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Kalkulierte Initialtherapie bei nosokomialer Pneumonie

Authors:

Abstract

In pneumonia morbidity and mortality are high. The outcome depends on activity of initial treatment. Initial antibiotic treatment depends on knowledge of local pathogens and their resistances. The results of 2000 isolates concerning to pathogens and resistances from pts. with pneumonia based for an initial therapy schedule. Pts. on normal ward recommendations for p.o. Ciprofloxacin or Ofloxacin, for i.v. Piperacillin/Tazobactam, Imipenem/Cilastatin, Cefotaxime or Cefotiam. Under suspicion of pseudomonas aeruginosa Ceftazidime was recommandated. Pts on ICU should be treated with Piperacillin/Tazobactam or Imipenem/Cilastatin. Keywords: Pneumonia, initial antibiotic therapy schedule, knowledge of local pathogens, resistances, pts on normal ward Ofloxacin, Ciprofloxacin, in suspicion of pseudomonas aeruginosa Ceftazidime. Pts on ICU Piperacillin/Tazobactam or Imipenem/Cilastatin.
Kalkulierte Initialtherapie bei nosokomialer Pneumonie
A. Pobloth, Hemer
Publiziert:
Kalkulierte Initialtherapie bei
nosokomialer Pneumonie
1. Verfasser: Pobloth, Alfred
Sprache: German
Zeitschrift: Arzneimitteltherapie
Veröffentlicht: 2000
Detailangaben: 2000;18(9):269
ISSN: 0723-6913
Schlagworte: Pharmakologie
Online Zugang: Inhaltsverzeichnis
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Alfred Pobloth
Oberarzt der Abteilung für Anästhesiologie
Lungenklinik Hemer
Theo-Funccius-Str. 1
58675 Hemer
Tel: +49 2372 908 - 0
- 252
E-Mail: Dr.Pobloth@online.de
Schlüsselwörter
Kalkulierte Initialtherapie, nosokomiale Pneumonie, Antibiotika,
Piperacillin/Tazobactam, Imipenem/Cilastatin
1
Kalkulierte Initialtherapie bei nosokomialer Pneumonie
Zusammenfassung
Die Morbidität und Letalität der nosokomialen Pneumonie ist unverändert hoch. Dabei hängt
die Prognose der Patienten besonders von der Wirksamkeit der kalkulierten Initialtherapie
ab. Grundlage für die empirische Antibiotikatherapie sind neben den klinischen und
radiologischen Befunden vor allem exakte Kenntnisse der lokalen Erreger- und
Resistenzsituation. In der Lungenklinik Hemer wurden die Befunde von etwa 2000
Erstisolaten analysiert und Empfehlungen für die kalkulierte Initialtherapie erarbeitet. Diese
Therapieempfehlungen zeigen große Übereinstimmungen mit den entsprechenden
Richtlinien der American Thoracic Society und der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für
Chemotherapie. Die Empfehlungen aus den Ergebnissen dieser Untersuchung sind bei
Patienten der Normalstationen für die orale Therapie Ciprofloxacin und Ofloxacin, für die
parenterale Verabreichung Piperacillin/Tazobactam, Imipenem/Cilastatin, Cefotaxim und
Cefotiam. Bei Verdacht auf Pseudomonas aeruginosa sollte Ceftazidim verabreicht werden.
Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten werden Piperacillin/Tazobactam und
Imipenem/Cilastatin empfohlen.
Einleitung
Nosokomiale Pneumonien stellen für die betroffenen Patienten eine vitale Gefährdung dar;
wegen der Schwere der Erkrankung muss die Antibiotikatherapie meist vor der
Erregerisolierung eingeleitet werden und somit zunächst empirisch erfolgen (1). Die
Prognose der Patienten hängt vor allem von der Wirksamkeit der Initialtherapie ab: Unter
einer initial nicht adäquaten Antibiotikatherapie ist die Letalität deutlich höher als unter einer
zum selben Zeitpunkt eingeleiteten adäquaten Initialtherapie (1, 2, 3).
