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Emergency room management. In the era of the White Paper, S3 guidelines, Advanced Trauma Life Support (R) and TraumaNetwork DGU (R) of the German Society of Trauma Surgery

Authors:

Abstract

The treatment of the severely injured is, just as the injury severity and combinations, often highly complex and leaves little leeway for delay, dissent or even error. In order to reduce this to a minimum, trained emergency room teams in addition to optimal technical and structural prerequisites are necessary. This must function in an interdisciplinary fashion according to fixed consensus algorithms which are known to all team members and have been agreed by all participants. The White Paper on treatment of the severely injured of the German Society of Trauma Surgery (DGU) and the recently published S3 guidelines offer evidence-based recommendations on the structural, technical, organizational and personnel prerequisites.
© Klaus Rüschhoff, Springer Medizin
A. Krueger
1
· M. Frink
1
· A. Kiessling
1
· S. Ruchholtz
1
· C.A. hne
1
1
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie,
Universitsklinika Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg
2
Abteilungr Diagnostische und Interventionelle Radiologie,
Universitsklinika Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg
Schockraummanagement
Im Zeitalter von Weißbuch,
S3-Leitlinie, „Advanced Trauma Life Support“
und TraumaNetzwerk DGU
Zusammenfassung
Die Behandlung Schwerverletzter ist – wie auch die Verletzungsschwere und -kombination
oftmals hoch komplex und lässt nur wenig Spielraum für Verzögerungen, Dissens oder gar
Fehler. Um diese auf ein Minimum zu reduzieren sind – neben optimalen apparativen und
strukturellen Voraussetzungen – auch eingespielte Schockraumteams notwendig, die nach
festen, allen Teammitgliedern bekannten und auch von allen Teilnehmern konsentierten Al-
gorithmen interdisziplinär zusammenarbeiten. Das Weißbuch „Schwerverletztenversorgung“
der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die kürzlich erschienene S3-Leit-
linie bieten hier evidenzbasierte Vorgaben der strukturellen, apparativen, organisatorischen
und personellen Voraussetzungen.
Schlüsselwörter
Schockraummanagement · Weißbuch · TraumaNetzwerk · Deutsche Gesellschaft für
Unfallchirurgie · Traumaregister
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CME Zertifizierte Fortbildung
Redaktion
M. Betzler · Essen
H.-J. Oestern · Celle
P.M. Vogt · Hannover
Chirurg 2013
DOI 10.1007/s00104-012-2384-9
© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013
1Der Chirurg 2013
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CME
Lernziele
Nach Lektüre dieses Beitrages…
F kennen Sie die evidenzbasierten Algorithmen der medizinisch-technischen und sozial-
interprofessionellen Zusammenarbeit in einem Schockraumteam,
F sind Sie informiert über die baulichen, personellen, technischen und medizinischen
Neuerungen bei der Behandlung schwerverletzter Patienten,
F kennen Sie die besonderen Behandlungssituationen bei HIV-Infektion, Zeugen Jehovas
und Gravidität.
Einleitung
Im Jahr 2011 belief sich die Zahl der polizeilich erfassten Straßenverkehrsunfälle in der Bundesre-
publik Deutschland auf 2.361.457. Im Rahmen dieser Unfälle kam es zu insgesamt 306.266 Perso-
nenschäden; 3991 Menschen verloren dabei ihr Leben; dies war der erste Anstieg an Verkehrstoten
seit 20 Jahren [1]. Neben Straßenverkehrsunfällen kommt es selbstverständlich auch durch andere
Ursachen wie Abstürze aus größerer Höhe, bei Selbsttötungsabsichten, Gewalttaten etc. zu schwe-
ren, lebensbedrohlichen Mehrfachverletzungen [2, 3] Die genaue Zahl polytraumatisierter Patien-
ten in Deutschland beruht auf Schätzungen bzw. Hochrechnungen und wird hier je nach Autor mit
32.000 bis 39.000 angegeben [4, 5]. Deutlich exaktere Zahlen sind in den kommenden Jahren durch
die flächendeckende Implementierung des Netzwerkes TraumaNetzwerk DGU
der Deutschen Ge-
sellschaft für Unfallchirurgieund der damit verbundenen verpflichtenden Dokumentation aller in
den Kliniken über den Schockraum aufgenommenen schwerverletzten Patienten zu erwarten. Hier
wurden im Jahr 2011 in insgesamt 521 Kliniken die Daten von 24.227 schwerverletzten Patienten er-
fasst. Von den geschätzten ca. 900 Kliniken, die sich in Deutschland an der Versorgung schwerver-
letzter Patienten beteiligen, sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits ca. 700 in regionalen Trauma-
netzwerken organisiert und über 600 auditiert bzw. zertifiziert.
Die Behandlung schwer- und schwerstverletzter Patienten stellt das behandelnde Team oft und
wiederholt vor ungewohnte Herausforderungen, große Schwierigkeiten und/oder einmalige Situ-
ationen. Die Kombinationsvielfalt und Komplexit der glichen Verletzungsmuster führt dazu,
dass im Großen und Ganzen keine Schockraumversorgung der anderen gleicht. Umso wichtiger ist
es daher, das situative Moment von dieser Komplexität zu befreien und einen im wahrsten Sinne des
Wortes „Behandlungsraum zu schaffen, in dem alle Abläufe medizinisch-technisch und auch so-
zial-interprofessionell – festen, bekannten Algorithmen folgen, um Hektik und Chaos zu vermei-
den und damit negative Behandlungsergebnisse zu minimieren.
Neben Straßenverkehrsunfällen
sind Stürze aus größerer Höhe und
Gewalttaten Ursache lebensbedroh-
licher Mehrfachverletzungen
Die Zahl polytraumatisierter Patien-
ten in Deutschland wird mit 32.000
bis 39.000 angegeben
Durch die Komplexität der Ver-
letzungen gleicht nahezu keine
Schockraumversorgung der ande-
ren
Emergency room management. In the era of the White Paper,
S3 guidelines, Advanced Trauma Life Support
and
TraumaNetwork DGU
of the German Society of Trauma Surgery
Abstract
The treatment of the severely injured is, just as the injury severity and combinations, often highly
complex and leaves little leeway for delay, dissent or even error. In order to reduce this to a minimum,
trained emergency room teams in addition to optimal technical and structural prerequisites are ne-
cessary. This must function in an interdisciplinary fashion according to fixed consensus algorithms
which are known to all team members and have been agreed by all participants. The White Paper on
treatment of the severely injured of the German Society of Trauma Surgery (DGU) and the recently
published S3 guidelines offer evidence-based recommendations on the structural, technical, organi-
zational and personnel prerequisites.
Keywords
Emergency room management · White Paper · TraumaNetwork · German Society of Trauma Surgery ·
Trauma register
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Der Chirurg 2013
CME
Zur Behandlung schwerverletzter Patienten sind in den letzten Jahren wichtige Publikationen
wie das Weißbuch Schwerverletztenversorgung und die S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletz-
tenbehandlungerschienen [6, 7]. Darüber hinaus ist es – nicht zuletzt durch genannte Publika-
tionen – zu einem massiven Anstieg der Teilnahme an den ATLS („advanced trauma life support“)-
Kursen der DGU gekommen.
Die Neuerungen bei der Behandlung schwerverletzter Patienten – baulich, personell, technisch
und medizinisch – sollen dabei in dem vorliegenden Artikel umfassend und strukturiert dargestellt
werden. Besonderen Behandlungssituationen bei HIV-Infektion, Zeugen Jehovas und Gravidität wird
ein eigener Abschnitt gewidmet.
Alarmierungskriterien
Das Schockraumbasisteam (. Tab. 1) sollte bereits vor Eintreffen des Patienten im Schockraum
anwesend sein. Hierdurch werden bereits zu Beginn der Behandlung Verzögerungen und Informa-
tionsdefizite vermieden. Clarke et al. [8] zeigten, dass bei Patienten, die den Schockraum mit intraab-
dominellen Blutungen im Volumenmangelschock erreichen, die Überlebenswahrscheinlichkeit um
1% je 3 min Zeitverzögerung bis zur Laparotomie sinkt. Damit das Team rechtzeitig informiert wer-
den kann, wurden Alarmierungskriterien ausgearbeitet (. Tab. 2). Treffen ein oder mehrere dieser
Kriterien zu, wird das Team – optimalerweise – über einen Sammelruf parallel aktiviert [9]. Alar-
mierungskriterien haben aber darüber hinaus auch den Zweck, jene Patienten frühzeitig zu identi-
fizieren, welche einer initialen Diagnostik und Behandlung im Schockraum bedürfen. Dass anhand
der Alarmierungskriterien ein Großteil der Patienten letztendlich „falscheingestuft wird („over-
triage“), ist notwendig, um die Zahl derer zu minimieren, die trotz ihrer Verletzungsschwere (zu-
nächst) nicht als polytraumatisiert erkannt werden („undertriage“). Das American College of Sur-
geons Committee on Trauma (ACS COT) gibt die Raten für „undertriagemit 5–10% und für die
„overtriage“ mit 30–50% an [10].
Schockraumteam
Entsprechend der Versorgungsstufe im TraumaNetzwerk DGU soll das Schockraumbasisteam aus 2
bis 4 Ärzten und 4 bis 5 Pflegekräften bestehen. Dabei muss die Hälfte der verantwortlichen unfall-
chirurgischen Ärzte mindestens ATLS-Kurs-Standard auf- und nachweisen [6]. Die Mitgliederzahl
des erweiterten Schockraumteams – anwesend innerhalb von 20 min – variiert entsprechend zwi-
schen 4 bis 11 bzw. 14 Ärzten und ist je nach Verletzungsschwere zu erweitern (. Tab. 3). Diese gro-
Das Schockraumbasisteam sollte
bereits vor Eintreffen des Patienten
im Schockraum anwesend sein
Treffen ein oder mehrere Alarmie-
rungskriterien zu, wird das Team
über einen Sammelruf parallel ak-
tiviert
Das Schockraumbasisteam soll aus
2 bis 4 Ärzten und 4 bis 5 Pflegekräf-
ten bestehen
Tab. 1 Mitglieder des Schockraumbasisteams (in Abhängigkeit der Versorgungsstufe)
Lokales Traumazentrum Regionales Traumazentrum Überregionales Traumazentrum
1 FA für Orthopädie/Unfallchirurgie
oder Viszeralchirurgie oder Allge-
meinchirurgie bzw. Weiterbildungs-
assistent (FA-Standard)
1 FA bzw. Weiterbildungsassistent
für Orthopädie/Unfallchirurgie
(FA-Standard)
1 FA bzw. Weiterbildungsassistent
für Orthopädie und Unfallchirurgie
(FA-Standard)
1 FA für Anästhesiologie
bzw. Weiterbildungsassistent
(FA-Standard)
1 Weiterbildungsassistent in
Orthopädie/Unfallchirurgie oder in
Viszeralchirurgie und/oder
Allgemeinchirurgie
1 Weiterbildungsassistent in Ortho-
pädie und Unfallchirurgie oder in
Zusatzweiterbildung „Spezielle Un-
fallchirurgie“ oder Weiterbildungs-
assistent in Viszeralchirurgie oder
Allgemeinchirurgie
1 FA für Anästhesiologie bzw. Wei-
terbildungsassistent (FA-Standard)
1 FA für Anästhesiologie bzw. Weiter-
bildungsassistent (FA-Standard),
1 FA für Radiologie bzw. Weiterbil-
dungsassistent (FA-Standard)
1 FA für Radiologie bzw. Weiter-
bildungsassistent (FA-Standard)
2 Pflegekräfte Chirurgie
1 Pflegekraft Anästhesiologie
1 medizinisch-technische
Radiologiefachkraft
2 Pflegekräfte Chirurgie
1 Pflegekraft Anästhesiologie
1 medizinisch-technische
Radiologiefachkraft
2 Pflegekräfte Chirurgie
1 Pflegekraft Anästhesiologie
1 medizinisch-technische
Radiologiefachkraft
Transportdienst
FA Facharzt.
