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Hochschulen und Fachhochschulen

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Abstract

In den letzten Jahrzehnten sind Fragen der institutionellen Struktur des Hochschulsystems immer wieder Gegenstand der politischen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gewesen. Im Vordergrund steht die Frage, welches Ausmaß an Einheitlichkeit und Vielfalt der institutionellen Landschaft einem modernen und leistungsfähigen Hochschulsystem angemessen ist. Wie viel Differenzierung ist nützlich oder schädlich für die Leistungsfähigkeit einzelner Hochschulen und des Hochschulsystems insgesamt? Welche Rolle kommt der horizontalen Differenzierung (etwa nach Größe, Aufgaben oder fachlichem Profil der Hochschulen) und der vertikalen Differenzierung (etwa nach Aufgaben in der Forschung oder der Lehre, der Qualität und Reputation der Hochschulen) zu? Wie stabil oder instabil sind einmal geschaffene institutionelle Ordnungen, welche Eigendynamik der Angleichung oder Differenzierung entwickelt sich im Hochschulsystem selbst, und was ist die Rolle staatlicher Steuerung? Und lässt sich die Frage nach der angemessenen institutionellen Ordnung überhaupt noch national beantworten, wenn Prozesse der europäischen und globalen Kooperation und Konkurrenz an Bedeutung gewinnen?
HochschulenundFachhochschulen 313
JürgenEnders
HochschulenundFachhochschulen
Einleitung
1.DifferenzierungundEntdifferenzierungvonHochschultypen
2.HistorischeundquantitativeEntwicklungderUniversitätenundFachhochschulen
3.AusdifferenzierungundStratifizierung
Ausblick
Einleitung
IndenletztenJahrzehntensind Fragen derinstitutionellenStrukturdesHochschulsystems
immer wieder Gegenstand der politischen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gewe
sen. Im Vordergrund steht die Frage, welches Ausmaß an Einheitlichkeit und Vielfalt der
institutionellen Landschaft einem modernen und leistungsfähigen Hochschulsystem ange
messen ist. Wie viel Differenzierung ist nützlich oder schädlich
für die Leistungsfähigkeit
einzelner Hochschulen und des Hochschulsystems insgesamt? Welche Rolle kommt der
horizontalenDifferenzierung(etwanachGröße,AufgabenoderfachlichemProfilderHoch
schulen) und der vertikalen Differenzierung (etwa nach Aufgaben in der Forschung oder
derLehre,derQualitätundReputation derHochschulen)zu? Wie stabiloderinstabilsind
einmal
geschaffeneinstitutionelleOrdnungen,welcheEigendynamikderAngleichungoder
DifferenzierungentwickeltsichimHochschulsystemselbst,undwasistdieRollestaatlicher
Steuerung?UndlässtsichdieFragenachderangemesseneninstitutionellenOrdnungüber
hauptnochnationalbeantworten,wennProzessedereuropäischenundglobalenKoopera
tionundKonkurrenzanBedeutunggewinnen?
In
der Forschung zur Stabilität und zum Wandel der institutionellen Struktur des
Hochschulsystems wird auf verschiedene Aspekte hingewiesen, die für die institutionelle
DynamikderHochschulentwicklungeinebesondereRollespielen(Meeketal.1996;Meeket
al.2000).GenanntwerdendiespannungsreicheKoppelungderAufgabenderHochschulen
imBildungssystemundimWissenschaftssystemsowie
diezunehmendeBeobachtungihrer
Rolle im Innovationssystem, die Expansion des Hochschulsystems im Übergang von der
Elite‐ zur Massenuniversität, die zunehmende Forderung nach einer stärker praxis‐ und
berufsrelevanten Ausbildung an den Universitäten, der Bedeutungsgewinn grundlagen
orientierter und anwendungsorientierter Forschung und ihrer Koppelung sowie die Rolle
der Hochschulen in der regionalen und
nationalen Entwicklung und im internationalen
Wettbewerb.
314 JürgenEnders
Zugleich werden international unterschiedliche Ansätze darüber vertreten, welche
Entwicklungsdynamik der institutionellen Ordnung der Hochschulsysteme zu beobachten
ist(Krücken/Meier2006;Scott1995; Teichler1985,2005).VertreterdesKontinuitätsansatzes
weisen darauf hin, dass sich nationale Hochschulsysteme trotz gleichartiger Herausforde
rungenstrukturell sehr unterschiedlichentwickelthabenunddass die vielfältigenModelle
der nationalen Hochschulsysteme erstaunliches Beharrungsvermögen besitzen. Vertreter
des Stratifizierungsansatzes beziehen sichauf Evidenzen eines zunehmenden internationa
lenTrendsderprofilbildendenArbeitsteilungundvertikalenDifferenzierungzwischenden
Hochschulen. Vertreter des Konvergenzansatzes beobachten internationale Angleichungs
tendenzenderHochschulen,wobeidieImitationderbestenUniversitätenMaßstabundZiel
füralleanderenInstitutionenist.
DieEntwicklungdeswestdeutschenHochschulsystemsliefertempirischesMaterialfür
alle drei Ansätze. Bis Mitte der 1960er Jahre stand die Restauration und Wahrung des tra
dierten Universitätsmodells humboldtscher Prägung im Vordergrund. Ende der 1960er
Jahre traten im Zuge der Bildungsexpansion die Fachhochschulen als Hochschulen neuen
Typus hinzu, deren Aufgaben durch staatliche Rahmensetzungen
deutlich von denen der
Universitäten abgesetzt wurden. Dies führte zu einer stärkeren Differenzierung der Hoch
schullandschaft entlang zweier Typen, wobei an der Vorstellung der Gleichwertigkeit der
Universitätenfestgehalten wurde. In denletzten15 Jahren ist diese institutionelle Struktur
durch Prozesse der Ausdifferenzierung innerhalb der jeweiligen Hochschultypen und der
Entdifferenzierung zwischen
den beiden Hochschultypen erheblich in Unordnung geraten
(Wissenschaftsrat 2006). Gleichzeitig mehren sich die Stimmen derjenigen, die vor einer
einseitigen vertikalen Differenzierung entlang des internationalen Wettbewerbs um For
schungsexzellenzwarnen und einen ruinösen Reputationswettbewerb befürchten (Teichler
2005).
1 HistorischeundquantitativeEntwicklungderUniversitätenund
Fachhochschulen
Für die Entwicklung und das Selbstverständnis der Universitäten im 20. Jahrhundert war
langeeinLeitbildprägend,dassichaufdieTraditionderHumboldtschenReformende s19.
Jahrhunderts berief und soeinen weitgehend ungebrochenen Wiederaufbauder westdeut
schenUniversitätennachdemZweitenWeltkriegentlangdieserTraditionermöglichte.Bis
indie1950er
JahrehineinexpandiertedasHochschulsystemdurchVergrößerungderbeste
henden Einrichtungen unter Wahrung des herkömmlichen Universitätsmodells, wobei der
BegriffUniversitätinWestdeutschlandnur für bestimmte multidisziplinäreEinrichtungen
derLehreundForschungverwendetwurde.Nebenden18Universitätenbestanden13spe
zialisierte Hochschulen mit Programmen in den Bereichen Ingenieurwesen, Medizin, Ag
rarwissenschaften und Betriebswissenschaften sowie mehr als 100−zumeist kleine−Ein
richtungen der Lehrerausbildung, Kunst und Musik sowie der Theologie. In den 1960er
Jahren bis Mitte der 1970er Jahre wurde eine Reihe neuer Universitäten gegründet, den
spezialisiertenHochschulenwurdeUniversitätsstatuszuerkanntunddieEinrichtungender
Lehrerausbildung wurden nach und nach in
die Universitäten integriert. Diese Expansion
HochschulenundFachhochschulen 315
undAusweitungderUniversitätenstellteaberdasLeitbildweitgehendgleichwertigerUni
versitäten und eine entsprechende Praxis staatlicher Steuerung und Finanzierung kaum in
Frage.
