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Schmerz 2014 · 28:537–546
DOI 10.1007/s00482-014-1468-5
Online publiziert:12. September 2014
© Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.
Published by Springer-Verlag Berlin
Heidelberg - all rights reserved 2014
B. Kröner-Herwig
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Abteilung Klinische
Psychologie und Psychotherapie, Göttingen
Einfluss von kognitiv-emotionalen
Prozessen auf Schmerz und
Funktionsbeeinträchtigung
Eine psychobiologische Perspektive
Zusammenfassung
Im Kontext eines biopsychosozialen Schmerzmodells werden kognitive Merkmale und Pro-
zesse diskutiert, die das Schmerzerleben und -verhalten sowie die assoziierte Beeinträchti-
gung beeinflussen. Dies sind Erwartungen von Patienten, wie sie sich z. B. in Placeboeffekten
oder in komplexeren Überzeugungsmustern manifestieren. Insbesondere Überzeugungen,
die die Zuversicht in die eigene Selbstkontrolle reflektieren, wirken sich positiv auf Schmerz
und in der Folge auf die Behinderung aus. Kognitionen der Hilflosigkeit dagegen sind mit
erhöhter Schmerzintensität und Beeinträchtigung assoziiert. Viele der kognitiv-emotiona-
len Einflussfaktoren, z. B. Katastrophisierung, Schmerzangst oder geringe Schmerzakzep-
tanz, lassen sich im Kontext der allgemeinen Stressbewältigungstheorie verstehen. Die sub-
jektive Einschätzung der Schmerzsituation und der eigenen Bewältigungskompetenzen wer-
den als wesentliche Determinanten der subjektiven Belastung und Beeinträchtigung durch
den Stressor Schmerz gesehen.
Schlüsselwörter
Selbstwirksamkeit · Katastrophisieren · Schmerzangst · Schmerzakzeptanz · Bewältigung
CME Zertifizierte Fortbildung
© Klaus Rüschhoff, Springer Medizin
Redaktion
H. Göbel, Kiel
R. Sabatowski, Dresden
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CME
Lernziele
Nach Lektüre dieses Beitrags sind Sie in der Lage
F die Auswirkung von kognitiven Prozessen auf Schmerz und Beeinträchtigung zu verste-
hen.
F die Schmerzintensität und -qualität sowie -beeinträchtigung zu differenzieren und ihre
angemessene Erfassung zu planen.
F den Placebo- und Noceboeffekt bei Schmerz zu beschreiben und zu erklären.
F den Prozess der Schmerzkatastrophisierung und die Bedeutung von Schmerzangst zu
beschreiben und ihre Erhebung durch Fragebogen in Gang zu setzen.
F die Bedeutung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen zu erkennen.
Hintergrund
Seit Langem wird Schmerz, insbesondere chronischer Schmerz, aus einer biopsychosozialen Per-
spektive betrachtet [1]. Ausgangspunkt war die von Erfahrungsdaten erzwungene Abkehr vom me-
dizinischen Schmerzkonzept, das als Voraussetzung für jede Schmerzerfahrung eine identifizierba-
re somatische Schädigung annahm und die Art und Weise der Schmerzerfahrung ausschließlich als
Konsequenz des Ausmaßes der Noxe definierte. Immer wieder hatte sich gezeigt, dass psychologi-
sche Prozesse, z. T. angestoßen durch soziale Bedingungen, das Schmerzerleben beeinflussen. Da-
bei ging es weniger um eine Erklärung der Ätiologie als um die Moderation des Schmerzerlebens
und -verhaltens. In der Regel ist die erlebte, also „subjektive“ Beeinträchtigung eine für das Leiden
des Patienten und seine soziale Funktion bedeutsamere Größe als die „objektive“, d. h. messbare Stö-
rung der Muskelfunktion. In diesem Beitrag geht es also im Wesentlichen um subjektive Merkma-
le. Der Schwerpunkt der Darstellung wird auf empirisch untersuchten Merkmalen liegen, für die es
deutschsprachige Erfassungsinstrumente gibt und die sich mit gezielten Interventionen bei Patien-
ten günstig beeinflussen lassen.
Kriterienvariablen: Schmerz und Beeinträchtigung
Die wesentliche Variable des unmittelbaren Schmerzerlebens ist die erlebte Intensität, die vom Pa-
tienten als momentane, durchschnittliche oder maximale bzw. minimale Größe bezogen auf einen
bestimmten Zeitraum berichtet werden kann. Üblicherweise wird sie mit einer – relativ reliablen –
numerischen Rating-Skala (NRS; 0: kein Schmerz; 10: stärkster vorstellbarer Schmerz) erfasst [2].
