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373
Organisationale Innovation am Beispiel
der Projekti zierung der Wissenschaft
Eine gurationssoziologische Perspektive
auf Entstehung, Verbreitung und Wirkungen
Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
1 Figuration, Innovation und Wissenschaft
Eine zentrale Frage der Innovationsforschung lautet, wie bei Innovationsprozessen
Makro-, Meso- und Mikroebene ineinandergreifen und aufeinander bezogen sind
(Hutter et al. 2011). Wir fassen dieses dynamische Wechselverhältnis im Folgen-
den fi gurationssoziologisch (Elias 1978, 2006) und wollen die Fruchtbarkeit der
Figurationssoziologie für die Innovationsforschung exemplarisch am Beispiel der
Wissenschaft als einem Handlungsbereich illustrieren, der per (Selbst-)Defi nition
auf die ständige Produktion von Neuem ausgerichtet ist und auch selbst in den
vergangenen hundert Jahren von einigen Neuerungen betroffen war. Insbesondere
fokussieren wir hierbei auf das Phänomen der Projektifi zierung der Wissenschaft.
Unseres Erachtens ist die Figurationssoziologie besonders gut geeignet, um die
Gleichzeitigkeit von Prozessen auf verschiedenen Handlungsebenen zu fassen, da
fi gurationssoziologische Analysen typischerweise aus einem Dreischritt bestehen,
der systematisch unterschiedliche Ebenen des Sozialen aufeinander bezieht (Baur
und Ernst 2011): (1) der Rekonstruktion der Regeln, Struktur und Machtverhält-
nisse der Figuration. In unserem Fall die Organisation der deutschsprachigen
Wissenschaft (Meso- oder Makroebene); (2) der Rekonstruktion der sozialen und
räumlichen Platzierung von Menschen, in unserem Fall von Forschenden und des
mit dieser Platzierung verbundenen Wissens- und Handlungspotenzials (Mikro-
ebene) sowie (3) eine Analyse der Soziogenese der Figuration durch die bewussten
und unbewussten Folgen des Handelns der individuellen Akteure in der Figuration
(Verbindung von Mikro-, Meso und Makroebene in der Zeit).
374 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
Wendet man diesen Ansatz auf die Innovationsforschung an, so ergeben sich
jedoch zwei spezifi sche theoretische und methodologische Probleme:
Die Figurationssoziologie ist, erstens, eine prozessorientierte Theorie, das
heißt, sie geht davon aus, dass sich Gesellschaft stetig im sozialen Wandel befi n-
det, weshalb nicht Neuerungen, sondern vielmehr jegliche Arten von Strukturen
und Regelmäßigkeiten erklärt werden müssen. Spezifi sche Verlaufsformen und
andere Charakteristika sozialer Prozesse zu untersuchen, gilt als eine wesentliche
Aufgabe empirischer Forschung. Damit stellt sich aber die Frage, was „gewöhn-
liche“ soziale Prozesse von Innovationen unterscheidet. Eine Mindestbedingung
ist, dass ein Bruch in der Verlaufsform auftritt, was methodologisch bedeutet, dass
die empirisch beobachtete Zeitspanne lang genug sein muss, dass sich ein „Vor-
her“, der Bruch und ein „Nachher“ identifi zieren lassen (Baur 2005, S. 142-147).
Allerdings ist nicht automatisch jeder Bruch eine Innovation. Vielmehr ist hierzu
eine zweite Bedingung erforderlich: Ebenso wie Besio und Schmidt (2011) aus sys-
temtheoretischer Perspektive und Knoblauch (2014) aus der Perspektive des kom-
munikativen Konstruktivismus argumentieren auch wir, dass ein Bruch in einem
sozialen Prozess erst dann zur Innovation wird, wenn er von den Akteuren – auf
der semantischen Ebene im Sinne von Hutter et al. (2011) – diskursiv als Innova-
tion konstruiert wird. Dies bedeutet, dass, um den Einfl uss der fortschreitenden
Projektifi zierung auf die Figuration „Wissenschaft“ analysieren zu können, zu-
sätzlich zu den oben genannten drei analytischen Ebenen eine vierte Ebene, (4) die
Rekonstruktion des Diskurses, mit berücksichtigt werden sollte.
Zweitens differenziert Elias (1995) nicht systematisch zwischen Mikro-, Meso-
und Makroebene, sondern unterscheidet heuristisch nur zwei Handlungsebenen
(Meso/Makro = Figuration; Mikro = Individuum), wobei der Begriff der „Figu-
ration“ betont, dass interdependente Akteure in komplexe Beziehungsgefl echte
eingebunden sind und sich daher die verschiedenen Handlungsebenen im Han-
deln immer gleichzeitig manifestieren. Für unseren empirischen Fall ist jedoch
zumindest eine weitere Ebene von Relevanz: die Mesoebene. Auf der höchsten
Handlungsebene lässt sich in der Wissenschaft das (nationale und globale) Wis-
senschaftssystem identifi zieren (Makroebene). Dieses ist in wissenschaftliche
Disziplinen und Organisationseinheiten – zum Beispiel Universitäten, außeruni-
versitäre Forschungseinrichtungen, neue Organisationsformen wie Sonderfor-
schungsbereiche (SFBs) und Exzellenzcluster – untergliedert, die die Kontinuität
der Forschungsarbeit langfristig sicherstellen. Diese wiederum untergliedern sich
in einzelne Arbeitseinheiten (zum Beispiel Arbeitsgruppen, Forschungsprojekte),
die die konkrete, alltägliche Forschungsarbeit praktisch organisieren (Mesoebene).
Auf der Ebene des einzelnen Individuums ist eine persönliche Karriereplanung
erforderlich, die sich in den Lebenslauf einbettet, der wiederum sozial strukturiert
375Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
ist. Darüber hinaus können auf der untersten Handlungsebene ebenso konkrete
Interaktionssituationen identifi ziert werden, in denen Forschung vollbracht wird
(Mikroebene).
Für die Analyse der Figuration „Wissenschaft“ tritt ein weiteres Problem zuta-
ge: Elias befasste sich in seinen empirischen Analysen vornehmlich mit national-
staatlich verfassten Gesamtgesellschaften, bei der alle von ihm analysierten Felder
des Sozialen (Sozialstruktur, Politik, Wirtschaft) im Territorium zusammenfi elen
und sich wechselseitig stabilisierten – Spannungen zwischen den Feldern dersel-
ben Ebene lagen nicht in seinem analytischen Fokus. Im Fall der modernen Wis-
senschaft existieren aber für das Individuum (Wissenschaftler) immer mehrere
Figurationen, auf die es gleichzeitig Bezug nehmen muss und die sich in ihren
Logiken teilweisen widersprechen. So stellen etwa die einzelnen Fachdisziplinen
in der Regel andere Anforderungen an die Wissenschaftler als die Universität – es
können aber keine der beiden ignorieren werden, weil die Universität der konkrete,
derzeitige Arbeitgeber ist, währen die Fachdisziplin langfristig karriererelevanter
ist.
Um mit diesen verschiedenen Problemen theoretisch und methodologisch um-
gehen zu können und da für den vorliegenden Beitrag vor allem die Ebene der
Organisation wichtig ist, ergänzen wir für die Beschreibung dieser Ebene die Fi-
gurationssoziologie um organisationssoziologische Ansätze aus der Systemtheo-
rie, die auch Innovationsprozesse in Organisationen berücksichtigen (Besio 2009;
Besio und Schmidt 2012).
Aus diesen Überlegungen zu den verschiedenen Analyseebenen ergibt sich ein
drittes, methodologisches Problem: Die Prozesse auf den verschiedenen Ebenen
entfalten sich mit unterschiedlicher zeitlicher Extension (Baur 2015). Während
sich etwa der Wandel der Wissenschaft über Jahrhunderte vollzieht, beträgt die
Zeitspanne des Wirkens eines einzelnen Wissenschaftlers in der Regel höchstens
einige Jahrzehnte, das Alltagshandeln vollzieht sich wiederum in alltäglichen,
sehr kurzen Interaktionssequenzen. Entsprechend der Empfehlungen von Baur
und Ernst (2011) greifen wir daher auf einen Methoden-Mix zurück, da sich ver-
schiedene Daten und Quellen unterschiedlich gut eignen, um bestimmte Zeit-
schichten zu erfassen.
Um zu illustrieren, wie wir auf Basis dieser Vorüberlegungen Innovationspro-
zesse in der Wissenschaft fi gurationssoziologisch untersuchen, greifen wir im Fol-
genden von den Neuerungen im Feld der Wissenschaft (wiederum exemplarisch)
die Projektifi zierung als eine Neuerung auf der strukturellen Ebene – „Gramma-
tik“ im Sinne von Hutter et al. (2011) – und der pragmatischen Ebene heraus und
diskutieren ihre Soziogenese auch in Hinblick auf ihre diskursive Konstruktion
als Innovation („Semantik“), um dann ihre Folgen für die Organisation wissen-
376 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
schaftlicher Forschung sowie das alltägliche Innovationshandeln von Forschenden
zu diskutieren.
Methodologisch haben wir für die Rekonstruktion der Soziogenese der Figu-
ration „Wissenschaft“ vor und nach der Projektifi zierung sowie der semantischen
Konstruktion von „Projekten“ als „Innovation“ wissenschaftssoziologische und
-historische Forschungsliteratur als Datenquelle verwendet und (re-)analysiert (zu
den methodologischen Problemen dieses Vorgehens siehe ausführlich: Hergesell
2015).
