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Ökologisches Potenzial eines möglichen Nationalparks im Nordschwarzwald - Chancen in Prozessschutz-, Entwicklungs-und Managementzonen aus naturschutzfachlicher Sicht

Authors:
  • Biologische Gutachten Dietz, Haigerloch, Germany

Abstract

Die Diskussion über einen möglichen Nationalpark im Nordschwarzwald ist derzeit in vollem Gange. Ziel der Nationalpark-Initiative ist es, eine Fläche von mindestens 10.000 Hektar mittel-bis langfristig für den Ablauf natürlicher Prozesse im Wald freizustellen. In einer 30-jährigen Anfangsphase besteht dabei in Teilbereichen die Möglichkeit, bestimmte Waldentwicklungen durch gezielte Maßnahmen, wie der Förderung von Tannen, Buchen und Kiefern zugunsten der kommenden Waldgeneration, anzustoßen (Entwicklungs-Nationalpark). Aus naturschutzfachlicher Perspektive besteht die zentrale Frage darin, welche positiven Wirkungen ein solches Großschutzgebiet für die Erhaltung seltener Arten und die Wiederherstellung der lokalen Artenvielfalt hat. In der Summe gehen wir davon aus, dass ein Schutz der natürlichen Prozesse in einem Gebiet dieser Größe viele gebiets-und systemtypische Arten sowie ökologische Wechselwirkungen mittel-bis langfristig fördern wird. Diese Prozesse und Entwicklungen sollten in Zukunft durch ein fachlich fundiertes Monitoring (inklusive Forschung) durch Naturschutz, regionale Artenkenner und Wissenschaftler begleitet werden.
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Online-Version des gleichnamigen Beitrags aus
Naturschutz und Landschaftsplanung 44 (9), 2012, 261-269
Ökologisches Potenzial eines möglichen Nationalparks im
Nordschwarzwald
Chancen in Prozessschutz-, Entwicklungs- und Managementzonen aus
naturschutzfachlicher Sicht
Von Marc Förschler, Ulrich Bense, Peter Berthold, Christian Dietz, Dieter Doczkal,
Ulrich Dorka, Charly Ebel, Wolfram Hessner, Hubert Höfer, Adam Hölzer, Christian
Köppel, Arne Kolb, Hubert Laufer, Manfred Lieser, Jürgen Marx, Hans-Werner
Maternowski, Jörg-Uwe Meineke, Wolfgang Münch, Luise Murmann-Kristen, Erwin
Rennwald, Ilse Römpp, Klaus Roth, Arno Schanowski, Elmar Schelkle, Franz-Josef
Schiel, Wolfgang Schlund, Karl-Eugen Schroth, Volker Späth, Patrick Stader, Axel
Steiner, Simone Stübner, Hendrik Turni, Thomas Waldenspuhl, Thomas Wolf, Jörg
Ziegler und Peter Zimmermann
Zusammenfassung
Die Diskussion über einen möglichen Nationalpark im Nordschwarzwald ist derzeit in
vollem Gange. Ziel der Nationalpark-Initiative ist es, eine Fläche von mindestens
10.000 Hektar mittel- bis langfristig für den Ablauf natürlicher Prozesse im Wald
freizustellen. In einer 30-jährigen Anfangsphase besteht dabei in Teilbereichen die
Möglichkeit, bestimmte Waldentwicklungen durch gezielte Maßnahmen, wie der
Förderung von Tannen, Buchen und Kiefern zugunsten der kommenden
Waldgeneration, anzustoßen (Entwicklungs-Nationalpark). Aus naturschutzfachlicher
Perspektive besteht die zentrale Frage darin, welche positiven Wirkungen ein
solches Großschutzgebiet für die Erhaltung seltener Arten und die Wiederherstellung
der lokalen Artenvielfalt hat. In der Summe gehen wir davon aus, dass ein Schutz der
natürlichen Prozesse in einem Gebiet dieser Größe viele gebiets- und
systemtypische Arten sowie ökologische Wechselwirkungen mittel- bis langfristig
fördern wird. Diese Prozesse und Entwicklungen sollten in Zukunft durch ein fachlich
fundiertes Monitoring (inklusive Forschung) durch Naturschutz, regionale
Artenkenner und Wissenschaftler begleitet werden.
1 Einleitung
Weltweit hält die Zerstörung von Ökosystemen und Lebensräumen trotz der
Bemühungen im Rahmen der Konvention zur biologischen Vielfalt (CBD) weiter an.
Das 2002 von den CBD-Beitrittsstaaten verabschiedete Ziel, bis 2010 die Verlustrate
der Biodiversität signifikant zu reduzieren, wurde nicht erreicht (Global Biodiversity
Outlook 3 -2010). Der weltweite Artenrückgang ist mittlerweile 100- bis 1000-mal
höher als die natürliche Aussterberate (BMU 2007). Ein Mittel, um dieser Entwicklung
zu begegnen, ist die Ausweisung von Großschutzgebieten wie Nationalparke, in
denen natürliche Prozesse wieder zugelassen werden. Solche Großschutzgebiete
werden seit über hundert Jahren in allen Teilen der Welt zur Erhaltung bestimmter
Biotoptypen und den darin lebenden Arten errichtet. Auch Deutschland besitzt
insgesamt 14 Nationalparke. Ziel der Bundesregierung in der „Nationalen Strategie
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zur biologischen Vielfalt“ ist es, bis 2020 auf 2 % der Landesfläche Wildnisgebiete
einzurichten und auf 5 % der Landeswaldfläche Deutschlands wieder ungestörte,
natürliche Waldentwicklung zuzulassen (BMU 2007).
Deutschland besitzt dabei eine besonders hohe Verantwortung für die
Wiederherstellung von standorttypischen Mischwäldern der gemäßigten Breiten
Mitteleuropas. Echte Urwälder mit vom Menschen unbeeinflusster Sukzession gibt es
heute im dicht besiedelten Deutschland nicht mehr. Es gibt aber noch relativ
naturnahe, in ihrer Struktur weniger stark anthropogen gestörte, alt- und totholzreiche
Waldflächen, die als Lebensgrundlage für eine ganze Reihe von inzwischen sehr
seltenen und vom Aussterben bedrohten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten von großer
Bedeutung sind und dringend erhalten werden müssen. In mehreren Wald-
Nationalparks wird derzeit versucht, natürliche Dynamik auf größeren Flächen
ehemaliger Wirtschaftswälder wieder zuzulassen. Einige erfolgversprechenden
Beispiele zeigen dabei, dass die Umwandlung vom Wirtschaftswald in Wälder ohne
direkte menschliche Einflussnahme recht schnell mit einer meßbaren Erhöhung der
Strukturvielfalt und damit auch der biologischen Vielfalt einhergeht (MÜLLER & BÜTLER
2010, MÜLLER & LEIBL 2011).
Als einzige Flächenbundesländer besitzen nur Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz
und das Saarland keine großen Prozessschutzgebiete. Die baden-württembergische
Landesregierung möchte vor diesem Hintergrund mit der Ausweisung eines
Nationalparks sowohl internationalen Abkommen (CBD) als auch der „Nationalen
Strategie zum Erhalt der Artenvielfalt“ der Bundesregierung (BMU 2007)
nachkommen und Lebensräume schützen. In Baden-Württemberg zählt dazu das
siedlungsarme und unzerschnittene Waldgebiet des Nordschwarzwaldes mit einem
der größten noch vorhandenen Vorkommen der Weißtanne Abies alba im
Kerngebiet der Artverbreitung.
Abb. 1: Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und der derzeitige Suchraum für einen
Nationalpark im Nordschwarzwald mit den drei diskutierten Teilgebieten 1)
Kniebis/Schliffkopf/Seekopf (9145 ha), 2) Hoher Ochsenkopf (2030 ha) und 3)
Kaltenronn/Wildseemoor (5760 ha).
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Hauptziel eines Nationalparks ist, auf ausreichend großer Fläche (mindestens 10.000
ha) eine vom Menschen weitgehend ungestörte Entwicklung der Wälder zuzulassen.
Das Nationalparkgebiet würde 1-2 % der gesamten Waldfläche des Schwarzwaldes
und 3-4 % des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord umfassen und bliebe eingebettet
in die weiterhin bestehende, waldreiche Kulturlandschaft des Nordschwarzwaldes
(Abb.1).
2 Nationalpark-Idee Nordschwarzwald
Erstmals wurde 1992 die Errichtung eines Nationalparks im Schwarzwald diskutiert
(Späth 1992). Die Idee wurde dann von der baden-württembergischen
Landesregierung 2011 wieder aufgegriffen. Der Suchraum für einen möglichen
Nationalpark im Nordschwarzwald (Abb. 1) umfasst überwiegend Wälder in einer
Höhenlage von 800 bis 1100 m ü. NN auf Buntsandstein. Das Klima ist hier
besonders niederschlagsreich und kühl. Die potentielle natürliche Vegetation (pnV) in
diesem von sauren, nährstoffarmen Böden (Podsole) geprägten Gebiet bilden
Mischwälder aus Weißtannen, Fichten Picea abies und Rotbuchen Fagus sylvatica
in den Hochlagen (vor allem Hainsimsen-Fichten-Tannen-Buchenwald: Luzulo-
Abietetum und Beerstrauch-Tannenwald: Vaccinio-Abietetum) und Rotbuchen-
Wälder mit hohem Anteil an Weißtannen in den Hanglagen (Hainsimsen-
Buchenwald: Luzulo-Fagetum) (LUBW 2012, MÜLLER & OBERDORFER 1978, SCHLOSS
1978, SCHÜLLI 1959, WOLF 1992). In den Übergangsbereichen zu den Mooren sind
neben der Waldkiefer Pinus sylvestris auch Bergkiefern Pinus rotundata var.
pseudopumilio von Bedeutung (MÜLLER & OBERDORFER 1978, WOLF 1992).
Bei den Erhebungen und Diskussionen zu einem möglichen Nationalpark im
Nordschwarzwald hat sich herauskristallisiert, dass der Schwerpunkt eines
Großschutzgebietes darauf gelegt werden sollte, die fichtendominierten
Wirtschaftswälder mittelfristig aus der Nutzung zu nehmen, damit sie sich langfristig
zu standortstypischen, artenreicheren und stabilen Bergmischwäldern mit den
Leitbaumarten Weißtanne, Fichte, Rotbuche und auf Sonderstandorten auch
Waldkiefer entwickeln können (Entwicklungs-Nationalpark, vgl. unten).