3Der Chirurg 2013
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CME
ße Zahl (mit)behandelnder Ärzte zeigt bereits die Notwendigkeit bestimmter Strukturen und Algo-
rithmen sowie einer Autorität, welche diese überwacht, leitet und ordnet den sog. Schockraumlea-
der. Wem diese Aufgabe zuzusprechen sein sollte, wird nach wie vor politisch und auch wissenschaft-
lich sehr kontrovers diskutiert. Unstrittig scheint hingegen die Tatsache, dass durch die Einführung
eines „LeadersVersorgungs- und Behandlungsabläufe verbessert werden können und das bessere
Behandlungsergebnisse erzielt werden [11, 12] Die Schockraumleitung kann entweder einer Einzel-
person (vertikale Struktur) übertragen werden oder interdisziplinär (horizontale Struktur) erfolgen.
Dabei hat sich die horizontale Struktur, in der die Teammitglieder gleichgestellt miteinander agie-
ren und kommunizieren, als die effektivere herausgestellt [13, 14]. Die Aufgaben, die dem oder den
Leadern zufallen, sind dabei in erster Linie technisch-medizinischer sog. „technical skills (operati-
ve Erfahrung, manuelles Geschick, Organisation des Diagnostik- und Behandlungsablaufes – auch
nach Beendigung der Schockraumphase) wie auch sozialer-kommunikativer Art, sog. „non-technical
Die Schockraumleitung kann ent-
weder einer Einzelperson übertra-
gen werden oder interdisziplinär er-
folgen
Tab. 3 Mitglieder des erweiterten Schockraumteams (in Abhängigkeit der Versorgungsstufe)
Lokales Traumazentrum Regionales Traumazentrum Überregionales Traumazentrum
FA für Orthopädie/Unfallchirurgie
mit Zusatzweiterbildungs-
qualifikation
Spezielle Unfallchirurgie
(Oberarzt)
FA für Orthopädie/Unfall-
chirurgie mit Zusatzweiter-
bildungsqualifikation
Spezielle Unfallchirurgie
(Oberarzt)
FA für Orthopädie/Unfallchirurgie mit
Zusatzweiterbildungsqualifikation
Spezielle Unfallchirurgie oder FA für
Chirurgie mit spezieller Unfallchirurgie
(Oberarzt)
FA für Viszeralchirurgie oder
Allgemeinchirurgie (Oberarzt)
FA für Viszeralchirurgie oder
Allgemeinchirurgie (Oberarzt)
FA für Viszeralchirurgie oder Allgemein-
chirurgie (Oberarzt)
FA für Anästhesiologie (Oberarzt) FA für Anästhesiologie (Oberarzt) FA für Anästhesiologie (Oberarzt)
FA für Radiologie (Oberarzt) FA für Radiologie (Oberarzt) FA für Radiologie (Oberarzt)
FA für Neurochirurgie FA für Neurochirurgie
FA für Gefäßchirurgie FA für Gefäßchirurgie
Fakultativ:
alle Disziplinen wie über-
regionales Traumazentrum
FA für Herz- und/oder Thoraxchirurgie
FA für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie
FA für HNO
FA für Augenheilkunde
FA für Urologie
Fakultativ:
FA für Gynäkologie
FA mit Zusatzweiterbildung
Handchirurgie
FA für Kinderchirurgie oder Pädiatrie
FA Facharzt.
Tab. 2 Kriterien zur Aktivierung des Schockraumteams (wie in den S3-Leitlinien formuliert)
Empfehlungsgrad A Empfehlungsgrad B
Störung der Vitalparameter Offensichtliche Verletzungen Unfallmechanismus bzw.
-konstellation
Systolischer Blutdruck
<90 mmHg nach Trauma
Penetrierende Verletzungen der Rumpf-/
Halsregion
Sturz aus >3 m Höhe
GCS <9 nach Trauma Schussverletzungen der Rumpf-/Halsregion Verkehrsunfall
Atemstörungen/
Intubationspflicht nach
Trauma
Frakturen von mehr als 2 proximalen
Knochen
Frontalaufprall mit Intrusion
von mehr als 50–75 cm
Instabiler Thorax Geschwindigkeitsverände-
rung von Δ >30 km/h
Instabile Beckenfraktur Fußgänger-Zweirad-Kollision
Amputationsverletzung proximal
dernde/Füße
Tod eines Insassen
Verletzungen mit neurologischer Quer-
schnittssymptomatik
Ejektion eines Insassen
Offene Schädelverletzung
Verbrennung >20% von Grad 2b
GCS Glasgow Coma Scale.
4
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Der Chirurg 2013
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skills“ (Leitung, Integration und Koordination aller Teammitglieder, Durchsetzungsfähigkeit, Schaf-
fung von Vertrauen in die Fähigkeiten). Darüber hinaus llt es dem/den Leadern zu, nach der akuten
Behandlungsphase Kontakt z. B. den Angehörigen und/oder der Polizei aufzunehmen. Einer Studie
von Hjortdahl et al. [15] zufolge sind „technical and non-technical skills“ gleichermaßen wichtig und
werden dementsprechend von den Teammitgliedern in hohem Maße von dem/den Schockraumlea-
dern gefordert. In der S3-Leitlinie Polytrauma heißt es daher salomonisch …
… sollen idealerweise nach Absprache der „Beste“ bzw. die „Besten“ die Aufgabe des „Trauma-Leader
bzw. der „interdisziplinären Führungsgruppe“ wahrnehmen. [7]
Bauliche und apparative Voraussetzungen
Auf bauliche und apparative Voraussetzungen soll hier nur der Vollständigkeit halber eingegangen
werden. Für ausführliche Informationen und Beschreibungen verweisen wir auf die S3-Leitlinie bzw.
das Weißbuch Schwerverletztenversorgung [5, 6]. Der Schockraum sollte eine Mindestgröße von
25 m
2
optimalerweise 50 m
2
aufweisen, damit entsprechend der Teamgröße ausreichend Arbeits-
platz für die Einzelpersonen besteht. In überregionalen Traumazentren muss die Möglichkeit zur
gleichzeitigen Behandlung von mindestens 2 Schwerverletzten bestehen.
Für die zeitnahe Erkennung und Behandlung von Verletzungen einschließlich lebensbedrohlicher
Körperhöhlenverletzungen muss im Schockraum entweder eine Bildgebung auf Basis von Ultraschall
und Röntgen oder eines dort installierten Computertomographen (CT) vorgehalten werden. Hier ist
von Autorenseite anzumerken, dass wenngleich das Multislice-CT (MSCT) aufgrund seiner Schnel-
ligkeit und auch diagnostischen Sicherheit immer häufigerr die Initialdiagnostik im Schockraum
gefordert wird, die Schockraumröntgendiagnostik des Beckens und Thorax und Sonographie des Ab-
domens (FAST) inkl. 4-Kammer-Blick nach wie vor als Standard gesehen werden kann. Zur Durch-
führung von Notfalleingriffen sollte sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Schockraum ein Not-
falloperationssaal befinden, in dem alle notwendigen Gete (Beatmungseinheit) und Siebe für un-
fall-, viszeral-, neuro- und thoraxchirurgische Noteingriffe separat vorgehalten werden.
ATLS
Das ATLS (“advanced trauma life support”)-Konzept versucht, eine Vereinheitlichung der Prioritäten
aller Schwerverletzten vorzunehmen, um nach standardisierten Vorgehensweisen auch ohne appara-
tive Diagnostik lebensbedrohliche Verletzungen zu erkennen und umgehend zu behandeln. Durch
die Einfachheit und klare Struktur bietet dieses Konzept insbesondere Berufsanfängern eine gute Ba-
sis bei der Behandlung dieser oft komplexen Patienten.
Die Behandlung unterscheidet zwei Phasen, den „primary survey“, bei dem alle unmittelbar le-
bensbedrohlichen Verletzungen und Zustände erkannt und umgehend behandelt werden sollen und
den nachrangigen „secondary survey“, bei dem dann alle weiteren auch nicht lebensbedrohlichen
Verletzungen diagnostiziert werden sollen.
Primary Survey
Im Primary Survey soll der schwerverletzte Patient standardisiert nach einem festgelegten Schema
untersucht werden, um lebensbedrohliche Verletzungen unmittelbar zu erkennen und sofort zu be-
handeln. Die Priorisierung erfolgt nach einem alphabetischen System von A bis E. Die Priorisierung
ist für alle Patienten gleich, wobei alle Untersuchungen im gren Schockraumteam parallel erfolgen
nnen. Im Folgenden sollen die einfachsten Grundsätze von ATLS skizziert werden.
Airway – Sicherung des Atemwegs
Hierunter fallen Maßnahmen wie Einbringen eines Guedel-Tubus, endotracheale Intubation oder
– wenn dies technisch nicht möglich ist – die Koniotomie. Indikationen sind z. B. Bewusstseinstrü-
bung (GCS <9) oder schwere, stark blutende Verletzungen im Bereich des Gesichtsschädels. Bei be-
stimmten Verletzungen (z. B.: Rauchgasinhalation, Verbrennungen) kann es erforderlich und vor-
ausschauend sein, die Atemwege prophylaktisch zu sichern.
Der Schockraum sollte eine Min-
destgße von 25 m
2
aufweisen
In unmittelbarer Nachbarschaft zum
Schockraum sollte sich ein Notfall-
operationssaal befinden
Das ATLS-Konzept versucht, eine
Vereinheitlichung der Prioritäten al-
ler Schwerverletzten vorzunehmen
Der schwerverletzte Patient wird
standardisiert nach einem festge-
legten Schema untersucht
5Der Chirurg 2013
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Breathing – Sicherung der (Be-)Atmung
Bei Traumapatienten sollten 12 Thoraxverletzungen aktiv gesucht und ausgeschlossen werden:
F Verlegungen der oberen Atemwege (Trachea/Kehlkopf/Bronchien),
F Spannungspneumothorax,
F offener Pneumothorax,
F instabiler Thorax,
F massiver Hämatothorax und
F Herzbeuteltamponade
nnen unbehandelt jeweils in Minuten zum Tod führen („deadly six“).