Nach Untersuchungen bei Patienten mit Beatmungspneumonie bzw. intensivmedizinisch
betreuten Patienten ist die empirische Initialtherapie in bis zu 67% der Fälle unwirksam und
muss nach Vorliegen des Antibiogramms modifiziert werden (1, 2). Die Prognose dieser
Patienten bleibt allerdings auch bei einer später erfolgten adäquaten Therapiemodifikation
schlecht (3).
Um die Prognose bei nosokomialer Pneumonie zu verbessern, aber auch um die
Pneumonie-bedingten Kosten zu reduzieren, analysierten wir retrospektiv die über mehrere
Jahre dokumentierten Daten zur Erreger- und Resistenzsituation und erarbeiteten eine
Entscheidungshilfe für eine rational begründete antimikrobielle Initialtherapie.
2
Material und Methoden
In der Lungenklinik Hemer wurden zwischen Februar 1993 und September 1997 bei
Patienten mit klinischen und/oder radiologischen Hinweisen auf eine nosokomiale
Pneumonie und unterschiedlichen Lungenerkrankungen (Bronchialasthma, chronisch
obstruktive Lungenerkrankungen, Bronchiektasen, Pneumothorax,
Lungengerüsterkrankungen, Tumoren) insgesamt 4100 pathologische Befunde von
tracheobronchialen Sekreten dokumentiert.
Alle mikrobiologischen Untersuchungen waren im Hygieneinstitut Menden durchgeführt
worden. Die Empfindlichkeit der Erreger wurde mit dem Agardiffusionstest (DIN 58940)
bestimmt, wobei in den meisten Fällen Stempel für sechs oder acht simultane
Untersuchungen verwendet wurden; bei hoch resistenten Erregern wurden jeweils nur zwei
oder drei Plättchen ausgelegt. In Tabelle 1 sind die untersuchten Antibiotika angegeben.
Für die Beurteilung der lokalen Erreger- und Resistenzsituation analysierten wir retrospektiv
die pathologischen Befunde der Erstisolate von 1800 Patienten der Normalstationen und 170
Patienten der Intensivstation. Differenziert nach Normalstation und Intensivstation wurde das
Spektrum der pulmopathogenen Bakterien ermittelt und die Wirksamkeit der getesteten
Antibiotika gegenüber diesen Keimen berechnet. Für die kalkulierte Initialtherapie der
nosokomialen Pneumonie haben wir die Antibiotika empfohlen, die gegenüber den meisten
der bei uns nachgewiesenen pulmopathogenen Keimen die höchste Aktivität zeigten und auf
Grund der Applikationsart für die Patienten der Normalstation bzw. Intensivstation geeignet
waren.
Ergebnisse
Keimspektrum
In den 1800 Erstisolaten der auf Normalstationen behandelten Patienten wurden 1408
pulmopathogene Bakterien identifiziert. Erwartungsgemäß dominierten gram-negative
Keime, wobei die meisten Infektionen auf Pseudomonas aeruginosa und Escherichia coli
zurückgingen. Staphylococcus aureus wurde in über 20% der Isolate nachgewiesen (Tabelle
2).
Die 170 Proben der intensivmedizinisch betreuten Patienten enthielten 134 pulmopathogene
Bakterien. Gram-negative Keime waren auch hier die wichtigsten Erreger; Pseudomonas
aeruginosa wurde in fast einem Drittel der tracheobronchialen Sekrete nachgewiesen
(Tabelle 3).
Resistenzsituation
3
Gegenüber den pulmopathogenen Erregern von Patienten der Normalstation zeigten
Piperacillin/Tazobactam sowie Ceftazidim die höchste Aktivität. Von den oral applizierbaren
Antibiotika waren Norfloxacin, Ciprofloxacin und Ofloxacin am wirksamsten (Tabelle 4).
Bei den intensivmedizinisch behandelten Patienten wurden die meisten pulmopathogenen
Keime durch Imipenem/Cilastatin und Piperacillin/Tazobactam erfasst. Aztreonam zeigte bei
gram-negativen Keimen eine hohe Aktivität. Gegenüber Pseudomonas aeruginosa waren die
Aminoglykoside Netilmicin und Amikacin sowie Cefsulodin besonders wirksam (Tabelle 5).