Trotz der Dominanz der Fichte im möglichen Nationalpark bestehen bereits sehr
günstige strukturelle Voraussetzungen für eine solche Entwicklung, da die Stürme
„Vivian“ und „Wiebke“ (1991) und der Orkan „Lothar“ (1999) und die anschließenden
Borkenenkäfer-Kalamitäten große Teile des ehemals vorherrschenden Fichten-
Altersklassenwaldes stark aufgebrochen und neu strukturiert haben. Vielerorts
wächst bereites die nächste Waldgeneration heran, die struktur- und
baumartenreicher als der Ausgangsbestand ist. Außerdem wurden in den
vergangenen 30 Jahren durch Änderung der forstlichen Praxis in vielen
Waldgebieten Tannen und Buchen wieder gefördert. Dadurch ist auf der
Gesamtfläche bereits jetzt ein Mosaik von Waldtypen entstanden und wir gehen
aufgrund der unterschiedlichen standörtlichen Begebenheiten davon aus, dass
großflächig betrachtet kein einheitlicher Waldtyp entstehen wird. Vielmehr kann man
eine Entwicklung zu einem abwechlungsreichen Waldbild erwarten, in dem
lichtdurchflutete, beerenreiche Wälder der Alters- und Zerfallsphase,
baumartenreiche Verjüngungsphasen und dichte, dunkle Jungwaldbereiche bis zur
Optimalphase auf engem Raum aneinander grenzen.
Diese Mosaikstruktur wird in einem sich selbst überlassenen Wald vor allem dadurch
gefördert, dass Zufallsereignisse wie Stürme, Schneebruch, Blitzschlag, Insektenfraß
oder Trockenheit immer wieder klein- und großflächig neue Habitate schaffen, die
sich auf der Gesamtfläche räumlich und über die Zeit wiederholen (SCHERZINGER
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2006, vgl. auch Abb. 2). Erst die damit verbundene Dynamik ermöglicht das
Überleben vieler Populationen von Tier-, Pilz- und Pflanzenarten und gewährleistet
damit generell eine hohe Artenvielfalt und Artenqualität.
Zur Initiierung der Entwicklung vom Wirtschaftswald zum Naturwald durch forstliche
Maßnahmen, wird im Nordschwarzwald an die Einrichtung eines sogenannten
Entwicklungs-Nationalparks gedacht, der in künftige Wildnisgebiete mit Kernzone
und 30-jährige Entwicklungszone, die später ebenfalls Kernzone wird, sowie
dauerhaft gepflegte Flächen (Managementzone) gegliedert ist. Der Suchraum für
einen Nationalpark im Nordschwarzwald umfasst drei Schwerpunktgebiete (Abb. 1),
deren Baumartenzusammensetzung wie folgt geschätzt wird: Fichte: 65-70%,
Weißtanne: 15-20%, Waldkiefer: 5-10%, Rotbuche: 1-5%. Genauere Zahlen
können erst nach Überprüfung der Baumartenzusammensetzung der endgültigen
Nationalpark-Kulisse ermittelt werden.
Abb. 2: Prozesschutz am Beispiel Bannwald „Wilder See“, in dem seit 100 Jahren jegliche
forstliche Nutzung ruht. Auf dem Luftbild ist die durch zeitlich und räumlich
aufeinanderfolgende Sturmereignisse und Borkenkäfer-Kalamitäten ausgelöste reiche
Strukturierung auf der Gesamtfläche gut erkennbar. Dabei sind in den letzten Jahrzehnten
zahlreiche Grenzlinien entlang der jetzt unterschiedliche alten Waldbereiche entstanden,
die die Diversität und vor allem Qualität der Tier- und Pilzarten im Vergleich zum
umgebenden Wirtschaftswald erhöhen (Quelle: GoogleEarth 2012).
Durch die geplante Reduzierung der Fichte um 5-10% in den nächsten 30 Jahren
und die Förderung von wichtigen Samenbäumen und der auf einigen Flächen bereits
vorhandenen Verjüngung von Tanne und Buche, sowie von Waldkiefer,
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Vogelbeere Sorbus aucuparia, Birken Betula spp. und Bergahorn Acer
pseudoplatanus in den Entwicklungszonen können zusätzliche Impulse für eine
baumartenreichere Entwicklung des künftigen Bergmischwaldes gegeben werden.
Zur Erreichung einer optimalen Naturverjüngung wird dabei auf längere Zeit
zumindest auf Teilflächen eine Reduktion des Schalenwildbestandes zum Schutz der
jungen Tannen und Buchen vor Verbiß notwendig sein.
Der Umgang mit Sonderbiotopen wie Karseen, Moore, Missen und Felsstandorten
muss im Managementplan eines Nationalparks mit den jeweiligen Experten
abgestimmt werden. Zudem ist geplant in einem Entwicklungs-Nationalpark durch
Festschreibung in den Managementplänen auch künftig sowohl den Erhalt von
charakteristischen Kulturlandschaften (z.B. Grinden, Bergwiesen) als auch in
bestimmten Fällen den aktiven Schutz durch Habitatverbesserung in Teilgebieten
(z.B. für das Auerhuhn) zu gewährleisten.
3 Artpotenzial in der Kern- und Entwicklungszone
3.1 Grundlagen
In einem vom Menschen weitgehend unbeeinflussten Wald unterliegt die gesamte
Pflanzenbiomasse einem natürlichen Prozess, der über die Nutzung durch
Pflanzenfresser und die Zersetzung durch verschiedene Tiere, Pilze, Flechten und
Mikroorganismen wieder zu organischem Material im Boden und damit zu
Nährstoffen für erneutes Pflanzenwachstum führt. Vor allem in der Altersphase der
Bäume entstehen dabei besondere Strukturen und Habitate wie große Mulmhöhlen,
trockene, tote Starkäste, stehend abgebrochene Bäume, absterbende Wurzeln usw.,
die für eine Vielzahl (Tausende) von Insekten (vor allem Käfer- und Fliegen), Pilze
und Bakterien die Lebensgrundlage bilden. Davon profitieren wiederum zahlreiche
Wirbeltierarten.
Im Gegensatz dazu ist ein normaler Wirtschaftswald – wie jede Kulturlandschaft – auf
die Produktionsphasen (Optimalphase) ausgerichtet. Die Alters- und
Zusammenbruchphase und ihre Habitatstrukturen wie starkes Totholz sind in
Wirtschaftswäldern meist nur minimal vertreten (SCHABER-SCHOOR 2009). Viele der
auf sehr spezifische Totholz-Strukturen angewiesenen Organismen befinden sich
daher auf den Roten Listen der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten.
Vergleichende Untersuchungen über Totholzschwellenwerte in europäischen
Wäldern ergaben erst ab einem Totholzvorrat von 30-50 m³ ha-1 einen Effekt für
totholzbewohnende Artengemeinschaften (MÜLLER & BÜTLER 2010). Einige extreme
Totholz-Spezialisten, wie die Zitronengelbe Tramete Antrodiella citrinella (BÄSSLER
& MÜLLER 2010) oder auch der Drachenkäfer Pytho kolwensis (SIITONEN & SAARISTO
2000) und andere xylobionte Käferarten (MÜLLER et al. 2007) benötigen jedoch noch
weitaus höhere Totholzvorräte mit mehr als 100 m³ ha-1 (vgl. auch
Schwellenwertangaben für Urwaldreliktarten in SCHABER-SCHOOR 2008, 2009).
Solche Mengen liegenden und stehenden Totholzes sind nur in unbewirtschafteten
Wäldern möglich.
Die BUNDESWALDINVENTUR 2 (BWI2) hat im Gegensatz dazu für die Jahre 2000/2001
in baden-württembergischen Forsten einen Wert von durchschnittlich 19,1 m³ ha-1
ermittelt (www.bundeswaldinventur.de). Insgesamt liegen die Totholzmengen in
unseren Wirtschaftwäldern damit deutlich unter den Mengen, die für das Überleben
anspruchsvoller Arten notwendig wären (BUSSLER & MÜLLER 2006, SCHABER-SCHOOR
2009). Zur Erhaltung der Waldarten wurden daher in neuerer Zeit Zusatzprogramme,
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wie das „Alt- und Totholzkonzept“ aufgelegt (FORSTBW 2010), das aber die
urwaldtypischen Totholz-Mengen flächig nicht anbieten kann.
Da manche Arten nur bestimmte, an einem einzelnen Baum meist nur wenige Jahre
währende Stadien toten Holzes nutzen können, kann die vollständige
Artenausstattung einer Region nur in Waldgebieten existieren, die so großflächig
sind, dass alle im Entwicklungszyklus des Waldes auftretenden Strukturen und
Habitate dauerhaft in räumlichem Bezug und enger Verzahnung zueinander
auftreten. Bestehende Naturschutzgebiete und Bannwälder sind in der Regel zu
klein, um eine nachhaltige Sicherung lokaler Populationen zu gewährleisten.
Insbesondere der Aufbau von Lebensräumen für stabile und größere Populationen
seltener Urwald-Reliktarten ist aufgrund der benötigten Fläche nur in
Großschutzgebieten (Mindestfläche 10.000 ha) möglich. Diese können dann
wiederum bei hohem Populationsdruck zu Quellgebieten für eine Neuausbreitung
werden.
Im Verbund mit großen Prozessschutzgebieten spielt dann allerdings das Alt- und
Totholzkonzept auf der Gesamtfläche (FORSTBW 2010) eine wesentliche Rolle
aufgrund seiner Trittsteinfunktion bei der Ausbreitung und Rückwanderung in
ehemalige Vorkommensgebiete. Je nach Artengruppe können die Wiedervernetzung
von Restvorkommen seltener Arten und eine Wiederbesiedelung des
Nationalparkgebietes durch verschollene Arten unterschiedlich lange Zeiträume
erfordern. Bei einigen Käferarten mit sehr geringen Ausbreitungsfähigkeiten kann
dies Jahrzehnte bis Jahrhunderte dauern, bei manchen sehr mobilen Arten, oder
wenn Reliktvorkommen existieren, kann eine Wiederausbreitung auch sehr rasch
ablaufen.
Im Folgenden soll das Entwicklungspotential für einige Pflanzen-, Pilz- und Tierarten
in der Entwicklungs- und Kernzone eines möglichen Nationalparks beispielhaft
erläutert werden. Die Auswahl der erwähnten Arten basiert auf den Einschätzungen
von Artexperten der Region, erhebt dabei aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit,
da nicht über alle Artengruppen gleich gute Informationen vorliegen.
3.2 Entwicklung der Vegetation in einem Nationalpark
Wir gehen davon aus, dass sich der gesamte Wald bei einer freien Entwicklung je
nach Standort (Höhenlage, Exposition, Boden- und Gesteinsbedingungen,
Vermoorungsgrad) über die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte vom Fichten
dominierten Nadelwald in einen strukturreichen Mischwald mit den Hauptbaumarten
Fichte, Weißtanne, Rotbuche und teilweise auch Waldkiefer entwickeln wird und
es dabei zu einer Anreicherung der Vorräte an liegendem und stehendem Alt- und
Totholz kommt.