Nach dem 1964 ausgerufenen Bildungsnotstand standen in Deutschland die gesell
schafts‐ und wissenschaftspolitischen Zeichen auf Bildung für alle und den Ausbau des
Hochschulsystemsin
derFläche. Neben demAusbauderUniversitätenwurde in Reaktion
aufdieExpansionderBildungsnachfrageEndeder1960erJahredurchstaatlichenBeschluss
ein neuer Hochschultyp geschaffen die Fachhochschulen. Nunmehr ging es um einen
AusbauundeineNeugestaltungdesHochschulsystems,diezueinerstärkerenDifferenzie
rungdesHochschulsystemsentlangzweierTypenführte.AufBeschlussderKonferenzder
Ministerpräsidenten vom Oktober 1968 wurde der Fachhochschulsektor eingeführt, um
Einrichtungen des tertiären Bereichs zusammenzufassen, in denen die Studierende stärker
praxis‐ und berufsorientiert ausgebildet werden sollten. Fachhochschulen sollten sich des
halb insbesondere durch einen intensiven Anwendungsbezug in der Ausbildung und kür
zere Studienzeiten von den
Universitäten unterscheiden. Das von staatlicher Seite festge
schriebenen Profil der Fachhochschulen sah zunächst Forschung nicht vor. Offenkundig
war mit der Etablierung der Fachhochschulen von staatlicher Seite auch die Absicht ver
bunden, Hochschulen zu schaffen, die die wachsende Bildungsnachfrage kostengünstiger
befriedigen konnten als die lehr‐ und forschungsbezogenen Universitäten. 1975 bestanden
in
Westdeutschland bereits97 Fachhochschulen (einschl.Verwaltungsfachhochschulen),an
denen aber nur etwa 18 % der Studierenden eingeschrieben waren sowie 90 Universitäten
(einschl. Gesamthochschulen, Pädagogische Hochschulen, Theologische Hochschulen) und
26Kunsthochschulen.
Der Öffnungsbeschluss von 1977 läutete eine weitere Phase der Hochschulexpansion
ein,dieaberkaummehrzurEtablierungneuerInstitutionenführte.Bundund
Länderver
einbarten in diesem Beschluss, die Hochschulen angesichts demographisch bedingter Zu
wächse trotz unzureichender räumlicher und personeller Kapazitäten p rinzipiell offen zu
halten und dafür zeitweise Überlastbedingungen in Kauf zu nehmen. Die resultierende
Überlastmusstevon denHochschulen,insbesonderedenUniversitäten,aus dervorhande
nen Substanz getragen werden mit
den bis heute sichtbaren Konsequenzen für die Be
treuungsverhältnisse und die Forschung. So zählte das westdeutsche Hochschulsystem in
1990 94 Universitäten, 31 Kunsthochschulen sowie 122 Fachhochschulen, an denen etwa
23%derStudierendeneingeschriebenwaren.DiesteigendeZahlderFachhochschulenund
dersteigendeAnteilvonStudierendenanFachhochschulenwardabeivorallemderIntegra
tionundNeugründungvonVerwaltungsfachhochschulenzuzuschreiben.
NachderWiedervereinigungentstandenindererstenHälfteder1990erJahreimZuge
derTransformationdesostdeutschenHochschul‐undWissenschaftssystems19Universitä
ten, 11 Kunsthochschulen sowie 32 Fachhochschulen (Kehm 1999). Das Hochschulsystem
der Bundesrepublik umfasste 2007/2008 somit 120 Universitäten, 52 Kunsthochschulen so
wie215Fachhochschulen,andenenetwa29%derStudierendeneingeschriebensind, deren
AnteilanallenStudierendenindenneuenBundesländerndeutlichhöherausfälltals inden
altenBundesländern.
ZweifelloshabendieFachhochschulendamiteinewichtigeFunktioninderAbsorption
dersteigendenNachfrageanHochschulausbildungübernommen.IhreKapazitätenbleiben
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aber begrenzt und hinter den etwa vom Wissenschaftsrat bereits Anfang der 1990er Jahre
geforderten Ausbauplänen mit einem Studierendenanteil von 40 Prozent zurück. Bislang
warendiepolitischenKräfte,dieeineErweiterungdesFächerspektrumsderFachhochschu
lenauchgegendenWillenderUniversitätenforderten,nichterfolgreich.Gleichzeitigistdas
Profil
derStudierendenanUniversitätenundFachhochschuleninmancherleiHinsichtähn
licher geworden. Mehr Studierende an Fachhochschulen besitzen die Zugangsvorrauset
zungen für ein Universitätsstudium und stammen aus einem Akademikerelternhaus; zu
gleichbildendieUniversitätenwachsendeZahlenvonStudierendenaus,derenStudienmo
tivation primär berufs‐ und karrierebezogen ist. Der begrenzte Ausbau der
Fachhochschu
lenimZugederHochschulexpansionerwiessichfürdieUniversitätendennauchalszwei
schneidig. Einerseits konnten die Universitäten traditionelle Besitzstände verteidigen. An
dererseits waren und sind sie zunehmend genötigt, praxisorientierte Studiengänge zu ent
wickelnundgerietenmitihreForschungsfunktionunterBedingungenderMassenuniversi
tät zunehmend in den „Schatten der
Lehre“ (Schimank 1995). Parallel hierzu haben die
Fachhochschulen zunehmend Aufgaben in der anwendungsorientierten Forschung über
nommen, die durch Änderungen des Hochschulrechts und der staatliche Programmförde
rungwachsendeAnerkennunggefundenhaben.
2 DifferenzierungundEntdifferenzierungvonHochschultypen
BisindieMitteder1980ererJahrehineinwurdevonstaatlicherSeitedurchrechtliche Rah
menregelungen und Finanzierungssysteme der Versuch unternommen, die Unterschiede
zwischendenFachhochschulenundUniversitätenzuzementieren.AufgabenundProfilder
Fachhochschulen sollten sich deutlich von dem der Universitäten abheben. So hatten (und
haben) die Fachhochschulen keinerlei
Aufgaben in der Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses und im Gegensatz zu den Universitäten und ihnen gleichgestellten Hoch
schulen kein Promotions‐ und Habilitationsrecht. Die Forschung zählte zunächst ebenfalls
nichtzudenProfilmerkmalenderFachhochschulen.ImVordergrundstand(undsteht)die
Lehre, und Fachhochschulprofessoren haben mit 18 Semesterwochenstunden ein deutlich
höheres Lehrdeputat als
ihre Kollegen an den Universitäten und eine längere Vorlesungs
zeit innerhalb des Semesters. Wenngleich die politische Rhetorik immer wieder betonte,
dass mit den Fachhochschulen Institutionen geschaffen wurden, die im Vergleich zu den
Universitäten andersartig aber gleichwertig sind, war vielen Akteuren klar, dass die Fach
hochschulen den Universitäten faktisch nicht gleichgestellt
waren. Dies hat zu Anglei
chungsbestrebungen der Fachhochschulen an die Universitäten geführt, wie sie internatio
nal unter dem Begriff des academic drift (Burgess 1972, Neave 1989) nichtuniversitärer
Hochschuleinrichtungendiskutiertwerden.
DieanwendungsorientierteForschungundEntwicklunghatsichimZugederweiteren
Entwicklung der Fachhochschulen thematisch wie auch inhaltlich deutlich verbreitert.
Die
FachhochschulenhabensichdamitdenUniversitätenangenähert,trotzderimVergleichzu
UniversitätenwesentlichgeringerenfinanziellenundpersonellenAusstattung.Dazuhaben
zum einen Bestrebungen der Fachhochschulen selbst beigetragen, die durch eine Hoch
schullehrerschaft unterstützt werden, die sich zum größten Teil aus ehemaligen Nach
HochschulenundFachhochschulen 317
wuchswissenschaftlern der Universitäten und dem Personal der außerhochschulischen
ForschungundEntwicklungrekrutiert(Enders/Teichler1995).ZumanderenhabenVerbes
serungen im strukturellen Umfeld wie auch im Angebot an Förderprogrammen für die
Forschung, die auf Fachhochschulen zugeschnitten sind oder die solchen Einrichtungen
offenstehen,eineRollegespielt.
Bis in
die 1980er Jahre hinein waren die Hochschulgesetze eher zurückhaltend darin,
Forschung und Entwicklung als Aufgaben der Fachhochschulen festzuschreiben. Mit der
Novellierung des Hochschulrahmengesetzes in 1985 gehört die anwendungsorientierte
Forschung und Entwicklung zu den Aufgaben der Fachhochschulen. Die in den letzten
Jahren erfolgten Novellierungen der Landeshochschulgesetze messen der anwendungs
orientierten Forschung
an Fachhochschulen ein immer größeres Gewicht zu. Mittlerweile
machen die Länder mehrheitlich anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung per
Gesetz zur Pflichtaufgabe von Fachhochschulen. Viele Bundesländer und der Bund haben
Förderprogramme aufgelegt, um anwendungsbezogene Forschung und Entwicklung an
Fachhochschulenzuunterstützen.AlsneueLeistungenderFachhochschulensindindiesem
Zusammenhang insbesondere auch Aktivitäten
im Technologie‐ und Wissenstransfer hin
zugekommen,diedieBedeutung derFachhochschulenfürdieregionaleWirtschaftstärken
sollen.SohatderBundeineSchwerpunktverlagerungseinerFördertätigkeithinzurUnters
tützung wirtschaftsnaher regionaler Forschungsverbünde an Fachhochschulen vorgenom
men. Diese Neuausrichtung der förderpolitischen Zielsetzungen zielt auf eine stärkere
interdisziplinäre und hochschulübergreifende Zusammenarbeit von
Fachhochschulen, bei
derdiesemitPartnernausderregionalenWirtschaft,derWissenschaft(Forschungseinrich
tungen,Universitäten)undPartnernausanderenBereichenkooperieren.