Für die Analyse der Folgen der Projektifi zierung beschränken wir uns aus
Platzgründen auf zwei Ebenen: die Mesoebene der Organisation und die Ebene
der individuellen Karriere. Diese Analysen basieren auf mehreren qualitativen
Fallstudien (Baur und Lamnek 2005; Hering und Schmidt 2015) von Forschungs-
projekten sowohl aus den Naturwissenschaften (Chemie, Physik), als auch aus den
Sozialwissenschaften (Soziologie) in Deutschland und der Schweiz. Für jede Fall-
studie triangulieren wir Leitfaden-Interviews mit Forschenden (Helfferich 2015),
Ethnografi en (Knoblauch 2015; Thierbach und Petschick 2015) und natürliche
Daten (Baur 2011; Salheiser 2015), zum Beispiel Webseiten, Projektanträge, Pro-
jektberichte, Protokolle von Arbeitstreffen etc. Die Daten wurden bewusst ausge-
wählt (Akremi 2015) und mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet
(Kuckartz 2012; Kohlbacher 2005).
Konkret wurden in der Schweiz zwischen 2000 und 2004 zu zehn Forschungs-
projekten an Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen 14
qualitative Interviews geführt und natürliche Daten gesammelt (ausführlich: Be-
sio 2009). Die meisten dieser Projekte waren drittmittelfi nanziert und hatten eine
Projektlaufzeit von zwei bis drei Jahren. In der Regel sind sie gar nicht oder nur
schwach in dauerhafte organisationale Strukturen oder langfristige Forschungs-
programme eingebettet, so dass der größere Forschungskontext kaum eine Orien-
tierung für die Forschungspraxis im Einzelprojekt bietet.
In Deutschland wurden zwischen 2007 und 2014 Ethnografi en und mehr als
80 Interviews mit Naturwissenschaftlern (v.a. Chemikern und Physikern) durch-
geführt. Einen besonderen Fokus stellten die neuen Formen der Forschungsorga-
nisation – also Sonderforschungsbereiche (SFBs) und Exzellenzcluster – in Berlin
und München dar (Petschick et al. 2013).
377Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
2 Die Figuration „Wissenschaft“
vor der Projekti zierung: Grammatik und Pragmatik
des klassischen deutschen Universitätssystems
Um die Auswirkung der Innovation „Projektifi zierung“ verstehen zu können, ist
es erforderlich, kurz auf die Strukturen des klassischen deutschen Universitäts-
systems, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. herausbildeten, sowie deren
Auswirkung auf individuelle Karrieren zu rekurrieren.
Eine zentrale Idee der deutschen Universitäten war, dass staatlich fi nanzierte
Forschung eine Unabhängigkeit der Forschung von externen Zwecken sicherstel-
len sollte, so dass Forschende Grundlagenforschung ohne direkten Anwendungs-
zweck betreiben konnten, die primär am (nach wissenschaftlichen Kriterien) „gu-
ten“ und „innovativen“ Ergebnis orientiert ist. Damit waren deutsche Universitäten
von Anfang an als Orte der Forschung gedacht. Um dies sicherzustellen, boten
die Universitätsinstitute den Forschenden eine grundlegende (staatlich fi nanzierte)
Infrastruktur: So wurden seit dem 20. Jh. in der Physik die Instrumente durch die
Universitäten gestellt, und in der Chemie ist ein Laborassistent üblich (Schimank
1976, S. 393).
Die Universitäten sind dabei Organisationen ohne hierarchische Einheitsstruk-
tur, sondern setzen sich vielmehr aus Instituten und Seminaren zusammen, die
wiederum in Lehrstühle mit dazugehörigen Laboren unterteilt sind und eine ge-
wisse Autonomie genießen. Diese Institute sind so weit unabhängig, dass sie für
konkrete Forschungszwecke direkt von der Staatsverwaltung fi nanziert werden
können, ohne zuvor den Weg über die Fakultät gehen zu müssen (Nipperdey 1998,
S. 571).
Ein weiteres wichtiges Merkmal deutscher Universitäten ist das Humboldt’sche
Ideal der Einheit von Forschung und Lehre, das heißt, durch die Verpfl ichtung zur
Lehre soll die personelle Reproduktion der Wissenschaft sichergestellt werden. Dies
hat einerseits zur Folge, dass die Institute entlang von wissenschaftlichen Fachdis-
ziplinen organisiert sind, die sich wiederum weiter über Lehrstühle ausdifferenzie-
ren und spezialisieren. Die Leitenden der Lehrstühle hatten folglich sicherzustellen,
(vor allem) in ihrem Spezialgebiet die Forschung voranzutreiben sowie die Lehre
in diesem Bereich zu garantieren – und wurden entsprechend mit Laboren, Mate-
rialien, Personal und Finanzmitteln ausgestattet (Teichler und Bode 1990). Dies hat
dazu geführt, dass die Forschung innerhalb einer Spezialisierung hochgradig effi -
zient verlaufen konnte. Typischerweise wurden bei der Etablierung der Fachdiszi-
plinen dieselben oder ähnliche interne Differenzierungen der Fächer wie innerhalb
der Universitäten gewählt, so dass sich – über verschiedene Standorte hinweg – die
Lehrstuhlinhaber in gesonderten Sektionen der Fachgesellschaften organisieren,
378 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
Spezialzeitschriften gründen und sich so über ihr Spezialgebiet austauschen konn-
ten. Weiterhin konnten sie über die verschiedenen Standorte Personal austauschen,
Wissensbestände etablieren und einen Wissenstransfer ermöglichen. Diese organi-
sationale Struktur ist äußerst persistent, weil das spezifi sche Forschungsprogramm
eben nicht nur an die Lehrstuhlleitung gebunden ist, sondern auch an ein bestimm-
tes Lehrprogramm, das eine spezifi sche organisationale Struktur nach sich zieht,
die auch mit dem Ausscheiden der Lehrstuhlleitung nicht so leicht zu ersetzen ist.
So müssten in den Natur- und Ingenieurwissenschaften Labore im Wert von meh-
reren 100.000 € bis zu mehreren Mio. € abgebaut und ebenso teure neue Labore
eingerichtet werden (während es – wenn die Denomination der Stelle gleich bleibt
– üblich ist, dass Neuberufene das Labor ihrer Vorgänger übernehmen).
Für die Forschung bewirkte dies, dass zwar Forschung innerhalb einer etablier-
ten Spezialrichtung hochgradig effi zient ist, es aber schwer bis fast unmöglich ist,
außerhalb der etablierten (sub-)disziplinären Grenzen zu forschen oder wirklich
neue Forschungslinien zu gründen, die von den etablierten Pfaden zu sehr ab-
weichen.
Für die Lehre bedeutete dies, dass die universitäre Ausbildung klar in Phasen
unterteilt ist (Studium – Promotion – Habilitation – Berufung), die sowohl der
Organisation als auch dem wissenschaftlichen Mittelbau einen klaren Orientie-
rungsrahmen bietet. Das ist (vor der Projektifi zierung) der einzige Rahmen, in dem
sich wissenschaftliche Karrieren entwickeln. Für diejenigen, die in der Wissen-
schaft bleiben wollen, entsteht durch die Kombination aus Hausberufungsverbot
und der Tradition des Personalaustauschs zwischen den Universitäten die Vorgabe,
im Zuge der universitären Ausbildung den Standort zu wechseln. Hierbei gibt es
implizite Vorgaben, wohin man gehen sollte: Vor dem 2. Weltkrieg war das angel-
sächsische Wissenschaftsnetzwerk weitgehend getrennt vom kontinentaleuropäi-
schen und für letzteres nahezu bedeutungslos. Zentrum der Wissenschaft war seit
dem 19. Jh. Berlin, weshalb im kontinentaleuropäischen Wissenschaftsnetzwerk
Personalaustausch (und damit Karrierewege) fast immer über Berlin gingen (Tay-
lor et al. 2008). Gleichzeitig hat dieses System der akademischen Wanderschaft
aber zur Folge, dass es – anders als im angelsächsischen Wissenschaftssystem
– hierarchieausgleichend zwischen den Standorten wirkt, das heißt, die Karrie-
rechancen sind nahezu gleich, egal an welchem Standort die Karriere begonnen
wurde (Münch und Baier 2013).
Nicht nur für die Organisation „Universität“, auch für die einzelnen Wissen-
schaftler gibt es daher starke Anreize, Forschung innerhalb der bereits etablierten
Forschungslinien weiterzuverfolgen. So verlaufen die Karrierewege entlang der
etablierten (sub-)disziplinären Linien. In den Natur- und Ingenieurwissenschaften
gewähren die Lehrstuhlleitungen zudem Zugang zu den teuren Laboren (ohne die
379Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
die eigene Forschung nicht möglich ist) und ermöglichen so gemeinsame Publika-
tionen in wichtigen Zeitschriften (Petschick et al. 2013).
Die Stellen des Mittelbaus sind in der Regel befristet, denn erst mit der Beru-
fung auf eine Professur verfügen Wissenschaftler über eine Lebenszeitanstellung.
Dies hat Konsequenzen in Bezug auf die Machtbalancen innerhalb der Figura-
tion. Betrachtet man die Ebene der Organisationseinheiten und Lehrstuhlleitun-
gen, so sind diese wenig hierarchisch. Innerhalb der Arbeitseinheiten kann die
Organisationsstruktur dagegen sehr stark hierarchisiert sein – die professorale
Leitungsebene ist in allen Entscheidungsgremien ausschlaggebend. Außerdem
sind Professoren gleichzeitig Vorgesetzte und fachliche Betreuer des wissenschaft-
lichen Mittelbaus. Lehrstuhlinhaber können in den Naturwissenschaften über die
Zuweisung von Ressourcen entscheiden und damit, wer mit wem publizieren darf
(Petschick 2014b) – sowie welche Inhalte gelehrt werden. Dadurch können einzel-
ne Wissenschaftler gezielt gefördert werden, während bei unliebsamem oder wi-
derspenstigem „Nachwuchs“ die Förderung ausbleibt und damit Karriereoptionen
stark eingeschränkt werden. Über wissenschaftlichen Netzwerke haben Lehrstuhl-
leitungen auch dann noch Einfl uss, wenn der „Nachwuchs“ längst an einem ande-
ren Lehrstuhl an einer anderen Universität arbeitet. Wirklich unabhängig werden
Wissenschaftler erst nach der Berufung.