Kleinere Verletzungen von Trachea/Kehlkopf/Bronchen, einfacher Hämato- oder Pneumotho-
rax, Lungenkontusion, Contusio cordis, traumatische Zwerchfellruptur oder traumatische gedeck-
te Aortenruptur können mit zeitlicher Latenz lebensbedrohlich werden und sollten ebenfalls aktiv
ausgeschlossen oder deren klinischer Verlauf engmaschig kontrolliert werden. Die meisten B-Pro-
bleme können durch einfache chirurgische Maßnahmen behandelt werden (Thoraxdrainage, Peri-
kardpunktion, Perkardiozentese). In einigen, jedoch selteneren Fällen kann eine Thorakotomie im
Schockraum erforderlich sein, um eine schwerwiegende Verletzung schnell und adäquat zu adres-
sieren (s. Notfalleingriffe).
CirculationStoppen einer Blutung
Als Merksatz für die häufigsten Lokalisationen der Blutungen gilt: „Blood on the floor and four mo-
re(externe Blutung, Thorax, Abdomen, Becken/Retroperitoneum, Frakturen großer Röhrenkno-
chen). Externe Blutungen sollten mittels Druckverband gestoppt werden. Tourniquets sind unse-
res Erachtens als Ultima Ratio ebenfalls erlaubt. Massive Blutungen in Thorax und Abdomen sollten
bei instabilen Patienten durch eine fokussierte Ultraschalluntersuchung (FAST, „focused assessment
with sonography for trauma“) erkannt werden. Liegen kreislaufwirksame, nicht stillbare Blutungen
im Thorax und/oder Abdomen vor, ist eine Notfallthorakotomie und/oder Laparotomie ggf. noch
im Schockraum – durchzuführen (s. Notfalleingriffe/Damage Control). Eine einfache Form der Be-
handlung blutender Beckenverletzungen ist die Anlage/Verwendung einer Beckenschlinge, eines
Pelvic-Binders oder eines Lakens, das auf Höhe des Trochanter major um das Becken geschlungen,
angezogen und z. B. mit einem Kabelbinder fixiert wird. Sind diese Maßnahmen nicht wirksam, ist
ggf. ein chirurgisches Vorgehen mit retroperitonealem Packing vorzunehmen. Wichtigstes Ziel der
Behandlung des hämorrhagischen Schocks ist es, die Blutung zu stoppen. Interdisziplinäre Abspra-
chen und Algorithmen sind für die Behandlung schwerverletzter Patienten zu fordern. Beispielhaft
sei hier die angiographische Blutstillung aktiver Blutungen im Becken durch die interventionellen
Radiologen genannt. Gleichzeitig ist eine differenzierte Substitution von Blut- und Gerinnungsfak-
toren (s. Gerinnungsmanagement) durchzuführen und eine Aushlung des Patienten zu vermei-
den (Wärmedecken, warme Infusionen etc.)
Disability – neurologischer Status
Parallel zu den Untersuchungen A, B, C erfolgt eine orientierende neurologische Untersuchung, die
neben der Erfassung des Bewusstseins anhand der Glasgow Coma Scale auch Größe und Form der
Pupillen sowie Pupillomotorik beinhaltet.
Exposure/Environment – Entkleiden des Patienten
Hierunter ist der sog. Body-Check mit chirurgischer Untersuchung, Erfassung der Begleitumstände
und das Errmen des Patienten (s. oben) zu verstehen.
Lebensrettende Notfalleingriffe/Damage Control
Polytraumatisierte Patienten haben oftmals schwere Verletzungen der verschiedenen Körperregio-
nen, die mit einem massiven Blutverlust einhergehen nnen. Aus eigenen Berechnungen von Daten
des TraumaRegister DGU wissen wir, dass Patienten mit Massivtransfusionen in hohem Maße tho-
rakale und/oder abdominelle und/oder pelvine Blutungen haben. Um diese lebensbedrohlichen Blu-
tungen schnell und effektiv kontrollieren zu können, müssen Gerinnungstherapie und operatives
Vorgehen aggressiv, schnell und effizient sein und den Patienten optimalerweise nur minimal belas-
Bei Traumapatienten sollten 12 Tho-
raxverletzungen aktiv gesucht und
ausgeschlossen werden
Die meisten B-Probleme können
durch einfache chirurgische Maß-
nahmen behandelt werden
„Blood on the floor and four more“
Massive Blutungen in Thorax und
Abdomen sollten bei instabilen Pa-
tienten durch eine fokussierte Ultra-
schalluntersuchung erkannt werden
Wichtigstes Ziel der Behandlung
desmorrhagischen Schocks ist es,
die Blutung zu stoppen
6
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Der Chirurg 2013
CME
ten. Diesen Forderungen wird durch das Konzept des „damage control“ entsprochen – einem prio-
ritätenorientierten Therapieschema mit 4 Phasen:
1. präklinische bzw. frühklinische Phase („ground zero recognition phase“),
2. Phase der Erstoperation,
3. Phase der Stabilisierung,
4. Phase der geplanten Reoperation.
Dabei werden in der ersten Phase alle lebensrettenden Operationen durchgeführt. Alle zeitaufwen-
digen Operationen werden auf ein (unverzichtbares) Minimum reduziert und erst nach Stabilisie-
rung des Patienten auf der Intensivstation in den ersten Tagen nach Trauma in einem Folgeeingriff
ggf. definitiv durchgeführt.
Indikationen zum Damage Control sind u. a. [16]:
F Blutverlust von über 10 EKs (Erythrozytenkonzentraten),
F ISS (Injury Severity Score) >35,
F Hypotension länger als 1 h oder eine Hypothermie <35°C,
F zeitaufwendige Intervention bei persistierendem Schock,
F Koagulopathie mit einer PTT („partial thromboplastin time“) >60 s,
F Azidose mit einem pH von <7,2,
F lebensbedrohliche extraabdominelle Verletzung(en).
Die folgenden Operationen des Damage Control Surgery sollten vom Schockraumteam beherrscht
werden:
Mediane Laparotomie zur Inspektion des gesamten Abdomens
Blutungen nnen durch Crush-Splenektomie, 4-Quadranten-Packing oder auch intestinale Seg-
mentresektionen beherrscht werden. Es werden keine Anastomosierungen durchgeführt, Dünn-
darmsegmente ggf. nur mit dem Stapler abgesetzt und im Rahmen des „second look“ definitiv ver-
sorgt. Die Splenektomie hat in der Traumasituation bei Schwerstverletzten ihren festen Platz. Ledig-
lich bei ausschließlichen Milzverletzungen und kleinen Einrissen kann ggf. ein Erhaltungsversuch
unternommen werden. Ausgeprägte hepatische Blutungen nnen oft mittels Pringle-Manöver kon-
trolliert werden; nicht kontrollierbare Lebervenenverletzungen sollten gepackt werden. Resektionen
der Leber verbieten sichbis auf wenige Ausnahmen – in der Traumasituation.
Um die Gefahr eines abdominellen Kompartments zu reduzieren, sollte das Abdomen nur pro-
visorisch mit Okklusivverband oder VAC („vacuum assisted closure“) verschlossen werden, [17]. Be-
steht die Notwendigkeit zu einem Second Look sollte dieser nach stestens 48–72 h erfolgen [18].
Indikation für eine Laparotomie stellt die modynamische Instabilität mit Nachweis freier ab-
domineller Flüssigkeit in der Ultraschalluntersuchung (FAST) – nach Ausschluss anderer behebba-
rer Ursachen – dar.
Thorakotomie bei relevanten thorakalen Blutungen oder kardialen Verletzungen
Prinzipiell sind die thorakalen Notfalleingriffe nur in einem kurzen Zeitfenster wirksam und müs-
sen oftmals sehr zeitnah durch eine definitive Versorgung abgelöst werden sollten. Die Thorakoto-
mie erfolgt anterolateral im 5. Interkostalraum (ICR) und kann bis auf die Gegenseite erweitert wer-
den (sog. „clamshell“) und/oder mit einer Sternotomie kombiniert werden. Über diesen Zugang
lässt sich die Aorta erreichen und abklemmen, um lebensbedrohliche thorakale und/oder abdomi-
nelle Blutungen zu reduzieren/stoppen.
Nicht beherrschbare Blutungen aus den Hilusgefäßen können ggf. durch den sog. Hilus-Twist
kontrolliert werden [19]. Nach Durchtrennung des Lig. pulmonale inferius, lässt sich dabei der je-
weilige Lungenflügel um 180° um seine Querachse drehen, wodurch es zu einer Verdrillung (Twist)
der Hilusgeße kommt. Funktionell entspricht dies einer Hemipulmektomie, die sich auch meist im
(direkten) Verlauf anschließt. Ebenfalls über diesen Zugang können kardiale Verletzungen erreicht,
eine Perikardtamponade entlastet oder eine offene Herzdruckmassage durchgeführt werden. Am
Herzen ist bei penetrierenden Verletzungen eine temporäre Blutstillung mittels Foley-Katheter oder
durch Einbringen von Hautklammern in das Myokard einen Versuch wert [20].
Das Damage-Control-Konzept ist
ein prioritätenorientiertes Therapie-
schema mit 4 Phasen
In der ersten Phase werden alle le-
bensrettenden Operationen durch-
geführt
Die Splenektomie hat in der Trau-
masituation bei Schwerstverletzten
ihren festen Platz
Die Thorakotomie erfolgt antero-
lateral im 5. ICR
Über diesen Zugang können auch
kardiale Verletzungen erreicht wer-
den
7Der Chirurg 2013
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Die Indikationen zur Thorakotomie sind noch immer größtenteils inkonklusiv. Einigkeit besteht
lediglich darin, bei stumpfem Thoraxtrauma und Herz-Kreislauf-Stillstand bereits am Unfallort kei-
ne Thorakotomie mehr unter Reanimationsbedingungen im Schockraum durchzuführen [7]. An-
ders verhält es sich bei penetrierenden Traumen oder bei Verlust der Lebenszeichen kurz vor oder
bei Ankunft in der Klinik, da die Überlebenschancen hier höher sind. Die Thoraxwand kann jeder-
zeit temporär als skin-only“ oder Klebeverschluss mit z. B. Okklusivverbände oder z. B. Opsite-Fo-
lie verschlossen werden – speziell wenn ein Second Look oder ein erneuter Eingriff in den Thorax
notwendig sind.
Beckenkompression/Stabilisierung mit Beckengurten
Tuchschlingen oder Fixateur externe bzw. eine Beckenzwinge können zur Kontrolle relevanter Blut-
verluste angelegt werden. Kommt es hierdurch trotzdem zu keiner modynamischen Stabilisierung
des Patienten und besteht weiterhin Transfusionspflichtigkeit muss ggf. ein retroperitoneales Packing
erfolgen [21]. Notfallembolisationen funktionieren nur bei nachgewiesenen arteriellen Blutungen
und sind nur beimodynamisch stabilen Patienten möglich.