Zwar limitieren nach wie vor die finanzielle Ausstattung und ein kaum vorhandener
akademischer Mittelbau die Anstrengungen der Fachhochschulen in der Forschung. Von
Seiten der Fachhochschulen gibt es aber Bestrebungen, die
Beschränkung auf die anwen
dungsbezogene Forschung aufzuheben und die Personalstruktur und Ausstattung der
Fachhochschulenzuverbessern.
EinekomplementäreAngleichungsbewegungfindetaufSeitender Universitätenstatt,
derenForschungskapazitäteninZeitenderMassenuniversitätunterDruckgerietenunddie
sichgleichzeitigeinerwachsendenNachfrageanpraxis‐undberufsorientierterAusbildung
gegenübersehen(Wissenschaftsrat2006).
Derprofessional drift(Harmen1977)der Universi
täten zur praxisorientierten Lehre und Forschung steht in unmittelbarem Zusammenhang
mit dem beschränkten Ausbau der Fachhochschulenundden permanenten Überlastbedin
gungenandenUniversitäten.
Der Ausbau der Fachhochschulen ist zwar von Land zu Land unterschiedlichverlau
fen, in der Summe jedoch hinter den ursprünglich
angestrebten Zielen deutlich zurückge
blieben. Eine systematische Verlagerung einzelner Fächer von den Universitäten an die
Fachhochschulenhat ebenfallsnichtstattgefunden,sodassauchdieUniversitätenimZuge
derExpansionderHochschulenerheblichmehrStudierendeaufnehmenmussten.Zugleich
kumulierenandenUniversitätendieFolgenstaatlicherFinanzverknappungbeigleichzeiti
ger Expansion der
Studierendenzahlen für die Forschung: „Aufgrund des mit der Grund
ausstattung der Hochschulen gegebenen gemeinsamen Ressourcenpools von Forschung
und Lehre kann erstere immer wieder durch letztere unter Verdrängungsdruck gesetzt
318 JürgenEnders
werden.DieLehrebeanspruchtimmerdann,wenndieLehrnachfrage zunimmt,ohnedass
die dafür nötigen Ressourcen der Grundausstattung entsprechend wachsen, einen immer
größeren Anteil dieser Ressourcen und schmälert dadurch die Ressourcenbasis der For
schung. Eben dies geschah seit Mitte der 1970er Jahre an den deutschen Hochschulen.“
(Schimank1995:
96). Schließlichfand eine typenbezogene AufteilungderStudierendenauf
Universitäten und Fachhochschulen nach Neigung und Ausbildungsziel nur zum kleinen
Teilstatt.Umfragenzeigen,dasssichunter den UniversitätsstudenteneineMehrheiteinen
starkeAnwendungs‐und Praxisbezug ihres Studiumswünscht.
InderPraxis bedienen die
Universitätenalso in erheblichem Umfang eine Nachfrage, die zu bedienennach der bi
renTypendifferenzierungauchAufgabederFachhochschulenseinkönnte(Wissenschaftsrat
2006). Dieser Trend wird seit einiger Zeit durch Bestrebungen der Universitäten selbst un
terstützt,durchpraxisbezogeneStudiengängeimWettbewerbumStudierendezupunkten.
Es
istwiederholtversuchtworden,diesenAngleichungstendenzenzwischenUniversi
täten und Fachhochschulen entgegenzuwirken und zu einer eindeutigeren Typenunter
scheidungzurückzukehren.StattdessenhatdieEinführunggestufterBachelor‐undMaster
studiengänge im Rahmen des BolognaProzesses eine erhebliche Beschleunigung dieser
Angleichungstendenzenausgelöst.AnfangsbeinahunbemerktrütteltederBolognaProzess
aneinerderGrundfesten
jedertypenbezogenenDifferenzierungimHochschulsystem,näm
lich der Frage, welche Abschlüsse und Titel Hochschulen des jeweiligen Typs verleihen
können und dem damit verbundenen Status der Institution (Teichler 1996; Witte et al.
2008).WennsichdieStrukturvonStudiengängenundAbschlüssenverändert,dannschafft
dieseinEinfallstorfüreineRestrukturierungvon
RolleundStatusderHochschultypen.Wie
wir gesehen haben, war ein Prozess informeller Angleichung zwischen Universitäten und
Fachhochschulen bereits vor der Einführung von Bachelor/Masterstudiengängen zu beo
bachten. Dies hat vermutlich mit dazu beigetragen, dass die Umsetzung des Bologna
Prozesses ohne erfolgreichen Widerstand gegen die Harmonisierung der Abschlüsse an
Universitäten
undFachhochschulenverlief(Witte2007).
DiemaßgeblichenStrukturvorgabenderKultusministerkonferenzlegenjedenfallsfest,
dass der Bachelorabschluss unabhängig vom Hochschultyp ein eigenständiger berufs
qualifizierender Abschluss sein und
für die Mehrzahl der Studierenden zu einem ersten
Berufseintritt führen
soll. Erst auf der Masterstufe wird die Basis für eine Unterscheidung
zwischenstärkeranwendungsbezogenen und stärker forschungsbezogenen Studiengängen
gelegt (KMK 1999). In 2003 entschied die Kultusministerkonferenz, dassStudiengänge bei
derProfiltypenentsprechendden unterschiedlichenAufgabenderHochschulensowohl an
Universitätenals auchanFachhochschulenangebotenwerdenkönnen.
Bachelor‐undMas
terstudiengänge sollen an unterschiedlichen Hochschulen, auch unterschiedlichen Hoch
schulartenkonsekutivstudiertwerdenkönnen(KMK 2003).AuchhinsichtlichderStudien
dauer gibt es Vorgaben für die Bachelor‐ und für die Masterphase, die nicht nach Hoch
schultypen unterscheiden. Damit entfallen−abgesehen von der Promotion Merkmale
unterschiedlicher Studienabschlüsse, an denen sich eine institutionelle Typenunterschei
dung im deutschen Hochschulsystem festmachen könnte. Zugleich haben
sich die Fach
hochschulenfrühzeitiginderEinführungvonBachelor‐undMasterstudiengängensowiein
der europäischen und auch in der außereuropäischen Zusammenarbeit im Hochschulbe
reich engagiert. Durch Ausweitung und Intensivierung ihrer Auslandsbeziehungen haben
HochschulenundFachhochschulen 319
sie eine merkliche Internationalisierung ihres Studienangebotes erreicht. Dies verdeutlicht,
dass das Profil nichtuniversitärer Hochschulen keineswegs auf eine regionale Rolle be
grenztseinmuss.SchließlichbegünstigenderBolognaProzessunddiedamiteinhergehen
de Reform der Studienangebote Prozesse der Differenzierung auch innerhalb einzelner
Hochschulen, insbesondere dann, wenn
nicht alle Bereiche einer Hochschule Bachelorstu
diengänge sowie praxisbezogene und forschungsbezogene Masterstudiengänge anbieten.
Hierdurch wird ein Prozess unterstützt, in dem die typenbezogene Differenzierung von
Profilen ganzer Hochschulen mehr und mehr durch Binnendifferenzierungen innerhalb
einzelnerHochschulenüberlagertwird.
3 AusdifferenzierungundStratifizierung
InnerhalbdesUniversitätssektorswarenstaatlicheSteuerungundFinanzierungbisAnfang
der 1990er Jahre von der Vorstellung beherrscht, dass Universitäten zwar unterschiedliche
fachliche Schwerpunkte aufweisen mögen, in ihrer Qualität im Wesentlichen aber unterei
nandergleichwertigseien.Inden1990erJahrennahmenForderungen nach einerstärkeren
Differenzierung im deutschen Hochschulsystem immer mehr
zu und wurden vielfältige
Maßnahmenergriffen,umAutonomie,WettbewerbundProfilbildungimHochschulsystem
zu stärken. Verschiedene Argumente für eine solche Reform des deutschen Hochschulsys
tems sind seither ins Feld geführt worden, die nicht zuletzt durch international wirkungs
mächtigeLeitbilderderReformdesöffentlichenSektorsimAllgemeinenundderHochschu
lenim
Besondereninspiriertwurden.Sowird eine Abkehrvoneinereinheitlichenund flä
chendeckenden staatlichen Feinsteuerung und InputKontrolle der Hochschulen gefordert,
um Raum für eine stärkere Selbststeuerung des Systems durch teilautonome Hochschulen
im Wettbewerb um Studierende, Forschungsmittel und wissenschaftliches Personal zu
schaffen.Voraussetzunghierfüristeinerseits,dasssichderStaatzurückziehtundanderer
seits die Hochschulen in die Lage versetzt werden, als strategische Akteure tatsächlich
handlungsfähigzuwerden.StaatlicheSteuerungausderDistanzbeigleichzeitigerStärkung
der Selbststeuerungskräfte der Hochschulen soll nicht nur die Steuerungsprobleme des
Staateslösen,sondernauchEffizienz‐undEffektivitätssteigerungenermöglichen(deBoeret
al. 2007; Krücken/Meier 2006).