Über die Zukunft der Fichte im Schwarzwald wird sehr kontrovers diskutiert.
Während ihre starke Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Baumarten und ihre
Verjüngungspotenz für einen langen Verbleib in den Wäldern des
Nordschwarzwaldes sprechen, gibt es im Gegensatz dazu Hinweise, dass sie bei der
erwarteten Klimaerwärmung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts stark unter Druck
geraten wird (MÜLLER-KROEHLING et al. 2010). Entsprechend geht REIF (schriftl.
Mitteilung im Waldnaturschutz-Forum der FVA) davon aus, dass sich langfristig
Weißtannen und Rotbuchen durchsetzen werden. Letztlich wird sich gerade auf den
Prozessschutzflächen im Nationalpark herausstellen, welche Zukunft die Fichte im
Schwarzwald haben wird. Entscheidenden Einfluss auf die Waldentwicklung hat
dabei auch der Wildbestand, da dieser selektiv in die Baumartenverteilung zugunsten
der gegen Verbiss unempfindlichen Fichte eingreift. Daher wird eine angemessene
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Wildbestandsregulierung längerfristig auch in den Kernzonen eine wichtige Rolle
spielen, auch deshalb weil große Beutegreifer wie Luchs Lynx lynx, Wolf Canis
lupus und Braunbär Ursus arctos im Gesamtsystem zumindest mittelfristig fehlen
werden.
Im Hinblick auf die Strukturvielfalt ist vor allem die Entwicklung von Uraltbäumen von
großer ökologischer Bedeutung (BÜTLER 2005, BUSSLER 2006). Während im
Wirtschaftswald in der Region Nordschwarzwald Baumindividuen durchschnittlich
noch in einem Alter von 120 bis 140 Jahren geerntet werden, können Bäume in
Wäldern ohne Holznutzung deutlich älter und größer werden. Das bekannte
Höchstalter von Fichten in Urwäldern liegt bei 900 Jahren, das von Waldkiefern und
Weißtannen bei 600 Jahren (SCHERZINGER 1996). Dieses hohe Alter der Bäume ist
nur durch besondere (stochastische) Prozesse in Urwäldern erklärbar. Die
Jungbäume werden dabei zum Teil lange über das Wurzelsystem der Mutterbäume
mitversorgt, können längere Zeit in der Jugendphase verharren und nach dem
Auflichten der Kronenschicht rund hundert Jahre länger wachsen als vergleichbare
Individuen in Wirtschaftswäldern (SCHERZINGER 1996). Ob auch im Nordschwarzwald
Bäume ein solch hohes Alter erreichen können, wird erst die Zeit zeigen. Bei Tannen
und Buchen ist dies aber durchaus denkbar. Tatsache ist, dass viele
Kleinstlebensräume, auf die spezialisierte Waldarten angewiesen sind, erst bei sehr
alten Bäumen in Verbindung mit diversen Strukturmerkmalen wie Höhlen, Kronen-
und Starktotholz und rauer Rinde entstehen können (BUSSLER 2006, MÜLLER & LEIBL
2011). Von der Entwicklung solcher bisher seltener Habitatstrukturen können neben
zahlreichen Pilz- und Tierarten beispielsweise seltene Moose profitieren, wie das
hochspezialisierte, auf morsches Holz angewiesene Grüne Koboldmoos
Buxbaumia viridis. Dieses Moos konnte von 1997 bis 2005 in Baden-Württemberg
nur an 14 Fundorten bestätigt werden, von denen einer in der geschützten Karwand
des Biberkessels östlich der Hornisgrinde liegt (EBEL & BIRK 2005).
Neben den Hauptbaumarten der typischen Waldgesellschaften des
Nordschwarzwaldes (vgl. oben) hätten bei ungestörter Sukzession, wie sie sich in
Fichtenbeständen nach Käferbefall und auf Windwurfflächen abspielt, insbesondere
auch typische Pionierbaumarten und Laubbäume von Sonderstandorten wie
Vogelbeere, Mehlbeere Sorbus aria, die drei Birken-Arten des Gebietes
(Moorbirke Betula pubescens, Karpatenbirke Betula pubescens ssp. carpatica,
Sandbirke Betula pendula), die Waldkiefer, der Bergahorn und die zugehörigen
Artengemeinschaften eine Chance zur freien Entwicklung. Im Unterwuchs wird sich
in lichteren Bereichen je nach Vermoorungsgrad eine reiche Beerstrauchgesellschaft
mit Heidelbeere Vaccinium myrtillus, Rauschbeere Vaccinium uliginosum,
Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea, Besenheide Calluna vulgaris und Gräsern
entwickeln. In trockeneren Bereichen wird auf Lichtungen auch Adlerfarn Pteridium
aquilinum eine wichtige Rolle spielen und zum Teil ein großflächig dichtes
Aufwachsen von Jungfichten verhindern und damit heterogene Waldstrukturen
schaffen.
Aus naturschutzfachlicher Sicht sollten die Wälder der Kar- und Steilhänge sofort in
die Kernzonen eines Nationalparks aufgenommen werden, da sie noch eine große
Naturnähe aufweisen. Die Aufnahme der Moore, Moorrandwälder und Missen in
Kern- oder Entwicklungszone eines Nationalparks sollte im Einklang mit der Moor-
schutzstategie des Landes Baden-Württtemberg erfolgen und für jedes Teilgebiet
nach einer jeweiligen Einzelfallprüfung im Managementplan festgelegt werden. Ein-
griffe in Hochmoorkomplexe sollten im Allgemeinen auf ein Minimum reduziert wer-
den. Hochmoore sind eine der wenigen Vegetationskomplexe, die sich ohne Eingriffe
des Menschen entwickelt haben und weiter entwickeln werden, wenn die Umweltbe-
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dingungen es zulassen. Wenn es sich nach intensiver Untersuchung in einigen Fäl-
len erweisen sollte, dass das Moor und die Torfe ohne Eingriffe Schaden nehmen
könnten, ist bei einigen stark entwässerten Mooren und Moorrandwäldern gegebe-
nenfalls eine gezielte, durch Moorexperten begleitete Erstpflege zur Stabilisierung
des Wasserhaushaltes denkbar (VON SENGBUSCH et al. 2011 a,b, MURMANN-KRISTEN
2012), die dann aber zukünftig genau dokumentiert und evaluiert werden muss (vgl.
CHAMBERS et al. 2007, HENDON & CHRAMAN 2004). Anschließend sollten auch diese
Flächen möglichst dauerhaft als Kernzonen ausgewiesen und sich selbst überlassen
werden, da Torfmooskomplexe im Allgemeinen die Fähigkeit besitzen, sich über ei-
nen langen Zeitraum zu stabilisieren und sogar Wälder zu besiegen (HÖLZER 2010,
KAULE & PERINGER 2011, VAN BREEMEN 1995). Wir gehen davon aus, dass sich in ei-
nem Nationalpark die vorhandenen Torfmoospopulationen (Sphagnen) eher positiv
entwickeln werden und neben häufigeren Arten wie Mittlerem Torfmoos Sphagnum
magellanicum, Rotem Torfmoos Sphagnum rubellum und Pappilösem Torfmoos
Sphagnum papillosum, auch seltenere Arten wie Braunes Torfmoos Sphagnum
fuscum und Spieß-Torfmoos Sphagnum cuspidatum profitieren werden. Auch viele
charakteristische Blütenpflanzen des Nationalpark-Suchraums wachsen in diesen
Hoch- und Übergangsmooren (EBEL & BIRK 2005). Dazu zählen unter anderem
Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium, Scheidiges Wollgras Erio-
phorum vaginatum, Blumenbinse Scheuchzeria palustris, Armblütige Segge Carex
pauciflora, Moosbeere Vaccinium oxycoccus, Krähenbeere Empetrum nigrum und
Rosmarinheide Andromeda polifolia.
3.3 Pilze
Eine ganz besondere Rolle in ungestörten Waldflächen spielen Pilze, da sie am
Abbau des Totholzes entscheidend beteiligt sind. Verschiedene Pilze zersetzen
abgestorbenes Holz in unterschiedlicher Weise (Zellulose, Lignin, Weiß- und
Rotfäule), schaffen so die Nahrungsgrundlage für Mikroorganismen, Würmer und
Arthropoden und bereiten damit den Waldboden für neues Wachstum vor. Für die
Vielfalt und Vitalität unserer Wälder sind außerdem Mykorrhiza-Pilze durch ihre
enge Symbiose mit dem Wurzelsystem von Bäumen besonders wichtig. Da viele
Pilzarten sehr sensibel auf Düngung, Kalkung, Waldwegebau, Bodenverdichtung
oder Luftverschmutzung reagieren, ist ein Nationalpark ohne diese Eingriffe für
zahlreiche mittlerweile im Vorkommen rückläufige Pilzarten, wie Samtiger Pfifferling
Cantharellus friesii, Echter Pfifferling Cantharellus cibarius und Stahlblauer
Rötling Entoloma nitidum ein wichtiges Refugium.
Daneben dürften von den hohen Totholzanteilen sehr seltene oder bereits
verschollene Urwaldpilze profitieren, beispielsweise der überwiegend in
Naturwaldreservaten vorkommende Zunderschwamm Fomes fomentarius,
Lundells Feuerschwamm Phellinus lundellii und Tannenstachelbart Hericium
flagellum. Individuen von letzterem wurden im Nordschwarzwald erst vor kurzem an
alten, abgestorbenen Tannen im Bannwaldgebiet „Wilder See“ (EBEL & RÖMPP in
SCHLUND et al. 2011) und am Rande des Bannwalds „Wildseemoor“ (K. DÜRR,
Infozentrum Kaltenbronn, mündl. Mitteilung) entdeckt. Dass Pilze bei verbesserten
Bedingungen zurückkehren und wieder häufig werden können, zeigt das Beispiel der
Zitronengelben Tramete aus dem Nationalpark Bayerischer Wald (MÜLLER 2012).
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3.4 Insekten und andere Gliedertiere (Arthropoden)
Die von Pilzen und Flechten geschaffenen Kleinsthabitate in und auf dem stehenden
und liegenden Totholz sind für zahlreiche hochspezialisierte Arthropoden-Arten ein
unersetzlicher Lebensraum. Der Bannwald „Wilder See“ steht hier beispielhaft für das
Entwicklungspotenzial in einem Nationalpark Schwarzwald (SCHLUND et al. 2011).
