruchstal der Donau durch die Südkarpaten
(Eisernes Tor) entfernt, erforschte B. Jovanović von 1968 bis 1986 den Kupferbergbau von Rudna
Glava.174 Hier streichen mehrere Kupfererzadern an einer Berganke aus, die im Tagebaubetrieb
in rund 40 m tiefen Schächten abgebaut wurden. Aus mehreren Schächten stammen Keramikde-
ponierungen der regionalen Gradac-Gruppe der Vinča-Kultur. Zusätzlich erhärtet ist der Abbau
durch zahlreiche Rillenschlägel und Geweihhacken, die zusammen mit Keramik und Kupfererz
(in einem Fall 30 kg Malachit) in mehreren Deponierungen in den Schächten gefunden wurden.
Neuen 14C-Datierungen zufolge setzt der Abbau von Kupfererz in Rudna Glava bereits im 54.–52.
Jh. v. Chr. ein.175 Die Masse der neuen Daten fällt allerdings in die Zeit 5000–4700 calBC.
Auch im Westen Serbiens, in der Mittelgebirgsregion um Valjevo sind Kupferlagerstätten be-
kannt, allerdings fehlen Nachweise ihrer prähistorischen Ausbeutung.176 Im Bereich des Braun-
kohlentagebaureviers Kolubara wurden in der Siedlung Mali Borak-Masinske Njive Batterien von
Ofengruben gefunden, die mit der Herstellung von Holzkohle in Verbindung gebracht werden.
Ein Fund eines Schmelztiegelfragments legt metallurgische Aktivitäten nahe.177 Die Datierung
scheint indes noch fraglich zu sein, da in dieser Siedlung Funde und Befunde der Vinča-Kultur,
der frühäneolithischen Tiszapolgár- und Sălcuţa-Kultur, aber auch der Badener Kultur angetrof-
fen wurden.
Für Bulgarien haben die intensiven Forschungen von E. Pernicka und Kollegen ein räumlich
wie chronologisch differenziertes Bild der möglichen Nutzung von Erzlagerstätten ergeben. Wäh-
rend bisher kein Kupferartefakt isotopenchemisch und/oder in seiner Spurenelementverteilung
Rudna Glava zugeordnet werden konnte, gibt es mehrere Artefakte, die höchstwahrscheinlich aus
Ai Bunar-Kupfer gefertigt wurden.178 Die Analyse einer großen Stichprobe bulgarischer Kupfer-
funde ergab aber auch indirekte Hinweise auf Kupferabbau im Revier Medni Rid, einem niedri-
gen Gebirgszug unweit der südostbulgarischen Schwarzmeerküste im Hinterland von Sozopol.
Obgleich dort bislang keine Abbauspuren in das 5. Jt. datiert werden konnten, kommt die Lager-
stätte als Quelle für einen Teil der in Nordostbulgarien einschließlich des Gräberfelds von Duran-
kulak aufgefundenen Kupferartefakte des späten Äneolithikums (4600–4300) in Betracht.179
Für die Kupferlagerstätten im slowakischen Erzgebirge und im westslowakischen Bergland180
fehlen bislang Nachweise kupferzeitlicher Abbauspuren, doch spricht indirekt die dichte Konzen-
tration von Kupferschwergeräten im nördlichen Karpatenbecken und dem slowakischen Mittel-
gebirge181 für eine Nutzung der regionalen Kupfervorkommen.
171 Chernykh 1975; Chernykh 1978a,b.
172 Todorova 1981, 36 Nr. 101.
173 Todorova 1981, 349 Nr. 195.
174 Jovanović 1982.
175 Borić 2009, 194–207.
176 Blagojević 2014, 190.
177 Blagojević 2014, 197–201.
178 Pernicka et al. 1997, 143.
179 Pernicka et al. 1997, 145; Dimitrov 2002.
180 Schalk 1997, 21–24.
181 Schalk 1997, Karten 1–2, vgl. Abb. 17.
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Im Bereich Vorderasiens sind Metallanalysen bisher selten. Für die Levante weisen die
Kupferfunde aus Abu Matar auf eine Herkunft des in der Ghassul-Beersheva-Kultur (2. Hälfte
5. Jt. v Chr.) verwendeten Kupfers aus dem Wadi Arabah hin.182 Die bisher ältesten Funde von
Gezähe in der Umgebung von Timna aus Wadi Fidan 4 stammen jedoch aus der 2. Hälfte des
4. Jt. v. Chr.,183 d. h. aus der Zeit, ab der auch in Feinan mit Abbau zu rechnen ist.184 Eine weitere,
noch unbekannte Lagerstätte, dem ein kleiner Teil des Kupfers von Abu Matar zugeordnet wird,
weist evtl. nach Kleinasien.185
Die frühe Kupfermetallurgie in Anatolien wurde seit den 1980er Jahren vor allem von einer
Arbeitsgruppe um E. Pernicka, F. Begemann und G. A. Wagner sowohl spurenelement- und iso-
topenanalytisch als auch durch montanarchäologische Prospektionen erforscht.186 Im ostanato-
lischen Hinterland von Malatya konnte die Arbeitsgruppe um A. Palmieri in den 1990er Jahren
Kupferlagerstätten lokalisieren und deren Abbau an der Wende vom 4. zum 3. Jt. indirekt datie-
ren.187 Trotz umfangreicher Forschung ist bislang nur für die nordwestanatolische Kupferlager-
stätte von Murgul der Abbau und die Verhüttung von Kupfererzen seit dem 4. Jt. nachgewiesen.188
Erst in den letzten Jahren gelang Ü. Yalçın der Nachweis frühbronzezeitlichen Bergbaus (frühes
3. Jt.) auf Kupfer im zentralanatolischen Derektuğun.189
Im Persischen Hochland liegen zwar für gegossene Artefakte aus Tal-e Eblis II aus der 1. Hälf-
te des 5. Jts. v. Chr. und auch aus Susa (um 5000 v. Chr.) Analysen vor, die indirekt eine Nutzung
der Lagerstätte von Talmesi belegen, bevor im 4. Jt. andere, noch nicht lokalisierte Lagerstätten
genutzt werden. Direkte Nachweise von Bergbau konnten jedoch auch im Iran vor dem 3. Jt.
v. Chr. nicht gemacht werden.190
Festzuhalten bleibt also, dass den beiden erwiesenen Kupferbergwerken Südosteuropas bis-
lang keine sicher in die erste Hälfte des 5. Jt. datierten Bergbauspuren aus Vorderasien gegen-
überstehen.
Datierung kupferner Schwergeräte-Typen
Die einschlägigen Bearbeitungen der kupfernen Schwergeräte im Rahmen des PBF-Unterneh-
mens wurden im Wesentlichen zwischen 1970 und 2000 durchgeführt – dies erklärt, weshalb die
denierten Typen in der Regel nur relativchronologisch eingeordnet wurden und bei absoluten
Zeitangaben teilweise unkalibrierte Daten Verwendung fanden.191 In den letzten Jahren ist zudem
eine Diskussion um die Absolutdatierung kupferzeitlicher Kulturen Südosteuropas in Gang ge-
kommen, die unmittelbare, aber bislang in der Forschung noch nicht vollständig realisierte Aus-
wirkungen auf die Datierung der kupfernen Schwergeräte hat. Daher wird im Folgenden versucht,
für die wichtigsten Schwergerätetypen unter Berücksichtigung der aktuellen Diskussionen einen
absolutchronologischen Rahmen abzustecken.
Ab dem beginnenden 5. Jt. treten, wie oben gezeigt, sowohl im Vorderen Orient wie im Bal-
kanraum schmale Flachbeile und Meißel aus Kupfer auf. Als älteste durchlochte Schwergeräte im
südosteuropäischen Raum gelten die Hammeräxte vom Typ Pločnik. Dies basiert zum einen auf
ihrem vergleichsweise „plumpen“ Aussehen und zum anderen auf ihrem Auftreten im Hortfund
182 Golden 2014, 570.
183 Adams – Genz 1995.
184 Hauptmann 2000.
185 Golden 2014, 570.
186 Pernicka et al. 1984; Seeliger et al. 1985; Wagner et al. 1986; Wagner et al. 1992; Wagner – Öztunali 2000.
187 Palmieri et al. 1996; Palmieri et al. 1999.
188 Lutz 1990; Hauptmann et al. 1993.
189 Yalçın – Maass 2013.
190 Helwing 2013.
191 So bei Dergačev 2002.
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von Karbuna/Moldawien: in zwei Gefäßen, die der Stufe Tripol’e A (entsprechend Präcucuteni
III) zugeordnet werden, fanden sich 444 Kupferartefakte (eine Hammeraxt, ein meißelartiges
Flachbeil, Anhänger aus gehämmertem Kupferblech und zahlreiche Perlen) sowie 407 Schmuck-
objekte aus Knochen, Spondylus, Marmor und Hirschgrandeln.192 Nach den aktuellen kalibrierten
Datierungen für die Tripol’e- und (Prä-)Cucuteni-Kultur ergibt sich damit ein Zeitansatz im 47.
oder spätestens 46. Jh.193 Die in der Literatur unterstellte lange Laufzeit des Typs Pločnik194 mit
Datierungen in Cucuteni A3/4 bzw. spätes Gumelniţa und spätes Tiszapolgár resultiert vor allem
aus umstrittenen formenkundlichen Zuweisungen. So stellte Govedarica bereits 2001 fest, dass
es sich bei den vermeintlichen Hammeräxten vom Typ Pločnik in den Tiszapolgár-Gräberfeldern
von Tibava und Velké Raškovce um andere, jünger zu datierende Typen handelt und sah den Typ
Pločnik auf den Zeitraum Präcucuteni III–Cucuteni A2 beschränkt.195
Ein weiteres starkes Argument gegen eine sehr lange Herstellungs- und Gebrauchszeit der
Hammeräxte vom Typ Pločnik ist die inzwischen vorangeschrittene Erstellung der internen Chro-
nologie des Gräberfelds von Varna:196 Pločnik-Äxte treten hier erstmalig in Phase 2 auf, die um
4550 calBC datiert wird. Schon ein bis eineinhalb Jahrhunderte später werden sie von Hammeräx-
ten der Typen Vidra und später Devnja abgelöst. Das späteste Vorkommen einer Pločnik-Axt im
reich ausgestatteten Grab 43 interpretieren Krauß, Leusch und Zeuner als bewusste Beigabe eines
Altstücks als Statussymbol.197
Jüngst präzisierte Diaconescu den Typ Pločnik und unterfütterte seine Aufteilung in drei Va-
rianten durch metrische Analysen.198 Im Gegensatz zu Govedarica ordnet er fünf Hammeräxte
aus den Gräberfeldern Tibava und Velké Raškovce den jüngeren Varianten Pločnik I und II sowie
seiner Stufe Tiszapolgár B1 zu. Auf der Basis eines bayesschen Datierungsmodells kommt er
zu einer Datierung des spätesten Auftretens (Deponierung als Grabbeigabe) zwischen 4450 und
4330 calBC.199
Mit dem Gräberfeld von Varna, das nach neueren AMS-Datierungen an den Skeletten selbst
in den Zeitraum 4600–4400 calBC200 zu datieren ist, ergeben sich Zeitansätze auch für weitere
Hammeraxttypen mit fünfeckigem Umriss (differenziert nach der Länge und Form des Nackens),
nämlich die Typen Vidra, Varna und Čoka-Varna sowie Devnja, dessen Beginn mit dem Ende des
Gräberfelds zusammenfällt.
Dass die mit Varna im Wesentlichen zeitgleiche KGK VI-Kultur keinesfalls bis 4000 andauert
(wie in älteren Chronologie-Schemata angenommen), sondern spätestens im 43. Jh. endet, bele-
gen Wiggle-Match-Datierungen aus dem Gumelniţa-Tell Pietrele.201
Eine Reihe von weiteren Hammeraxt-Typen (Čoka, Crestur, Szendrö) lässt sich mit der
Tiszapolgár-Kultur verbinden,202 die nach neuen Daten zwischen etwa 4500 und 4250 calBC
anzusetzen ist203. Dieser Zeitansatz wurde in unserer Studie für die genannten Typen verwendet.
192 Dergačev 2002, 11, Taf. 1–8.
193 Mantu 1998. Eine aktuelle Studie zur absoluten Chronologie des rumänischen Neolithikums und Äneolithikums
auf der Basis Bayes’scher Kalibrationsmodelle durch F. Draşovean, D. Diaconescu und C. Suciu ist derzeit in Vor-
bereitung (freundl. Hinweis F. Draşovean).
194 Zuletzt Kienlin 2010, 22.
195 Govedarica 2001, 154–159.
196 Krauß et al. 2012.
197 Krauß et al. 2012, 75.
198 Diaconescu 2014a
199 Diaconescu 2014a, 232–235.
200 Higham et al. 2007; Krauß et al. 2012.
201 Hansen et al. 2010, 43–44.
202 Vulpe 1975; Patay 1984.
203 Raczky – Siklosi 2013 argumentieren auf der Basis neuer AMS-Daten u.a. aus dem Gräberfeld Tiszapolgár-Basa-
tanya für einen Beginn der Tiszapolgár-Kultur um 4500, aber eine weitgehende Überlappung mit der Bodrogkeres-
ztúr-Kultur. Diaconescu (2014b) argumentiert hingegen überzeugend, dass die vermeintliche Überlappung durch
ein Plateau der Kalibrationskurve verursacht wird. Beim Einbeziehen der Ergebnisse von Korrespondenzanalysen
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In der Forschung wurde schon lange eine typologische Entwicklung der jüngeren kreuzschnei-
digen Axthacken (oder Hackenäxte) aus Hammeräxten mit abgeachtem Nacken (Typen Vidra,
Devnja-Varna) angenommen.204 Als typologisch „früh“ gelten Axthacken vom Typ Ariuşd.205
Der häugste Schwergeräte-Typ überhaupt ist jedoch die kreuzschneidige Axthacke vom Typ
Jászladány (mit mehreren Varianten206), von der fast 300 Exemplare bekannt sind. Sie wird von
verschiedenen Autoren aufgrund ihres Vorkommens in einigen Grabinventaren in die Bodrogke-
resztúr-Kultur datiert.207 Auch die gedrungeneren Axthacken des Typs Kladari sowie der schlanke
Typ Nógrádmarcal werden in die gleiche Zeit datiert.208 Dergačev ordnet die kreuzschneidigen
Axthacken des Typs Jászladány im nordwestpontischen Raum der Stufe Cucuteni AB bzw. Tri-
pol’e B2 und die Axthacken des im östlichen Siebenbürgen und der Moldau verbreiteten Typs
Tîrgu Ocna der Stufe Cucuteni B/Tripol’e C1 zu.209 Letzteren Typ betrachtete bereits Vulpe als
typologisch jüngste Axthacken.210
Es besteht Konsens in der Forschung, dass auch während der Bodrogkeresztúr-Kultur weiter-
hin Hammeräxte in Gebrauch waren, nämlich insbesondere die von F. Schubert seiner Gruppe II
zugeordneten Typen Mezőkeresztes, Handlová und Székely-Nádudvar,211 deren ausschwingender
Nacken den Axthacken ähnelt, jedoch in der Seitenansicht abgeacht und nicht spitz erscheint.
Nach Ausweis der gesichteten Literatur gibt es keine gesicherten Vergesellschaftungen von
Axthacken mit Kontexten der auf die Bodrogkeresztúr-Kultur folgenden Hunyadihalom-Gruppe
(Ostungarn, Ostslowakei) oder der Furchenstichkeramik (Retz-Gajary) im Westen des Karpa-
tenbeckens. Somit scheint sich die enorme Anzahl an kreuzschneidigen Axthacken und jüngeren
Hammeräxten im Wesentlichen auf die Zeit der Bodrogkeresztúr-Kultur zu konzentrieren. Diese
wiederum lässt sich nach neuen 14C-Daten auf den Zeitraum 4300–4000212 bzw. etwa 4250–3950
calBC213 präzisieren. Es ist also von einem Ende der Bodrogkeresztúr-Kultur im 40. Jh. auszuge-
hen. Um einem gewissen Nachleben der mit Bodrogkeresztúr assoziierten Kupferschwergeräte
sowie der Datierung der zwei bekannten Gussformen aus Tepe Ghabristan (s. oben) Rechnung zu
tragen, wurden in der vorliegenden Studie die kreuzschneidigen Axthacken zu 2/3 der Zeitscheibe
4200–4000 und zu 1/3 der folgenden Zeitscheibe 4000–3800 zugerechnet.