Psychologische Prozesse beeinflus-
sen das Schmerzerleben
In der Regel ist die erlebte Beein-
trächtigung eine für das Leiden des
Patienten bedeutsamere Größe als
die messbare Störung
Die wesentliche Variable des unmit-
telbaren Schmerzerlebens ist die er-
lebte Intensität
Influence of cognitive-emotional processing on pain
and disability . A psychobiological perspective
Abstract
In the context of the biopsychosocial pain concept and on the basis of empirical evidence those cog-
nitive traits and mechanisms are described that have reliably been found to be potent moderators of
pain and disability. Expectations of patients which result in placebo or nocebo effects as well as more
complex belief patterns influence subjective pain severity as well as disability. Especially beliefs which
relate to self-control, self-efficacy or its counterpart helplessness can distinctly moderate pain, lead to
an increase or mitigation of pain intensity and associated disability. The impact of most of these cog-
nitive factors, such as catastrophizing, low self-efficacy, certain pain beliefs, low acceptance or fear of
pain can be integrated into the general stress coping model. It denominates situational appraisal and
self-appraisal processes beside actual coping behaviors as the main psychological factors influencing
severity of pain and related disability.
Keywords
Self-efficacy · Catastrophization · Fear of pain · Acceptance of pain · Coping
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Der Schmerz 5 · 2014
CME
Die qualitative Seite des Schmerzes wird bei akuten Schmerzen etwa über die Einschätzung der
„Unangenehmheit“ erfasst, bei chronischen Schmerzbeschwerden eher durch komplexe Eigen-
schafts-Ratings („reißend“, „stechend“, „mörderisch“; vgl. Schmerzempfindungs-Skala, [3]), wobei
sich die Qualität insgesamt durch ein bestimmtes Profil aus verschiedenen Skalen oder Faktoren
darstellen lässt.
Das Konstrukt Beeinträchtigung ist sehr viel komplexer, was sich auch in den vielfältigen For-
men der Erhebung zeigt. Die Möglichkeiten der Erfassung reichen von einer einfachen Skalierung
des erlebten Ausmaßes an Beeinträchtigung auf einer NRS (0–10) bis zu Multi-Item-Fragebogen.
Der Pain Disability Questionnaire [4] erfasst in 7 verschiedenen Lebensbereichen das erlebte Aus-
maß der Beeinträchtigung (Rating-Skala, 0–10) und bildet einen Gesamtscore. Zu den erfassten Be-
reichen zählen der Beruf sowie familiäre und häusliche Verpflichtungen. Der Funktionsfragebogen
Hannover (FFbH-R) zur Einschätzung von Rückenschmerz [5] erhebt die Probleme der Patienten
bei der Ausführung spezifischer Verhaltensweisen mit den Antwortkategorien „ja“ bis „nur mit frem-
der Hilfe“. Der von-Korff-Index [6] hat das Ziel, zu einer Graduierung der schmerzbedingten Ein-
schränkung zu kommen. Mit ihm werden die Schmerzintensität und Interferenz von Schmerz mit
alltäglichen Aufgaben in 3 Lebensbereichen erfragt. Die verschiedenen Informationen führen über
einen relativ komplexen Algorithmus zu einer kategorialen Zuordnung mit 4 Klassen. Das Mainzer
Stadienmodell [7] dient auch der kategorialen Einteilung und ist mit der Erfassung verschiedener
vorgegebener Bereiche von Indikatoren für eine hohe Chronizität sehr heterogen (Schmerzerleben
bis Patientenkarriere). Der Patient wird einem der 3 Schweregrade der Chronizität zugeordnet, was
häufig zur Charakterisierung der Patientenklientel einer Institution eingesetzt wird.
Einfluss von Erwartungen
Erwartung umschreibt ein unspezifisches kognitives Konstrukt, das nur genauer beschrieben wer-
den kann, wenn man es auf einen spezifischen Phänomenbereich bezieht. In den letzten Jahren hat
dieses Konstrukt besondere Bedeutung im Rahmen der Placebo- und Nocebo-Forschung gewon-
nen, in der außerordentlich interessante und praktisch relevante Befunde generiert worden sind.
Die sog. Placeboanalgesie bedeutet, dass sich nach Gabe einer inerten Substanz oder einer eigentlich
„unwirksamen“ Prozedur der Schmerz vermindert, wenn positive Erwartungen hinsichtlich der Ef-
fekte induziert wurden. Komplementär wird von einem Noceboeffekt gesprochen, wenn eine iner-
te Substanz einen negativen Effekt auf den Probanden hat, d. h., den Schmerz verstärkt oder ande-
re „unerwünschte Nebenwirkungen“ zur Folge hat. Der Mechanismus, der zu diesen Effekten führt,
ist die klassische Konditionierung (ein Lerneffekt; s. [8]) bzw. die Ausbildung spezieller Patienten-
erwartungen, die über Information und Instruktionen induziert werden. Der Effekt tritt auch dann
auf, wenn der Patient weiß, dass er den Prüfbedingungen nach Zufall zugeordnet wird. Neuerdings
hat sich gezeigt, dass die Erwartung nicht nur das Schmerzerleben beeinflusst, sondern auch das Ver-
halten, z. B. Bewegungsabläufe [9].
Wie sich herausgestellt hat, werden diese Erwartungen direkt in neurophysiologische Verände-
rungen umgesetzt. Beim Placeboeffekt auf Schmerz betreffen sie v. a. das Opioidsystem – und das
dopaminerge System [8]. Aufsehenerregende Studien von Benedetti et al. [10] konnten zeigen, dass
der analgetische Placeboeffekt größer sein kann als der eigentliche Effekt eines hoch wirksamen An-
algetikums.