Bislang ist allerdings empirisch kaum untersucht, ob die
StärkungderRollederHochschulen tatsächlichzusubstantiellenLeistungsverbesserungen
inLehre,ForschungundWissenstransferführt(Enders2008).Zugleichwirdangenommen,
dassdie funktionale Überforderungder Hochschulen in Lehre, Forschung, Nachwuchsför
derung,Wissenstransfer,regionalerEntwicklung,internationalemWettbewerbetc.unddas
hierausresultierende„Zielwirrwarr“
(Schimank2001)nurdurchfunktionale Arbeitsteilun
gen und daraus resultierenden Profilbildungen zu bewältigen ist. Schließlich spielen auch
finanzpolitischeErwägungeneineRolle,dainZeitenknapperKassenderöffentlichenHand
eineflächendeckendeFinanzierungallerBereicheinallenHochschulennichtzugewährleis
tensei.
Die Lockerung rechtlicher Rahmensetzungen, die Umstellung kameralistischer Finan
zierung auf Globalhaushalte, die Umverteilung staatlicher Mittel von der Grundfinanzie
rung hin zu mehr Wettbewerb um Projekte und Programme, die Stärkung der Rolle von
320 JürgenEnders
Hochschulleitungund‐management sind besonderssichtbare Maßnahmen, durch die von
staatlicher Seite die Voraussetzungen geschaffen werden sollten, um solche Autonomisie
rungs‐ und Differenzierungsprozesse zu ermöglichen. Zahlreiche Hochschulkonzepte in
denverschiedenenBundesländerntreffenheute Aussagen zu Profilbildungsprozessenund
auchdieBundesregierungsetztaufdieProfilbildungderHochschulen.Wiederumsind
also
staatlicheSteuerungundFinanzierungfürdieGestaltungderinstitutionellenOrdnungdes
deutschenHochschulsystemsvonzentralerBedeutung.DiesesMalsollenallerdingsProzes
sederDifferenzierungundProfilbildungunterstütztwerden,dieanvielenHochschulenin
derTatauchzubeobachtensind.
FüreinProfilistcharakteristisch,dassdieHochschulebesondereMerkmale−
fachliche
Stärkenund spezifischePotenziale hervorhebt und entwickelt, die besonderswichtig für
ihre Leistung sind. Die unterschiedlichen Profile können sich in der Lehre, der Forschung,
dem Wissens‐ und Technologietransfer, den internationalen Hochschulbeziehungen, der
Ausbildungdes wissenschaftlichen Nachwuchses und auch in Hochschulorganisation und
im‐managementzeigen.DieGrundlagenfüreinspezifisches
ProfilbildeninderRegelaber
Prioritätensetzungen für Forschungsschwerpunkte und spezifische Lehrangebote. Die Ent
scheidung für ein bestimmtes Profil hat dabei möglicherweise weitreichende hochschulin
terneAuswirkungen.DurchPrioritätensetzungwirdnichtmehrdie möglichstkonfliktfreie
interneVerteilung der Mittel gefördert, sondern die profilstärkende strategischeSteuerung
mit Betonung von zentralen und weniger
zentralen Disziplinen, Fakultäten oder For
schungsbereichen.
Um Prozesse der Schwerpunktbildung innerhalb der Hochschulen zu unterstützen,
werdeninvielenLänderngezielthochschulübergreifendeVerbünde−sowohlvonUniversi
tätenoderFachhochschulen untereinanderalsauchzwischenUniversitätenundFachhoch
schulenund/oderaußeruniversitärenForschungseinrichtungen−gefördertundinmanchen
LändernHochschulenfusioniert(sieheBeitragvonHansWillyHohnindiesemBand).Eini
geHochschulenhabensichzuBenchmarkingClubszusammengeschlossenodersindinter
nationalen Konsortien von Hochschulen beigetreten. Als Folge der Profilbildung gehen
Hochschulenalsomitunterschiedlichen odersichergänzendenProfilenverstärktKoopera
tionen auf verschiedensten Ebenen ein. Solche Verbünde haben in zunehmendem Maße
auchEinflussauf
dieorganisatorischeBinnendifferenzierungderUniversitäten.
„DieneueFreiheit derHochschulen“(Brinckmann 1998)istaberkeineswegsgrenzen
los. Die Bindung der Haushaltsmittel an den Hochschulen schränkt die finanziellen Spiel
räume der Unterstützung von Schwerpunktbildungen deutlich ein. Staatliche Instanzen
steuern durch Profil, Ziel‐ und Leistungsvereinbarungen mit den Hochschulen sowie die
Einführungvon
EvaluationenundAkkreditierungenkräftigmit,wennesumProfilbildung
geht.InterneUmverteilungenführenzuerheblichenKonfliktenundGegenbewegungender
Besitzstandswahrung innerhalb der Hochschulen selbst. Schließlich sind die Kosten der
Positionierung der Hochschulen auf staatlich induzierten QuasiMärkten um output
gesteuerte Grundfinanzierungen, wettbewerblich vergebene Forschungsmittel und Prog
rammtöpfe aller Art nicht
zu unterschätzen. Offen ist derzeit denn auch, welches Ausmaß
an Profilbildung tatsächlich erreicht werden kann, und wie viel Differenzierung wün
schenswert ist. Ob Autonomie, Profilbildung und Wettbewerb, wie vielfach vermutet, in
jedem Fall zu größerer Vielfalt führen, ist aus organisationstheoretischer Perspektive bez
HochschulenundFachhochschulen 321
weifelt worden (Krücken 2004; Schimank 2001). Der Wissenschaftsrat stellte unlängst fest,
dass sich Hochschulen gerade unter hohem Wettbewerbsdruck risikoavers verhalten kön
nen,„undeineFormderRisikoaversionist,andereOrganisationen,diemanfürerfolgreich
hält, zu imitieren. Wenn mehr Differenzierung gewünscht ist, genügt es demnach nicht,
wettbewerbliche Elemente zu stärken; Wettbewerb im Hochschulwesen muss auch unter
geeigneten Ra hmenbedingungen und nach Regeln stattfinden, die die gesellschaftlichen
Kontextbedingungenberücksichtigen“(Wissenschaftsrat2006:19).
Unlängst hat jedoch die Wünschbarkeit einer stärkeren vertikalen Differenzierung in
nerhalbdesforschungsintensivenBereichsdesHochschulsystemsunddamiteinerImitation
der Besten einen deutlichen Schub durch die Exzellenzinitiative von Bund und Ländern
erhalten. Beschlossen wurde die Bewilligungvon insgesamt 1,9 MilliardenEuro Förderge
ldern(75ProzentdavonvomBundund25ProzentvomjeweiligenSitzlanddergeförderten
Einrichtung)fürdenZeitraumvon2006bis 2011zurFinanzierungvonca.40Graduierten
schulen,ca.30ExzellenzclusternsowiebiszuzehnZukunftskonzeptenzumprojektbezoge
nen Ausbau der univers itären Spitzenforschung. Verschiedene ausländische Rankings na
tionalerHochschulsysteme undinsbesondereRankingsderweltweitinderForschung
füh
renden Universitäten haben dabei erheblich mit dazu beigetragen, Fragen der Differenzie
rung des Hochschulsystems nicht mehr allein als nationalstaatliche Angelegenheit zu be
greifen,sondernalsglobalenWettbewerbumQualitätundSichtbarkeit.SolcheRankings
wiedas Times HigherEducationRankingoderdasShanghaiRanking sind ausmethodi
scherSicht
zwarerheblicherKritikausgesetzt,habenabereineenormepolitischeAufmerk
samkeitgefunden.
Nachdem in den 1980er und 1990ger Jahren relativ wenig getan worden war, um die
Auswirkungen der Massenuniversität auf die Forschung zumindest zu kompensieren, ist
mit der Exzellenzinitiative eine beachtliche hochschul‐ und wissenschaftspolitische Kehr
twende der Selektion und Förderung
der Spitzenforschung an den Universitäten eingetre
ten. Betrachtet man die hierfür bereit gestellten Mittel und vergleicht sie mit den Etats
weltweit führender Universitäten, dannhandelt es sich zwar um einen vergleichsweise
bescheidenenSchritt. Für dasdeutscheSystem,indem dievertikaleDifferenzierunginner
halbdesforschungsintensivenHochschulbereichstraditionellbesondersgeringgewesen
ist,
bedeutet die Exzellenzinitiative jedoch einen beachtlichen Paradigmenwechsel. So hat die
ExzellenzinitiativeeinebisherunbekannteDebatteinnerhalbderUniversitätenumdiePro
filbildunginderForschung und diestrategische Positionierung im Wettbewerb um Exzel
lenz freigesetzt. Zweifellos nimmt mit wac hsender Bedeutung von vertikaler Differenzie
rung, die nicht durch Abgrenzungen von
Hochschularten (Universitäten und Fachhoch
schulen)undvonEbenenderStudienabschlüsse(Bachelor,Master,Promotion)formalsich
tbar ist, die informelle Herausbildung von Profilen in einem stärker stratifizierten Hoch
schulsystemzu.EinenwichtigenImpulshatdieExzellenzinitiativeebenfallsfürdiestärkere
strategische Nutzung und Institutionalisierung der Zusammenarbeit zwischen Universitä
tenund außeruniversitärenöffentlichen
Forschungseinrichtungen und damit für die Über
windungder vielfach beklagten Versäulung des deutschen Wissenschaftssystems gegeben.
