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Psychotherapy of adjustment disorders: Is psychotherapy if limited to 12 sessions sufficiently effective?

Authors:

Abstract

In this study we examined the effectiveness of an outpatient client-centered psychotherapy of patients with adjustment disorders (ICD-10 F43.2) limited to twelve sessions in comparison to an untreated control group. The patients of each group (n(treatment)= 31 and n(control)= 19) had been diagnosed with an adjustment disorder in response to one of the following stressful events: either the loss of an important person or performance deficits at work or university. Compared with the untreated control group the immediate therapy group improved significantly on rating scales and questionnaires. These positive treatment effects proved stable at a 3 months follow-up. Individual treatment gains were also analyzed for clinical and statistical significance. The improvements of the treatment group were significantly greater in all used measures than those of the control group. These improvements were interpreted as an effect of the client-centered treatment which resulted in high individual overall treatment gains and in high effectsizes.
Wir danken der Alfried Krupp von Bohlen und
Halbach-Stiftung für die Finanzierung des For-
schungsprojektes.
Redaktion
M. Cierpka, Heidelberg
Psychotherapeut 2007 · 52:24–34
DOI 10.1007/s00278-006-0520-z
Online publizier t: 30. November 2006
© Springer Medizin Verlag 2006
Astrid Altenhöfer1 · Wolfgang Schulz2 · Reinhold Schwab3 · Jochen Eckert3
1 Therapie-Zentrum für Suizidgefährdete, Universitätsklinikum, Hamburg-Eppendorf
2 Institut für Psychologie, Technische Universität , Braunschweig
3 Arbeitsbereich Gesprächspsychotherapie des Fachbereichs
Psychologie, Universität, Hamburg
Psychotherapie von
Anpassungsstörungen
Ist eine auf 12 Sitzungen begrenzte Ge-
sprächspsychotherapie ausreichend wirksam?
Originalien
Viele in ambulanter Praxis behandelte
Psychotherapiepatienten erhalten die Di-
agnose einer „Anpassungsstörung“ [nach
„International Classification of Diseases-
(ICD-)10“ F43.2], dennoch ist die Wirk-
samkeit von Psychotherapie bei Patienten
mit diesem Störungsbild für kein Thera-
pieverfahren ausreichend empirisch un-
tersucht und belegt worden (Greenberg
et al. 1995; Jones et al. 2002). Auch für die
Gesprächspsychotherapie existieren bis-
lang nur wenige Wirksamkeits- oder Ef-
fektivitätsstudien, und diese beziehen sich
fast ausschließlich auf Anpassungsstörun-
gen, die als Reaktion oder im Zusammen-
hang mit körperlichen Erkrankungen auf-
treten (z. B. Dircks et al. 1982).
Anpassungsstörungen werden in der
ICD-10 mit akuten und posttrauma-
tischen Belastungsreaktionen zu einer di-
agnostischen Kategorie – F43 Reaktionen
auf schwere Belastungen und Anpassungs-
störungen – zusammengefasst (ICD-10,
S. 167 ff.). Allen drei Belastungsstörungen
gehen ursächlich mehr oder weniger stark
belastende Lebensereignisse voraus, ohne
die keines dieser Krankheitsbilder entste-
hen würde.
Anders als bei den akuten und post-
traumatischen Belastungsstörungen re-
sultieren Anpassungsstörungen nach
der ICD-10 aus psychosozialen Belas-
tungen von nichttraumatischem Aus-
maß, z. B. schweren körperlichen Erkran-
kungen oder einschneidenden Lebens-
veränderungen, wie Scheidung oder Ver-
lust des Arbeitsplatzes. Die Auslöser kön-
nen sowohl punktuell als auch kontinu-
ierlich bzw. wiederholt auftreten. Sie füh-
ren zu einer emotionalen Belastung oder
zu Symptomen auf der Verhaltensebene,
die subjektives Leiden sowie eine Beein-
trächtigung des Sozialverhaltens und der
beruflichen Leistung verursachen. Des
Weiteren können damit depressive Ver-
stimmungen, Ängste, Besorgnis und Ein-
schränkungen bei der Bewältigung alltäg-
licher Anforderungen einhergehen. Die
das klinische Bild bestimmende Sympto-
matik wird in Zusatzkodierungen festge-
halten.
In einer Untersuchung zu den Krank-
heitsverläufen von Patienten mit Anpas-
sungsstörungen im Vergleich zu Patienten
mit anderen psychiatrischen Diagnosen
über einen Zeitraum von 10 Jahren fanden
Jones et al. (2002) heraus, dass die Anzahl
der Patienten, die eine Anpassungsstö-
rung als Eingangsdiagnose erhalten hat-
ten und stationär behandelt worden wa-
ren, sowohl die Anzahl der Patienten mit
der Diagnose einer Angststörung als auch
die mit einer Dysthymie übertraf (Jones et
al. 2002, S. 199). Einer ähnlichen Fragestel-
lung widmeten sich auch Greenberg et al.
(1995). Die Autoren verglichen retrospek-
tiv Krankenakten von jugendlichen und
erwachsenen Patienten, die bei ihrer stati-
onären Aufnahme im Rahmen des psych-
iatrischen Notdienstes die Diagnose einer
Anpassungsstörung erhalten hatten, mit
den Krankenakten von Patienten mit an-
deren psychiatrischen Aufnahmediagno-
sen und beobachteten den Behandlungs-
bzw. Krankheitsverlauf beider Patienten-
gruppen für die Dauer von 2 Jahren. Von
den jugendlichen Patienten erhielten ins-
gesamt 34,4% (54 davon 33 Frauen) die Di-
agnose einer Anpassungsstörung und 7,1%
(102 davon 42 Frauen) der erwachsenen
Patienten. Diese Diagnose ging sowohl bei
den jugendlichen als auch bei den erwach-
senen Patienten mit erhöhter Suizidalität
zum Behandlungsbeginn, kürzerer Ver-
weildauer im Krankenhaus und bei den
erwachsenen Patienten außerdem häufig
mit der Zusatzdiagnose einer substanzin-
duzierten Störung einher.
Die Symptome einer Anpassungsstö-
rung beginnen der ICD-10 zufolge inner-
halb eines Monats nach dem auslösenden
Ereignis und sollten innerhalb von 6 Mo-
naten abklingen, können jedoch auch bis
zu 2 Jahre bestehen bleiben. Es wird da-
her angenommen, dass Patienten mit An-
passungsstörungen häufig eine geringe-
re Behandlungsdosis benötigen als ande-
re Psychotherapiepatienten und zwar vor
allem dann, wenn das belastende Ereignis
nicht länger als ein halbes bis ein Jahr zu-
rückliegt. Aus diesem Grund wurde die
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Psychotherapeut 1 · 2007
gesprächspsychotherapeutische Behand-
lung in der vorliegenden Untersuchung
von vornherein als Kurztherapie (vgl.
Biermann-Ratjen u. Eckert 2001, S. 125 f.)
mit limitierter Stundenzahl konzipiert.
Studie
Fragestellung
Von diesem Forschungsstand ausgehend,
sollten folgende Fragen beantwortet wer-
den:
1. Wirkt sich die Behandlung mit ei-
ner zeitlich begrenzten Gesprächspsy-
chotherapie für Patienten mit Anpas-
sungsstörungen positiv aus?
2. Bleiben positive Veränderungen, die
aus der psychotherapeutischen Be-
handlung resultieren, über den The-
rapiezeitraum hinaus erhalten, oder
verschlechtern sich diese Patienten
nach Abschluss der Therapie wieder
deutlich?
Untersuchungsdesign
Eine Anpassungsstörung kann Folge sehr
verschiedener belastender Lebensereig-
nisse sein. Innerhalb dieser Studie wur-
den nur solche Patienten gesprächspsy-
chotherapeutisch behandelt, die als Re-
aktion auf 2 umschriebene belastende Le-
bensereignisse, die vergleichsweise häu-
fig eintreten, eine Anpassungsstörung
entwickelt hatten: zum einen als Reakti-
on auf den Verlust einer wichtigen Bezugs-
person, z. B. durch Todesfall, Trennung
oder Scheidung, zum anderen als Reak-
tion auf ein Leistungsversagen mit fina-
len Konsequenzen in Studium oder Be-
ruf, wie etwa Exmatrikulation oder Ver-
lust des Arbeitsplatzes. Patienten mit An-
passungsstörungen als Reaktion auf ande-
re Ereignisse wurden nicht berücksichtigt.
Weitere Ausschlusskriterien waren akute
Suizidalität und gravierende, komorbi-
de psychische Erkrankungen, z. B. psy-
chotische Störungen, Essstörungen oder
Abhängigkeitserkrankungen. Diese wur-
den in einer Differenzialdiagnostik mit-
hilfe des strukturierten klinischen Inter-
views für das „diagnostic and statistical
manual of mental disorders- (DSM-)IV“
(SKID; Wittchen et al. 1997) zum ersten
Erhebungszeitpunkt ausgeschlossen. Da
Anpassungsstörungen nach den DSM-
IV-Richtlinien nur dann diagnostiziert
werden dürfen, wenn keine weiteren Stö-
rungen auf der Achse I vorliegen, wurden
affektive Störungen und Angststörun-
gen ebenfalls differenzialdiagnostisch im
SKID-Interview ausgeschlossen. Aufnah-
mekriterien waren das Vorliegen der Di-
agnose einer Anpassungsstörung und ein
Lebensalter zwischen 18 und 65 Jahren.