Diese Figuration reproduzierte sich relativ stabil auf der Ebene der Pragmatik
und Grammatik, aber wie alle Figurationen war sie nicht statisch, sondern einem
stetigen Wandel ausgesetzt. Dieser wurde durch die im 19. Jh. beginnende Unter-
fi nanzierung, die ein Dauerproblem bleiben sollte, beschleunigt. Während diese
zunächst – wie oben dargestellt – erst einzelne Wissenschaftler (zum Beispiel als
Privatdozenten und Exordinarien) betraf, wurde die Unterfi nanzierung des deut-
schen Hochschulsystems sehr schnell strukturell: Weil die interne fortschreitende
Spezialisierung den Bedarf an Laboren und Apparaten erhöhte, konnte sie sich
schon bald nicht mehr über das Geld aus der Lehre fi nanzieren. Das Problem der
Forschungsfi nanzierung wird dadurch verschärft, dass sich in den letzten Jahr-
zehnten des 19. Jh. ein verstärktes Wachstum der Universitäten abzeichnet: In
Deutschland wächst die Zahl der Professoren, aber auch der kaum oder nicht be-
zahlten Privatdozenten und Extraordinarien (Nipperdey 1998, S. 568-572).
Eine zweite Entwicklung, die die Figuration ins Schwanken bringen kann und
die schon im 19. Jahrhundert einsetzte, war der veränderte Charakter der For-
schung: Für bestimmte Forschungsfragen brauchte man größere Forschungsein-
heiten als den traditionellen Lehrstuhl. Weiterhin konnten bestimmte Fragen nur
bearbeitet werden, wenn Forschende quer zu den Spezialisierungen und Disziplinen
interdisziplinär zusammenarbeiteten. Damit stellte sich die Frage, wie man solche
interdisziplinären Fragestellungen und „Big Science“ fi nanziert und koordiniert.
380 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
3 Die Semantik der Innovation „Projekt“
Zur Lösung dieser Probleme – Unterfi nanzierung und Koordination heterogener
Forscherteams – bot sich eine Form der Koordination und Finanzierung von For-
schung an, die ursprünglich aus der Industrie stammte: das Projekt. Das Projekt
kann man als eine Form der Organisation der Forschung auffassen, deren Spezifi -
kum ist, dass Forschungsvorhaben als sachlich und zeitlich begrenzte Unterfangen
realisiert werden (Besio 2009, S. 27-33). Im Rahmen eines Forschungsprojektes
werden die erwünschten Ziele und die Mittel, um diese Ziele zu erreichen, nicht
im Laufe der Forschung, sondern im Voraus defi niert. Jedes Projekt ist somit durch
eine begrenzte und kurzfristige Planung gekennzeichnet, die Ziele, Ressourcen,
Aufgaben, Zeiten und gegebenenfalls Personen bündelt. Im Gegensatz zu lang
andauernden Strukturen (wie etwa Universitäten, Abteilungen, Lehrstühle oder
Fachgebiete) sind Projekte nicht dazu bestimmt, kontinuierlich bestimmte Tä-
tigkeiten auszuführen. Sie sind vielmehr darauf angelegt, innerhalb einer dafür
vorgesehenen Zeitspanne eine einmalige Aufgabe durchzuführen (Levene 1996,
S. 4164). Gewiss sind die Formen von Drittmittelprojekten in der Wissenschaft
heute vielfältig: Man kann kleine Projektteams aber auch großangelegte Verbund-
projekte, interdisziplinäre, aber auch rein disziplinäre Projekte, Projekte in der
Grundlagenforschung und Projekte mit starkem Anwendungsbezug unterscheiden.
Diese Unterscheidungen können im Einzelfall wichtig sein, aber wir wollen uns
in diesem Beitrag auf die grundlegenden Eigenschaften des Projektes als Struktur
beschränken, die allen diesen Formen gemeinsam ist.
Spätestens seit den 1920ern und 1930ern greift diese Art zu forschen verstärkt
auch im Wissenschaftsbereich in Deutschland, aber auch in den USA durch. Ge-
stützt wird dies durch die amerikanische Philanthropie sowie deutsche Stiftungen,
die von deutschen Industriellen zur Unterstützung des Wissensfortschrittes ange-
regt wurden. Semantisch wurde das Projekt dabei in zweierlei Hinsicht als „neu“
defi niert beziehungsweise ihm wurden zwei innovative Momente zugeschrieben:
Es sei – so die Legitimation – eine besonders effi ziente und produktive Form (1)
der Forschungskoordination und (2) der Forschungsfi nanzierung, wobei diese bei-
den Funktionen diskursiv aufeinander bezogen werden:
1. Bezüglich der Koordination der Forschung wird das Projekt zu Beginn sei-
ner Einführung als eine Form aufgefasst, die es ermöglichen kann, Teamarbeit
erfolgreich zu managen. In der Zeit, in der Wissenschaft nicht mehr als das
Werk eines Einzelnen denkbar ist, sondern als Tätigkeit einer (größeren und
gegebenenfalls interdisziplinären) Gruppe notwendig erscheint, wird das Pro-
jekt relevant. Der Übergang von der Figur des Wissenschaftlers als Amateur
381Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
oder einsam in seiner Lehrstube arbeitenden Akademiker zum Modell des For-
schungsteams motiviert die Einführung von Projekten (Krauch 1970, S. 100-
105) als organisationale Innovationen. Die Idee ist, dass „Projekte“ zu einem
guten Management der Forschung beitragen und dadurch ihre Effi zienz ga-
rantieren können. Das ist besonders relevant, weil Forschungsprozesse keine
Routinetätigkeiten sind, die leicht im Voraus zu planen und zu steuern sind.
Vielmehr sind Forschungsprozesse offen und durch einen hohen Grad an Unge-
wissheit charakterisiert. Das bedeutet, dass mit dem Projekt ein Organisations-
instrument entwickelt werden soll, das die besondere Eigenschaft hat, kreative
und innovative Tätigkeiten zu managen.
2. Weiterhin ermöglicht das Projekt die gezielte Finanzierung von Forschungs-
vorhaben. Bereits die ersten Stiftungen, die zu einem System der Forschungs-
fi nanzierung auf der Basis von Projekten übergehen, gehen davon aus, dass im
Vergleich zur institutionellen Finanzierung wissenschaftlicher Organisationen
und einzelner Personen etwa durch Fellowships, Projekte die Produktivität der
Forschung steigern werden (Forman 1974, S. 52-53). Das kann gelingen – so die
diskursive Konstruktion –, weil durch den Mechanismus der Bewilligung von
Projekten qualitativ hochwertige Projekte direkt unterstützt werden können.
Darüber hinaus können Wünsche und Anforderungen der Geldgeber bei der
Vergabe von Forschungsmittel berücksichtigt werden. So defi nieren amerika-
nische Stiftungen von Anfang an Themenbereiche, die sie unterstützen wollen.
Das Kriterium des Beitrages der Forschung zur gesellschaftlichen Wohlfahrt
rückt so stärker in den Vordergrund (Geiger 1986, S. 149-160), was implizit die
angewandte gegenüber der Grundlagenforschung bevorzugt.
Infolge dieser Konstellation aus vorliegenden Problemen (Unterfi nanzierung und
Koordination von Forschergruppen) und der diskursiven Konstruktion des Projekts
als angemessene Lösung entstand seit den 1920ern das Projekt als „neue“ und wur-
de spätestens Mitte der 1980er zu einer „regulären“ Organisations- und Finanzie-
rungsform von Wissenschaft. In den folgenden beiden Abschnitten rekonstruieren
wir die Soziogenese der Projektifi zierung (beziehungsweise der Grammatik und
die Pragmatik der Innovation), wobei wir die Veränderungen der Forschungskoor-
dination und -fi nanzierung getrennt diskutieren. Für jeden dieser beiden ineinan-
dergreifenden Teilprozesse der Projektifi zierung stellen wir in den nächsten beiden
Teilabsch nitten
1
den Prozessverlauf in drei Phasen dar (Variation, Selektion und
Re-stabilisierung) und folgen damit Besio und Schmidt (2012), die – der System-
theorie Luhmanns folgend – Innovation als spezifi sche soziale Evolution begreifen.
1 Die nächsten beiden Abschnitte sind stark an Besio (2009, S. 67-92) angelehnt.
382 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
Dabei muss neben der deutschen auch die US-amerikanische Entwicklung mit-
berücksichtigt werden, da sich nach dem 2. Weltkrieg die Machtverhältnisse im
globalen Wissenschaftssystem verändern und nicht mehr Deutschland, sondern die
USA das Machtzentrum der globalen Wissenschaft und damit auch wesentlicher
Impulsgeber für Innovationen des Wissenschaftssystems selbst sind.
4. Soziogenese der Innovation „Projekt“:
Grammatik und Pragmatik im Wandel
4.1 Projekte als neue Form der Forschungskoordination
Variation: Auf der Suche nach einer „Methode des Er ndens“
In der Phase der Variation wird etwas (zum Beispiel eine Technik oder ein Inst-
rument) als abweichend von gewöhnlichen Praktiken beobachtet. Es ist die Phase,
die die Innovationsforschung als Entdeckung und Erfi ndung bezeichnet.
Die Soziogenese des Projekts als neue Form der Forschungskoordination be-
ginnt mit den ersten Industrielaboren des ausgehenden 19. Jh. Diese sind die Orte,
in denen die Idee einer projektförmigen Koordination von Forschungstätigkeiten
zuerst auftaucht. Zentrale Voraussetzung ist, dass die Industrie (insbesondere die
Chemie- und die Elektroindustrie) erkennt, dass wissenschaftliche Erkenntnis ein
zentraler Faktor im Wettbewerb zwischen Unternehmen ist. So ist etwa, in Ver-
bindung mit einer stetigen Nachfrage des Marktes nach neuen Farben, die Far-
benindustrie in Deutschland einer der ersten Industriezweige, in denen sich diese
Überzeugung ausbreitet (Beer 1975, S. 106).