Umstrittenist dagegen, wieExzellenzeigentlichgemessenbzw.bewertetwerdenkann, ob
mitderExzellenzinitiativewirklichdieinderForschungführendenBereicheundUniversi
tätenausgewähltwurden(Münch2006,2007)undobdiebegrenztenMittel
nichtnotwendi
322 JürgenEnders
gerweise zu einer Enttäuschung hochgesteckter Ziele führen müssen. Die DFG und der
Wissenschaftsrat gehen jedenfalls davon aus, dass „dieses Programm entscheidend dazu
beitragenwird,dieinternationaleSichtbarkeitdeutscherUniversitätendeutlichzuerhöhen“
(DFG 2007) und dass die Förderung bereits Wirkung zeigt: „Der Wissenschaftsstandort
DeutschlandwirdimInlandwie
imAuslandsehrvielstärkerwahrgenommen“(DFG2008).
Sondermann et al. (2008) haben kürzlich vorgeschlagen, das Times Higher EducationRan
king als eine Art fachunspezifische Sichtbarkeitsmessung für ganze Hochschulen zu nutzen,
umwohlwissendum derenmethodischeDefizite möglichekurzfristigeEffektederEx
zellenzinitiativeinderglobalenAufmerksamkeit
zuerfassen. Danach„ergebensichderzeit
nochkeineIndiziendafür,dassdiedritteFörderliniederExzellenzinitiative,dieinbesonde
remMaße die internationale Sichtbarkeit der geförderten Einrichtungen voranbringensoll,
bereitsmessbareEffektehervorgerufenhat“(Sondermannetal.2008:113).
Sobleibtabzuwarten,welchemittelfristigenWirkungendieExzellenzinitiativeaufdie
Leistungsfähigkeitund
internationaleReputationdergefördertenUniversitätenhabenwird.
Unklar ist zudem noch, ob und in welcher Form sie eine Fortsetzung erfahren wird, und
welche Auswirkungen eine stärkere vertikale Differenzierung der deutschen Universitäten
entlang der Spitzenforschung auf die Leistungsfähigkeit und institutionelle Ordnung des
Gesamtsystemshabenwird.
Ausblick
DieinstitutionelleLandschaftdesHochschulsystems inDeutschlandistinBewegunggera
ten.LangeZeitdominiertenrelativfesteundstabileZuschreibungenderRollenundAufga
benvonUniversitäteneinerseits und Fachhochschulen andererseits. DieUniversitätensoll
teninihremKernwissenschaftsbasierteLehreundgrundlagenorientierte Forschung sowie
dieFörderungdeswissenschaftlichenNachwuchsesbetreiben,
währenddieFachhochschu
lensichauf diestärkerpraxisbezogeneLehreundeinedeutlichanwendungsbezogeneFor
schungallenfallsalsZusatzkonzentrierensollten.Gleichzeitigwurdeinderhochschulpoli
tischen Praxis unterstellt, dass die jeweiligen Profile und Leistungen von Universitäten
einerseitsundFachhochschulenandererseitsgleichwertigseien.
Diese wirkungsmächtige Akteursfiktion einer weitgehend stabilen Arbeitsteilung in
nerhalb eines binären Hochschulsystems bei gleichzeitiger geringer Binnendifferenzierung
innerhalbderbeidenTeilsystemelässtsichheutenichtmehrhalten.DasStrebenderFach
hochschulen, sich auch in der Forschung zu profilieren, hat zunehmende politische Aner
kennung und Unterstützung erfahren. Die Universitäten haben im Gegenzugzunehmende
Anstrengungen unternommen, die Praxisorientierung ihrer Studiengänge
zu verstärken.
DieUmsetzungdesBolognaProzessesunddieExzellenzinitiativehabenbesondersdeutlich
zu einem Paradigmenwechsel in der Gestaltung der institutionellen Ordnung des Hoch
schulsystems beigetragen. Die Profilbildung einzelner Universitäten und Fachhochschulen
tragenebensozueinerjedenfallsfürdeutscheVerhältnisse bisher unbekanntenUnord
nungbei,wiezunehmendeKooperationenzwischen
UniversitätenundFachhochschulenin
derLehresowievermehrteKooperationenmitdenaußeruniversitärenEinrichtungeninder
Forschung.
HochschulenundFachhochschulen 323
Diese neue Unübersichtlichkeit geht mit durchaus widerstreitenden Anforderungen
undhochschulpolitischenTrendseinher,diekeineswegseineinheitlichesBildderzukünfti
gen institutionellen Ordnung des Hochschulsystems ergeben. Jede Prognose der weiteren
Entwicklungwirdhierdurcheherschwierigeralsleichter.
MankannsichzumBeispieldurchausvorstellen,dasses sowohlunter
denUniversitä
ten wie auch unter den Fachhochschulen dauerhaft Gewinner und Verlierer geben wird,
dass einige Einrichtungen schlicht verschwinden, in neuen Zusammenschlüssen aufgehen
oderdenSprungineineandereLigaschaffen.KeineÜberraschungistauch,wenndieFach
hochschulensehrvielstärkerausgebautwerden,umdieUniversitätenodereinen Teil
von
ihnen für die Forschung zu entlasten. Innerhalb einer formalisierten binären Struktur wir
sich dann eine praktisch viel bedeutendere vielschichtige horizontale und vertikale Diffe
renzierungetabliertmitderdieZweiteilunginUniversitätenundFachhochschulenfaktisch
obsolet wird. Vorstellbar ist aber auch, dass die binäre Zweiteilung des Hochschulsystems
formal abgeschafft wird, in
der Praxis aber erhalten bleibt. Es ist auch denkbar, dass jeder
Versuch einer horizontalen Profilbildung durch die überwältigende Anziehungskraft des
neuen Leitbilds der weltweit führenden Forschungsuniversitäten konterkariert wird und das
Ringen um die Mitgliedschaft in der Champions League der Universitäten alle anderen
Dynamikenüberschattet.
In jedem Fall wird der Bedarf
an staatlichem Monitoring der Entwicklung und Leis
tungsfähigkeit des Hochschulsystems im Zuge der Differenzierung teilautonomer Hoch
schulen im Wettbewerb zunehmen. Es ist keineswegs gesagt, dass die Summe der staatli
chenRegelungenundProgrammeineinemföderalenSystemsowiederstrategischenPosi
tionierungeneinzelnerHochschuleninsgesamteinleistungsfähigesHochschulsystem erge
ben. Für
die Forschung bedeutet dies, dass sie sich stärker als in der Vergangenheit der
Frage stellen muss, ob und inwieweit die institutionelle Ordnung eines Hochschulsystems
dennüberhaupteineDeterminanteihrerPerformanzbildet.
Schließlich stehen einige alte und neue Themen auf der aktuellen politischen Tages
ordnung,diefürdieweitereEntwicklungund
LeistungsfähigkeitdesdeutschenHochschul
systems von großer Bedeutung sind.Zweifellos hat die Exzellenzinitiative die Aufmerk
samkeit für die Lage der Forschung an den Hochschulen erhöht. Unklar ist aber nach wie
vor,obesimföderalenSystemgelingt,denpolitischenWillenzumobilisieren,umdieUn
terstützungfürdieForschungan den
Hochschulenflächendeckendundnachhaltigzuver
bessern. Manches spricht momentan dafür, dass auch zukünftig einige Leuchttürme der
Forschung besondere Förderung erhalten, in der Fläche aber kaum Verbesserungen gelin
gen. Der BolognaProzess hat eine Fülle von Strukturreformen in der Ausbildung an den
Universitäten und Fachhochschulen angestoßen. Unklar ist aber, ob
diese Strukturreform
unter Bedingungen permanenter Überlast bei allem guten Willen überhaupt die erhofften
substantiellen Effekte erzielen kann, und ob es gelingt, eine zweite Stufe der Reform zu
implementieren, mit der sich Verbesserungen der Lehr‐ und Lernkultur an den Hochschu
lenverbinden.