Beim Noceboeffekt ist der neurophysiologische Hintergrund ein etwas anderer. Hier scheinen
andere Transmitter von Bedeutung zu sein, z. B. Cholecystokinin [8]. Auch hier sind spektakuläre
Effekte beobachtet worden, die die Bedeutung dieses Prozesses in der Medizin ganz allgemein her-
vorheben [11].
Weder Placebo- noch Noceboeffekte lassen sich exakt vorhersagen. So spielen die Beziehung zwi-
schen Patient und Arzt, die Art der Kommunikation und Informationsvermittlung, der Überzeu-
gungsgrad und die Art der Intervention, aber auch einfache sensorische Merkmale wie die Farbe von
Tabletten eine Rolle. Wahrscheinlich sind auch bestimmte Patientenmerkmale relevant, z. B. Sugges-
tibilität oder Ängstlichkeit.
Eine besonders relevante Schmerzmodifikation im Sinne eines Placeboeffekts erfolgt über die sog.
Open-vs-hidden-treatment-Prozedur. Kann der Patient eine Prozedur beobachten (z. B. eine Injekti-
on), wird der Effekt im Vergleich zur Applikation hinter einer Abdeckung deutlich verstärkt. Dieses
Vorgehen scheint die positiven Erwartungen maximal zu aktivieren.
Die qualitative Seite des Schmerzes
wird bei chronischen Schmerzbe-
schwerden eher durch komplexe
Eigenschafts-Ratings erfasst
Der Pain Disability Questionnaire
erfasst in 7 verschiedenen Lebens-
bereichen das erlebte Ausmaß der
Beeinträchtigung
Das Konstrukt Erwartung hat in den
letzten Jahren besondere Bedeu-
tung im Rahmen der Placebo- und
Nocebo-Forschung gewonnen
Der Mechanismus hinter dem Pla-
cebo- und Noceboeffekt ist die klas-
sische Konditionierung bzw. die
Ausbildung spezieller Patientener-
wartungen
Beim Placeboeffekt auf Schmerz
wirken sich die Erwartungen v. a.
auf das Opioidsystem aus
Eine besonders relevante Schmerz-
modifikation erfolgt über die Open-
vs-hidden-treatment-Prozedur
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Die Erwartung des Patienten ist generell ein höchst bedeutsamer Einflussfaktor für die Wirkung
einer ärztlichen Intervention, der im Allgemeinen nicht hinreichend beachtet wird. Als Schlussfolge-
rung für die Praxis lässt sich ableiten, dass die zu erwartenden positiven Folgen einer Intervention im-
mer ausführlich – aber realistisch und ohne Übersteigerung – beschrieben werden sollten. Die Patien-
ten sollten den Einsatz der Prozedur beobachten können, soweit dem keine Ängste entgegenstehen.
Der Umgang mit der Nocebowirkung ist erheblich komplizierter, da jeder Beipackzettel und je-
de Patienteninformation eine große Menge nozizeptiver Informationen enthält, auf die aus recht-
lichen und ethischen Gründen nicht verzichtet werden kann. Der Arzt kann den Einfluss nur be-
grenzen, indem er dem Patienten die Bedeutung der Informationen und die oft relativ geringen „Ri-
siken“ veranschaulicht und damit nachvollziehbar macht und auf eine hohe interindividuelle Varia-
bilität in der Wirkung hinweist.
Einfluss von Schmerzüberzeugungen
Erwartungen und Überzeugungen sind eng gekoppelt. So enthalten Letztere ein komplexes Muster
von Erwartungen, die zumeist subjektive Werthaltungen und Wirkungserwartungen beinhalten. Ver-
schiedene schmerzbezogene Überzeugungen beeinflussen das Schmerzerleben und die Beeinträch-
tigung des Betroffenen in emotionaler und funktioneller Hinsicht.
Die im Fear Avoidance Beliefs Questionnaire (FABQ; deutsch: [12]) erfassten Überzeugungen
beziehen sich auf den Bereich der Arbeit und deren Zusammenhang mit Schmerz:
F Arbeit als Ursache von Schmerzen
F Unmöglichkeit der Vereinbarkeit von Arbeit und Schmerz
F Verschlimmerung des Schmerzes durch Arbeit
Diese Überzeugungen gehen nicht nur mit einer deutlichen Einschränkung der Arbeitsfähigkeit bei
Schmerz einher, sondern auch mit einem allgemeinen niedrigen Aktivitätsniveau und erhöhtem Ver-
meidungsverhalten [13].
Dysfunktionale Auswirkungen hat auch der Glaube an die „Unveränderlichkeit“ von Schmerzen,
die „Unmöglichkeit einer Heilung“ oder die Überzeugung eines Patienten, selbst an dem Schmerz
„schuld“ zu sein, was auch beinhaltet, den Schmerz als „Strafe“ zu sehen (Survey of Pain Attitudes,
SOPA [14]). Patienten, die starke organisch geprägte Schmerzüberzeugungen hinsichtlich der Ursa-
che und Behandelbarkeit von Schmerz haben [15], wie auch solche, die ihn als geheimnisvolles, un-
erklärliches „Mysterium“ sehen, berichten von höherer funktioneller Beeinträchtigung. Veränderun-
gen dieser Überzeugungen waren verbunden mit größeren Verbesserungen nach einem Schmerzma-
nagementprogramm [16]. Schon bei Kindern konnte nachgewiesen werden, dass ungünstige Einstel-
lungen dieser Art mit einer höheren Intensität des erlebten Schmerzes einhergehen [17].
