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Die Rolle der kognitiven Kontrolle bei der Wortverarbeitung: Hinweise für die Aphasietherapie

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Abstract

Exekutive Funktionen sind für viele kognitive, soziale und emotionale Fähigkeiten von Bedeutung und stellen eine häufige Begleitsymptomatik bei Personen mit Aphasie dar. Bei der Wortverarbeitung können exekutive Funktionen einen Einfluss haben, da sie bei der Auswahl von stark miteinander konkurrierenden lexikalischen Einträgen unterstützen können. In diesem Zusammenhang wird der Begriff der kognitiven Kontrolle verwendet, der häufig auch synonym für die exekutiven Basiskomponenten eingesetzt wird. Das Wissen darüber, ob Aufgaben zur Überprüfung von Wortverarbei-tungsprozessen auf lexikalisch-semantische Fähigkeiten und kognitive Kontrollmechanismen angewiesen sind, kann Auswirkungen auf die diagnostische Aussagekraft haben und für das Therapiesetting relevant sein. Ziel ist es, die Studienlage zur Rolle der kognitiven Kontrolle bei Aufgaben zur Wortverarbeitung darzustellen und Ableitungen für die Aphasietherapie zu diskutieren. Psycho- und neurolinguistische Studien konnten zeigen, dass lexikalische und semantische Wortflüssigkeitsaufgaben, Aufgaben zum Verständnis lexikalischer Ambiguitäten sowie das Bildbenennen mit manipuliertem semantischen Kontext von lexikalisch-semantischen Fähigkeiten sowie von kognitiven Kontrollmechanismen abhängen können. Die Auswahl der lexikalischen Einträge kann in der jeweiligen Aufgabe, unter bestimmten Bedingungen, durch die kognitive Kontrolle unterstützt werden. Dieses Wissen ist relevant, da unterdurchschnittliche Leistungen in diesen Aufgaben sowohl auf lexikalisch-semantische als auch auf exekutive Beeinträchtigungen zurückzuführen sein können. Im Umkehrschluss kann der Einsatz dieser komplexen Aufgaben auf einem hohen sprachlichen Niveau für Personen mit sehr leichter Symptomatik sinnvoll sein.
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Aphasie und verwandte Gebiete | Aphasie et domaines associés N° 2/2020 ISSN 1664-8595
Original
Die Rolle der kognitiven Kontrolle bei der Wort-
verarbeitung: Hinweise für die Aphasietherapie
Rosenkranz, Anna¹
1 Philipps-Universität Marburg, Institut für Germanistische Sprachwissenschaft, AG Klinische Linguistik
DE | Zusammenfassung
Exekutive Funktionen sind für viele kognitive, soziale und emotionale Fähigkeiten von
Bedeutung und stellen eine häufige Begleitsymptomatik bei Personen mit Aphasie dar.
Bei der Wortverarbeitung können exekutive Funktionen einen Einfluss haben, da
sie bei der Auswahl von stark miteinander konkurrierenden lexikalischen Einträgen
unterstützen können. In diesem Zusammenhang wird der Begri der kognitiven
Kontrolle verwendet, der häufig auch synonym für die exekutiven Basiskomponenten
eingesetzt wird. Das Wissen darüber, ob Aufgaben zur Überprüfung von Wortverarbei-
tungsprozessen auf lexikalisch-semantische Fähigkeiten und kognitive Kontrollmecha-
nismen angewiesen sind, kann Auswirkungen auf die diagnostische Aussagekraft
haben und für das Therapiesetting relevant sein. Ziel ist es, die Studienlage zur Rolle der
kognitiven Kontrolle bei Aufgaben zur Wortverarbeitung darzustellen und Ableitungen
für die Aphasietherapie zu diskutieren. Psycho- und neurolinguistische Studien
konnten zeigen, dass lexikalische und semantische Wortflüssigkeitsaufgaben, Aufgaben
zum Verständnis lexikalischer Ambiguitäten sowie das Bildbenennen mit manipulier-
tem semantischen Kontext von lexikalisch-semantischen Fähigkeiten sowie von
kognitiven Kontrollmechanismen abhängen können. Die Auswahl der lexikalischen
Einträge kann in der jeweiligen Aufgabe, unter bestimmten Bedingungen, durch die
kognitive Kontrolle unterstützt werden. Dieses Wissen ist relevant, da unterdurch-
schnittliche Leistungen in diesen Aufgaben sowohl auf lexikalisch-semantische als
auch auf exekutive Beeinträchtigungen zurückzuführen sein können. Im Umkehr-
schluss kann der Einsatz dieser komplexen Aufgaben auf einem hohen sprachlichen
Niveau für Personen mit sehr leichter Symptomatik sinnvoll sein.
Schlüsselwörter: Kognitive Kontrolle, Aphasie, Wortflüssigkeit, Lexikalische Ambigui-
tät, Semantische Interferenz
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EN | Abstract
Executive functions are essential for a wide range of cognitive, social and emotional
skills and often accompany a stroke-induced aphasia. In word processing, executive
functions can have an influence, as they can support the selection of the proper lexical-
semantic representation under high competition. In this context, the term cognitive
control is used, which is often used synonymously for the core executive components.
Knowing whether tasks for testing word processing rely on lexical-semantic skills and
cognitive control mechanisms can have an impact on diagnostic validity and can be
relevant for the therapeutic setting. The aim is to present the current state of studies
regarding the role of cognitive control in word processing tasks and to discuss the
relevance for aphasia therapy. Psycho- and neurolinguistic studies could show that
lexical and semantic word fluency tasks, tasks for resolving lexical ambiguities as well
as picture naming with manipulated semantic context can depend on lexical-semantic
skills as well as on cognitive control mechanisms. Cognitive control mechanisms can
support lexical selection in these tasks, under certain conditions. This knowledge is
relevant, since below-average performance in these tasks can be due to lexical-semantic
as well as executive impairments. Conversely, the use of these complex tasks at a high
linguistic level can be useful for people with very mild symptoms.
Keywords: Cognitive Control, Aphasia, Verbal Fluency, Lexical Ambiguity, Semantic
Interference
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1.0 Beeinträchtigungen der exekutiven
Funktionen und der Wortverarbei-
tung bei Personen mit Aphasie
Exekutive Funktionen sind für viele kognitive, soziale
und emotionale Fähigkeiten von wesentlicher Bedeu-
tung und werden als eine der komplexesten geistigen
Funktionen des Menschen bezeichnet (Lezak et al., 2012).
Beeinträchtigungen der exekutiven Funktionen stellen
eine häufige Begleitsymptomatik bei Personen mit
Aphasie dar (Breitenstein et al., 2009; Kuzmina & Wee-
kes, 2017; McDonald et al., 2019). Von besonderer Praxis-
relevanz sind mögliche Auswirkungen von Beeinträchti-
gungen der exekutiven Funktionen auf sprachliche und
kommunikative Leistungen. Beispielsweise hängt die
Leistung in Aufgaben zur Wortflüssigkeit, die häufig Be-
standteil von Aphasiediagnostikverfahren sind (Carpen-
ter et al., 2020; Stielow & Stenneken, 2017), und auch der
Kommunikationserfolg sowohl von sprachlichen als
auch von exekutiven Leistungen ab (Fridriksson et al.,
2006; Purdy, 2002). Der vorliegende Artikel stellt den Ein-
fluss exekutiver Funktionen auf die Wortverarbeitung in
den Fokus. Auf eine beeinträchtigte Wortverarbeitung
sind beispielsweise Wortfindungsstörungen, eines der
häufigsten Symptome einer Aphasie, zurückzuführen.