Hier wurden bisher Spinnen (Areanea), Weberknechte (Opiliones), Pseudoskorpione
(Pseudoscorpiones), diverse Asseln (Isopoda), Hundert- und Tausendfüßer
(Myriapoda), Käfer (Coleoptera) und Schmetterlinge (Lepidoptera) untersucht und
eine artenreiche Fauna mit zahlreichen interessanten Arten nachgewiesen.
Bei den Käfern ist das Entwicklungspotenzial besonders groß (BÜCKING et al. 1998),
da rund ein Viertel der heimischen Käferarten direkt oder indirekt von totem Holz lebt.
Von solchen xylobionten Käfern gelang bisher der Nachweis von 167 Arten, von
denen 13 landesweit auf der Roten Liste stehen. Der Vergleich von Fängen im
Bannwald „Wilder See“ aus den Jahren 1995/1996 und 2011 (BENSE 2012) zeigt,
dass die Artenvielfalt der Holzkäfer mit dem erhöhten Totholzangebot anstieg und
insbesondere Morschholzbewohner und Besiedler von Holzpilzen von der Zunahme
der zersetzten Hölzer im Gebiet profitierten. In den Fichtenwäldern des Bayerischen
Waldes hat sich die Öffnung des Kronendachs durch Borkenkäferschäden,
insbesondere durch den Buchdrucker Ips typographus, positiv auf das Vorkommen
von xylobionten Käferarten der Roten Liste ausgewirkt (MÜLLER et al. 2008, 2010),
die als typische Urwaldreliktarten gelten (MÜLLER et al. 2005). Zur Erhaltung der
Vielfalt totholzbesiedelnder Käfergemeinschaften der Bergwälder ist laut MÜLLER et
al. (2010) mindestens eine Verdreifachung des derzeitigen Totholzvorrats sowohl in
dichten als auch offenen Beständen auf über 30-60 m3 ha-1 notwendig.
Neben den Käfern profitieren auch zahlreiche andere Arthropodengruppen von einer
erhöhten Lückigkeit der Waldbestände durch Windwurfflächen,
Borkenkäferlichtungen und umgestürzte Einzelbäume (Literaturangaben bei MÜLLER
et al. 2008). Dazu gehören neben Laufkäfern (Carabidae), Pflanzenwespen
(Symphyta), Fliegen (Diptera), Schwebfliegen (Syrphidae), Netzflüglern
(Neuropteroidea), Ameisen-, Bienen- und Wespenarten (Aculeata) und Spinnen
(Araneae) auch zahlreiche Schmetterlingsarten (Lepidoptera). Neben einer Reihe
von seltenen Nachtfalterarten der Moorrandwälder, die von Auflichtungen im Wald
abhängen (siehe unten), zählt dazu beispielsweise auch der im Bestand stark
zurückgegangene Trauermantel Nymphalis antiopa. Auch seltene Heuschrecken
(Saltatoria), wie die Laubholz-Sägeschrecke Barbitistes serricauda, finden in den
entstehenden lichten und strukturreichen Waldflächen mehr Lebensraum.
Unter den Libellen (Odonata) benötigen die Quelljungfer-Arten (Cordulegaster
boltonii, C. bidentata) für ihre Entwicklung naturnahe Quellrinnsalen. Eine natürliche
Waldstruktur mit kleinen Lichtflecken im Bereich von Schnee- oder
Sturmbruchflächen, wie sie sich in einem Nationalpark finden würde, käme den
Ansprüchen dieser Arten entgegen. Andere Libellenarten können die mit Wasser
gefüllten Vertiefungen entwurzelter Bäume insbesondere in moorigen Bereichen zur
Fortpflanzung nutzen. Neben häufigen Arten, wie Blaugrüner Mosaikjungfer
Aeshna cyanea oder Früher Adonislibelle Pyrrhosoma nymphula, entwickeln sich in
den Hochlagen des Nordschwarzwaldes in solchen Wurzelteller-Gewässern auch
seltene und hochgradig bedrohte Moor-Libellenarten, wie die Kleine Moosjungfer
Leucorrhinia dubia, die Torf-Mosaikjungfer Aeshna juncea sowie die Alpen-
Smaragdlibelle Somatochlora alpestris und die Arktische Smaragdlibelle
Somatochlora arctica. Zudem können Rothirsch Cervus elaphus und Wildschwein
Sus scrofa im Bereich der Wurzelteller durch Suhlen und wühlende Tätigkeiten
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moorige Schlenken als Entwicklungsgewässer für Hochmoor-Mosaikjungfer
Aeshna subarctica (BÖNSEL 1999) und Alpen-Smaragdlibelle erhalten und auch neu
schaffen.
Auch die in terrestrischen Ökosystemen wichtigen Ameisen (Formicidae) werden
durch das mosaikartige Auslichten von Waldbeständen stark gefördert, da die
Ameisenbrut sonnenexponierte Standorte zur optimalen Entwicklung benötigt. So
legen selbst die Waldameisen ihre großen Hügelnester in Lichtungen oder an
Waldsäumen an. Windbruchflächen sind nach ca. 10 Jahren besonders artenreich,
da sich dann neben den Waldarten auch zahlreiche Offenlandarten aus der weiteren
Umgebung angesiedelt haben. Auffallend auf solchen Flächen ist neben der
Erhöhung der Diversität auch eine Zunahme der Biomasse der Ameisen, die eine
bedeutende Nahrungsgrundlage unter anderem für Spechtvögel bilden. Zu nennen
wäre hier beispielsweise das ungewöhnlich häufige Vorkommen der Rossameise
Camponotus herculeanus am Lotharpfad nahe dem Schliffkopf.
Lichte Waldbestände am Rande großer offener Moore und Bergheiden sind zudem
wertvolle Lebensräume für Eiszeitreliktarten. Im Schwarzwald vorkommende,
gefährdete Arten sind die Gebirgswaldameise Formica lugubris, die Strunkameise
Formica truncorum, die Große Kerbameise Formica exsecta (MERTENS 1996), der
Harpa Harpagoxenus sublaevis (eine Sklavenhalterart), die Große Knotenameise
Manica rubida, Karavajevs Knotenameise Myrmica karavajevi (eine parasitische
Art; MÜNCH 1997), die Moor-Knotenameise Myrmica vandeli in nicht zu hohen
Lagen die Schwarzglänzende Moorameise Formica picea und die Sumpf-
Knotenameise Myrmica gallienii. (zu den einzelnen Arten vgl. MÜNCH 2004, 2007,
2009, 2010, 2011 a,b).
Auch Spinnen (Araneae) können vom Prozessschutz profitieren. Zwar handelt es
sich bei dieser, besonders in Wäldern individuen- und artenreichen Gruppe, um reine
Räuber, die weder direkt von der Vegetation, noch vom Totholzangebot abhängig
sind. Trotzdem zeigte die Vielfalt von Waldbodenspinnen in einer Untersuchung von
Bann- und Wirtschaftswäldern (LOCH 2002) deutliche Korrelationen mit dem
Totholzvorrat. Wie in vielen anderen Tiergruppen ist die Artenvielfalt von Spinnen, die
stärker von Strukturen (Streu, niedrige Vegetation, Stämme) und Mikroklima
(Feuchtigkeit, Beschattung) als von der Artenzusammensetzung der Vegetation oder
den Bodenverhältnissen abhängt, auch in Wirtschaftswäldern hoch.
Fichtenreinbestände sind aber individuen- und artenärmer als Buchen- und
gemischte Bestände.
Die Biotopvielfalt und vor allem die klein- bis mittelskalige Dynamik in alten Wäldern
(z.B. Bannwäldern) ermöglicht auch bei Spinnen eine hohe Artenvielfalt und bietet
besonders stenöken Arten Lebensraum. Spinnen reagieren auf Störungen schnell
und gehören zu den Erstbesiedlern von neu entstandenen Habitaten. Sie können
dadurch Dynamik nachzeichnen. Ein Nationalpark böte insbesondere die große
Chance, die Entwicklung der Spinnenzönosen bis in die Zerfallsstadien zu
beobachten. Und dies würde erheblich zu einer Verbesserung der Kenntnis der
Spinnen in Wäldern Baden Württembergs beitragen und die umfangreichen
Untersuchung von Wäldern im Schwarzwald durch LOCH (2002) und der Erfassung
von Spinnen auf Grindenflächen durch KIECHLE (2005) ergänzen. Beide
Untersuchungen haben eine Reihe von bisher in Baden-Württemberg selten
gefundenen Arten erbracht, besonders solche mit montaner bis alpiner Verbreitung.
Zu erwarten wären weitere Nachweise und damit Kenntnisse zu Vorkommen und
Habitatpräferenzen der winzigen Baldachinspinnen-Arten (z.B. Agyneta subtilis,
Anguliphantes tripartitus, Micrargus apertus u. a.) an unterschiedlich feuchten
Waldstandorten. Aber auch anthropogene oder natürliche Offenlandstandorte
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bevorzugende Arten, die in Baden-Württemberg selten und gefährdet sind, wurden
gefunden (z.B. die winzigen Kugelspinnen: Dipoena prona, Robertus arundineti und
Baldachinspinnen Gonatium paradoxum, Thyreostenius biovatus sowie die
größeren Wolfspinnen Pardosa nigriceps, die Springspinne Heliophanus dampfi
und die Sackspinne Clubiona kulczynski (vgl. KIECHLE 2005). Zu erwarten und
besonders interessant wären Arten mit Beziehungen zu anderen Arten (z.B. zu
Ameisen: Evansia maerens) oder mit Präferenzen für Rinden- oder
Totholzstrukturen, besonders im wenig untersuchten Kronenbereich der Bäume, z.B.
Cinetata gradata, Theridion boesenbergi, vgl. BLICK & GOßNER 2006).
3.5 Amphibien und Reptilien
Morsches, liegendes Holz dient mehreren Amphibienarten als hervorragendes
Versteck und nahrungsreicher Lebensraum (z.B. Fadenmolch Triturus helveticus,
Bergmolch Triturus alpestris und Feuersalamander Salamandra salamandra),
wenn Laichgewässer wie Bäche, Quellen und Karseen in der Umgebung vorhanden
sind. Zudem können sich im Lauf der Zeit die durch Stürme entstandenen,
wassergefüllten Senken und Pfützen neben den Wurzeltellern umgestürzter Bäume
zu wichtigen Laichgewässern entwickeln.
Unter den Reptilien dürften Bergeidechsen Lacerta vivipara, Blindschleichen
Anguis fragilis, Ringelnattern Natrix natrix und Kreuzottern Vipera berus von dem
sehr lichten, strukturreichen Wald in der Zusammenbruchsphase profitieren. Für die
Kreuzotter könnte sich hier, neben ihrem Vorkommen an den Rändern der
beweideten Grindenflächen (Sekundärhabitat), ein sich natürlicherweise immer
wieder einstellendes Habitat in lichten, totholzreichen und damit nahrungsreichen
Wäldern (Primärhabitat) ergeben.