Somit kann für die Praxis empfohlen werden, Einsicht in das Schmerzkonzept des Patienten zu ge-
winnen, um eventuelle Schwierigkeiten bei der Behandlung vorwegnehmen zu können und ggf. die
ungünstigen Einstellungen frühzeitig und gezielt zu verändern. Dies gilt beispielsweise für
F die Einschätzung der Persistenz,
F die organische Bedingtheit,
F die Unerklärbarkeit des Schmerzes,
F eine eher pessimistische Einschätzung therapeutischer Hilfsmöglichkeit sowie
F den „schädlichen“ Einfluss von Aktivitäten auf Schmerz.
Eine bestimmte Gruppe von „beliefs“, nämlich die der selbstbezogenen Überzeugungen spielt hier
eine ganz besondere Rolle. Auf die Locus-of-control-Theorie [18] soll hier nicht weiter eingegangen
werden, obwohl sich in verschiedenen Studien ein Einfluss der Attribution (external vs. internal) auf
den Schmerz gezeigt hat.
Das Konstrukt der Selbstwirksamkeitsüberzeugung [19] gilt als einer der bedeutsamsten Mo-
deratoren von Belastungserleben, nicht nur im Schmerzbereich. Es repräsentiert den Glauben an die
eigenen Beeinflussungs- und Kontrollmöglichkeiten in Bezug auf relevante Phänomene des eigenen
Lebens, wie eben auch Schmerz. Die verschiedenen Messinstrumente unterscheiden sich in der Be-
reichsspezifität der Selbstwirksamkeit.
Der am häufigsten genutzte deutsche Fragebogen [20] ist nicht bereichsspezifisch formuliert. Da-
her sollte die schmerzbezogene Variante von Vierhaus et al. [21] vorgezogen werden. Eine Vielzahl
Die erwarteten positiven Folgen ei-
ner Intervention sollten dem Pa-
tienten immer ausführlich ge-
schildert werden
Den Einfluss nozizeptiver Informa-
tionen kann der Arzt lediglich be-
grenzen
Schmerzbezogene Überzeugungen
beeinflussen das Schmerzerleben
und die Beeinträchtigung in emo-
tionaler und funktioneller Hinsicht
Der Arzt sollte Einsicht in das
Schmerzkonzept des Patienten ge-
winnen
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von Befunden zeigt die hohe Bedeutung des Konstrukts [22]. Erhöhte Selbstwirksamkeit korreliert
sowohl mit einer geringeren Schwere des Schmerzes als auch mit einer niedrigeren Beeinträchtigung.
Diese Befunde machen den Nutzen der Förderung von Selbstwirksamkeitsüberzeugungen nachvoll-
ziehbar, die als ein vorrangiges Ziel der Psychoedukation bei Schmerzpatienten gilt [23].
Psychologische Personenmerkmale als Moderatoren
Als psychologische Merkmale, sog. „traits“, bezeichnet man gewohnheitsmäßige Verarbeitungsfor-
men, die häufig als Persönlichkeitseigenschaften bezeichnet werden, soweit sie sich auf viele verschie-
dene Bereiche des alltäglichen Lebens beziehen. Diese Trait-Konzepte ermöglichen allerdings nur
eine eingeschränkte Vorhersage des Verhaltens und Erlebens, da immer auch der situative Kontext
eine maßgebliche Rolle für das Verhalten und Erleben spielt. So reagiert ein sich im Fragebogen als
„hoch ängstlich“ ausweisender Mensch in vielen, aber durchaus nicht in allen Situationen mit Angst.
Die „traits“ zeigen sich auch in habituellen Verarbeitungsstilen hinsichtlich des Umgangs mit
Schmerz. Eines der am häufigsten untersuchten Merkmale ist die Schmerzkatastrophisierung [24,
25]. Hier ist Hilflosigkeit eine wichtige Komponente, ebenso die Übersteigerung negativer somato-
sensorischer Wahrnehmung und eine Grübeltendenz. In Studien ließ sich wiederholt zeigen, dass Ka-
tastrophisieren mit einer erhöhten Schmerzintensität wie auch mit verstärkter Beeinträchtigung ver-
bunden ist. Auch bei Kindern ist Katastrophisierung intensiv untersucht worden, wobei sich ähnli-
che Befunde wie bei Erwachsenen ergaben [26]. Die mütterliche Katastrophisierung hat Einfluss auf
die Kinder, somit liegt eine soziale Transmission vor.