Damage Control Orthopedics
Im Gegensatz zum Damage Control Surgery (s. oben) wird das Vorgehen nach dem sog. Damage
Control Orthopedics (DCO) noch uneinheitlich bewertet. Der Begriff Damage Control Orthope-
dics wurde 2000 von Scalea et al. [22] etabliert und umfasst die notfallmäßige – nur präliminär sta-
bilisierende – Versorgung von Knochen- und/oder Weichteilverletzungen bei instabilen Patienten,
um die definitive Versorgung zu einem steren Zeitpunkt vorzunehmen, wenn sich die physiologi-
schen Parameter des Patienten wieder stabilisiert haben. Der antizipierte Vorteil eines solchen Vor-
gehens liegt in der Verkürzung der priren Phase zwischen Schockraum und Intensivstation und
in der Reduktion postoperativer Komplikationen (Multiorganversagen, ARDS [„acute respiratory
distress syndrome“]) und damit auch der Mortalität [23, 24].
Bezogen auf die zu versorgenden knöchernen Verletzungen bedeutet dies, dass Schaftfrakturen
von z. B. Humerus, Tibia und Femur sowie Ellenbogen-, Knie- und Sprunggelenksfrakturen primär
mit Fixateur externeunseres Erachtens aber auch ebenso gut mittels Gipsschiene o. Ä. versorgt
werden sollten. Frakturen z. B. des Unterarms, Handgelenkes oder des Fußes können gleichfalls auf
einer Schiene ruhiggestellt werden. Weichteilverletzungen werden débridiert und anschließend tem-
porär gedeckt (Vakuumversiegelung oder Kunsthaut).
Auf das Vorgehen bei Beckenringfrakturen wurde bereits im Abschnitt Damage Control Surge-
ry eingegangen.
Es sei hier abermals darauf hingewiesen, dass flankierend zu allen operativen Eingriffen – insbe-
sondere in den geschilderten Notfallsituationen eine aggressive, standardisierte Therapie mit Blut-
und Gerinnungsprodukten erfolgen muss. Verschiedene Arbeiten konnten nachweisen, dass sich
sowohl die Mortalität als auch die Transfusionsmenge durch festgelegte, in der Klinik vorgehaltene
Transfusionsprotokolle reduzierensst [25, 26].
Gerinnungsmanagement
Die S3-Leitlinien erkennen die traumainduzierte Koagulopathie (TIK) als eigensndiges Krankheits-
bild an, welches deutliche Einflüsse auf das Überleben der Patienten hat. Aus diesem Grund gilt als
Schlüsselempfehlung (GoR A), dass die Gerinnungsdiagnostik und Therapie im Schockraum unmit-
telbar begonnen werden soll. Die Koagulopathie beim Polytrauma wurde anfänglich als sekundäre
Verbrauchskoagulopathie verstanden und, durch Hypothermie und Azidose verstärkt, als letale Trias
beschrieben. Aktuell wird die traumainduzierte Koagulopathie als eigenständiges, primäres Krank-
heitsbild angesehen. Ursächlich für dieses Krankheitsbild sind die schockbedingte Hypoperfusion
und Hyperfibrinolyse. Eine TIK liegt bei ca. 30% der Polytraumapatienten bereits im Schockraum
vor und muss von der disseminierten intravasalen Koagulopathie, die in der Frühphase des Traumas
nicht vorliegt, differenziert werden.
Die Massenblutung ist als Blutverlust von ≥100% des Blutvolumens innerhalb von 24 h, ≥50% in-
nerhalb von 3 h, von 150 ml/min oder 1,5 ml/kg KG/min über 20 min definiert.
Bei Herz-Kreislauf-Stillstand bereits
am Unfallort sollte keine Thorako-
tomie mehr unter Reanimationsbe-
dingungen im Schockraum durch-
geführt werden
Tuchschlingen oder Fixateur exter-
ne bzw. eine Beckenzwinge können
zur Kontrolle relevanter Blutverlus-
te angelegt werden
DCO umfasst die notfallmäßige prä-
liminär stabilisierende Versorgung
von Knochen- und Weichteilverlet-
zungen
Die primäre Phase zwischen Schock-
raum und Intensivstation wird ver-
kürzt
Flankierend zu allen operativen Ein-
griffen muss eine aggressive, stan-
dardisierte Therapie mit Blut- und
Gerinnungsprodukten erfolgen
Die traumainduzierte Koagulopat-
hie ist ein eigenständiges primäres
Krankheitsbild
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Der Chirurg 2013
CME
Neben der klinischen Beobachtung, dass Blutungen nicht zeitgerecht zum Stillstand kommen,
ist die Wertung der Laborparameter schwierig, zumal die Ergebnisse zeitversetzt vorliegen und im-
mer einen Zustand in der Vergangenheit beschreiben. Die vom Notarzt abgenommenen Blutproben
sollten verworfen werden, da sie den behandelnden Arzt in falsche Sicherheit wiegen nnen. Quick
(Prothrombinzeit/INR) und die partielle Thromboplastinzeit messen nur die Zeit bis zum Beginn
einer Thrombusbildung, geben aber keine Auskunft über Stärke und Qualität des Thrombus. Des
Weiteren werden die Messwerte unter standardisierten Parametern (37°, gepuffert, Kalziumüber-
schuss) im Labor gemessen, die aber die Realität des Schwerverletzten mit Hypothermie, Azidose,
Hypokalziämie und Anämie nicht widerspiegeln. Ein weiterer Nachteil dieser beiden Gerinnungs-
werte ist außerdem, dass sie nicht im Schockraum erhoben werden können und die Ergebnisse häu-
fig erst 45 min nach Abnahme vorliegen.
Eine Alternative hierzu stellt die Rotationsthrombelastographie (ROTEM) dar. Mit diesem Test-
verfahren kann neben der Zeit bis zum Einsetzen der Gerinnung, die Geschwindigkeit der Gerinn-
selbildung, die Stärke und auch die Qualität des Thrombus ermittelt werden. Das Verfahren kann
im Schockraum durchgeführt werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung liegen dann wesentlich
schneller vor als bei den herkömmlichen globalen Gerinnungstests.
Damage Control Resuscitation
Die Schlüsselempfehlungen beinhalten, dass bei Patienten, die aktiv bluten, bis zur chirurgischen
Blutstillung eine permissive Hypotension (mittlerer arterieller Druck ~65 mmHG, systolischer ar-
terieller Druck ~90 mmHg) angestrebt werden soll. Als Kontraindikation für dieses Konzept gilt das
Schädel-Hirn-Trauma. Weitere Schlüsselempfehlungen sind der Ausgleich der Azidose (pH≤7,2), die
Vermeidung bzw. Therapie der Hypokalziämie (<0,9 mmol/l) und Hypothermie (<34°C).
Bei Patienten, die die Kriterien der Massivblutung erfüllen, sollte ein spezifisches Massentransfu-
sionsprotokoll für den Schockraum etabliert und durchgeführt werden. Bei einem aktiv blutenden
Patienten kann die Indikation zur Transfusion bei Hämoglobinwerten <10 g/dl bzw. 6,2 mmol/l ge-
stellt werden. Das Massentransfusionsprotokoll sollte bei Gabe von FFP („fresh frozen plasma“) ein
Verhältnis zu EKs von 1:2 bis 1:1 vorsehen. Die Transfusion von Thrombozytenkonzentraten wird
bei Thrombozytenzahlen <100.000/µl empfohlen. Bei Plättchenfunktionsstörung kann die Therapie
mit Antifibrinolytika oder Desmopressin (DDAVP) erwogen werden. Fibrinogen sollte bei Werten
<1,5 g/l substituiert werden. Bei schweren Blutungen kann die „Blindgabe“ von Faktor XIII, der für
die Quervernetzung des Fibrins erforderlich ist, in einer Dosierung von 15–20 IE/kg KG erwogen
werden. Da Kalzium ein wichtiger Kofaktor ist, ist darauf zu achten, dass keine Hypokalziämie vor-
liegt. Die Substitution von rekombinantem aktiviertem Faktor VII (rFVIIa) wurde in einzelnen Ka-
suistiken durchgeführt, ist aber an einige wichtige Voraussetzungen gebunden (Fibrinogen ≥1 g/dl,
Hb ≥7 g/dl, Thrombozytenzahl >100.000/µl, Ionisiertes Kalzium ≥0,9 mmol/l, rperkerntempera-
tur >34°C, pH-Wert >7,2 sowie Ausschluss einer Hyperfibrinolyse und eines Heparineffektes). Die
Gabe von Antithrombin (AT) bei anhaltender massiver Blutung wird nicht mehr empfohlen. Nur bei
sicher diagnostizierter disseminierter intravasaler Koagulopathie (DIC) mit nachgewiesenem ATIII-
Mangel stellt dies eine Indikation zum „off-label use“ dar.
Besondere Situationen
HIV/AIDS, HBV, HCV
Deutschland liegt mit einer HIV/AIDS-Rate bei Erwachsenen von 0,1% an 122. Stelle weltweit (zum
Vergleich: Vereinigte Staaten 0,6%, Platz 64; Kanada 0,3%, Platz 84; Spanien, Schweiz und Frankreich
0,4%, Platz 73, 74 u. 76; [27]). Aufgrund der verbesserten antiretroviralen medikamentösen Behand-
lung mit einer Verngerung der Überlebenszeit muss in der Zukunft mit einer Zunahme dieser Er-
krankung bei (nicht nur) traumatologischen Patienten gerechnet werden. Untersuchungen und Be-
rechnungen zufolge liegt das Infektionsrisiko nach einer Stich- oder Schnittverletzung bei 0,3% [28,
29].
Das Risiko einer Infektion im Schockraum ist dabei aus verschiedenen Gründen als höher anzu-
nehmen. Zum einen kommt es aufgrund der Verletzungsschwere im Einzelfall zum Kontakt mit we-
sentlich größeren Blutmengen (Notthorakotomie/Laparotomie z. B) und hierdurch auch zu einem
Die Wertung der Laborparameter
schwierig, da die Ergebnisse immer
zeitversetzt vorliegen
Das Verfahren kann im Schockraum
durchgeführt werden
Das Massentransfusionsprotokoll
sollte bei Gabe von FFP ein Verhält-
nis zu EKs von 1:2 bis 1:1 vorsehen
Bei schweren Blutungen kann die
„Blindgabe“ von Faktor XIII in einer
Dosierung von 15–20 IE/kg KG er-
wogen werden
Die Gabe von Antithrombin wird
nicht mehr empfohlen
Deutschland liegt mit einer HIV/
AIDS-Rate bei Erwachsenen von
0,1% an 122. Stelle weltweit
9Der Chirurg 2013
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CME
gesteigerten Übertragungsrisiko. Andererseits besteht eine erhöhte Verletzungsgefahr, da viele Ein-
griffe simultan und damit ungeordneter als im Operationssaal ablaufen. Darüber hinaus handelt es
sich bei dem Patientengut mitunter um ein quasi Risikopatientengut, mit bekanntermaßen erhöh-
ter Prävalenz von humanem Immundefizienzvirus (HIV), Hepatitis-B- (HBV), Hepatitis-C-Virus
(HCV) und Hepatitis [30]. Speziell bei penetrierenden Verletzungen fanden Seamon et al. [31] bei
9,4% der im Schockraum behandelten Patienten eine Infektion mit HIV, HBV oder HCV; mit 7,6%
war die Rate der HCV-Infektionen deutlich her als die mit HBV (2,1%) oder HIV (1,2%). 75% der
positiv getesteten Patienten wussten zuvor nichts von ihrer Infektion.