324 JürgenEnders
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... Specifically, we checked whether the attrition of participants was associated with procrastination, learning-related anxiety, and hope, as well as relevant demographic variables including gender, age, and semester. Significant mean differences between groups (i.e., number of measurement points completed) implied systematic missingness (Enders, 2010; see "Panel attrition analysis"). We addressed systematic missingness by using multiple imputation (MI), a technique whereby missing data are imputed several times to generate several sets of complete-data estimates of the parameters (Newman, 2003). ...
... But there were no significant differences concerning age, H(2) = 1.20, p = 0.55, and gender, χ2(2) = 3.61, p = 0.17. Taken together, our data showed systematic attrition (Enders, 2010). Therefore, we implemented multiple imputation with 50 imputations to handle missing data (see Asendorpf et al., 2014). ...
... Lastly semester studied correlated weakly positive with procrastination (T1) and learning-related anxiety (T1-T3) suggesting that students in higher semesters reported higher procrastination and learning-related anxiety than lower semester students. Given these significant correlations between these key sociodemographic variables and our variables of interest, we included gender, age, and semester in the imputation procedure to control for their effects and improve the estimation of missing data (Enders, 2010;Geiser, 2013). ...
Article
Full-text available
Although cross-sectional studies depict (negative) emotions as both antecedents and consequences of trait procrastination, longitudinal studies examining reciprocal relationships between procrastination and emotions are scant. Yet, investigating reciprocal relationships between procrastination and emotions within long-term frameworks can shed light on the mechanisms underlying these relationships. Additionally, the role of positive emotions concerning procrastination is largely unattended to in the procrastination–emotion research; albeit, this perspective can inform preventive and intervention measures against procrastination. In the present study, we explored reciprocal associations between trait academic procrastination on the one hand and trait-like learning-related anxiety and hope on the other hand over one semester. Overall, N = 789 students in German universities participated in a three-wave online panel study. Participants responded to questions on academic procrastination as well as learning-related anxiety and hope at the beginning (T1), middle (T2), and end (T3) of the lecture period of the semester in approximately 6-week measurement intervals. A latent cross-lagged panel model was used to test the hypotheses. After accounting for autoregressive effects, our results showed that academic procrastination at T1 positively predicted learning-related anxiety at T2. In contrast, academic procrastination at T1 negatively predicted learning-related hope at T2, which in turn negatively predicted academic procrastination at T3. Our results highlight positive emotions (e.g., hope) as also significant factors for procrastination and suggest them as possible “protective factors” against procrastination. Boosting positive emotions as part of interventions against procrastination could potentially help reduce the tendency to procrastinate.
... However, UAS face specific challenges within the institutional landscape of the German tertiary education sector (Niederdrenk, 2013). Enders (2010) observes that there is a new level of obscurity accompanied by conflicting demands challenging UAS. In particular, they are confronted with an increasing catalogue of tasks and missions (that are partly fully imposed and partly policy-induced own aspirations). ...
... There are various accounts on structural changes and challenges of German UAS (e. g. Enders, 2010;Niederdrenk, 2013;Teichler et al., 2017). However, there is a lack of coverage of implications for specific institutions or degree programs. ...
... Furthermore, a trend of social politics that emphasized widening participation and the availability of higher education in all regions of the Federal Republic of Germany emerged. Consequently, the higher education institution type of the UAS was created, and it primarily functioned as absorber of the massively increased demand for tertiary education (Enders, 2010). The signature feature of the UAS was a shorter, clearly defined degree program cycle that was academically inspired, yet strongly teaching-oriented. ...
Article
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The contribution at hand sheds light on dramatically mounting tensions that academic tourism education in Germany is facing within the context of applied science universities. Drawing on the concept of organizational hybridity, we distil two dilemmas resulting from respectively incongruent expectation sets. Firstly, a spatial hybridity dilemma results from opposing missions of regional development and embeddedness versus internationalization prescriptions and efforts. Secondly, there is an ideational hybridity dilemma resulting from imperatives to serve employment markets versus academic purposes of serving social and scientific ideals. Based on a tourism program case from Northern Germany we highlight how a mélange of diverse, partly obscure and increasingly conflicting missions as well as largely inflated and for the most part incongruent stakeholder expectations threaten to tear the institution apart and to lead tourism education onto pathways where it could lose its bearings. We summarize our three major concerns of academics drifting off the course of integrity out of desperation resulting from overwhelming pressures, impoverished learning experience for our student constituencies and impoverishment of research in an era where we need meaningful research more than ever in tourism and beyond. We thus contribute to the debate about the future of tourism education in academia.
... Neben dem Ausbau und der Neugründung zahlreicher Universitäten wurde im Zuge dessen mit den HAW ein neuer Hochschultypus etabliert. Dieser Typus führte zu einer Dichotomie der Hochschullandschaft, die sich sowohl in der Zielsetzung als auch den organisationalen Strukturen widerspiegelt: Auf der einen Seite stehen die Universitäten, deren Primat in der (Grundlagen-)Forschung liegen soll und die nur nachgelagert als akademische Lernorte verstanden werden; auf der anderen Seite stehen HAW, welche in erster Linie anwendungsorientiertes Wissen vermitteln und nur nachgängig forschen sollen (Enders 2010). Diese divergierende Zielsetzung wurde auch in den organisationalen Strukturen verankert. ...
... Seit Mitte der 1980er Jahre wird diese Dichotomie zunehmend brüchig. Durch die Novellierung der rechtlichen Rahmenbedingungen wurde die Funktion und das Aufgabenspektrum der HAW auf anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung erweitert (Enders 2010 Rektorenkonferenz (1984) und dem Wissenschaftsrat (1985). Unter Verweis auf einen Vortrag des ehemaligen Leiters der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats, Peter Graf Kielmansegg, auf der Jahresversammlung der Westdeutschen Rektorenkonferenz werde dieser Paradigmenwechsel besonders deutlich: So betone Kielmansegg, dass es in der Wissenschaft "seit jeher um den Wettbewerb der Ideen gegangen" sei, welcher jetzt durch einen neuen und auszubauenden "Wettbewerb von Organisationen" ergänzt werde (Kielmansegg 1984, zit. ...
Chapter
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Forschung wird zunehmend aus Sicht ihrer Ergebnisse gedacht – nicht zuletzt aufgrund der Umwälzungen im System Wissensschaft. Der Band lenkt den Fokus jedoch auf diejenigen Prozesse, die Forschungsergebnisse erst ermöglichen und Wissenschaft konturieren. Dabei ist der Titel Doing Research als Verweis darauf zu verstehen, dass forschendes Handeln von spezifischen Positionierungen, partiellen Perspektiven und Suchbewegungen geformt ist. So knüpfen alle Beitragenden auf reflexive Weise an ihre jeweiligen Forschungspraktiken an. Ausgangspunkt sind Abkürzungen – die vermeintlich kleinsten Einheiten wissenschaftlicher Aushandlung und Verständigung. Der in den Erziehungs-, Sozial-, Medien- und Kunstwissenschaften verankerte Band zeichnet ein vieldimensionales Bild gegenwärtigen Forschens mit transdisziplinären Anknüpfungspunkten zwischen Digitalität und Bildung.
... Higher education policies for the knowledge economy can be traced back to the 1960s. The rapid expansion of German higher education in the 1960s and 1970s and the institutionalization of the UAS can be seen in this context (Enders, 2010). However, higher education for the economy also appears to be a central goal in current policy. ...
... These primarily support collaborative projects between industry and science and thus aim to orient research toward economic interests (Breschi & Cusmano, 2004;Massih-Tehrani et al., 2015). It is interesting to note that in addition to universities, the UAS, which at the time of their institutionalization were primarily focused on teaching (Enders, 2010), are increasingly being addressed as central actors with regard to applied and commercially oriented research. Various funding programs located between HEIs and companies focus on the UAS as central research actors (e.g., the funding programs research at Universities of Applied Sciences (BMBF) and Innovative Higher Education (BMBF)). ...
Chapter
This chapter argues for the importance of a comparative perspective on the academic profession, as higher education globally assumes an increasingly central role in the knowledge society and economy. We begin with an overview of the surge in empirical research on the academic profession over the past three decades and culminate with an introduction to the APIKS project: the Academic Profession in the Knowledge-Based Society. The project, involving research teams from 22 countries across 5 continents, designed and executed surveys of the academic profession in 2019–2020, including their role, working conditions, career trajectories and prospects, and the changing pressures and expectations for contributing to economic growth and social betterment through research, teaching, and external activities. Sampling and survey processes, including planning and design and datafile management, are described. The chapter concludes with a discussion of the challenges of conducting a large-scale comparative survey and considers the project’s likely future directions.
... Higher education policies for the knowledge economy can be traced back to the 1960s. The rapid expansion of German higher education in the 1960s and 1970s and the institutionalization of the UAS can be seen in this context (Enders, 2010). However, higher education for the economy also appears to be a central goal in current policy. ...