Die Patientenrekrutierung erfolgte von
Juni 2001 bis Mai 2004 deutschlandweit
durch die Vermittlung bzw. Anmeldung
von Patienten aus Beratungsstellen und
Institutsambulanzen sowie durch nieder-
gelassene Psychotherapeuten. Die The-
rapien wurden aus Projektmitteln finan-
ziert. Von ursprünglich 59 testdiagnos-
tisch untersuchten Patienten nahmen
insgesamt 50 (10 Männer und 40 Frau-
en) am vorliegenden Forschungsprojekt
teil. Zwei Patienten konnten aufgrund ei-
ner abweichenden Diagnose nicht in die
Studie aufgenommen werden. Ein Patient
schied innerhalb der Wartezeit aus, weil
er an anderer Stelle sofort eine ambulante
Psychotherapie beginnen konnte. Weitere
6 Psychotherapiepatienten brachen die
Behandlung zu unterschiedlichen Zeit-
punkten ab (unmittelbar nach der Erstdi-
agnostik, nach ein und nach 4 Therapie-
stunden).
Die behandelnden Psychotherapeuten
(n=21, davon 12 Frauen) verfügten alle über
eine abgeschlossene gesprächspsychothe-
rapeutische Ausbildung und eine mehr-
jährige Berufserfahrung als Gesprächs-
psychotherapeuten (M=21,4 Jahre). Die
diagnostischen Untersuchungen der Pa-
tienten wurden therapeutenunabhängig
durch Projektmitarbeiter1 durchgeführt.
Um die Effektivität der gesprächspsy-
chotherapeutischen Behandlung mit ei-
ner unbehandelten Kontrollgruppe ver-
gleichen zu können, wurden die Patienten
mit ihrem Einverständnis einer Behand-
lungs- oder Wartegruppe zugeteilt. Diese
Zuweisung sollte ursprünglich vollstän-
dig randomisiert erfolgen. Dies ließ sich
jedoch im weiteren Projektverlauf vor
dem Hintergrund der deutschlandwei-
1 Bei den Diagnostikern handelte es sich um
Diplom-Psychologen, die als wissenschaftliche
Mitarbeiter an Universitäten – 3 Professoren
und eine Doktorandin – und als niedergelas-
sene psychologische Psychotherapeuten tätig
waren, sowie eine Diplomandin im Fach Psycho-
logie.
Tab. 1 Erhebungsinstrumente
Bereich Erhebungsinstrumente
Soziodemographische Daten Patientenselbstauskunft nach Psy-BaDo (Heuft
u. Senf 1998)
Diagnose Anpassungsstörung nach DSM-IV und ICD-10
Strukturiertes klinisches Interview für DSM-IV
(SKID-I)
Allgemeine psychische Belastungen und Beein-
trächtigungen
„Brief symptom inventory“ (BSI; Franke 2000)
Beeinträchtigungs-Schwere-Score (BSS; Sche-
pank 1995)
Skala zur globalen Erfassung des Funktionsni-
veaus (GAF-Skala): Achse V des DSM-IV
Subkategorien von Anpassungsstörungen „Hospital anxiety and depression scale“ (HADS-
D; Herrmann et al. 1995)
„State-trait-Angstinventar“ (STAI; Laux et al.
1981)
Allgemeine Depressionsskala (ADS; Hautzinger
u. Bailer 1993)
Allgemeine Lebensqualität Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZ; Fah-
renberg et al. 2000)
Therapieziele Individuelle Therapieziele Patient (maximal 3)
nach Psy-BaDo (Heuft u. Senf 1998)
Therapieevaluation Therapeutenangaben bezüglich der Bedeutung
der Veränderung bestimmter Problembereiche
nach Psy-BaDo (Heuft u. Senf 1998)
Patientenangaben bezüglich der Bedeutung
der Veränderung bestimmter Problembereiche
nach Psy-BaDo (Heuft u. Senf 1998)
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Psychotherapeut 1 · 2007
Originalien
ten Patientenrekrutierung und in Einzel-
fällen auch aus ethischen Gründen nicht
verwirklichen. So fand eine Therapeutin
eine mögliche Wartezeit von 12 Wochen
für eine Patientin, die ihren Ehemann
und ihre beiden Kinder verloren hatte,
ethisch nicht vertretbar. Stattdessen wur-
de, wie in einer Untersuchung von Paivio
und Nieuwenhuis (Paivio u. Nieuwenhu-
is 2001, S. 130) das Prinzip des „first come-
first served“ angewendet, d. h. es wurden
zunächst die Behandlungs- und im An-
schluss daran die Wartegruppe aufgefüllt.
Aufgrund der fehlenden Randomisierung
handelt es sich bei der vorliegenden Arbeit
um eine „quasiexperimentelle Feldunter-
suchung“ (Bortz u. Döring 1995, S. 57) mit
einer niedrigeren internen und einer ho-
hen externen Validität.
Das gesprächspsychotherapeutische
Behandlungsangebot basierte für beide
Patientengruppen auf dem „klientenzent-
rierten Konzept“ (Eckert 1996) nach Ro-
gers, sowie auf einem eigens hierfür von
Biermann-Ratjen und Eckert (Biermann-
Ratjen u. Eckert 2001) ausgearbeiteten
„Manual zur gesprächspsychotherapeu-
tischen Behandlung von Anpassungsstö-
rungen“ (Eckert 1996, Kap. 23). Die psy-
chotherapeutische Behandlung war auf
maximal 12 Therapiestunden – mit einer
Frequenz von einer Stunde pro Woche –
begrenzt. Behandlungen, die weniger als
6 Therapiestunden umfassten, wurden als
Therapieabbruch gewertet und in der Stu-
die nicht berücksichtigt. Während die Pa-
tienten der Behandlungsgruppe unmit-
telbar nach dem Abschluss der diagnos-
tischen Eingangsuntersuchung mit ihrer
psychotherapeutischen Behandlung be-
gannen, warteten die Patienten der Kon-
trollgruppe weitere 3 Monate auf den Be-
handlungsbeginn.
Untersuchungsinstrumente
Die diagnostische Einschätzung aller Psy-
chotherapie- und Wartegruppenpatienten
erfolgte mit Ausnahme des SKID und der
Erfassung der soziodemographischen
Daten, die nur zum ersten Erhebungs-
zeitpunkt (prä) erhoben wurden, vor Be-
handlungs- bzw. Wartezeitbeginn (prä),
am Ende der Behandlung bzw. Wartezeit
(post) und 3 Monate nach Behandlungs-
Zusammenfassung · Abstract
Psychotherapeut 2007 · 52:24–34 DOI 10.1007/s00278- 006-0520-z
© Springer Medizin Verlag 2006
Astrid Altenhöfer · Wolfgang Schulz · Reinhold Schwab · Jochen Eckert
Psychotherapie von Anpassungsstörungen. Ist eine auf 12 Sitzungen
begrenzte Gesprächspsychotherapie ausreichend wirksam?
Zusammenfassung
Die vorliegende Studie untersuchte die Wirk-
samkeit einer ambulanten, auf maximal
12 Stunden begrenzten gesprächspsycho-
therapeutischen Behandlung von Patienten
mit Anpassungsstörungen (ICD-10 F43.2) im
Vergleich mit einer unbehandelten Warte-
gruppe. Sowohl die Patienten der Behand-
lungsgruppe (n=31) wie auch die Wartegrup-
pe (n=19) hatten eine Anpassungsstörung
entweder als Reaktion auf den Verlust einer
wichtigen Bezugsperson oder infolge eines
Leistungsversagens im Studium bzw. Beruf
entwickelt. Im gruppenstatistischen Vergleich
mit den Patienten der unbehandelten War te-
gruppe kam es bei den Psychotherapiepati-
enten sowohl bei Selbst- als auch Fremdbe-
urteilung zu signifikanten Verbesserungen.
Diese positiven Behandlungseffekte blieben
auch im 3-monatigen Katamnesezeitraum er-
halten. Auf der individuellen Ebene verbes-
serten sich die Psychotherapiepatienten im
Gegensatz zu den Patienten der War tegruppe
in jedem Erhebungsinstrument klinisch und
statistisch signifikant. Diese positiven Verän-
derungen infolge der gesprächspsychothera-
peutischen Behandlung spiegelten sich auch
in den hohen individuellen Therapieerfolgs-
werten und in hohen Effektstärkewerten wi-
der, die für jedes Erhebungsinstrument be-
rechnet wurden.
Schlüsselwörter
Gesprächspsychotherapie · Anpassungsstö-
rungen · Wirksamkeit
Psychotherapy of adjustment disorders. Is psychotherapy
if limited to 12 sessions sufficiently effective?
Abstract
In this study we examined the effectiveness
of an outpatient client-centered psychother-
apy of patients with adjustment disorders
(ICD-10 F43.2) limited to twelve sessions in
comparison to an untreated control group.
The patients of each group (ntreatment= 31 and
ncontrol= 19) had been diagnosed with an ad-
justment disorder in response to one of the
following stressful events: either the loss of
an important person or performance deficits
at work or university. Compared with the un-
treated control group the immediate therapy
group improved significantly on rating scales
and questionnaires. These positive treatment
effects proved stable at a 3 months follow-up.
Individual treatment gains were also
analyzed for clinical and statistical signifi-
cance. The improvements of the treatment
group were significantly greater in all used
measures than those of the control group.
These improvements were interpreted as an
effect of the client-centered treatment which
resulted in high individual overall treatment
gains and in high effectsizes.