Therapieempfehlung
Nach den Ergebnissen der Keimstatistik und Resistenzbestimmungen sowie unter
Berücksichtigung der Applikationsform und Arzneimittelkosten werden für die kalkulierte
Initialtherapie der nosokomialen Pneumonie folgende Antibiotika empfohlen (Tabelle 6):
Orale Therapie bei Patienten der Normalstation: Ciprofloxacin und Ofloxacin.
Parenterale Therapie bei Patienten der Normalstation: Piperacillin/Tazobactam,
Imipenem/Cilastatin, Cefotaxim und Cefotiam sowie ebenfalls Ciprofloxacin und
Ofloxacin. Bei Verdacht auf Pseudomonas aeruginosa sollte Ceftazidim verabreicht
werden.
Parenterale Therapie bei Patienten der Intensivstation: Piperacillin/Tazobactam und
Imipenem/Cilastatin (bei Verdacht auf Pseudomonas aeruginosa jeweils in Kombination
mit Netilmicin oder Amikacin; bei Verdacht auf Legionellen in Kombination mit
Makroliden). Cefsulodin gilt als Reserveantibiotikum bei Infektionen durch Pseudomonas
aeruginosa.
Diskussion
Die Inzidenz der nosokomialen Pneumonie ist unverändert hoch: Später als 48 Stunden
nach der Klinikaufnahme manifestiert sich bei durchschnittlich 0,5 bis 1% der Patienten eine
Pneumonie. Mit einer Inzidenz von durchschnittlich 10 bis 20% haben beatmete Patienten
ein besonders hohes Infektionsrisiko (13). Nosokomiale Pneumonien verlängern den
Krankenhausaufenthalt um durchschnittlich sieben bis neun Tage und verursachen
entsprechend hohe Kosten. In den westlichen Industrieländern belasten Pneumonien die
Gesundheitssysteme stärker als jede andere Infektionskrankheit (4, 5, 6).
Die Letalität nosokomialer Pneumonien ist abhängig von den Begleiterkrankungen (gestörte
Immunfunktion, Diabetes mellitus, Tumoren, COPD), medizinischen Maßnahmen
(maschinelle Beatmung, große operative Eingriffe, die länger als zwei Stunden dauern), vom
lokalen Erreger- und Resistenzspektrum, aber vor allem auch von der antimikrobiellen
Initialtherapie (2, 3, 7, 8, 9).
4
Besonders gefährdet sind Patienten mit Ventilator-assoziierten Pneumonien (VAP), da diese
in 57% der Fälle durch potenziell resistente Keime, wie methicillinresistente Staphylococcus
aureus (MRSA), Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter baumannii oder
Stenotrophomonas maltophilia verursacht werden (10).
Die Letalität einer unwirksamen initialen Antibiotikatherapie wird mit 24 bis 91% angegeben
(1, 2, 3, 11). Luna et al. (3) zeigten, dass auch die adäquate Umstellung einer initial
unwirksamen Antibiotikatherapie die Überlebensrate der betroffenen Patienten nicht
wesentlich verbessert. Die Letalität war deutlich höher als bei den initial adäquat
behandelten Patienten (71% vs. 38%) und sogar höher als bei Patienten ohne
Antibiotikatherapie (3).
Mutters und Müller stellten bereits 1994 fest: „Der zeitliche Rahmen für sinnvolle
therapeutische Interventionen ist begrenzt. Dies bedeutet, dass die eingeleitete
Antibiotikatherapie sofort und effizient greifen muss. Alle möglichen Erreger müssen bereits
im initialen Therapieansatz eingeschlossen sein, will man therapeutische Unsicherheiten
vermeiden.“ (15).
Nach den Empfehlungen der American Thoracic Society (ATS) werden Patienten nach dem
Vorliegen von Risikofaktoren sowie der Schwere und dem Beginn der nosokomialen
Pneumonie in verschiedene Gruppen unterteilt (13).