Assoziiert mit der Katastrophisierung ist das Konstrukt der Schmerzangst. Die im englischen
Sprachraum häufig eingesetzte Pain Anxiety Symptom Scale (PASS) wurde ins Deutsche übersetzt
[27]. Die Kurzform erfasst mit 20 Items
F die emotionale Verarbeitung („Wenn ich Schmerzen spüre, habe ich Angst, dass etwas Schreck-
liches passiert.“),
F kognitive Prozesse („Wenn …, fällt es mir schwer, an etwas Anderes zu denken.“),
F Vermeidungsverhalten („Ich versuche, Aktivitäten zu vermeiden, wenn …“) und
F physiologische Erregung („Bei Schmerzen wird mir übel.“).
Es wurde gezeigt, dass die Variable die Schmerzstärke vorhersagt und mit allgemeiner Angst und
Depressivität korreliert.
Der Fear of Pain Questionnaire (FOPQ) scheint zunächst das gleiche Konstrukt zu messen wie
die PASS, geht dies aber sehr unterschiedlich an [28]. Er gibt 30 verschiedene Auslösebedingungen
von Schmerz vor und fragt nach der Angst, beispielsweise: „… having a heavy object hit you in the
head/biting your tongue while you are eating“. Hinweise auf die deutsche Übersetzung finden sich bei
Kröner-Herwig et al. [29]. Es gibt keine Befunde zur differenziellen Bedeutung dieser beiden Ope-
rationalisierungen.
Ein weiterer „trait“, die sog. Bewegungsangst wird von der Tampa Scale of Kinesiophobia [30] er-
fasst. Sie bezieht sich auf das sog. Fear-avoidance-Modell der Angst, das die Entwicklung eines chro-
nischen Rückenschmerzsyndroms erklären will [31]. Dabei wird angenommen, dass sich nach einer
akuten Rückenschädigung, die mit erheblichen Schmerzen bei Bewegung verbunden ist, aufgrund
klassischer Konditionierung eine anhaltende Angst vor Bewegungen entwickelt (Kinesiophobie). Di-
ese führt letztlich zu generalisiertem Vermeidungsverhalten. Kinesiophobie, assoziiert mit Annah-
men über die gesundheitsschädigende Wirkung von Bewegungen, soll insbesondere bei Rücken-
schmerz die sog. „exposure therapy“ indizieren [32], die aus der verhaltenstherapeutischen Konfron-
tationsbehandlung von Phobien und Ängsten abgeleitet wurde.
Erwähnenswert ist ein weiteres Merkmal: die Angstsensitivität [33]. In diesem Zusammenhang
wird davon ausgegangen, dass bestimmte Personen stark verunsichert und besorgt reagieren, wenn
sie körperliche Symptome einer sympathischen Aktivierung erleben, die auch im Kontext von Angst
auftreten. Sie beachten diese verstärkt und reagieren darauf mit Angst (Angst vor der Angst; [34]).
In einigen Studien regierten Personen mit erhöhter Angstsensitivität auch bei Schmerz besonders
stark [35].
Bis dato lässt sich nicht erkennen, mit welchen Angsterfassungsinstrumenten die Erhebung der
Facetten von Angst am besten gelingt, die den größten Einfluss auf Schmerz haben. Prinzipiell ist
Erhöhte Selbstwirksamkeit korre-
liert sowohl mit einer geringeren
Schwere des Schmerzes als auch mit
einer niedrigeren Beeinträchtigung
Trait-Konzepte ermöglichen nur ei-
ne eingeschränkte Vorhersage des
Verhaltens und Erlebens
„Traits“ zeigen sich auch in habitu-
ellen Verarbeitungsstilen hinsicht-
lich des Umgangs mit Schmerz
Mit der Katastrophisierung ist das
Konstrukt der Schmerzangst asso-
ziiert
Bewegungsangst bezieht sich auf
das sog. Fear-avoidance-Modell
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anzumerken, dass sich die Assoziation zwischen diesen Variablen und Schmerz nicht einseitig kau-
sal interpretieren lässt, sondern bidirektionale Wirkungen denkbar sind.
Konzept der Bewältigung
Die Wirkung psychologischer Faktoren wird häufig im Zusammenhang mit Theorien zum „pain co-
ping“ bzw. der Schmerzbewältigung diskutiert. Coping bezeichnet ein Konstrukt [36], das sich auf die
Verarbeitung bzw. den Umgang mit Stressoren oder Belastungen jedweder Art, also auch Schmerz,
bezieht. Die wichtigste Aussage des Modells ist, dass Situationen erst zu Stressoren werden, wenn das
Individuum sie als bedrohlich interpretiert und auf dysfunktionale Weise mit ihnen umgeht. Der de-
terminierende Faktor von Belastungsreaktionen ist also nicht unbedingt die Situation selbst (der ex-
terne Stressor). Zu welchen Konsequenzen es kommt, bestimmt die Verarbeitung durch das Indi-
viduum. Der innere Prozess beinhaltet einerseits die Einschätzung der Bedrohlichkeit einer Situa-
tion, die individuell sehr unterschiedlich ausfallen kann. So können unklare Schmerzempfindun-
gen von einem Individuum als Auswirkung von Überanstrengung bewertet, also als nur vorüberge-
hend eingestuft werden oder als Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung. Weiterhin bestimmend
für die Reaktion des Individuums ist die Überzeugung, dass es geeignete Maßnahmen zur Bewälti-
gung der Stresssituation gäbe sowie dass diese ihm selbst in der konkreten Situation zur Verfügung
stehen oder eben nicht. Diese Prozesse werden von Lazarus u. Folkman [36] als „appraisal“ bezeich-
net, wobei sich das Erstere auf den Charakter der Situation bezieht, das Zweite dagegen mehr auf das
Selbst und seine Fähigkeiten im Umgang mit schwierigen Situationen. So lässt sich die Einschätzung,
Arbeit sei eine Bedrohung der Gesundheit, als „appraisal“ erster Art bezeichnen und die Selbstwirk-
samkeitsüberzeugung als „appraisal“ der zweiten Art. Der Verarbeitungsstil der Katastrophisierung
enthält mit der Übersteigerung des Schmerzes und der Hilflosigkeit Komponenten beider Prozesse.