Keywords
Client-centered psychotherapy · Adjustment
disorders · Effectiveness
27Psychotherapeut 1 · 2007
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Tab. 2 Soziodemographische Merkmale
Merkmale Behandlungsgruppe
(n=31)
Wartegruppe
(n=19)
Signifikanz
Ms M s
Alter [Jahre] 39,3 9,4 39,2 13,3 0,975a
––n%n%
Geschlecht Weiblich 26 83,9 14 73,7 0,382b
Männlich 5 16,1 5 26,3
Nationalität Deutsch 29 93,5 18 94,7 1,0c
Andere 2 6,5 1 5,3
Wohnort nach Bun-
desland
HH 16 51,6 2 10,5 0,0***d
SH 2 6,5 4 21
NI 6 19,3 1 5,3
NW 4 12,9 0 0
Ba 1 3,2 12 63,2
BW 2 6,5 0 0
Familienstand Ledig 13 41,9 11 57,9 0,536d
Verheiratet 7 22,6 1 5,3
Getrennt lebend 4 12,9 2 10,5
Geschieden 2 6,5 2 10,5
Verwitwet 5 16,1 3 15,8
Höchster Bildungs-
abschluss
Hauptschule 6 19,4 1 5,2 0,375d
Realschule 6 19,4 4 21,1
Gymnasium 19 61,2 14 73,7
Aktuelle Berufstä-
tigkeit
Vollzeit 13 41,9 6 31,6 0,547d
Teilzeit 8 25,8 7 36,8
Gelegentlich 0 0 1 5,3
Hausfrau/-mann 2 6,5 1 5,3
Arbeitslos 2 6,5 0 0
Ausbildung 5 15,1 3 15,8
Berufsunfähig 1 3,2 0 0
Witwenrente 0 0 1 5,3
ICD-10-Diagnosen F43.20 1 3,2 2 10,5 0,23d
F43.21 19 61,3 6 31,6
F43.22 7 21,6 6 31,6
F43.23 2 6,5 4 21,1
F43.28 2 6,5 1 5,3
Auslösendes Lebens-
ereignis
Leistungsversagen 3 9,7 4 21,1 0,246d
Todesfall 13 41,9 4 21,1
Trennung 15 48,4 11 57,9
Behandlungsvorer-
fahrungen
Keine 25 80,6 9 47,4 0,048*d
Ambulante Lang-
zeittherapie
1 3,2 3 15,8
Ambulante Kurz-
zeittherapie
4 12,9 7 36,8
Psychiatrieaufent-
halt
1 3,2 0 0
Medikamente Keine 16 51,6 10 52,6 0,944b
Einnahme 15 48,4 9 47,4
Mkürzel erklären, f komma Mittelwert, s Standardabweichung.
HH Hamburg, SH Schleswig-Holstein, NI Niedersachsen, NWNordrhein-Westfalen, Ba Bayern, BW Baden-Württemberg.
F43.20 Anpassungsstörung mit einer kurzen depressiven Reaktion, F43.21 Anpassungsstörung mit einer längeren depressiven Reaktion, F43.22 Anpas-
sungsstörung mit Angst und depressiver Reaktion gemischt, F43.23 Anpassungsstörung mit vorwiegender Beeinträchtigung von anderen Gefühlen,
F43.28 Anpassungsstörung mit sonstigen vorwiegend genannten Symptomen.
aT-Test für unabhängige Stichproben, bχ2-Test, cFisher’s exakter Test, dχ2-Test, der berechnet wurde trotz einer Felderbesetzung <5.
***p<0,001,*<0,05.
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Psychotherapeut 1 · 2007
Originalien
ende (Katamnese) mit den in . Tab. 1
aufgeführten Verfahren.
Stichproben- und
Behandlungscharakteristika
Beide Stichproben wurden im Hinblick
auf ihre Vergleichbarkeit bezüglich sozio-
demographischer Merkmale miteinander
verglichen (. Tab. 2).
Von den 50 Patienten der Untersu-
chungsstichprobe erfüllten 25 (50%) die
Kriterien einer Anpassungsstörung mit ei-
ner längeren depressiven Reaktion (F43.21)
und 13 (26%) die einer Anpassungsstö-
rung mit Angst und depressiver Reaktion
gemischt (F43.22). Bei insgesamt 6 (12%)
Patienten wurde die Diagnose einer An-
passungsstörung mit vorwiegender Beein-
trächtigung von anderen Gefühlen (F43.23)
gestellt. Eine Anpassungsstörung mit einer
kurzen depressiven Reaktion (F43.20) trat
bei 3 (6%) weiteren Patienten auf, ebenso
wie die Diagnose einer Anpassungsstörung
mit sonstigen vorwiegend genannten Symp-
tomen (F43.28).
Wie . Tab. 2 veranschaulicht, unter-
schieden sich die Behandlungs- und War-
tegruppenpatienten im Hinblick auf ih-
re soziodemographischen Merkmale in
2 Bereichen: der Wohnortverteilung nach
Bundesländern und in ihren Vorerfah-
rungen mit psychotherapeutischen bzw.
psychiatrischen Behandlungen. Des Wei-
teren wurden signifikante Unterschiede
zwischen beiden Gruppen bezüglich der
Behandlungsdauer bzw. der Länge der
Wartezeit (. Ta b. 3) gefunden. Während
die psychotherapeutische Behandlung im
Durchschnitt 16,8 Wochen andauerte, be-
trug die Wartezeit für die Kontrollgrup-
pe durchschnittlich lediglich 13,8 Wochen.
Die längere Psychotherapiedauer ging je-
doch nicht mit einer Erhöhung der Thera-
piestunden einher, sondern hing mit Aus-
fallzeiten, z. B. Urlaubs- und Feiertagen,
zusammen. Nach der vorgesehenen War-
tezeit bekamen die Kontrollgruppenpa-
tienten das gleiche Behandlungsangebot,
das jedoch nur von 16 der 19 Patienten in
Anspruch genommen wurde. Zwei War-
tegruppenpatienten entschieden sich für
eine reguläre, von den Krankenkassen fi-
nanzierte Psychotherapie. Eine Patientin
wollte keine psychotherapeutische Be-
handlung in Anspruch nehmen.
Obwohl sich in Bezug auf die Häufig-
keit der Einnahme von Medikamenten
kein signifikanter Unterschied zwischen
den Gruppen ergab (. Tab. 2 ), wurde
dennoch der mögliche Einfluss des Fak-
tors Medikamenteneinnahme auf das
Therapieergebnis mithilfe einer dreifakto-
riellen Varianzanalyse kontrolliert. Mög-
liche Wechselwirkungen mit der psycho-
therapeutischen Behandlung sollten auf
diese Weise aufgedeckt werden. Im Ergeb-
nis fand sich ein signifikanter Einfluss der
Medikamenteneinnahme auf den Thera-
pieerfolg lediglich für das „rating“ auf der
GAF-Skala des DSM-IV: Die externen Di-
agnostiker schätzten die positiven Verän-
derungen im allgemeinen Funktionsni-
veau bei den Patienten ohne Medikamen-
teneinnahme am Ende der Therapie hö-
her ein als bei den Patienten mit Medika-
menteneinnahme. In allen anderen Er-
gebnisskalen konnten keine Wechselwir-
kungen mit dem Faktor Medikamenten-
einnahme nachgewiesen werden.
Insgesamt wurden 47 Patienten, die
unter einer Anpassungsstörung litten,
mit einer zeitlich begrenzten Gesprächs-
psychotherapie behandelt, und zwar 31
sofort (reine Behandlungsgruppe BG 1)
und 16 nach einer Wartezeit von 3 Mona-
ten (Wartegruppe), Die mittlere Therapie-
stundenzahl lag bei 11,7 Stunden, die sich
Tab. 3 Dauer der Psychotherapie bzw. Wartezeit [Wochen]
Gruppe n M s Range p(F) t df p(t)
Behandlungs-
gruppe
31 16,8 4,3 9–28 0,709 −2,414 48 0,020*
Wartegruppe 19 13,8 3,9 8–25
M Mittelwert, s Standardabweichung, p(F) Testwer t, t Prüfgröße, df Anzahl der Freiheitsgrade, p(t)
Signifikanzniveau.
*p<0,05.
Tab. 4 Zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung und Effektstärken zum
Vergleich der War tegruppe mit der reinen Behandlungsgruppe (BG 1) für alle Fragebögen
und Rating-Instrumente
Erhebungs-
instrument
Stich-
proben
n Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2 Varianzanalyse ES
M s M s F df Zeit*
Gruppe
BS-GSI BG 1 31 1,19 0,58 0,55 0,45 19,53 48 0,0*** 0,89
WG 19 0,96 0,6 0,81 0,62
BSI-Depres-
sivität
BG 1 31 1,75 1,06 0,84 0,85 6,97 48 0,011* 0,60
WG 19 1,3 0,94 0,97 0,82
BSI-Ängst-
lichkeit
BG 1 31 1,32 1,04 0,57 0,57 6,95 48 0,011* 0,78
WG 19 0,98 0,71 0,83 0,73
BSS BG 1 31 4,80 1,22 2,0 1,82 36,03 48 0,0*** 1,59
WG 19 4,1 1,44 3,73 1,28
GAF-Skala BG 1 31 61,03 7,00 77,16 13,56 16,78 48 0,0*** 1,09
WG 19 63,84 8,02 69,0 6,89
ADS BG 1 24 31,75 12,03 16,25 12,7 16,64 40 0,0*** 0,88
WG 18 25,94 11,94 21,38 12,57
STAI BG 1 31 48,90 4,18 46,41 3,13 4,61 48 0,037* 0,75
WG 19 46,89 3,16 47,05 2,36
FLZ BG 1 13 233,15 30,59 266,76 25,6 13,58 18 0,002** 1,57
WG 7 240,14 50,36 234,42 45,38
BG 1 reine Behandlungsgruppe, WG Wartegruppe, M Mittelwert, s Standardabweichung, F Testwert
(Zeit*Gruppe), df Anzahl der Freiheitsgrade, ES Effektstärke.