Die Patienten der Gruppe 2 sind charakterisiert durch: Bestehende Risikofaktoren; leichte bis
mittelschwere Krankheitsintensität; früher oder später Krankheitsbeginn. Für die empirische
Initialtherapie werden Cephalosporine der 2. oder 3. Generation ohne Pseudomonas-
Aktivität oder Beta-Lactamantibiotika plus Beta-Lactamase-Inhibitoren empfohlen; bis zum
Ausschluß von MRSA soll zusätzlich Vancomycin bzw. bei Verdacht auf Legionellen
Erythromycin gegeben werden (13).
Nach den Empfehlungen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG) sind bei
Patienten mit leichter bis mittelschwerer nosokomialer Pneumonie ohne Risikofaktoren
unabhängig von der Verweildauer Cephalosporine der Gruppe 2 bzw. 3a oder
Acylaminopenicilline mit Beta-Lactamase-Inhibitoren, Fluorchinolone der Gruppe 4 oder
Fluorchinolone Gruppe 2 bzw. 3 in Kombination mit Clindamycin indiziert. Diese Empfehlung
gilt auch für Patienten mit einen schweren, sich frühzeitig (bis zum 5. Tag) manifestierenden
Pneumonie (14).
Nach unseren an der Lungenklinik Hemer erhobenen Studiendaten empfehlen wir für
Patienten der Normalstationen Fluorchinolone der Gruppe 2b (orale Applikation); die
Empfehlung für die parenterale Applikation umfasst die fixe Beta-Lactamantibiotikum/Beta-
Lactamase-Inhibitor (BL/BLI)-Kombination Piperacillin/Tazobactam, Cefotaxim
5
(Cephalosporin der Gruppe 3a), Cefotiam (Cephalosporin der Gruppe 2) sowie bei Verdacht
auf Pseudomonas aeruginosa das
3-Generations-Cephalosporin Ceftazidim. Die BL/BLI-Kombinationen
Amoxicillin/Clavulansäure sowie Ampicillin/Sulbactam zeigten in unserer Studie bei Patienten
der Normalstationen eine deutlich geringere Aktivität (68,6% bzw. 57,7%); diese Antibiotika
sollten daher erst bei mikrobiologisch nachgewiesener Wirksamkeit in die
Therapieüberlegungen einbezogen werden.
Patienten der Gruppe 3 haben nach der Klassifikation der ATS eine schwere Pneumonie, die
sich bei Patienten ohne Risikofaktoren spät und bei Patienten mit Risikofaktoren jederzeit
manifestiert. Da die Patienten besonders durch Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa
oder Acinetobacter spp. gefährdet sind, werden von der ATS folgende Kombinationen
empfohlen:
Aminoglykoside oder Ciprofloxacin in Kombination mit einem der folgenden Antibiotika:
Antipseudomonaden-Penicillin, Beta-Lactamantibiotikum/Beta-Lactamase-Inhibitor,
Ceftazidim oder Cefoperazon, Imipenem/Cilastatin oder Meropenem, Aztreonam. Bei
Verdacht auf MRSA ist die zusätzliche Gabe von Vancomycin indiziert (13).
Die Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie empfiehlt bei Patienten mit leichter bis
mittelschwerer Pneumonie unabhängig von der Verweildauer, mit antibiotischer
Vorbehandlung, struktureller Lungenerkrankung oder langem Aufenthalt auf der
Intensivstation sowie bei Patienten mit schwerer Pneumonie nach einer Verweildauer von
mehr als 5 Tagen bzw. unabhängig von der Verweildauer mit zusätzlichen Risikofaktoren
( künstliche Beatmung, antibiotische Vorbehandlung, strukturelle Lungenerkrankungen) für
die kalkulierte Initialtherapie folgende Antibiotika: Cephalosporin der Gruppe 3b,
Acylaminopenicillin mit Beta-Laktamaseinhibitor oder Carbapenem, jeweils kombiniert mit
einem Fluorchinolon der Gruppe 2, 3 oder 4 oder einem Aminoglykosid (14).
Bei unseren intensivmedizinisch behandelten Patienten waren Imipenem/Cilastatin und
Piperacillin/Tazobactam gegenüber mehr als 80% der nachgewiesenen pulmopathogenen
Bakterien wirksam und werden von uns daher für die kalkulierte Initialtherapie empfohlen.