Ausschlaggebend für die Erfi ndung des Projektes ist aber, dass die industriellen
Labore, die ursprünglich um einzelne begabte Persönlichkeiten herum entstanden
waren, beginnen, Forscherteams zu beschäftigen (Hack und Hack 1985, S. 123-
142). Im Gegensatz zum alleinstehenden Individuum wird von der organisierten
Forschergruppe erwartet, dass sie Wissen nicht auf Basis kreativer, einzigartiger
und daher wenig steuerbarer Einfälle produziert. Vielmehr ist man überzeugt,
Wissen und notwendige technische Entdeckungen durch bestimmtes Organisieren
erzeugen zu können, und man glaubt, damit eine so genannte „Methode des Er-
fi ndens“ (Kreibich 1986, S. 335) zu beherrschen und in Folge auf die Genialität
einzelner Personen verzichten zu können.
Als erste Maßnahme zur Verbesserung der Koordination der Forschungsarbeit
werden die Arbeitsplätze der beteiligten Personen räumlich zu einer „Forschungs-
abteilung“ zusammengelegt. Dies ermögliche eine bessere Führung und Überwa-
chung der Forschungstätigkeiten (Carlson 1997, S. 211). Darüber hinaus entwi-
383Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
ckeln Unternehmen Beurteilungssysteme. So fangen etwa die Labormanager bei
Bell in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. an, jedem Mitarbeitenden eine Aufgabe
zuzuteilen und in einem Notizbuch des Labors zu vermerken, in dem auch auf-
gezeichnet wird, welche Arbeiten am Ende tatsächlich zum Abschluss gebracht
wurden (Noble 1977, S. 120).
Diese Entwicklungen bildeten die Ausgangslage für die Einführung des Pro-
jekts. Zu einer ersten genuinen Projektifi zierung kommt man aber erst in dem
Moment, in dem Forschungsvorhaben eine feste Zielsetzung gegeben wird. Dies
ist sehr wichtig für Industrieunternehmen, die sich darauf verlassen müssen, die
Forschung auf die Lösung jener Probleme ausrichten zu können, die sich aus der
Entwicklung vielversprechender Technologien ergeben. Ein frühes Beispiel davon
ist das Projekt „Nylon“ in den Laboren von DuPont in den 1930er Jahren. Die dort
benutzte Organisationstechnik verfügt über folgende Charakteristiken: ein Plan,
Fristen, die Festlegung von Meilensteinen und ein Monitoring (Hounshell 1992,
S. 243-245). Diese Methode ermöglicht es, Ziele für einen bestimmten Zeitraum
festzulegen und sich auf sie zu konzentrieren, ohne sich von anderen möglichen
Forschungspfaden ablenken zu lassen. Es wird nur eine Anwendung, ein Material,
eine begrenzte Reihe von Produkten ausgewählt und man bleibt dabei für einen
bestimmten Zeitraum gebunden. Im Ergebnis verlagert diese Struktur Machtver-
hältnisse: Jetzt sind es die Manager und nicht die einzelnen Erfi nder, die den For-
schungsprozess zu kontrollieren glauben.
Man beachte: Diese ersten Versuche, die übliche Art und Weise, Forschung zu
koordinieren, zu ändern, zeigen, dass das Projekt nicht stillschweigend als unab-
sichtliche Nebenfolge des Handelns (Elias 1978) entstand, sondern absichtlich als
neue Managementmethode eingeführt wurde, um bestimmte Ziele zu erreichen.
Diese ersten Versuche setzten dann einen Prozess in Gang, der zu einer grund-
legenden Veränderung von Forschungstätigkeiten führt.
Selektion: Koordination in der Big Science
Eine Variation wird selektiert, wenn sie als Struktur in Praktiken angewendet
wird; wenn sie benutzt, bestätigt und kondensiert wird. So wird etwa das neue
Organisationsinstrument „Projekt“ nach ersten positiven Erfahrungen in der Wirt-
schaft vor allem in der Big Science eingesetzt: Wenn (universitäre und außeruni-
versitäre) Forschung große Mengen von Daten braucht und verarbeitet; wenn sie
hierzu Phasen nicht-orientierter Forschung, Phasen anwendungsorientierter For-
schung und Phasen der Entwicklung einbezieht; und wenn sie zudem interdiszipli-
när arbeiten muss, dann werden fortan Projekte erwünscht.
Da das Projekt verspricht, Probleme der Koordination unter den beschriebenen
Umständen zu lösen, fi ndet eine positive Selektion statt, die zur Anwendung die-
384 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
ses Organisationsinstruments als Koordinationsstruktur in der Wissenschaft führt.
Das heißt, es sind Werte, Interessen, Bedürfnisse des aufzunehmenden Kontextes
(hier der Big Science) ausschlaggebend, um die Nutzung der Management-Innova-
tion „Projekt“ zu bewirken.
Nach ersten Erfahrungen mit organisierter, wissenschaftlicher Forschung in
den Laboren großer amerikanischer Firmen der Elektro- und Chemieindustrie
(Noble 1977, S. 121) wird das Projekt schnell ab den 1950er Jahren auf die mili-
tärisch und staatlich fi nanzierte Forschung übertragen und wird vor allem in der
Luft- und Raumfahrttechnik sowie in der Kernforschung zur dominanten Form
der Forschungsorganisation. Als Prototyp für den organisatorischen Erfolg durch
Projektarbeit im Team gilt das Manhattan Engineering District Project (Kreibig
1986, S. 336), das auch ein eindrückliches Beispiel dafür ist, wie das Koordina-
tionsproblem selbst in den Fällen erfolgreich gelöst werden kann, wenn das Per-
sonal in verschiedenen Abteilungen oder Bereichen derselben Organisation oder
auch in verschiedenen Organisationen tätig ist.
Re-stabilisierung: Projekti zierung der Wissenschaft I
Auf den Spuren des Manhattan-Projects werden in den folgenden Jahren Projekte
innerhalb der militärischen und der industriellen Forschung durchgeführt. In den
1960ern nutzen zahlreiche F&E-Abteilungen von Firmen Projekte zur Lösung von
zeitbegrenzten und interdisziplinären Problemen mit einem hohen Komplexitäts-
und Innovationsgrad (Riedl 1990, S. 2).
Projekte diffundieren so schnell, weil früh eine Formalisierung von Metho-
den des Projektmanagement beginnt. Schon in den 1940ern entwickelt sich ein
professionelles Verständnis der Planung und Organisation von Wissenschaft und
Technik, wie wir es heute kennen. Ende der 1950er wird das PERT (Program Eva-
cuation and Review Technique) entwickelt. Diese von dem U.S. Department of De-
fense unterstützte Managementtechnik ist in den 1960ern so etabliert, dass sie als
Synonym für Projektmanagement benutzt wird (Blomquist und Söderholm 2002,
S. 27-28). Das PERT sowie die weiteren Techniken des Projektmanagements, die
später entwickelt werden, werden vor allem durch Beratung in die Firmen trans-
portiert. Diese Tätigkeiten werden durch die Entstehung von Berufsverbänden für
Projektmanagementexperten gestärkt (Blomquist und Söderholm 2002, S. 28-34).
Ein weiterer Mechanismus der Diffusion ist die Kooperation zwischen For-
schenden aus verschiedenen Bereichen. Das Organisationsinstrument „Projekt“
verbreitet sich vor allem in der Forschung, die zwischen Industrie und großen
staatlichen Forschungszentren angesiedelt ist. Beispiele sind das Massachusetts
Institute of Technology, das Kooperationen in der Elektro-, Nachrichten-, Energie-
und Verfahrenstechnik sowie auf militärischem Gebiet (insbesondere mit der Air
385Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
Force) unterhält sowie die University of Pennsylvania und das an der IT-Entwick-
lung beteiligte Institute of Advanced Study of Princeton oder die Harvard Univer-
sity, die mit IBM zusammenarbeitet (Kreibich 1986, S. 335-339). In die Universitä-
ten gelangt das Projekt als Ergebnis genau dieser Art von Kooperation mit Firmen
und nichtuniversitären staatlichen Institutionen, wobei dieser Prozess durch (unten
dargestellte) neue Formen der Forschungsfi nanzierung stabilisiert wird.
Gleichzeitig geht die Refl exion darüber weiter, wie Projektmanagement am bes-
ten organisiert und damit Projektabläufe optimiert werden können. In dieser Phase
verändert sich das Projekt als Managementmethode kontinuierlich und wird an
die verschiedenen Kontexte angepasst. Handbücher zu Projektmanagement dif-
ferenzieren sich und die Methoden, die in den Firmen angewendet werden, unter-
scheiden sich, beispielsweise von denen der kleinen Teams in den Geisteswissen-
schaften. Man kann die Phase der Diffusion auch als Phase der inkrementellen
Innovation auffassen, in der ein innovatives Erzeugnis an die gegebenen Umstän-
den angepasst wird, so dass die neue Struktur nicht nur eingeführt, sondern in-
nerhalb der etablierten Routinen und erprobten Abläufe auch nachhaltig etabliert
werden kann.
Am Ende steht eine neue Grammatik der Organisation der Forschung: Durch
das Projekt werden neue Regeln der wissenschaftlichen Koordination eingeführt.
Projektförmige Forschung heißt nämlich auf der Basis eines Plan neues Wissen zu
produzieren.
4.2 Projekte als neue Form der Forschungs nanzierung
Variation: Finanzierung der Wissenschaft in Krisenzeiten
Der Prozess der Projektifi zierung bestand zum einen darin, dass Projekte als neue
Koordinationsform von Forschung eingeführt und vorangetrieben wurden. Zum
anderen galt die Innovation „Projekt“ als neuartige Form der Forschungsfi nan-
zierung.