Die Gruppe der Meißel und Flachbeile bietet vergleichsweise weniger klassikatorische Merk-
male, die Laufzeiten der meisten Typen lassen sich entsprechend im allgemeinen weniger scharf
datieren. Die gut stratizierten und absolut auf 5006 bis 4619 calBC (95,4% Wahrscheinlichkeit)
datierten Exemplare von Mersin-Yumuktepe XVI bilden hier im Vorderen Orient eine Ausnahme.
Schmale Flachbeile der Variante Coteana sind bereits in den Depots von Pločnik vertreten,
die Varianten Gumelniţa und Sălcuţa sind an die jeweils gleichnamigen Kulturen gebunden.214
In Bulgarien sind sowohl besonders schmale meißelartige sogenannte Keile, als auch schmale
Flachbeile der genannten Varianten zahlreich vertreten, dazu kommen die westpontischen Varian-
ten Kamenar und Delčevo. Sie treten alle in Kontexten der KGK VI- und Varna-Kultur auf, wobei
in ein Bayes’sches Kalibrationsmodell lässt sich nämlich eine klare Abfolge Tiszapolgár-Bodrogkeresztúr zeigen,
wobei letztere Kultur aber um rund zwei Jahrhunderte früher beginnt als bislang angenommen (ca. 4250 calBC)
und bereits im 40. Jh. endet.
204 Schubert 1965, 284–285; Todorova 1981, 46.
205 Vulpe 1975, 36.
206 Vgl. Patay 1984, 69–81.
207 Vulpe 1975, 46–47; Patay 1984, 86–87; Kienlin 2010, 10; Heeb 2011, 174.
208 Vulpe 1975, 48; Patay 1984, 92.
209 Dergačev 2002, 86–87. Falls diese Zuweisung zutrifft, wären kreuzschneidige Axthacken östlich der Karpaten noch
in der ersten Hälfte des 4. Jt. in Gebrauch gewesen.
210 Vulpe 1975, 50.
211 Vulpe 1975, 27–28, 30; Patay 1984, 54–55, 58.
212 Raczky – Siklósi 2013.
213 Brummack – Diaconescu 2014.
214 Vulpe 1975, 58–59.
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die Varianten Sălcuţa und Kamenar von Todorova in deren spätesten Abschnitt datiert werden.215
In unserer Studie werden sie mehrheitlich den Zeitscheiben 4600–4400 (Coteana, Gumelniţa)
bzw. 4600–4200 (Sălcuţa, Kamenar; aufgeteilt) zugeordnet.
Die beiden letztgenannten Typen verbindet mit einigen weiteren die stärker ausbiegende
Schneide: auch die Varianten Coteana und Cucuteni,216 der Typ Szakálhát217 und der Typ Gur-
nitz218 weisen dieses Merkmal auf. Sie lassen sich, wenn auch nur durch seltene Fundvergesell-
schaftungen, im allgemeinen der Hochkupferzeit (im ungarisch-slowakischen Sinne) zuweisen,
werden mit der Bodrogkeresztúr-Kultur und zeitgleichen Gruppen assoziiert und können somit
den Zeitscheiben 4200–3800 zugeordnet werden.219
Während die frühen Meißel und Flachbeile vergleichsweise massiv wirken, weisen die mittel-
und spätkupferzeitlichen Flachbeile meist geringere Dicken auf. Breite Flachbeile mit nahezu
parallelen Seiten, kaum ausschwingender Schneide und geringer Dicke sind von der Walachei
und Siebenbürgen (Varianten Ostrovul-Corbului und Petreşti)220 über den Balkanraum, Slowakei,
Mähren und Österreich (Varianten Vinča und Vradište)221 bis ins westliche Mitteleuropa (Typ
Altheim)222 verbreitet. Durch ihr Vorkommen in Siedlungskontexten der Mondsee-, Altheimer
und Pfyner Kultur lassen sie sich hier den Zeitscheiben 3800–3400 zuweisen. Vorkommen in
Badener Kontexten und in Rumänien sogar noch solche der Coţofeni- und Glina III-Kultur223
sprechen für ein Fortbestehen der östlichen Varianten im letzten Drittel des 4. Jt.224
Dass ab dem späten 4. Jt. jedoch auch in Mitteleuropa zunehmend mit frühen (kupfernen)
Randleistenbeilen zu rechnen ist, belegt nicht zuletzt eindrücklich das Beil der Gletschermumie
vom Hauslabjoch, die zwischen 3350 und 3120 calBC datiert wird.225
Ausgehend von dem dreinietigen Dolch aus der Moorsiedlung Reute-Schorrenried, der am
Beginn der dendrochronologisch datierten Besiedlung (3738–3732 denBC)226 deponiert und da-
her um die Mitte des 38. Jt. v. Chr. hergestellt worden sein dürfte, arbeitete I. Matuschik 1998 die
gesamte Typenklassikation und relative Chronologie früher Kupferdolche zwischen Südost- und
Mitteleuropa auf.227 Matuschik verweist darauf, dass lanzettförmige und Griffzungendolche auch
in der bisherigen Forschung hoch- bzw. spätkupferzeitlich datiert wurden. Nietdolche hingegen,
zumal mit Mittelgrat, wurden typologisch und relativchronologisch deutlich jünger, nämlich in
die Vučedol- oder sogar in die Glockenbecherkultur eingeordnet.228 Die revidierte Datierung die-
ser Fundgruppe, gestützt u. a. auf Reute, aber auch Dolchfunde aus dem bulgarischen Hotni-
ca-Vodopada (ca. 3900–3600 calBC)229 rückt somit gut ein Jahrtausend zurück.
215 Todorova 1981, 24–31.
216 Vulpe 1975, 56–58.
217 Patay 1984, 24–30.
218 Mayer 1977, 49.
219 Mayer datiert den Typ Gurnitz in die „Jungkupferzeit“, also etwa den Horizont Baden-Kostolac. Matuschik 1998,
224 verweist jedoch darauf, dass der Zusammenfund mit einem dreinietigen Dolch in den slowenischen Tominz-
höhlen, auf den Mayer sich bezieht, umgekehrt sogar die erheblich ältere Datierung der Gurnitz-Beile in die erste
Hälfte des 4. Jt. untermauert.
220 Vulpe 1975, 59–61.
221 Mayer 1977, 63–65.
222 Mayer 1977, 53–62; Kibbert 1980, 69.
223 Für die Glina III-Kultur sind ansonsten jedoch bereits Randleistenbeile typisch (Vulpe 1975, 64–65).
224 Vulpe 1975, 62–63.
225 Die Beilklinge mit facettierten Seiten und schwach ausgeprägten Randleisten besteht zu 99,7% aus Kupfer (dazu
0,22% As und 0,09% Ag) – derart reines Kupfer ist bei Kupferbeilen aus Oberitalien verbreitet verwendet worden
(Egg – Spindler 2009, 120–124). – Zur Datierung Egg – Spindler 2009, 172–173.
226 Billamboz 1998, 379.
227 Matuschik 1998.
228 Matuschik 1998, 213–214.
229 Vajsov 1993.
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Diese frühen Datierungen passen zu den dreinietigen und lanzettförmigen Dolchen aus dem
absolut datierten Gräberfeld von Ilıpınar.230 Auch die – aufgrund von Parallelen mit Ilıpınar und
Varna vorgeschlagene – Datierung zumindest einiger der gemeinhin als frühbronzezeitlich an-
gesehenen Gräber von İkiztepe an der anatolischen Schwarzmeerküste mit ihren Dolchen in das
beginnende 4. Jt. v. Chr. fügt sich hier ein.231 Der 30 cm lange Dolch mit silbernen Nieten aus dem
großen Kurgan von Majkop,232 datiert um die Mitte des 4. Jt., dürfte einen bereits entwickelten
Vertreter dieser Gruppe darstellen.
Die älteste Gruppe der Lanzettdolche (Typ Bodrogkeresztúr233) wurde hier, der Höherdatie-
rung der gleichnamigen Kultur entsprechend, mehrheitlich der Zeitscheibe 4200–4000 zugeord-
net, einer der ältesten Vertreter dieses Typs aus dem Grab 23 des ostslowakischen Gräberfelds
Velké Raškovce datiert sogar noch in die jüngere Tiszapolgár-Kultur234 und damit in die Zeit-
scheibe 4400–4200.235 Kleinere Lanzettdolche der Typen Malé Leváre und Šebastovce wurden
aufgrund ihrer Datierung in die westslowakisch-mährische Lažňany-Gruppe236 den Zeitscheiben
4000–3800 und 3800–3600 zugeordnet. Dolche, deren Griffplatte durch Kerben von der, häug
mit Mittelgrat oder -rippe versehenen, Klinge abgesetzt ist, treten recht zahlreich im Kontext
der späten Trypillja-(Tripol’e-)Kultur sowie der Gruppen Soevka und Usatovo237 des nordponti-
schen Steppenäneolithikums auf.
Die Absolutchronologie der Trypillja-/Tripol’e- und der mit ihr verwandten Cucuteni-Kultur,
in denen, neben diversem Kupferschmuck, Hammeräxte, kreuzschneidige Äxte, Flachbeile und
Dolche belegt sind, muss leider noch immer als deutlich weniger gesichert als jene der kupfer-
zeitlichen Kulturen Südost- und Ostmitteleuropas gelten. Für Cucuteni wurden zwar schon 1998
von C.-M. Mantu die verfügbaren 14C-Daten kompiliert.238 Da die Daten bislang jedoch stets
nur einzeln kalibriert wurden, lässt sich die interne Relativchronologie der Cucuteni-Kultur nur
grob anhand von 14C-Daten reproduzieren. Ein neuer Ansatz, die verfügbaren Daten anhand ihrer
Phasenzugehörigkeit in einem bayesschen Modell gemeinsam zu kalibrieren, ist derzeit in Vorbe-
reitung.239 Für die Tripol’e-Kultur sieht die Situation noch unbefriedigender aus. Die Ansätze für
die allgemein akzeptierten Stufen A, B1, B1–2, B2, C1 und C2 auch in jüngsten Publikationen
weisen erhebliche Streuungen und teilweise Divergenzen auf.240 Leider wurde auch hier nicht der
Versuch unternommen, die recht zahlreichen Daten nach Probenmaterial (Holzkohle, kurzlebiges
Material) zu gewichten und über ihre Phasenzuweisung in einem bayesschen Chronologiemodell
gemeinsam zu kalibrieren. Während die genannten Autoren das Ende der Tripol’e-Kultur um
3000 calBC ansetzen, geht B. Govedarica241 von einem rund zwei Jahrhunderte früheren Ende
aus. In unserer Studie haben wir uns an den relativ unscharfen Zeitansätzen von Menotti und
Rassamakin 2011242 orientiert, auch wenn wir aus methodischen Gründen die Lebensdauer der
Tripol’e-Kultur damit für etwas überschätzt halten.
230 Roodenberg – Schier 2001, 267.
231 Zimmermann 2006; Lichter 2007.
232 Govedarica 2002, 785–786; Hansen 2013, 151, Abb. 20.
233 Nach Vajsov 1993.
234 Vajsov 1993, 134.
235 Vgl. Diaconescu 2014b.
236 Matuschik 1998, 214.
237 Diese Gruppen sind nicht, wie bei Matuschik 1998, 214–215 als „epi-tripoljezeitlich“ zu datieren, sondern entspre-
chen im Wesentlichen der Schlussphase Tripol’e C2 (Govedarica 2004, 226–227).
238 Mantu 1998.
239 Pers. Mitt. F. Draşovean.
240 Vgl. Menotti – Rassamakin 2011, 646; Rassamakin 2012.
241 Govedarica 2004, 226–227.
242 Menotti – Rassamakin 2011.
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Verbreitung früher Kupferartefakte vor ca. 3500 calBC
Die räumliche Verteilung früher Kupferartefakte wurde schon vielfach in Form von Kartierungen
dargestellt, allerdings waren diese meist selektiv und/oder chronologisch wenig differenziert.243
Sie bezogen Südwestasien meist nicht oder nur randlich ein, wofür das PBF-Projekt, das mit der
Ausnahme eines Werkes zur Bronzezeit Anatoliens244 keine Werke zu Anatolien oder dem Vor-
deren Orient einschloss, exemplarisch genannt werden kann. Umgekehrt erfährt die neolithische
gehämmerte Metallurgie des Vorderen Orients und Anatoliens bis heute große Aufmerksamkeit
in farbigen Publikationen,245 wurde jedoch nur selten, wie z. B. in Bezug zur teilweise gleichzeiti-
gen gehämmerten Kupfermetallurgie des südosteuropäischen Neolithikums gesetzt: so betrachtet
U. Schoops Monographie zur neolithischen Metallverwendung246 nur Vorderasien und Anatoli-
en. Die wenigen umfassenden Phasenkartierungen früher Kupferfunde247 berücksichtigten nicht
das in den verschiedenen Regionen höchst unterschiedliche Fundaufkommen von Kupferarte-
fakten.
Die noch immer umfassendste und zumindest relativchronologisch differenzierteste Darstel-
lung verdanken wir H. Parzinger, der neben einer Zusammenschau der neolithischen Artefakte
auch die bis Anfang der neunziger Jahre herausgearbeitete formale Differenzierung und relative
Abfolge der kupfernen Schwergerätetypen für das Gebiet Anatoliens und Südosteuropas zusam-
menfasste.248 Allerdings verzichtete er bewusst auf eine absolutchronologische Einordnung der
von ihm denierten Zeithorizonte (zumindest vor Horizont 9),249 was ihrer Anschaulichkeit, aber
auch ihrer Akzeptanz in der internationalen Forschung abträglich war.
Während der Prozess der typenkundlichen Klassikation und Bestandserfassung durch das
Langfrist-Unternehmen PBF zu Beginn der 2000er Jahre weit vorangeschritten und in vielen
Bereichen nahezu abgeschlossen war, unterlag die Chronologie-Diskussion für die vorbronze-
zeitlichen Epochen seitdem einer erheblichen Dynamik, die noch andauert (s. oben zur Datie-
rung der KGK VI-, Tiszapolgár- und Bodrogkeresztúr-Kultur). Insofern müssten die allermeisten
PBF-Publikationen aus heutiger Sicht einer absolutchronologischen Revision unterzogen werden,
zumindest was ihre vorbronzezeitlichen Typen betrifft.
In der vorliegenden Studie wurde dies ansatzweise unternommen, wobei wir mit der Wahl von
500 respektive 200 Jahre umfassenden Zeitscheiben manche feinchronologische Detaildiskussion
umgehen konnten. Abb. 4 zeigt die Gesamtverteilung aller hier erfassten Fundbelege von Kupfer-
artefakten zwischen Südwestasien und Mitteleuropa. Während des gesamten vorderasiatischen
Neolithikums kommen immer wieder vereinzelt Perlen aus Malachit und gediegen Kupfer sowie
andere Kleinartefakte vor. Im Zeitraum 6000–5500 lässt sich erstmalig ein deutlicher Anstieg er-
kennen, verursacht durch gelegentliches Auftreten von Malachit- und Kupferartefakten im Früh-
neolithikum Südosteuropas.
Um die Mitte des 6. Jt., dem Beginn des südosteuropäischen Mittelneolithikums, geht die
Fundhäugkeit zunächst zurück. Im späten 6. und beginnenden 5. Jt. lässt sich jedoch eine deutli-
che, später geradezu exponentielle Zunahme der frühen Kupferartefakte aus gediegenem Kupfer
243 Schubert 1965 kartierte noch einzelne Fundpunkte, allerdings ohne chronologische Differenzierung. Spätere Kar-
tierungen verzichteten auf punktgenaue Wiedergabe und verwendeten Pfeile, um Einussrichtungen wiederzu-
geben (Strahm 1994; Matuschik 1997). – J. Müller kartierte für den Atlas der Vorgeschichte zwar Punktsigna-
turen, doch chronologisch undifferenziert. Die zudem selektive Aufnahme unter Auslassung von Funden östlich
des Dn’estr und westlich von Wien suggeriert eine scharfe Grenze zwischen östlichen Kupferschwergeräten und
westlichen Jadeitbeilen, die der realen Fundverbreitung so nicht entspricht (Müller 2009, 100).