Bei Verdacht auf Pseudomonas aeruginosa sollte mit Netilmicin oder Amikacin kombiniert
werden. Cefsulodin, ein Cephalosporin der Gruppe 4, wird bei Pseudomonas-aeruginosa-
Infektionen als Reserveantibiotikum empfohlen.
Anaerobe Keime waren in unserer Untersuchung nur in 3 von 1800 Erstisolaten
nachweisbar. Untersuchungen zur Inzidenz von Anaerobier-Infektionen nach perkutaner
transtrachealer Aspiration zeigten aber, dass 50% der Pneumonien, 100% der
6
Lungenabszesse und 33% der unteren Atemwegsinfektionen durch Anaerobier verursacht
waren (16). Das Risiko für Infektionen durch Anaerobier dürfte insgesamt daher deutlich
höher sein, als wir bei unserem Patientenkollektiv nachgewiesen haben.
Da eine Unterscheidung zwischen „typischer“ und „atypischer“ Pneumonie auf der Basis
klinischer Befunde schwierig ist, sollten insbesondere bei Verdacht auf Legionellen zusätzlich
Makrolide gegeben werden (17, 18, 19).
In Übereinstimmung mit den Empfehlungen der American Thoracic Society und der Paul-
Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie zeigen unsere Daten, dass für die kalkulierte
Initialtherapie der nosokomialen Pneumonie nur wenige Antibiotika geeignet sind.
Unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung bzw. der Behandlung auf der Normalstation
oder Intensivstation hatten bei unseren Patienten Piperacillin/Tazobactam und
Imipenem/Cilastatin die höchste Wirksamkeit gegen alle nachgewiesenen pulmopathogenen
Bakterien. Aus Kostengründen und der in der Literatur beschriebenen Selektion von
Stenotrophomonas maltophilia unter der Therapie mit Carbapenemen ist derzeit die fixe
Kombination Piperacillin/Tazobactam zu bevorzugen (20).
In unserer Studie haben sich dieselben Antibiotika- bzw. Substanz-Gruppen und teilweise
sogar dieselben Substanzen als geeignet für die kalkulierte Initialtherapie erwiesen. Die
vorliegenden Therapieempfehlungen, die in der Lungenklinik Hemer im Mai 1998 eingeführt
wurden, dürften dazu beitragen, die Prognose bei nosokomialer Pneumonie zu verbessern
und damit den Aufenthalt im Krankenhaus zu verkürzen und die Kosten im
Gesundheitswesen zu senken.
Tabelle 1: Antibiotika, deren Wirksamkeit bei pulmopathogenen Keimen untersucht wurde.
7
Antibiotika-Gruppe Substanz-Gruppe Substanz
Penicilline Penicillin G
Isoxazolylpenicilline Oxacillin
Aminopenicilline Ampicillin
Aminopenicilline/Beta- Amoxicillin/Clavulansäure,
Lactamase-Inhibitoren (BLI) Ampicillin/Sulbactam
Acylaminopenicilline Azlocillin, Piperacillin, Apalcillin,
Mezlocillin
Acylaminopenicillin/BLI Piperacillin/Tazobactam
Carboxypenicillin/BLI Ticarcillin/Clavulansäure
Orale Cephalosporine 1. Gruppe Cefaclor, Cefalexin
2. Gruppe Cefuroxim
3. Gruppe Cefixim
Parenterale Cephalosporine Gruppe 1 (1. Generation) Cefazolin, Cefazedon
Gruppe 2 (2. Generation) Cefamandol, Cefuroxim, Cefotiam
Gruppe 3a (3. Generation) Cefmenoxim, Cefotaxim, Ceftriaxon
Gruppe 3b (3. Generation) Cefoperazon, Ceftazidim
Gruppe 4 Cefsulodin
Gruppe 5 Cefoxitin, Latamoxef
Andere Beta-Lactam- Carbapeneme Imipenem/Cilastatin
Antibiotika Monobactame Aztreonam
Aminoglykoside Gentamicin,Tobramycin, Netilmicin,
Amikacin
Chinolone Gruppe 1 Norfloxacin
Gruppe 2b Ciprofloxacin, Ofloxacin
Makrolide Erythromycin
Lincosamide Clindamycin
Glykopeptid-Antibiotika Vancomycin, Teicoplanin
Weitere Antibiotika Fusidinsäure, Fosfomycin,
Tetracyclin, Chloramphenicol,
Co-Trimoxazol, Nitrofurantoin,
Metronidazol, Rifampicin
Tabelle 2: Nachweis pulmopathogener Bakterien in 1800 Erstisolaten aus tracheobronchialen
Sekreten von Patienten der Normalstationen.