Das letztlich gewählte Bewältigungsverhalten wird durch dieses „appraisal“ geprägt.
Der aufmerksame Leser wird erkannt haben, dass diese Sachverhalte schon in den Abschnitten
zu Erwartungen und Überzeugungen diskutiert wurden und hier nur unter dem Dache einer ge-
meinsamen Theorie dargestellt werden. Der Prozess des Copings umfasst das konkrete Handeln
der Person im Dienste der Problembewältigung. So setzt sich die Einschätzung einer geringen Be-
drohlichkeit einer Verletzung, gekoppelt mit der Überzeugung, selbst etwas Hilfreiches tun zu kön-
nen, in konkretes Verhalten um. Dies ist nicht nur als aktionales Eingreifen zu verstehen, sondern
kann auch als funktionale Veränderung von „appraisal“ definiert werden. Den Schmerz nicht mehr
als „todsicheres“ Zeichen einer gefährlichen Krankheit zu interpretieren, sondern andere Sichtwei-
sen zuzulassen, stellt eine gelungene Bewältigung dar, die Stress reduziert, ebenso wie ausdauerndes
Muskeltraining zur Stabilisierung des schmerzenden Rückens führt. Insgesamt beeinflusst günstiges
Coping weitgehend das Ausmaß des Leidens und damit auch den Grad der Schmerzen und der Be-
einträchtigung. Nach Ergebnissen der Coping-Forschung werden 10–30% der Varianz durch diese
Faktoren bestimmt.
Deutsche Verfahren zur multidimensionalen Schmerzerfassung, wie das Kieler Schmerz Inven-
tar (KSI; [37]) und der Fragebogen zur Erfassung der Schmerzverarbeitung (FESV; [3]), enthalten
Subskalen zur Bewältigung. Geissner [3] konzipiert Coping als kognitive Schmerzbewältigung mit
3 verschiedenen Skalen. Das KSI erfasst verhaltensbezogenes und kognitives Coping und differen-
ziert diese Formen nach verschiedenen Verarbeitungsstrategien. Es zeigte sich beispielsweise, dass
sog. Durchhalter mit depressiven Reaktionsanteilen besonders negative Verläufe nach Rückenope-
rationen aufweisen.
Van Damme et al. [38] fassen in Übersichtsbeiträgen die Bedeutung von Coping für die Anpas-
sung an Schmerz zusammen. Dabei wird insgesamt deutlich, dass insbesondere passive, vermeidende
oder auch emotional gesteuerte Bewältigungsstrategien ungünstigen Einfluss auf den Schmerz haben.
Zum Schluss sei auf ein weiteres Konzept hingewiesen, das meist im Kontext anderer Theo-
rien abgehandelt wird, aber auch aus der Stressbewältigungsperspektive betrachtet werden kann:
die Schmerzakzeptanz. Ihr widmet sich ein Fragebogen, der die Bereitschaft zum Engagement in
Aktivitäten und der Weiterverfolgung eigener Ziele (trotz Schmerz) und die Bereitschaft, sich auf
den Schmerz einzulassen und ihn nicht zu bekämpfen, erfasst. Ebenso gehört die verbesserte Acht-
samkeit zu diesem Konzept [39]. Diese Konzeption von Bewältigung basiert auf der Acceptance-
and-commitment-Therapie, die wiederum auf buddhistisch geprägten Annahmen beruht. Die Hal-
tung der Schmerzakzeptanz geht einher mit weniger Belastung durch Schmerz, weniger Angst und
Die Assoziation zwischen den Fa-
cetten von Angst und Schmerz lässt
sich nicht einseitig kausal interpre-
tieren
Der innere Prozess beinhaltet die
Einschätzung der Bedrohlichkeit ei-
ner Situation
Der Prozess des Copings umfasst
das konkrete Handeln der Person im
Dienste der Problembewältigung
Insgesamt beeinflusst günstiges Co-
ping weitgehend das Ausmaß des
Leidens und damit auch den Grad
der Schmerzen und der Beeinträch-
tigung
Das KSI erfasst verhaltensbezo-
genes und kognitives Coping und
differenziert diese Formen nach ver-
schiedenen Verarbeitungsstrate-
gien
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Vermeidung sowie geringerer negativer Affektivität und Behinderung. Durch geeignete Therapien
kann sie gefördert werden [40].