BSI „brief symptom inventory “, GSI „global severity index“ des BSI, BSS Beeinträchtigungs-Schwere-
Score, GAF-Skala Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus (Achse V des DSM-IV), ADS
allgemeine Depressionsskala, STAI „State-trait-Angstinventar“, FLZ Fragebogen zur Lebenszufrie-
denheit.
***p<0,001, **p<0,01, *p<0,05.
29Psychotherapeut 1 · 2007
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auf durchschnittlich 16,1 Wochen verteil-
ten, Das Minimum waren 8 in Anspruch
genommene Therapiestunden, das Maxi-
mum, wie im Untersuchungsdesign fest-
gelegt, 12 Therapiestunden, Der Zeitraum
bis zur katamnestischen Nachuntersu-
chung betrug für die 41 Psychotherapie-
patienten, die sich zu einer Katamnesebe-
fragung bereit erklärt hatten, im Durch-
schnitt 16,0 Wochen.
Ergebnisse
Die Wirksamkeit der zeitlich begrenzten
gesprächspsychotherapeutischen Behand-
lungen wurde aus 3 unterschiedlichen
„Perspektiven“ betrachtet und berechnet:
F durch gruppenstatistische Vergleiche
(Varianzanalysen),
F in Form von Effektstärken und
F auf der Basis von individuellen, kli-
nisch und statistisch signifikanten
Verbesserungen.
Wirksamkeitsstudien basierten lange Zeit
ausschließlich auf gruppenstatistischen
Vergleichen verschiedener Psychothera-
pieverfahren miteinander oder mit einer
unbehandelten Kontroll- bzw. Wartegrup-
pe. Dabei wurde berechnet, inwieweit sich
eine Patienten- bzw. Behandlungsgruppe
im Durchschnitt in ihren Gruppenmit-
telwerten in einer Psychotherapie ver-
besserte (Jacobson u. Truax 1991; Kor-
dy 1997). Hierzu merkten Jacobson et al.
(1984, S. 337) kritisch an: „Without some
information regarding variability of out-
come, the reader has no way of determi-
ning the proportion of clients who bene-
fited from the treatment. Yet these pro-
portions are of great importance to anyo-
ne interested in estimating the likelihood
that a given individual will benefit from
therapy.“
Dieser Forderung nachkommend,
wurden in dieser Arbeit die durch die Be-
handlung erzielten Veränderungen auch
individuell erfasst, d. h. es wurde unter-
sucht, bei wie vielen Patienten es im Ein-
zelfall zu einer statistisch und/oder kli-
nisch bedeutsamen Verbesserung ihrer
Symptomatik kam. Von einer klinisch
bedeutsamen Verbesserung wurde dann
gesprochen, wenn Patienten, die vor der
Psychotherapie klinisch auffällige Wer-
te aufwiesen – z. B. in Fragebögen – nach
der Behandlung hinsichtlich ihrer Werte
in diesen Erhebungsinstrumenten im „ge-
sunden“, klinisch unauffälligen Bereich la-
gen.
Gruppenstatistische Vergleiche
und Effektstärken
Es wurden zunächst die Ausgangswerte
beider Stichproben in allen Fragebögen
und Rating-Instrumenten mithilfe eines
T-Tests für unabhängige Stichproben ver-
glichen; hierbei wurden signifikante Un-
terschiede für die „hospital anxiety and
depression scale“ (HADS-D), sowohl für
die Angst- (p=0,041) wie auch für die De-
pressionsskala (p=0,026), auf dem 5%-Ni-
veau gefunden. Die Patienten der Warte-
gruppe hatten zum ersten Erhebungszeit-
punkt niedrigere Angst- und Depressi-
onswerte. In den restlichen Fragebogen-
und Rating-Skalen bestand ebenfalls häu-
fig ein geringfügiger, aber nicht signifi-
kanter Unterschied zwischen den beiden
Stichproben zugunsten der Wartegruppe
(. Tab. 4 ).
Die Veränderungen der Patienten bei-
der Versuchsgruppen wurden pro Erhe-
bungsinstrument einer zweifaktoriellen
Varianzanalyse mit Messwiederholung
(2 Versuchsgruppen, 2 Messzeitpunkte)
unterzogen. Interpretiert wurde die In-
teraktion zwischen dem Faktor Versuchs-
gruppe (Behandlungs- vs. Wartegruppe)
und dem Faktor Messzeitpunkt. Hierbei
erzielten die Psychotherapiepatienten in
den beiden Rating-Instrumenten – dem
Beeinträchtigungs-Schwere-Score (BSS)
und der Skala zur globalen Erfassung des
Funktionsniveaus (GAF-Skala des DSM-
IV) – jeweils hochsignifikante Verbesse-
rungen (p=0,0) im Vergleich zur Warte-
gruppe. Dies traf auch auf den „global se-
verity index“ (GSI) des „brief symptom
inventory“ (BSI) und die allgemeine De-
pressionsskala (ADS) zu. In den ande-
ren Fragebögen bzw. Subskalen des BSI
kam es ebenfalls zu signifikanten Verbes-
serungen der Behandlungsgruppenpati-
Tab. 5 Einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung und Effektstärken der Behandlungsgruppen 1 und 2 für alle Fragebögen
und Rating-Instrumente
Erhebungsinstrument n Zeitpunkt 1 Zeitpunkt 2 Zeitpunkt 3 VA Trend ES
M s M s M s Zeit Linear
BSI-GSI 39 1,05 0,59 0,48 0,4 0,45 0,42 0,0*** 0,0*** 1,07
BSI-Depressivität 39 1,45 1,04 0,68 0,79 0,51 0,71 0,0*** 0,0*** 0,82
BSI-Ängstlichkeit 39 1,21 1,0 0,5 0,51 0,41 0,46 0,0*** 0,0*** 0,83
BSS 40 4,50 1,30 1,82 1,5 1,77 1,71 0,0*** 0,0*** 1,75
GAF-Skala 39 63,74 7,87 78,10 11,67 79,28 12,40 0,0*** 0,0*** 1,37
HADS-Depressions-
skala
39 10,10 5,15 5,2 4,18 5,23 4,48 0,0*** 0,0*** 1,07
HADS-Angstskala 39 10,89 4,64 6,76 3,61 6,20 3,84 0,0*** 0,0*** 0,92
ADS 33 27,51 13,29 13,63 12,06 12,33 10,11 0,0*** 0,0*** 1,06
STAI 39 48,38 3,75 46,33 2,88 46,05 2,41 0,005** 0,002** 0,59
FLZ 19 239,14 24,75 272,00 22,49 264,92 23,68 0,006** 0,004** 1,63
Zeitpunkt 1 Psychotherapiebeginn, Zeitpunkt 2 Psychotherapieende, Zeitpunkt 3 3-Monats-Katamnese, M Mittelwert, s Standardabweichung, VA Varianz-
analyse, Trend Trendanalyse, ES Effektstärken für den Psychotherapiezeitraum (prä bis post).BSI „brief symptom inventory“, GSI „global severity index“ des
BSI, BSS Beeinträchtigungs-Schwere-Score, GAF-Skala Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus (Achse V des DSM-IV), HADS-D „hospital anxiety
and depression scale“ – Deutsche Version, ADS allgemeine Depressionsskala, STAI „State-trait-Angstinventar“, FLZ Fragebogen zur Lebenszufriedenheit.**
*p<0,001, **p<0,01.
30
|
Psychotherapeut 1 · 2007
Originalien
enten im Psychotherapiezeitraum: Ska-
la „Depressivität“ des BSI (p=0,011), Ska-
la „Ängstlichkeit“ des BSI (p=0,011), Sta-
te-trait-Angstinventar (p=0,037) und
im Fragebogen zur Lebenszufriedenheit
(FLZ; p=0,002).
Eine Besonderheit stellen die beiden
Skalen der HADS-D dar. Auch hier ver-
besserten sich die Behandlungsgruppen-
patienten sowohl auf der Depressions- wie
auch auf der Angstskala hochsignifikant
(T-Test für gepaarte Stichproben; Angst-
skala: t=7,078; p=0,0 bzw. Depressionsska-
la: t=8,253; p=0,0). Es bestand jedoch be-
reits zum Zeitpunkt der Eingangsdiagnos-
tik ein signifikanter Unterschied zuguns-
ten der Wartegruppe (niedrigere Werte).
Der Gruppenvergleich zum Behandlungs-
ende mithilfe eines T-Tests ergab, dass sich
die beiden Stichproben nicht mehr signi-
fikant voneinander unterschieden (Angst-
skala: t=1,412; p=0,164, Depressionsskala:
t=1,205; p=0,234). Dennoch verbesserte
sich die Behandlungsgruppe im Mittel
– mit ihren ursprünglich höheren Aus-
gangswerten – in stärkerem Ausmaß als
die Wartegruppe.