3.6 Vögel
Eine Artengruppe, die von der Einrichtung eines Nationalparks im Nordschwarzwald
profitieren könnte, sind die Vögel (Abb. 3; vgl. auch Späth 1992). Bei einer
vergleichenden Untersuchung fand HOHLFELD (1997) deutlich mehr Brutvogelarten (5
bzw. 8 Arten) und um 14-16 % höhere Siedlungsdichten in zwei Bannwäldern (Hoher
Ochsenkopf, Wilder See) der Suchraum-Kulisse als in benachbarten
Wirtschaftswäldern.
Neben Singvogelarten, die auf ein großes Höhlenangebot und lichte, nahrungsreiche
Wälder angewiesen sind, können mittel- bis langfristig insbesondere Spechte zu
Gewinnern dieses Prozesses werden (SCHERZINGER 2006). Der Dreizehenspecht
Picoides tridactylus ist eine Charakterart totholzreicher Fichten-Altwälder, wie sie in
einem künftigen Nationalpark entstehen würden. Nach langer Abwesenheit (die Art
galt bis zur Wiederentdeckung durch L.STEINWAND u.a. im Jahre 1982 als
ausgestorben) wurde dieser Specht erst im Zuge von Kalamitäten durch den
Buchdrucker, verursacht durch die gewaltigen Sturmschäden 1991 und 1999,
wieder vermehrt im Nordschwarzwald festgestellt. Der erste Brutnachweis gelang
1995 im Bannwald „Hoher Ochsenkopf“ (DORKA 1996a, b). Bis 2004 nahm der
Bestand in den bestehenden Bannwäldern und Naturschutzgebieten kontinuierlich zu
(STRAUB et al. 2005), ging aber in den letzten Jahren durch das Fehlen frisch
abgestorbener Altfichtenbestände wieder zurück. Wenn man den Dreizehenspecht
als Brutvogel des Schwarzwaldes (und damit in Baden-Württemberg) erhalten will,
sind Großschutzgebiete im Nadelwald unabdingbar, die überhaupt erst die von der
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Abb. 3: Ornithologisches Entwicklungspotenzial in einem möglichen Nationalpark
Nordschwarzwald bei Vogelarten der Roten Liste Baden-Württembergs. Schwarz: RL-
Brutvogelarten mit aktuellen Populationen; Blau: RL-Brutvogelarten mit bisher
vereinzelten Vorkommen; Rot: Potentielle RL-Brutvogelarten (verändert nach Scherzinger
& Schumacher 2004). Vor allem Populationen verschiedener Arten der Alters- und
Zerfallsphase fehlen derzeit im Repertoire des Nordschwarzwaldes.
Art benötigte Totholzmenge auf großer Fläche (> 1 km2) zur Verfügung stellen (vgl.
BÜTLER et al. 2004, BÜTLER 2005).
Im Schwarzwald wurde ein nötiger Totholschwellenwert von 70 m³ ha-1 ermittelt
(KRATZER et al. 2011). Ein Nationalpark im Nordschwarzwald würde dem
Dreizehenspecht, der sehr flexibel auf absterbende Fichtenbestände
(Borkenkäfernester) reagiert, eine langfristige Überlebenschance bieten. Rund zehn
Jahre nach der ersten Nutzung durch den Specht während des akuten
Buchdruckerbefalls, werden die abgestorbenen Bäume im Fäulnisstadium für die Art
erneut nutzbar, da dann die Larven von Zangenböcken (Cerambycidae) und
Holzrüsslern (Curculionidae) zur Verfügung stehen (MÜLLER & SIMONIS 2010).
Unter den Spechten reagiert neben dem Grauspecht Picus canus , der im Suchraum
nur im Bannwald „Wilder See“ regelmäßig beobachtet wird, vor allem der seltene
Wendehals Jynx torquilla, positiv auf ein erhöhtes Totholzangebot. Der Wendehals
ist eine Vogelart, deren Primärhabitat in zusammenbrechenden Wäldern zu suchen
ist (SPÄTH 1992). Seit dem Orkan Lothar wird er vermehrt zur Brutzeit auf nicht völlig
aufgearbeiteten Sturmflächen des Nordschwarzwalds mit überdurchschnittlichen
hohen Totholzmengen (vgl. Werte in SCHABER-SCHOOR 2009) und einem damit
verbundenen größeren Vorkommen an Ameisen (siehe oben) beobachtet
(FÖRSCHLER 2008). Auch im Bayerischen Wald ist der Wendehals wieder in ähnliche
Totholzbereiche eingewandert (MÜLLER & SIMONIS 2010).
Neben selteneren Spechtarten werden in einem Nationalpark aber auch der häufige
Buntspecht Dendrocopus major und der Schwarzspecht Dryocopos martius vom
hohen Totholzanteil profitieren (SCHERZINGER 2006). Eine hohe Spechtdichte führt
wiederum zu einem weit höheren Höhlenangebot, von dem dann weitere Vogelarten
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- Raufußkauz Aegolius funereus, Sperlingskauz Glaucidium passerinum, Meisen
Parus spp., Kleiber Sitta europaea, Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus,
aber auch viele Fledermausarten (Chiroptera) profitieren (siehe unten). Es ist
bekannt, dass die Erhöhung der Höhlenbaumdichte auf mindestens fünf pro Hektar
deutlich höhere Artenzahlen ermöglicht (MÜLLER & SIMONIS 2010).
Auch für das Auerhuhn Tetrao urogallus ergeben sich aus unserer Sicht Chancen in
einem Nationalpark. Das Auerhuhn ist auf die späten Stadien der Waldsukzession
(späte Optimal- bis Zusammenbruchphase) angewiesen (LIESER & ROTH in
HÖLZINGER & BOSCHERT 2001) und profitiert vom Prozessschutz auf großer Fläche,
da der Wald dadurch mittel- bis langfristig älter, lückiger und insgesamt struktur- und
nahrungsreicher wird (KLAUS 2008). Dies gilt insbesondere für das Hochgebirge und
die Hochlagen der Mittelgebirge im natürlichen Verbreitungsgebiet von
Nadelbaumarten (KLAUS 2008). Im bayerisch-tschechischen Grenzgebiet des
Bayrischen Waldes und des Böhmerwaldes zeigen neue Ergebnisse eines
Monitorings, dass in den totholzreichen, durch Borkenkäferfraß entstandenen
Freiflächen die Nachweisdichte außerordentlich hoch ist, solange nur kleine Horste
von über zimmerhohen Fichten vorhanden sind (MÜLLER & SIMONIS 2010). Der dortige
Bestand hat sich offensichtlich erholt und wird derzeit wieder auf rund 550-570
Individuen geschätzt (J. MÜLLER, mdl. Mitteilung).
Ähnliche Beobachtungen ergeben sich auch in den lichten Hochlagenwäldern des
Grindenschwarzwalds mit reichlich stehendem und liegendem Totholz und
Zwergsträucher-Unterwuchs (Abb. 4). Hier ist im letzten Jahrzehnt in Folge der
massiven Auflichtungen des Hochwaldes durch den Sturm Lotahr oberhalb 900
Meter eine Stabilisierung der Bestände und gebietsweise sogar eine Zunahme des
Auerhuhns zu beobachten (ORNITHOLOGISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT
FREUDENSTADT). Wir gehen davon aus, dass aufgrund des bereits vorhandenen
Strukturreichtums in den Prozessschutzflächen eines Nationalparks und dank
künftiger Zufallsereignisse (Stürme, Schneebruch, Auflichtungen durch Baumalterung
und Borkenkäferfraß) zumindest in den Hochlagen des Nordschwarzwaldes oberhalb
800 Meter, die den größten Teil des Suchraumes einnimmt, auch in Zukunft immer
wieder neue geeignete Lebensräume für die Art entstehen werden (vgl. auch
SCHERZINGER 2006).
Um das im bewirtschafteten Wald des Schwarzwaldes seit Anfang des letzten
Jahrhunderts stark zurückgehende Auerhuhn (LUBW 2007, SUCHANT & BRAUNISCH
2008) aber zusätzlich in seinem Bestand zu stabilisieren, könnten zeitgleich
insbesondere in den tieferen Lagen der Entwicklungszone über 30 Jahre für das
Auerhuhn förderliche Maßnahmen wie Entfichtung von aufwachsenden
Sturmflächen, Auflichtung und Pflege von Balzplätzen und die Förderung von
wichtigen Nahrungsbäumen wie Wald- und Bergkiefern gemäß „Aktionsplan
Auerhuhn“ der „Arbeitsgruppe Raufußhühner Baden-Württemberg“ (SUCHANT &
BRAUNISCH 2008) umgesetzt werden. Denkbar wäre dabei, die Ziele des
„Aktionsplans Auerhuhn“ direkt im Managementplan eines künftigen Nationalparks zu
verankern.
Da eine funktionsfähige Populationen des Auerhuhnes jedoch noch wesentlich
größere Flächen benötigt (KLAUS 2008), wird für die langfristige Stabilisierung der
Gesamtpopulation des Schwarzwaldes von noch viel entscheidender Bedeutung
sein, ob es gelingt, die Auerhuhn-Habitate eines Nationalparks durch eine
konsequente Umsetzung des Aktionsplans in angrenzenden Wirtschaftswäldern mit
den bereits stark fragmentierten Restvorkommen von Nord-, Mittel- und
Südschwarzwald zu vernetzen (SEGELBACHER et al. 2008, SUCHANT & BRAUNISCH
2008).
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Für das Haselhuhn Bonasa bonasia hingegen käme die Errichtung eines
Nationalparks im Nordschwarzwald möglicherweise zu spät, da die Art kurz vor dem
Aussterben steht (LUBW 2007). Mittel- bis langfristig werden allerdings in einem
Nationalpark Habitatstrukturen wie strukturreiche Verjüngungsflächen mit hohem
Weichholzanteil entstehen, die dem Haselhuhn entgegenkommen würden, denn laut
KLAUS (2008) profitiert es vom Schutz natürlicher Entwicklungsvorgänge in
besonderem Maße. Prozesschutz ist für dieses Waldhuhn daher die ideale
Naturschutzstrategie (KLAUS 2008). Entsprechend besiedelt es im Bayerischen Wald
vor allem der natürlichen Dynamik überlassene, große Sturmflächen (J. MÜLLER, mdl.
Mitteilung).
Neben der Erhaltung und positiven Populationsentwicklung noch vorhandener,
seltener Vogelarten besitzt das Nationalparkgebiet auch das Potenzial für eine
Wiederbesiedlung durch länger verschwundene, ehemalige Brutvögel des
Nordschwarzwaldes aus dem Alpenraum wie besipielsweise dem
Weißrückenspecht Dendrocopos leucotos und dem Steinadler Aquila chrysaetos.