244 Erkanal 1977.
245 Z. B. Lichter 2007; siehe dazu auch die von M. Özdoğan – N. Başgelen – P. Kuniholm herausgegebene Reihe „The
Neolithic in Turkey. New Excavations and New Research“.
246 Schoop 1995.
247 Z. B. Chernykh 1992; Pernicka 1995; Roberts et al. 2009.
248 Parzinger 1993, 343–352.
249 Parzinger 1993, 290–291.
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zur Mitte des Jahrtausends hin feststellen. Sie betrifft nicht nur Kleinartefakte sowie Hals- und
Armschmuck, sondern auch die Kupferschwergeräte. Diese erreichen ihr relatives wie absolutes
Maximum im Zeitraum 4200–4000 und gehen in der Folgezeit bis zur Mitte des 4. Jt. (3600–
3400) um mehr als zwei Drittel zurück.
Die Diagramme Abb. 3 und Abb. 5 differenzieren die zeitliche Verteilung für Kupferklein-
artefakte und Schmuck sowie für die Kategorien kupferner Schwergeräte. Es wird deutlich,
dass das Häugkeitsmaximum 4600–4400 zwar alle Fundkategorien betrifft, besonders stark
allerdings Hals- und Armschmuck (Abb. 3). Hier machen sich vor allem die bedeutendsten
Gräberfelder der bulgarischen Kupferzeit, Durankulak250 und Varna,251 statistisch bemerkbar.
Auch Kleingeräte wie Ahlen, Pfrieme und Angelhaken haben in diesem Zeitraum ihr Häug-
keitsmaximum.
Interessant ist die Zeitverteilung der Belege für Guss und Verarbeitung von Kupfer (Tiegel,
Schlacke, Gusstropfen). Abgesehen von drei fraglichen Belegen aus Kleinasien (s. oben) tre-
ten solche Belege gesichert erst im ausgehenden 6. Jt. auf (Belovode) und bleiben während des
gesamten 5. Jt. verhältnismäßig selten. Ihr absolutes Maximum erreichen Produktionsbelege in
der Zeitscheibe 3800–3600, bedingt durch die zahlreichen Nachweise in nordalpinen Seeufer-
siedlungen der Pfyner, Altheimer und Mondsee-Kultur. Danach geht die Nachweisfrequenz für
Kupferverarbeitung drastisch zurück.
Die Zeitverteilung der Schwergeräte lässt ein klares Bild erkennen (Abb. 5). Am Anfang
(5000–4600) stehen schmale massive Kupfermeißel. Ab 4600 dominieren kupferne Hammeräxte
(v. a. Typ Pločnik) neben schmalen Flachbeilen, ab 4400 kommen, neben jüngeren Hammeraxt-
250 Todorova 2002.
251 Dazu zuletzt Krauß et al. 2012.
Abb. 6 Verbreitung der Kupferartefakte vor 5200 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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Abb. 7 Verbreitung der Kupferartefakte 5200–5000 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
Abb. 8 Verbreitung der Kupferartefakte 5000–4800 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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typen (Vidra, Devnja) erste Axthacken auf (Ariuşd), In der letzten Zeitscheibe des 5. Jt. domi-
nieren die kreuzschneidigen Axthacken vom Typ Jászladány, zusammen mit langen gebogenen
Hammeräxten mit hackenartigem Nacken (Mezőkeresztés u. a.). Im 4. Jt. gewinnen die Flach-
beile an Bedeutung und stellen zwischen 3800 und 3400 den Hauptanteil der Schwergeräte dar.
Kreuzschneidige Axthacken waren, entgegen früheren Annahmen, in der Hochkupferzeit des
Karpatenbeckens (Boleráz, Baden) nicht mehr in Gebrauch.252 Dolche, die hier zu den Schwer-
geräten gerechnet werden, treten in geringer Stückzahl seit der mittleren Kupferzeit (Zeitscheibe
4200–4000) auf und nehmen bis zum letzten Drittel des 4. Jt. an Häugkeit zu.
Diese allgemeinen Trends sollen im Folgenden in ihrer räumlichen Differenzierung betrach-
tet werden. Auf der Basis der Zeitscheiben wurden Gesamtkartierungen der jeweils zugeordne-
ten Fundstellen mit Kupferartefakten erstellt und mit Kerndichteschätzungen hinterlegt, um die
Fundhäufungen deutlicher und quantitativ vergleichbar zu machen.253
Abb. 6 zeigt zusammengefasst die Verbreitung früher Kupferartefakte vor 5200 calBC. Die
insgesamt wenigen Fundpunkte lassen dennoch zwei relative Dichtezentren erkennen, nämlich
im nördlichen Mesopotamien und im Raum zwischen Thessalien und Siebenbürgen.
Im Zeitraum 5200–5000 calBC (Abb. 7) bildet abermals der ostserbisch-westbulgarische Ge-
birgsraum mit 5 Fundbelegen ein relatives Dichtezentrum, während die wenigen übrigen Fund-
punkte eher erratisch zwischen Nordungarn und Mesopotamien streuen. Lediglich im iranischen
Hochland (Tal-i-Iblis mit mehreren Kupferartefakten und Tepe Giyan) deuten zwei relativ nahe
benachbarte Fundorte auf eine räumliche Verdichtung hin. Diese Ausdünnung des Fundbestandes
im Ägäisgebiet, Anatolien und Mesopotamien kann jedoch zumindest für das anatolische sog.
Mittelchalkolithikum (zur Terminologie s. oben) auch mit der generell dürftigeren Fundlage254
erklärt werden.
In der folgenden Zeitscheibe 5000–4800 (Abb. 8) etablieren sich im südöstlichen Europa
drei Dichtezentren: ausgehend vom ostserbischen Gebirgsraum, wo sowohl Abbau von Kupfer-
erz (Rudna Glava) als auch dessen Verarbeitung (Belovode) im ausgehenden 6. Jt. einsetzen (s.
oben), nden sich weitere Belege, meist in Form von Kupferkleinartefakten in Siedlungen und
Gräbern der Tisza- und Lengyel-Kultur östlich der Theiss und westlich der Donau. Als weiteres
relatives Dichtezentrum ist der Raum Zentral- und Nordostbulgarien anzusprechen, wo verein-
zelt frühe Kupferartefakte aus Kontexten der Karanovo IV-Kultur (Dolnoslav) und aus Usoe II
stammen, außerdem mit Grab 626 in Durankulak, das in die Stufe Hamangia III datiert wird, der
(vielleicht) älteste Kupferschmuck Bulgariens belegt ist.255
Als dritte Region erscheint die Waldsteppenzone zwischen Ostkarpaten und Dn’estr, wo einige
Kupferkleinartefakte aus Siedlungen der Präcucuteni- und Tripol’e A-Kultur belegt sind.256 Auf-
grund teilweise ungenauer Kontextinformation und fehlender Zuweisung zu Präcucuteni-Stufen
verteilen sich diese Belege statistisch auf die beiden Zeitscheiben 5000–4800 und 4800–4600.
Im Zeitraum 4800–4600 calBC (Abb. 9), wo erste Schwergeräte (Depots von Pločnik mit
Meisseln und frühen Hammeräxten) auftreten, bleiben die genannten drei Verbreitungsschwer-
punkte in Südosteuropa bestehen, die interessanterweise die Untere Donau (Walachei, Nord-
bulgarien) fast vollständig ausklammern.257 In Durankulak sind inzwischen mehrere Gräber mit
252 Parzinger 1993, 348–349; vgl. auch Hansen 2009, 145.
253 Unscharf datierte Fundbelege wurden auch hier gewichtet bei mehreren Zeitscheiben kartiert. Mehrfache Vor-
kommen von Kupferfunden mit identischen Geokoordinaten (z. B. Gräberfeld von Varna) werden aus methodi-
schen Gründen als nur ein Beleg gewertet. Die Berechnung der Kerndichteschätzung erfolgte mit QGIS und einem
Suchradius (Kernbandbreite) von 200 km und biquadratischem Kern; anschließend wurden alle errechneten Raster-
werte logarithmiert (mit dem Programm SAGA), um über alle Zeitscheiben hinweg eine vergleichbar darstellbare
Skala zu erhalten.
254 Rosenstock 2014, 232–233.
255 Dimitrov 2002, 146.
256 Parzinger 1993, 345; Dergačev 2002, 82–84.
257 Für die Boian-Kultur ist aus einem Grab in Varaşti eine Kupferahle belegt (Lichter 2001, Kat.Nr. 315).
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Abb. 9 Verbreitung der Kupferartefakte 4800–4600 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
Abb. 10 Verbreitung der Kupferartefakte 4600–4400 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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Kupferschmuck und Kleinartefakten ausgestattet258 und der Verbreitungsraum von Kupferarte-
fakten im Bereich Präcucuteni-Tripol’e A weitet sich nach Moldavien aus (Hort von Carbuna).259
In Klein- und Vorderasien ist während des gesamten Zeitraumes 5000–4600 calBC keine mit
Südosteuropa vergleichbare regionale Schwerpunktbildung zu erkennen. Die Belege sind spärlich
und streuen zwischen Zentralanatolien und Südiran.
Mit der Zeitscheibe 4600–4400 calBC (Abb. 10) kommt es zu einer signikanten Verdich-
tung des Fundbildes in Südosteuropa und im Karpatenbecken. Dichtezentren sind nun Bulgarisch
Thrakien mit der Unteren Donau (Nordostbulgarien, Muntenien) sowie das nordwestpontische
Gebiet zwischen Ostkarpaten und Dn’estr, also im Wesentlichen die Verbreitungsgebiete der
KGK VI- und Cucuteni A-Kultur. Doch auch Siebenbürgen und das südöstliche Karpatenbecken
weisen zahlreiche Fundpunkte auf. Nach Südwesten hin sind Kupferartefakte erstmals auch in
Bosnien-Herzegowina und bis zur dalmatinischen Adriaküste verbreitet, während im Nordwesten
die Westslowakei eine erhöhte Funddichte aufweist.
Auch die Zeitscheibe 4400–4200 calBC (Abb. 11) wird zwischen Thrakien und rumänischer
Moldau noch von der späten KGK VI- und Cucuteni A-Kultur geprägt, allerdings werden die
Gräberfelder von Varna und Durankulak nicht mehr dieser Zeitscheibe zugerechnet. Ein Dich-
tezentrum im nordöstlichen Karpatenbecken (NO-Ungarn, Ostslowakei, Karpato-Ukraine) lässt
sich mit der klassischen Tiszapolgár-Kultur assoziieren, deren südliches Verbreitungsgebiet
wesentlich metallärmer erscheint. Im Nordwesten verstärkt sich ein Dichtezentrum im Raum
Westslowakei-Ostmähren.
Während der beiden Zeitscheiben 4600–4200 sind aus Klein- und Vorderasien wiederum nur
vereinzelt und verstreut Kupferartefakte belegt. Allerdings lässt sich recht deutlich ein Dichte-
zentrum in der südlichen Levante ausmachen. Die Vermutung liegt nahe, dass das vermehrte Auf-
treten früher Kupferartefakte im südlichen Israel (Ghassul-Beersheva-Kultur)260 mit der Erschlie-
ßung der Kupfererzlagerstätten auf beiden Seiten der Arava-Senke (Timna261; Wadi Feinan262) in
Verbindung steht.
In den letzten zwei Jahrhunderten des 5. Jt. (Abb. 12) lässt sich ein großer zusammenhängen-
der Verbreitungsraum mehrerer hunderter kupferführender Fundstellen erkennen. Er reicht von
NW-Bulgarien und Ostserbien (Krivodol-Salcuţa-Bubanji Hum-Kultur) bis nach Nordmähren.
Sein Kernbereich umfasst Siebenbürgen und die Osthälfte des Karpatenbeckens, er lässt sich
im Wesentlichen mit der Bodrogkeresztúr-Kultur assoziieren. Im Südwesten erstreckt sich eine
fundführende Zone von Südwestungarn über Kroatien, die zumindest teilweise mit der Bala-
ton-Lasinja-Kultur in Verbindung stehen dürfte. Der westpontische Raum, von Thrakien bis zur
Dobrudscha, ist hingegen weitgehend fundleer, in diese Zeit fällt die „Übergangsperiode“ nach
dem Ende der bulgarischen Spätkupferzeit und der südrumänischen Gumelniţa-Kultur.
Im Zeitraum 4000–3800 (Abb. 13) ist erneut eine deutliche Verlagerung der Dichtezentren zu
erkennen. Während Siebenbürgen und das Theißgebiet nur wenige Kupferfunde aufweisen, ndet
sich eine starke Konzentration im Raum Westslowakei-Mähren, eine weitere in Mitteldeutsch-
land. Erstmals treten Kupferfunde jetzt im südwestdeutsch-schweizerischen Raum auf. Moderate
Verdichtungen bestehen weiterhin in Kroatien, außerdem im Bereich der Cucuteni AB-Kultur
zwischen Ostkarpaten und Dn’estr sowie der Tripol’e B2-Kultur am mittleren Dn’epr. Außerhalb
Europas lässt sich weiterhin ein Dichtezentrum in der südlichen Levante erkennen, während kup-
ferführende Fundstellen im iranischen Hochland weit streuen.
Zwischen 3800 und 3600 (Abb. 14) bleiben Verbreitungsschwerpunkte von Kupferartefakten
in der Westslowakei und Mähren sowie in Mitteldeutschland bestehen, während sich die größte
258 Dimitrov 2002, 141–147.
259 Dergačev 2002,11–17; vgl. auch Govedarica 2001, 158–159.
260 Klimscha 2013.
261 Rothenberg 1990.
262 Hauptmann 2000; Hauptmann 2007.
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Abb. 11 Verbreitung der Kupferartefakte 4400–4200 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
Abb. 12 Verbreitung der Kupferartefakte 4200–4000 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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Abb. 13 Verbreitung der Kupferartefakte 4000–3800 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
Abb. 14 Verbreitung der Kupferartefakte 3800–3600 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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Verdichtung im Raum zwischen Bodensee und Schweizer Mittelland ausmachen lässt. Aus zahl-
reichen Uferrandsiedlungen der Pfyner und Cortaillod-Kultur sind nicht nur Kupferkleinarte-
fakte, sondern auch Gusstiegel und sonstige Spuren lokaler Produktion nachgewiesen, häug
dendrodatiert. Die Zone nordalpiner Kupferproduktion lässt sich nach Osten über die Altheimer
bis zur Mondseekultur verfolgen. In Südosteuropa ist eine gewisse Fundkonzentration im östli-
chen Siebenbürgen zu verzeichnen, die nach Norden ins Gebiet der Cucuteni B-Kultur ausstrahlt
und im Süden mit einzelnen Fundpunkten bis Thrakien reicht.
Während der letzten hier betrachteten Zeitscheibe 3600–3400 (Abb. 15) bestehen weiterhin
Verdichtungsräume in der Westslowakei und Mähren sowie in Mitteldeutschland,263 wohinge-
gen das Karpatenbecken und Südosteuropa weitgehend fundleer erscheinen. Einzig im Bereich
der Tripol’e C1-Siedlungen am mittleren Dn’epr lässt sich eine kleinräumige Fundkonzentrati-
on ausmachen. Die südwestdeutsch-schweizerische Fundkonzentration ist in dieser Zeitscheibe
verschwunden, da bekanntlich zwischen dem späten 36. und 34./33. Jh. an den nordwestalpinen
Seeufern infolge verbreiteter Transgressionen kaum Uferrandsiedlungen überliefert sind.264
Die diachrone Folge von Verbreitungskarten mit Kerndichteschätzung (Abb. 6–15) zeigt ei-
nerseits zwischen Südost- und Mitteleuropa einen sehr dynamischen Prozess, andererseits ein
wiederholtes „Aufackern“ in der Verbreitung von Kupferartefakten in Südwestasien, ohne dass
hier – mit Ausnahme der südlichen Levante – ein klarer Konzentrations- oder Diffusionsprozess
erkennbar wäre.
263 Die Fundkonzentration in Mitteldeutschland beruht vor allem auf Einzelfunden von Flachbeilen, die nicht scharf
datierbar sind und daher statistisch auf mehrere Zeitscheiben verteilt wurden.