Für die Veränderungen der Psycho-
therapiepatienten im Behandlungszeit-
raum (prä-post) wurden über alle Erhe-
bungsinstrumente hinweg unter Berück-
sichtigung der Veränderungen der War-
tegruppe und der zum Teil unterschied-
lichen Ausgangswerte der beiden Stich-
proben zum ersten Erhebungszeitpunkt
„korrigierte Effektstärken“ (Klauer 1993)
berechnet, die im Bereich von ES=0,60
(Skala „Depressivität“ des BSI) bis ES=1,59
(im BSS) lagen. In Anlehnung an Cohen
(1988) handelt es sich dabei um mittlere
(d=0,5) bis große (d=0,8) Effektstärken.
Neben den gruppenstatistischen Ver-
gleichen Behandlungs- vs. Kontrollgrup-
pe wurde das Ausmaß der positiven Ver-
änderungen für die Gesamtgruppe der
Patienten berechnet, die in dieser Studie
gesprächspsychotherapeutisch behan-
delt worden waren (n=47). Dabei wurde
mithilfe einer einfaktoriellen Varianza-
nalyse mit Messwiederholung geprüft, ob
die Verbesserungen, die im Psychothera-
piezeitraum erreicht worden waren, sich
auch im 3-monatigen Katamnesezeitraum
als stabil erwiesen (. Tab. 5).
Die positiven Therapieeffekte der
reinen Behandlungsgruppe (BG 1) ließen
sich auch für die Gesamtgruppe aller psy-
chotherapeutisch behandelten Patienten
(BG 1 und 2) replizieren. Für diese Pati-
entengruppe und auch für die reinen Be-
handlungsgruppenpatienten wurden über
alle drei Erhebungszeitpunkte hinweg si-
gnifikante lineare Trends in allen Frage-
bögen und Rating-Skalen gefunden, d. h.
die positiven Behandlungseffekte blieben
auch über die Therapie hinaus stabil. Post-
hoc-Überprüfungen in Form von Schef-
fé-Tests zeigten für alle Erhebungsinstru-
mente signifikante Unterschiede zwischen
dem ersten (prä) und zweiten (post) so-
wie zwischen dem ersten und dritten Er-
hebungszeitpunkt (Katamnese). Für kei-
nen der Tests wurden jedoch signifikante
Unterschiede zwischen dem zweiten und
dritten Erhebungszeitpunkt gefunden.
Für diese Gesamtgruppe der ge-
sprächspsychotherapeutisch behandel-
ten Patienten wurden zudem Effektstär-
ken – als Maß für die Veränderungen
dieser Gruppe im Psychotherapiezeit-
raum (prä-post), da keine Kontrollgrup-
pendaten zur Verfügung standen – be-
rechnet. Die Effektstärken reichten von
ES=0,59 im STAI bis ES=1,75 im BSS. Mit
Ausnahme der Effektgröße im STAI la-
gen alle anderen mindestens um ES=0,82,
die von Lambert und Bergin (Lambert
u. Bergin 1994) als mittlere Effektstärke
für Psychotherapiestudien genannt wird,
und zum Teil noch deutlich darüber: z. B.
FLZ: ES=1,63; GAF-Skala: ES=1,37; GSI
des BSI: ES=1,07; HADS-D Depressions-
skala: ES=1,07; ADS: ES=1,06. Nach Co-
hen (1988) handelte es sich bei allen die-
sen Effektstärken, mit Ausnahme der des
STAI, um große Effektstärken.
Individueller Therapieerfolg
Neben dem Wirksamkeitsvergleich der
gesprächpsychotherapeutischen Behand-
lungen mit einer unbehandelten Warte-
gruppe wurde außerdem das Ausmaß der
individuellen Verbesserung, der individu-
elle bzw. generelle Therapieerfolg eines je-
den Psychotherapiepatienten, berechnet.
Letzteres erfolgte in Anlehnung an Stra
und Burgmeier-Lohse (Strauß u. Burg-
meier-Lohse 1994) auf der Basis von de-
finierten Erfolgskriterien:
F statistisch und klinisch signifikanten
positiven Veränderungen in den Fra-
gebögen und Rating-Instrumenten,
F dem Erreichen von individuellen
Therapiezielen und
F den individuellen Verbesserungen in
den 10 Problembereichen der „psy-
chotherapeutischen Basisdokumenta-
tion“ (Psy-BaDo; Heuft u. Senf 1998).
Tab. 6 Statistische und klinische Signifikanzen aller Psychotherapiepatienten
(BG 1 und 2) mit allen Erhebungsinstrumenten
Erhebungsinstrument n Statistisch
signifikant
verbessert
Klinisch
signifikant
verbessert
Statistisch und
klinisch signifikant
verbessert
n [%] n [%] n [%]
BSI-GSI 47 25 53,2 22 46,8 15 31,9
BSI-Depressivität 47 23 46,8 17 36,2 11 23,4
BSI-Ängstlichkeit 47 14 29,8 14 29,8 8 17
BSS 47 – 5 10,6 5 10,6
GAF-Skala 47 – 15 31,9 15 31,9
HADS-Depressionsskala 47 10 21,3 18 38,3 10 21,3
HADS-Angstskala 47 11 23,4 19 40,4 9 19,1
ADS 40 20 50 12 30 9 22,5
STAI 47 14 29,8 28 59,6a27 57,4
FLZ 19 14 73,7 3 15,8 3 15,8
BG 1 und 2 Patienten aus der reinen Behandlungsgruppe und War tegruppenpatienten, die im
Anschluss an ihre Wartezeit psychotherapeutisch behandelt wurden.
BSI „brief symptom inventory “, GSI „global severity index“ des BSI, BSS Beeinträchtigungs-Schwere-
Score, GAF-Skala Skala zur globalen Erfassung des Funktionsniveaus (Achse V des DSM-IV), HADS-
D „hospital anxiety and depression scale“ – Deutsche Version, ADS allgemeine Depressionsskala,
STAI „State-trait-Angstinventar“, FLZ Fragebogen zur Lebenszufriedenheit.
aKeine klinische Signifikanz im eigentlichen Sinne.
31Psychotherapeut 1 · 2007
|
Als grundsätzliches Ausschlusskriterium
fungierte die sowohl vom behandelnden
Therapeuten als auch vom Patienten zu
treffende „abschließende Bewertung der
Psychotherapie“ (Heuft u. Senf 1998, S. 33)
nach den Vorgaben der Psy-BaDo. Thera-
pien, die von einer Person eines jeweiligen
Patienten-Therapeuten-Paares mit „nicht
gelohnt“ oder „eher geschadet“ beurteilt
worden waren, sollten per se als nichter-
folgreiche Behandlungen eingestuft wer-
den, d. h. für diese Behandlungen soll-
te der generelle Therapieerfolg nicht be-
rechnet werden. Da jedoch keine der ins-
gesamt 47 Psychotherapien eine derartige
Bewertung erhalten hatte, wurde für alle
Behandlungen der generelle Therapieer-
folg berechnet.
Eine positive individuelle Veränderung
infolge der psychotherapeutischen Be-
handlung wurde nur dann als erfolgreich
im Sinne des Kriteriums gewertet, wenn
diese Verbesserung sowohl statistisch als
auch klinisch signifikant war. Hierbei
wurde lediglich für die beiden Rating-Ins-
trumente (BSS und GAF-Skala) eine Aus-
nahme gemacht, da für beide Skalen auf-
grund fehlender Reliabilitätsmaße keine
statistische Signifikanz berechnet werden
konnte. „Zur Beurteilung der klinischen
Signifikanz wird empirisch ein Trenn-
punkt (‚cut-off point’) bestimmt, der die
Patientengruppe möglichst gut von ei-
ner gesunden Gruppe (Normstichpro-
be) trennt. Die Änderung des Zustands
eines Patienten nach der Psychothera-
pie wird als klinisch signifikant bezeich-
net, wenn Prä- und Post-Werte in dem
gewählten Testverfahren sich statistisch
signifikant unterscheiden und der Post-
Wert nach der Therapie im Normbereich
liegt“ (Schmitz u. Davies-Osterkamp 1997,
S. 81). Eine Veränderung in einem Erhe-
bungsinstrument wurde in der vorlie-
genden Untersuchung dann als Verbes-
serung im Sinne des Kriteriums gewertet,
wenn Patienten, die vor der Psychothera-
pie Werte im krankheitswertigen Bereich
aufwiesen, sich nach der Behandlung im
gesunden Bereich befanden. Das Ausmaß
der statistisch und klinisch signifikanten
Verbesserungen aller 47 gesprächspsycho-
therapeutisch behandelnden Patienten in
den Fragebögen und Rating-Instrumen-
ten im Psychotherapiezeitraum (prä-post)
wird in . Tab. 6 dargestellt.
Im Bereich der Fragebogen- und Ra-
ting-Instrumente konnten maximal 2 und
minimal 0 Therapieerfolgspunkte pro
Patient/Einzelfallprüfung über alle Erhe-
bungsinstrumente hinweg erreicht wer-
den. Dabei wurde die Anzahl der klinisch
und statistisch signifikanten Erhebungs-
instrumente noch einmal durch die An-
zahl der tatsächlich ausgewerteten Fra-
gebögen und Rating-Instrumente ge-
teilt, um der Tatsache Rechnung zu tra-
gen, dass die ADS und insbesondere der
FLZ nicht von allen Patienten ausgefüllt
worden waren. Eine geringe statistisch
und klinisch signifikante Verbesserung in
maximal 25% der Erhebungsinstrumente
und somit 0 Punkte erreichten insgesamt
27 (57,5%) Psychotherapiepatienten, wäh-
rend 16 (34%) eine mittlere, d. h. eine Ver-
besserung in >25–75% der Fragebögen/Ra-
tings erzielten und einen Therapieerfolgs-
punkt erhielten. Therapien, bei denen in
über 75% der Erhebungsinstrumente sta-
tistisch und klinisch signifikante positive
Veränderungen eingetreten waren, wur-
den als hoch erfolgreich (2 Punkte) ein-
geschätzt. Dies traf auf 4 (8,5%) Behand-
lungen zu.