Zum ersten Mal ist diese Form der Forschungsfi nanzierung in den USA bei den
großen philanthropischen Stiftungen wie der Rockefeller-Stiftung und der Carne-
gie-Stiftung zu beobachten. Diese binden zumindest bis in die ersten Jahrzehnte
des 20. Jh. keine konkreten Ziele an die Forschungsfi nanzierung, denn sie sind
überzeugt, dass der Zuwachs an Wissen automatisch zu Verbesserungen der ge-
sellschaftlichen Verhältnisse führt. Auch in Deutschland entsteht in der zweiten
Hälfte des 19. Jh. eine vergleichbare Situation: Hier werden Stiftungen gegründet,
die Kapital aus privaten Mitteln von Industriellen sammeln (Stichweh 1988, S. 72-
78). Es handelt sich dabei um Körperschaften aus verschiedenen industriellen Sek-
386 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
toren. Beispiele sind die Carl-Zeiss-Stiftung (1889), die Göttinger Vereinigung zur
Förderung der angewandten Physik (1898), die Jubiläumsstiftung der Deutschen
Industrie zur Förderung der technischen Wissenschaften (1899) oder auch, etwas
später, die Helmholtz-Gesellschaft zur Förderung der physikalisch-technischen
Forschung (1920) (Richter 1979, S. 27-39). Gemeinsam haben diese verschiedenen
Stiftungen, dass es sich nicht um einzelne wohlhabende Privatleute handelt, die
exakt defi nierte Forschungsvorhaben fi nanzieren wollen, die dem speziellen Be-
darf ihrer Unternehmen entsprechen. Die Machtverhältnisse in diesen Stiftungen
sind vielmehr so, dass niemand seine persönlichen Interessen direkt durchsetzen
kann. Die daraus folgende Notwendigkeit, ein Ziel zu fi nden, das alle verbindet, er-
öffnet die Möglichkeit zur Finanzierung von Wissenschaft um ihrer selbst willen.
Der Wunsch nach einer Finanzierung der Wissenschaft als solcher, die die Fi-
guration der Stiftungen der Forschungsförderung prägt, bedeutet aber nicht not-
wendigerweise eine projektorientierte Finanzierung. Die deutschen Stiftungen fi -
nanzieren in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Forschung auf verschiedene Arten, die
von der Unterstützung der lokalen Universität über die Finanzierung spezifi scher
Infrastrukturen und die Gründung neuer technischer Hochschulen bis zur Verga-
be von Stipendien reichen (Richter 1979). Noch in den 1920ern fördern wichtige
Stiftungen wie die Rockefeller-Stiftung die Wissenschaft vor allem, indem sie auf
eine Stärkung der universitären Forschungsstrukturen zielen (Kohler 1978, S. 488-
489).
Erst später ändern die Stiftungen ihren Kurs hin zur Finanzierung bestimmter
Forschungsvorhaben. In Deutschland beginnt diese Art der Finanzierung in den
1920ern. Anfang der 1930er beginnt auch die amerikanische Philanthropie (ins-
besondere die Rockefeller-Stiftung) verstärkt eine projektorientierte Finanzierung
einzuführen (Geiger 1986, S. 164-167).
Vieles deutet darauf hin, dass wirtschaftliche Krisensituationen in Expansions-
phasen der Wissenschaft diesen Übergang beschleunigen. Diese Situation fi ndet
sich in Deutschland in den 1920ern, wo die Knappheit an verfügbaren Mitteln dazu
zwingt, neue Wege zur effi zienten Verteilung der Gelder zu suchen. Die deutschen
Stiftungen haben weniger Kapital zur Verfügung für eine Wissenschaft, die immer
teurer wird. Ihre Mittel reichen nicht, um Gebäude, Personal und infrastrukturelle
Kosten zu übernehmen. Um diese Mittel dennoch bestmöglich zu verwenden und
weiterhin Einfl uss auf die Wissenschaft zu haben, setzen sie darauf, einzelne viel-
versprechende Forschungsprojekte zu unterstützen (Forman 1974, S. 52-53).
Dieser Zusammenhang zwischen Krise und gezielter Finanzierung wird auch
deutlich in der Zielbestimmung einer 1920 neu gegründeten Organisationen zur
Unterstützung der Wissenschaft, deren Kapital zu großen Teilen aus staatlichen
Quellen stammt: die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (Vorgänger-
387Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
organisation der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)). Diese hatte das
Ziel, die Wissenschaft während der wirtschaftlichen Krise zu fördern (Zierold
1968, S. 12; Nipperdey und Schmugge 1970, S. 14). Die Notgemeinschaft wurde
unter anderem gegründet, um „das Zutrauen zu wecken, dass die einzelnen Bei-
träge nicht in dem Strudel einer allgemeinen Notlage mit sehr beschränkter Wir-
kung verschwinden, sondern Stützen werden, die sich zu einem festen Notgerüst
aneinanderfügen“ (Antrag Fritz Habers vom 29. März 1920 an den Rektor der
Universität Berlin, zitiert nach Zierold 1968, S. 12).
Die Figuration Wissenschaft begann sich also durch Finanzierungsprobleme
zunehmend zu verändern. Private Stiftungen und die Notgemeinschaft sollten
Finanzierungslücken schließen und Forschung effi zienter werden lassen. Damit
vollzog sich auch ein Wandel von Struktur, Arbeitsweisen und Praktiken in der
Wissenschaft.
Selektion: Das Project Grant System
Der Übergang zum System der projektorientierten Förderung kann als eine sub-
stanzielle Neuorientierung der Finanzierungsmethoden der Forschung betrachtet
werden. Das System kann aber erst Anwendung fi nden, wenn ein Verfahren zur
Auswahl der fi nanzierungswürdigen Projekte die Normen der neuen Figuration
der Forschungsförderung vervollständigt.
Das Verfahren, das bis heute trotz aller Schwierigkeiten für geeignet gehalten
wird, ist die Bewertung von Projekten durch die Begutachtung durch Kollegen aus
der Wissenschaft (Peer Review). Dieses Verfahren hat seinen Ursprung und seine
erste Phase ernsthafter Verbreitung in den 1920ern in Deutschland, vor allem über
die Finanzierungen der Notgemeinschaft und der Helmholtz-Gesellschaft (For-
man 1974, S. 51). Die Notgemeinschaft verteilte von Anfang an ihre Fördermit-
tel auf Basis eines kollegialen Begutachtungssystems von Projektanträgen (Hohn
und Schimank 1990, S. 45). Das System projektorientierter Finanzierung (Project
Grant System) ist von Anfang an für Forschende sehr interessant, weil es ihre
Macht verstärkt. Denn wenn spezialisierte Arbeiten fi nanziert werden sollen, zählt
bei der Auswahl vor allem die Expertenmeinung (Price 1978, S. 78-79).
Die Wissenschaftsförderung einzelner Forschungsvorhaben hat den weiteren
Vorteil, dass sie als fair erscheint. Das Project Grant System scheint Privilegien im
Wissenschaftssystem abzubauen, weil Geldmittel anhand der Qualität einzelner
Studien verteilt werden. Das ersetzt die Vergabe von Mitteln im Vertrauen auf die
Institutsleitung, die sie dann nach eigenem Gutdünken weiterverteilte.
Der Wandel der Figuration Wissenschaft wurde in dieser Phase als durch den
Einbezug der sich im Beziehungsgefl echt befi ndenden Akteure – via Project Grant
System – aufgenommen und so weiter vorangetrieben.
388 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
Re-stabilisierung: Die Projekti zierung der Wissenschaft II
Die Forschungsfi nanzierung über Projekte nimmt kontinuierlich zu (Besio 2009;
Kreckel und Pasternack 2008) und wandelt sich von einer Form der Finanzierung
in Zeiten der Krise zu einer normalen Form der Forschungsfi nanzierung. Dies
konnte nur gelingen, weil das Projekt zu weiteren zentralen Strukturen, Werten
und Interessen in der Figuration Wissenschaft und um die Wissenschaft herum
passt:
Das Projekt prozessualisiert die Wissenschaft in einer Weise, die Privilegien
abschwächen sollte, da es auf wissenschaftlicher Qualität basiert. Aus diesem
Grund wurde die projektorientierte Finanzierung im Zusammenhang mit der
Autonomie der Wissenschaft gesehen. Gerade in Deutschland entstand nach 1968
das Bedürfnis nach einer langfristigen Demokratisierung der Universitäten und
– damit verbunden – der Wunsch nach mehr Chancengleichheit, Fairness und
einem Abbau von Hierarchien und professoralen Privilegien (Korte 1987).
Projekte verändern die Machtrelationen in der Wissenschaft: Im Vergleich
zur institutionellen Finanzierung ermöglichen Projekte, die Forschung auf die
gewünschten Problemfelder auszurichten. Um diesen Interessen zu entsprechen,
verändert sich die Form „Projekt“ im Sinne der inkrementellen Innovation. So
entsteht etwa die Form des „Forschungsprogramms“: Einige Institutionen (vor al-
lem amerikanische Stiftungen) setzen von Anfang an Themenbereiche oder For-
schungsgebiete fest, die sie unterstützen wollen (Geiger 1986, S. 149-160).
Das Projekt passt außerdem sehr gut zu den oben diskutierten klassischen
Merkmalen des deutschen Universitätssystems mit seiner festen infrastrukturellen
Basis. Als Finanzierungsmodell für einzelne Vorhaben macht das Projekt diese
infrastrukturelle Basis zugleich erforderlich und für sich nützlich und verstärkt
so seine institutionelle Einbettung in der Figuration. Die projektorientierte Finan-
zierung kann sich zudem darauf stützen, dass die Wissenschaft auch in den Uni-
versitäten immer weniger die Arbeit einzelner Gelehrter ist, sondern immer mehr
in Gruppen erfolgt.
Auch die fi nanzielle Lage der einzelnen Forschenden führt zu einem günstigen
Klima für die Verbreitung der Projektarbeit: Für sie ist die projektorientierte Fi-
nanzierung am Anfang eine zusätzliche Geldquelle, da es sich um Mittel außerhalb
der institutionellen Finanzierung handelt. Dies gilt sowohl für die Finanzierung
des einzelnen Gehalts (etwa der vielen Privatdozenten und Extraordinarien) als
auch für speziellen Apparaten und Infrastrukturen, die für die eigene Forschung
benötigt, aber von der Universität nicht im Rahmen der Grundausstattung bereit-
gestellt werden.