264 Magny 2004; Suter – Schlichtherle 2009, 35.
Abb. 15 Verbreitung der Kupferartefakte 3600–3400 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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Abb. 16 Verbreitung der Kupferschwergeräte 5000–4200 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
Abb. 17 Verbreitung der Kupferschwergeräte 4200–3800 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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Was den europäischen Teil betrifft, so kommt hier in unerwarteter Deutlichkeit zum Aus-
druck, dass die Verbreitung von Kupferartefakten und die mit ihnen verbundenen metallurgischen
Kenntnisse und Fähigkeiten offensichtlich keinem linearen Diffusionsprozess unterlagen. Viel-
mehr lösen sich Dichtezentren ab, mehrfach sind neu auftretende Fundverdichtungen mit einem
Rückgang zuvor bestehender Schwerpunkte in Nachbarräumen verbunden. Besonders deutlich
wird dies mit der Verlagerung des bulgarisch-westpontischen Schwerpunkts (4600–4200) nach
Siebenbürgen und das Karpatenbecken 4200–4000 und erneut, nach 4000 calBC in den slowa-
kisch-mährischen Raum.
Diese Verschiebungen der Verbreitungsschwerpunkte lassen sich recht gut anhand der Schwer-
geräte differenzieren (Abb. 16–18). Hier wurden kupferne Schwergeräte nach Objektgruppen
differenziert kartiert. Während die frühen Hammeräxte (vor 4200 calBC) von Nordostbulgarien
bis Mähren verbreitet sind, konzentrieren sich Meißel und schmale Flachbeile auf den Osten Bul-
gariens. Frühe Flachbeile kommen darüber hinaus in Siebenbürgen und Mähren vor (Abb. 16). Im
Zeitraum 4200–3800 calBC dominieren kreuzschneidige Axthacken neben späten Hammeräxten
mit achem, breitem Nacken (Abb. 17). Sie bilden im Wesentlichen das Dichtezentrum (Abb.
12–13) im Karpatenbecken, Siebenbürgen, Serbien und Nordwestbulgarien, während der Osten
Bulgariens, die östliche Walachei und Dobrudscha nur mehr wenige Fundpunkte aufweisen.
Im Zeitraum 3800–3400 hat sich das Fundbild drastisch verändert (Abb. 18): westlich der
N-S-ießenden Donau kommen Schwergeräte nur mehr in Form von Flachbeilen vor, während
vor allem im östlichen Siebenbürgen und bis nach Nordbulgarien späte kreuzschneidige Axt-
hacken des Typs Tîrgu Ocna vorkommen. Dolche sind in diesem Zeitraum vom nordpontischen
Steppenraum bis nach Südwestdeutschland (Reute-Schorrenried) verbreitet.
Zwar dominiert bei diesen Schwerpunktverlagerungen der Kupferfunddichte ein Südost-Nord-
west-Gradient, es gibt aber auch „Abzweigungen“ nach Südwesten (Kroatien, Bosnien) und
Nordosten (Cucuteni-Tripol’e-Gebiet). Trotz aller Einschränkungen, was die Datierungsschärfe
Abb. 18 Verbreitung der Kupferschwergeräte 3800–3400 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin)
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der hier verwendeten Datengrundlage betrifft, scheint sich hier doch ein konsistentes und sehr dy-
namisches Bild zu ergeben. Ehe auf die Interpretation dieses Bildes zurückzukommen ist, sollen
einige Überlegungen zu den technologischen und sozialarchäologischen Voraussetzungen und
Rahmenbedingungen der Ausbreitung der Metallurgie vorangestellt werden.
Überlegungen zu Technologietransfer und Innovationsprozess
Der Beginn der Kupfermetallurgie, der die pyrotechnische Verarbeitung von Metallen einleitet,
wird als grundlegender Schritt in der Menschheitsgeschichte betrachtet (s. oben z. B. Childe).
Daher sollen dieser Innovationsprozess und der damit verbundene Technologietransfer abschlie-
ßend noch einmal im Detail beleuchtet werden. Dabei wird zwischen technischen und gesell-
schaftlichen Aspekten bzw. Voraussetzungen unterschieden, die beide eine conditio sine qua non
darstellen.
Technische Aspekte und Voraussetzungen
Die Kupfermetallurgie265 basiert auf der Verarbeitung des Schwermetalls Kupfer, das in Form von
gediegenem Kupfer und von Kupfererz – in verschiedenen Ausprägungen – verarbeitet wurde.
Kupfervorkommen sind im Vergleich zu anderen Metallen eher selten – bezogen auf die Häu-
gkeit in Gramm pro Tonne feste Erdkruste steht es erst an 25. Stelle. Es ist jedoch das am
häugsten gediegen vorkommende Metall,266 was wiederum als wichtige Voraussetzung für die
Entwicklung der frühen Kupfernutzung gewertet wird.267 Die „Seltenheit“ wird relativiert durch
die vergleichsweise gleichmäßige Verbreitung der Vorkommen über Europa.268 Theoretisch war
in vielen Regionen ein einfacher Zugang zu Kupfer möglich. Allerdings gelingt es aufgrund re-
zenter bzw. zeitlich nachfolgender Abbautätigkeiten nicht immer, eine vorgeschichtliche Nutzung
nachzuweisen. Es bleibt also für viele Vorkommen unklar, ob sie tatsächlich in der Vorgeschichte
abgebaut wurden.
Kupfererzgänge weisen einen charakteristischen Aufbau auf. Im oberächennahen Bereich
ndet sich die Oxidationszone eines Erzgangs. Diese besteht aus gediegenem Kupfer – mit einem
Kupfergehalt von 99% – und verschiedenen oxidischen (Schwefel-freien) Kupfererzen, die unter-
schiedlich hohe Kupfergehalte aufweisen.269 Sie reicht bis zum anstehenden Grundwasserspiegel.
Darunter schließt sich der Bereich der suldischen Erze an. Durch die Verwitterung der oxidischen
Erze kommt es zur Anreicherung von Metallsulfaten im oberen Bereich dieser suldischen Erze,
was zur Herausbildung der sog. Zementationszone führt. Darunter folgt wiederum der Bereich
der unveränderten, primären suldischen Erze.270 Die Erze der unterschiedlichen Zonen weisen
verschiedene Kupfergehalte auf, die teilweise durch Aufbereitung, d. h. Verhüttung, gewonnen
werden müssen. Reines/Gediegen Kupfer kann direkt verarbeitet werden, z. B. durch Hämmern,
Tempern oder Schmelzen. Oxidische Erze wie Malachit können in einem einfachen Verfahren
265 Kupfermetallurgie bezeichnet technische Prozesse, bei denen Kupfererze bei hohen Temperaturen (über 1000°C)
verarbeitet werden, d. h. das gewonnene Kupfererz wird verhüttet und durch Schmelzen und Guss weiter verarbei-
tet. Die Kaltverarbeitung von gediegen Kupfer und Kupfermineralien durch Hämmern, Schleifen o. ä., wird nicht
unter dem Begriff Kupfermetallurgie subsumiert (siehe hierzu auch Radivojević et al. 2010, 2776).
266 Weisgerber 2001, 498.
267 Weisgerber 2001, 498; Strahm – Hauptmann 2009, 122.
268 Geologisch konzentrieren sich zahlreiche Vorkommen ganz unterschiedlicher Erze auf die eurasischen Faltengebir-
ge, die sich von den Alpen, über den Balkan bis in die Türkei, Iran und nach Afghanistan erstrecken. Dies erklärt
die weit gestreute Verbreitung in Eurasien (Strahm – Hauptmann 2009, 122).
269 Ottaway 1994, 18; Weisgerber 2001, 498. Oxidische Erze entstehen durch Verwitterung primärer (suldischer)
Erze (Strahm – Hauptmann 2009, 122).
270 Siehe Ottaway 1994, 16–17, Abb. 4; Weisgerber 2001, 498, Abb. 70.
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eingeschmolzen werden. Die suldischen Kupfererze müssen hingegen in einem mehrstugen
Prozess aufbereitet werden, um Metall zu gewinnen.271 Durch die oberächliche Verfügbarkeit
von reinem bzw. oxidischem Kupfer – Tiefbau ist erst für die Nutzung der suldischen Erze von
Bedeutung und die Möglichkeit, sie mit relativ einfachen Mitteln zu bearbeiten, erklärt sich
auch ihre frühe Nutzung bereits vor der Entwicklung einer Kupfermetallurgie.272
Am Beginn stehen daher Techniken, die unter dem Sammelbegriff „Kaltverarbeitung“ subsu-
miert werden, der Hämmern, Formgebung durch Abrieb, aber auch Tempern273 bei 400–700°C
und anschließendes Schmieden mit einschließt.274 Maddin et al. weisen jedoch darauf hin, dass die
Schmiede den mechanischen Effekt des Temperns nicht erkannten. Statt durch Kalthämmern eine
größere Härte des Artefakts zu erzielen wurden die getemperten Stücke nicht weiter bearbeitet.275
Die genannten Verfahrensweisen basieren auf zur damaligen Zeit „altbekannten“ Techniken, wie
sie aus der Feuersteinbearbeitung belegt sind.
Bereits im Akeramischen Neolithikum des Vorderen Orients werden mit der Herstellung von
Gips und Kalkmörtel (Terrazzoböden) jedoch pyrotechnische Verfahren fassbar, die erste Schritte
auf dem Weg zur Verarbeitung suldischer Kupfererze darstellen.276 Grundlegend hierfür war
die Erzeugung hoher Temperaturen. Zur Verhüttung suldischer Erze sind Temperaturen über
1100 ˚C nötig, die ein vollständiges Einschmelzen ermöglichen, sowie eine reduzierende Atmo-
sphäre.277 Diese Techniken wurden – so die derzeitige Annahme – bei der Verarbeitung von Kalk
bzw. Gips sowie mit der Produktion hochgebrannter Keramik entwickelt. So werden für die Her-
stellung von gebranntem Kalk Temperaturen von über 800 ˚C benötigt,278 die zudem über einen
längeren Zeitraum aufrechterhalten werden müssen.279
Bei der Herstellung frühneolithischer Keramik in dieser Region wurden Temperaturen zwi-
schen 500 und 800°C erreicht. Erst für die Produktion sehr hart gebrannter und polychromer
Keramik, wie sie am Ende des 6. Jt. v. Chr. im Bereich der späten Halaf- und Obeidkultur Vorder-
asiens sowie ab der Stufe Vinča B in Südosteuropa auftritt, sind der Einsatz von Reduktionstech-
niken sowie Temperaturen im Bereich von 850 bis 1100°C nötig,280 wie sie in zweikammerigen
Brennöfen erreicht werden können. Lochtennen, die die Existenz solcher Öfen bestätigen, liegen
ab der Stufe Vinča C (ca. 5000–4750 calBC) aus Rumänien und Nordbulgarien vor,281 und auch
im Persischen Hochland kommen zweikammerige Töpferöfen im 5. Jt. v. Chr. auf. Zahlreiche
Reste misslungener Keramikbrände mit vitrizierter Keramikschlacke weisen darauf hin, dass bei
anspruchsvollen polychromen Gefäßbränden erste zufällige Erfahrungen mit der Schmelze anor-
ganischer Feststoffe gemacht worden sein konnten.282 Der derzeit älteste direkte Beleg für Kup-
ferverhüttung ist der bereits erwähnte Schlackebrocken aus der Siedlung von Belovode/Serbien,
der um 5000 v. Chr. datiert wird. Dabei handelt es sich jedoch um oxidische Erze, die verarbeitet
wurden.
271 Siehe Ottaway 1994, 100–104.
272 Strahm – Hauptmann 2009, 118. Hauptmann und Strahm weisen darauf hin, dass die frühen Belege für Metallurgie
besonders dort zu nden sind, wo diese oberächlich zugänglichen Vorkommen gehäuft auftreten, wie z. B. auf
dem Balkan, im Pontischen Gebirge, dem Taurus, Kaukasus und Zagros (Strahm – Hauptmann 2009, 122).
273 Durch Kalthämmern von gediegenem Kupfer bilden sich Risse. Tempern bzw. Durchglühen führt zu einer Rekris-
tallisation des Materials, so dass die ursprüngliche Geschmeidigkeit des Gefüges wieder hergestellt wird (Esin
2007, 214–215).
274 Siehe Radivojević et al. 2010, 2776, 2784.
275 Maddin et al. 1999, 41.
276 Schoop 1995, 41–44; Schoop 1999, 34; Strahm – Hauptmann 2009, 119.
277 Ottaway 1994, 93–94; Strahm – Hauptmann 2009, 119, 123.
278 Für die Herstellung von Gips reichen Temperaturen von 150–400˚C aus (Pernicka 1995, 22).
279 Pernicka 1995, 22; Schoop 1999, 33, Abb. 4; Strahm – Hauptmann 2009, 123.
280 Schoop 1999, 33–34, sowie Abb. 4.
281 Schier 1997, 39; Schier – Draşovean 2004, 213; Scharl – Suhrbier 2005, 51.
282 Borić 2009, 238; Helwing 2013, 114–115.
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Um das Kupfer aus schwefelhaltigen Kupferverbindungen zu isolieren, werden die Erze in
einem mehrstugen Prozess geröstet und unter reduzierender Atmosphäre geschmolzen. Ein ide-
alisierter Verhüttungsprozess würde so ablaufen, dass das suldische Kupfererz zerkleinert und
anschließend geröstet wird, so dass Teile des Schwefels gelöst werden. Eventuell enthaltenes Ei-
sen oxidiert. Dann folgt das Einschmelzen unter reduzierender Atmosphäre. Durch den Zuschlag
eines Flussmittels (je nach Zusammensetzung des tauben Gesteins z. B. Quarz/Sand oder Eisen-
oxid), kann sich das oxidierte Eisen mit der Kieselsäure zu Schlacke verbinden, die nach unten
abießt. Archäologische Belege zeigen jedoch, dass in der Frühzeit der Kupfermetallurgie in den
seltensten Fällen eine Trennung von Metall und Schlacke gelang. Der Regelfall dürfte vielmehr
der gewesen sein, dass Kupfer aus der gewonnenen Schlacke herausgelöst wurde und die kleinen
Metallmengen zu größeren verschmolzen wurden.283
Der beschriebene Prozess macht deutlich, dass eine rein zufällige Entdeckung, beispielsweise
indem Kupfererz „aus Versehen“ in einen Ofen gelangte, auszuschließen ist. Wie Borić prägnant
zusammenfasst – unter Bezug auf Coghlan284 – „… what would happen if copper ore accidentally
found its way into a furnace: complex and varied experiments have shown that nothing happens
at all“. Coghlan bzw. Borić schlagen daher folgendes Szenario für die Initialzündung zur „Ern-
dung“ der Kupferverhüttung vor: Die einfachste Methode zur Herstellung metallischen Kupfers
bestehe darin, fein gemahlenen Malachit in einem Keramikgefäß, das wiederum mit einem wei-
teren Gefäß abgedeckt wird, unter reduzierenden Bedingungen extremer Hitze auszusetzen.285
Aber auch wenn die Frage nach der Initialzündung, die die Verhüttung suldischer Erze schließ-
lich ermöglichte, nicht bis ins letzte Detail geklärt werden kann und vielleicht auch nie geklärt
werden wird, zeigt die Analyse der notwendigen technischen Einzelelemente und Schritte, dass
die zur Verhüttung unabdingbaren Fertigkeiten in Südosteuropa und Persien spätestens in der
zweiten Hälfte des 6. Jt. v. Chr. belegt sind. Allein deren Vorhandensein reicht jedoch nicht aus,
um aus einer Invention eine erfolgreiche Innovation286 zu generieren. Wie bereits Ottaway unter
Bezugnahme auf Renfrew feststellte: „Only when the invention was accepted and adopted by the
community, did it become an innovation, which was then integrated into the spectrum of existing
skills, activities, symbolic schemes and ideological structures of that society. In this sense, it can
be seen that the decisive innovation is social rather than technical. Often the technology is already
there.“287
Innovationsprozess – soziale Aspekte
Renfrew und Ottaway beschreiben hier, was in der soziologischen Innovationsforschung bereits
seit den Arbeiten Rogers zur Ausbreitung von Innovationen bekannt ist – die Übernahme einer
Innovation bzw. der Innovationstransfer ist in erster Linie ein sozialer Prozess, bei dem soziale
Strukturen wirksam werden und zwar in unterschiedlicher Hinsicht.288 Dabei ist zuerst einmal zu
fragen, warum sich die Kupfermetallurgie zu dieser Zeit in diesem Raum entwickelte, etablierte
und sich schließlich von dort ausbreitete. Wiederholt diskutiert wurde ein Zusammenhang zwi-
schen der Entstehung sozialer Hierarchien und der Rolle von Kupfer.289 Ein Blick ins Detail zeigt
283 Strahm – Hauptmann 2009, 124.
284 Coghlan 1939/1940.
285 Coghlan 1939/1940, zitiert nach Borić 2009, 191.
286 Innovation wird hier im Sinne Renfrews verstanden: „Invention is the discovery or achievement by an individual
of a new process or form, whether deliberately or by chance. Innovation […] implies the widespread adoption of
a new process or form, and clearly it must be preceded by the relevant inventions whether by a short or by a long
period“ (Renfrew 1978).