Da die Kenntnis einer Infektion zum Zeitpunkt der Aufnahme und Behandlung im Schockraum
eine Ausnahme darstellt, sollten folgende Vorgehensweisen besonders beachtet werden:
F alle Teammitglieder sollten die notwendigen Immunisierungen erhalten (haben),
F es sollten prinzipiell  Paar Handschuhe, bei invasiven Eingriffen auch Schutzbrillen getragen
werden,
F ggf. Schnelltestung auf HIV noch im Schockraum,
F Durchführung einer Postexpositionsprophylaxe bei Kontamination mit infiziertem Blut.
Transfusion bei Zeugen Jehovas
Bei weltweit ca. 7 Mio. Zeugen Jehovas geren in der Bundesrepublik ca. 160.000 bis 170.000 Per-
sonen dieser Glaubensgemeinschaft an. Die Notwendigkeit einer lebensrettenden Bluttransfusion
bei Religionsgruppen (z. B. Zeugen Jehovas, Evangelische Glaubensbrüder), deren Glaube eben die-
ses verbietet, stellt das gesamte Schockraumteam vor ein großes Problem. Vereinfacht ausgedrückt
kommt es zu einer Rechtsgüter- bzw. Pflichtenkollision Schutz der Glaubens- und Gewissensfreiheit
sowie das Recht auf Selbstbestimmung vs. das Rechtsgut Leben/ Schutz des Lebens. Eine sehr de-
taillierte Aufarbeitung dieses Themas findet sich z. B. bei Ulsenheimer [32] sowie Schelling und Lipp-
treu [33]. Für das Vorgehen im Schockraum lassen sich zunächst folgende Algorithmen formulieren
1
.
1. Für die Notsituation gilt, dass der Arzt die Behandlung übernehmen muss (allg. Rechtspflicht zur
Hilfeleistung, § 323c, Strafgesetzbuch [StGB]).
2. Bei nicht bewusstlosen, voll geschäftsfähigen Patienten ist die Verweigerung einer (lebensretten-
den) Bluttransfusion verbindlich. Der Arzt hat sich allerdings um die Zustimmung zur Transfu-
sion zu bemühen.
3. Bei bewusstlosen, im Augenblick nicht gescftsfähigen Patienten, aber vorliegender Patienten-
verfügung (§ 1901a, Bürgerliches Gesetzbuch [BGB]) ist der vom Patienten bestimmte Betreuer/
Vorsorgebevollmächtigte hinzuzuziehen. Er kann die Patientenverfügung durchsetzen, aber ihr
auch widersprechen.
4. Bei bewusstlosen, im Augenblick nicht geschäftsfähigen Patienten ohne Vorliegen einer Patien-
tenverfügung muss
a) ein (vorläufiger) Betreuer eingesetzt werden (hierfür ist oftmals allerdings keine Zeit) oder
b) der Arzt/das Schockraumteam (ggf. in Rücksprache mit z. B. Angehörigen) nach dem mut-
maßlichen Willen des Patienten entscheiden. Die getroffene Entscheidung und die ihr zu-
grunde liegenden Gründe sollten auf jeden Fall dokumentiert werden.
5. Bei nicht bewusstlosen, nicht volljährigen Patienten ist – wenn von diesen die Bedeutung und
Tragweite ausreichend beurteilt werden kann wie bei Erwachsenen zu verfahren. Im Zweifel soll-
te hier aber von der fehlenden Einsichts- und Urteilsfähigkeit ausgegangen werden. Der elterliche
Wunsch bzw. die Forderung der Unterlassung einer Transfusion sind für den Arzt nicht maßgeb-
lich (Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, Art. II, Grundgesetz [GG]).
6. Bei bewusstlosen, nicht volljährigen Patienten muss
a) die Einwilligung der Eltern zur ärztlichen Behandlung (hier: Transfusion) eingeholt werden.
Verweigern die Eltern dies, muss
1. das Familiengericht eingeschaltet werden (wenn es die Zeit zulässt) oder
1
Der Autor weist darauf hin, dass trotz größtmöglicher Sorgfalt bei der Erstellung dieses Artikels keine Gewähr für
die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der in dem Artikel enthaltenen Informationen und Handlungsempfeh-
lungen übernommen werden kann. Eine etwaige diesbezügliche Haftung wird ausdrücklich ausgeschlossen.
Es kommt zu einer Rechtsgüter-
bzw. Pflichtenkollision
10
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Der Chirurg 2013
CME
2. der Arzt seinem Heilauftrag nachkommen und die lebensrettende Transfusion – gegen den
Willen der Eltern – vornehmen (Grundrecht auf Leben undrperliche Unversehrtheit,
Art. II, GG)
Aus dem Gesagten ergeben sich mehrere Probleme und Konsequenzen, die optimalerweise bereits
im Vorfeld Beachtung gefunden haben sollten:
F In jedem Krankenhaus sollten zur Behandlung der genannten Glaubensgemeinschaften Be-
handlungsalgorithmen vorliegen.
F Ärzte, die aus welchen Gründen auch immer diese Algorithmen nicht umsetzen wollen/kön-
nen, sollten – soweit dieses realisierbar ist – nach Möglichkeit nicht an der Behandlung teilneh-
men.
F Es sollte eine Person geben, die auch de jure die Verantwortung trägt, wenn es später zu zivil-
oder strafrechtlichen Klagen kommt (s. auch Schockraumleader).
Neben den genannten juristischen bzw. religiösen Schwierigkeiten stehen dem Schockraumteam
aber auch einige medizinische Behandlungsoptionen (außerhalb der Fremdbluttransfusion) zur Ver-
fügung:
F maschinelle Autotransfusion, unter der Voraussetzung, dass das Schlauchsystem und der Auf-
fangbeutel ein geschlossenes System bilden (allerdings akzeptieren nicht alle Zeugen Jehovas
dies),
F frühzeitige, kalkulierte Gerinnungstherapie direkt zu Beginn der Behandlung im Schockraum
mit Fibrinogen (2–4 g), PPSB, (1500–2000 I.E.), Tranexamsäure (1 g) und bei stärkeren Blutun-
gen auch die Gabe von rFVIIa (90 µg/kg KG),
F Steigerung der Amietoleranz durch
1 Normovolämie,
1 suffiziente Muskelrelaxierung (zur Reduktion des O
2
-Bedarfs),
1 Steuerung der Narkosetiefe,
1 adäquate Beatmung (hyperoxisch mit F
i
O
2
1,0).
Gravidität bei Polytrauma
Trauma bei Schwangeren ist die führende, schwangerschaftsunabhängige Todesursache bei der Mut-
ter und beim Fetus [34]. Diese Daten zeigen, wie wichtig eine adäquate Diagnostik und Behand-
lung der schwangeren Patientin im Schockraum ist. Die Furcht vor Schäden des ungeborenen Kin-
des durch ionisierende Strahlen darf nicht dazu verleiten, die gebotene und notwendige Diagnostik
nicht durchzuführen. Dabei stellen nicht unbedingt die akut lebensbedrohlich verletzten, schwan-
geren Patienten ein Problem dar. Bei diesen ist oftmals nur durch eine gige Diagnostik und ggf.
operative Eingriffe (im Schockraum) das Leben der Mutter zu retten. Flüssigkeitssubstitution und
Transfusion von Blut- und Gerinnungsprodukten stehen hier an 1. Stelle, da auch der uterine Blut-
fluss ausschließlich durch den mütterlichen Blutdruck bestimmt wird, entgegenwirkende Autore-
gulationsmechanismen der uterinen Geße bei Hypotension bestehen nicht. Ein größeres Problem
stellen vielmehr die Patientinnen dar, bei denen eine Abwägung von Für und Widerinsbesondere
der radiologischen Diagnostik – erfolgen könnte. Um in diesen Situationen die wesentlichen Abläu-
fe nicht unnötig zu verzögern, sollten auch Algorithmen für die Behandlung Schwangerer existieren:
Medizinisch indizierte radiologische Diagnostik mit ionisierenden Strahlen sollte – auch bei vor-
liegender Schwangerschaft – durchgeführt werden. Bei einer schwer verletzten Schwangeren ist die
CT das diagnostische Verfahren der Wahl; die effektive Dosis für den Fetus ist dabei mit 0,1 mSv z. B.
bei einem Scdel-CT und 0,3 mSv bei einem Thorax-CT gering [2]. Es ist immer zu prüfen, ob diese
Diagnostik durch MRT oder Sonographie zu ersetzen ist; Cave: MRT im 1. Trimenon zurückhaltend
einsetzen; gadoliniumhaltiges Kontrastmittel in der MRT-Untersuchung vermeiden (Risiko-Nutzen-
Abwägung), da dieses in den fetalen Kreislauf gelangt.
Bei jeder Frau im gebärfähigen Alter sollte direkt im Schockraum ein ß-HCG-Schnelltest vorge-
nommen werden. Bei wachen, ansprechbaren und kardiopulmonal stabilen Patientinnen ist zu prü-
fen, ob bis zum Eintreffen des Ergebnisses mit der weiteren radiologischen Diagnostik gewartet wer-
den kann. Ab der 24. SSW sollte ein Kaiserschnitt zur Rettung des Fetus erwogen werden, wenn die
In jedem Krankenhaus sollten zur
Behandlung von Glaubensgemein-
schaften Behandlungsalgorithmen
vorliegen
Trauma bei Schwangeren ist die
führende, schwangerschaftsunab-
hängige Todesursache
Flüssigkeitssubstitution und Trans-
fusion von Blut- und Gerinnungs-
produkten stehen an 1. Stelle
Bei einer schwerverletzten Schwan-
geren ist die CT das diagnostische
Verfahren der Wahl
Ab der 24. Schwangerschaftswoche
sollte ein Kaiserschnitt zur Rettung
des Fetus erwogen werden
11Der Chirurg 2013
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CME
Mutter im Schockraum verstirbt; optimalerweise innerhalb von 4 min., maximal 20 min. nach irre-
versiblen Herz-Kreislauf-Stillstand der Mutter.
Wenn medizinisch vertretbar, sollte die Patientin in Linksseitenlage (V.-cava-Kompression!) lie-
gen.
(Klein-)Kinder
Auch (Klein-)Kinder sind hinsichtlich der durchzuführenden Schockraumdiagnostik zu behandeln
wie erwachsene Patienten. Zur konventionellen Röntgendiagnostik im Schockraum gert daher
auch beim Kind die Thorax- und Beckenaufnahme – die bei kleinen Kindern auch auf einer einzel-
nen Platte erfolgen kann. Beim schwerverletzten Kind ist die CT-Diagnostik der Goldstandard. Hier
ist darauf zu achten, dass an den Geräten spezielle alters- und gewichtsadaptierte Programme an-
gewendet werden und Maßnahmen zur Dosisreduktion, wie z. B. Untersuchung bei niedrigerer Röh-
renspannung (80–100 kV), zum Einsatz kommen.