8
Erreger Häufigkeit
Anzahl [n] Anteil [%]
Gram-negative Erreger
Escherichia coli 186 14,0
Enterobacter spp. 102 7,7
Klebsiella pneumoniae 93 7,0
Klebsiella oxytoca / ozaenae 66 5,0
Moraxella catarrhalis 50 3,8
Serratia spp. 48 3,6
Proteus mirabilis 37 2,8
Proteus vulgaris 31 2,3
Haemophilus influenzae 20 1,5
Gram-negative Problemkeime*
Pseudomonas aeruginosa 221 16,6
Pseudomonas spp. 12 0,9
Citrobacter spp. 34 2,6
Acinetobacter spp. 12 0,9
Stenotrophomonas maltophilia 11 0,8
Morganella morganii 8 0,6
Providencia spp. 1 0,1
Gram-positive Keime
Streptococcus pneumoniae 68 5,1
ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe
A, C-G 39 2,9
Gram-positive Problemkeime*
Staphylococcus aureus (incl. 33 MRSA) 291 21,8
Anaerobier
Peptostreptokokken 2 0,2
Bacteroides spp. 1 0,1
* Keime mit häufiger Multiresistenz oder hoher natürlicher Resistenz
Tabelle 3: Nachweis pulmopathogener Bakterien in 170 Erstisolaten aus tracheobronchialen
Sekreten von Patienten der Intensivstation.
Erreger Häufigkeit
9
Anzahl [n] Anteil [%]
Gram-negative Erreger
Enterobacter spp. 13 9,7
Escherichia coli 12 9,0
Moraxella catarrhalis 9 6,7
Klebsiella oxytoca / ozaenae 6 4,5
Serratia spp. 6 4,5
Proteus vulgaris 5 3,7
Klebsiella pneumoniae 4 3,0
Proteus mirabilis 3 2,2
Haemophilus influenzae 2 1,5
Gram-negative Problemkeime*
Pseudomonas aeruginosa 42 31,3
Citrobacter spp. 8 6,0
Acinetobacter spp. 5 3,7
Stenotrophomonas maltophilia 4 3,0
Morganella morganii 1 0,7
Gram-positive Keime
ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe
A, C-G 2 1,5
Gram-positive Problemkeime*
Staphylococcus aureus (incl. 10 MRSA) 12 9,0
*Keime mit häufiger Multiresistenz oder hoher natürlicher Resistenz
Tabelle 4: Wirksamkeit der getesteten Antibiotika gegenüber den in Tabelle 2 aufgeführten
pulmopathogenen Bakterien (= Erstisolate aus tracheobronchialen Sekreten von Patienten
der Normalstationen).
Antibiotikum Anzahl der Testungen [n] Wirksamkeit [%]
Piperacillin/Tazobactam 1033 94,3
10
Ceftazidim 1103 92,9
Imipenem/Cilastatin 1107 85,8
Cefotaxim 184 85,8
Norfloxacin 467 85,4
Tobramycin 419 84,7
Ciprofloxacin 1408 84,5
Gentamicin 1408 82,5
Ofloxacin 1408 81,8
Cefotiam 378 81,7
Amikacin 1408 81,0
Chloramphenicol 340 80,6
Cefsulodin 242 79,3
Piperacillin 1408 75,0
Cefamandol 340 74,4
Cefuroxim 1399 73,7
Amoxicillin/Clavulansäure 341 68,6
Cefoxitin 1408 67,3
Co-Trimoxazol 1408 65,1
Tetracyclin 1375 62,0
Cefaclor 1383 61,7
Cefazedon 1408 59,7
Cefazolin 1184 59,6
Ampicillin/Sulbactam 1068 57,7
Mezlocillin 1397 57,0
Netilmicin 107 56,1
Cefixim 1407 55,8
Azlocillin 499 54,6
Nitrofurantoin 176 51,1
Ampicillin 1407 36,5
Clindamycin 1407 35,3
Erythromycin 1407 31,4
Oxacillin 1408 30,7
Penicillin G 1333 6,3
Antibiotika mit jeweils weniger als 100 Testungen: Ticarcillin/Clavulansäure (nicht mehr im Handel),
Ceftriaxon, Cefmenoxim, Cefoperazon, Apalcillin, Fosfomycin, Vancomycin, Teicoplanin, Aztreonam,
Fusidinsäure, Rifampicin, Metronidazol, Latamoxef.