Auch bei Personen mit sehr leichten Aphasien oder Rest-
aphasien treten Wortfindungsstörungen vor allem bei
Aufgaben auf einem hohen sprachlichen Niveau sowie
in anspruchsvollen Gesprächssituationen auf (Jaecks,
2015; Stadie et al., 2019). Häufig erschweren diese Rest-
symptome die berufliche Rehabilitation sowie die gesell-
schaftliche Teilhabe (Jaecks, 2015). Zudem zeigt sich eine
beeinträchtigte Wortverarbeitung in therapeutisch-dia-
gnostischen Situationen bei klassischen Benennaufga-
ben (z.B. Bildbenennen, Definitionsaufgaben) (Benassi
et al. 2012; Stadie et al. 2019).
Das Wissen über einen möglichen Einfluss exekutiver
Funktionen bei der Wortverarbeitung ist daher für die
Aphasiediagnostik und -therapie von grosser Relevanz.
Wenn im Diagnostikbereich Aufgaben zur Überprüfung
von Wortverarbeitungsprozessen eingesetzt werden, die
auf lexikalisch-semantische und exekutive Leistungen
angewiesen sind, hat dies Auswirkungen auf die diagnos-
tische Aussagekraft. Unterdurchschnittliche Leistungen
in diesen Aufgaben könnten dann sowohl auf lexika-
lisch-semantische als auch auf exekutive Beeinträchti-
gungen zurückzuführen sein. Andererseits werden Auf-
gaben auf einem hohen Niveau benötigt, um auch noch
Restsymptome in diesem Bereich diagnostizieren zu
können. In diesem Fall könnten ganz bewusst komplexe-
re Aufgaben, die von verschiedenen kognitiven Fähigkei-
ten abhängen, eingesetzt werden. Gleiches gilt für den
Einsatz von Aufgaben, die auf lexikalisch-semantische
und exekutive Leistungen angewiesen sind, und im The-
rapiesetting eingesetzt werden. Ziel des Artikels ist es da-
her, die aktuelle Studienlage zur möglichen Rolle exeku-
tiver Funktionen bei Aufgaben zur Wortverarbeitung
darzustellen und Ableitungen daraus für die Aphasiethe-
rapie zu diskutieren.
2.0 Kognitive Kontrolle und
Wortverarbeitungsprozesse
2.1 Exekutive Funktionen und
kognitive Kontrolle
Da es sich bei exekutiven Funktionen um eine der kom-
plexesten geistigen Funktionen handelt (Lezak et al.,
2012), ist es nicht verwunderlich, dass es eine Vielzahl an
zum Teil auch widersprüchlichen Definitionen gibt.
Müller (2017) bezeichnet exekutive Funktionen auch als
Regenschirmbegri, unter dem verschiedene Planungs-
und Steuerungsfähigkeiten subsummiert werden. Exe-
kutive Funktionen werden in verschiedene Subkompo-
nenten eingeteilt. Miyake et al. (2000) beschreiben drei
verschiedene Komponenten, die auch als Basiskompo-
nenten bezeichnet werden (Diamond, 2013; Müller, 2017).
Die erste Komponente ist die Umstellungsfähigkeit, also
die Fähigkeit flexibel zwischen Aufgaben wechseln zu
können. Die zweite Komponente ist die Überwachung
und Aktualisierung des Arbeitsgedächtnisses und eng
mit der Konzeption des Arbeitsgedächtnisses verbunden,
wie es beispielsweise von Baddeley (2012) beschrieben
wird. Die dritte Komponente ist die Inhibition, die die
Fähigkeit beschreibt, unerwünschte Reaktionen zu
hemmen. Aus diesen drei Basiskomponenten werden die
übergeordneten exekutiven Funktionen, das Schlussfol-
gern, das Problemlösen und das Planen gebildet (Dia-
mond, 2013; Müller, 2017).
Müller (2017) beschreibt, dass während die Basiskompo-
nenten auch ohne sprachliche Beteiligung auskommen,
die übergeordneten exekutiven Funktionen zwingend
auch mit sprachlichen Fähigkeiten interagieren. Dies
liegt daran, dass das Schlussfolgern, das Problemlösen
und das Planen, auch in Testverfahren zur Diagnostik ex-
ekutiver Leistungen, sprachlich vermittelt werden. Für
die Erfassung der Leistungen in den Basiskomponenten,
können auch nicht-sprachliche Aufgaben zum Einsatz
kommen. Dennoch können auch die Basiskomponenten
relevant für sprachliche und kommunikative Leistun-
gen sein und diese beeinflussen. Spitzer et al. (2019, 2020)
messen beispielsweise der Umstellungsfähigkeit beson-
dere Bedeutung bei und beschreiben, dass eine Beein-
trächtigung in diesem Bereich erhebliche Schwierigkei-
ten im Gespräch verursachen kann, da Betroene
schnellen Themen- und Sprecherwechseln nicht folgen
könnten. Bei der Wortverarbeitung können exekutive
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Funktionen einen Einfluss haben, da sie bei der Auswahl
einer an sich schwächeren Reaktion, die in Konflikt mit
starken, aber kontextirrelevanten Reizen steht, entschei-
dend sein können (Miller & Cohen, 2001). Dies ist bei-
spielsweise der Fall, wenn zwei lexikalische Einträge
(z.B. Tiger und Löwe) miteinander konkurrieren. In die-
sem Zusammenhang wird häufig der Begri der kogniti-
ven Kontrolle (oder auch der Top-down-Kontrolle) ver-
wendet (Diamond, 2013; Nozari & Thompson-Schill, 2016).
Kognitive Kontrollmechanismen können dabei die Um-
stellungsfähigkeit, das Arbeitsgedächtnis und auch die
Inhibition umfassen. Im Folgenden wird der Begri kog-
nitive Kontrolle verwendet, der häufig auch synonym für
die exekutiven Basiskomponenten eingesetzt wird (Car-
penter et al., 2020; Diamond, 2013).
2.2 Wortverarbeitungsprozesse
Unsere Sprache ist unmittelbar mit der Verwendung von
Wörtern und damit mit dem Zugri und Abruf lexikali-
scher Einträge aus dem mentalen Lexikon verknüpft
(Stadie et al., 2019). Es gibt verschiedene psycholinguisti-
sche Modelle des mentalen Lexikons, die die Prozesse des
Wortzugris und -abrufs auf unterschiedliche Weise ab-
bilden (für einen Überblick siehe Dell et al., 2014). Alle
Ansätze nehmen jedoch an, dass jeder lexikalische Ein-
trag mit einer Wortform und einer Bedeutungsrepräsen-
tation verknüpft ist (Stadie et al., 2019). Beim Verständnis
von Wörtern wird zuerst auf die Wortform zugegrien
und erhält in einem weiteren Schritt die entsprechende
semantische Bedeutung (Stadie et al., 2019). Bei der Pro-
duktion von Wörtern, wird zunächst die Bedeutungsre-
präsentation und dann die Wortform des lexikalischen
Eintrags aktiviert und abgerufen (Stadie et al., 2019). Vie-
le Wortproduktionsmodelle gehen zudem, neben der Ak-
tivierung des Zieleintrags (z.B. Maus), von einer Aktivie-
rung semantisch relatierter Einträge (z.B. Hamster) aus.