287 Ottaway 2001, 88–89; zitiert Renfrew 1986, 146.
288 Rogers 1995, 1–2.
289 So z. B. Renfrew 1986; Kienlin 2008, 506; Kienlin 2014, 448. Siehe dazu auch Burmeister – Müller-Scheeßel 2013,
7; Hansen 2013, 143.
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jedoch, dass die Vorgänge zu Beginn dieser Innovation differenzierter betrachtet werden müssen
(s. unten).
Die Weitergabe von Wissen und damit von Innovationen basiert auf Kommunikation. Diese
ndet jedoch nicht im neutralen Raum statt – vielmehr ist sie eingebunden in soziale Kontexte.
Dies betrifft Empfänger und Sender einer Botschaft, die jeweils in ihre spezischen sozialen
Kontexte eingebunden sind, dies betrifft übergeordnet aber auch die Rolle der beteiligten Per-
sonen innerhalb der größeren sozialen Gruppe.290 Die Übernahme einer Neuerung birgt immer
ein gewisses Risiko. Für den Einzelnen ist schwer abzuschätzen, inwieweit die Übernahme einer
Neuerung Vorteile, aber natürlich auch Nachteile mit sich bringt. Daher spielen nahestehende Per-
sonen, denen man vertraut und die die Innovation bereits übernommen haben, eine grundlegende
Rolle. Sie dienen als Vorbild und beeinussen die Entscheidung pro oder contra Übernahme
grundlegend. Das soziale Netzwerk ist folglich eine entscheidende Variable bei der Diffusion von
Innovationen (s. auch Rogers). Da die Übernahme einer Neuerung auch in der Hinsicht riskant ist,
dass soziale Normen gebrochen werden, kommt gerade in einem frühen Stadium des Diffusions-
prozesses Personen, die am Rand einer Gesellschaft stehen, oder aber eine sozial herausgehobene
Position innehaben, eine besondere Bedeutung zu.291
Die Herausbildung sozial herausgehobener Schichten, Machtstreben und damit verknüpft
eine wachsende Bedeutung von Prestigegütern, unter denen Kupferschwergeräten eine besondere
290 Rogers unterscheidet insgesamt fünf Adaptoren-Kategorien (Rogers 1995, 252–280). Diese sind Innovationen ge-
genüber unterschiedlich stark aufgeschlossen. Nach Grad der Aufgeschlossenheit sind dies: Innovatoren, frühe
Adaptoren, frühe Mehrheit, späte Mehrheit und Nachzügler.
291 Burmeister – Müller-Scheeßel 2013, 3.
Abb. 19 Verbreitung der Kupferkleinartefakte vor 5500 calBC (Grak: S. Suhrbier, Berlin).
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Stellung zukommt, mag auf den ersten Blick auch ein recht stimmiges Bild geben und plausibel
erklären, warum die „Erfolgsgeschichte“ von Kupfer eng verzahnt ist mit gesellschaftlichen Hie-
rarchisierungsprozessen. Der Blick ins Detail macht jedoch einen langsamen Integrationsprozess
sichtbar. Ein Zusammenhang zwischen Kupfer und sozialen Strukturen lässt sich dabei erst zu
einem späteren Zeitpunkt fassen.
Die frühesten Belege für die Nutzung von Kupfer bzw. Kupfermineralien liegen – wie be-
schrieben in Form von Perlen aus Malachit oder Azurit vor. Diesen kann auf der Basis des
archäologischen Quellenmaterials und des daraus rekonstruierten gesellschaftlichen Kontextes
keine Rolle in der Entwicklung sozialer Hierarchien zugerechnet werden. Diskutiert wird hin-
gegen ihre Bedeutung im Zusammenhang mit den Anfängen der Nahrungsproduktion und zwar
konkret ihre Bedeutung als integraler Bestandteil des „Neolithischen Pakets“.292
Dabei wird der Farbe dieser Perlen eine besondere Bedeutung zugeschrieben (s. oben).293 Ein
Zusammenhang mit der Ausbreitung der neolithischen Lebensweise könnte sich auch auf Abb. 19
widerspiegeln, die die Verbreitung früher Perlen aus Malachit und gediegen Kupfer im Vorderen
Orient und in Südosteuropa zeigt. Wenn im Vergleich zu nachfolgenden Perioden zahlenmäßig
auch nur wenige Stücke belegt sind, deutet sich doch ein Schwerpunkt im Vorderen Orient und
Anatolien an. Im südosteuropäischen Raum treten nur einzelne Belege auf (Divostin I, Zmajevac,
Lepenski Vir III a und b). Da diese Funde im südosteuropäischen Raum zeitlich isoliert (1. Hälfte
6. Jt. v. Chr.) von der nachfolgenden frühen Kupfermetallurgie stehen (vgl. Abb. 3), sollten sie
eher als eigenständiges Phänomen betrachtet werden.
Ein vermehrtes – im Vergleich zur 2. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. jedoch immer noch zahlenmäßig
untergeordnetes – Auftreten von Kupferartefakten wird erst im ersten Drittel des 5. Jt. v. Chr.
fassbar. Nun sind verschiedene Formen von Kupferschmuck, aber auch Kupferartefakten belegt.
Dabei dominieren einfache Formen, wie Kupferstifte oder einfache Armbänder, Perlen und auch
erste Kupferschwergeräte aus gegossenem Kupfer. Diese Formen sind aus ganz unterschiedlichen
Fundkontexten bekannt – als Grabbeigabe, als Siedlungsfunde, als Depotfunde oder als Einzel-
funde. Regelhaftigkeiten zwischen Fundkontext und Objekttyp, wie sie in der zweiten Hälfte des
5. Jt. v. Chr. sichtbar werden, lassen sich noch nicht fassen. Ebenso wenig ist eine ausgeprägte
Regionalisierung der Formen bestimmter Typen belegt. Beides weist darauf hin, dass Kupfer im
Allgemeinen und diese Formen im Besonderen noch keinen festen Platz in den unterschiedli-
chen gesellschaftlichen Sphären erlangt hatten. Die Übernahme einer Innovation kann als Inte-
grationsprozess verstanden werden, wie Ottaway ihn beschreibt „… an innovation, which was
then integrated into the spectrum of existing skills, activities, symbolic schemes and ideological
structures of that society …“.294 Innerhalb dieses Prozesses wird die Bedeutung der jeweiligen
Innovation sozusagen ausgehandelt, die Objekte, die anfangs fremd sind, werden in einen ge-
sellschaftlichen Kontext integriert. T. Taylor schlägt hierfür den Begriff der „envaluation“ vor.
Taylor folgend werden neue Materialien in einem graduellen kulturellen Prozess „envalued“,
d. h. mit Werten aufgeladen.295 Dies ermögliche die Integration dieser neuen Materialien in Ge-
sellschaft und Identität einer Gemeinschaft.296 Im Rahmen dieses Prozesses wird auch die Nut-
zung altbekannter Techniken in der frühen Phase der Kupfernutzung verständlich. Die Menschen
manipulierten es innerhalb des stilistischen und funktionalen Rahmens von bereits bekannten
Materialien. Dadurch erhalten die Objekte aus dem neuen Material einen spezischen kulturellen
292 Siehe z. B. Ecsedy 1990, 211; Pernicka 1995, 39; Borić 2009, 237; Thornton 2009; Kienlin 2010, 8–9. Vgl. aber
z. B. Çilingiroğlu 2005 oder Hansen 2009, 12, die Kupfer nicht als Bestandteil berücksichtigen.
293 Nach Schoop 1995, 2; Kienlin 2010, 10.
294 Ottaway 2001, 88–89.
295 Der Begriff „envaluation“ wird auch in anderen Arbeiten und Zusammenhängen verwendet. So versteht S. Pollock
in ihrer Arbeit zur Bedeutung von Prestige am Beispiel des königlichen Bestattungsplatzes von Ur „envaluation“
als die Entwicklung einer Rangskala von Prestigegütern in einer Gesellschaft (Pollock 1983, 11). In der vorliegen-
den Arbeit bezieht sich der Begriff „envaluation“ explizit auf die Denition von T. Taylor (Taylor 1999, 29, 32).
296 Taylor 1999, 29.
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Wert. Aus der Perspektive semiotischer Interpretationsansätze kommt es sozusagen zu Bedeu-
tungszuschreibungen, d. h. spezische Gegenstände werden mit spezischen Ideen verknüpft.297
Erst durch diesen Integrationsprozess erhalten sie auch einen festen Platz innerhalb einer Gesell-
schaft. Dies lässt sich für Kupferartefakte erst in der zweiten Hälfte des 5. Jt. v. Chr. in größerem
Maßstab fassen.
In dieser Zeit lässt sich nun eine Entwicklung beobachten, die die Diskussionen um die Be-
deutung der frühen Kupfermetallurgie seit langem prägt. Kupferne Schwergeräte, insbesondere
Äxte und Beile, treten als Beigaben in Bestattungen auf, die aufgrund dessen, aber auch aufgrund
weiterer exzeptioneller Beigaben als herausgehobene Persönlichkeiten angesprochen werden. So
sind in den Gräberfeldern der Tiszapolgár- und Bodrogkeresztúr-Kultur anhand der Grabbeigaben
Ausstattungsgruppen innerhalb der beiden Geschlechter unterscheidbar, unter denen sich Gruppe
A der männlichen Bestatteten u. a. durch die Beigabe von Äxten – aus Stein, Geweih oder aber
Kupfer – auszeichnet298. Hinzu kommt, dass pro Gräberfeld nur ein bis zwei derartige Bestat-
tungen belegt sind.299 Da zudem in den Ausstattungsgruppen B und C bei den männlichen und
A–C bei den weiblichen Toten alle Altersgruppen vertreten sind, nicht jedoch in Gruppe A bei
den männlichen Toten – hier sind nur adulte bis mature Männer bestattet – scheint dieser Status
nicht vererbt worden zu sein. Lichter sieht in den männlichen Bestatteten der Gruppe A Perso-
nen, die eine gewisse Führungsrolle innehatten, die sie aufgrund persönlicher Leistung, Alter und
Geschlecht erreicht haben. Er beschreibt sie als Familienoberhäupter, die jedoch keine räumlich
übergeordnete Statusposition innehatten.300
In diesem spezischen kulturellen Kontext kann Kupferäxten (als Grabbeigabe in Bestattun-
gen einzelner adulter bis maturer Männer) eine Rolle als Positionsgut zugeschrieben werden.301
Dabei darf nicht übersehen werden, dass sich beispielsweise im eponymen Gräberfeld von Tis-
zapolgár-Basatanya gar keine Kupferäxte nden.302 Hier sind diese aus anderen Materialien wie
Stein oder Geweih hergestellt.303 Dies deutet darauf hin, dass es in diesem kulturellen Milieu
nicht unbedingt um das Rohmaterial selbst ging, sondern dass v. a. bestimmte Formen mit spezi-
schen Bedeutungen aufgeladen waren. Kupfer war nur eines von mehreren Materialien, das für
deren Herstellung verwendet wurde. So ndet sich in Grab 3060 im Gräberfeld von Alsonyék,
das Zalai-Gaál et al. in den kupferzeitlichen Abschnitt der Lengyel-Kultur datieren und das auf-
grund der Grabarchitektur (Größe, Tiefe, Anlage eines Podests), aber auch aufgrund der Beigaben
(u. a. Eberzahnlamellen, Keulenkopf aus Marmor, Kupfer-, Spondylus- und Dentaliumschmuck,
lange Silexklingen aus wolhynischem Flint) einer herausgehobenen Persönlichkeit zugerechnet
wird, eine aufwändig geschliffene, facettierte Steinaxt.304 Darüber hinaus lässt sich ein zeitlicher
Ablösungsprozess beobachten, in dem Kupfer nach und nach an Bedeutung gewinnt und andere
Materialien für die Herstellung bestimmter Geräte ersetzt. Dies wird u. a. im Gräberfeld von
Varna sichtbar. Die frühesten Kupferbeigaben sind Kupferfolien und Kupferdraht. Diese nden
sich u. a. neben Steinbeilen und Geweihhacken.305 Erst in den jüngeren Gräbern nden sich ne-
ben Kupferpfriemen auch Schwergeräte vom Typ Pločnik. Diese treten Krauß et al. folgend an
die Stelle der Geweihhacken und ersetzen diese. Und erst am Ende der Entwicklung werden
297 Siehe Burmeister 1999, 242.
298 In den Gräbern dieser Gruppe ndet sich beispielsweise auch auffällig viel Keramik (Lichter 2001, 291).
299 Lichter 2001, 344–349.
300 Lichter 2001, 291.
301 Eine Herstellung von Prestigegütern, die eng mit der sozialen Entwicklung von Gesellschaften verzahnt ist, sehen
Burmeister und Müller-Scheeßel erst mit einer entwickelten Bronzetechnologie in bronzezeitlichen Gesellschaften
(s. Burmeister – Müller-Scheeßel 2013, 7).
302 Aus Kupfer sind dort lediglich Ringe, Perlen und Armreifen belegt (Lichter 2001, 286–287).
303 Lichter 2001, 282.
304 Zalai-Gaál et al. 2011.
305 Krauß et al. 2012, 73.
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unterschiedliche kupferne Schwergerätetypen beigegeben, wie Hammeräxte vom Typ Vidra, Var-
na und schließlich Devnja.306
Varna selbst, aber auch die gesamte Entwicklung östlich der Theiß zeigen, dass es sich um
einen langsamen Integrationsprozess handelt. Auch deshalb kann der hier beschriebene Innova-
tionsprozess als sozialer Prozess verstanden werden. Die Kupfermetallurgie nahm ihren Anfang
nicht mit der Herstellung von Prestigegütern im Bereich sozial herausgehobener Bevölkerungs-
gruppen, dies lässt sich erst zu einem späteren Zeitpunkt, um die Mitte des 5. Jt v. Chr. fassen. Im
Rahmen dieser Entwicklungen kam es zur Integration der Innovation Kupfer in verschiedenste
gesellschaftliche Sphären, so z. B. in eine technisch-handwerkliche, in der nun lokale ausge-
handelte technische Abläufe für die Verarbeitung von Kupfer existierten. Innerhalb einer ökono-
mischen Sphäre entwickelten sich lokal, aber auch regional gültige Wertigkeiten des Materials
und der Formen. Zudem fand die Integration bestimmter Formen in eine religiös-rituelle Sphäre
statt, da bestimmte Kupferformen nun gehäuft als Grabbeigabe auftreten. Und schließlich fand
auch eine Einbindung in die sozialen Strukturen der damaligen Gesellschaften statt, da spezi-
sche Kupferartefakte (Schwergeräte, insbesondere Kupferäxte) in manchen Regionen und Zeiten
durchaus eine Rolle als Prestigegut gespielt haben. Dies wird jedoch erst fassbar, nachdem die
Kupfermetallurgie bereits einen festen Platz in den hier beschriebenen Gesellschaften erlangt hat
und eine bestimmte Integrationsstufe erreicht war. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der
Entstehung der Kupfermetallurgie und sozialen Hierarchisierungsprozessen ist aufgrund der auf-
gezeigten fehlenden zeitlichen Korrelation daher so nicht haltbar. Verschiedene Objekte werden
erst im Lauf der Zeit aus Kupfer hergestellt und ersetzen schließlich Objekte aus anderen Rohma-
terialien wie Stein oder Muscheln. Das ist der Kontext, in dem Kupfer an Bedeutung gewinnt und
in dem ihm schließlich eine bedeutende gesellschaftliche Rolle zukam.