Eine psychotherapeutische Behand-
lung wurde hinsichtlich der individuellen
Therapieziele der psychotherapeutischen
Basisdokumentation (Psy-BaDo) dann als
erfolgreich (ein Therapieerfolgspunkt)
eingeschätzt, wenn zumindest die Umset-
zung eines von maximal drei Therapiezie-
len vom Patienten am Ende der Behand-
lung mit „Therapieziel teilweise erreicht“,
Therapieziel erreicht“ oder „mehr er-
reicht als das Therapieziel“ bewertet wor-
den war. Zu dieser Einschätzung kamen
46 (97,9%) von insgesamt 47 Patienten.
Lediglich ein (2,1%) Patient hatte kein
Therapieziel wenigstens teilweise errei-
chen können.
Individuelle Verbesserungen im Rah-
men der psychotherapeutischen Behand-
lungen in den 10 Problembereichen der
Veränderungsdokumentation der Psy-Ba-
Do wurden in Abhängigkeit von der An-
zahl der beurteilten Problembereiche be-
rechnet. Es galten nur solche Problembe-
reiche als gebessert, die sowohl vom The-
rapeuten als auch vom Patienten posi-
tiv, mit zumindest „etwas gebessert“ oder
„deutlich gebessert“, eingeschätzt wurden.
Für Bereiche, in denen entweder der The-
rapeut oder der Patient zu der Einschät-
zung kam, dass sich „nichts verändert“
oder sich das Befinden des Patienten so-
gar „verschlechtert“ hatte, wurde kein Er-
folgspunkt vergeben. Bei einer hohen po-
sitiven Veränderung im Sinne des Krite-
riums von über 75% konnten pro Pati-
ent/Einzelfallprüfung und Psychothera-
pie maximal 2 Therapieerfolgspunkte er-
zielt werden; dies traf auf 22 (46,8%) Pa-
tienten zu. Eine mittlere positive Verände-
rung von >25–75% entsprach einem Punkt
und wurde von 20 (42,6%) Patienten er-
reicht, während 5 (10,6%) eine geringe
Verbesserung von maximal 25% aufwiesen
und dementsprechend 0 Therapieerfolgs-
punkte erzielten.
Im Hinblick auf den generellen The-
rapieerfolg eines Patienten konnten ins-
gesamt – über alle Therapieerfolgskrite-
rien hinweg – maximal 5 Therapieerfolgs-
punkte erreicht werden, auf deren Basis
zwischen einem niedrigen (<2 Therapie-
erfolgspunkte), mittleren (2–<4 Therapie-
erfolgspunkte) und hohen (≥4 Therapie-
erfolgspunkte) individuellen Therapieer-
folg unterschieden wurde. Der generelle
Therapieerfolg war bei 4 (8,5%) der ins-
gesamt 47 gesprächspsychotherapeutisch
behandelten Patienten niedrig, lag bei 31
(66%) im mittleren Bereich und war bei
12 (25,5%) Patienten hoch. Während sich
3 (6,4%) Patienten in allen 3 Therapieer-
folgskriterien maximal verbesserten und
somit insgesamt 5 Therapieerfolgspunkte
erzielten, zeigte ein (2,1%) Patient in kei-
nem Therapieerfolgskriterium eine Ver-
besserung.
Diskussion
Eine auf 12 Sitzungen begrenzte Ge-
sprächspsychotherapie hat sich in dieser
Untersuchung als wirksame und effektive
Behandlung von Patienten mit Anpas-
sungsstörungen erwiesen. Trotz des be-
grenzten Stundenumfangs erzielten die
Psychotherapiepatienten im gruppensta-
tistischen Vergleich mit den Patienten der
Wartegruppe deutliche Verbesserungen
im Hinblick auf ihre psychische Symp-
tomatik, ihr subjektives Erleben und ihr
allgemeines Funktionsniveau. Diese po-
sitiven Veränderungen blieben auch im
Katamnesezeitraum stabil, d. h. nach dem
Ende der psychotherapeutischen Behand-
32
|
Psychotherapeut 1 · 2007
Originalien
lungen kam es im 3-monatigen Katamne-
sezeitraum zu keiner Verschlechterung
der Symptomatik. Auch auf der individu-
ellen Ebene verbesserten sich die Psycho-
therapiepatienten in allen Erhebungsins-
trumenten statistisch und klinisch signi-
fikant, während dies bei den Patienten der
Wartegruppe nur in ganz geringem Um-
fang der Fall war. Die meisten nach Klau-
er (1993) berechneten korrigierten Ef-
fektstärken, die die teilweise unterschied-
lichen Ausgangswerte der Psychothera-
pie- und Wartegruppenpatienten berück-
sichtigten, lassen sich als große Effekte in-
terpretieren, wie sie auch in zahlreichen
Metaanalysen für „experiential therapies2
gefunden wurden (z. B. Elliott 2002; Elli-
ott et al. 2004).
Bei der untersuchten Stichprobe han-
delte es sich um eine selektierte Gruppe;
ethische Gesichtspunkte konnten bei der
Zuweisung zur Behandlungs- bzw. War-
tegruppe nicht unberücksichtigt bleiben.
Es musste dementsprechend auf eine voll-
ständige Randomisierung verzichtet wer-
den; hierdurch ergaben sich Einschrän-
kungen für die interne Validität der Un-
tersuchung (z. B. Bortz u. Döring 1995,
S. 53 f.), da das Zuweisungskriterium un-
ter Umständen einen Einfluss auf die
Gruppeneffekte haben kann und sich Un-
terschiede zwischen den beiden Stichpro-
ben nicht eindeutig auf die psychothera-
peutische Behandlung bzw. den Behand-
lungserfolg zurückführen lassen. „Nur
randomisierte Studien haben eine ausrei-
chende interne Validität, um die Verän-
derungen nach der Therapie mit ausrei-
chender Sicherheit auf die Therapie selbst
zurückzuführen“ (Buchkremer u. Klinge-
berg 2001, S. 23). Bei einer Gruppenzu-
weisung auf der Basis von ethischen Ge-
sichtspunkten besteht das Risiko, Pati-
enten mit einer niedrigeren Symptombe-
lastung in der Wartegruppe zu konzent-
rieren; dies kann zu einer Überbewertung
des Therapieerfolgs bei Gruppenverglei-
chen führen. In der vorliegenden Unter-
suchung dürfte dieser Einfluss in Anbe-
tracht der Höhe der gefundenen Effekt-
stärken aber nur eine geringfügige Ver-
2 Hierbei handelt es sich um Weiterentwick-
lungen der klassischen Gesprächspsychothera-
pie (Biermann-Ratjen et al. 1997).
änderung des Gesamtergebnisses zur Fol-
ge haben.
Die Betrachtung der klinischen Signi-
fikanzen, d. h. der individuellen Verbes-
serungen der Patienten in den einzelnen
Untersuchungsinstrumenten ergab, dass
das Ausmaß der positiven Veränderungen
bei Patienten, die der Behandlungsgruppe
zugeordnet waren, höher war als bei den
Patienten der Wartegruppe. Dieser Ef-
fekt der „Nichtveränderung“ in der War-
tegruppe kann auch als Hinweis auf ei-
ne notwendige weitere Untersuchung der
oben genannten Einschränkungen ver-
standen werden. Außerdem kann die in-
terne Validität durch die unterschiedliche
Länge des Behandlungs- und Wartezeit-
raums gemindert sein. Obwohl die Aus-
weitung des Behandlungszeitraums nicht
mit einer Erhöhung der Therapiestunden-
zahl einherging, kann sich dies dennoch
begünstigend auf den Therapieerfolg aus-
gewirkt haben, u. a. deshalb, weil sich die
Symptome einer Anpassungsstörung defi-
nitionsgemäß nach 6 Monaten zurückbil-
den können (vgl. ICD-10, S. 171). Des Wei-
teren unterschieden sich die beiden Stich-
proben im Hinblick auf ihre Behandlungs-
vorerfahrungen, d. h. der Anteil von Pati-
enten, die vor ihrer aktuellen psychothe-
rapeutischen Behandlung im Laufe ihres
Lebens bereits psychotherapeutisch oder
psychiatrisch behandelt worden waren,
war in der Wartegruppe höher als in der
Behandlungsgruppe. Genauere Daten zu
früheren psychischen Erkrankungen und
Behandlungsanlässen wurden nicht erho-
ben. Dementsprechend ließen sich zu ih-
rem möglichen Einfluss auf den aktuellen
Therapieerfolg in der vorliegenden Unter-
suchung keine Angaben machen.
Die externe Validität der vorliegenden
Untersuchung ist als hoch zu bewerten,
da sowohl die Rekrutierung wie auch die
psychotherapeutische Behandlung der Pa-
tienten in einer „vom Untersucher mög-
lichst unbeeinflussten, natürlichen Umge-
bung“ (Bortz u. Döring 1995, S. 56) statt-
fanden. Weiterhin sind an dieser Stelle die
differenzialdiagnostische Einschätzung
aller Patienten mithilfe eines standardi-
sierten strukturierten Interviews sowie
der kombinierte Einsatz von Selbst- und
Fremdbeurteilungsinstrumenten zu nen-
nen. Die diagnostische Einschätzung der
Patienten erfolgte zu jedem Erhebungs-
zeitpunkt durch externe Diagnostiker; es
liegt dementsprechend eine „therapeute-
nunabhängige Erfolgsbeurteilung“ (Buch-
kremer u. Klingeberg 2001, S. 23) vor. –
Und die gesprächspsychotherapeutische
Behandlung basierte auf einem eigens
hierfür ausgearbeiteten Therapiemanual
(Biermann-Ratjen u. Eckert 2001). Hier-
durch lässt sich das therapeutische Vorge-
hen besser operationalisieren, aber auch
überprüfen und kontrollieren (Teusch u.