Beide lexikalische Einträge (Maus und Hamster) konkur-
rieren in diesem Fall um die Auswahl und den Abruf
(Dell et al., 2014; Stadie et al., 2019; siehe aber auch Navar-
rete et al. (2014) für ein Modell ohne kompetitiven Pro-
zess). In Folge der Konkurrenz zwischen den lexikali-
schen Einträgen innerhalb einer semantischen Kategorie
kann es zu semantischen Interferenzeekten kommen
(Nozari & Thompson-Schill, 2016). Diese äussern sich in
erhöhten Fehlerraten und längeren Latenzzeiten beim
Wortabruf. Kognitive Kontrollmechanismen können die
Auswahl eines lexikalischen Eintrags während eines
kompetitiven Prozesses unterstützen (Nozari & Thomp-
son-Schill, 2016). Eine relevante Rolle der kognitiven
Kontrolle bei der Wortverarbeitung ist daher die Unter-
stützung bei der Auswahl des lexikalischen Eintrags, der
in Konflikt mit starken, aber kontextirrelevanten lexika-
lischen Einträgen steht (Belke & Stielow, 2013; Schnur et
al., 2009; Thompson-Schill et al., 1997).
2.3 Neuronale Grundlagen
Exekutive Funktionen und somit auch die kognitive
Kontrolle werden traditionell mit Leistungen des Fron-
talhirns assoziiert (Lezak et al., 2012). Nach jüngsten Er-
kenntnissen wird allerdings, wie bei allen kognitiven
Funktionen, von einem komplexen Netzwerk ausgegan-
gen, das die Interaktion verschiedener kortikaler Regio-
nen umfasst (McDonald et al., 2019). Auch das sprachli-
che Netzwerk und die Prozesse der Wortverarbeitung
sind mit verschiedenen Gehirnregionen und Verbindun-
gen assoziiert (Friederici & Gierhan, 2013; Weiller, et al.,
2011). Während das semantische Wissen bzw. die lexika-
lisch-semantische Verarbeitung mit mittleren Anteilen
des mittleren temporalen Gyrus assoziiert wird, wird die
lexikalisch-phonologische Verarbeitung mit dem hinte-
ren Bereich des linken mittleren temporalen Gyrus und
des linken superioren temporalen Gyrus, in dem auch
das Wernicke-Areal (Brodmann-Areal (BA) 22) verortet
ist, assoziiert (de Zubicaray & Piai, 2019; Indefrey, 2011).
Der linke inferiore frontale Gyrus, der sich u. a. aus dem
Broca-Areal (BA 44 + 45) sowie dem BA 47 zusammensetzt,
wird seit jüngster Zeit ebenfalls mit der lexikalisch-se-
mantischen Verarbeitung in Zusammenhang gebracht
(Bajada et al., 2015; Schnur et al., 2009; Weiller et al., 2011).
Es ist bekannt, dass neben der dorsalen auch die ventrale
Verbindung zwischen den frontalen und temporalen Ge-
hirnregionen, eine zentrale Rolle bei der Sprachverarbei-
tung einnimmt. Es wird angenommen, dass die ventrale
Verbindung die Grundlage für die kognitive Kontrolle,
u.a. auch der semantischen Verarbeitung, bietet (Bajada
et al., 2015) und BA 45 und BA 47 an der Auswahl relevan-
ter lexikalischer Einträge aus dem mentalen Lexikon be-
teiligt sein können (Weiller et al., 2011). Die Ergebnisse
bildgebender Verfahren lassen allerdings vermuten, dass
der linke inferiore frontale Gyrus nicht per se am lexika-
lischen Wortabruf beteiligt ist. Vielmehr scheint der Ein-
fluss des linken inferioren frontalen Gyrus, und damit
der kognitiven Kontrolle, von der jeweiligen Aufgabe ab-
hängig zu sein (Schnur et al., 2009; Thompson-Schill et
al., 1997).
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3.0 Die Rolle der kognitiven Kontrolle
bei der Wortverarbeitung
Im Folgenden werden lexikalisch-semantische Aufga-
ben vorgestellt bei denen ein Einfluss der kognitiven
Kontrolle angenommen wird.
3.1 Semantische und lexikalische
Wortflüssigkeit
Als zentrale Voraussetzungen, um gute Wortgenerie-
rungsleistungen erbringen zu können, gelten sowohl le-
xikalisch-semantische Fähigkeiten als auch die kogniti-
ve Kontrolle (Carpenter et al., 2020; Thiele et al., 2016).
Wie diese unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten in
semantischen und lexikalischen Wortflüssigkeitsaufga-
ben zusammenwirken, konnte bisher jedoch noch nicht
hinreichend geklärt werden (Bose et al., 2017; Stielow &
Stenneken, 2017; Thiele et al., 2016). Unter Beachtung vor-
gegebener Regeln und eines Zeitraums von meist 60 Se-
kunden, müssen in der semantischen Aufgabe möglichst
viele Wörter zu einer vorgegebenen semantischen Kate-
gorie (z.B. Kleidungsstücke) oder in der lexikalischen
Aufgabe Wörter mit einem bestimmten Anfangsbuch-
staben (z.B. d) generiert werden (Lezak et al., 2012). Der
Regensburger Wortflüssigkeitstest (RWT) (Aschenbren-
ner et al., 2000) ist ein standardisiertes und normiertes
Testverfahren, welches ursprünglich zur Überprüfung
exekutiver Funktionen bei Menschen mit erworbener
Hirnschädigung konzipiert wurde. Jedoch wird der RWT
auch häufig zur Beurteilung der Wortfindungsleistung im
sprachtherapeutischen Kontext angewendet, um lexika-
lisch-semantische Fähigkeiten zu überprüfen (Benassi et
al., 2012; Jaecks, 2015). Zudem sind Wortflüssigkeitsaufga-
ben ein fester Bestandteil vieler Aphasiediagnostikverfah-
ren (Tabelle 1).
Die klassische Auswertung der Wortflüssigkeitsaufga-
ben, wie sie auch in den Testverfahren (Tabelle 1) durch-
geführt wird, beschränkt sich auf das Addieren der gene-
rierten Wörter innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens
(für einen Überblick siehe Thiele et al., 2016). Diese Art
der Auswertung ermöglicht jedoch keinen Rückschluss
darauf, ob unterdurchschnittliche Leistungen auf beein-
trächtigte lexikalisch-semantische Fähigkeiten oder ko-
gnitive Kontrollmechanismen zurückzuführen sind.
Hierfür ist eine Auswertung nach qualitativen Kriterien
notwendig, die eine tiefergehende Analyse der Wortge-
nerierungsleistung ermöglichen (Bose et al., 2017; Stie-
low & Stenneken, 2017; Thiele et al., 2016).
Eine häufig in Studien verwendete qualitative Auswer-
tungsmethode ist die Auswertung von Clustern und
Wechseln (Bose et al., 2017; Stielow & Stenneken, 2017;
Troyer et al., 1997). Die Annahme ist, dass sprachliche
Leistungen vor allem mit dem Bilden von Clustern in
Verbindung stehen und die kognitive Kontrolle mit der
Fähigkeit Wechsel durchzuführen. In der semantischen
Bedingung bilden Wörter ein Cluster, die derselben se-
mantischen Subkategorie (z.B. Unterwäsche in der Kate-
gorie Kleidungsstücke) zuzuordnen sind und in der lexi-
kalischen Bedingung Wörter, die beispielsweise die
ersten beiden Buchstaben teilen (z.B. Dach und danken
beim Anfangsbuchstaben d). Ein Wechsel stellt den
Übergang von einem Cluster zum nächsten dar. Wäh-
rend der semantischen Wortflüssigkeitsaufgabe müssen
Wörter innerhalb einer semantischen Kategorie abgeru-
fen werden, sodass davon auszugehen ist, dass viele Ver-
treter dieser relevanten semantischen Kategorie eine
Aktivierung erhalten. Zudem werden häufig Vertreter
semantischer Subkategorien generiert. Wenn die Wörter
in einer Subkategorie ausgeschöpft sind, dann wird zu
einer nächsten Subkategorie gewechselt, um die Höhe
des Outputs wieder zu steigern (Hirshorn & Thomp-
son-Schill, 2006). Die Steuerung der Wechsel von einer
Subkategorie zur nächsten, wird mit der kognitiven Kon-
trolle und neuronal mit dem linken inferioren frontalen
Gyrus in Zusammenhang gebracht (Hirshorn & Thomp-
son-Schill, 2006). Während der lexikalischen Wortflüs-
sigkeitsaufgabe muss der Suchprozess sehr gezielt ge-
steuert werden, da er sich auf die Wortform beschränkt.
