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Zwischenziele von Maximierungstaktiken, die zu einem Geständnis führen sollen

Zwischenziele von Maximierungstaktiken, die zu einem Geständnis führen sollen

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Einzelberichte deuten auf die Verwendung von Vernehmungstaktiken in Deutschland hin, die die Schwere der Tat und die Konsequenzen eines Geständnisses herunterspielen (Minimierung) und die vorhandenen Beweise und die Schwere der Konsequenzen von bestreitenden Aussagen übertreiben (Maximierung). Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass solche Taktiken...

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Se muestra la forma de la curva que describe una cuerda pesada entre dos puntos debido a la gravedad y sus propiedades.
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We investigate the classical thermodynamics of 2+ 1 gravity. After dealing with divergent integrals using techniques developed by Guelfand, we encounter unexpected phenomena that are not found in the usual 3+1 case.

Citations

... Dazu werden Methoden der sogenannten Minimierung und Maximierung eingesetzt, deren Ziel es ist, geständnishemmende Bedingungen abzubauen und geständnisfördernde Bedingungen zu erhöhen (vgl. Schneider & May, 2021). Durch Techniken der Minimierung wird Vernommenen beispielsweise die Möglichkeit eingeräumt, die persönlich empfundene Verantwortung für die Tat durch moralische Rechtfertigung zu reduzieren. ...
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Zusammenfassung Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts gaben 321 deutsche Polizeibeamtinnen und -beamte der Schutz- und Kriminalpolizei Auskunft über ihre Perspektive und Praxis bei der Durchführung von Beschuldigtenvernehmungen. Mittels Onlinefragebogen wurden sie zu situativen Aspekten von Vernehmungen sowie personalen Faktoren der Beschuldigten und über sich selbst als Vernehmungsperson befragt. Ein Schwerpunkt der Befragung lag auf der Einschätzung der Anwendungshäufigkeit von Vernehmungstechniken. Insgesamt wurde vor allem der Einsatz informationssammelnder Techniken berichtet. So gaben fast alle Befragten (97,8 %) an, Beschuldigte mit Respekt zu behandeln. Daneben werden aber auch einige geständnisorientierte Techniken verwendet. Des Weiteren zeigen die Ergebnisse, dass die Mehrheit der Befragten (77,3 %) Vernehmungen nicht technisch aufzeichnet, obwohl sie dies eigentlich befürwortet. Beschuldigte werden im Durchschnitt 1–2 mal zur selben Tat vernommen und die Dauer einer Vernehmung beträgt durchschnittlich weniger als 1.5 Stunden. Mehr als die Hälfte der Beschuldigten (54,6 %) macht von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Es wurde geschätzt, dass über die Hälfte der Beschuldigten (57,2 %) kein Geständnis ablegt und ein Drittel der Befragten gab an, schon einmal ein falsches Geständnis eines Beschuldigten erlebt zu haben. In der Diskussion wurden die Ergebnisse zu denen anderer europäischer Staaten und der initialen US-amerikanischen Untersuchung in Beziehung gesetzt, wobei nationale Unterschiede deutlich wurden.
... In Forschungsarbeiten haben sich mit Minimierung und Maximierung zwei geständnisorientierte Taktiken herauskristallisiert, die besonders die Gefahr vernehmungsbedingter falscher Geständnisse erhöhen (z. B. Gudjonsson, 2003;Horgan et al., 2012;Kassin & McNall, 1991;Russano et al., 2005;Schneider & May, 2021). Sie sind zentrale Bestandteile von Vernehmungstechniken wie der Reid-Technik (Inbau et al., 2013), der RPM-Methode (Napier & Adams, 1998) (Madon et al., 2012;2013). ...
... B.Smith et al., 2010). Für Deutschland ergeben sich Hinweise, dass diese Taktiken und Techniken explizit oder implizit (unter anderem Namen oder ohne klare Benennung) polizeilich unterrichtet, angewendet und gelegentlich befürwortet wurden(Schneider & May, 2021). Bei Minimierungstaktiken spielen Vernehmende die Schwere der Tat und die Konsequenzen eines Geständnisses herunter und bieten Erklärungen zur Rechtfertigung der Tatbegehung an (z. ...