Fazit für die Praxis
Die psychologische Schmerzforschung hat gezeigt, dass kognitive Prozesse und Verarbeitungs-
merkmale erheblichen Einfluss auf die Wahrnehmung des Schmerzes und der damit gekoppelten
Behinderung haben.
Erwartungen können sich direkt in Phänomene einer „self-fulfilling prophecy“ umwandeln. Überra-
schend große Placebo- und Noceboeffekte verdeutlichen dies.
„Pain beliefs“ sind kognitive Schemata, die die Schmerzwahrnehmung prägen. Sie können sich po-
sitiv in einer Erhöhung der Schmerztoleranz und negativ in deutlich erhöhter Schmerzsensitivität
und verstärkter Beeinträchtigung manifestieren. Besonders einflussreich sind Überzeugungen, die
sich auf die Selbstkontrollmöglichkeiten beziehen: Ein Gefühl von Hilflosigkeit verstärkt das Lei-
den. Das Gefühl, selbst Einfluss zu haben, verbessert das Befinden und reduziert den Schmerz.
Katastrophisierung, Schmerzangst, Bewegungsangst und Angstsensitivität auf der einen Seite
ebenso wie Schmerzakzeptanz und Selbstkontrolle auf der anderen Seite haben sich in der psycho-
logischen Forschung als hoch bedeutsam erwiesen. In der Schmerzdiagnostik sollte die individuel-
le Ausstattung des Patienten hinsichtlich dieser Merkmale ermittelt werden. Erst dann ist eine be-
sondere Berücksichtigung dieser Risiko- oder aber Protektionsfaktoren in der Therapie möglich.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. B. Kröner-Herwig
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie
Goßlerstr. 14, 37073 Göttingen
bkroene@uni-goettingen.de
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. B. Kröner-Herwig gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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544
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Der Schmerz 5 · 2014
springermedizin.de/eAkademie
?Die wesentliche Variable des unmittel-
baren Schmerzerlebens ist die erlebte
Intensität. Wie lässt sich die subjektive
Schmerzintensität reliabel erfassen?
o Durch einen validierten Verhaltenstest.
o Durch videounterstützte Beobachtung
des Gesichtsausdrucks.
o Durch den Patienten selbst mittels einer
numerischen Ratingskala (0–10).
o Durch eine standardisierte Muskelpalpa-
tion.
o Durch eine EEG-Ableitung.
?Welche Aussage zur subjektiven Be-
einträchtigung eines Patienten durch
Schmerzen ist zutreffend?
o Sie lässt sich objektiv über die Befragung
eines nahen Vertrauten des Patienten er-
fassen.
o Sie wird bei Kopfschmerzpatienten mit
dem Funktionsfragebogen Hannover
(FfbH-R) erfasst.
o Sie lässt sich nicht mit einer eindimensio-
nalen Skala, wie einer numerischen Ra-
tingskala (0–10), beschreiben.
o Sie ist identisch mit dem Chronizitätsgrad
des Mainzer Stadienfragebogens.
o Sie wird über verschiedene Messmetho-
den erfasst, die hoch aber nicht vollstän-
dig miteinander korrelieren.
?Welche Aussage zum Noceboeffekt ist
zutreffend?
o Er zeigt sich als Manifestation erwarteter
negativer Wirkung von Interventionen im
Erleben oder auch Verhalten einer Person.
o Er hat sein physiologisches Korrelat im
Opioidsystem.
o Er ist bei Kenntnis des psychologischen
Profils des Patienten exakt vorhersagbar.
o Er lässt sich anders als der Placeboeffekt
nicht konditionieren.
o Er kann durch eine sachliche realisti-
sche Information über die möglichen un-
erwünschten Wirkungen einer Interven-
tion zuverlässig verhindert werden.
?Welche Aussage lässt sich mit dem
Stressbewältigungsmodell von Lazarus
und Folkman vereinbaren?
o Schmerz ist grundsätzlich für jeden Men-
schen ein Stressor, der schwierig zu bewäl-
tigen ist.
o Eine katastrophisierende Verarbeitung
ist gekennzeichnet durch eine subjekti-
ve Übersteigerung der Bedrohlichkeit des
Schmerzes bei gleichzeitig erlebter Hilflo-
sigkeit.
o Schmerz ist ein durch objektive Merkma-
le (z.B. Ausmaß der Verletzung) definierter
Stressor.
o Der noxische Reiz (d.h. die Schwere der
Schädigung) ist die bedeutsamste Grö-
ße für die erlebte Belastung und Behinde-
rung.
o Eine nachträgliche Veränderung der sub-
jektiven Einschätzung der Schmerzsitua-
tion (z.B. möglicher Verursachungen) kann
nicht mehr zu einer besseren Schmerzbe-
wältigung führen.