Es müssen phonologische Ähnlichkeiten zwischen den
Testverfahren Semantische Aufgabe Lexikalische Aufgabe
Bielefelder Wortfindungsscreening (BIWOS)
(Benassi et al., 2012)
Kleidungsstücke
Sportarten
Süssigkeiten
h
d
n
Bielefelder Aphasie Screening (BIAS)
(Richter & Hielscher-Fastabend, 2018)
Supermarkt
Tiere
r
Aphasie Check Liste (ACL)
(Kalbe et al., 2005)
Supermarkt b
Aphasie-Schnell-Test (AST)
Kr oker, 20 06)
Tiere -
Tabelle 1: Überbl ick über die semantischen Kategorien in der semantischen sowie d ie Anfangsbuchst aben in der lexikalischen Wortflüssigkeitsaufgabe
in den verschiedenen Aphasiediagnostikverfahren.
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Wörtern berücksichtigt werden (Koch et al., 2016), was
zudem eine sehr unnatürliche Art des Wortabrufs ist, die
in der natürlichen Kommunikation selten vorkommt.
Zwar ist dies ein anderer Wortabrufprozess als in der se-
mantischen Aufgabe, aber auch diese Kontrolle – die Be-
schränkung des Wortabrufs auf phonologische Ähnlich-
keiten – wird mit der kognitiven Kontrolle und neuronal
mit dem linken inferioren frontalen Gyrus in Verbin-
dung gebracht (Hirshorn & Thompson-Schill, 2006). So-
wohl die semantische als auch die lexikalische Aufgabe
sind damit auf die kognitive Kontrolle angewiesen, wo-
bei Konsens darüber besteht, dass die lexikalische Aufga-
be, vermutlich aufgrund der unnatürlichen Art des Wor-
tabrufs, mehr von Leistungen der kognitiven Kontrolle
abhängt (Carpenter et al., 2020; Henry & Crawford, 2004).
3.2 Verarbeitung von lexikalischen
Ambiguitäten
Wörter, die mehr als eine Bedeutung haben, tauchen in
allen Sprachen dieser Welt auf (Nozari & Thomp-
son-Schill, 2016). Das Verständnis mehrdeutiger Wörter
verlangt den Abruf der relevanten kontextabhängigen
Bedeutung und damit die Inhibition der irrelevanten Be-
deutung. Unterschieden wird nach semantischer Relati-
on ambiger Wörter. So weisen polyseme Wörter eine in-
haltliche Bedeutungsbeziehung auf (z.B. Hahn als
männliches Haushuhn oder Wetterhahn), während ho-
monyme Wörter in keiner Beziehung zueinanderstehen
(z.B. die bzw. das Steuer) (Busse, 2009). Die Auflösung der
lexikalischen Ambiguität erfordert nicht nur einen in-
takten Zugri auf die verschiedenen Bedeutungen eines
mehrdeutigen Wortes, sondern auch die Fähigkeit, aus-
zuwählen, welche Bedeutung in einem gegebenen Kon-
text angemessen ist (Grindrod & Baum, 2002). Es wird
angenommen, dass Personen mit Aphasie, insbesondere
mit Läsionen des linken inferioren frontalen Gyrus, die
Bedeutungen der ambigen Wörter abrufen können, je-
doch Probleme haben, die irrelevante Bedeutung bei-
spielsweise durch den Satzkontext zu hemmen (Grin-
drod & Baum, 2002; Vuong & Martin, 2011). Durch die
Unterstützung kognitiver Kontrollmechanismen kann
der Abruf unterstützt und die angemessene Bedeutung
abgerufen werden (Grindrod & Baum, 2002; Vuong &
Martin, 2011; für einen Überblick siehe Nozari & Thomp-
son-Schill, 2016). Eine Unterstützung des Abrufs ist je-
doch nur erforderlich, wenn es sich um eine hohe Anfor-
derung handelt (Grindrod & Baum, 2002; Vuong & Martin,
2011). Dies ist der Fall, wenn eine Bedeutung des ambigen
Wortes untergeordnet ist und die übergeordnete Bedeu-
tung des Wortes gehemmt werden muss, da der Abruf
trotz eines gegebenen Kontextes erschwert ist (z.B. Die
Anhänger sahen sich zum Verwechseln ähnlich, obwohl
sie unterschiedliche Trikots trugen).
In Aphasiediagnostikverfahren wird die lexikalische
Ambiguität auf Wortebene kaum überprüft. Beispiels-
weise finden sich jeweils vier polyseme Items (z.B. Flü-
gel) im BIAS (Richter & Hielscher-Fastabend, 2018) im
Rahmen der Überprüfung des auditiven Wortverständ-
nisses und des Lesesinnverständnisses. Diese Items wur-
den in das Verfahren aufgenommen, um die Schwierig-
keit der Items zu erhöhen. Aufgrund der Kürze des
Verfahrens und der sehr wenigen ambigen Items kann
der Einfluss auf den Wortzugri jedoch nicht getestet
werden (Richter & Hielscher-Fastabend, 2018). Zudem
gibt es in der Testbatterie LeMo 2.0 (Stadie et al., 2013)
drei Subtests, die homophone Allographen (Opa / Oper)
bzw. Pseudohomophone (Schwan / Schwaan) überprü-
fen. Es handelt sich allerdings ausschliesslich um
schriftlich präsentierte Stimuli, die mit dem Ziel einge-
setzt werden, die Lese- und Schreibrouten zu überprüfen.
Die Auflösung von Ambiguitäten ist für die Sprachverar-
beitung sehr zentral und auch für die Aphasietherapie
relevant. Neben den Schwierigkeiten mit lexikalischer
Ambiguität zeigen Personen mit Aphasie auch Schwie-
rigkeiten mit ambigen Sätzen (Nozari & Thomp-
son-Schill, 2016). Ambige Wörter und Sätze spielen in der
Alltagssprache eine grosse Rolle und sind zudem die
Grundlage für den figurativen Sprachgebrauch (Meta-
phern, Idiome) (Busse, 2009). Das Wissen darüber, ob und
wann die Verarbeitung von Ambiguitäten durch die kog-
nitive Kontrolle schon auf Wortebene unterstützt wird,
ist daher von grosser Relevanz für die Grundlagenfor-
schung sowie für die Praxis.
3.3 Bildbenennen
Aufgaben zum Bildbenennen sind Bestandteil zahlrei-
cher Aphasiediagnostik- sowie Aphasietherapieverfah-
ren und werden standardmässig zur Überprüfung se-
mantisch-lexikalischer Fähigkeiten eingesetzt (Nozari &
Thompson-Schill, 2016; Stadie et al., 2019). Zudem gibt es
verschiedene Benennparadigmen, die experimentell in
psycho- und neurolinguistischen Studien eingesetzt
werden. In Benennparadigmen wird häufig der linguisti-
sche Kontext manipuliert, beispielsweise werden nur
Items aus der gleichen semantischen Kategorie oder mit
dem gleichen Anfangsphonem verwendet. Werden Items
aus der gleichen semantischen Kategorie benannt, so
führt dies zu einem semantischen Kontexteekt, der
sich in einer semantischen Interferenz zeigt. Im Ver-
gleich zu einer neutralen Bedingung, in denen die Items
nicht semantisch relatiert sind, nimmt die Fehlerrate so-
wie die Latenzzeit im semantischen Kontext zu. Diese
semantische Interferenz entsteht vermutlich aufgrund
der hohen lexikalischen Konkurrenz zwischen seman-
tisch relatierten Objekten (de Zubicaray & Piai, 2019; Dell
et al., 2014; aber siehe auch Navarrete et al., 2014). Der
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korrekte Abruf des Zielitems führt gleichzeitig zur Akti-
vierung semantisch relatierter lexikalischer Einträge.