Dank des Zusammenspiels dieser Faktoren beschleunigt sich spätestens seit
Mitte der 1980er die Projektifi zierung. So werden in Deutschland zwischen 1980
389Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
und 2000 mit leichten Schwankungen „nur“ ca. 15 % der Universitätshaushalte aus
Drittmitteln fi nanziert (WR 2000; 2002, S. 59). Erst Mitte der 2000er beschleu-
nigt sich die Projektifi zierung stark – während 2006 noch 19 % der Universitäts-
haushalte drittmittelfi nanziert waren, sind es 2012 bereits knapp 25 %. Dabei sind
deutliche regionale Schwankungen zu verzeichnen, die 2012 von 17 % (Hessen)
über Durchschnittswerte von 25 % (Bayern) bis hin zu 33 % (Berlin und Sachsen)
reichen (DeStatis 2012). Das Projekt ist damit eine gängige Koordinations- und
Finanzierungsform geworden und verändert damit auch die machtvollen Hand-
lungsmöglichkeiten der sich in der Figuration befi ndenden Individuen.
5 Die Figuration „Wissenschaft“
nach der Projekti zierung:
Einige Folgen für Grammatik und Pragmatik
Betrachtet man die Soziogenese, lässt sich sagen, dass sich das „Projekt“ durch die
Verknüpfung zweier paralleler Prozesse – der Suche nach effi zienten Formen der
Koordination wissenschaftlicher Arbeit mehrerer Forschender sowie der Suche
nach einer Form der Forschungsfi nanzierung in Zeiten wirtschaftlicher Austeri-
tät – erfolgreich als Form wissenschaftlichen Arbeitens durchgesetzt hat, so dass
Projekte (vor allem Drittmittelprojekte) längst den Alltag der Forschung prägen
(Besio 2009; Torka 2009). Die Phase der Diffusion beziehungsweise der Re-Stabi-
lisierung der Innovation „Projekt“ war ein langsamer und schleichender Prozess,
in dessen Verzug sich nicht nur der Charakter der Innovation „Projekt“ selbst,
sondern auch die Kontexte (mit-)verändert haben, in denen diese Innovation wirkt
– einen Prozess, den wir als “Projektifi zierung” bezeichnen.
Die Projektifi zierung hat wiederum schwerwiegende Folgen auf allen Ebenen
der Figuration „Wissenschaft“ (vom gesamten Wissenschaftssystem über die orga-
nisationale Ebene und individuelle Wissenschaftskarrieren bis hin zu den alltäg-
lichen Forschungspraktiken). Sie wirkt in vielfältiger Weise und verändert unter
anderen auch die Entwicklungsmöglichkeiten wissenschaftlichen Wissens selbst.
Wir beschränken uns im Folgenden auf die Folgen der Projektifi zierung auf zwei
Ebenen: die Organisationsform „Universität“ und wissenschaftliche Karrieren,
und greifen hier auf die von uns geführten Interviews mit Forschenden sowie unse-
re ethnografi schen Beobachtungen zurück.
390 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
5.1 Auswirkungen auf die Organisation Universität
(Mesoebene)
Auf der organisationalen Ebene zeigt unser Datenmaterial zunächst, dass das Pro-
jekt auch heute noch genau die Aufgaben erfüllt, für die es ursprünglich gedacht
war: Projekte sind eine sinnvolle Form der Forschungskoordination, um spezifi -
sche Themen in einer defi nierten Zeitspanne zu bearbeiten, ohne dabei langfristige
Forschungsfragen berücksichtigen zu müssen.
Projekte regeln Forschungsprozesse in einer besonderen Art und Weise. Ein
zentraler Aspekt der Grammatik und Pragmatik dieser Innovation ist, dass Pro-
jekte als klar abgrenzbare Einheiten und als Entscheidungsprämissen funktio-
nieren. Sie verringern dadurch Unsicherheit, weil Entscheidungen ausschließlich
bezüglich der projektspezifi schen Aufgabe getroffen werden müssen und können.
Zeit- und energieraubende Entscheidungsverfahren, aber auch andere Themen und
Forschungsaktivitäten können innerhalb von Projekten zugunsten des Projektziels
vernachlässigt werden (Baecker 1999; Besio 2009: S. 206-207). So betont einer der
von uns befragten Wissenschaftler, dass Projekte von anderen Aufgaben befreien
können:
„[…] der größte Vorteil der Arbeit an Projekten [ist] die Befreiung von den unzähli-
gen Lehrverpfl ichtungen und von der Teilnahmepfl icht an universitären Versamm-
lungen“ (S_I13)
2
Dadurch wird der erfolgreiche Abschluss der projektdefi nierten, konkreten For-
schungsfragen erleichtert. Ein klar defi niertes Forschungsdesign empfanden auch
viele Forschenden förderlich für die Fokussierung der eigenen Forschungsarbeit:
„Bei den Projekten, muss man in realistischen Bahnen denken [...]. Das Projekt bietet
einen Rahmen, in dem über mögliche Probleme refl ektiert werden kann“ (S_I3).
„ein Zeitplan […] erlaubt auch, dass man noch ans Ende kommt und: neue Sachen
zu machen“ (S_I7).
Nach Abschluss des Projekts können sich die Forschenden dann neuen Forschungs-
fragen widmen. Aus Perspektive der Organisation bedeutet dies, dass Projektarbeit
als Serie oder Netzwerk behandelt werden muss. Auf diese Weise sind wissen-
2 Die Interviews wurden mit einem Code versehen (S für Sozialwissenschaften) und
nummeriert.
391Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
schaftliche Organisationen nicht langfristig an bestimmte Themen gebunden und
können stattdessen verschiedene Forschungsfragen auf absehbare Zeit planen.
Dies fördert Flexibilität hinsichtlich von Ressourcen und kann auch zu größerer
Innovativität führen: Gerade weil die Organisation nicht an eine bestimmte For-
schungslinie gebunden ist, können riskantere Themen bearbeitet werden (Besio
2009). Angesichts der begrenzten Zeitspanne von Projekten müssen Forschende
auch in der Lage sein, fl exibel neue Kooperationen aufzubauen. Diese Flexibilität
eröffnet die Möglichkeit, neue Aufgaben in Kooperation mit den neuen Partnern
zu erarbeiten (Schwab und Miner 2011). Das bedeutet, dass Projekte Orte der For-
schung werden, was die traditionelle Figuration der deutschen Universitäten in-
sofern verändert, als dass sich dadurch die Verbindung zwischen Forschung und
Lehre lockert.
Allerdings bringt das Projekt auch unerwünschte Nebenfolgen (Elias 1978)
des sozialen Handelns (in diesem Fall der Projektifi zierung) mit sich. Eines der
größten Probleme ist der Zeitdruck. Der eng gesetzte Zeitrahmen von Projekten
macht es schwierig, unerwarteten Ergebnissen nachzugehen (Merton und Barber
2004), obwohl dies gerade bei wissenschaftlicher Forschung strukturell angelegt
ist. Vielmehr wird Forschung Output-orientierter. Weniger wichtig ist das inno-
vative, spannende und durchdachte Ergebnis, sondern mehr und mehr eine be-
stimmte Zahl von Publikationen, die die Ergebnisse des Projekts präsentieren. Die
von uns befragten Forschenden beklagen immer wieder, dass es kaum möglich ist,
Unerwartetes zu ergründen, was auch die Innovationsfähigkeit hemmen kann. So
beklagt etwa einer der Befragten,
„dass es sehr schwierig ist, [zum Beispiel] methodologische Schwierigkeiten wäh-
rend des Projekts zu refl ektieren und zu verarbeiten. Das würde heißen, dass sich das
Projekt im Laufe des Projekts verändern könnte, und das führt zu Komplikationen.
[…] Nur bis zu einer gewissen Grenze darf ein Projekt selbstrefl exiv sein, sonst ver-
liert man den Boden unter den Füßen“ (S_I11).
Diese Wirkungen lassen sich vor allem in den Sozialwissenschaften beobachten.
Naturwissenschaftliche Institute verfügen über langandauernde wissenschaftliche
Strukturen, Forschungslinien und maschinelle Infrastrukturen, die es ermögli-
chen, Projekte aneinander zu binden und die überraschenden Ergebnissen eines
Projektes in ein neues Projekt im Rahmen desselben Forschungsprogrammes auf-
zunehmen (Hallonsten und Heinze 2013; Besio et al. 2016). In den Naturwissen-
schaften summieren sich nämlich diese langandauernden Strukturen zu den Pro-
jekten mit dem Ergebnis, dass die Pragmatik des Projektes anders aussieht.
392 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
Das größte Problem, das die Projektifi zierung mit sich bringt, ist allerdings die
Sicherung von Kontinuität und die Reproduktion sowohl auf der organisationalen,
als auch – wie wir unten zeigen werden – individuellen Ebene. Dieses Problem hat
sich in der Diskussion des Verfolgens langfristiger Forschungslinien infolge des
Zeitdrucks und der kurzen Projektlaufzeiten schon angedeutet und verweist auf
das wohlbekannte Problem organisationalen Lernens (z. B. Hobday 2000; Prenci-
pe und Tell 2001; Schwab und Miner 2011; Sydow et al. 2004). So betonen die von
uns befragten Forschenden ausdrücklich die Problematik der Sicherung von Wis-
sen und Kompetenzen. Für die Organisation umfasst das Wissen über das Projekt-
management (über Planung, Organisation, Koordination von Partnern, Mittelge-
berkommunikation) aber auch über wissenschaftliches Wissen, zum Beispiel über
die Sicherung von Daten und Analysen. Darüber hinaus ist auch implizites Wissen
wichtig, wie etwa dokumentiertes Wissen über Datenstichproben oder Interview-
kontakte.