TraumaNetzwerk DGU
Um die bundesweite Implementierung, Anpassung und Einhaltung der in diesem Artikel genannten
Voraussetzungen zur Schwerverletztenbehandlung zu gewährleisten, wurde von der DGU das Pro-
jekt TraumaNetzwerk DGU initiiert [35, 36]. Darin arbeiten alle teilnehmenden Kliniken nach fest-
gelegten Standards, um eine flächendeckende, qualitativ gleichwertige Versorgung zu bieten. Entspre-
chend der Versorgungsstufe des einzelnen Krankenhauses kann eine Einstufung als lokales, regiona-
les oder überregionales Traumazentrum erfolgen, wobei die jeweils notwendigerweise vorzuhalten-
de Ausstattung und Organisation durch externe Prüfer sichergestellt wird.
Durch die Vernetzung und Kooperation einzelner Traumazentren entstanden so bis zum heutigen
Zeitpunkt insgesamt 37 zertifizierte, regionale Traumanetzwerke mit 510 teilnehmenden Kliniken.
Eine Organisation weiterer ca. 200 Traumazentren in Traumanetzwerken wird für das Jahr 2013 er-
wartet. Ob und inwieweit hierdurch ein weiterer entscheidender Schritt in der Versorgung Schwer-
verletzter gemacht wurde, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Aufgrund der verpflich-
tenden Teilnahme aller Traumazentren am TraumaRegister DGU konnten bislang die Daten von ca.
100.000 Patienten gesammelt werden [38]. Diese werden in regelmäßigen Abständen analysiert und
den Kliniken zur Qualitätskontrolle mitgeteilt.
Fazit
Das Weißbuch „Schwerverletztenversorgung“ der DGU und die kürzlich erschienenen S3-Leitlinie
bieten evidenzbasierte Vorgabenr die strukturellen, apparativen, organisatorischen und perso-
nellen Voraussetzungen zur Versorgung Schwerverletzter. Die Durchsetzung dieser Vorgaben und
Strukturen erfolgt heutzutage überwiegend in TraumaNetzwerken der DGU (. Tab. 3).
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. C.A. Kühne
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie,
Universitätsklinika Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg,
35043 Marburg
kuehnec@med.uni-marburg.de
Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor weist für sich und seine Koautoren auf folgende Beziehungen hin: C.A. Kühne
und S. Ruchholtz sind Mitglieder der Leitungsgruppe von AKUT/Traumaregister DGU.
Beim schwerverletzten Kind ist die
CT-Diagnostik der Goldstandard
Das Projekt TraumaNetzwerk DGU
liefert evidenzbasierte Vorgaben
zur Behandlung Schwerverletzter
Die Teilnahme aller Traumazent-
ren am TraumaRegister DGU ist ver-
pflichtend
12
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Der Chirurg 2013
CME
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13Der Chirurg 2013
|
springer medizin.de/eAkademie
CME-Fragebogen
D
Für Zeitschriftenabonnenten ist die Teilnahme am e.CME kostenfrei
Bitte beachten Sie:
Teilnahme nur online unter: springermedizin.de/eAkademie
  Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt. 
 Es ist immer nur eine Antwort möglich.
?Das Damage-Control-Konzept gliedert
sich in 4 Phasen. Welche zählt nicht da-
zu?
o
Präklinische bzw. frühklinische Phase
(„ground zero recognition phase“)
o
Phase der Erstdiagnostik
o
Phase der Erstoperation
o
Phase der Stabilisierung
o
Phase der geplanten Reoperation
?Indikationen zum Damage Control sind
u. a.:
o
Blutverlust von über 4 EKs
o
Hypertension
o
Hyperthermie >37°C
o
Koagulopathie
o
Lange Primärrettungszeit
?Second-Look-Operationen am Abdomen
sollten stattfinden nach:
o
6–12 h
o
12–18 h
o
18–24 h
o
24–36 h
o
48–72 h
?Das Schockraumbasisteam besteht aus:
o
Chirurg, Neurochirurg, Pflegekraft, MTRA
o
Unfallchirurg, Neurochirurg, Pflegekraft,
MTRA
o
Chirurg, Neurochirurg, Radiologe, Pflege-
kraft, MTRA
o
Chirurg, Anästhesist, Radiologe, Neurochi-
rurg, Pflegekraft, MTRA
o
Je nach Versorgungsstufe aus unter-
schiedlichen Mitgliedern
?Schockraumalarmierungskriterien sind
u. a.:
o
Systol. Blutdruck unter 100 mmHg
o
Fußgängersturz
o
Amputation eines Fingers
o
AIS ≤4
o
Tod eines Insassen
?Eine Sectio im Schockraum kann ab wel-
cher SSW erwogen werden?
o
22. SSW
o
23. SSW
o
24. SSW
o
25. SSW
o
26. SSW
?Bei schweren Blutungen kann/können
folgende Produkte ex juvantibus verab-
reicht werden:
o
Fibrinogen
o
Antithrombin
o
Desmopressin
o
PPSB
o
Protamin
?Bei Patienten der Glaubensgemeinschaft
der Zeugen Jehovas
o
muss in der Notsituation der Arzt die Be-
handlung nicht übernehmen.
o
ist bei nicht bewusstlosen, voll geschäfts-
fähigen Patienten die Verweigerung einer
(lebensrettenden) Bluttransfusion ver-
bindlich.
o
muss bei bewusstlosen, nicht volljähri-
gen Patienten das Sozialamt eingeschaltet
werden.
o
muss bei bewusstlosen, nicht volljährigen
Patienten der Arzt dem Willen der Eltern
nachkommen.
o
darf keine Gerinnungstherapie durchge-
führt werden.
?Zu den „deadly six“ zählt nicht:
o
Herzbeuteltamponade
o
Spannungspneumothorax
o
Traumatische gedeckte Aortenruptur
o
Instabiler Thorax
o
Offener Pneumothorax
?Welche Aussage zu den Modalitäten und
der Organisation des Schockraumma-
nagements ist falsch?
o
Das erweiterte Schockraumteam sollte in-
nerhalb von 20 min anwesend sein.
o
Die Schockraumleitung kann z. B. interdis-
zipilnär erfolgen.
o
Regionale Traumazentren müssen min-
destens 2 Schwerverletzte gleichzeitig be-
handeln können.
o
Die Teilnahme am TraumaNetzwerk DGU
ist freiwillig.
o
Das TraumaRegister DGU ist ein Instru-
ment der Qualitätskontrolle.
Diese zertifizierte Fortbildung ist
12 Monate auf springermedizin.de/
eAkademie verfügbar.
Dort erfahren Sie auch den genauen
Teilnahmeschluss. Nach Ablauf des
Zertifizierungszeitraums können Sie diese
Fortbildung und den Fragebogen weitere
24 Monate nutzen.
14
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Der Chirurg 2013
... Dabei erfolgt die Versorgung der Verletzungen mit der obersten Priorität das Überleben des Patienten zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich in den letzten Jahrzehnten verschiedene Handlungsabläufe und Therapiekonzepte zur akuten Versorgung schwerverletzter Patienten etabliert (Krueger et al., 2013). Entsprechend Ruchholtz et al. (2008) gelang in diesem speziellen Patientenkollektiv eine Reduktion der Mortalität von 22,8 % auf 18,7 % (1993Mortalität von 22,8 % auf 18,7 % ( bis 2005 basierend auf Daten aus dem TraumaRegister DGU ® (TR-DGU). ...
... Die primäre Frakturstabilisierung ist laut Schwabe et al. (2010) (Blum et al., 2005). Die assoziierten schweren Weichteilverletzungen sollten chirurgisch gesäubert und temporär mit einem Vakuumverband oder einer Kunsthaut verschlossen werden (Krueger et al., 2013;. Analog zu den Ergebnissen der vorliegenden Studie bestätigen Hontzsch (2010) Ein die Hauptverletzung an der oberen Extremität begleitender Gefäß-Nerven-Schaden trat in beiden Therapiegruppen in etwa gleich häufig auf (DCO 13,8 %, ETC 12,0 %). ...
... Die Präferenz der Gipsschiene zur temporären Stabilisierung der oberen Extremität beruht insbesondere auf der vergleichsweise einfachen, sicheren und überall verfügbaren Anlage einer Gipsschiene oder eines Cast (Kunststoffgips) (Bartl et al., 2011;Horst & Jupiter, 2016;Kalbitz & Gebhard, 2016). Zudem ist die Anlage einer Gipsschiene bei vergleichbar effizienter Frakturruhigstellung (Krueger et al., 2013) deutlich zeit-und kostengünstiger als eine Operation (Bartl et al., 2011;Kalbitz & Gebhard, 2016 & Krettek, 2003;Scalea et al., 2000;Schwabe et al., 2010;Suzuki et al., 2010). Dies wird im Rahmen von Humerusschaftfrakturen dadurch begründet, dass die nur unzureichende Stabilität der Gipsschiene als externe Fixierung nicht ausreiche, um zusätzlichen Weichteilschaden zu verhindern oder Schmerzen zu reduzieren (Bleeker et al., 1991;Suzuki et al., 2010). ...
Thesis
Die vorliegende Arbeit untersucht die Therapiekonzepte „early total care“ (ETC) und „damage control orthopaedics“ (DCO) bei der Behandlung 90 polytraumatisierter Patienten mit Verletzungen an der oberen Extremität in der Universitätsklinik Würzburg. Nach dem „first hit“ im Rahmen des Polytraumas kann der Organismus und das Immunsystem durch eine aufwendige Operation im Sinne eines „second hit“ überfordert werden. Ziel des DCO ist es den „second hit“ zu minimieren, indem initial nur die notwendigsten Behandlungen durchgeführt werden und keine vollständige Ausversorgung entsprechend ETC durchgeführt wird. Es werden Kriterien herausgearbeitet, welche relevant für die initiale Therapieentscheidung sind. Liegen eine hohe Verletzungsschwere (ISS), Kreislaufkomplikationen und eine niedrige Überlebensprognose nach dem RISC II sowie schwere begleitende Kopf-, Abdomen-, Becken- oder Wirbelsäulenverletzungen vor, werden die Verletzungen an der oberen Extremität nach DCO therapiert. Zudem wird für komplexe Verletzungen der oberen Extremität mit Gelenkbeteiligung, Bandschäden oder schwerem Weichteilschaden, welche zeitaufwendige und planungsintensive Operationsverfahren bedürfen, die DCO-Strategie favorisiert. Wenn die notwendige Lagerung des Patienten auf dem Operationstisch für die Ausversorgung der Verletzung an der oberen Extremität initial möglich ist, wird die obere Extremitätenverletzung nach ETC therapiert, insbesondere wenn eine schwere Verletzung an der oberen Extremität vorliegt. In der ETC-Kohorte ist kein Patient verstorben. Das schlechtere Outcome in der DCO-Kohorte liegt vor allem an der initial höheren Verletzungsschwere. Auf Grund der besseren tatsächlichen als erwarteten Mortalität kann DCO als eine erfolgreiche Therapiestrategie bei schwerverletzten Patienten angesehen werden. Jedoch kann die vorliegende Arbeit keinen Nachteil für die Patienten durch die ETC-Behandlung feststellen.