Der im 19. Jahrhundert im Nordschwarzwald ausgestorbene Weißrückenspecht
(VON KETTNER 1843) könnte langfristig zu einer „Flaggschiffart“ des Nationalparkes
werden, sofern es gelingt, den Anteil an alten Buchen und Tannen deutlich zu
erhöhen. Diese Spechtart ist auf Bergmischwälder mit sehr hohem Anteil an
sukzessive anfallendem Alt- und Totholz angewiesen (BÜHLER 2009, SCHERZINGER et
al. 1996). Ähnlich sieht es bei dem ebenfalls im 19. Jahrhundert ausgestorbenen
Steinadler Aquila chrysaetos aus, von dem alljährlich nicht brütende Jungvögel aus
den Alpen im Schwarzwald auftauchen. Für eine Wiederbesiedlung durch den
Steinadler, wie kürzlich im Schweizer Jura erfolgt, wäre ein künftiger Nationalpark
ebenfalls ein idealer Standort.
Zudem ist es sogar möglich, dass die ungestörten Bereiche in den Kernzonen eines
Nationalparks zur Heimat des Schwarzstorches Ciconia nigra werden könnten, der
in den letzten Jahren zunehmend, teilweise sogar in den Sommermonaten,
beobachtet wurde (ORNITHOLOGISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT FREUDENSTADT). Dieser
in ganz Deutschland bedrohte Vogel naturnaher, ungestörter Wälder könnte in einem
Nationalpark attraktive Strukturen für die Anlage eines Horstes antreffen.
Unter den Singvogelarten könnten vor allem Raubwürger Lanius excubitor und
Ziegenmelker Caprimulgus europaeus, zwei in Baden-Württemberg aktuell kurz vor
dem Aussterben stehende Arten (LUBW 2007), durch lichte, strukturreiche und
halboffene Waldstrukturen mit hohem Nahrungsreichtum zu Gewinnern werden. Für
beide Arten stellen solche Strukturen typische Primärlebensräume dar. Der
Raubwürger etablierte in den letzten Wintern im Suchraum mehrere Territorien auf
Sturmflächen mit hohem Anteil an noch stehendem Totholz und auch einzelne
singende Ziegenmelker wurden in der Folge von Orkan Lothar auf Sturmflächen
festgestellt, was das Potenzial beider Arten bei natürlicher Dynamik unterstreicht
(ORNITHOLOGISCHE ARBEITSGEMEINSCHAFT FREUDENSTADT).
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Abb. 4: Natürlich enstandenes Habitat des Auerhuhns Tetrao urogallus auf
Prozesschutzflächen im Bannwald „Wilder See“ (seit 100 Jahren aus der Nutzung). Nach
der Auflichtung des Fichtenhochwaldes durch Stürme und Borkenkäferfraß
(Zusammenbruchsphase) entwickeln sich halboffene Strukturen mit starkem Heidelbeer-
Unterwuchs, die vom Auerhuhn als Nahrungshabitate (Beerennahrung) genutzt werden
und aufgrund der klimatisch günstigen Bedingungen und dem hohen Deckungsgrad auch
für die Aufzucht der Jungen optimal geeignet sind. Auch für weitere Vogelarten
halboffener, lichter Wälder wie Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus und
Wendehals Jynx torquilla bilden solche Strukturen günstige Primärlebensräume.
3.7 Säugetiere
Auch zahlreiche gefährdete Säugetierarten nutzen Totholz oder die durch
absterbende Bäume geförderte Strukturvielfalt (großes Höhlenangebot, lichte und
dichte Waldflächen) und das vielfältigere Nahrungsangebot in einem möglichen
Nationalpark. Unter den Kleinsäugern profitieren insbesondere die seltene
Alpenspitzmaus Sorex alpinus, der Gartenschläfer Eliomys quercinus, aber auch
die Haselmaus Muscardinus avellanarius von der mosaikartigen Habitatvielfalt in
naturbelassenen Wäldern. Höhere Tannen- und Buchenanteile begünstigen zudem
die Lebensbedingungen zahlreicher gefährdeter und seltener Fledermausarten, wie
Fransenfledermaus Myotis nattereri, Wasserfledermaus Myotis daubentonii,
Braunes Langohr Plecotus auritus, Rauhautfledermaus Pipistrellus nathusii,
Großes Mausohr Myotis myotis, Bechsteinfledermaus Myotis bechsteinii, Kleine
Bartfledermaus Myotis mystacinus, Nordfledermaus Eptesicus nilssonii und
Kleiner Abendsegler Nyctalus leisleri.
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Insbesondere für die vier erst-genannten Arten ist zudem eine große Anzahl von
Baumhöhlen in ihrem Lebensraum unabdingbar und Grundvoraussetzung für große
und langfristig stabile Populationen. Durch verbesserte Habitatbedingungen ist
zudem auch mit der Wiederbesiedelung durch die Mopsfledermaus Barbastella
barbastellus zu rechnen, die derzeit nur noch vereinzelt im Nordschwarzwald
nachgewiesen wird. Auch der Baummarder Martes martes und die in tieferen Lagen
wieder einwandernde Wildkatze Felis sylvestris würden von alt- und totholzreichen
Strukturen begünstigt. Neben den seltenen profitieren von den entstehenden
Strukturen insebsonder auch häufige Arten (Langschwanzmäuse und Wühlmäuse),
die dann wiederum, wenn sie in größeren Dichten vorkommen, Nahrungsgrundlage
für viele andere Arten darstellen.
4 Arterhaltung in der Managementzone
Neben den Waldflächen existieren im Nationalparkgebiet auch einige
Sonderbiotope, wie die charakteristischen Grinden (Feuchtheiden) der höchsten
Bergrücken, die durch jahrhundertelange Beweidung und Streunutzung entstanden
sind und zum Teil mit charakteristischen Beständen an Bergkiefern bewachsen sind.
Von der Gesamtfläche eines möglichen Nationalparks nehmen diese Lebensräume
derzeit rund 200 ha ein. Da diese Flächen aber eine besondere
Artenzusammensetzung aufweisen und mehrere stark bedrohte Arten beherbergen,
muss für sie auch im Nationalpark das Erhaltungsgebot gelten. Ziel wird dabei sein,
neben der Prozessschutzfläche im Wald diese extensiv genutzten Kulturlandschaften
langfristig zu erhalten und durch optimiertes Weidemanagement (WAGNER et al.
2001, SCHLUND & BRANDT 2008) positiv zu entwickeln ("klassische"
Naturschutzstrategie). Da die Grinden historisch stark vom Menschen geprägt
wurden, sind spezielle Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen in der Mangementzone
nötig, die durch die Mittel, die dem Nationalpark zur Verfügung gestellt werden
würden, langfristig gewährleistet wären und die im Managementplan eines künftigen
Nationalparks festgelegt werden müssen.
4.1 Flora der Grinden
Botanisch gesehen sind neben der Erhaltung der durch Pfeifengras Molinia
caerulea, Rasenbinse Trichophorum cespitosum, Besenheide Calluna vulagris und
Rauschbeere Vaccinium uliginosum geprägten Pflanzengesellschaften der Grinden
(MURMANN 1979, WOLF 1992) auch die Förderung von Restbeständen einiger
seltener Blütenpflanzen wie Gelber Enzian Gentiana lutea, Arnika Arnica montana,
Schweizer Löwenzahn Leontodon helveticus und Geflecktes Knabenkraut
Dactylorhiza maculata von Interesse. Gelber Enzian, Arnika und die lange
ausgestorbene Weißzüngel-Orchidee Pseudorchis albida waren auf trockeneren
Standorten einst weiter verbreitet und teilweise sogar recht zahlreich zu finden (z.B.
SPENNER 1827).
4.2 Fauna der Grinden
Zu den Charakterarten der bergkiefer- und fichtendurchsetzten Grinden gehören
unter den Vögeln der in Baden-Württemberg vom Aussterben bedrohte
Zitronenzeisig Carduelis citrinella (FÖRSCHLER & DORKA 2010), der Wiesenpieper
Anthus pratensis (FÖRSCHLER 2004), die Ringdrossel Turdus torquatus, aber auch
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das Auerhuhn, welches vor allem im Winter die Ränder der Bergkiefer-Gebüsche
zum Nahrungserwerb aufsucht.
Weitere Charakterarten, die in ein Pflegekonzept der Grindenflächen einbezogen
werden sollten, sind die Kreuzotter Vipera berus, die Alpine Gebirgsschrecke
Miramella alpina und der Warzenbeißer Decticus verrucivorus. In den
Übergangsbereichen zwischen den dauerhaft gepflegten Heiden der
Managementzone und den Moorrand- und Missenwäldern der Kernzone finden
zudem der Sumpf-Grashüpfer Chorthippus montanus, der Weißrandige
Grashüpfer Chorthippus albomarginatus und bei gleichzeitigem Vorkommen von
Pfeifengras-Beständen die Kurzflügelige Beißschrecke Metrioptera brachyptera
geeignete Habitate. Von einer engen Verzahnung der Management- und
Prozesschutzflächen könnten auch einige mittlerweile seltene Schmetterlingsarten
mit sehr kleinen Reliktvorkommen profitieren, die auf lichte und moorige
Waldstrukturen mit hohem Zwergstrauchanteil angewiesen sind (beispielsweise die
Nachtfalterarten Moorwiesen-Halmeulchen Oligia fasciuncula marmorata,
Weidenglucke Phyllodesma ilicifolia, Moorwiesen-Erdeule Diarsia dahlii, Moor-
Bunteule Coranarta cordigera, Moor-Stängeleule Amphipoea lucens, Haworths
Mooreule Celaena haworthii, Moosbeerenspanner Carsia sororiata, Großer
Speerspanner Rheumaptera hastata, Kleiner Speerspanner Rheumaptera
subhastata, Winkelzahn-Gebirgs-Blattspanner Entephria infidaria,
Rauschbeerenspanner Arichanna melanaria und Bartflechten-Rindenspanner
Alcis jubata; vgl. EBERT 1994-2003).
Bei der Umsetzung von Pflegemaßnahmen im Bereich der Grindenhabitate hätten
zudem auch mittlerweile ausgestorbene charakteristische Tagfalterarten wie der auf
größere Vorkommen der Rauschbeere angewiesene Hochmoor-Gelbling Colias
palaeno und das Große Wiesenvögelchen Coenonympha tullia eine Chance auf
Wiederansiedlung (EBERT & RENNWALD 1991). Im Rahmen des Managements der
Grinden müssen auch die Vorkommen einiger hochgardig bedrohter Libellenarten
berücksichtigt werden, die neben den Karseen und Mooren insbesondere die
Grinden mit ihrer Vielzahl an Kleingewässern besiedeln. Hier kommt insbesondere
der Alpen-Smaragdlibelle eine große Bedeutung als Charakterarten unter den
Moorlibellen zu (SCHIEL et al. 2004).