Wenn der semantische Kontext manipuliert wird, wird
durch diesen kompetitiven Prozess die Aktivierungsstär-
ke und somit die Auswahl des lexikalischen Eintrags be-
einflusst. Benennparadigmen, die sowohl mit gesunden
SprecherInnenn als auch mit Personen mit Aphasie
durchgeführt wurden und zu semantischen Kontextef-
fekten führen, sind das Benennparadigma, das die Items
geblockt-zyklisch präsentiert (blocked cyclic naming),
das Benennparadigma, in dem die Items kontinuierlich
präsentiert werden (continuous naming) sowie das
Bild-Wort-Interferenzparadigma (Picture-word-interfe-
rence), (de Zubicaray & Piai, 2019; Nozari & Thomp-
son-Schill, 2016; Stielow, 2017). Diese Benennparadigmen
werden experimentell eingesetzt, um zugrundeliegende
Wortverarbeitungsprozesse bei Personen mit und ohne
Aphasie zu erforschen.
Beim geblockt-zyklischen Benennparadigma wird ein
kleines Set aus semantisch relatierten Items aus der glei-
chen semantischen Kategorie (homogene Blöcke) sowie
ein Set aus unrelatierten Items (heterogene Blöcke) ge-
bildet. Diese homogenen (z. B. Maus, Tiger, Kamel, Biber,
Spinne) und heterogenen (z.B. Tiger, Kürbis, Messer, Ball,
Stiefel) Blöcke werden im Verlauf eines Experiments
mehrmals (zyklisch) wiederholt. Dabei nehmen die Feh-
lerrate sowie die Latenzzeit in der homogenen Bedin-
gung im Vergleich zur heterogenen Bedingung zu. Zu-
sätzlich zu der semantischen Interferenz aufgrund des
semantischen Kontextes (homogene vs. heterogene Blö-
cke), wurde in einigen Studien ein Anstieg der semanti-
schen Interferenz über die Wiederholungen der Blöcke
(Zyklen) beobachtet (Schnur et al., 2006). Diese anstei-
gende (kumulative) semantische Interferenz zeigt eine
Zunahme der Fehlerrate sowie der Benennlatenzen über
die Zyklen hinweg. Am häufigsten wird dieser kumulati-
ve semantische Interferenzeekt bei Personen mit
Aphasie beobachtet, während er bei Personen ohne
Aphasie nicht auftritt (Belke & Stielow, 2013). Es liegen
einige Studien vor, die zeigen, dass Personen mit Aphasie
einen grossen semantischen Kontexteekt zeigen und
dass dieser zunimmt, wenn sie zudem Beeinträchtigun-
gen der kognitiven Kontrolle aufweisen, was in den Stu-
dien mit einer Läsion im linken inferioren frontalen Gy-
rus einherging (Schnur et al., 2006; Wilshire & McCarthy,
2002; für eine Übersicht siehe Belke & Stielow, 2013).
Auch in einem Benennparadigma, das erstmals von Ho-
ward et al. (2006) vorgestellt wurde, zeigt sich ein seman-
tischer Kontexteekt. In diesem Paradigma werden 165
verschiedene Items benannt. Es werden jeweils fünf
Items aus 24 verschiedenen semantischen Kategorien
(= 120 Items) sowie 45 unrelatierte Items als Füllitems
präsentiert. Diese Items werden jeweils nur einmal, also
kontinuierlich, präsentiert. Es konnte gezeigt werden,
dass mit jedem neuen Vertreter einer semantischen Ka-
tegorie, die Latenzzeit zunahm, sich also ein kumulativer
Interferenzeekt zeigte (Howard et al., 2006; Riès et al.,
2015; Stielow, 2017). Allerdings konnte dieser kumulative
Interferenzeekt bisher nicht mit kognitiven Kontroll-
mechanismen in Verbindung gebracht werden (Belke &
Stielow, 2013; Riès et al., 2015).
Im Rahmen des Bild-Wort-Interferenzparadigmas wer-
den Objekte benannt (beispielsweise Apfel), während
gleichzeitig ein Ablenker (beispielsweise Birne) schrift-
lich präsentiert wird. Semantisch relatierte Ablenker, aus
der gleichen semantischen Kategorie wie das Zielitem,
führen dabei zu mehr Fehlern bzw. längeren Latenzzei-
ten als unrelatierte Ablenker. Eine Erleichterung – also
eine kürzere Latenzzeit – kann hingegen bei assoziativ
ähnlichen Ablenkern (Honig und Biene) sowie phonolo-
gisch ähnlichen Ablenkern (Ball und Banane) beobach-
tet werden (de Zubicaray & Piai, 2019). Ob die kognitive
Kontrolle in diesem Benennparadigma involviert ist und
beim Wortabruf unterstützend einwirkt, ist jedoch um-
stritten (de Zubicaray & Piai, 2019).
Während im Benennparadigma, das die Items ge-
blockt-zyklisch präsentiert der Einfluss der kognitiven
Kontrolle – also der Top-down-Unterstützung beim Wor-
tabruf – nachgewiesen werden konnte (Belke & Stielow,
2013; Riès et al., 2015; Schnur et al., 2006; Schnur et al.,
2009), wurde bei den anderen Benennparadigmen bisher
kein Einfluss der kognitiven Kontrolle nachgewiesen (de
Zubicaray & Piai, 2019; Riès et al., 2015). Belke und Stielow
(2013) vermuten, dass das geblockt-zyklische Benennpa-
radigma kognitive Kontrollmechanismen zulässt, da die
ProbandInnen sich das relativ kleine Itemset durch die
wiederholte Präsentation merken können und daher
top-down einwirken können. Können kognitive Kont-
rollmechanismen aufgrund von Beeinträchtigungen
nicht bei der Auswahl lexikalischer Einträge unterstüt-
zen, führt dies zu einem kumulativen Interferenzeekt
im geblockt-zyklischen Benennparadigma. Die Studien
deuten darauf hin, dass die kognitive Kontrolle - je nach
Aufgabenformat - auch beim Bildbennen beteiligt sein
kann.
4.0 Zusammenfassung und Hinweise
für die Aphasietherapie
Exekutive Funktionen können einen Einfluss auf die
Wortverarbeitung haben, da lexikalisch-semantische
Aufgaben auf einem hohen Niveau sowohl von sprachli-
chen als auch von exekutiven Leistungen abhängen.