Finke 1995).
Fazit für die Praxis
Patienten mit einer Verlusterfahrung
möchten das Ereignis und ihre Reaktion
darauf häufig sofort aufarbeiten;
dies ist aus fachlicher Sicht auch sinnvoll.
Therapeuten sind häufiger gewillt und
in der Lage, dann einem solchen Wunsch
nachzukommen, wenn der zeitliche Auf-
wand für sie überschaubar bleibt. Die
vorliegende Studie belegt, dass eine auf
12 Stunden begrenzte Gesprächspsycho-
therapie für die meisten Patienten mit
einer Anpassungsstörung eine ausrei-
chende Hilfe darstellt.
Korrespondierender Autor
Dipl.-Psych. Dr. Astrid Altenhöfer
Therapie-Zentrum für Suizidgefährdete,
Universitätsklinikum,
Martinistraße 52, 20246 Hamburg-Eppendorf
altenhoe@uke.uni-hamburg.de
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33Psychotherapeut 1 · 2007
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34
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Psychotherapeut 1 · 2007
Training und Psychotherapie
helfen auch älteren Schmerzpa-
tienten
Chronische Rückenschmerzen können
auch bei älteren Menschen mit einem
Trainingsprogramm erfolgreich behandelt
werden, das nicht nur auf körperliche, son-
dern auch auf psychische Ursachen abzielt.
Eine Untersuchung der Orthopädischen
Universitätsklinik Heidelberg hat jetzt ge-
zeigt, dass rund zwei Drittel der Teilnehmer
an einem solchen integrativen Programm in
der Altersgruppe zwischen 50 und 65 Jah-
ren ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten
– in vergleichbarem Umfang wie jüngere
Schmerzpatienten.
Frühere Studien des Instituts haben gezeigt,
dass die Behandlung von psychischer Belas-
tung und Stress Patienten beweglicher und
arbeitsfähiger macht. Die aktuelle Untersu-
chung belegt erstmals, dass dies nicht nur für
jüngere Menschen gilt.
An der Studie nahmen insgesamt 405 Män-
ner und Frauen teil, die seit mindestens drei
Monaten an Rückenschmerzen litten und
bereits sechs Wochen krank geschrieben
waren. Alle Patienten nahmen an einem
dreiwöchigen multidisziplinären Ganztages-
Therapieprogramm teil. Das Programm um-
schloss krankengymnastische Übungen und
Rückentraining ebenso wie Entspannungs-
übungen, Psychotherapie und Anpassungen
am Arbeitsplatz. Wesentliche Beobachtung
bei der Studie war: Schmerzrückbildung
und Steigerung der Lebensqualität konnte
bei den älteren Patienten erreicht werden,
ohne dass die Rückenfunktionen verbessert
wurden.
Publikation:
Buchner M, Neubauer E, Zahlten-Hingura-
nage A, Schiltenwolf M (2006) Age as a
predicting factor in the therapy outcome of
multidisciplinary treatment of patients with
chronic low back pain a prospective longi-
tudinal clinical study in 405 patients. Clin
Rheumatol. Jul 25
http://www.springerlink.com/content/
k536787648871275/
Quelle:
Orthopädische Universitätsklinik Heidelberg
Fachnachrichten
... Here, AjD is just as likely to be treated with pharmacotherapy like other severe mental disorders; the crucial difference being, that there is no evidence base for this practice with AjD [4,16]. As Strain and Friedman recommend, the first-line of treatment for AjD is psychotherapy, where different general approaches like Cognitive Behavioral Therapy, Eye-Movement Desensitization and Reprocessing, Client-centered Psychotherapy and various brief psychological interventions have been tested with varying success [17][18][19][20]. Disorder-specific approaches are rare, but they do exist. ...
Article
Full-text available
Adjustment Disorder (AjD) represents a healthcare paradox. On the one hand, it is one of the most diagnosed mental disorders worldwide. On the other hand, AjD and its possible treatment options remain a severely neglected field of research. In this context, we developed a self-guided online intervention for adjustment problems, named ZIEL, and tested its efficacy. It is based on and extends a bibliotherapeutic treatment approach for symptoms of AjD. In our study, a total of 98 individuals who had experienced a life event in the last two years, were randomly assigned to care as usual (CAU) or an online intervention group (CAU + online intervention). The primary endpoint was AjD symptom severity measured by Adjustment Disorder–New Module 20 (ADNM-20). Secondary endpoints were depressive symptoms, quality of life and other variables such as satisfaction and usability. Both the intervention and the control group improved comparably well regarding the severity of adjustment disorder symptoms post-treatment. However, participants in the intervention group showed significantly fewer depressive symptoms and a significantly higher quality of life (Cohen’s d: 0.89 (BDI) and −0.49 (SF-12)). The intervention was well-received by users with an above average usability rating. Overall, the results suggest that the ZIEL intervention has the promise to contribute to the treatment of AjD and reduce symptom burden by means of a scalable low-barrier approach.
... Nichtdirektive Psychotherapie nach Rogers in 12 Sitzungen verglichen mit einer Wartelistekontrollgruppe wurden von Altenhöfer et al. (2007) untersucht, wobei sich positive Therapieergebnisse zu Therapieende und in der 3-Monats-Katamnese zeigten. ...
... Besides the above described disorder-specific interventions, a limited amount of controlled clinical trials has been conducted in order to evaluate the efficacy of known treatment approaches for the population of AjD patients. The therapeutic techniques that were investigated range from cognitive behavior therapy (CBT) with elements of time management, stress inoculation and cognitive restructuring (Van der Klink, Blonk, Schene, & Van Dijk, 2003), client centered psychotherapy (Altenhöfer, Schulz, Schwab, & Eckert, 2007), brief dynamic psychotherapy (Ben-Itzhak et al., 2012;Maina, Forner, & Bogetto, 2005), Gestalt psychotherapy (González-Jaimes & Turnbull-Plaza, 2003) to third-wave CBT techniques such as body mind spirit therapy (Hsiao et al., 2014) or meditation (Srivastava, Talukdar, & Lahan, 2011). The first study that explicitly considered the conceptual closeness of AjD and PTSD was conducted by Cvetek (2008) who successfully implemented EMDR for reducing anxiety symptoms due to intrusive memories of stressful situations in AjD patients. ...
... Nichtdirektive Psychotherapie nach Rogers in 12 Sitzungen verglichen mit einer Wartelistekontrollgruppe wurden von Altenhöfer et al. (2007) untersucht, wobei sich positive Therapieergebnisse zu Therapieende und in der 3-Monats-Katamnese zeigten. ...
Book
Louisa Lorenz beschäftigt sich in dieser Arbeit mit der Konstruktvalidität, der Reliabilität und den Schwellenwerten eines im Rahmen neuer Entwicklungen in der Diagnose von Anpassungsstörungen entstandenen Fragebogens, dem Adjustment Disorder – New Module 20 (ANDM-20). Die Autorin zeigt, dass in allen Bereichen zufriedenstellende Ergebnisse erzielt wurden, sodass der ADNM-20 zur Erfassung von Anpassungsproblemen empfohlen werden kann. Die Validierung wurde an einer schweizerischen Stichprobe von Einbruchsopfern vorgenommen. Der Inhalt • Anpassungsstörungen als Stressfolgestörung • Diagnoseinstrumente für Anpassungsstörungen • Konstruktvalidität des ADNM-20 • Reliabilität des ADNM-20 • Schwellenwerte des ADNM-20 Die Zielgruppen • Dozierende und Studierende der Psychologie • Fachkräfte und Anwender von Diagnostik und Screening-Verfahren Louisa Lorenz ist Doktorandin in der Abteilung für Psychopathologie und Klinische Intervention am Psychologischen Institut der Universität Zürich. Bereits zu Studienzeiten hat sie sich für die Auswirkungen von einschneidenden Lebensereignissen auf die psychische Gesundheit interessiert. Während ihrer Promotion untersucht sie prädiktive Faktoren im Verlauf von Anpassungsproblemen nach einem ungewollten Arbeitsplatzverlust.
... Nichtdirektive Psychotherapie nach Rogers in 12 Sitzungen verglichen mit einer Wartelistekontrollgruppe wurden von Altenhöfer et al. (2007) untersucht, wobei sich positive Therapieergebnisse zu Therapieende und in der 3-Monats-Katamnese zeigten. ...
Chapter
Anpassungsstörungen sind eine häufig genutzte, wissenschaftlich bisher aber umstrittene Diagnose. Bereits mit dem DSM-5, verstärkt aber mit dem IDC-11 zeichnet sich eine verbesserte wissenschaftliche Fundierung und Validierung dieser Diagnose ab. Nach Abschnitten zur Epidemiologie und Ätiopathogenese liegt der Schwerpunkt der Darstellung auf der Diagnose nach diesem neuen Störungsmodell sowie den in den letzten Jahren erweiterten spezifischen therapeutischen Möglichkeiten, zu denen u. a. pflanzliche Sedativa und arbeitsmedizinische Interventionen gehören.