... et al., 2013, S. 269). Minimierung und Maximierungstaktiken haben zum Ziel Beschuldigte emotional und kognitiv auf subtile und/oder druckausübende Weise zu manipulieren bis diese (a) möglichst aussagen und (b) gestehen, so dass die Aussageinhalte den Erwartungen der schuldannehmenden Vernehmenden entsprechen (siehe hierzu ausführlichSchneider & May, 2021). In der einschlägigen Forschungsgemeinschaft herrscht Konsens, dass diese Taktiken aufgrund ihres Risikos für falsche Geständnisse abzulehnen sind (z. ...
... Forschungsarbeiten zeigen, dass insbesondere zwei Gruppen von Vernehmungstaktiken das Risiko falscher Geständnisse erhöhen: Minimierung und Maximierung (Gudjonsson, 2003;Horgan et al., 2012;Kassin & McNall, 1991 Schneider & May, 2021). Ihre fehlende Effektivität ist in Einzelfällen, Feldstudien und Experimente nachgewiesen (z. ...
... Vernehmende wenden solche geständnisorientierten Taktiken häufig an, wenn sie subjektiv von der Schuld der Beschuldigten überzeugt sind und keine anderweitig ausreichend belastbaren Beweise vorliegen (Schneider & May, 2021;Volbert & May, 2016 . Aus einem Ermittlungsbericht geht hervor, dass "(Sach-)beweise gegen ihn nicht vorhanden sind und letztendlich nicht klar ist, ob sein Rechtsanwalt einer weiteren Beschuldigtenvernehmung in aller Konsequenz zustimmt" bzw. ...
... Nachdem die Beschuldigten ihre Schuld eingestanden haben, sollen die konkreten Tatumstände aufgeklärt und ein umfassendes Geständnis erlangt werden. Insgesamt erinnert die Überrumpelungstaktik an Mechanismen der Maximierungstaktik, bei der Beschuldigte beispielsweise wiederholt mit Tatvorwürfen und Beweisen zu konfrontieren sind, damit sie sich verunsichert und aussichtslos fühlen, die Beweislage überschätzen und keinen anderen "Ausweg" als ein Geständnis sehen Schneider & May, 2021). ...
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Sammelband 20 Jahre DGfK Die Deutsche Gesellschaft für Kriminalistik e. V. (DGfK) feiert ihr 20-jähriges Bestehen und blickt mit diesem Sammelband auf das Erlebte zurück. Diese Festschrift ist der mittlerweile 7. Jahresband der DGfK. Die Zusammenstellung enthält 11 Beiträge, die den Forschungsbereich Kriminalistik thematisch vielseitig und aktuell beleuchten. Die Herausgeber haben dafür neben aktuellen Aufsätzen auch überarbeitete Vorträge der 17. DGfK-Jahrestagung im September 2022 in Berlin einbezogen. Die Themen Der Leser und die Leserin können sich rasch einen Überblick sowohl über die Betätigungsfelder der Deutschen Gesellschaft für Kriminalistik als auch über die Herausforderungen für deren Mitglieder verschaffen. Beleuchtet werden u.a. diese Themen:Krisen und Kriminalität – Welche Konsequenzen zieht die Kriminalistik?Probleme bei der Vernehmung von Beschuldigten, Angeklagten und Zeugen Neue Erkenntnisse zu Thermospuren und zur forensischen Biomechanik Elektronische Aufenthaltsüberwachung in der Kriminalistik Unternehmensinterne Befragungen von Mitarbeitenden zur Aufarbeitung von Regelverstößen Was blieb von der Wiener Kriminalistischen Schule? Vergleich der ärztlichen Anamnese mit der kriminalistischen Vernehmung Schnelle Übersicht dank Kurzbiographien und Stichwortverzeichnis Die abgedruckten Kurzbiografien aller Autorinnen und Autoren spiegeln deren hohe fachliche Kompetenz wider. Ein ausführliches Stichwortverzeichnis erleichtert die Nutzung des Buches – ob für den beruflichen, studentischen oder privaten Kontext.