?Welche Aussage zum Fear Avoidance Be-
liefs Questionnaire bei Schmerzpatien-
ten ist zutreffend?
o Er erfasst die Grundhaltung einer Person,
der es um Vermeidung möglichst sämtli-
cher Gesundheitsrisiken geht.
o Er erfasst insbesondere die individuelle
Überzeugung von Arbeit als Ursache von
Schmerzen bzw. der Verschlimmerung
von Schmerzen durch Arbeit.
o Er erfasst die allgemeine Angst von Pa-
tienten vor Schmerz.
o Er erfasst die Gewohnheiten von Schmerz-
patienten hinsichtlich des alltäglichen
Umgangs mit Schmerzen.
o Er erlaubt die Identifizierung von Patienten
mit wahrscheinlichem Rentenbegehren.
?Welche Aussage zu einer hohen Selbst-
wirksamkeitsüberzeugung ist zutref-
fend?
o Sie ist gekoppelt mit der Überzeugung,
am Schmerz selbst schuld zu sein.
o Sie erschwert das Vertrauen in die ärztliche
Behandlungskompetenz bei Schmerzen.
o Sie repräsentiert eine unrealistische Über-
zeugung von Patienten, ihren Schmerz
nur aus eigener Kraft bekämpfen zu kön-
nen.
o Sie stellt eine ungünstige Überzeugung
dar, da sie Patienten dazu bringt, eine me-
dizinische Behandlung zu spät oder gar
nicht aufzusuchen.
o Sie beinhaltet die subjektive Sicherheit
und Motivation eines Menschen, selbst
Einfluss auf Belastungen, wie Schmerzen,
nehmen zu können und zu wollen.
?Welche Aussage zum biopsychosozialen
Schmerzkonzept ist zutreffend?
o Es nimmt an, dass insbesondere chroni-
scher Schmerz durch psychische Prozesse
verursacht wird.
o Es geht davon aus, dass zunächst grund-
sätzlich biologische Schädigungen Auslö-
ser einer chronischen Schmerzproblema-
tik sind.
o Es geht davon aus, dass auch psychische
und soziale Faktoren einen Einfluss auf
das Ausmaß von Schmerzen haben kön-
nen.
CME-Fragebogen
Bitte beachten Sie:
• Teilnahme nur online unter: springermedizin.de/eAkademie
• Die Frage-Antwort-Kombinationen werden online individuell zusammengestellt.
• Es ist immer nur eine Antwort möglich.
Für Zeitschriftenabonnenten ist die Teilnahme am e.CME kostenfrei
D
Der Schmerz 5 · 2014
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545
CME-Fragebogen
o Es war von Anfang an das dominan-
te Schmerzmodell in der Geschichte der
Schmerzmedizin.
o Es geht davon aus, dass interindividuelle
soziale Konflikte die häufigste Ursache für
eine Schmerzchronifizierung sind.
?Welche Aussage zum Placeboeffekt ist
zutreffend?
o Er kann auf klassischer Konditionierung
beruhen und/oder Folge der Ausbildung
von bestimmten Erwartungen sein.
o Er ist eine simulierte Reaktion des Indivi-
duums auf eine Intervention.
o Er kann die Wirkung eines bereits hoch-
wirksamen Analgetikums nicht mehr ver-
stärken.
o Er tritt nur ein bei Individuen mit hoher
Suggestibilität.
o Er hat als psychologisches Phänomen kein
physiologisches Korrelat.
?Welche Aussage zur Kinesiophobie ist
zutreffend?
o Das Konzept beschreibt die Erfahrung,
dass bewegungsarme Menschen leichter
an Rückenschmerz erkranken.
o Es ist die Grundlage eines Schmerzmodells
zur Erklärung der Migräne, bei der körperli-
che Aktivität die Schmerzen verstärkt.
o Der Begriff beschreibt Menschen mit der
Angst, dass hohe körperliche Aktivität sie
empfindlicher für Schmerzprobleme ma-
chen könnte.
o Betroffene Patienten sind ungeeignet für
das Behandlungskonzept einer „exposure
therapy“, da diese mit hoher Wahrschein-
lichkeit zu einer Schmerzaufrechterhal-
tung führen würde.
o Das Konzept geht davon aus, dass durch
Konditionierungsprozesse nach einer aku-
ten schmerzhaften Verletzung des Bewe-
gungsapparats eine Vermeidungsreak-
tion entsteht, die zur Chronifizierung des
Schmerzgeschehens beiträgt.
?Welche Aussage zur Angstsensitivität ist
zutreffend?
o Sie beschreibt die gleichen Prozesse und
Merkmale, wie bei der Kinesiophobie.
o Sie beschreibt ein Konzept zu besonders
achtsamem und vorsichtigem Verhalten
bei chronischen Schmerzpatienten, dass
auf buddhistisch geprägten Lehren be-
ruht.
o Sie reflektiert die Empathie von Menschen
mit anderen Menschen, die an Schmerz
leiden.
o Sie beschreibt das Phänomen Angst vor
der Angst bei Auftreten von sympathi-
schem Aktivierungserleben, wie z.B. auch
bei Schmerzen.
o Sie prädestiniert Menschen dazu, Angst-
störungen zu entwickeln, ist aber wenig
bedeutsam für das Erleben von Schmerz.
Diese zertifizierte Fortbildung ist
12 Monate auf springermedizin.de/
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Dort erfahren Sie auch den genauen
Teilnahmeschluss. Nach Ablauf des
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