... These primarily support collaborative projects between industry and science and thus aim to orient research toward economic interests (Breschi & Cusmano, 2004;Massih-Tehrani et al., 2015). It is interesting to note that in addition to universities, the UAS, which at the time of their institutionalization were primarily focused on teaching (Enders, 2010), are increasingly being addressed as central actors with regard to applied and commercially oriented research. Various funding programs located between HEIs and companies focus on the UAS as central research actors (e.g., the funding programs research at Universities of Applied Sciences (BMBF) and Innovative Higher Education (BMBF)). ...
Chapter
This chapter outlines the institutionalization of a knowledge economy in Germany, clarifies the role of the higher education sector in the national research and development (R&D) system, and outlines the policies designed to strengthen the relations between higher education and the economy. As an analytical scheme, two distinguishable ideal-typical relationships between higher education and the knowledge economy in Germany are elaborated: “higher education for the knowledge economy” and “higher education in the knowledge economy.” A clear reform-induced change in the higher education system has been observed, primarily for higher education for the knowledge economy (e.g. through higher education expansion). Since the 1990s, increased political efforts have been made to place universities in the knowledge economy by pushing the commercialization of knowledge. However, there is no clear evidence of the impact of policies that position higher education in the knowledge economy. In general, the German R&D system is characterized by a high degree of institutional stability.
... Therefore, the traditional institutional profile of UAS differs clearly from the universities' profile (Enders, 2010;Wissenschaftsrat, 2010;Schreiterer, 2016;Hüther & Krücken, 2018). Four key structures of organisations identified by Luhmann's organisational sociology highlight some of the differences: goal programmes defining the tasks of the organisation; conditional programmes regulating the organisation's response to clearly defined inputs; communication channels structuring the organisational hierarchy; and personnel which shape organisational decision patterns (Luhmann, 2006;Kühl, 2013;Seidl & Mormann, 2014). ...
... However, spurred by increased competition, quantitative expansion and a shift in legislation, the boundaries between UAS and universities recently have begun to blur. This development, which is not only a specifically German phenomenon, but can be seen in many higher education systems (Hüther & Krücken, 2018, 68), has been interpreted as a structural convergence (Enders, 2010;Hüther & Krücken, 2018) or academic drift (Riesman, 1956;Neave, 1979;Gellert, 1993;Kyvik, 2009, Tight, 2015Hüther & Krücken, 2018). Usually, academic drift is understood as an upward-drift (Holuscha, 2012;Schreiterer, 2016), meaning 'the discernible tendency of tertiary institutions lower down in the hierarchy of prestige [. . ...
Article
The boundaries between universities of applied sciences and universities in the binary higher education system in Germany have begun to blur. This is likely to affect the criteria for hiring professors, too. The article investigates whether or not there is a similarity of the relative weight universities of applied sciences and universities put on selection criteria in appointment procedures for professorships. This analysis is based on data of an online survey of heads of appointment committees from both types of organisations, focusing on the relevance the respondents have attached to 23 selection criteria.
Article
Full-text available
Zusammenfassung Länder mit einer starken Betonung der beruflichen Bildung in ihren Bildungs- und Innovationssystemen, beispielsweise Deutschland und die Schweiz, zählen seit Jahren zu den innovativsten der Welt. Gleichzeitig konstatiert internationale Innovationsforschung, dass ein hoher Akademisierungsgrad (und damit gerade nicht die berufliche Bildung) für starke Innovationsleistungen unabdinglich ist. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? In diesem Überblicksartikel zeigen Uschi Backes-Gellner und Patrick Lehnert anhand einer Aufarbeitung neuer Forschungserkenntnisse, warum die deutschsprachigen Länder nicht trotz, sondern gerade auch wegen ihres Berufsbildungssystems hochinnovativ sind. Zu den erforderlichen institutionellen Rahmenbedingungen für diesen Effekt gehören dabei die zukunftsorientierte Gestaltung und Aktualisierung von Berufsausbildungscurricula, die Vermittlung von breiten beruflichen (statt engen betriebsspezifischen) Kompetenzen in dualen Berufsausbildungsprogrammen, ein durchlässiges Bildungssystem mit attraktiven Karrierepfaden sowie eine Verknüpfung von tertiärer beruflicher Bildung und angewandter Forschung.
Thesis
Full-text available
Aufgrund von Reformen auf Hochschulebene (z.B. Hochschulexpansion, Bologna-Re-form) sowie transformierender Einschnitte wie der COVID-19-Pandemie gewinnt die Förderung von (digitalen) Lehrkompetenzen an der Hochschule an Bedeutung (vgl. Keh-rer & Thillosen 2021, S. 65). Als „Grenzfall wissenschaftlicher Weiterbildung“ (Scheidig & Klingovsky 2020, S. 297) diskutiert, steht hierbei die hochschuldidaktische Weiterbildung vor der Herausforderung, den Erwartungen an praxisnahe Lösungen zur Gestaltung von Hochschullehre (Reinmann 2021, S. 45) sowie gleichermaßen einem wissenschaftlichen Anspruch gerecht zu werden (vgl. Merkt 2014a, S. 101). Unter Bezugnahme auf die im Feld der wissenschaftlichen Weiterbildung geführte Diskussion der „Wissenschaftlichkeit“ (Tremp 2020, S. 123) untersucht die vorliegende Arbeit im Rahmen einer Programm- und Dokumentenanalyse Wissenschaftsbezüge in zehn ausgewählten hochschuldidakti-schen Zertifikatsprogrammen aus den Jahren 2021 und 2022. Hierbei konnten stilistisch-kommunikative, theoretisch-konzeptionelle, forschungsbezogene, fachlich-disziplinäre und institutionell-akteursspezifische Bezüge auf Wissenschaft herausgearbeitet werden. Dies ermöglicht eine differenzierte Betrachtung von Wissenschaftsbezügen in der hoch-schuldidaktischen Weiterbildung und bietet Anknüpfungspunkte für den wissenschafts-bezogenen Diskurs in der wissenschaftlichen Weiterbildung.
Thesis
Einleitung: Die gesamtgesellschaftlichen Veränderungen und der Wandel der Arbeit halten auch in den Hochschulen Einzug und stellen diese vor große Herausforderungen. Weitreichende und anhaltende Reformen sowie Veränderungsprozesse bedürfen in den einzelnen Hochschulen Maßnahmen, um die Leistungsbereitschaft und die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten und zu fördern. Organisationskultur stellt einen wichtigen zu berücksichtigenden Faktor innerhalb diesen Wandels dar und ist in der Literatur ein oft benutztes Konzept zur Vorhersage der Leistungsfähigkeit in Wirtschafts-, aber auch Nonprofit – Organisationen. Bedeutsame Zusammenhänge zwischen Organisationskultur und Gesundheit zeigen sich insbesondere in den ver- schiedenen Studien zum Bielefelder Sozialkapitalansatz. Im Hochschulkontext findet das Konzept Organisationskultur jedoch kaum Berücksichtigung. Um die Gestaltungsmöglichkeiten zu einer gesundheitsförderlichen und motivieren den Organisation aufzeigen zu können, war es das Ziel der vorliegenden Arbeit her- auszustellen, dass Hochschulen individuelle Organisationskulturen innehaben und Or- ganisationskultur auch im Hochschulkontext ein wichtiger Einflussfaktor für die Vorher- sage der psychischen Gesundheit und der Leistungsbereitschaft ist. Die Dissertation richtete sich an zwei Forschungsfragen aus: 1.Weisen Hochschulen spezifische Organisationskulturen auf? 2.Welche kulturellen Aspekte beeinflussen die psychische Gesundheit, sowie die motivationalen Aspekte von Hochschulmitarbeiter*innen? Methodik: Nach der theoretischen Einführung in die Besonderheiten der Organisation Hochschule und der Darstellung des Bielefelder Sozialkapitalkonzepts mit Schwerpunkt auf der Organisationskultur wird auf Grundlage einer Fragebogenerhebung untersucht, ob sich die Hochschulen in ihren Ausprägungen der Organisationskultur unterscheiden und ob diese eine Ressource für die psychische Gesundheit und einen Garanten für Leistungsbereitschaft darstellt. Der Einfluss der einzelnen Dimensionen von Organisationskultur wurde detailliert untersucht, um ein differenziertes Bild über die Wirkmechanismen zu erhalten und Handlungsempfehlungen ableiten zu können. Zusätzlich wurde geprüft, ob der Zugang zur Ressource Organisationskultur von soziodemografischen Daten abhängig ist. Die Querschnittsanalyse basierte auf schriftlichen Befragungen an insgesamt 10 Hochschulen in Deutschland. In die Analyse wurden die Daten von 5453 Befragten eingeschlossen. Diese wurden mittels einer multiplen Imputation bearbeitet, um trotz fehlender Werte die inferenzstatistischen Verfahren umsetzen zu können. Die Datenanalyse erfolgte anhand uni-, bi- und schließlich multivariater Verfahren. Ergebnisse: Die Varianzaufklärung durch die Hochschulen in Bezug auf die Organisationskultur mittels Random-Intercept-Only-Modellen ergab für 2 von 3 Dimensionen signifikante Effekte (p < 0,05) mit einem ICC von 0,047 für die Ebene Dezernat / Fakultät und einem ICC von 0,074 für die Ebene Hochschule. Die zentralen Ergebnisse der Zusammenhangsanalysen mittels multipler linearer Regressionen zeigen, dass Organisationskultur unter Adjustierung soziodemografischer Daten einen Einfluss auf die Aspekte der psychischen Gesundheit und der motivationalen Aspekte hat. Der Anteil aufgeklärter Varianz für die Modelle beläuft sich für die Vorhersagen zwischen R²kor = .092 für das Merkmal kognitiven Stresssymptome und R²kor = .361 für das Merkmal Arbeitszufriedenheit. Mittels einfacher linearer Regressionen konnte aufgezeigt wer- den, dass sowohl das Commitment als auch die Arbeitszufriedenheit Einfluss auf das Wohlbefinden, die depressive Verstimmung und die Erschöpfungszustände haben. Die Haupteinflussfaktoren der Organisationskultur sind auf die Dimensionen Arbeitsbereich und Hochschule zurückzuführen. Hierzu zählen im Arbeitsbereich die Partizipation, das Vorhandensein gemeinsamer Ziele und Werte und der Umgang mit Problemen, für die Dimension Hochschule die gelebte Kultur und die Verlässlichkeit der Hochschulleitung. Diskussion: Aufgrund der Ergebnisse kann angenommen werden, dass Hochschulen individuelle Organisationskulturen innehaben. Dies bietet den Entscheidungsträgern der einzelnen Hochschulen individuelle Ansatzpunkte zur Gestaltung einer gesund- heitsförderlichen und motivierenden Organisationskultur. Es zeigt sich außerdem, dass die Organisationskultur auch im Hochschulkontext einen wichtigen Einflussfaktor für die psychische Gesundheit und die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter*innen darstellt. Insbesondere im Arbeitsbereich und auf Ebene der Hochschulleitung bestehen Ansatz- punkte, um eine an Mitarbeiter*innen orientierte, gesundheitsförderliche und motivierende Arbeitsumgebung für die Mitarbeiter*innen zu gestalten und zu fördern.