Verschärft wird das Problem organisationalen Lernens durch die oben ange-
führte Entkoppelung von Forschung und Lehre. Diese stellt zwar für den einzel-
nen Forschenden eine Entlastung dar und wird daher oft als Vorteil wahrgenom-
men, ist aber für die Organisation „Universität“ als Ganzes gerade im deutschen
Wissenschaftssystem ein Problem, insbesondere, da Lehre in wissenschaftlichen
Karrieren für sich genommen nicht honoriert wird: Wissenschaftler, die nur for-
schen, nutzen nicht die Lehre, um ihren Ergebnissen Kontinuität zu geben. Obwohl
von Seiten der Universitäten und der DFG gezielt versucht wird, diese Folgen zu
mindern, handelt es sich dabei um Nebeneffekte der Projektförmigkeit, die schwer
einzudämmen sind.
Auch in diesem Fall sind Forschungsinstitute der Naturwissenschaften in einer
besseren Lage, denn ihre langandauernden Forschungslinien und Infrastrukturen
überdauern einzelne Projekte und geben der Forschung Kontinuität. Insofern ist
es nicht verwunderlich, dass unsere Daten zeigen, dass vor allem in den Sozial-
wissenschaften organisationales Lernen schwierig bleibt (Buchhofer 1979, S. 27).
Ohne starke Strukturen verbleibt als einzige Lösung das Gedächtnis von Personen:
„Die Personen geben der Forschung Kontinuität.“ (S_I13)
Genau hier wird eine weitere Eigenheit der klassischen Figuration des deutschen
Wissenschaftssystems problematisch: nur die Professoren haben Dauerstellen und
alle anderen Forschenden befristete Arbeitsverträge mit potenziellen Lücken, das
heißt, dass das System bewusst auf Fluktuation und nicht auf Kontinuität des Per-
sonals angelegt ist. Dieses strukturelle Problem wird durch die Projektifi zierung
sogar noch verschärft, weil nun die typischen Vertragslaufzeiten nicht mehr den
393Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
typischen Bildungsphasen (4-6 Jahre) entsprechen: Während die Vertragslaufzei-
ten von wissenschaftlichen Mitarbeitern mit Lehraufgaben auf Haushaltsstellen
klassisch (je nach Standort) 4-6 Jahre dauern, bestehen die meisten Projekte (und
damit auch Stipendien und die Arbeitsverträge auf Drittmittelstellen) in der Regel
nur 2-3 Jahre. Um die organisationale Kontinuität zu sichern, ist das wissenschaft-
liche Personal gezwungen, zusätzliche und sehr zeitaufwändige Managementauf-
gaben zu übernehmen, die in ihren Arbeitsverträgen gar nicht vorgesehen sind
(und die sie wiederum von Forschung und Lehre abhalten). Hierzu gehören unter
anderem das Projektmanagement und insbesondere das Beantragen von neuen
Projekten. Die Folge ist, dass immer mehr Zeit in das Beantragen von Projekten
investiert wird und insbesondere die Professoren immer mehr Projekte managen
und immer weniger selbst forschen, was die organisationale Reproduktion weiter
erschwert. Im Jahr 2009 investierten Hochschullehrende aus den Rechts-, Sozial-
und Wirtschaftswissenschaften nur noch 20 % ihrer Arbeitszeit (statt der vorgese-
henen 33 %) auf die Forschung selbst und 12 % auf die Beantragung von Projekten.
Professoren aus den Naturwissenschaften konnten sogar nur noch 17 % ihrer Zeit
auf die Forschung investieren, während 16 % der Zeit auf Projektanträgen entfi el
(EFI 2012, S. 48).
Die Problematik des Umganges mit dem Unerwarteten und der Kontinuität der
Forschung verdeutlicht, dass Projekte gut funktionieren, wenn sie mit weiteren
Strukturen kombiniert werden. Diese Strukturen benötigen aber eine zusätzliche
Finanzierung. Hierbei zeigt sich, dass das Projekt auf der organisationalen Ebene
das Problem der Unterfi nanzierung nicht lösen kann: Institute müssen entweder
Ressourcen haben, um eine teure wissenschaftliche Infrastruktur zu bezahlen,
oder sie müssen ständig zusätzliche externe Ressourcen auftun, um die neuen Er-
kenntnisse und Forschungsfragen weiterzuführen und eine gewissen Kontinuität
zu erzeugen. Dies impliziert ein weiteres Problem: Durch (1) den Zwang, andau-
ernd zusätzliche externe Mittel zur Sicherung der Forschung aufzutun, (2) weil
diese Mittelgeber längst nicht mehr nur die DFG oder EU, sondern auch private
Mittelgeber oder Ministerien sind, und (3) weil gerade Letztere durchaus Einfl uss
auf die Themen und Forschungsdesigns nehmen (was ja auch ein explizites Ziel
des Projektes war), fi ndet implizit eine Verlagerung von der Grundlagen- zur an-
wendungsorientierten Forschung statt. Weiterhin wird die klassische Figuration
der deutschen Wissenschaft geändert, die eine relative Unabhängigkeit der For-
schung ermöglichte. Zu befürchten ist, dass durch zunehmende Projektifi zierung
die Forschung mehr und mehr an den Interessen der Mittelgeber ausrichtet wird.
394 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
5.2 Auswirkungen auf die Wissenschaftskarrieren
(Mikroebene)
Neben den Folgen für die Universitäten hat die Projektifi zierung auch Folgen für
die der Figuration angehörenden Wissenschaftler. So empfi nden Sozial- und Na-
turwissenschaftler gleichermaßen Projekte als Chancen und Risiko für die eigene
Karriere, wobei ihre Wirkung in jeder Hinsicht ambivalent ist und sich zumindest
die Lage des wissenschaftlichen Mittelbaus nicht strukturell verbessert:
Für die Unterfi nanzierung von Hochschulen und die Beseitigung der Preka-
rität wissenschaftlicher Karrieren bieten Projekte nur bedingt eine Lösung, weil
sie zwar während der Projektlaufzeit einen Finanzierungsmöglichkeit für die For-
schenden geben, aber die Problematik der Übergänge zwischen den Stellen wei-
terhin nicht nur nicht gelöst ist, sondern sich wegen der typischerweise kurzen
Projektlaufzeiten von 2-3 Jahren sogar noch verschärft. Um eine Bildungsphase
(Promotion oder Habilitation) erfolgreich abzuschließen, braucht man folglich in
der Regel mindestens zwei Projekte, die thematisch aufeinander aufbauen, um sei-
ne persönliche Forschungslinie fortzusetzen. Es ist aber kaum zu garantieren, dass
das richtige Projekt zur richtigen Zeit verfügbar ist. Häufi ger noch als früher sind
Beschäftigungsunsicherheit und zeitweise Arbeitslosigkeit eine Folge, wodurch
die bereits früher unsichere Arbeitssituation im Wissenschaftsbereich verschärft
wird (Kreckel und Pasternack 2008). Damit wiederholt sich die Reproduktions-
problematik auf der organisationalen Ebene auch auf der individuellen Ebene.
Auch im Hinblick auf die Planbarkeit einer wissenschaftlichen Karriere und die
Entwicklung eines eigenen Forschungsprofi ls wirkt die Projektifi zierung ambiva-
lent: Zu Beginn der wissenschaftlichen Ausbildung haben Projekte den Vorteil,
dass junge Wissenschaftler (weil sie nicht lehren müssen) mehr Zeit und einen
sozialen Raum für die Entwicklung des eigenen Forschungsprofi ls haben. Dies
gilt allerdings nur für die Entwicklung eines Forschungsprofi ls in einem durch das
Projekt gesetzte Themenfeld, während auf klassischen Haushaltsstellen zwar we-
niger Zeit für Austausch im Team ist, dafür aber – zumindest in den Sozialwissen-
schaften – fast vollkommene Freiheit in der Themenwahl besteht. Im späteren Ver-
lauf der Karriere können Projekte helfen, das eigene Forschungsprofi l zu schärfen,
weil man sich während der Projektarbeit auf bestimmte Themen fokussieren muss.
Außerdem können Projektergebnisse zumeist für eigene Publikationen genutzt
werden. Das in dieser Zeit gewonnene Wissen fungiert als Bildungskapital, das in
neuen Projekten oder anderen Beschäftigungsfeldern außerhalb der Wissenschaft
genutzt werden kann (Arthur at al. 2001).
Dennoch sind die Forschenden in der Gestaltung ihres Forschungsprofi ls nicht
völlig frei. Um eine Folgefi nanzierung sicherzustellen, müssen sie ihr Forschungs-
395Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
profi l fl exibel halten, um sich so den (sich teils sehr schnell wandelnden) Inte-
ressen der Mittelgeber anpassen zu können. Gerade dieses Wechseln zwischen
unterschiedlichen Themen kann die Ausbildung des eigenen Wissenschaftsprofi ls
behindern und den Eindruck eines fragmentierten Lebenslaufs vermitteln. Weiter-
hin ergeben sich potenzielle Widersprüche zwischen den Anforderungen der Pro-
jekte und denen der Fachdisziplinen (die zumindest für die Chance auf einen Ruf
auf eine Professur nach wie vor ausschlaggebend sind): Oft sind die Forschungs-
trends der Mittelgeber nicht unbedingt konform mit den Anforderungen der spezi-
fi schen Disziplin oder der wissenschaftlichen Community, und bestimmte Kom-
petenzen kann man in Projekten schlechter erwerben (zum Beispiel Erfahrung in
der Lehre und Lehrverwaltung).