... Als ineffektiv sind dabei druckausübende, konfrontative, manipulative und suggestive Vernehmungstaktiken wie Minimierung und Maximierung anzusehen, da sie die Wahrscheinlichkeit falscher Geständnisse bzw. unzuverlässiger Informationen erhöhen (Schneider & May, 2021). Informationen können als unzuverlässig eingestuft werden, wenn sie (a) nachweislich falsch sind oder (b) die Korrektheit aufgrund des Vernehmungsvorgehens nicht überprüfbar ist. ...
... Teilweise ist auch von einer Überraschungstaktik zu lesen, die der Überrumpelungstaktik ähnelt und bei der lügende Beschuldigte während der Vernehmung mit konträren Ermittlungsergebnissen überrascht werden sollen (Niegisch & Thielgen, 2022;siehe auch Märkert, 2020). Insgesamt weist die Überrumpelungstaktik Parallelen zu Maximierungstaktiken auf, bei denen Vernehmende beispielsweise Beschuldigte wiederholt mit Tatvorwürfen und Beweisen konfrontieren sollen, damit diese sich verunsichert und aussichtslos fühlen, die Beweislage überschätzen und keinen anderen "Ausweg" als ein Geständnis sehen (Schneider & May, 2021). Bei der Überzeugungstaktik sollen Vernehmende Beschuldigte durch rationale oder emotionale Argumente zur Kooperation mit den Ermittlungsbehörden "überzeugen" (Niegisch & Thielgen, 2022). ...
... Somit lässt sich diese Taktik den Minimierungstaktiken zuordnen, da die Konsequenzen einer Aussage bzw. eines Geständnisses heruntergespielt werden (Schneider & May, 2021). Im Übrigen weist die Unterteilung in rationale und emotionale Argumente eine gewisse Ähnlichkeit mit der Reid-Technik auf. ...
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Zusammenfassung: Aussagen in Beschuldigtenvernehmungen können polizeiliche Ermittlungen und Strafverfahren entscheidend beeinflussen. Wahre Aussagen können einerseits dabei helfen, Straftaten aufzuklären und vorzubeugen. Falsche Aussagen können hingegen zu kaum oder nur schwer zu revidierenden, polizeilichen und juristischen Fehleinschätzungen und Justizirrtümern führen. Dieser Artikel erläutert zunächst das Zustandekommen und die Folgen falscher Geständnisse in polizeilichen Vernehmungen. Daran anknüpfend beschreibt er die untersuchende Vernehmung, die in Großbritannien als Konsequenz falscher Geständnisse entwickelt wurde, sich in der Praxis bewährt hat und auch von anderen Ländern übernommen wurde. Anschließend beleuchtet er beispielhaft die Anwendung der untersuchenden Vernehmung in Norwegen im Fall Anders Behring Breivik und skizziert die polizeiliche Vernehmungsliteratur und Optimierungspotentiale in Deutschland. Abstract: Information gained from interviews with suspects can guide police investigations and criminal proceedings. Reliable statements can lead to accurate resolutions and the prevention of criminal offences. False statements, on the other hand, can lead to police and legal misjudgments and at worst miscarriages of justice that are difficult or impossible to resolve. This article first describes the occurrence and consequences of false confessions in police interrogations, drawing on lessons learnt from other countries. In the United Kingdom such malpractice and miscarriages led to the development and implementation of investigative interviewing – a research-based and practical approach – that has been adopted in other countries. As an example, we outline the implementation of investigative interviewing in the case of Anders Behring Breivik, Norway. Finally, we describe the German literature about police interviewing and its potential for optimization.
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A injustiça epistêmica agencial no processo penal ocorre quando se imputa excessiva credibilidade a declarações prestadas pelo locutor em momentos de reduzida capacidade de autodeterminação. Especificamente no contexto da retratação de confissões extrajudiciais, questiona-se quais critérios jurídicos de valoração probatória racional seriam capazes de prevenir a ocorrência de injustiças agenciais. A metodologia empregada foi a pesquisa bibliográfica em injustiça epistêmica, confiabilidade probatória da confissão e precedentes do Superior Tribunal de Justiça. Analisando estudos empíricos sobre falsas confissões e as práticas forenses brasileiras, constata-se um risco relevante de ocorrência dessa forma de injustiça, tendo em vista que confissões extrajudiciais são largamente utilizadas para fundamentar sentenças condenatórias. O artigo conclui com duas propostas: (I) desconsiderar, para fins de valoração da prova, confissões extrajudiciais não confirmadas em juízo; e (II) adotar como um dos critérios de valoração da confissão o grau de efetiva agência epistêmica do acusado ao confessar, atribuindo-se menor credibilidade às confissões obtidas em situações de agência reduzida.