Chapter
This chapter provides an overview of different psychological, psychotherapeutic and pharmacological interventions for adjustment disorder that have been developed and evaluated for this frequently occurring stress-related disorder. Interventions that have been designed according to adjustment disorder definitions in DSM-5, ICD-11 or its previous editions are considered. Psycho-social interventions range from low-threshold treatment approaches such as self-help interventions, relaxation techniques, Internet-based interventions or behavioral activation to more intensive interventions such as cognitive behavioral therapy or psychodynamic approaches. Furthermore, an overview of psychopharmacological treatment approaches, recommendations for clinical practice and an outlook on possible future research directions is provided.
Article
Full-text available
Background: Control interventions in randomised trials provide a frame of reference for the experimental interventions and enable estimations of causality. In the case of randomised trials assessing patients with mental health disorders, many different control interventions are used, and the choice of control intervention may have considerable impact on the estimated effects of the treatments being evaluated. Objectives: To assess the benefits and harms of typical control interventions in randomised trials with patients with mental health disorders. The difference in effects between control interventions translates directly to the impact a control group has on the estimated effect of an experimental intervention. We aimed primarily to assess the difference in effects between (i) wait-list versus no-treatment, (ii) usual care versus wait-list or no-treatment, and (iii) placebo interventions (all placebo interventions combined or psychological, pharmacological, and physical placebos individually) versus wait-list or no-treatment. Wait-list patients are offered the experimental intervention by the researchers after the trial has been finalised if it offers more benefits than harms, while no-treatment participants are not offered the experimental intervention by the researchers. Search methods: In March 2018, we searched MEDLINE, PsycInfo, Embase, CENTRAL, and seven other databases and six trials registers. Selection criteria: We included randomised trials assessing patients with a mental health disorder that compared wait-list, usual care, or placebo interventions with wait-list or no-treatment . Data collection and analysis: Titles, abstracts, and full texts were reviewed for eligibility. Review authors independently extracted data and assessed risk of bias using Cochrane's risk of bias tool. GRADE was used to assess the quality of the evidence. We contacted researchers working in the field to ask for data from additional published and unpublished trials. A pre-planned decision hierarchy was used to select one benefit and one harm outcome from each trial. For the assessment of benefits, we summarised continuous data as standardised mean differences (SMDs) and dichotomous data as risk ratios (RRs). We used risk differences (RDs) for the assessment of adverse events. We used random-effects models for all statistical analyses. We used subgroup analysis to explore potential causes for heterogeneity (e.g. type of placebo) and sensitivity analyses to explore the robustness of the primary analyses (e.g. fixed-effect model). Main results: We included 96 randomised trials (4200 participants), ranging from 8 to 393 participants in each trial. 83 trials (3614 participants) provided usable data. The trials included 15 different mental health disorders, the most common being anxiety (25 trials), depression (16 trials), and sleep-wake disorders (11 trials). All 96 trials were assessed as high risk of bias partly because of the inability to blind participants and personnel in trials with two control interventions. The quality of evidence was rated low to very low, mostly due to risk of bias, imprecision in estimates, and heterogeneity. Only one trial compared wait-list versus no-treatment directly but the authors were not able to provide us with any usable data on the comparison. Five trials compared usual care versus wait-list or no-treatment and found a SMD -0.33 (95% CI -0.83 to 0.16, I² = 86%, 523 participants) on benefits. The difference between all placebo interventions combined versus wait-list or no-treatment was SMD -0.37 (95% CI -0.49 to -0.25, I² = 41%, 65 trials, 2446 participants) on benefits. There was evidence of some asymmetry in the funnel plot (Egger's test P value of 0.087). Almost all the trials were small. Subgroup analysis found a moderate effect in favour of psychological placebos SMD -0.49 (95% CI -0.64 to -0.30; I² = 53%, 39 trials, 1656 participants). The effect of pharmacological placebos versus wait-list or no-treatment on benefits was SMD -0.14 (95% CI -0.39 to 0.11, 9 trials, 279 participants) and the effect of physical placebos was SMD -0.21 (95% CI -0.35 to -0.08, I² = 0%, 17 trials, 896 participants). We found large variations in effect sizes in the psychological and pharmacological placebo comparisons. For specific mental health disorders, we found significant differences in favour of all placebos for sleep-wake disorders, major depressive disorder, and anxiety disorders, but the analyses were imprecise due to sparse data. We found no significant differences in harms for any of the comparisons but the analyses suffered from sparse data. When using a fixed-effect model in a sensitivity analysis on the comparison for usual care versus wait-list and no-treatment, the results were significant with an SMD of -0.46 (95 % CI -0.64 to -0.28). We reported an alternative risk of bias model where we excluded the blinding domains seeing how issues with blinding may be seen as part of the review investigation itself. However, this did not markedly change the overall risk of bias profile as most of the trials still included one or more unclear bias domains. Authors' conclusions: We found marked variations in effects between placebo versus no-treatment and wait-list and between subtypes of placebo with the same comparisons. Almost all the trials were small with considerable methodological and clinical variability in factors such as mental health population, contents of the included control interventions, and outcome domains. All trials were assessed as high risk of bias and the evidence quality was low to very low. When researchers decide to use placebos or usual care control interventions in trials with people with mental health disorders it will often lead to lower estimated effects of the experimental intervention than when using wait-list or no-treatment controls. The choice of a control intervention therefore has considerable impact on how effective a mental health treatment appears to be. Methodological guideline development is needed to reach a consensus on future standards for the design and reporting of control interventions in mental health intervention research.
Chapter
Das Kapitel bietet einen Überblick zu unterschiedlichen psychologischen und psychotherapeutischen Interventionen, die spezifisch für diese häufig vorkommende Belastungsfolgestörung entwickelt wurden. Dabei werden Interventionen, die nach den Konzeptualisierungen des DSM-5 wie auch nach den Vorschlägen für die diagnostische Kategorie der Anpassungsstörung für die ICD-11 ausgerichtet wurden, gleichermaßen berücksichtigt. Die psychologischen Interventionen für Anpassungsstörungen reichen von niederschwelligen Behandlungsansätzen wie Selbsthilfeinterventionen, Entspannungsverfahren, internetbasierten Interventionen oder Verhaltensaktivierung bis hin zu intensiveren Interventionen wie kognitiver Verhaltenstherapie oder psychodynamischen Ansätzen. Es werden ein kurzer Überblick zur medikamentösen Behandlung, Empfehlungen für die klinische Praxis anhand verschiedener Beispiele und ein Ausblick zu möglicher künftiger Forschung gegeben.
Article
Full-text available
Objectives: This narrative review article provides an overview of current psychotherapeutic approaches specific for adjustment disorders (ADs) and outlines future directions for theoretically-based treatments for this common mental disorder within a framework of stepped care. Methods: Studies on psychological interventions for ADs were retrieved by using an electronic database search within PubMed and PsycINFO, as well as by scanning the reference lists of relevant articles and previous reviews. Results: The evidence base for psychotherapies specifically targeting the symptoms of AD is currently rather weak, but is evolving given several ongoing trials. Psychological interventions range from self-help approaches, relaxation techniques, e-mental-health interventions, behavioural activation to talking therapies such as psychodynamic and cognitive behavioural therapy. Conclusions: The innovations in DSM-5 and upcoming ICD-11, conceptualising AD as a stress-response syndrome, will hopefully stimulate more research in regard to specific psychotherapeutic interventions for AD. Low intensive psychological interventions such as e-mental-health interventions for ADs may be a promising approach to address the high mental health care needs associated with AD and the limited mental health care resources in most countries around the world.
Article
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Book
Lehrbuch der Gesprächspsychotherapie (GT): Umfassend und anwendungsnah Die nötigen Grundlagen dieser wichtigen Therapieschule werden von drei ihrer bedeutendsten Vertreter in Deutschland dargestellt. Neben der Erläuterung von Grundannahmen zur Person und Entwicklung der Person und den GT-Kernbegriffen werden Entwicklungs- und Krankheitslehre vorgestellt. Für die Praxis relevant: exemplarische Abläufe • z.B. das Erstinterview, • Interventionsregeln, • typische Probleme bei der Gesprächspsychotherapie, • Diagnostik und • störungsspezifische Besonderheiten Anwendungsfelder der GT • Psychotherapie • Beratung • Seelsorge • Notfallpsychologie Kapitel zur Evaluation der Wirksamkeit der Therapieform und zur Messung des Therapieerfolgs runden das Übersichtswerk zur Gesprächspsychotherapie ab.
Article
Based on extensive experience with a special client-centered therapy program for patients with panic and agoraphobia, the fundamental principles of a therapy manual are developed and presented. A specific procedure is outlined depending on the type of disorder and the specific phase of therapy. Interventions are adapted to the phase of symptoms, to the phase of relationship and conflict, and to the phase of parting. Interventions according to the patients' focus of content are presented, and examples are given. The manual is seen to be an important step to improve the explicitness, teachability and evaluability of a goal oriented, specific client-centered procedure.
Article
Jacobson's and Truax's approach to statistically and clinically significant change is applied to the SCL-90-R as outcome criterion for in-patient psychotherapy. Based on data of a sample of healthy subjects and a sample of in-patients, different cutoff points are calculated and these cutoff points are applied to the outcome scores of another sample of patients after in-patient psychotherapy. It is demonstrated how the different cutoff scores result in a different number of patients with clinically significant change. Advantages and disadvantages of different cutoff points are discussed.