Bezüglich der Frage, warum sich die Kupfermetallurgie zu dieser Zeit in diesem Raum ent-
wickelt, lohnt durchaus eine Diskussion der neueren, von neoevolutionistischen Ansätzen beein-
ussten Modelle. So postuliert beispielsweise J. Henrich auf der Grundlage verschiedener Mo-
dellierungen einen Zusammenhang zwischen demographischen Faktoren und Innovativität sowie
der Ausbreitung von Innovationen. Wie er betont, ist Innovativität ein Produkt großer Bevölke-
rungsgruppen, da Erndungsprozesse durch die schrittweise Aneinanderreihung kleinerer Verän-
derungen, die Rekombination und durch zufällige Fehler entstehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass
diese eintreten, bzw. deren Häugkeit, ist in größeren Bevölkerungsgruppen höher. Dabei ist der
Grad der Innovativität weniger vom Erndungsgeist einzelner Mitglieder einer sozialen Gruppe
abhängig, als vielmehr von deren Vernetzung307. Dies gründet u. a. auf der Annahme, dass Neu-
erungen von Menschen überwiegend sozial erlernt werden (ein Trend, der sich zudem in Zeiten,
die durch Unsicherheiten und Probleme geprägt sind, verstärkt).308
Auch K. Edinborough kann den Zusammenhang zwischen Innovativität von Bevölkerungs-
gruppen und demographischen Faktoren nachweisen, allerdings in einem zeitlich und räumlich an-
deren Kontext.309 So rekonstruiert er auf der Basis seiner Untersuchungen zur Typologie von Pfeil-
bewehrungen in mesolithischen Bevölkerungsgruppen Südskandinaviens einen Zusammenhang
zwischen Bevölkerungsdichte und Komplexität bzw. Innovativität. In seinem 2009 publizierten
Beitrag zeigt er, dass die Veränderung der Pfeilbewehrung bei den von ihm untersuchten
mesolithischen Bevölkerungsgruppen – er kann einen Ablösungsprozess dreieckiger Pfeilspitzen
durch Querschneiden feststellen – nicht mit einer veränderten Jagd im Sinne einer Nutzung
anderer Beutetiere erklärt werden kann. Vielmehr geht dieser Wandel mit einem markanten
Rückgang in der Bevölkerungsdichte einher. Er schließt daraus, dass die Verkleinerung lokaler
306 Krauß et al. 2012, 74–75.
307 Henrich 2010, 106. Für die Vernetzung/Konnektivität entscheidend ist die Zahl der Individuen, mit denen ein Ad-
opter vernetzt ist, sowie die Effektivität der kulturellen Transmission (Henrich 2010, 105–106).
308 Henrich 2010, 102.
309 Edinborough 2009.
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Bevölkerungsgruppen mit einer abnehmenden Komplexität bzw. Variabilität der Pfeilbewehrung
korreliert.310 Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch Powell et al.311 Sie können am Beispiel der
Entstehung modernen menschlichen Verhaltens am Übergang zum frühen Jungpaläolithikum her-
ausarbeiten, dass die Bevölkerungsdichte eng mit kultureller Komplexität korreliert. Ähnlich wie
Henrich können sie zudem die Bedeutung der Konnektivität zwischen Subpopulationen heraus-
stellen, die einen ähnlichen Effekt auf den Erwerb von neuen Fähigkeiten hat, wie eine einzelne
große Bevölkerungsgruppe.312 Allgemeiner formuliert ist die Bevölkerungsdichte der entschei-
dende Faktor für die Entwicklung und die Weitergabe neu erworbenen Wissens.313 Umgekehrt
wirkt sich der Rückgang der Bevölkerungsdichte negativ auf die Innovationsrate aus und führt
zudem zum Verlust von bereits vorhandenem Wissen („Tasmanian effect“).314
Überträgt man diese Ergebnisse auf die Entstehungszeit der Kupfermetallurgie im
südosteuropäischen Raum, ist durchaus zu fragen, ob nicht die Bevölkerungskonzentrationen in
Tellsiedlungen und großen Flachsiedlungen einen ähnlichen Effekt gehabt haben. D. h. sie hätten
in diesem Sinn Zentren der kulturellen Komplexität und Innovativität dargestellt, denen zudem
das notwendige technische Wissen zur Verfügung stand. Auch in anderen Bereichen der materiel-
len Kultur wird dabei sichtbar, dass es sich um eine sehr dynamische Zeit handelt. Dies spiegelt
sich u. a. in der hochentwickelten Keramiktechnologie der Vinča-Kultur, der Entwicklung eines
komplexen Zeichensystems, ebenfalls in dieser Region, oder in der Idolplastik im gesamten süd-
osteuropäischen Raum wider, um nur einige Beispiele zu nennen.315
Die Ausbreitung nach Mitteleuropa – Ein Ausblick
Erst als Kupfer gesellschaftlich soweit etabliert war wie vorangehend beschrieben, breitete sich
die Kupfermetallurgie und das Wissen um die technischen Prozesse auch Richtung Mitteleuro-
pa aus. Dies lässt sich gut in Transdanubien beobachten, durch das bis in die 2. Hälfte des 5. Jt.
v. Chr. eine Art Ausbreitungsgrenze verlief. Während Kupfer östlich der Theiß und im südlichen/
südöstlichen Transdanubien bereits in der 1. Hälfte des 5. Jt. v. Chr. eine Rolle spielte und spä-
testens mit Tiszapolgár und Bodrogkeresztúr einen festen Platz in unterschiedlichen gesellschaft-
lichen Sphären erhalten hatte, spielt Kupfer im Bereich der nordwestlichen Lengyel-Kultur und
darüber hinaus eine völlig untergeordnete Rolle. Dies mag daran liegen, dass wir in diesem Raum
keine Gräberfelder fassen können, in denen potentiell Kupferbeigaben vorhanden wären, dies
mag aber auch daran liegen, dass die Kommunikation zwischen diesen beiden Räumen spärli-
cher war als erwartet – darauf deuten Auswertungen zu verschiedenen Silexrohmaterialien von
T. Kovács hin.316 In diesem Zusammenhang könnten auch die Unterschiede in der Besiedlungs-
dichte eine Rolle gespielt haben. So liegen die bis zu 30 ha großen Flachsiedlungen am östlichen
und südöstlichen Rand des Verbreitungsgebiets und zudem lässt sich für den ungarischen Raum
eine Konzentration der bislang bekannten Lengyel-Fundstellen im südlichen Transdanubien
aufzeigen.317 Eine Hypothese wäre daher, dass der Wissenstransfer, der für die Ausbreitung der
Kupfermetallurgie notwendig war, aufgrund fehlender oder nur spärlich vorhandener Kommuni-
310 Edinborough 2009.
311 Powell 2009.
312 Powell et al. 2009, 1300: „This is because it increases the within-group variance in skill levels, which feeds the
selective directly biased transmission process and offsets the eroding effect of low-delity transmission.“
313 Powell et al. 2009, 1301. Siehe auch Richerson et al. 2009, 217: „The basic idea is that the larger the population,
the more innovators there are independent of the motivation to innovate.“
314 Henrich 2004; Richerson et al. 2009, 217, 224. In Tasmanien ließ sich beobachten, dass die Artefakt-Inventare an
Komplexität verloren, nachdem die Insel vom australischen Festland abgeschnitten worden war und die Bevölke-
rungsdichte sank (Henrich 2004; Richersen et al. 2009, 224).
315 Siehe z. B. Schier 2002; Hansen 2007, bes. 203–222; Lazarovici et al. 2011.
316 Kovács 2013.
317 Osztás et al. 2012, 380.
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102
kationsnetzwerke nicht oder nur eingeschränkt stattgefunden hat. Eine andere Hypothese wäre,
dass die Unterschiede in gesellschaftlichen Normen, Glaubensvorstellungen und sozialer Struk-
tur zwischen den Gruppen im Alföld, dem südöstlichen Transdanubien und dem nordwestlichen
Lengyelgebiet so groß waren, dass die Information über die Innovation Kupfermetallurgie gar
nicht auf fruchtbaren Boden el.
Denn erst, als es in der zweiten Hälfte des 5. Jt. v. Chr. zu deutlichen Veränderungen in den
Gesellschaften innerhalb des Verbreitungsgebiets der nordwestlichen Lengyel-Kultur kommt
die wir archäologisch mit Veränderungen im Siedlungsbild und in der materiellen Kultur erfas-
sen und mit dem Auftreten der Gruppen Balaton-Lasinja und Ludanice umschreiben – gewinnen
auch Kupfer, v. a. in Form von Schwergeräten, und die Kupfermetallurgie in diesem Raum an
Bedeutung.318 Auch wenn zahlreiche Kupferfunde aus dieser Zeit und Region als Einzelfunde
anzusprechen sind, weisen ihre räumliche Konzentration und regional gut abgrenzbare Formen
auf die Existenz einer eigenständigen Kupfermetallurgie in den Westkarpaten hin.319 Dies wird
zudem durch metallanalytische Befunde unterstrichen. Zahlreiche dieser Kupferartefakte wurden
aus sog. Nógrádmarcal-Kupfer hergestellt, dessen Herkunft im westslowakischen Raum gesehen
wird.320
Und erst jetzt verbreitet sich das Wissen um diese Innovation auch weiter nach Westen
und spiegelt sich in ersten Belegen für die pyrotechnische Verarbeitung von Kupfer in Bisam-
berg-Oberpullendorf, Keutschacher See (beides Österreich) und schließlich Makotřasy (Tsche-
chien) wider.321 Aus einer Grube in Bisamberg-Oberpullendorf stammt Keramik der gleichnami-
gen Gruppe, die vergesellschaftet war mit dem Fragment eines Gusstiegels bzw. -löffels, an dem
metallene Rückstände anhaften. Die Kupferreste weisen Spuren von Hitzeeinwirkung auf, die ein
Einschmelzen von Metall belegen. Aufgrund der Keramikfunde ist eine zeitliche Einordnung in
das 41. Jh. v. Chr. möglich. Nicht geklärt ist hingegen die Herkunft des Kupfers, wobei durchaus
eine erste Nutzung von ostalpinen Quellen diskutiert wird.322 Womöglich aus dem gleichen Zeit-
raum – die 14C-Daten legen eine zeitliche Einordnung zwischen 4100 und 3700 v. Chr. nahe,
Dendrodaten von Bauhölzern aus der Siedlung liegen zwischen 3947 und 3871 v. Chr. – stammen
Gusslöffelfragmente mit teilweise anhaftenden Kupferrückständen aus der Feuchtbodensiedlung
vom Keutschacher See. Metallanalytisch handelt es sich jedoch nicht um lokales Kupfer, wobei
eine konkrete Zuweisung zu einer Lagerstätte bislang nicht möglich ist.323 Und schließlich wur-
de in der Baalberger Siedlung von Makotřasy/Böhmen ein Meißelfragment aus Kupfer sowie
ein Tiegel mit Metallresten geborgen.324 Für diese Reste wird wiederum die Verarbeitung von
ostalpinem Kupfer diskutiert.325 Die Datierung ist allerdings unklar, Klassen gibt die von Ples-
lová-Stiková publizierten Daten mit 3700 cal BC an, Turck setzt sie an die Wende vom 5. zum 4.
Jt. v. Chr.326
Der Innovationstransfer beginnt jedoch bereits einige Jahrhunderte früher. Denn auch die Dif-
fusion der Kupfermetallurgie nach Mitteleuropa – ebenso wie nach Norditalien327 – lässt sich als
langsamer Integrationsprozess rekonstruieren. Um die Mitte des 5. Jt. v. Chr. werden im nördli-
chen und südlichen Mitteleuropa sowie in Norditalien erste Kupferartefakte fassbar. Es handelt
318 Scharl in Vorbereitung.
319 Somogyi 2002, 342. Somogyi postuliert eine eigenständige Kupfermetallurgie u. a. auch aufgrund des Fundes eines
Kupferringes, der mit Gefäßfragmenten von Balaton-Lasinja-Keramik in der Siedlung von Kaposvar gefunden
wurde.
320 Klassen 2000, 102.
321 Siehe z. B. Turck 2010, 29–35.
322 Turck 2010, 29–30.
323 Turck 2010, 33, 35.
324 Turck 2010, 32.
325 Turck 2010, 33.
326 Klassen 2000, 103; Turck 2010, 33.
327 Siehe Dolni 2013.
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sich dabei um Importe, die soweit metallanalytisch nachweisbar, aus Südosteuropa stammen,
wie z. B. ein Flachbeil aus Bülow/Teterow oder aus Ullerupmark/Dänemark.328 In Norditalien
wird mit dem Fund eines Tiegels und Schlacke in der Siedlung von Botteghino (Parma), dessen
Datierung mit 4501–4365 v. Chr. angegeben wird, bereits in dieser Zeit ein erster Beleg für pyro-
technische Metallbearbeitung fassbar.329
Die Zahl der Importe nimmt im Lauf der zweiten Hälfte des 5. Jt. v. Chr. zu. So werden
in Fundkontexten der Münchshöfener Kultur (4500–4000 v. Chr.) im südöstlichen Mitteleuropa
vermehrt Kupferimporte fassbar,330 wie z. B. ein Ohrring aus einer Bestattung in Straubing, eine
Ahle aus Wallerng,331 ein Kupferring aus einer Bestattung in Vohburg (alle Bayern) oder meh-
rere Einzelfunde von Kupferschwergeräten aus Linz-St. Peter, Missingdorf, Mitterretzbach oder
Steindorf (alle Österreich). Aus der Bischheimer Siedlung von Schernau in Nordbayern liegen ein
Ring und ein Pfriem aus Kupfer vor.332 Der Befund, aus dem die beiden Kupferstücke stammen,
datiert jedoch in eine jüngere Phase, die Zeeb und Gleser der Schernau-Goldberg-Gruppe zuord-
nen und zeitlich parallel mit Michelsberg I/IIa und Münchshöfen setzen.333 14C-Daten aus dem
Befund fallen in das 44. und 43. Jh. v. Chr. Metallanalysen legen eine Herkunft des Materials aus
Aibunar/Bulgarien nahe.334 Auch dieses Stück wird daher als Importfund aus Südosteuropa ange-
sprochen. Dabei lässt sich am Ende des 5. Jt. v. Chr. eine Veränderung im Bereich der genutzten
Kupferquellen nachweisen. Die Importe sind nun aus westslowakischem Kupfer hergestellt, dem
bereits erwähnten Nógrádmarcal-Kupfer,335 das auch für kreuzschneidige Axthacken vom Typ
Jászladány verwendet wurde.336
Damit verbunden ist auch das Auftreten anderer Fundtypen. Zu nennen sind hier insbesondere
Flachbeile vom Typ Kaka, deren Herkunft in der Jordanów-Gruppe im Raum Böhmen und in der
Gaterslebener bzw. Jordanów-Gruppe Ostdeutschlands gesehen wird und deren Laufzeit Klassen
mit um 4000 v. Chr. bis 3800/3700 v. Chr. angibt.337 Darüber hinaus datieren in diesen Zeithorizont
zwei Fundstellen nördlich der Alpen, für die der Nachweis von Kupferverarbeitung bzw. -ver-
hüttung diskutiert wird. Aus einer Siedlung der Münchshöfener Kultur von Salzburg-Maxglan/
Österreich liegt ein Kupferstück vor, das als Schmelzprodukt angesprochen wird. Vom Fundort
Mariahilfbergl-Brixlegg/Österreich stammen aus einer Schicht mit Münchshöfen-zeitlicher Kera-
mik Kupferschlacken, eine Kupferperle und ein Kupferstreifen.338
Die Phase des Imports von Kupfergegenständen aus Südosteuropa und anschließend aus dem
westkarpatischen Raum wird im Lauf des 39. Jh. v. Chr. schließlich abgelöst von der eigen-
ständigen Produktion lokaler Formen aus vor allem ostalpinem Kupfer. Dieses sog. Mondsee-
kupfer zeichnet sich durch seinen Arsengehalt aus. Im Bereich der Pfyner und der Mondsee-Kul-
tur lässt sich nun eine lokale Kupferproduktion fassen, die u. a. durch Gusstiegelfunde, Rohlinge,
Halbfabrikate und Schleifwerkzeuge belegt ist.339 Nachweisbar ist v. a. die Herstellung lokaler
Flachbeilformen, wie z. B. des Typs Robenhausen oder des Typs Thayngen im Bereich der Pfyner
328 Klassen (2000, 121) ordnet diese in einen Zeitraum zwischen 4600 und 4100 v. Chr. ein.
329 Siehe Dolni 2013, 28–29, Tab. 2, 44.
330 Siehe Liste 1 bei Bartelheim et al. 2002, 71.
331 Da aus dieser Siedlung Funde der Rössener, Münchshöfener und Altheimer Kultur geborgen wurden, ist jedoch
eine eindeutige Zuordnung zu den frühen Kupferartefakten nicht letztgültig geklärt (s. Liste 1 bei Bartelheim et al.