Wenn es in einer Aufgabe zu einer hohen Konkurrenz
zwischen lexikalischen Einträgen kommt, können exe-
kutive Funktionen wie die Umstellungsfähigkeit, das Ar-
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Aphasie und verwandte Gebiete | Aphasie et domaines associés N° 2/2020 ISSN 1664-8595
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beitsgedächtnis und auch die Inhibition bei der Auswahl
unterstützen. In diesem Fall wird, wie auch im vorliegen-
den Artikel, der Begri der kognitiven Kontrolle verwen-
det. Klassische Aufgaben, die in ihrer erfolgreichen
Durchführung von lexikalisch-semantischen Fähigkei-
ten sowie der kognitiven Kontrolle abhängen, sind die
semantische und die lexikalische Wortflüssigkeit (Car-
penter et al., 2020; Stielow & Stenneken, 2017). Beide Auf-
gaben sind mit jeweils drei Items im BIWOS (Benassi et
al., 2012) enthalten, das Beeinträchtigungen der Wortfin-
dung auf einem relativ hohen Niveau erfasst. Darauf auf-
bauend beinhaltet das Bielefelder Therapiematerial zum
lexikalischen Wortabruf (BILEX) (Richter et al., 2014)
Aufgaben zur lexikalischen Wortflüssigkeit und wurde
für Personen mit leichten sprachlichen sowie kogniti-
ven Beeinträchtigungen entwickelt. Brekeller und Ryll
(2020) konnten zeigen, dass das Therapiematerial struk-
turierte lexikalische Suchstrategien fördert und auch
Wortabrufstörungen auf einem hohen Niveau behandelt
werden können. Auch andere Studien zeigten nach ei-
nem Training exekutiver Funktionen eine Verbesserung
der Wortfindung (Quitmann et al., 2020; Spitzer et al.,
2020). Spitzer et al. (2019, 2020) entwickelten eine Thera-
piemethode zur Umstellungsfähigkeit (Cognitive flexibilty
in Aphasia Therapy), in der beispielsweise Reaktionen auf
einen Themenwechsel provoziert werden, die die Um-
stellungsfähigkeit im Gespräch erfordern. Sie zeigten
nicht nur, dass sich durch diese Therapiemethode die
kommunikativen Fähigkeiten bei Personen mit Aphasie
verbesserten, sondern stellten nach der Therapie der
Umstellungsfähigkeit auch Verbesserungen im Benen-
nen fest (Spitzer et al., 2019, 2020). Quitmann et al. (2020)
beobachteten sowohl nach der sprachtherapeutischen
Benenntherapie mit CIAT-COLLOC (Kleine-Katthöfer et
al, 2016) als auch nach der Therapie mit dem neuropsy-
chologischen Therapieprogramm NEUROvitalis (Baller
et al, 2009) Verbesserungen in der Wortfindung bei einer
Patientin mit chronischer Aphasie. Zukünftig könnten
gerade in der Therapie von leichten Aphasien, in der häu-
fig sehr anspruchsvolle Aufgaben eingesetzt werden, die
Wirksamkeit kombinierter Therapieverfahren, also Ver-
fahren die sprachliche und exekutive Leistungen bein-
halten, überprüft werden.
Ein Einfluss der kognitiven Kontrolle konnte auch bei
der Auflösung lexikalischer Ambiguitäten beobachtet
werden (Nozari & Thompson-Schill, 2016). Die Auflösung
lexikalischer Ambiguitäten ist für die Sprachverarbei-
tung sehr zentral und stellt zudem die Grundlage für den
figurativen Sprachgebrauch dar (Busse, 2009). Die Auflö-
sung lexikalischer Ambiguität kommt in Aphasiediag-
nostikverfahren bisher kaum zur Anwendung. Für die
Aphasietherapie gibt es dazu einen Therapieband aus
dem nat-Verlag, der die Auflösung lexikalischer Ambi-
guität zum Schwerpunkt hat (Dörre, 2020). Die Zielgrup-
pen sind PatientInnen mit lexikalisch-semantischen
sowie semantisch-pragmatischen Beeinträchtigungen
der Wortverarbeitung nach Aphasie oder einer Schädi-
gung der rechten (nicht sprachdominanten) Hirnhemi-
sphäre. Anspruchsvolle Aufgaben, die Wortabrufübun-
gen in komplexe semantisch-pragmatische und
metasprachliche Kontexte einbetten, finden sich zudem
im Bielefelder Material mit komplexen pragmatisch ori-
entierten Aufgaben zur Verbesserung des lexikalisch-se-
mantischen Wortabrufes bei Restaphasie (BIKOMPLEX)
(Haller et al., 2019). Allerdings zeigten die Studien bisher
nur dann einen Einfluss der kognitiven Kontrolle, wenn
eine Bedeutung des ambigen Wortes untergeordnet ist
und die übergeordnete Bedeutung des Wortes gehemmt
werden muss, da der Abruf trotz eines gegebenen Kon-
textes erschwert ist. Die kognitive Kontrolle ist nicht per
se an der Auflösung lexikalischer Ambiguitäten beteiligt
(Nozari & Thompson-Schill, 2016).
Das Bildbenennen ist eine sehr relevante Aufgabe, die
standardmässig zur Überprüfung semantisch-lexikali-
scher Fähigkeiten eingesetzt wird (Stadie et al., 2019). Zu-
dem spielt das Bildbenennen sowie allgemein die Arbeit
mit Bildern in der Aphasietherapie eine grosse Rolle
(Stadie et al., 2019) und es wird in der Behandlung von
Wortfindungsstörungen häufig innerhalb einer seman-
tischen Kategorie gearbeitet. Experimentelle Studien
konnten jedoch zeigen, dass Items aus der gleichen se-
mantischen Kategorie zu einem semantischen Kontex-
teekt führen, der sich in einer semantischen Interfe-
renz zeigt. Die Fehlerrate sowie die Latenzzeit im
semantischen Kontext nehmen aufgrund der hohen le-
xikalischen Konkurrenz zwischen semantisch relatier-
ten Objekten zu (de Zubicaray & Piai, 2019; Dell et al.,
2014; aber siehe auch Navarrete et al., 2014). Kognitive
Kontrollmechanismen können unter bestimmten Vor-
aussetzungen bei der Auswahl der lexikalischen Einträge
unterstützen (Belke & Stielow, 2013; Riès et al., 2015;
Schnur et al., 2006; Schnur et al., 2009). Der Einfluss der
kognitiven Kontrolle konnte bisher aber nur im ge-
blockt-zyklischen Benennparadigma nachgewiesen
werden. Die kognitive Kontrolle ist also nicht per se an
der Auswahl lexikalischer Einträge, während eines kom-
petitiven Prozesses, beteiligt. Dennoch sollten zukünfti-
ge Studien untersuchen, ob die Arbeit innerhalb einer
semantischen Kategorie im Therapiesetting förderlich
ist oder die Benennfähigkeit sogar hemmen könnte. Die
Faktoren der Itemwiederholung sowie des Kontexts (re-
latiert vs. unrelatiert) sollten daher auch für die Apha-
sietherapie untersucht werden.
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5.0 Schlussfolgerung
Wenn es in Aufgaben zur Wortverarbeitung zu einer ho-
hen Konkurrenz zwischen lexikalischen Einträgen
kommt, können kognitive Kontrollmechanismen wie die
Umstellungsfähigkeit, das Arbeitsgedächtnis und auch
die Inhibition bei der lexikalischen Auswahl unterstüt-
zen. Die erfolgreiche Durchführung dieser Aufgaben, wie
beispielsweise Wortflüssigkeitsaufgaben oder Aufgaben
zum Verständnis lexikalischer Ambiguitäten, hängt so-
mit sowohl von lexikalisch-semantischen Fähigkeiten
als auch von kognitiven Kontrollmechanismen ab. Aber
nicht alle Aufgaben, die zu einer hohen Konkurrenz zwi-
schen lexikalischen Einträgen führen, führen per se zu
einer Unterstützung der kognitiven Kontrolle beim lexi-
kalischen Wortabruf. Der Einfluss der kognitiven Kont-
rolle scheint von der jeweiligen Aufgabe abhängig zu
sein (Belke & Stielow, 2013; de Zubicaray & Piai, 2019; No-
zari & Thompson-Schill, 2016). Das Wissen darüber, ob die
kognitive Kontrolle an lexikalisch-semantischen Aufga-
ben beteiligt ist oder nicht, ist auch für die Aphasiediag-
nostik und -therapie relevant, da unterdurchschnittli-
che Leistungen in diesen Aufgaben sowohl auf
lexikalisch-semantische als auch auf exekutive Beein-
trächtigungen zurückzuführen sein können. Für Perso-
nen mit sehr leichten Aphasien mit Wortfindungs-
störungen, die auf einem hohen sprachlichen Niveau
auftreten, kann der Einsatz dieser anspruchsvollen Auf-
gaben im Umkehrschluss gerade sinnvoll sein.