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Zusammenfassung: Polizeiliche Entscheidungsträger*innen und Ermittelnde in Deutschland erhalten regelmäßig Aus- und Fortbildungsangebote zu Methoden der Lügenerkennung und zu Vernehmungstaktiken für Beschuldigte, die teilweise unseriös sind. Keinesfalls sollten ineffektive oder ungeprüfte Methoden und Taktiken durch die Polizei angewandt werden, da sie gravierende Folgen für unschuldige Personen (z.B. Freiheitsentzug, soziale Schäden) und die Bevölkerung (z.B. weitere Straftaten durch die eigentlichen Täter*innen, sinkendes Vertrauen in die polizeiliche Ermittlungstätigkeiten) nach sich ziehen können. Besonders problematisch sind pseudowissenschaftliche Angebote, die nicht systematisch geprüfte oder nachweislich ineffektive Inhalte vermitteln, jedoch wissenschaftlich begründet scheinen (z. B. aufgrund des Titels oder der Berufsbeschreibung der anbietenden Personen). Dieses Positionspapier will diese Problematik beleuchten und Personen aus der polizeilichen Lehre und Praxis dazu anregen, Angebote kritisch zu prüfen und schwerpunktmäßig theoretisch fundierte und nachgewiesenermaßen effektive Methoden zum Einschätzen von Falschaussagen (z.B. anhand von Widersprüchen) und Konzepten zur Vernehmung Beschuldigter anzuwenden. Schlüsselwörter: Vernehmung; Täuschung; Geständnis; polizeiliche Ausbildung und Fortbildung; Pseudowissenschaft Abstract: Police decision-makers and investigators in Germany regularly receive training offers on methods for lie detection and interview/interrogation tactics for suspects. However, some of those methods and tactics are unserious. Ineffective or untested methods and tactics should not be used by the police, as they can have serious consequences for innocent people (e.g., detention, social damage) and the population (e.g., further crimes by the actual perpetrators, decreasing trust in police investigative work). Particularly problematic are pseudoscientific offers that provide non-systematically tested or even proven ineffective methods/tactics that appear to be scientifically based (e.g., because of the title or job description of the offering person). This position paper aims to highlight this issue and wants to encourage individuals in police training and practice to critically scrutinize offers and to focus on theoretically sound and proven effective methods for assessing false statements (e.g., based on inconsistencies) and concepts for interviewing suspects. Keywords: Interview/interrogation; Deception; Confession; Police training; Pseudoscience
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Polizeiliche Entscheidungsträger*innen und Ermittelnde in Deutschland erhalten regelmäßig Aus- und Fortbildungsangebote zu Methoden der Lügenerkennung und zu Vernehmungstaktiken für Beschuldigte, die teilweise unseriös sind. Keinesfalls sollten ineffektive oder ungeprüfte Methoden und Taktiken durch die Polizei angewandt werden, da sie gravierende Folgen für unschuldige Personen (z.B. Freiheitsentzug, soziale Schäden) und die Bevölkerung (z.B. weitere Straftaten durch die eigentlichen Täter*innen, sinkendes Vertrauen in die polizeiliche Ermittlungstätigkeiten) nach sich ziehen können. Besonders problematisch sind pseudowissenschaftliche Angebote, die nicht systematisch geprüfte oder nachweislich ineffektive Inhalte vermitteln, jedoch wissenschaftlich begründet scheinen (z.B. aufgrund des Titels oder der Berufsbeschreibung der anbietenden Personen). Dieses Positionspapier will diese Problematik beleuchten und Personen aus der polizeilichen Lehre und Praxis dazu anregen, Angebote kritisch zu prüfen und schwerpunktmäßig theoretisch fundierte und nachgewiesenermaßen effektive Methoden zum Einschätzen von Falschaussagen (z.B. anhand von Widersprüchen) und Konzepten zur Vernehmung Beschuldigter anzuwenden.