2002, 71).
332 Lüning 1973, 16–17, 21; Lüning 1981, 117–118, 141–142.
333 Gleser 1995; Zeeb 1998 nach Turck 2010, 22.
334 Gleser – Schmitz 2001, 373.
335 Patay 1984, 10, Anm. 43; Klassen 2000, 102, 235.
336 Lutz et al. 1998, 47; Turck 2010, 23.
337 Klassen 2000, 103.
338 Problematisch ist die Datierung dieser Schicht, da eine 14C-Probe aus einem Knochen 4430–4248 v. Chr. datiert,
eine 14C-Probe aus einem Holzkohlerest allerdings ca. 3960–3650 v. Chr. Dies ist möglicherweise auf eine Störung
bzw. Durchmischung dieser Schicht zurückzuführen (Turck 2010, 20–22).
339 Strahm 1994, 12; Turck 2010, 42–43.
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Kultur oder des Typs Altheim im Bereich der Mondseekultur.340 Daneben sind in geringerer Zahl
aber auch Dolche, Ahlen, Meißel oder Schmuck in Form von Hakenspiralen belegt.341 Einzelne
Typen belegen das Fortbestehen der Kontakte in den südosteuropäischen Raum anhand formaler
Ähnlichkeiten. So kann I. Matuschik für den Dolchfund von Reute Bezüge bis zur rumänischen
Moldau aufzeigen.342 Zudem sind weiterhin vereinzelt Importfunde aus dem slowakischen Raum
nachweisbar.343
Fazit und Ausblick
Wie die Stellung der Metallurgie Vorderasiens und Südosteuropas zueinander in der Forschung
gesehen wurde und wird, hing und hängt nicht nur vom jeweiligen Stand der Chronologie in beiden
Gebieten ab; die Einschätzung wurde und wird auch jeweils durch die oben geschilderten sowohl
im Verlauf der Forschungsgeschichte als auch regional variierenden Bedeutungsgehalte der Be-
griffe Chalkolithikum, Äneolithikum und Kupferzeit beeinusst. Es lassen sich hier vier Phasen
unterscheiden. Am Beginn der prähistorischen Forschung, d. h. bis zum Ende der 1960er Jahre,
waren mit der bereits am Ende des 19. Jh. durch F. von Pulszky denierten Kupferzeit Südosteu-
ropas mit ihren Schwergeräten und den aus Obeid- und Uruk-Kontexten stammenden Schwerge-
räten Vorderasiens zwei Zentren der Kupfermetallurgie bekannt. Die Ableitung der Zeitstellung
der prähistorischen Kulturen Südost- und Mitteleuropas von den historisch belegten Kulturen
Vorderasiens mittels komparativstratigraphischer Ansätze schuf einen falschen zeitlichen Gra-
dienten. So rückte durch die extreme Spätdatierung der Vinča-Kultur anhand von angenomme-
nen Parallelen mit dem frühbronzezeitlichen Troia die Kupfergussmetallurgie Südosteuropas in
eine von der Metallurgie der Obeid- und Urukzeit abhängige Stellung, wie dies insbesondere von
V. G. Childe dargestellt wurde. Außerdem wurden unter der Annahme einer nur geringen zeitli-
chen Tiefe der Abfolge der prähistorischen metallführenden Kulturen die Kupferfunde aus Has-
suna-, Samarra- und Halaf-Kontexten trotz ihrer stets nur geringen Größe bereits als Hinweise
auf eine Gussmetallurgie gewertet: man ging für das rohstoffarme Mesopotamien von einer sehr
gründlichen Ausnutzung und damit Wiedereinschmelzung ehemals vorhandener gegossener
Objekte aus.
Die Zusammenschau der absoluten Datierungen dieser beiden Zentren durch C. Renfrew344
konnte jedoch zeigen, dass die Kupferschwergeräte führenden Kulturen Südosteuropas bereits
um ca. 4500 v. Chr. und damit gleichzeitig mit jenen Vorderasiens datieren. Renfrew345 selbst
schränkte seinen daraus folgenden Schluss, dass die Kupfermetallurgie beider Regionen jeweils
unabhängig voneinander entstanden sein muss, jedoch im Lichte der damals aktuellen Neufunde
von Kupferartefakten aus dem PPN B und frühen keramischen Neolithikum Anatoliens wieder
ein. Schon allein der Umstand, dass vom Spektrum her völlig vergleichbare Kupferfunde aus den
– im Rahmen der sekundären Neolithisierung von Anatolien her abgeleiteten – frühneolithischen
Kontexten Griechenlands und Südosteuropas bekannt wurden, mag einer der Gründe für die lange
Zeit vorherrschende Idee einer ersten Entstehung der Kupfermetallurgie im Vorderen Orient und
Anatolien gewesen sein. Zudem zeigte Renfrews Karte346 für Vorderasien auch zeitliche Isolinien
in der Mitte des 7. Jt. v. Chr., die auf die irrige Annahme einer Kupferschmelzmetallurgie in
Çatalhöyük Ost und Can Hasan I 2B zurückzuführen sind (s. oben). Diese Ambivalenz bereits bei
340 Strahm 1994, 13–17; Turck 2010, 40, 45. Später – ab ca. 3600 v. Chr. – kommt der Typ Maurach hinzu, s. Klassen
2000, 164; Grimmig 2008, 104.
341 Strahm 1994, 11–12; Grimmig 2008, 104; Turck 2010, 39.
342 Matuschik 1998, 229, 234.
343 Matuschik 1998, 245.
344 Renfrew 1970.
345 Renfrew 1970, 306.
346 Renfrew 1970, 307, Abb. 10.
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Renfrew selbst mag erklären, warum trotz des annähernd gleichzeitigen Auftretens von Schwer-
geräten in Südosteuropa und Vorderasien die Forschung – aufgrund des höheren Alters erster kalt
bearbeiteter Artefakte – an der Vorreiterrolle Vorderasiens in der Entwicklung der Metallurgie
festhielt. Die durch forschungsgeschichtliche Irrungen erklärliche unglückliche Verwendung des
Begriffs „Chalkolithikum“ in Mesopotamien und Anatolien für die Epoche zwischen ca. 6000
und 3000 v. Chr., d. h. auch für nur von Schmiedemetallurgie geprägte Zeiten, dürfte dem zusätz-
lichen Vorschub geleistet haben.
Die Verdichtung von 14C-Daten aus Vorderasien sowie die von Europa bis Vorderasien einheit-
liche Kalibration von Radiokarbondaten, wie sie ab dem Ende der 1980er Jahre üblich wurde,347
verschob die Datierung der frühesten Kupferschwergeräte Vorderasiens, wie z. B. aus Mersin
XVI348 und Arpachiyah, von der Mitte des 5. Jt. v. Chr. auf die Zeit um 5000 v. Chr. Es etablierte
sich damit ein neuer zeitlicher Gradient zu den weiterhin um die Mitte des 5. Jt. v. Chr. angesetz-
ten ersten Schwergeräten Südosteuropas. Mit einer Dauer von ca. 500 Jahren erscheint er für ei-
nen Technologietransfer zwischen Vorderasien und Südosteuropa sehr plausibel, und für mehr als
ein Jahrzehnt konnte nun mit z. B. Pernicka349 oder Matuschik350 nicht nur die Schmiede-, sondern
auch die Gussmetallurgie wieder mit guten Gründen von Vorderasien als Innovationszentrum
ausgehend angesehen werden.
Dass die Zurückhaltung Chernykhs,351 der die frühesten Schwergeräte einem einzigen weit
datierten Horizont II des 5. und 4. Jt. v. Chr. zuordnete, durchaus begründet war, zeigte sich
in den letzten Jahren, in denen die Nachweise von Kupferverhüttung aus Belovode sowie die
Neudatierung der ersten Schwergeräte Südosteuropas auf die Zeit um 5000 v. Chr. wieder eine
Isochronie zwischen beiden metallurgischen Zentren schuf. Unsere Karten zeigen, dass die Kup-
ferschmelzmetallurgie um 5000 v. Chr. in einem vom Persischen Hochland bis nach Südosteuropa
reichenden Gebiet in den Maßstäben archäologischer Zeitauösung quasi „gleichzeitig“ auftritt.
So kann derzeit nicht entschieden werden, ob an der Wende vom 6. zum 5. Jt. Südosteuropa
oder Vorderasien das früheste Innovationszentrum der Kupfermetallurgie in der Alten Welt dar-
stellen und ob beide Regionen unabhängig voneinander den Schritt von der Schmiede- zur Guss-
metallurgie machten. Bemerkenswert ist auch das wiederholte „Aufackern“ in der Verbreitung
von Kupferartefakten in Südwestasien, ohne dass sich die Innovation weiter Bahn bricht. Eine
Herleitung der frühen Metallurgie aus dem vorderasiatischen Raum erscheint aber auch ange-
sichts der Quantität (Belegdichte und frühe Typenvielfalt) und Qualität der frühen Kupferfunde
Südosteuropas wenig plausibel.
Unabhängig von ihrer möglichen Eigenständigkeit stellt sich die Diffusion der frühen Kup-
fermetallurgie in Südosteuropa als sehr dynamischer Prozess dar, der jedoch nicht stetig ver-
läuft. Statt einer kontinuierlichen Diffusion beobachten wir eher eine schrittweise Verlagerung
der Funddichtezentren, die mit einem Rückgang in der Bedeutung älterer Zentren verbunden
ist.
Das zentrale Mitteleuropa wird – sieht man von einzelnen frühen Importen ab – erst um die
Wende vom 5. zum 4. Jt. v. Chr. von diesem Diffusionsprozess erfasst. Regionale Diskontinuitä-
ten und Stagnationsphasen verweisen auf die Untersuchung von Faktoren, die den Innovations-
transfer beeinussen und lassen Aussagen über die zugrundeliegenden Mechanismen zu.352
Die vorangehenden Ausführungen machen aber auch deutlich, dass es durchaus in ver-
schiedenen Regionen und Zeiten noch erheblichen Forschungsbedarf gibt. Dessen Bearbeitung
wird noch weiter reichende Schlüsse aus den vorangehend beschriebenen ersten quantitativen
347 Pernicka 1995, 32.
348 Mellink 1992; Sevin – Caneva 1996.
349 Pernicka 1995.
350 Matuschik 1997, 17.
351 Chernykh 1992.
352 Scharl in Vorbereitung.
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Auswertungen und darüber hinaus erlauben. Nur mittels – leider noch ausstehender353 – auf
Provenienzfragen ausgerichteter Metallanalysen an gut datierten frühen Stücken wie jenen aus
Mersin-Yumuktepe XVI könnte geprüft werden, ob einige von ihnen vielleicht sogar Importe
aus Südosteuropa sind. In diesem Fall könnten sie – vergleichbar den frühesten, vereinzelten
und auf eine südosteuropäische Provenienz hindeutenden Schwergeräte Mitteleuropas – einen
Horizont erster Übernahmen repräsentieren, die mit ähnlichen wie den oben geschilderten Me-
chanismen im weiteren zeitlichen Verlauf des 5. Jt. v. Chr. die Entstehung der metallurgischen
Schwerpunkte in der südlichen Levante sowie im Persischen Hochland anstießen.
Festzuhalten bleibt, dass die Entwicklung der Kupfermetallurgie einen grundlegenden
Schritt in der Menschheitsgeschichte darstellt. Ihre Bedeutung für verschiedene gesellschaft-
liche Sphären, im handwerklich-technischen Bereich für die Herstellung spezischer Werk-
zeuge oder aber im sozialen Bereich für die Herstellung von Statusgütern, erlangte sie jedoch
in einem langsamen Integrationsprozess, der mehrere Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende
andauerte. Der Blick auf andere Innovationen, wie die Eisenmetallurgie354 oder die Anfänge der
Nahrungsproduktion im nördlichen Europa355 zeigt ein ganz ähnliches Muster, das Renfrews
grundlegende Überlegung bestätigt, dass Innovationen in Gesellschaften integriert werden
müssen und nicht nur technische Aspekte, sondern vor allem auch soziale eine entscheidende
Rolle in diesem Prozess spielen.
G. Daniel lehnte 1965 eine universale Anwendung des modizierten Dreiperiodensystems in
der Alten Welt, und insbesondere des Konzepts einer Kupferzeit mit dem Worten ab: „Neolithic
and Chalcolithic are meaningless and unnecessary concepts. Describe what you have in terms of
local sequence and general signicance, and let Thomsen and Lubbock rest in peace.“356 Wie wir
zu zeigen versucht haben, kann jedoch die Wende vom 6. zum 5. Jahrtausend v. Chr. in weiten
Teilen der Alten Welt durchaus als der Beginn einer durch Bergbau, Schmelze und Guss denier-
ten Kupferzeit angesehen werden. Ähnlich wie fast zwei Jahrtausende später bei der Einführung
der tierischen Zugkraft um 3300 v. Chr.357 kann allerdings derzeit kein eindeutiges Ursprungsge-
biet der frühen Kupfer-Metallurgie identiziert werden,358 und es ist auch nicht ausgeschlossen,
dass das Licht der ersten Schmelzfeuer sogar vom Okzident, d. h. von Südosteuropa her den
Orient erreichte.
Danksagung: Für die Anfertigung der GIS-basierten Kartierungen und Kerndichteschätzungen (Abb. 6–19) danken
wir Stefan Suhrbier (Berlin/Köln). Dr. Katja Winger und Julia Ebert (Berlin) übernahmen dankenswerter Weise die
Durchsicht des Manuskripts.
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353 Yalçin 2000, 118.
354 Schaniel 1988; Sørensen 1989.
355 Siehe z. B. Rowley-Conwy – Zvelebil 1984.
356 Daniel 1965, 245–246.
357 Fansa – Burmeister 2004; Masson – Rosenstock 2010.
358 Vgl. Lichardus 1991b, 23.
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... Textual and tabular 10 DOLFINI 2013;MERKL, SEININGER and STRAHM 2011;STRAHM 2005;2007. 11 RADIVOIEVIĆ andGRUCIĆ 2018;ROSENSTOCK, SCHARL and SCHIER 2016. 12 DOLFINI 2013, 43. 13 DOLFINI 2013 information identify, going from east to west, Kodžadermen-Gumelnița-Karanovo, Tiszapolgár-Bodrogkeresztúr, and Lengyel cultures as relays in the chain of transmission. ...
... Network based or oriented analyses plot correlations between metal artifacts and archaeological cultures. The social network approach in Rosenstock, Scharl, and Schier (2016) associates the spread of copper artifacts with Tiszapolgár and Bodrogkeresztúr cultures, 17 in continuity with earlier cultures of the Great Hungarian Plain, Tisza LN and Lengyel LN, with Tisza playing a greater role than Lengyel. 18 The results reported for this paper are more convincing for Bodrogkeresztúr than Tiszapolgár, although the latter cannot be ruled out except for low steppe Bell Beakers in France. ...
... Network analyses, whether in Rosenstock, Scharl, and Schier (2016) or Radivoiević and Grucić (2018), see the metallurgical center of gravity shifting westward from the Kodžadermen-Gumelnița-Karanovo network to the Krivodol-Sălcuța-Bubanj complex, both in present-day Bulgaria, Serbia, and southern Romania. Radivoiević and Grucić (2018) date the shift to around 4100-3700 BC. ...