Tabelle 5: Wirksamkeit der getesteten Antibiotika gegenüber den in Tabelle 3 aufgeführten
pulmopathogenen Bakterien (= Erstisolate aus tracheobronchialen Sekreten von Patienten
der Intensivstation)
Antibiotikum Anzahl der Testungen [n] Wirksamkeit [%]
Cefsulodin 103 92,5a
Imipenem/Cilastatin 134 88,1
Netilmicin 41 87,8b
Amikacin 134 87,3c
11
Piperacillin/Tazobactam 131 87,0
Aztreonam 42 85,7
Ciprofloxacin 134 80,0
Rifampicin 14 78,6
Cefixim 134 76,9
Nitrofurantoin 44 75,0
Cefazedon 134 73,9
Ofloxacin 134 67,9
Cefmenoxim 23 65,2
Cefoperazon 23 60,9
Latamoxef 23 60,9
Cefoxitin 134 58,2
Ceftriaxon 26 57,7
Cefotiam 26 53,8
Gentamicin 134 51,5d
Norfloxacin 38 50,0
Piperacillin 134 47,8
Ceftazidim 134 45,5
Azlocillin 44 45,5
Cefotaxim 134 42,5
Ticarcillin/Clavulansäure 26 42,3
Tobramycin 46 41,3e
Fusidinsäure 37 40,5
Cefuroxim 134 36,6
Mezlocillin 110 33,6
Cefaclor 134 31,7
Cefazolin 134 30,6
Vancomycin 18 27,8
Ampicillin/Sulbactam 134 24,6
Clindamycin 134 19,4
Ampicillin 134 14,9
Fosfomycin 35 11,4
Erythromycin 134 10,4
Wirksamkeit unter 10% oder weniger als 10 Testungen: Oxacillin, Penicillin G,
Amoxicillin/Clavulansäure, Chloramphenicol, Metronidazol, Cefamandol, Apalcillin.
a Reserveantibiotikum bei Infektionen durch Pseudomonas aeruginosa
b Resistenzen bei Pseudomonas aeruginosa: 0%
c Resistenzen bei Pseudomonas aeruginosa: 6,5%
d Resistenzen bei Pseudomonas aeruginosa: 97,8%
e Resistenzen bei Pseudomonas aeruginosa: 73,3%
12
Tabelle 6: Antibiotika mit einer Wirksamkeit gegen mehr als 80% der nachgewiesenen
pulmopathogenen Bakterien und daraus abgeleitete Empfehlungen zur kalkulierten
Initialtherapie bei nosokomialer Pneumonie
Patienten auf Orale Therapie Parenterale Therapie Kombination
mit
Normalstationen Piperacillin/Tazobactam
Ciprofloxacin Imipenem/Cilastatin
Ofloxacin Cefotaxim
Ciprofloxacin
Ofloxacin
Cefotiam
Ceftazidima
Intensivstationen Piperacillin/Tazobactam Netilmicin
oder Amikacina, Makrolidenb
Imipenem/Cilastatin Netilmicin
oder Amikacina, Makrolidenb
Cefsulodinc Netilmicin
oder Amikacina
a Bei Verdacht auf Pseudomonas aeruginosa
b Bei Verdacht auf atypische Erreger
c Reserveantibiotikum bei Infektionen durch Pseudomonas aeruginosa
13
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