Chapter
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Die vorliegende Einleitung bietet Einblick in das aktuelle Thema studentische Vielfalt. Zunächst skizzieren wir die Entwicklung der Studierenden- sowie Studienanfänger*innenzahlen der letzten Jahre sowie Differenzierungstendenzen des Hochschulsystems und den damit verbundenen vielfältigen Studienmöglichkeiten (Abschnitt 1). Nicht zuletzt ist eine zentrale Quelle der Diskussion um studentische Vielfalt in der verstärkten Wahrnehmung der Unterschiedlichkeit Studierender, welche auf die gestiegenen Studierendenzahlen zurückgeführt werden kann, zu sehen. Darauf aufbauend werden die in der aktuellen Debatte nicht trennscharf verwendeten zentralen Begriffe ‚Heterogenisierung‘ und ‚Heterogenität‘ der Studierenden kritisch reflektiert und die Frage diskutiert, inwiefern und vor welchem (zeitlichen) Hintergrund von einer Heterogenisierung der Studierendenschaft gesprochen werden kann (Abschnitt 2). Daran anknüpfend folgt in Abschnitt 3 eine Darstellung von drei begrifflich-theoretischen Ansätzen, die aktuell in diesem Zusammenhang verhandelt werden bzw. verstärkt Berücksichtigung erfahren könnten: Heterogenität, Diversity und Intersektionalität. Es wird ersichtlich, dass es weitere bisher nicht ausreichend berücksichtigte Dimensionen studentischer Vielfalt gibt, die über die klassischen diskutierten studien(erfolgs)relevanten Merkmale hinausgehen und stärker auf studentische Studien- und Lebensarrangements abheben. Vor diesem Hintergrund stellen wir in Abschnitt 4 die Beiträge des vorliegenden Sammelbands vor, der das Ziel verfolgt die Perspektive auf studentische Vielfaltsdimensionen zu erweitern.
Chapter
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Universities worldwide have gone through a variety of changes over the last half-century. From the offspring of institutes for learning and teaching in higher education in the late 1960s to the current emphasis on e-learning, methodological and systematic approaches to academic teaching have more and more replaced the belief in the natural teaching abilities of university professors. Educating university students has come to be seen as something that can be taught like physics or languages, and the individual style and aura of the professor gives way to a more sober and rationalized image of academic teachers. Likewise, the societal conception of academic research has undergone profound transformations.
Chapter
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In this paper, I will show how the government created a framework to bring universities and colleges closer to each other, and thus cast the binary divide into question. Although the first few steps in this process had already been taken in the College Decree in 1994, this process was more stimulated by the Bologna Process. Bologna, after all, stressed the internationalisation of higher education with its consequences for the structure of the curriculum and the titles of the diplomas. Within this process, new structures emerged (e.g. associations between universities and colleges), and special financing was provided for the academic upgrading of college curricula. A comparable financing system for universities and colleges was planned. Nevertheless, the binary divide is still present. First, I will take a look at the structure of the colleges; second, I will give a picture of their governing structure; third, I will discuss their level of autonomy; and fourth, I will highlight their future development and challenges.
Book
Thomas Walter untersucht, ob der sogenannte "Bologna-Prozess" einen Wendepunkt der europäischen Hochschulpolitik darstellt, und wenn ja, an welchen Merkmalen sich das festmachen lässt. Hierfür skizziert er zunächst die wesentlichen Etappen der Geschichte der europäischen Hochschulpolitik. Der historische Kontext zeigt, dass neben der Europäischen Union auch der Europarat und die UNESCO eine zentrale hochschulpolitische Rolle gespielt haben. Für den Bologna-Prozess arbeitet der Autor zuerst entlang der Prozessentwicklung, dann anhand systematischer Aspekte wesentliche Merkmale heraus. Kernpunkt ist, dass es sich bei dem Bologna-Projekt um einen doppelten Prozess zur Neuordnung handelt: einerseits der europäischen Hochschulstrukturen, andererseits des Koordinierungsmodus europäischer Hochschulpolitik. Gesteuert wird dieser Neuordnungsprozess durch ein komplexes, hybrides und evolutionäres Arrangement.
Article
The contribution focuses on the process of merging the East German system of higher education with that of West Germany in the context of German unification in 1990/91. The impact of German unification on East German higher education is described as consisting of five basic measures: (a) de-politicisation; (b) reorganisation and evaluation of extra-university research; (c) establishment of universities of applied sciences; (d) restructuring of disciplines; (e) renewal of academic staff. While arguing that higher education reforms in West Germany were necessary as well but could not be carried out parallel to higher education renewal and restructuring in East Germany, the author describes and analyses how the reform process in East Germany became a challenge and stimulus for reform and change of the West German system of higher education. Its impacts which could be turned into sustainable structural advantages are identified in three areas: (a) quality of teaching; (b) regional development and transfer of knowledge; (c) innovative approaches to research and new degree programmes. The contribution concludes by pointing out that the issue of merging two quite different systems of higher education into one, i.e. a transformation in its own kind, should be discussed as a strategic issue in which the right balance of cooperation and competition can lead to competitive advantages on a global scale.
Chapter
Vor einiger Zeit entdeckte die Organisationsforschung das Phänomen der „permanently failing organizations“ (Meyer/Zucker 1990). Nicht wenige Organisationen in allen Gesellschaftsbereichen können es sich offensichtlich leisten, nichts oder kaum etwas zu leisten, und müssen dennoch nicht befürchten, eliminiert oder zumindest grundlegend reformiert zu werden. Eine Art, die deutschen Hochschulen zu betrachten, besteht darin, sie als solche überlebenstüchtigen Versager anzusehen. Diese Sicht ist in den zurückliegenden zwanzig Jahren zunehmend von der staatlichen Hochschulpolitik eingenommen worden. In „Reformblockaden“ verschanzt, entziehen sich die Hochschulen gemäß dieser Deutung bislang erfolgreich jedem Versuch, ihre eklatanten Leistungsschwächen in Lehre wie Forschung zu beheben.
Article
Abstract The “Exzellenzinitiative” produces a permanent split of German universities into a small minority of approximately 25 elite and research universities and a broad majority of universitites only for education. This split widens the existing relatively modest differences in research quality to a fundamental difference between elite and mass. Although there are only differences beween individual scientists the competition awards excellency to entire universities. Against the official claim, the status of an elite university only for a smaller part is based on achievement, for a greater part on financial power. The consequences of this competition will be a massive increase in social selectivity within the German university system on the one hand anda reduced quality of the entire German university system on the other.