Article
This study presents results relevant to understanding the spread of early metallurgy obtained by extracting patterns from a dataset of ancient genomes. It finds that, conservatively, the spread of metallurgy into Italy Remedello Chalcolithic culture can be linked to a probably Bulgaria Chalcolithic-shifted population represented by the genome of n individual associated with Bodrogkeresztúr pottery in Romania. Also conservatively, either a population related to this sample or to populations sampled from the Chalcolithic era Great Hungarian Plain can be associated with Italy North Bell Beakers and some Bell Beakers in France. Traces the samples examined have left give a sense of the geographical pread of the populations they represent. This paper illustrates the use of a data mining technique to support archaeological and humanistic inquiries on cultural development.
... Another case study is the spread of copper metallurgy to Central Europe (Figures 1 and 2b). According to the current state of research, copper metallurgy developed in Southeast Europe around 5000 BCE (recently Roberts & Frieman, 2015;Rosenstock, Scharl, & Schier, 2016;Radivojević & Roberts, 2021). Belovode, a settlement site of the Vinča culture in Serbia, revealed the oldest slag known so far. ...
... Regular copper metallurgy cannot be traced before c. 3800/3700 BCE. A long-term perspective reveals a slow and discontinuous spread from Southeast to Central Europe stopping repeatedly along the so-called temporary borders (Rosenstock et al., 2016;Scharl, 2019, pp. 66-67, Figure 8). ...
... As described above, the Vinča settlement site of Belovode/Serbia yielded the oldest slag known so far. From this region it spread towards today's area of Hungary, the Alföld (Tisza-Herpály-Czőszhalom complex) and Southeast Transdanubia (= southeastern distribution area of the Lengyel culture), during the first half of the fifth millennium BCE where it stopped for several hundred years ( Figure 5; Rosenstock et al., 2016;Scharl, 2016Scharl, , 2019. A closer look on the find contexts of traces of copper metallurgy and copper objects shows a concentration of finds on tell settlements of the Tisza-Herpály-Czőszhalom complex, while they are missing from co-existing small flat settlements of the same cultural context (see e.g. ...
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The spread of innovations is an important driver for transformation processes in human societies. It is carried by two crucial conditions – the flow of information and the adoption/appropriation of the innovation. While the latter is a social and cultural process, the first is among others carried by mobility. Mobility in this context can take on different forms and range from migration events up to small-scale everyday mobility between neighbours. In this article, the transmission of ideas and technology without major migration events will be treated. This is based on two case studies – the spread of agriculture from Central Europe to South Scandinavia and the spread of copper metallurgy from Southeast to Central Europe. For both, the spatio-temporal spread of the innovation will be described and factors influencing the information flow and the process of adoption will be taken into account. This will help to develop a more detailed understanding concerning the transmission of ideas and technology without major migration events and allows us to follow the question of what roles did mobility and other factors play in it.
... Until about the middle of the following 4 th millennium, the number of objects decreases by more than two thirds (ibid., 83 ff.). In their work, Rosenstock, Scharl, and Schier (2016) were able to show that the spread of copper artefacts, and the knowledge of metallurgy associated with Rosenstock et al (2016, 85, fig 7-12 (Rosenstock et al. 2016, 86). ...
... The analysis by Rosenstock et al. (2016) ends with the time slice 3600-3400 BCE, although it seems that they only considered finds before 3500 BCE for southern Scandinavia and northern Germany. From this time onwards, according to Klassen (2000), the amount of metal in the area of the Funnel Beaker North Group increases rapidly, and a local metallurgy establishes itself, producing numerous independent forms from imported Mondsee copper (ibid., 225). ...
... Around 4000 BCE, contacts between the West Slovak-Moravian centre of distribution, Central Germany, North-Eastern Germany, and Southern Scandinavia intensified. In the time slices 4200-4000 BCE and 4000-3800 BCE (according to Rosenstock et al. 2016), an independent production of copper artefacts from the Nógrádmarcal copper variety can be proven in the area of western Slovakia and Moravia. The synthesis with the considerations on typology, as well as the metal analyses of the objects from the Neuenkirchen hoard, confirms the interpretation that the dagger, the arm spiral, the band spirals, and the fragment may have arrived in present-day Mecklenburg-Western Pomerania as imports around 4000/3800 BCE from the western Slovak-Moravian region. ...
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This work is an intensive study of the Neolithic deposition of copper objects from Neuenkirchen in North-East Germany. This unique ensemble represents one of the very rare hoard finds from the early Early Neolithic, and is the first of its kind for nearly 100 years, matched only by the famous younger hoard find from Bygholm (Denmark). The beginning of neolithization at the end of the fifth millennium is not only characterised by a change in the subsistence strategy, but also by the development of far-reaching networks of the Neolithic Funnel Beaker societies in Northern Germany. Proof is provided by the first metal finds which also appear at the same time in the North and were imported from the early metallurgical centres in the Balkan-Carpathian area. The hoard of Neuenkirchen is an outstanding example for these new, long-distance contacts. Drawing from a multi-method approach, the study attempts to trace the life and journey of the individual objects in the hoard and the transformation processes they underwent before they finally ended up in the ground. To this end, an intensive typological discussion, use-wear analysis, plus trace element and lead isotopes analyses of the objects are paired with a comprehensive overview of the natural environment, deposition practices, and settlement activities in the vicinity of Neuenkirchen. In the context of comparable hoard finds from the 5th/4th millennium, and the development of early metallurgy in Southeast Europe, these results make the journey and transformation of the objects from Neuenkirchen comprehensible.
... 52-83;Hofmann et al., 2019;Porčić, 2020;Whittle et al., 2016). This development towards greater social and economic intensification contributed to the emergence of important innovations, for example, in metallurgy (Borić, 2009;Pernicka et al., 1993;Radivojević, 2015;Rosenstock et al., 2016), and led to increased intensification and specialisation in the production of, for example, ceramics and flint (Kaiser & Voytek, 1983, p. 347;Spataro, 2018, p. 264;Vuković, 2011, p. 96). These trends spread to large peripheral areas throughout the central and western Balkan region (Hofmann, 2020). ...
Chapter
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Transformation processes have not only different scales, significance and aspects. They can also be reflected in social behavior, and thus also in material culture. This chapter examines various categories of objects of non-utilitarian nature with realistically depicted elements. By analysing a Trypillian group of ceramic objects and anthropomorphic figurines from the Middle and Late Neolithic tell Vinča-Belo Brdo, we can show their temporal and spatial change within the transformation of aggregated settlements during the periods with the highest population density. Our analysis of one of the components of material culture shows huge prospects for studying anatomy and different aspects of transformations and their reflections.
... In Südosteuropa erlebte die Kupfermetallurgie während des jüngeren 5. und älteren 4. Jahrtausends v. Chr. eine erste große Blüte [6]. Charakteristisch sind massiv gegossene "Schwergeräte" , zu welchen Hammeräxte, kreuzschneidige Äxte und kräftige Flachbeile zählen. ...
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Zusammenfassung Ein am Heuberg bei Ohlstadt gefundenes Flachbeil aus Kupfer, welches typologisch dem frühen Jungneolithikum respektive der frühen Kupferzeit und somit der Zeit um 4000 v. Chr. zuzuordnen ist, wird im Rahmen der Studie materialkundlich untersucht. Eine RFA-Analyse ergab nahezu reines Kupfer mit geringen Mengen an Fe, P, Si, Ni und Al. Die Elemente As, Sb, S und Pb, die in derartigen Kupfergegenständen oft zu finden sind, waren nicht nachweisbar. Die metallographische Untersuchung zeigt ein sehr gleichmäßiges Gefüge mit feinem Cu-Cu 2 O Eutektikum. Aufgrund der Menge an Eutektikum wird der O Gehalt im Metall auf etwa 0,3 Gew. % geschätzt. Die einzelnen Kupferkörner sind mit einer Größe zwischen 300–400 µm als grob zu bezeichnen. Auffallend ist, dass im Bereich der Beilschneide eine deutliche Verformung des Gefüges feststellbar ist. Diese dürfte durch gezieltes Hämmern entstanden sein. Aufgrund des Fehlens von S und As im Kupfer kann davon ausgegangen werden, dass nur oxydische Erze für die Kupfergewinnung verwendet wurden.
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The fourth millennium BC, particularly its second half, saw the advent of major innovations that still affect our life today, sometimes as artefacts still used in a virtually unchanged form. Among these, the most important are wheels and wheeled vehicles, the innovations introduced as part of the Secondary Products Revolution, and the new technologies of metalworking. Initially surrounded by an aura of mystique and reverence, these innovations gradually became part of everyday life and their benefits, such as a more secure livelihood engendering new subsistence strategies, were enjoyed by a growing number of communities. Better life circumstances stimulated population growth, which in turn sparked an increase in the number of settlements as well as an incipient socio-economic hierarchy between them. Improving life circumstances, receptiveness to new ideas and increasingly dynamic contacts with distant regions brought a change in previous norms and social values. This paradigm shift can be best traced in the mortuary realm: various objects signalling the status and/or prestige of a community's prominent members began to be deposited in burials. Daily life became more predictable and was accompanied by a certain measure of wealth accumulation, which, however, also stimulated frugality. Hard-to-obtain exotic commodities were highly prized and usually only their down-scaled versions fashioned from clay accompanied the dead instead of the real-life animal or prestige item. Described and briefly discussed in the present study are certain aspects of this complex process.
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The production, distribution and use of copper objects and the development of metallurgical skills in Neolithic Northern Central Europe and Southern Scandinavia are linked to early centres of copper metallurgy of South East Central Europe and Southeast Europe. A total of 45 Neolithic copper objects, until now the largest sample of Early Neolithic objects from the Northern Central European Plain and Southern Scandinavia, were selected for new lead isotope analyses. They aided in the identification of the origin of the copper: These new analyses indicate that the copper ore deposits in Southeastern Europe, especially from the Serbian mining areas, were used for the Early Neolithic northern artefacts (ca. 4100-3300 BC). The most likely sources of copper for the few Middle Neolithic artefacts (ca. 3300-2800 BC) seem to be from the Slovak Ore Mountains, the Serbian mining areas and the Eastern Alps, whereas deposits of the Slovak Ore Mountains and the Alpine region were used for the Late Neolithic and the Early Bronze Age (ca. 2300-1700 BC) artefacts. For the artefacts dated after 2000 BC, the Great Orme mine in Wales also appears to have been the source of copper for the analysed metals. The use of copper from different regions of Europe probably reflects changing social and cultural connectivities on a European scale and the changing chronology of copper exploitation.
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This book deals with the question of whether and how social identities changed in the German Lower Mountain Range at the end of the 3rd mill. BCE. It is stated that the transition from Late to Final Neolithic is accompanied by major changes in burial practices, possibly influenced by migration processes from the North Pontic steppe landscape. To answer the question of whether changes of social identities and burial practices were influenced by these migration processes, social group identities are reconstructed and analysed for transformational processes. Thus, this regional case study of the transition of the 3rd mill. BCE offers a social perspective on the archaeological changes as well as on findings from previous and recent aDNA studies. It becomes evident that the expression of group identities between the Late and Final Neolithic shifts from collective identities to the expression of individuals and their social roles. Possible reasons and triggers for this social transformation are considered alongside migration processes. The outcome is an interweaving of local practices and large-scale phenomena that were negotiated differently in local contexts. Depending on the scale, the networks demonstrate homogeneity over large parts of Central Europe or the diversity of local groups.
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Thirty-nine Neolithic and Early Bronze Age copper objects (primarily axe blades and daggers) from Central, southern and eastern Switzerland or eastern France were analysed typochronologically, chemically and with regard to their lead isotope ratios. This combination of methods allows for more differentiated and reliable conclusions about the provenances of the copper ores and metallurgies than the individual methods could provide in isolation. The primacy of the typochronological classification is paramount for assessing the scientific results appropriately. For the period between c. 4300 and c. 1800 BCE, there is evidence of at least seven different metallurgical traditions found in the Prealps, some of them stemming from far-away innovation hotspots. These metallurgies do not form part of a continuous tradition; instead, they emerge unexpectedly and disappear again just as abruptly. This could hint at the fragility and volatility of these strands of tradition and the groups who keep them. Between 4300 and 3500 BCE, there was a multitude of types, groups of copper compositions and isotope ratios. Arsenic plays an essential role in the composition of copper during this time. Such arsenic-enriched copper is generally referred to as ‘arsenic copper’. It is likely that a considerable share of the raw material used in arsenic copper from this first heyday of copper metallurgy originates from the Slovak or Saxon-Bohemian Ore Mountains. Nevertheless, it seems likely that arsenic copper was at least partially cast locally in the pile dwelling of the Prealps and forged into the shapes known from these areas. According to our analyses, the raw material of some of the objects found in the Swiss Prealps, whether they are arsenic copper or not, could also stem from the eastern Alpine region. Concentrations of crucible and axe blade finds are not necessarily evidence for ore deposits in close proximity, as was assumed in the case of Mondsee and Attersee; these finds could also be indicative of local salt sources, with the salt being exchanged for copper from other areas. The copper of the flanged axe blades from the last quarter of the 4th millennium BCE found mainly south of the Alps—in isolation also north of the Alps—is very similar to the early arsenic copper mentioned above. The axe blades’ distribution patterns and the ‘fingerprint’ of their lead isotope ratios suggest that this later arsenic copper has its origin in the metallurgical centres in South Tuscany. These innovations from the West Mediterranean inspired the metallurgical traditions in the South of France (e.g. Cabrières, Montagne Noire) and the south-western Alps (Massifs des Grandes Rousses, Saint Véran).
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The beginning of metallurgy in the ancient Near East attracts much attention. The southern Levant, with the rich assemblage of copper artifacts from the Nahal Mishmar cave and the unique gold rings of the Nahal Qanah cave, is regarded as a main center of early metallurgy during the second half of the 5 th millennium CalBC. However, a recently discovered copper awl from a Middle Chalcolithic burial at Tel Tsaf, Jordan Valley, Israel, suggests that cast metal technology was introduced to the region as early as the late 6 th millennium CalBC. This paper examines the chemical composition of this item and reviews its context. The results indicate that it was exported from a distant source, probably in the Caucasus, and that the location where it was found is indicative of the social status of the buried individual. This rare finding indicates that metallurgy was first defused to the southern Levant through exchange networks and only centuries later involved local production. This copper awl, the earliest metal artifact found in the southern Levant, indicates that the elaborate Late Chalcolithic metallurgy developed from a more ancient tradition.
Article
New considerations on knapped lithic industry belongind to Early Neolithic (Starcevo-Cris culture) from Copacelu-Valea Raii setting (Vâlcea County, Romania). In this paper, we will present a technological and techno-functional analysis of some knapped lithic industry of the settlement from Copăcelu-Valea Răii (Vâlcea County, Romania), attributed to the Starcevo-Cris (Körös) culture. The goal of our study is to determine the specific features of the lithic set, but also to try to impose a modern approach in the study of the lithic industries in Romania. In order to determine the traces of use, we have carried out a series of microscopic analyses. We hope that the results obtained will allow us to enrich the knowledge on the technical behaviors of the communities belonging to the Early Neolithic.
Thesis
This work is an archaeologically-based study concerned with the use of material goods as symbolic expressions of prestige in hierarchically organized societies. Mortuary data from the Royal Cemetery of Ur in southern Mesopotamia are used to evaluate propositions about how prestige is expressed in the form of material goods and why and how this expression changes. It is proposed that there are generalized strategies, common to a wide range of societies, that act to endow goods with varying degrees of prestige. It is further suggested that these strategies result in a series of relational characteristics of goods that symbolize differing degrees of prestige and that these characteristics can be used to identify such goods in an archaeological situation. A consideration of change in prestige goods focuses on forms of change that result from continual attempts of people of lower prestige to acquire the symbolic trappings of people of higher prestige. Three processes, termed emulation, largesse and innovation, are recognized as critical components of such change, and some observable correlates of these processes are proposed. Propositions derived from this theoretical framework are evaluated through an analysis of burials from the Royal Cemetery of Ur dating to the mid-third millennium B.C. It is argued that mortuary data are appropriate for this study, because through funerary activities material expressions of prestige become incorporated directly into primary archaeological contexts. The analysis of the cemetery proposes a relative chronology of the burials based in part on a seriation of the pottery. A social categorization of the burials of each period is made on the basis of the co-occurrence of classes of accompanying artifacts. Change through time in the form and use of objects is then considered. In general, the results of the analysis support the propositions about the form of prestige goods and changes in them. However, they also indicate certain areas where further work is necessary in order to account for some of the variability among funerary goods that is not yet adequately explained.