Kontak t | Anna Rosenkranz, Institut für Germanistische Sprachwissenschaf t, AG Klinische Linguistik Philipps-Universität
Marburg, anna.rosenkranz@uni-marburg.de
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Cognitive Neuropsychology, 19(2), 165–186. https://doi.org/10.1080/02643290143000169
... 3 executive functioning, linguistic processing, etc. (Ledoux et al., 2014;Ventura et al., 2005) in pathological populations such as patients with mild cognitive impairment (Bauer et al., 2021), Alzheimer's disease (Henry et al., 2004), Parkinson's disease (Henry & Crawford, 2004c;Højlund et al., 2017), Huntington's disease (Henry et al., 2005), traumatic brain injury (Cermak et al., 2021;Henry & Crawford, 2004a, b;Rosenkranz et al., 2020;Thiele et al., 2016), multiple sclerosis (Santangelo et al., 2019), epilepsy (Metternich et al., 2014), schizophrenia (Henry & Crawford, 2005a;Rosenkranz et al., 2019;Tan et al. 2020Tan et al. , 2021cf. Gabrić, 2021a, b), depression (Henry & Crawford, 2005b;Klumpp & Deldin, 2010), bipolar disorder (Raucher-Chéné et al., 2017), obsessive-compulsive disorder (Henry, 2006), autism (Spek et al., 2009), specific language impairment and other developmental disorders (Mengisidou, 2019), HIV infection (Iudicello et al., 2006), and many others. ...
... 3 executive functioning, linguistic processing, etc. (Ledoux et al., 2014;Ventura et al., 2005) in pathological populations such as patients with mild cognitive impairment (Bauer et al., 2021), Alzheimer's disease (Henry et al., 2004), Parkinson's disease (Henry & Crawford, 2004c;Højlund et al., 2017), Huntington's disease (Henry et al., 2005), traumatic brain injury (Cermak et al., 2021;Henry & Crawford, 2004a, b;Rosenkranz et al., 2020;Thiele et al., 2016), multiple sclerosis (Santangelo et al., 2019), epilepsy (Metternich et al., 2014), schizophrenia (Henry & Crawford, 2005a;Rosenkranz et al., 2019;Tan et al. 2020Tan et al. , 2021cf. Gabrić, 2021a, b), depression (Henry & Crawford, 2005b;Klumpp & Deldin, 2010), bipolar disorder (Raucher-Chéné et al., 2017), obsessive-compulsive disorder (Henry, 2006), autism (Spek et al., 2009), specific language impairment and other developmental disorders (Mengisidou, 2019), HIV infection (Iudicello et al., 2006), and many others. ...
Preprint
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Verbal fluency tasks are often used in neuropsychological research and may have predictive and diagnostic utility in psychiatry and neurology. However, researchers using verbal fluency have uncritically assumed that there are no category- or phoneme-specific effects on verbal fluency performance. We recruited 16 healthy young adult subjects and administered two semantic (animals, trees) and phonemic (K, M) fluency tasks. Because of the small sample size, results should be regarded as preliminary and exploratory. On the animal compared to the tree task, subjects produced significantly more legal words, had a significantly lower intrusion rate, significantly shorter first-response latencies and final silence periods, as well as significantly shorter between-cluster response latencies. These differences may be explained by differences in the category sizes, integrity of the categories' borders, and efficiency of the functional connectivity between subcategories. On the K compared to the M task, subjects produced significantly more legal words and had significantly shorter between-cluster response times. Counterintuitively, a corpus analysis revealed there are more words starting with ⟨m⟩ compared to ⟨k⟩ in the experimental language. Our results potentially have important implications for research utilizing verbal fluency, including decreased reproducibility, questionable reliability of diagnostic and predictive tools based on verbal fluency, decreased knowledge accumulation, and increased number of publications with potentially misleading clinical interpretations.
... Der Abruf von Einträgen aus dem mentalen Lexikon kann auch durch kognitive Funktionen, wie etwa denen, die zum Spektrum der Exekutivfunktionen gehören, erschwert sein. Hierzu zählen etwa Schwierigkeiten in der Inhibition von nicht passenden lexikalischen Einträgen, die im Rahmen von Exekutivstörungen bei unterschiedlichen neurologischen Erkrankungen auftreten können (Martin & Allan, 2008;Rosenkranz, 2020). Wortfindungsstörungen sollten allerdings nicht als isoliertes Symptom behandelt werden. ...
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Wortfindungsstörungen werden im Rahmen vieler neurologisch bedingter Kommunikationsstörungen beschrieben. In Zusammenhang mit Aphasien und Restaphasien sind sie bereits gut erforscht. Häufig werden sie aber auch bei nicht-aphasischen, kognitiven Kommunikationsstörungen als Teil des Symptomkomplexes beschrieben. Bislang wurde wenig untersucht, wie sich Wortfindungsstörungen auf (sozio-)kommunikative Fähigkeiten auswirken. Hierzu zählen etwa die verbale und nonverbale Interaktion mit einem Gesprächspartner, die Planung, korrekte Darstellung und Interpreta-tion von Gesprächsinhalten sowie die emotionale Kontrolle in der Interaktion mit dem Gesprächspartner. Zur Untersuchung des Einflusses der Wortfindungsstörungen auf das Gesprächsverhalten wurden in dieser Studie 10 PatientInnen in Rehabilitationseinrichtungen untersucht. Für eine umfangreiche Testung der Wortfindungsstörung sowie des Gesprächsverhaltens wurden der BIWOS, der LCQ und der BeKoS durchgeführt und analysiert. Die Testergebnisse ergaben, dass sich eine Wortfindungsstörung in einem beeinträchtigten Kommunikationsverhalten insbesondere durch floskelhafte Sprache und Schwierigkeiten bei der kohärenten Darstellung von Gesprächsbeiträgen niederschlägt. Außerdem konnten durch kognitive Störungen entstandene Symptomkomplexe mit ähnlichem Kommunikationsverhalten zusammengefasst werden. Diese verdeutlichen die Heterogenität des Krankheitsbilds der kognitiven Kommunikationsstörungen. Hierbei zeigen sich etwa Störungen in der non- und paraverbalen Kommunikation sowie der Informationsauswahl. In Zukunft wäre eine weitere Konkretisierung der Störungsprofile an einer grösseren Stichprobe, insbesondere in Bezug auf die zugrunde liegende Erkrankung und Läsionslokalisation, von Interesse. Schlüsselwörter: Wortfindungsstörung, kognitive Kommunikationsstörung, Gesprächsverhalten, exekutive Funktionen, Kommunikationsverhalten
Article
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Personen mit Aphasie erleben den Verlust ihrer Sprache und ihrer Gesprächsfähigkeit meist als grosse Einschränkung. Deshalb ist ein häufiges Ziel der Sprachtherapie, die Teilhabe an Gesprächen zu verbessern. Studien zeigen, dass für erfolgreiche Gespräche neben sprachlichen Fähigkeiten auch Exekutivfunktionen relevant sind, insbesondere die Umstellungsfähigkeit. Diese wird in Gesprächen bei einem Themenwechsel, der Klärung von Missverständnissen oder dem Wechsel auf andere kommunikative Kanäle zur Verständigung benötigt. Studien weisen darauf hin, dass die Umstellungsfähigkeit bei Personen mit Aphasie beeinträchtigt sein kann, in der herkömmlichen Diagnostik und Therapie findet sie jedoch wenig Berücksichtigung. Im vorliegenden Artikel werden deshalb bestehende Diagnostikverfahren und Therapiemethoden zu den Exekutivfunktionen im Bereich der Neuropsychologie vorgestellt, deren Übertragbarkeit auf die Sprachtherapie diskutiert und aktuelle Forschungslücken aufgezeigt. Anschliessend werden das neu entwickelte Screening zur kognitiven Flexibilität bei Aphasie (engl. Cognitive Flexibility in Aphasia-Screening/CFA-Screening) und der neu konzipierte Therapieansatz zur kognitiven Flexibilität in der Aphasietherapie (engl. Cognitive Flexibility in Aphasia Therapy/ CFAT) vorgestellt, die erstmals die Erfassung bzw. Behandlung von Störungen der Umstellungsfähigkeit bei Aphasie innerhalb von Alltagsgesprächen ermöglichen. Zur Veranschaulichung der CFAT und des CFA-Screening wird ein Einzelfall dargestellt.