... The management of such injuries is quite crucial and our aim in this article is to show that simultaneous fixation of all the fractures is beneficial and gives good results. Patient's age, other associated injuries, and comorbidities should be examined closely [2]. ...
Article
Full-text available
Introduction Bilateral bifocal femur fractures occur as a result of high-velocity trauma mainly road traffic accidents with dashboard injuries or fall from height. These fractures can result in high morbidity or mortality as they are usually presented with hypovolemic shock or fatal fat embolism syndrome. Case Report We present a 47-year-old male with a history of fall from 35 feet. He sustained a symmetrical intertrochanteric femur fracture with a diaphyseal femur fracture with a bilateral patella fracture. There was no evidence of any head injury or spinal fracture. The patient reached the emergency room in hypotension and was maintaining saturation on room air. The patient was admitted to the intensive care unit; hypotension was corrected overnight and was operated on after 24 h with bilateral intramedullary long proximal femoral nail and tension band wiring for the bilateral patella fractures. At 1-year follow-up, he was able to do his daily activities with minimal limitation. Conclusion Bilateral bifocal femur fractures result from a high-velocity trauma. In such injuries, careful evaluation of all the systems should be performed to find out concomitant injuries. Single-staged surgical intervention decreases the morbidities of the subsequent surgeries, helps in a rehabilitation hospital stay as well as financially suitable for the patient.
... Hypothermia is known to negatively influence coagulation and haemostasis [45]. As a result, several guidelines for the treatment of polytrauma patients recommend normothermia and argue to avoid core temperatures below 34 • C [46,47]. Kishi and co-workers' study points towards an additional physiologic response to hypothermia that might even negatively influence the cerebral blood flow during haemorrhagic shock [31]. ...
Article
Full-text available
Severe trauma constitutes a major cause of death and disability, especially in younger patients. The cerebral autoregulatory capacity only protects the brain to a certain extent in states of hypovolemia; thereafter, neurological deficits and apoptosis occurs. We therefore set out to investigate neuroprotective strategies during haemorrhagic shock. This review was performed in accordance to the PRISMA (Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses) guidelines. Before the start of the search, a review protocol was entered into the PROSPERO database. A systematic literature search of Pubmed, Web of Science and CENTRAL was performed in August 2017. Results were screened and evaluated by two researchers based on a previously prepared inclusion protocol. Risk of bias was determined by use of SYRCLE’s risk of bias tool. The retrieved results were qualitatively analysed. Of 9093 results, 119 were assessed in full-text form, 16 of them ultimately adhered to the inclusion criteria and were qualitatively analyzed. We identified three subsets of results: (1) hypothermia; (2) fluid therapy and/or vasopressors; and (3) other neuroprotective strategies (piracetam, NHE1-inhibition, aprotinin, human mesenchymal stem cells, remote ischemic preconditioning and sevoflurane). Overall, risk of bias according to SYRCLE’s tool was medium; generally, animal experimental models require more rigorous adherence to the reporting of bias-free study design (randomization, etc.). While the individual study results are promising, the retrieved neuroprotective strategies have to be evaluated within the current scientific context—by doing so, it becomes clear that specific promising neuroprotective strategies during states of haemorrhagic shock remain sparse. This important topic therefore requires more in-depth research.
Chapter
In diesem Kapitel werden die wichtigsten Aspekte bei einer polytraumatischen Verletzung sowie das dazugehörige Komplikationsmanagement bearbeitet.
Article
Clinical problem: The indication for resuscitation room care is an acute (potentially) life-threatening patient condition. Typical causes for this are polytrauma, acute neurological symptoms, acute chest and abdominal pain or the cause remains unclear at first. The care is always provided in a suitably composed interdisciplinary team. This requires cause-specific standards tailored to the care facility and requires a mutual understanding of the partners involved with regard to specialist interests and care processes. Standard radiological methods: Whole-body CT is established for polytrauma imaging and usually each institution has already defined an institutional standard. For the other causes, first imaging with CT is just as common, but the protocols and procedures to be used are often not as clear as in the case of polytrauma. Methodical innovation and evaluation: For polytrauma service, ATLS and procedures according to ABCDE already serve as a largely standardized framework in the resuscitation room. For every other group of causes, comparable concepts should be developed and institutionally strive for objectification of continuous improvement. This refers not only to the resuscitation room stay but also to the interfaces before and after resuscitation room service. Practical recommendations: After the patient has arrived, it has to be determined whether the assessment of a vital risk is retained. If so, institutionally defined care standards must be followed for the various causes. This concerns the interface logistics, the definition of a team leader including associated tasks, the supply processes including the CT examination protocols as well as the close communication.
Chapter
Wirbelsäulenverletzungen sind häufig mit schweren Begleitverletzungen in anderer Lokalisation kombiniert und stellen hinsichtlich der Diagnostik und des Versorgungsalgorithmus eine besondere fachliche Herausforderung dar. Die Diagnostik erfolgt unter Berücksichtigung des Protokolls der ATLS®-Richtlinien. Die Versorgung der Wirbelsäulenverletzung muss entsprechend den Richtlinien des Phasenprinzips des «Damage Control» in die Gesamtversorgung des Schwerstverletzten eingebunden sein. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e. V. (DGU) hat hierfür eine interdisziplinäre S3-Leitlinie zur Behandlung schwerverletzter und polytraumatisierter Patienten entwickelt (DGU 2016).
Chapter
Trauma bei Schwangeren ist die führende, nicht schwangerschaftsbedingte Todesursache bei Mutter und Fetus. Bei der Behandlung müssen charakteristische anatomische und physiologische Veränderungen beachtet werden. Die mit dem mütterlichen Schock einhergehende Hypotonie stellt aufgrund einer fehlenden Autoregulation des uterinen Blutflusses die Haupttodesursache des Fetus dar. Daher sind eine großzügige Sauerstoff- und Volumentherapie erforderlich. Weiterhin sollte ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) die Linksseitenlage gewählt werden, um einen ausreichenden venösen Rückstrom zum Herzen sicherzustellen. Untersuchung und Behandlung erfolgen gemäß dem Algorithmus des ATLS" ("advanced trauma life support") auch bei Schwangeren nach dem ABCDE-Schema ("airway': "breathing", "circulation", "disability", "exposure"), an welches sich mit F die Untersuchung und überwachung des Fetus anschließen. Die Angst vor einer Schädigung des Fetus durch ionisierende Strahlung darf nicht dazu führen, medizinisch indizierte radiologische Diagnostik bei Schwangeren zu unterlassen. Wenn vertretbar, sollte jedoch aufMRT (Magnetresonanztomografie) und Sonogramm ausgewichen werden. Es muss vermieden werden, schwangere Traumapatientinnen unterzudiagnostizieren und unterzubehandeln.
Chapter
Trauma bei Schwangeren ist die führende, nicht schwangerschaftsbedingte Todesursache bei Mutter und Fetus. Bei der Behandlung müssen charakteristische anatomische und physiologische Veränderungen beachtet werden. Die mit dem mütterlichen Schock einhergehende Hypotonie stellt aufgrund einer fehlenden Autoregulation des uterinen Blutflusses die Haupttodesursache des Fetus dar. Daher sind eine großzügige Sauerstoff- und Volumentherapie erforderlich. Weiterhin sollte ab der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) die Linksseitenlage gewählt werden, um einen ausreichenden venösen Rückstrom zum Herzen sicherzustellen. Untersuchung und Behandlung erfolgen gemäß dem Algorithmus des ATLS® („advanced trauma life support“) auch bei Schwangeren nach dem ABCDE-Schema („airway“, „breathing“, „circulation“, „disability“, „exposure“), an welches sich mit F die Untersuchung und Überwachung des Fetus anschließen. Die Angst vor einer Schädigung des Fetus durch ionisierende Strahlung darf nicht dazu führen, medizinisch indizierte radiologische Diagnostik bei Schwangeren zu unterlassen. Wenn vertretbar, sollte jedoch auf MRT (Magnetresonanztomografie) und Sonogramm ausgewichen werden. Es muss vermieden werden, schwangere Traumapatientinnen unterzudiagnostizieren und unterzubehandeln.
Article
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Zusammenfassung: Hüftgelenknahe Hochrasanztraumata können zu Mehretagenfrakturen des Femurs mit hüftgelenknaher Fraktur und Schaftfraktur führen. Unterschiedliche Implantate stehen zur Frakturstabilisierung zur Verfügung und können kombiniert werden. Stellt die distale Fraktur die „führende“ Frakturkomponente dar, bietet sich die sog. Miss-a-nail-Technik mit Zugschraubenosteosynthese für die proximale Fraktur und antegrader Marknagelosteosynthese für die Schaftfraktur oder eine Kombination aus Zugschrauben proximal und retrograder Marknagel- bzw. Plattenosteosynthese am Schaft in klassischer Technik zweier nicht überlappender Implantate an. Eine Alternative stellt im Einzelfall die Dynamische Hüftschraube kombiniert mit der retrograden Marknagel- oder Plattenosteosynthese in der sog. Rendezvous-Technik dar. Stellt die proximale Fraktur die „führende“ Komponente dar, wird die Stabilisierung mit einem sog. All-in-one Device wie dem langen cephalomedullären Nagel empfohlen. Die Wahl des operativen Therapiekonzepts stellt aufgrund des Unfallmechanismus, des komplexen Frakturmusters und des Gesamtzustands des Patienten stets eine individuelle Therapieentscheidung dar. Summary: High-energy trauma of the hip and lower extremities might result in multi-level femoral fractures with both, a proximal and a shaft fracture component. Different implants are available to stabilize the fractures and could be combined: When the distal fracture is identified to be the “leading” fracture component, the so called miss-a-nail technique including screw fixation for the proximal fracture and an antegrade intramedullary nailing for the shaft fracture, or a combination of screw fixation and retrograde nailing or plate fixation as a classical method is possible. Alternatively, in special cases a dynamic hip screw can be combined with a retrograde nail or locking plate osteosynthesis (rendezvous technique). When the proximal fracture is identified to be the “leading” component, fracture fixation with a so called all-in-one device such as the long cephalomedullary nail is recommended. When deciding on the surgical treatment concept, the trauma mechanism, the fracture configuration, and the patient’s general condition need to be taken into consideration carefully.