Auf der anderen Seite machen Projekte wissenschaftliche Karrieren schlechter
planbar, weil durch die Projektifi zierung der verbindliche Orientierungsrahmen
verloren gegangen ist, den das klassische Universitätssystem bot: Erstens gesellt
sich zu dem klassischen Karrierepfad nun ein zweiter Karrierepfad – die „Pro-
jektkarriere“. Zweitens werden die im Zuge der „Projektkarriere“ zu erwerbenden
Kompetenzen vielfältiger, weil sie nun auch Projektmanagement und die Fähig-
keit, Drittmittel einzuwerben, einschließen. In dieser Weise kann die Projektbe-
schäftigung die Karriere innerhalb der Hochschule erschweren. Einer unserer Be-
fragten formuliert das so:
„Es gibt keine dauerhaften Stellen in der Wissenschaft. Diese Situation ist beson-
ders kompliziert, weil akademische Karrieren mittlerweile durch die aktuellen For-
schungsprogramme defi niert werden. Die Publikationen eines Forschers können –
thematisch gesehen – zu eng sein, oder sie sind einfach eine Sackgasse. Oder sie
fokussieren etwas, das sich nicht mit den disziplinären Forschungstrends deckt […].
Oder der Forscher wird älter und hat nicht mehr die Zeit, sich einem völlig neuen
Thema zu widmen. Wissenschaftliche Trends können zugunsten politischer Trends
verfehlt werden.” (S_I9)
Auf den ersten Blick scheinen Projekte wenigstens dem Wunsch nach der De-
mokratisierung der Hochschulen, dem Abbau professoraler Privilegien sowie der
Enthierarchisierung der Hochschulen zu genügen. So können Projekte den For-
schenden mehr Autonomie in der eigenen Forschung gewähren, weil Projekte in
gewisser Weise von den Forschungszielen der Vorgesetzten abschirmen. Insbeson-
dere Personen aus den Sozialwissenschaften empfi nden Projekte als Raum, in dem
Forschungsvorhaben ohne fremde Eingriffe durchgeführt werden können. Das gilt
jedoch nur für bestimmte Formen von Projekten wie etwa die von der DFG fi nan-
zierte „Eigene Stelle“ oder die Nachwuchsgruppen. In vielen anderen Fällen bleibt
die hierarchische Struktur an den Hochschulen erhalten (und auch dies wird in den
396 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
Interviews kaum refl ektiert), und zwar weil fast jedes Projekt an eine dauerhafte
Struktur (wie ein Fachgebiet) angedockt werden muss. Deshalb besteht nach wie
vor der Zwang (insbesondere in der Promotionsphase), sich mit den Lehrstuhl-
inhabern gut zu stellen und ihm Anreize zu bieten, Zeit in die Antragstellung zu
investieren und so die Folgebeschäftigung zu sichern.
6 Ausblick
Wir haben in diesem Beitrag am Beispiel der Projektifi zierung fi gurationstheo-
retisch analysiert, in welchem dynamischen Wechselverhältnis die Innovation
„Projekt“ mit anderen Handlungsebenen steht. Für die Figuration „Wissenschaft“
haben wir gezeigt, dass die Innovation „Projekt“ spezifi sche Probleme löst: Pro-
jekte sind durchaus geeignet, „Big Science“ und interdisziplinäre Forschung zu
koordinieren, obwohl sie die Frage des Umganges mit dem Unerwartetem und die
der Kontinuität nicht lösen können. Auch das Problem der Unterfi nanzierung der
deutschen Hochschulen können Projekte nicht beheben. Ihre Wirkung auf wis-
senschaftliche Karrieren ist ambivalent – sie haben für den wissenschaftlichen
Mittelbau Vorteile, aber auch Nachteile. Darüber hinaus haben sie auf der orga-
nisationalen Ebene einige Folgen (Elias 1978): Sie bedrohen die Unabhängigkeit
der Forschung, benachteiligen die Grundlagenforschung (die wesentlich verant-
wortlich ist für Innovationen) zugunsten anwendungsorientierter Forschung und
gefährden vor allem die organisationale Reproduktion und die Sicherung der Kon-
tinuität in Forschung und Lehre.
Daraus ergeben sich sowohl für die Figurationssoziologie, als auch für das The-
ma „Wissenschaft und Innovationen“ eine Reihe offener Fragen für die künftige
Forschung:
Für die Figurationssoziologie haben wir angedeutet, dass diese nur für Innova-
tionsprozesse (zumindest im Anwendungsfeld „Wissenschaft“) fruchtbar gemacht
werden kann, wenn sie mit anderen theoretischen Ansätzen verbunden werden,
wie hier etwa mit der Systemtheorie. Auf eine Diskussion von Schwierigkeiten und
Lösungsmöglichkeiten dieser theoretischen Integration haben wir hier bewusst
verzichtet, um der Empirie Raum zu geben – dennoch hat diese Diskussion noch
zu erfolgen. Weiterhin zu nennen sind eine Reihe von methodologischen Proble-
men, die bislang nur unzureichend gelöst sind, darunter die Frage, wie man die
Wechselwirkung von Prozessen auf unterschiedlichen Handlungsebenen und Zeit-
schichten sinnvoll analysiert.
Aus Platzgründen haben wir hier auf zwei Analyseebenen fokussiert: auf die
der Organisation „Universität“ und die der individuellen Karrieren. Auf beiden
397Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
Ebenen bedarf die Frage, wie Kontinuität und Reproduktion gesichert werden, ge-
nauerer Analysen. Auf der Ebene der Organisation wäre eine Analyse wünschens-
wert, wie sich diese mit anderen Kontexten verwebt, etwa mit verschiedenen Dis-
ziplinen oder mit anderen Organisationsformen, denn es ist ein Ergebnis unserer
Analysen, dass sich gerade die (scheinbar) distinkten Organisationsformen „Uni-
versität“, „außeruniversitäre Forschungseinrichtung“ und „neue Organisationsfor-
men“ (SFBs, Exzellenzcluster) in der Praxis nicht trennen lassen, weil die For-
schenden aus verschiedenen organisationalen Kontexten im Arbeitsalltag nicht nur
eng miteinander zusammenarbeiten, sondern auch sehr oft über eine der Formen
(zum Beispiel Projekt A im Exzellenzcluster) fi nanziert sind, aber in einer anderen
Form (zum Beispiel Projekt B an der Universität) arbeiten – oder sogar parallel
an beiden arbeiten. Zusätzlich wäre zu klären, wie Projektifi zierung durch diese
verschiedenen Kontexte gebrochen oder überformt wird und sich dann auf andere
Handlungsebenen (zum Beispiel individuelle Karrieren) auswirkt.
Auf der Ebene der individuellen Karrieren wäre eine sozialstrukturelle Diffe-
renzierung wünschenswert: Wie wirkt sich Projektifi zierung auf Personen unter-
schiedlichen Geschlechts (Gender), sozialer Herkunft (Class), Migrationshinter-
grund (Ethnicit y), Alters (Age) und Gesundheitszustands (Disabilit y) aus, und
wann, wo und wie wirkt hier Intersektionalität (Baur und Wagner 2014)?
Da wir uns in der Analyse auf zwei Handlungsebenen beschränkt haben, wäre
eine Analyse der synchronen und diachronen Wirkung der Projektifi zierung über
mehrere Handlungsebenen hinweg wünschenswert, das heißt, die Ebenen des
(nationalen und globalen) Wissenschaftssystems, der einzelnen Arbeitseinheiten
(zum Beispiel Arbeitsgruppen, Forschungsprojekte) und der Interaktionssituatio-
nen im Forschungsalltag müssten systematisch mit einbezogen werden.
Eine besondere Herausforderung stellt das Verhältnis von Wissenschaft, Inno-
vation und Raum, da sich in unserer Empirie ebenfalls ergeben hat, dass (ohne,
dass wir danach gesucht hätten) Raum für Innovationsprozesse in der Wissen-
schaft auf allen Handlungsebenen relevant ist. So war in unserem Forschungs-
design ursprünglich angelegt, dass wir für die Standorte Berlin und München
verschiedene Organisationsformen (SFBs, Exzellenzcluster, Universitäten) syste-
matisch miteinander vergleichen. Ein erstes Ergebnis war, dass sich die Art der
Forschungsorganisation an einem Standort (unabhängig von der formalen Orga-
nisationsform) kaum unterscheidet, wohl aber (auch für dieselbe Organisations-
form) an verschiedenen Standorten. Damit bestätigen sich Ergebnisse aus der
Wirtschaftssoziologie, dass verschiedene Regionen nicht nur unterschiedliche In-
novationspotenziale aufweisen, sondern dass Standorte ihre relative Position im
internationalen Gefüge der „regionalen Innovativität“ seit dem 16. Jh. über jede
(wirtschaftliche) Krise hinweg erfolgreich reproduzieren. Ansätze wie die „Inter-
398 Nina Baur, Cristina Besio und Maria Norkus
national Business Studies“ (IB) und die „Regional Innovation Systems“ erklä-
ren dies durch eine historisch gewachsene lokalspezifi sche Kombinationen von
Institutionen, Forschungseinrichtungen, Wirtschaftsstruktur und Infrastrukturen
(Heidenreich und Mattes 2012; Heidenreich und Baur 2015), die maßgeblich die
Leistungsfähigkeit einer Region beeinfl ussen. Die „Ökonomie der Konventionen“
ergänzt, dass lokale Anbieter und Nachfrager gemeinsame Glaubenssätze darüber
entwickeln, so dass (Innovations-)Praktiken und deren Rationalität lokalspezifi sch
variieren (Baur et al. 2014a). Weiterhin hat die Lebensstilforschung gezeigt, dass
sich Menschen mit modernen Lebensstilen, die gerne Neues ausprobieren, sich
bevorzugt in bestimmten Regionen und in Großstädten ansiedeln (Otte und Baur
2008). Diese Faktoren scheinen sich wiederum wechselseitig zu stabilisieren und
die Grenzen von Regionen zu verfestigen. Wie aber Lebensstile, Wissenschafts-
und Wirtschaftspraktiken lokal zusammenwirken und welche Gemeinsamkeiten
und Unterschiede es zwischen lokalen Konventionen gibt, ist eine Frage für die
künftige Forschung.
399Organisationale Innovation am Beispiel der Projekti zierung …
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