4.3 Einbettung der naturschutzfachlich wertvollen Grinden in das Gesamtkonzept
Zur Stützung der besonderen Artenzusammensetzung der auch touristisch sehr
attraktiven Grindengebiete wäre eine denkbare Variante für ein künftiges
Pflegekonzept in der Managementzone eines Nationalparks die Vernetzung der
vorhandenen Grindenflächen. Dies könnte durch die Reaktivierung ehemaliger
Grinden und die Freistellung überwachsener Bergkiefer-Bestände mit anschließender
Beweidung durch Schafe, Hinterwälder Rinder und/oder Heckrinder (Rückzüchtung
des Auerochsen) im Umfang von weiteren 100-200 ha umgesetzt werden. Besonders
interessant wäre in dieser Hinsicht auch die Wiederaufnahme der
Waldweidewirtschaft auf kleiner Fläche. Diese ehemals häufige Nutzungsform ist
durch die Trennung von Wald und Weide im Schwarzwald nahezu vollständig
verschwunden. Historisch gesehen waren die ausgedehnten Waldweiden und
Grinden durch ihre mosaikartige Struktur wertvolle Lebensräume für eine ganze
Reihe seltener Tier- und Pflanzenarten (REICHHOLF 2006). Insgesamt könnte ein
„Grinden-Band zwischen Kniebis und Hornisgrinde“ rund 300-400 ha, also etwa 3-4%
des Nationalparks, umfassen und damit das kulturhistorische Erbe dieses
Landschaftstyps bewahren.
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5 Fazit
Unsere umfangreichen Recherchen haben ergeben, dass die Errichtung eines Natio-
nalparks im Nordschwarzwald in der Summe eine Chance für die Fauna und Flora
des Nordschwarzwaldes bietet. Die zu erwartende klein- und großräumige natürliche
Dynamik in einem Nationalpark fördert die Vielfalt der Arten und insbesondere die
Qualität der Lebensräume seltener und gefährdeter Arten (MÜLLER & SIMONIS 2010).
Nach Einschätzungen von Experten und nach Auswertung der Literatur hat sich ge-
zeigt, dass über alle taxonomischen Gruppen betrachtet im sehr lichten Wald und im
dichten Wald größer ist als im mittel-lichten Wald (MÜLLER 2012). In der heutigen
Forstwirtschaft dominieren relativ junge und mittel-lichte Bestände. Sie kann daher
einigen Arten nicht den nötigen Lebensraum liefern, weil in bewirtschafteten Wäldern
aufgrund ihrer Produktionsausrichtung die sehr lichten und sehr dunklen Extreme in
der Regel fehlen. Sehr seltene Arten brauchen aber diese Extremlebensräume. Meh-
rere Übersichtsarbeiten belegen inzwischen überzeugend, dass, trotz aller Anstren-
gungen in naturnah bewirtschafteten Wäldern, unbewirtschaftete Waldflächen in Eu-
ropa und in Deutschland insgesamt deutlich artenreicher sind als Wirtschaftswälder
(Vergleichsstudie für 120 Gebiete: PAILLET et al. 2010; siehe auch MÜLLER & LEIBL
2011) und damit für die Umsetzung der „Biodiversitäts-Strategie“ der Bundesregie-
rung unverzichtbar sind. Im Bayerischen Wald hat sich zudem gezeigt, dass erst der
Nationalpark die Erhaltung und Wiederausbreitung von vom Aussterben bedrohter
Arten wie der Zitronengelben Tramete und verschiedenen Urwaldkäferarten mög-
lich gemacht hat (MÜLLER 2012).
Wir gehen davon aus, dass auch in einem Nationalpark Schwarzwald eine Vielzahl
seltener und vielleicht sogar verschwundenen Arten aus den verschiedensten Tier-
gruppen von der freien Dynamik profitieren würden. In den bereits bestehenden Na-
turschutzgebieten und Bannwäldern des Gebietes, in denen seit längerer Zeit keine
oder eine geringe Nutzung stattfindet, ist diese Entwicklung bereits in kleinem Maß-
stab zu beobachten (BENSE 2012, BÜCKING et al. 1998, HOHLFELD 1997).
Zur Entwicklung kompletter standorttypischer Artengemeinschaften und zum Aufbau
sich selbst tragender Populationen seltener Tier- und Pflanzenarten sind Natur-
schutzgebiete und Bannwälder allerdings zu klein. Nur durch ein großflächiges
Schutzgebiet, wie es ein Nationalpark bieten würde, kann dies erreicht werden. Die
bisher durch Arten der Verjüngungs- und Optimalphase geprägte Artenvielfalt des
Nordschwarzwaldes könnten dadurch mittel- bis langfristig deutlich erhöht werden,
da insbesondere Tier-, Pflanzen- und Pilzarten der mosaikartig auftretenden dichte-
ren Alters- und der lichten Zusammenbruchsphase mit viel Totholz, auf das rund 20-
50 % der heimischen Arten angewiesen sind (SCHABER-SCHOOR 2008), vollständig
fehlen oder sehr selten und nur lokal verbreitet sind.
Schon allein aufgrund der Größenverhältnisse ist dabei nicht zu befürchten, dass
wegen des Nationalparks aktuell vorkommende Arten verschwinden würden, da ei-
nerseits das Nationalparkgebiet im Verhältnis zur restlichen Waldfläche des
Schwarzwaldes, in der ja dank naturnaher Waldwirtschaft auch Artenschutz prakti-
ziert wird, außerordentlich klein ist und andererseits zu erwarten ist, dass sich im Na-
tionalparkgebiet durch Zufallsereignisse ein Mosaik aus jungen und alten, dichten
und lichten Flächen bildet, das die unterschiedlichen Lebensraumansprüche der re-
levanten Arten abdeckt.
Ein Nationalpark im Nordschwarzwald wäre eine wichtige Ergänzung im
Instrumentensatz von Naturschutz und Forstwirtschaft in Baden-Württemberg. Die
naturnahe Waldwirtschaft, die fast im ganzen Schwarzwald betrieben wird, würde auf
kleiner Fläche um ein sich weitgehend ungesteuert entwickelndes Gebiet ergänzt,
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indem es in den Kernzonen keine Zielkonflikte mehr gibt und wo sich die Natur
entsprechend der standörtlichen Rahmenbedingungen unabhängig entwickeln kann.
Ein Nationalpark sollte dabei nicht als segregatives Instrument betrachtet werden,
sondern als wichtige und sinnvolle Ergänzung zur naturnahen Waldwirtschaft der
Umgebung. Zusammen könnten beide Ansätze der langfristigen Erhaltung der
kompletten Artengemeinschaft des Schwarzwaldes dienen.
Dank
Für kritische Kommentare und wichtige Ergänzungen gilt unser Dank Dr. Ralf Hand
(Berlin), Jörg Klüber (Oppenau), Andreas Müller (Freudenstadt), Jochen Müller
(Gaggenau), Prof. Dr. Albert Reif (Freiburg), Manfred Senk (Kaltenbronn), Dr. Pascal
von Sengbusch (Freiburg) und zwei anonymen Gutachtern. Zudem bedanken wir uns
bei Sönke Birk (Miesbach) für Kartenmaterial und Grafiken zum Suchraum.
Literatur
BÄSSLER, C., MÜLLER, J. (2010): Importance of natural disturbance for recovery of the rare
polphore Antrodiella citrinella. Fungal Biology 114, 129-133.
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Anschrift der Verfasser(innen):
Dr. Marc Förschler, Naturschutzzentrum Ruhestein, Fachgebiet Vögel,
marc.foerschler@naturschutzzentrum-ruhestein.de
Dr. Ulrich Bense, Fachgebiet Käfer, Bense.Uli@t-online.de
Prof. Dr. Peter Berthold, Max Planck Institut für Ornithologie, Fachgebiet Vögel,
berthold@orn.mpg.de
Dr. Christian Dietz, Fachgebiet Säugetiere, ChristianDietzHorb@web.de
Dieter Doczkal, Fachgebiet Insekten, dieter.doczkal@googlemail.com
Ulrich Dorka, Fachgebiet Vögel, ulrich.dorka@gmx.de
Charly Ebel, Naturschutzzentrum Ruhestein, Fachgebiet Moorvegetation,
charly.ebel@naturschutzzentrum-ruhestein.de
Wolfram Hessner, Naturschutzzentrum Ruhestein, Fachgebiet Vögel,
wolfram.hessner@naturschutzzentrum-ruhestein.de
Dr. Hubert Höfer, Staatliches Museum für Naturkunde, Fachgebiet Spinnen, hubert-
hoefer@smnk.de
Dr. Adam Hölzer, Staatliches Museum für Naturkunde, Fachgebiet Moorvegetation,
hoelzer@naturkundeka-bw.de
Dr. Christian Köppel, Fachgebiet Insekten, christian_koeppel@web.de
Arne Kolb, Naturschutzzentrum Ruhestein, Fachgebiet Wald, arne.kolb@ortenaukreis.de
Dr. Manfred Lieser, Fachgebiet Auer- und Haselhuhn, mfdlieser@t-online.de
Hubert Laufer, Fachgebiet Ampibien und Reptilien, laufer@bfl-laufer.de
Jürgen Marx, LUBW, Referat Arten- und Flächenschutz, Landschaftspflege,
Juergen.Marx@lubw.bwl.de
Hans-Werner Maternowski, Fachgebiet Fledermäuse, HW.Maternowski@t-online.de
www.nul-online.de 24
Dr. Jörg-Uwe Meineke, Regierungspräsidium Freiburg, Fachreferat Naturschutz und
Landschaftspflege, joerg.meineke@rpf.bwl.de
Dr. Wolfgang Münch, Fachgebiet Ameisen, biogis@web.de
Dr. Luise Murmann-Kristen, Regierungspräsidium Karlsruhe, Fachreferat Naturschutz und
Landschaftspflege, luise.murmann-kristen@rpk.bwl.de
Erwin Rennwald, Fachgebiet Insekten, rennawla@onlinehome.de
Ilse Römpp, Fachgebiet Pilze, ilseroempp@gmx.de
Klaus Roth, Fachggebiet Auerhuhn, heide@roth-fsd.de
Arno Schwanowski, Fachgebiet Insekten, arno.schanowski@ilnbuehl.de
Franz-Josef Schiel, Fachgebiet Libellen, jupp@inula.de
Elmar Schelke, Ministerium für Ländlicher Raum und Verbraucherschutz, Abteilung
Naturschutz und Tourismus, elmar.schelke@mlr.bwl.de
Dr. Wolfgang Schlund, Naturschutzzentrum Ruhestein, Fachgebiet Säugetiere,
wolfgang.schlund@naturschutzzentrum-ruhestein.de
Dr. Karl-Eugen Schroth, Fachgebiet Auerhuhn, k.e.schroth@cw-net.de
Dr. Volker Späth, Fachgebiet Vögel, volker.spaeth@ilnbuehl.de
Patrick Stader, Naturschutzzentrum Ruhestein, Fachgebiet Auerhuhn,
patrick.stader@naturschutzzentrum-ruhestein.de
Axel Steiner, Fachgebiet Insekten, a-steiner@web.de
Dr. Simone Stübner, Forstlicher Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg, Fachgebiet
Wald, Simone.Stuebner@forst.bwl.de
Dr. Hendrik Turni, Fachgebiet Säugetiere, h.turni@t-online.de
Dr. Thomas Waldenspuhl, Forstlicher Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg,
Fachgebiet Wald, Thomas.Waldenspuhl@forst.bwl.de
Thomas Wolf, Fachgebiet Botanik, Wolf.Th@t-online.de
Jörg Ziegler, Kreisforstamt Freudenstadt, Fachgebiet Wald, j.ziegler@landkreis-
freudenstadt.de
Peter Zimmermann, Regierungspräsidium Karlsruhe, Fachgebiet Heuschrecken,
Peter.Zimmermann@rpk.bwl.de
... nur noch in geringer Zahl vorkommen. Zu nennen wären hier beispielsweise Totholz-bewohnende Arten, die abgestorbene Bäume als Wuchsort oder als Nistmöglichkeit benötigen(Förschler et al. 2012). Ethisch begründet ist, wie gerade ausgeführt, die Schutzwürdigkeit der biologischen Vielfalt insgesamt. ...