Article
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Background In Germany, a total of more than 30,000 polytraumatized patients are treated in level I-IV trauma centers. The exact number of hospitals fulfilling the requirements for the treatment of severely injured patients is unknown. We analyzed the number of hospitals in Germany capable of managing polytraumatized patients. We further analyzed the influence of various geographic and infrastructural conditions on the management of severely injured patients in the various Federal States in Germany. Methods First we conducted a nationwide research of all hospitals specialized in trauma management. Points of interest were structural and personnel requirements. These data were compared to the data obtained by the Federal Statistical Office. With a special software program we were able to conduct for the first time a geographic visualization of all trauma hospitals. Results There are 108 level I trauma centers, 209 level II trauma centers, and 431 level III and IV trauma centers in Germany. The geographic concentration of hospitals fulfilling the requirements for the treatment of severely injured patients differs regionally. There is an obvious correlation between trauma deaths and a low hospital concentration and less developed infrastructure. Conclusion Objectively, the number of trauma centers for the treatment of severely injured patients seems to be adequate in Germany. Nevertheless, there are substantial differences between various Federal States in Germany concerning the distribution of hospitals as well as the geographic and infrastructural conditions. To optimize trauma management in Germany we think that the formation of regional trauma networks is mandatory.
Article
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Objective: The pregnant trauma patient requires imaging tests to diagnose maternal injuries and diagnostic tests to evaluate the viability of her pregnancy. This article will discuss abdominal trauma in pregnancy and the specific role of diagnostic imaging. Radiation concerns in pregnancy will be addressed. Conclusion: Trauma is the leading cause of nonobstetric maternal mortality and a significant cause of fetal loss. Both major and minor trauma result in an increased risk of fetal loss. In major trauma, when there is concern for maternal injury, CT is the mainstay of imaging. The risks of radiation to the pregnancy are small compared with the risk of missed or delayed diagnosis of trauma. In minor trauma, when there is no concern for maternal injury but there is concern about the pregnancy, ultrasound is performed but is insensitive in diagnosing placental abruption. External fetal monitoring is used to dictate patient care.
Article
Background: The advantages of early fracture fixation in patients with multiple injuries have been challenged recently, particularly in patients with head injury. External fixation (EF) has been used to stabilize pelvic fractures after multiple injury. It potentially offers similar benefits to intramedullary nail (IMN) in long-bone fractures and may obviate some of the risks. We report on the use of EF as a temporary fracture fixation in a group of patients with multiple injuries and with femoral shaft fractures. Methods: Retrospective review of charts and registry data of patients admitted to our Level 1 trauma center July of 1995 to June of 1998. Forty-three patients initially treated with EF of the femur were compared to 284 patients treated with primary IMN of the femur. Results: Patients treated with EF had more severe injuries with significantly higher Injury Severity Scores (26.8 vs. 16.8) and required significantly more fluid (11.9 vs. 6.2 liters) and blood (1.5 vs. 1.0 liters) in the initial 24 hours. Glasgow Coma Scale score was lower (p < 0.01) in those treated with EF (11 vs. 14.2). Twelve patients (28%) had head injuries severe enough to require intracranial pressure monitoring. All 12 required therapy for intracranial pressure control with mannitol (100%), barbiturates (75%), and/or hyperventilation (75%). Most patients had more than one contraindication to IMN, including head injury in 46% of cases, hemodynamic instability in 65%, thoracoabdominal injuries in 51%, and/or other serious injuries in 46%, most often multiple orthopedic injuries. Median operating room time for EF was 35 minutes with estimated blood loss of 90 mL. IMN was performed in 35 of 43 patients at a mean of 4.8 days after EF. Median operating room time for IMN was 135 minutes with an estimated blood loss of 400 mL. One patient died before IMN. One other patient with a mangled extremity was treated with amputation after EF. There was one complication of EF, i.e., bleeding around a pin site, which was self-limited. Four patients in the EF group died, three from head injuries and one from acute organ failure. No death was secondary to the fracture treatment selected. One patient who had EF followed by IMN had bone infection and another had acute hardware failure. Conclusion: EF is a viable alternative to attain temporary rigid stabilization in patients with multiple injuries. It is rapid, causes negligible blood loss, and can be followed by IMN when the patient is stabilized. There were minimal orthopedic complications.
Article
Purpose The suicidal attempt is a significant cause for multiple severe injuries in Germany. The aim of the present study was to obtain information regarding injury patterns, clinical treatment, and outcome. Methods We analyzed the data of 4,754 patients of the Trauma Registry of the German Trauma Society (1993–2007) with an Injury Severity Score (ISS) ≥9 after a suicidal jump from a height (SUICIDE) and after an accidental fall from a height (ACCIDENT). Results Comparing the data of 3,682 patients with accidental fall versus those with intentional fall/jump (n = 1,072), we found that male patients were predominant in the ACCIDENT group (84.9 vs. 52.2%). The SUICIDE group had more severe injuries (ISS: 31.8 vs. 26.4). The ACCIDENT group suffered more severe head injuries (51.1 vs. 36.6%). Mortality (21.4 vs. 14.2%), length of stay in hospital (29.5 vs. 26.5 days), and costs (€34,833 vs. €24,701) were higher in the SUICIDE group. Conclusions Falls from a height are a common cause of injury among severely injured patients. The resulting trauma composes a particular form of blunt trauma with severe and multiple injuries, which depends on the fact of whether the free fall from a height was caused by an accident or as a result of a suicidal attempt. Taking the injury severity into consideration, there is no difference in the prognosis of the patients.
Article
Die Qualität der Schwerverletztenversorgung in Deutschland ist - bedingt durch geographische Unterschiede zwischen den Bundesländern, unterschiedliche Ressourcenallokation und Behandlungskonzepte - in den einzelnen Krankenhäusern sehr inhomogen. Um die Behandlungsqualität zu sichern und weiter zu entwickeln erscheint es sinnvoll, ein strukturiertes, qualitätsgesichertes Netzwerk von Kliniken zu knüpfen, die regelhaft mit unterschiedlichem Versorgungsauftrag an der Schwerverletztenversorgung teilnehmen.Die Voraussetzungen für ein derartiges Netzwerk auf regionaler Ebene sowie für die mit der Schwerverletztenversorgung betrauten Kliniken wurden im Weißbuch ,,Schwerverletztenversorgung - Empfehlungen zur Struktur und Organisation von Einrichtungen zur Behandlung von Schwerverletzten in der Bundesrepublik Deutschland“ zusammengefasst.Ziel dieser Maßnahmen ist es, jedem Schwerverletzten in Deutschland rund um die Uhr die bestmögliche Versorgung unter standardisierten Qualitätsmaßstäben zu gewährleisten. Dies setzt fachliche Kompetenz und die Bereitschaft aller Beteiligten - Leistungserbringer, Kosten- und Krankenhausträger - voraus, bestehende Versorgungskonzepte gemeinsam weiter zu entwickeln.Die DGU hat als logische Konsequenz langjähriger Erfahrung und wissenschaftlicher Erkenntnisse ein Konzept zur Einrichtung von, an die örtlichen Gegebenheiten angepassten, regionalen Traumanetzwerken von Kliniken zur Schwerverletztenversorgung entwickelt. Die daran teilnehmenden Einrichtungen übernehmen entsprechend ihrer Ausstattung und Struktur unterschiedliche Aufgaben in diesem Netzwerk.Die einzelnen Schritte zur Einrichtung und Organisation eines Netzwerks werden im Rahmen des Artikels aufgezeigt.
Article
A multidisciplinary quality management system (QMS) for the early treatment of severely injured patients was validated in a trauma center in Germany. In the presented prospective study a QMS developed at another trauma center was implemented at the department of trauma surgery of the university of Essen for the presented study. The essential elements of the QMS were the establishment of (1) an adequate protocol for documentation, (2) 20 criteria for the assessment of treatment quality, (3) regular statistical analysis of treatment quality and (4) a quality circle comprising all medical specialties for data discussion. From 5/98–9/99 a cohort of 447 patients with an average injury severity score (ISS) of 22±17 was treated in the emergency department. The impact of the QMS was assessed in 4 periods (1: 5/1998–8/1998; 2: 9–12/1998; 3: 1–4/1999; 4: 5–8/1999). The quality circle met 8 times. For the improvement of the process 16 long-term changes were introduced. In 60% (n=12) of the 20 assessment criteria significant improvements were detected. In diagnostics there were significant reductions of the time needed for basic radiological and sonographic check-up (from 24±12 min in the first to 14±8 min in the last period) and of the duration until performance of a cranial computed tomography in severe traumatic brain injury (sTBI; from 45±22 to 28±8 min). The rate of delayed diagnoses remained low (4% in the first, 5% in the last period). Further positive changes were the time savings in transfusion (from 35±20 to 20±4 min) and emergency operations (from 67±20 to 48±4 min) in hemorraghic shock as well as for craniotomies (77±41 to 54±19 min) in sTBI. Apart from the significant time reductions other improvements were found. Overall mortality was diminished from 17% in the first to 10% in the last observation period. In conclusion the study revealed that the quality of the early therapy of severely injured patients was significantly improved by implementation of a multidisciplinary quality management system especially with respect to treatment efficiency.
Article
Das perioperative Management bei Patienten, die der Glaubensrichtung der Zeugen Jehovas angehören, stellt den Arzt aufgrund ihrer strikten Verweigerung einer Fremdbluttransfusion v. a. vor zwei gleichermaßen schwierig zu bewältigende Probleme: Zum einen geht es medizinisch darum, alles zu tun, um eine letale Anämie und Koagulopathie zu vermeiden. Zum anderen steht der Arzt rechtlich vor der Frage: Darf er auch im äußersten Fall – oder muss er sogar – dem Willen, d. h. dem religiös motivierten Selbstbestimmungsrecht, des Patienten folgen, wenn trotz aller Präventivmaßnahmen, wie sie der vorstehende Beitrag schildert, das Letalitätsrisiko nicht mehr anders als durch eine Bluttransfusion abwendbar ist, diese also die Ultima Ratio zur Lebensrettung darstellt? Um diese Frage beantworten zu können, informiert der folgende Beitrag über die in Rechtsprechung und herrschender (juristischer) Lehre übereinstimmend anerkannten Rahmenbedingungen und führt dann die Konsequenzen für den Arzt aus, die im Zusammenhang mit einer Patientenverfügung nicht zwingend deren vorbehaltlose Rechtsverbindlichkeit bedeuten müssen.
Article
A quality management system for the treatment of seriously injured patients has been developed within the context of the trauma registry of the German Society of Trauma Surgery. Since 1998 annual feedback on quality management has been supplied to the hospitals taking part. Based on the data recorded in 2005, the quality of care in all the hospitals that had submitted patient data from 1999 to 2005 was analyzed. For the analysis of process quality different parameters of diagnosis and therapy were looked at. Outcome quality was ascertained by a comparison between the observed and calculated mortality. While the severity of injuries and prognosis remained the same, mortality declined from 22.8% to 15.1%. The period of 25 min initially required for radiological and ultrasound diagnosis was reduced to 12 min, and the frequency of whole-body multislice computed tomography increased from 10% to 46% in seriously injured patients. The time to emergency operation for patients with hemorrhagic shock was reduced by 6 min. The frequenca of using external fixators for the initial stabilization of femoral fractures rose from 41% to 55%). The German Trauma Registry makes it possible to compare process and outcome in the treatment of seriously injured patients and pass on the results of the analysis to the hospitals taking part. Since the introduction of regular structured data feedback continuous improvement has been documented in the quality of both processes and outcomes.