Article
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Word finding difficulties frequently occur in aphasia and are manifested in impaired picture naming and word generation performance as well as aborted sentences in everyday communication. The effectiveness of speech therapy (ST) has been proven by numerous studies, while the effectiveness of neuropsychological training (NT) has hardly been investigated so far. This single case study examines the effectiveness of both interventions on word retrieval in a patient with chronic aphasia who underwent three-week therapy phases each with ST and NT. Word retrieval performance improved significantly after both ST and NT. However, both interventions seem to affect different word retrieval processes, so that existing speech therapy interventions could be supplemented by neuropsychological interventions in the future.
Article
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Cognitive impairment is an important target for rehabilitation as it is common following stroke, is associated with reduced quality of life and interferes with motor and other types of recovery interventions. Cognitive function following stroke was identified as an important, but relatively neglected area during the first Stroke Recovery and Rehabilitation Roundtable (SRRR I), leading to a Cognition Working Group being convened as part of SRRR II. There is currently insufficient evidence to build consensus on specific approaches to cognitive rehabilitation. However, we present recommendations on the integration of cognitive assessments into stroke recovery studies generally and define priorities for ongoing and future research for stroke recovery and rehabilitation. A number of promising interventions are ready to be taken forward to trials to tackle the gap in evidence for cognitive rehabilitation. However, to accelerate progress requires that we coordinate efforts to tackle multiple gaps along the whole translational pathway.
Chapter
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The cognitive processes and neural mechanisms supporting language production have received considerably less research attention than those involved in language comprehension. This situation is partly attributable to the methodological challenges involved in acquiring electrophysiological and neuroimaging data during overt speech. However, our knowledge is increasing with the addition of lesion-symptom mapping studies in patients, and the application of novel brain stimulation technologies. In this chapter, we review findings from a range of studies investigating the spatial and temporal components of speech production in patients and healthy participants, with a particular emphasis on those employing psycholinguistic paradigms to identify and characterize core processes and components of the network involved in retrieving words from the mental lexicon.
Article
Background: Lexical access in bilinguals can be influenced by the demands that different interactional contexts pose on cognitive control processes. However, how varying cognitive control demands impact lexical access in bilingual persons with aphasia (BPWA) remains unclear. Verbal fluency tasks may provide valuable insights into the interplay between cognitive control and lexical access in BPWA by addressing word generation abilities in language contexts that exert varying degrees of cognitive control effort. Aims: The present study aimed to examine the performance of BPWA on a semantic category generation task that required word retrieval in single and dual-language contexts under varying cognitive control demands and a traditional letter fluency task conducted in single-language contexts. We also examined the associations between verbal fluency performance and (i) bilingual language history, and (ii) performance on standardized language assessments in both BPWA and healthy bilinguals. Methods and Procedures: Thirteen Spanish-English BPWA and twenty-two Spanish-English healthy bilinguals completed a language use questionnaire, verbal fluency testing and standardized language assessments in each language. The semantic category generation task included four conditions: two conditions examined word retrieval in the first-acquired (L1) and second-acquired language (L2) in single language contexts (No Switch-L1 and No Switch-L2) and two conditions elicited word retrieval in dual-language contexts (Self-Switch and Forced-Switch) with low and high cognitive control demands by allowing or restricting switching across languages. The letter fluency task was administered in single language contexts only (F, A, S for English and P, M, R for Spanish). Verbal fluency performance was compared across conditions and groups using multivariate analyses. Further, correlational analyses were used to examine associations between verbal fluency tasks and bilingual language history, language assessments, and cognitive function. Outcomes and Results: Overall, the healthy bilinguals produced a higher proportion of accurate words in both verbal fluency tasks relative to the BPWA. Results indicate that BPWA were more sensitive to the effects of increased cognitive control on lexical access relative to healthy bilinguals. BPWA and healthy bilinguals’ performance on both verbal fluency tasks was associated with metrics of bilingual language history and standardized language assessments. Additionally, for BPWA, L2 letter fluency performance was associated with cognitive function. Conclusion: Our findings suggest that verbal fluency tasks can help characterize the impact of cognitive control on lexical access in BPWA in single and mixed language contexts with important clinical implications.
Article
Besides language deficits, persons with aphasia can present with impairments in executive functions such as cognitive flexibility. Since these impairments can restrict communicative abilities, diagnostics for aphasia should include their assessment. However, tests of executive functions, including symptoms expressed in everyday communication, are lacking for aphasia. Thus, our aim was to fill this gap and study the basic psychometric properties of the novel Cognitive Flexibility in Aphasia Screening. For a pilot evaluation, 26 German patients were examined with tests for language and cognitive flexibility as well as the novel screening. Moreover, 20 non-aphasic persons conducted the latter. We performed a Receiver Operating Characteristic analysis to investigate specificity and sensitivity, and multidimensional scaling to examine similarities between the screening and language/cognitive skills. We found good specificity and sensitivity and showed that the screening is correlated with language skills and verbal cognitive flexibility, revealing promising construct validity and feasibility of the new screening.
Article
Executive functions (EF) is a so-called umbrella term involving many different partly contradicting functions of higher planning ability and control. Deficits of EF appear in cognition as well as in behavior. The relationship of EF to language is determined by the underlying definition and model and resembles the relation between linguistic and non-linguistic cognition. It is determined by the assumed forms of representation and the question of whether linguistic cognition must be considered separately from other cognitive processes, such as EF. Diagnostics and therapy are dominated by approaches that presuppose language competency, particularly regarding planning ability. With respect to other components of EF, both linguistic and figural procedures are available in diagnostics and therapy.
Article
Verbal fluency tasks are widely used in neuropsychological and language assessments. As these tasks are used as an assessment of executive functions as well as lexical-semantic abilities, it is important to precisely specify which executive and language components are involved in these tasks. We tested healthy young speakers and patients with aphasia, conducted semantic and letter fluency tasks and analysed the performance with respect to the number of correct words and clustering and switching component scores. We also tested executive and lexical components. Our findings indicate a strong relative contribution of lexical (as compared to executive) components to the successful performance of fluency tasks. Traditional diagnostic procedures do not allow a differentiation between the different cognitive components involved. Consequently, there might be limitations in the clinical interpretation of performance in these tasks.