Article
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A major goal of the Convention on Biological Diversity (CBD) is to improve the protection of biodiversity. One approach to meet this goal is the implementation of strictly protected forest reserves (SPFRs). Many countries have adopted this approach and set target values for SPFRs, for example Germany aims to set aside 5 % of the forest area by 2020 (BMU 2007). The contribution of SPFRs to biodiversity conservation cannot be assessed without considering the quality or conservation value of these areas. One challenge lies in the selection of specific criteria to evaluate this contribution of existing SPFRs. For Central Europe we reviewed these specific evaluation criteria and their ecological theory and evidence underpinning their relevance for an assessment as well as the interrelations between criteria. In addition, we present a framework for the integration of these criteria into an evaluation process. To identify criteria typically used or recommended for the evaluation of SPFRs, we analyzed the international conventions and reviewed the scientific literature on biodiversity conservation, specifically on area selection, status assessment and gap analysis. Since nearly all criteria were interrelated and operate at different scales, we developed a coherent evaluation framework to integrate them. Within this framework the criteria cover the fundamental aspects: space (completeness and connectivity), time (habitat continuity and persistence), and function (naturalness, rarity/threat and representativeness). This approach, once it is complemented by indicators, may be used to evaluate the extent to which individual SPFRs as well as a system of SPFRs contribute to the protection of natural forest biodiversity at a national level. It may be particularly relevant for Central European countries with a similar ecological, historical and political context.
Article
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In zwei wiedervernässten Hochmooren MV hat sich die Hochmoorvegetation so schnell entwickelt, dass kleine Sphagnum cuspitatum-Schlenken schon nach 4 Jahren vom nächsten Sukzessionsstadium eines Hochmoorschwingrasens abgelöst wurden. Dadurch verschwanden potentielle Eiablageplätze für Aeshna subarctica. Diese wurden aber stetig von Rothirsch (Cervus elaphus) und Wildschwein (Sus scrofa) neu geschaffen. Somit ermöglichten diese Großsäuger im Teufelsmoor bei Gresenhorst eine weitere Reproduktion von A. subarctica.
Article
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Vorbemerkungen Die Ornithologen des Landes Baden-Württemberg haben kürzlich die fünfte Fassung der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs veröffentlicht (Hölzinger, Bauer, Berthold, Boschert & Mahler 2007, siehe Zitierhinweis am Ende dieser Arbeit). Die in der Zeitschrift "Naturschutzpraxis Artenschutz" der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) erschienene Arbeit beinhaltet zusätzlich zu den üblichen Rote-Liste-Einstufungen auch ein ausführliches kommentiertes Verzeichnis aller Brutvogelarten des Landes. Um eine Arbeit mit der Roten Liste in Wissenschaft, Naturschutz und Planung zu erleichtern und einen weiteren Leserkreis zu erschließen, haben sich die Autoren entschlossen, eine zweite Veröffentlichung an dieser Stelle nachzureichen, in der die wichtigsten Aussagen und Ergebnisse der ersten Publikation in Kurzform zusammengefasst sind.
Technical Report
In the northern Black Forest mires with the feature of blanket bogs can be found on the summits of the mountains. Most of the bogs show no more peat growth but changes in vegetation (invasion of bog pine and spruce) and peat quality. The Grinden mires were object to a slash and burn management since the Middle Ages and some sites were even drained or used for peat extraction. In the research project the environmental conditions for peat production and Sphagnum growth were investigated. It was tried to find out the reason for the stagnation of peat production since the end of the burn management. A major goal was also to show which sites still have a potential for growth and can be a refuge for the rare bog species. Obviously the feedback loop of peat production and increase of watertable was interrupted. Pronounced dry periods and biotic interference hamper the reestablishment and growth of the turf mosses (Sphagnum) in the sites.
Article
In the northern Black Forest mires with the feature of blanket bogs can be found on the summits of the mountains. Most of the bogs show no more peat growth but changes in vegetation (invasion of bog pine and spruce) and peat quality. The Grinden mires were object to a slash and burn management since the middle age and some sites were even drained or used for peat extraction. In the research project the environmental conditions for peat production and Sphagnum growth were investigated. It was tried to find out the reason for the stagnation of peat production since the end of the burn management. A major goal was also to show which sites still have a potential for growth and can be a refuge for the rare bog species. Obviously the feedback loop of peat production and increase of water table was interrupted. Pronounced dry periods and biotic interference hamper the reestablishment and growth of the turf mosses (Sphagnum) in the sites.
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The white-backed woodpecker (Dendrocopos leucotos) is a species considered to be associated with the primeval forest and is regularly to be found in the steep, little managed, beech-filled forests of the northern Grisons. This gave an opportunity to study its dependence on the presence of dead wood, to determine the supply available in its typical habitat and to document the evolution of the formation of dead wood. Direct observation showed that the woodpecker found up to 97% (n = 394) of its food in dead parts of trees. Two forest areas which should provide the ideal habitat for the white-backed woodpecker in the northern Grisons have a living standing stock of over 400 m3 per hectare but also dead wood amounting to 100 m3 of standing crop per hectare. Based on comparative photographs it is estimated that, in the forests used by the white-backed woodpecker, the death rate in the tree stands is between half and three-quarters of increment. Since the dieback process follows successive phases, this gives a supply of dead wood in varying stages of decomposition. This specific biotope is important not only for the white-backed woodpecker but also for a large number of other species which depend upon dead wood, particularly many insects and fungi. In order to preserve this distinctive ecosystem, the forestry service of the Grisons is endeavouring to create a network of natural forest reserves, in which are represented the numerous forest ecological communities typical of the canton. The possibilities for an exploitation of the timber whilst maintaining a sufficient quantity of dead wood should yet be investigated.
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The host-tree and habitat requirements of an endangered saproxylic beetle species, Pytho kolwensis, which inhabits fallen spruce (Picea abies) trunks were studied. Host-tree quality of 150 potential host trees, 60 of which were inhabited, and stand characteristics were measured at six sites in eastern Finland. All of the P. kolwensis habitats were virgin spruce-mire forests with a stand continuity of at least 170–300 years, and a high volume of dead wood (73–111 m3/ha). Decay-class distribution of large-diameter logs was very even, indicating that the recruitment rate of large, fallen trunks had remained nearly constant for at least 100 years. Microclimate and host-tree quality were not likely factors explaining the habitat confinement of the species. We suggest that P. kolwensis is mainly restricted to spruce-mire forests because of the long-term continuous availability of suitable host trees in these habitats.
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DORKA, U. (1996): Home range size, habitat use and threats and protection of the Three-toed Woodpecker (Picoides tridactylus) in the forest reserve 'Hoher Ochsenkopf ' (northern Black Forest) after the return of the species.- Naturschutz südl. Oberrhein 1: 159-168. Between summer 1993 and 1995 observations on the Three-toed Woodpecker were conducted intensively in the northern Black Forest (forest reserve 'Hoher Ochsenkopf '), an area not known before to have the species occuring. 140 days of observations within this period resulted in 56 positive sightings. Altogether the Three-toed Woodpeckers could only be followed by sight and listening to vocalizations with an ef ficiency of 5% of the total time spent in the area. In 1995 the first proof of breeding of the species for the northern Black Forest was obtained since its return to this particular range. The complete size of the home range used by the woodpeckers between March and October amounted to 59 ha, out of which 11 ha were open country, where timber had been removed by the forestry commission either after storms or destruction by bark beetles. Within the home range the female mainly used a part (about 17 ha) different to that of the male (about 19 ha). The habitat of the Three-toed Woodpecker is highly endan- gered due to forestry activities. To achieve a permanent protection of the community in this mountainous area, the demands of conservationists to create a much lar ger forest reserve (about 600 ha) are once more pointed out and underlined.
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Management of peatlands for conservation purposes is often directed at mitigation of damaging impacts of past and present human activity. Assessment of such impacts is often based on perspectives from short-term ecological data. Here we test a series of hypotheses for the causes of changes in mire hydrology and vegetation on the Border Mires in northern England using palaeoecological data for the last 200 years. Ecological data suggest peatlands surrounded by plantation forestry have become drier over the last 40 years. This could be caused by direct hydrological impacts of the growing trees and associated drainage or indirectly by the cessation of grazing and burning. A third hypothesis is that hydrological changes are the result of recent climatic change. High-resolution water-table reconstructions from testate amoebae analysis supported by plant macrofossil analysis and dated by 210Pb, spheroidal carbonaceous particles (SCPs) and pollen data demonstrate that a site outside the direct in‘ uence of forestry has also become drier during the twentieth century. This suggests that forestry is not the main cause of changes observed on other sites. Water-table declines began earlier than the main phase of forest planting and the magnitude of change appears to be similar to that on a site within the forest. Subjective comparisons of reconstructed water tables with meteorological data suggest that hydrological changes on the mires are primarily driven by summer temperature changes. If future regional climatic change predictions are correct, further water-table decline will follow and current management activities are unlikely to restore mires to their former condition.